Dissertation Endversion - Universität zu Lübeck
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4.3 Stellenwert anderer Autoren<br />
Die Anfänge der Ohrrekonstruktion mit autologem Rippenknorpel als mehrstufiges Gerüst<br />
beruhen auf den Weg weisenden Arbeiten von Tanzer (1959 und 1963). In großen<br />
Fallserien untersuchte Brent die Verwendung von autologem Rippenknorpel (1977, 1983,<br />
1992, 1998 und 1999). Die entscheidenden Studien und Weiterentwicklungen erfolgten<br />
durch Nagata (1993 und 1994), welcher die Anzahl der Operationsschritte bei ähnlich<br />
hervorragendem kosmetischem Resultat deutlich reduzierte. Durch Firmin (1998), Siegert<br />
(1997 und 1998), und Weerda (2004 und 2007) erfolgten Verfeinerungen der einzelnen<br />
Operationsschritte und die Etablierung dieser Methodik in langjährigen Anwendungen bei<br />
einer Vielzahl von Patienten. Die oft eindrucksvollen psychologischen Aspekte und<br />
Veränderungen bei Patienten mit Ohrmuscheldefekten nach einer<br />
Ohrmuschelrekonstruktion wurden jedoch nur wenig beschrieben. Die bisherigen<br />
Meßmethoden <strong>zu</strong>r Erfassung psychosozialer Veränderungen nach einer<br />
Ohrmuschelrekonstruktion umfassen Fragebögen und Gespräche mit Psychologen. Die<br />
Arbeitsgruppe um Horlock (2005) untersuchte zwar die psychischen Veränderungen der<br />
Patienten, arbeiteten jedoch mit selbst entwickelten, nicht-validierten Fragebögen. Im<br />
Gegensatz da<strong>zu</strong> liegt in vorangegangenen Studien eine retrospektive Untersuchung über<br />
die psychosozialen Konsequenzen einer Ohrmuschelrekonstruktion vor, unter der<br />
Benut<strong>zu</strong>ng des dafür klinisch bewährten psychologischen Fragebogentest „Frankfurter<br />
Selbstkonzeptskalen /FSKN“ (Steffen A et al., 2009a). Auch die Arbeitsgruppe um Siegert<br />
untersuchte 1997 die psychosozialen Aspekte der Ohrmuschelrekonstruktion im Rahmen<br />
von ausführlichen Interviews durch einen Psychologen, jedoch sind weder ausführliche<br />
Interviews durch einen Psychologen, noch das FSKN Verfahren mit seinen 78 Punkten in<br />
den klinischen Alltag <strong>zu</strong> übertragen. Hin<strong>zu</strong>kommend erschweren die nicht-validierten und<br />
unterschiedlichen Messmethoden eine objektivierbare Darstellung der psychosozialen<br />
Veränderungen durch die Ohrmuschelrekonstruktion. Betrachtet man <strong>zu</strong>m Beispiel die<br />
postoperative Zufriedenheit der Patienten, schrieb Brent (1992) über die<br />
Ohrmuschelrekonstruktion mit Rippenknorpel, dass bei 600 Fällen 90 % seiner Patienten<br />
mit dem Ergebnis dieser Operation <strong>zu</strong>frieden seien. Betrachtet man diese postoperative<br />
Zufriedenheit genauer, zeigt sich in unserer Studie, dass 88 % der operierten Patienten der<br />
retrospektiven Gruppe ihr neues Ohr als <strong>zu</strong> sich gehörend empfinden und 75 % wieder eine<br />
Rekonstruktion mit Rippenknorpel wählen würden. Trotzdem fühlten sich in unserer<br />
Studie 28 % der Patienten der retrospektiven Gruppen durch die Gewissheit gestört, nach<br />
der Operation eine Narbe am Brustkorb <strong>zu</strong> haben. Horlock veröffentlichte in seiner<br />
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