Matrix3000 History: Was wäre wenn... die Geschichte anders wäre? (Sonderheft) (Vorschau)
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Hätte Patrick überlebt,<br />
<strong>wäre</strong> Kennedy wohl nicht<br />
nach Dallas gefahren.<br />
Iljitsch Lenin 1917 von Zürich nach St.<br />
Petersburg brachte. Im Gegensatz zu<br />
den zahlreichen sowjetischen Mythen<br />
waren Lenin und seine Familie keine<br />
armen Proletarier und hatten niemals<br />
Hunger und Elend erleiden müssen.<br />
Unmittelbar nach Abdankung des<br />
Zaren Nikolaus II. im März 1917 verhandelte<br />
Lenin in seinem Züricher Exil<br />
mit dem deutschen Botschafter in der<br />
Schweiz. Er wollte in einem versiegelten<br />
Zug mit exterritorialem Status<br />
Deutschland, das sich ja mit Russland<br />
im Kriegszustand befand, durchqueren<br />
und auf <strong>die</strong>se Weise nach Russland<br />
zurückkehren. Berlin stimmte Lenins<br />
Plänen schließlich zu. Das deutsche<br />
Kaiserreich war an einer weiteren Destabilisierung<br />
Russlands durchaus interessiert.<br />
Im April 1917 bestieg eine<br />
Gruppe von 32 Exilrussen den Zug am<br />
Züricher Hauptbahnhof, darunter Lenin<br />
und seine Frau, und erreichte unbehelligt<br />
den finnischen Bahnhof von St. Petersburg.<br />
Wenige Monate später nahm<br />
<strong>die</strong> kommunistische Revolution ihren<br />
Lauf und führte zur Gründung der Sowjetunion.<br />
<strong>Was</strong> aber <strong>wäre</strong> gewesen, <strong>wenn</strong><br />
Berlin <strong>anders</strong> entschieden und<br />
den Revolutionären <strong>die</strong> Durchreise<br />
verweigert hätte? Oder <strong>wenn</strong> man<br />
sich nicht an sein Wort gehalten und Lenin<br />
verhaftet hätte? Wenn der Zug, der<br />
auf seiner Fahrt mehrfach umgeleitet<br />
werden musste, irgendwo verunglückt<br />
<strong>wäre</strong>? <strong>Was</strong> <strong>wäre</strong> dann aus Russland<br />
und der kommunistischen Revolution<br />
geworden?<br />
Im Gegensatz zum Ausbruch des<br />
Ersten Weltkrieges mit seinen komplizierten<br />
politischen Konstellationen sind<br />
sich <strong>die</strong> Historiker hier ausnahmsweise<br />
einmal einig. Die Dominanz des Revolutionärs<br />
Lenin in der bolschewistischen<br />
Bewegung war geradezu erdrückend,<br />
in einer Weise, <strong>die</strong> bis dahin in der <strong>Geschichte</strong><br />
ohne Vorbild war. „Keine andere<br />
poltische Partei“, so der Historiker<br />
Orlando Figes, „war so eng verknüpft<br />
mit der Persönlichkeit eines einzigen<br />
Mannes.“ Ohne Lenin keine Revolution.<br />
Welche Konsequenzen <strong>die</strong>s für das<br />
republikanische Russland gehabt hätte,<br />
ist schwer abzuschätzen. Auf jeden Fall<br />
hätte es keinen Stalinismus und nach<br />
dem zweiten Weltkrieg auch keinen<br />
kommunistischen Block und keinen<br />
Kalten Krieg gegeben. Dies wiederum<br />
hätte zur Folge gehabt, dass sich auch<br />
kein fanatischer Antikommunismus wie<br />
in den USA unter McCarthy entwickelt<br />
hätte.<br />
Das Attentat auf John F. Kennedy<br />
Patrick Bouvier Kennedy, der jüngste<br />
Sohn des US-Präsidenten, ist von der<br />
<strong>Geschichte</strong> fast vergessen. Er hatte keine<br />
Zeit, sich in <strong>die</strong> prominente Familie<br />
einzuordnen. Er lebte nur 39 Stunden.<br />
Geboren am 7. August 1963 in der<br />
Base Otis auf Cape Cod, war Patrick das<br />
dritte Kind der Kennedys. Ein Frühchen<br />
mit unzureichend entwickelter Lunge.<br />
Er wurde praktisch sofort getauft, weil<br />
schon von Anfang an allen klar war,<br />
dass sein Leben an einem seidenen<br />
Faden hing. Heute könnte Patrick auf<br />
einer neonatologischen Station sogar<br />
mit 95% Chance auf das Überleben hoffen.<br />
Das kleine Kind wurde ins Boston<br />
Children‘s Medical Center gebracht,<br />
um sein Leben zu retten, während Jakkie<br />
weiterhin im Hospital in Cape Cod<br />
blieb. Schon <strong>die</strong> beiden anderen Kinder,<br />
Caroline und John jr., hatten auf <strong>die</strong><br />
Persönlichkeit JFKs einen großen Einfluss.<br />
Und jetzt <strong>die</strong>ser kleine, liebe Junge<br />
… Um 4 Uhr morgens, am 9. August,<br />
gaben <strong>die</strong> Ärzte das kleine Kind dem<br />
Vater in <strong>die</strong> Arme. Kennedy schaukelte<br />
den kleinen Patrick, als er seine letzten<br />
Atemzüge machte… Danach ging der<br />
Präsident auf sein Zimmer und weinte<br />
– allein.<br />
Die nächste Woche verbrachte JFK<br />
mit seiner Frau Jackie. Sie weinten<br />
und sprachen zusammen. In<br />
ihre kühle, fast schon nur noch pro forma<br />
geführte Ehe kehrten Zärtlichkeit<br />
und Vertrauen zurück. Clint Hill, der<br />
Bodyguard der First Lady, schrieb später:<br />
„Nach Patricks Tod haben ich und<br />
<strong>die</strong> anderen Agenten bemerkt, dass der<br />
Präsident und Mrs. Kennedy sich näher<br />
gekommen waren.“ Sie hielten sich an<br />
den Händen, als sie das Krankenhaus<br />
verließen.<br />
Es ist kaum wahrscheinlich, dass <strong>die</strong><br />
Kennedys Reisepläne nach Dallas im<br />
kommenden Herbst gemacht hätten,<br />
<strong>wenn</strong> Patrick überlebt hätte. Schon <strong>die</strong><br />
Sorge um <strong>die</strong> Gesundheit des Sohnes<br />
hätte <strong>die</strong>s wohl verhindert. Ob dadurch<br />
das Schicksal nur etwas verschoben<br />
worden <strong>wäre</strong> oder sich <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong><br />
vollkommen <strong>anders</strong> entwickelt hätte,<br />
bleibt offen. So aber nahmen Jack und<br />
Jackie Kennedy drei Monate nach Patricks<br />
Tod Platz in der offenen Lincoln-<br />
Continental-Limousine, um über <strong>die</strong><br />
Dealey Plaza zu fahren. In Dallas.<br />
<strong>Was</strong> <strong>wäre</strong>, <strong>wenn</strong> es tatsächlich kein<br />
Attentat auf John F. Kennedy gegeben<br />
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