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Matrix3000 History: Was wäre wenn... die Geschichte anders wäre? (Sonderheft) (Vorschau)

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Phönizische Münze<br />

(5. Jh. v. Chr.)<br />

sche Drachme rauskam. Der Phönix als<br />

Symbol wanderte zur Drachme hinüber.<br />

Ich hab <strong>die</strong> Drachme ja noch selber<br />

in der Hand gehabt. Damals, als ich<br />

mit 17 meine erste Reise in <strong>die</strong> weite<br />

Welt unternahm, mit Rucksack, Schlafsack<br />

und erhobenem Daumen. Ich fand<br />

es sehr spannend, wie unterschiedlich<br />

<strong>die</strong> Währungen in der Welt gestaltet<br />

sind und wie viel meine Deutsche Mark<br />

im Verhältnis zu anderen Geldern wert<br />

war. Heute muss man schon z.B. nach<br />

In<strong>die</strong>n fahren, um etwas Derartiges zu<br />

erleben. Erstaunlich, wie viele Rupien<br />

man dort für Euro bekommt und was<br />

man alles davon kaufen kann. Ich profitiere<br />

davon, sicher, aber ich fühle mich<br />

nicht wohl, <strong>wenn</strong> <strong>die</strong>s auf Kosten Anderer<br />

geschieht, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong>ses Weise über<br />

den Tisch gezogen werden.<br />

Wer rettet <strong>die</strong> Griechen<br />

vor den Rettern?<br />

Die <strong>Geschichte</strong> ging so weiter, dass <strong>die</strong><br />

griechische Drachme 2002 zugunsten<br />

des Euro aufgegeben wurde. Heute erfahren<br />

wir in der Presse, dass wir Europäer<br />

jetzt „<strong>die</strong> Griechen retten“ müssten.<br />

Der griechische Staat ist nämlich<br />

angeblich so schrecklich verschuldet,<br />

dass er seine Zinsen nicht mehr zahlen<br />

kann. Die Negativ-Zinsen der einen<br />

sind ja <strong>die</strong> Positiv-Zinsen der Anderen.<br />

Diese „Anderen“ sind zum Beispiel <strong>die</strong><br />

deutschen Sparer, <strong>die</strong> ihre Euros privaten<br />

Rentenversicherern in den Rachen<br />

geworfen haben. Diese haben mit dem<br />

Geld der Sparer griechische Staatsanleihen<br />

gekauft haben. Es müssen also<br />

eigentlich nicht <strong>die</strong> Griechen gerettet<br />

werden, sondern <strong>die</strong> deutschen Rentner.<br />

Das sagt uns aber keiner.<br />

Frau Merkel fährt oft nach Griechenland,<br />

redet mit den dortigen<br />

Staatsoberhäuptern und verspricht<br />

frisches Geld, damit <strong>die</strong> Griechen wieder<br />

zahlungsfähig sind (oder damit <strong>die</strong><br />

deutschen privaten Rentenversicherungen<br />

wieder Profit machen können).<br />

Als Gegenleistung sollen <strong>die</strong> Griechen<br />

dann sparen. Gespart wird immer an<br />

den Sozialleistungen. Wo sonst, an<br />

den Rüstungsausgaben etwa? Hierzu<br />

schrieb das Greenpeace-Magazin: „Als<br />

<strong>die</strong> EU Athen bereits ein einschneidendes<br />

Sparpaket auferlegt hatte, drängten<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel und<br />

