Dissertation Endversion - Universität zu Lübeck
Dissertation Endversion - Universität zu Lübeck
Dissertation Endversion - Universität zu Lübeck
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4.2 Bewertung von Methoden <strong>zu</strong>r Ohrrekonstruktion<br />
An der HNO-Klinik in <strong>Lübeck</strong> wird seit den 1980er-Jahren die Rekonstruktion von<br />
angeborenen oder erworbenen Fehlbildungen der Ohrmuschel durchgeführt. Das Ziel<br />
dieser Operation liegt in einer natürlichen Rekonstruktion, die der Gegenseite optisch<br />
entspricht. Heut<strong>zu</strong>tage stehen dafür verschiedene Materialien <strong>zu</strong>r Verfügung und es<br />
werden grundsätzlich zwei verschiedene Methoden unterschieden.<br />
Zum einen findet häufig eine Rekonstruktion der Ohrmuschel mit autologem Knorpel statt,<br />
welcher aus dem knorpeligen Anteil der 6., 7. und 8. Rippe der ipsilateralen Thoraxseite<br />
entnommen wird. In erfahrenen Händen lassen sich ästhetisch und funktionell<br />
hervorragende Ergebnisse erzielen (Firmin et al. 1998; Siegert 2003; Nagata 2005;<br />
Katzbach 2006b; Weerda 2007).<br />
Die andere Behandlungsmöglichkeit besteht in einer epithetischen Versorgung. Die<br />
Indikationsstellung hängt vom Patientenalter, dem lokalen Gewebe<strong>zu</strong>stand und den<br />
Präferenzen des Patienten sowie letztlich der Erfahrung der versorgenden Klinik ab<br />
(Katzbach et al., 2006a). Vor allem Kinder mit einer bisher unbehandelten Mikrotie sowie<br />
Patienten mit nur wenig narbigem Gewebe und somit der bestehenden Möglichkeit, einen<br />
temporoparietalen Faszienlappen <strong>zu</strong> verwenden, sind für eine Ohrmuschelrekonstruktion<br />
mit autologem Rippenknorpel geeignet (Katzbach et al., 2006a). Diese Operationsmethode<br />
birgt viele Vorteile. Am Beispiel des gesunden Ohres kann eine individuelle Formung des<br />
Knorpelgerüstes mit autologem Knorpel als Material sehr gut stattfinden. Auch ermöglicht<br />
die ortsständige Haut des Rudimentes eine nahtlose Struktur und natürliche Farbgebung<br />
der Vorderseite des rekonstruierten Ohres (Katzbach et al., 2006a). Dies ist bei einem<br />
freien Transplantat nicht gegeben, da in diesem Fall die Haut des Rudiments nicht<br />
verwendet werden kann.<br />
Ein sehr wichtiger Vorteil der Verwendung von autologem Rippenknorpel ist die<br />
lebenslange Haltbarkeit des rekonstruierten Ohres und Robustheit gegenüber<br />
Bagatelltraumata. Verlet<strong>zu</strong>ngen können spontan heilen. Dadurch sind im Gegensatz <strong>zu</strong>r<br />
epithetischen Versorgung keine weiteren Therapien im Verlauf des Lebens notwendig,<br />
wodurch die Finanzierung der Ohrmuschelrekonstruktion auf lange Sicht, gerade in<br />
pädiatrischen Fällen, günstiger ist.<br />
54