Matrix3000 History: Was wäre wenn... die Geschichte anders wäre? (Sonderheft) (Vorschau)
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D<br />
das Bernsteinzimmer vor<br />
den Deutschen zu retten,<br />
und so hatten sie es nur<br />
mit Pappe verkleidet,<br />
um es bei eventuellen<br />
Kampfhandlungen vor<br />
Zerstörungen zu schützen.<br />
Die deutsche Wehrmacht hat dann<br />
das Bernsteinzimmer kurzerhand<br />
gestohlen und im Herbst 1941 nach<br />
Königsberg abtransportieren lassen,<br />
wo es während der Kriegsjahre im<br />
dortigen Stadtschloss als Sehenswürdigkeit<br />
ausgestellt wurde. So kam<br />
es sogar vorerst noch in fachkundige<br />
Hände. Dr. Alfred Rohde, Direktor der<br />
städtischen Kunstsammlungen, war<br />
ein großer Bernsteinliebhaber und<br />
schrieb im Verlauf der nächsten Jahre<br />
sogar zwei Bücher über das Beutekunstwerk.<br />
Auch der Gauleiter der NS-<br />
DAP in Königsberg, Erich Koch, sollte<br />
in unserer weiteren <strong>Geschichte</strong> noch<br />
eine wichtige Rolle spielen.<br />
Die Spur verliert sich<br />
1944. Die deutsche Wehrmacht war an<br />
allen Fronten auf dem Rückzug, und<br />
<strong>die</strong> Rote Armee befand sich im Anmarsch<br />
auf Ostpreußen. Alfred Rohde<br />
fürchtete um <strong>die</strong> Sicherheit des<br />
Bernsteinzimmers und ließ erste Teile<br />
davon ins sicherer gelegene Schloss<br />
Wildenhoff im heute polnischen Teil<br />
Ostpreußens auslagern. Auch den<br />
verbliebenen Rest ließ Rohde demontieren<br />
und in zahlreichen Kisten in den<br />
mehrgeschossigen Kellergewölben<br />
des Königsberger Schlosses einlagern.<br />
Es war höchste Zeit gewesen.<br />
Durch britische Bombenangriffe wurde<br />
Königsberg größtenteils zerstört,<br />
das Stadtschloss stand mehrere Tage<br />
lang in Flammen. Das Bernsteinzimmer<br />
hatte jedoch im Keller <strong>die</strong> Angriffe<br />
überstanden. Augenzeugen berichteten<br />
später, <strong>die</strong> Kisten noch 1945 gesehen<br />
zu haben - sogar noch fünf Tage<br />
vor dem Einmarsch der Roten Armee.<br />
Die Schlacht um Königsberg<br />
(6. - 9. April 1945)<br />
war eine der letzten des<br />
zweiten Weltkrieges. Hitler<br />
hatte <strong>die</strong> Stadt zur<br />
Festung erklärt und jeden<br />
Rückzug, ja sogar <strong>die</strong> Evakuierung<br />
der Bevölkerung, verboten.<br />
Als der Königsberger Stadtkommandant<br />
der Wehrmacht, General Otto<br />
Lasch, vor der russischen Übermacht<br />
kapitulierte, ließ ihn der „Führer“ in<br />
WER IMMER DAS Bernsteinzimmer<br />
BESASS, BAUTE ES AB UND<br />
ANDERSWO WIEDER AUF.<br />
Abwesenheit zum Tode verurteilen.<br />
Alfred Rohde und seine Frau lagen zu<br />
jener Zeit im Seuchenkrankenhaus.<br />
Das Ehepaar war an der Ruhr erkrankt.<br />
Der Kunsthistoriker verstarb<br />
dort an den Folgen seiner Erkrankung<br />
im Dezember 1945. Später stellte sich<br />
heraus, dass Rohdes Sterbeurkunde<br />
gefälscht war. Sein Grab erwies sich<br />
als leer. Hatte der Kunsthistoriker seinen<br />
eigenen Tod inszeniert, um sich in<br />
Sicherheit zu bringen? Oder hatte sich<br />
<strong>die</strong> Rote Armee seiner bemächtigt und<br />
wollte <strong>die</strong>s vertuschen, um von ihm,<br />
dem wohl besten Kenner des Bernsteinzimmers,<br />
Informationen über<br />
dessen Schicksal zu erhalten?<br />
„Aktion Bernsteinzimmer“<br />
Denn viele Forscher vermuten heute<br />
- irgendwann kurz vor oder während<br />
der Kämpfe um Königsberg lief eine<br />