der damalige französische Präsident<br />

Nikolas Sarkozy den damaligen griechischen<br />

Premierminister Giorgos Papandreou<br />

am Rande eines EU-Gipfels<br />

dazu, bestehende Rüstungsbestellungen<br />

bei deutschen und französischen<br />

Waffenschmieden mit einem Volumen<br />

von über 400 Millionen Euro nicht zu<br />

stornieren.“ Merkwürdig.<br />

Ein Banker wird kreativ<br />

Damit sind wir in der Gegenwart angelangt.<br />

Thomas Mayer, der ehemalige<br />

„Vater der Deutschen Bank“, ein Chef-<br />

Volkswirt, verkündete kurz vor seinem<br />

Abflug in <strong>die</strong> Rente im Jahr 2013 eine<br />

tolldreiste Idee zur Rettung Griechenlands.<br />

Herr Mayer meinte in einer<br />

Nachrichtensendung, <strong>die</strong> Griechen<br />

sollten doch für <strong>die</strong> innergriechischen<br />

Geschäfte den „Geuro“ (griechischen<br />

Euro) einführen. Die Bürger des Landes<br />

sollten mit <strong>die</strong>ser Geld-Kreation dazu<br />

bewegt werden, ihre Euro-Scheine gegen<br />

Geuros einzutauschen. Die Griechen<br />

hatten nämlich angefangen, Bargeld<br />

zu horten, obwohl <strong>die</strong>ses „an sich“<br />

ja gar keinen Wert hat. Der Wert von<br />

Papiergeld beruht ausschließlich auf<br />

einer kollektiven Übereinkunft, so wie<br />

seinerzeit der Phönix. Nur heute stört<br />

es niemanden mehr..<br />

Das Wort Kredit kommt von „Credo“<br />

– das heißt: „ich glaube“.<br />

Menschen glauben, dass sie<br />

Schulden haben, unbewusst also wohl<br />

auch daran, schuldig zu sein. Außerdem<br />

glauben sie daran, dass ihr Geld<br />

irgendwie „gedeckt“ ist. In Wirklichkeit<br />

ist es aber durch nichts anderes als<br />

unserem Glauben gedeckt. Das <strong>wäre</strong><br />

eigentlich nicht so schlimm, <strong>die</strong> Idee<br />

hat sogar etwas Geniales. Schlimm ist<br />

nur, dass im herrschenden System das<br />

Geld hinten und vorne fehlt. Mir fehlt es<br />

z.B., um endlich den Boden zu kaufen,<br />

auf den ich mein Haus bauen möchte.<br />

Viel schlimmer noch ist aber, dass vielen<br />

Menschen sogar das Geld für das<br />

Lebensnotwendige fehlt – etwa um ihre<br />

Kinder zu versorgen. Daneben gibt es –<br />

auch in Griechenland – Leute, <strong>die</strong> so viel<br />

Geld haben, dass sie gar nicht wissen,<br />

wohin damit. Das sind aber nicht <strong>die</strong>, an<br />

denen gespart werden soll.<br />

Planspiel: eine bayerische<br />

Parallelwährung<br />

Ich habe Herrn Mayer damals einen<br />

Brief geschrieben und ihm vorgerechnet,<br />

dass Griechenland mit seinem Geuro<br />

gar nicht gerettet werden kann. Dazu<br />

habe ihn eingeladen, mit mir Bayern zu<br />

besuchen, natürlich nur im Geist. Bayern<br />

hat mit seinen 12,5 Millionen Einwohnern<br />

eine vergleichbare Größe wie<br />

Griechenland. Die anteilige Staatsverschuldung<br />

beträgt ca. 310 Milliarden<br />

€, das sind für jeden einzelnen Bürger<br />

24.816 € Pro-Kopf-Verschuldung. Zum<br />

Vergleich: Griechenland hat 10,7 Millionen<br />

Einwohner und eine Pro-Kopf-Verschuldung<br />

von 29.000 €. Also haben <strong>die</strong><br />

Griechen gerade mal 4000 Euro mehr<br />

Schulden als wir in Bayern. Das könnte<br />

bedeuten, dass auch wir bald „gerettet“<br />

werden müssen. Vielleicht wird dann<br />

das Letzte, was wir haben, das wunderschöne<br />

bayerische Land, an <strong>die</strong>jenigen<br />

verpfändet, bei denen wir <strong>die</strong>se Schulden<br />

haben.<br />

Um einem ungeordneten Staatsbankrott<br />

zu entgehen, so erklärte<br />

ich in meinem Brief an Herrn<br />

Mayer, müsse auch in Bayern eine Parallelwährung<br />

eingeführt werden – und<br />

zwar bevor es zu spät ist. Bayern würde<br />

sich also eine eigene Zentralbank einrichten<br />

und den „Beuro“ herausgeben<br />

(um bei Mayers Wortspiel zu bleiben).<br />

In meinem Zukunftstraum würden sich<br />

<strong>die</strong> Bayern mit ihrer nagelneuen Währung<br />

dann unabhängig machen – unabhängig<br />

von Schulden. Nachdem <strong>die</strong><br />

anteiligen Schulden an den Bund zurückgezahlt<br />

sind, würde jeder der tapferen<br />

Bayern sein eigenes bayrisches<br />

Geld als Geschenk bekommen. 25.000<br />

– genau so viel, wie er vorher an Schulden<br />

hatte. Es <strong>wäre</strong> dann kein Schuldgeld<br />

mehr, sondern Geschenk-Geld. Es<br />

<strong>wäre</strong> nicht von Banken aus dem Nichts<br />

erzeugt, sondern von uns selbst. Wer<br />

wollte, könnte es sich in Form eines<br />

Grundeinkommens auszahlen lassen.<br />

Eine Rückkehr des „Phoenix“?<br />

Das bleibt vorerst ein Traum. Allerdings<br />

haben sich auch andere schlaue Köpfe<br />

über neues Geld Gedanken gemacht.<br />

Das Internet-Wirtschaftsmagazin „libri<br />

logicorum“ bringt eine Komplementärwährung<br />

als Rettungsanker in Griechenland<br />

ins Spiel – interessanterweise<br />

sogar unter dem Namen „Phoenix“.<br />

„Das würde dann so aussehen, dass <strong>die</strong><br />

Republik Griechenland den Euro nicht<br />

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MATRIX 3000 <strong>History</strong>

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