streng geheime Nacht- und Nebelaktion<br />
ab. Die Kisten mit den Teilen des<br />
Bernsteinzimmers wurden auf Lastwagen<br />
geladen und in westlicher gelegene<br />
Regionen des Reiches in Sicherheit<br />
gebracht. Auslöser für <strong>die</strong>se<br />
Vermutung war eine Nachricht, <strong>die</strong> SS-<br />
Obersturmbannführer Georg Ringel<br />
an das Reichssicherheitshauptamt in<br />
Berlin geschickt hatte und <strong>die</strong> von den<br />
Briten abgefangen wurde. Darin heißt<br />
es: „Aktion Bernsteinzimmer durchgeführt,<br />
Befehl ausgeführt, Explosion<br />
erfolgt, erwartete Resultate, Eingänge<br />
maskiert.“<br />
Im Klartext heißt <strong>die</strong>s: Die Deutschen<br />
hatten das Bernsteinzimmer<br />
abtransportiert und <strong>die</strong> Kellereingänge<br />
gesprengt, um den Raub zu vertuschen.<br />
Im Rahmen der Geheimaktion<br />
„Bernsteinzimmer“ hatte ein deutscher<br />
Truppenverband den Befehl erhalten,<br />
<strong>die</strong> Kunstschätze in <strong>die</strong> sichere „Zone<br />
B3“ zu verbringen, bevor <strong>die</strong> Rote Armee<br />
ihre „Operation Grün“, <strong>die</strong> Eroberung<br />
Königsbergs, starten würde.<br />
Weitere Beweise gibt es dafür allerdings<br />
bislang nur wenige, und <strong>die</strong><br />
meisten sind eher nebulös und widersprüchlich.<br />
Kein Mensch weiß bis<br />
heute genau, wo sich <strong>die</strong> ominöse<br />
„Zone B3“ befindet. Vielleicht<br />
- und auch das ist nicht auszuschließen<br />
- ist das Bernsteinzimmer<br />
ja auch während der<br />
Kämpfe verbrannt, oder <strong>die</strong> Rote<br />
Armee hat es gefunden und abtransportiert.<br />
Seit 1941 lagerte das Bernsteinzimmer<br />
im Königsberger Schloss,<br />
bis es kurz vor oder während der<br />
Eroberung der Stadt durch <strong>die</strong> Rote<br />
Armee spurlos verschwand.<br />
Wissen als Lebensversicherung<br />
Liebe zur Kunst war damals nicht sonderlich<br />
gefragt. Sowohl auf deutscher<br />
wie auf russischer Seite konnte man<br />
seines Lebens nicht sonderlich sicher<br />
sein - es sei denn, man hätte etwas<br />
über das Bernsteinzimmer gewusst.<br />
Eine bessere Lebensversicherung hätte<br />
sowohl in Stalins Reich als auch unter<br />
dem niedergehenden Hitlerfaschismus<br />
sowie in den ersten Nachkriegsjahren<br />
niemand haben können.<br />
Dies erfuhr auch der Kriegsverbrecher<br />
Erich Koch, NSDAP-Gauleiter in<br />
Königsberg. In letzter Minute war ihm<br />
per Schiff <strong>die</strong> Flucht gelungen. Über<br />
Saßnitz kam er nach Kopenhagen,<br />
später nach Hamburg, wo er in den<br />
ersten Nachkriegsjahren unter falschem<br />
Namen lebte. Dass er am Ende<br />
doch gefasst wurde, war seine eigene<br />
Schuld. In der typischen Nazimixtur aus<br />
Dummheit, Arroganz, Geltungssucht<br />
und Kadavergehorsam gegenüber dem<br />
alten Regime ließ er sich im Mai 1949<br />
auf einer Flüchtlingsversammlung zum<br />
Vorsitzenden wählen und ergriff dann<br />
selbst mit einer flammenden Rede das<br />
Wort. Ein Besucher erkannte ihn und<br />
zeigte ihn an. Am Abend erhielt Erich<br />
Koch Besuch von der deutschen Kriminalpolizei,<br />
in Begleitung eines britischen<br />
Besatzungsoffiziers. Das Gericht<br />
i n Hamburg erließ Haftbefehl.<br />
II<br />
m<br />
Juli des gleichen Jahres informierte<br />
<strong>die</strong> britische Besatzungsmacht<br />
Polen und<br />
Russland über <strong>die</strong> Verhaf-<br />
48<br />
MATRIX 3000 <strong>History</strong>