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Tagungs- bericht - Sparkassenverband Baden-Württemberg

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Andererseits gibt es auch eine Gegenbewegung:<br />

Die Ungleichgewichte zwischen<br />

Städten und Regionen verschärfen sich.<br />

Einige Großstädte verlieren bundesweit<br />

Bewohner und damit Steuerkraft an das<br />

benachbarte Umland. Vor allem Jugendliche<br />

und junge Familien verlassen Städte<br />

mit geringeren Arbeitsmöglichkeiten<br />

wie z.B. Kiel und Bremerhaven sowie Ballungszentren<br />

im Ruhrgebiet (z.B. Essen,<br />

Dortmund). Gleichzeitig ist in einigen<br />

Umlandregionen eine regelrechte Bevölkerungsexplosion<br />

feststellbar. So wandern<br />

beispielweise immer mehr Hamburger<br />

in den Landkreis Lüneburg ab. Das<br />

Statistische Landesamt prognostiziert<br />

für die Boomregion Lüneburg geradezu<br />

zweistellige Zuwachsraten bis zum Jahr<br />

2020. Geburtenrate, Altersdurchschnitt<br />

und Zuzugsverhalten entscheiden somit<br />

über die Zukunft einer Region.<br />

Viele Bürger haben in den letzten Jahren<br />

die Stadt als Pendler verlassen – und<br />

kehren als Stadtbewohner wieder zurück.<br />

Jahrhunderte lang wurde die Stadt mit<br />

„Spangen“, „Tangenten“ und „Ausfallstraßen“<br />

umzingelt, an deren Peripherie<br />

sich dann das Eigenheim am Stadtrand<br />

zum Symbol und Leitbild des guten Lebens<br />

entwickelte. Mit der Trennung von<br />

Arbeiten, Konsumieren, Wohnen und Erholen<br />

ging eine Verinselung der Lebensräume<br />

einher. Auf der Strecke blieb die<br />

urbane Atmosphäre. Wenn es jetzt zur<br />

Wiederbelebung innerstädtischen Wohnens<br />

kommt, dann werden steuerliche<br />

Vergünstigungen von der Eigenheimzulage<br />

bis zur Pendlerpauschale bald der<br />

Vergangenheit angehören.<br />

Es deutet sich eine Alternative zu den<br />

herkömmlichen Wohn- und Lebensstilen<br />

der vergangenen Jahrzehnte an: Reurbanisierung.<br />

Die Trennung von Arbeitszentren<br />

und Wohngebieten, die nicht<br />

selten unzureichend an den öffentlichen<br />

Nahverkehr angebunden waren, wird<br />

tendenziell wieder aufgehoben. In den<br />

Zukunftsvorstellungen der Bevölkerung<br />

kommen Lebensqualitätswünsche<br />

zum Ausdruck, die mit den Attributen<br />

„zentral“/„nah“/„kurz“ auf eine Abkehr<br />

von der Pendlergesellschaft hinweisen.<br />

Sicher: Randlagen und Satellitenstädte<br />

wird es auch in hundert Jahren noch geben,<br />

haben aber keine expansive Zukunft<br />

mehr vor sich. Wer es sich leisten kann,<br />

wohnt citynah - und spart Zeit: 12 bis 14<br />

Stunden Freizeit pro Monat verliert der<br />

Pendler im Vergleich zu seinen Kollegen,<br />

die in der Stadt wohnen. „Das entspricht<br />

sechs Kinofilmen. Oder fünf Restaurant-<br />

Besuchen. Oder vier Monopoly-Runden<br />

mit den Kindern. Oder drei langen Jogging-Runden<br />

pro Woche“ (Wellershoff<br />

2005, S. 9). Und teuer ist das Hin- und<br />

Herfahren auch noch.<br />

So gesehen wird die innerstädtische<br />

Wohnlage wieder attraktiver. Die Bequemlichkeit<br />

bei der Wahrnehmung der<br />

Einkaufs-, Kultur- und Freizeitmöglichkeiten<br />

wird als wichtiger eingeschätzt<br />

als mögliche Nachteile durch Lärm und<br />

Abgase sowie höhere Preise bei Mieten<br />

oder Eigentumserwerb. Vieles deutet<br />

darauf hin, dass sich der Trend zum<br />

innerstädtischen Wohnen in Zukunft<br />

verstärken wird. Zeitersparnis und kurze<br />

Wege zwischen Wohnung und Arbeitsplatz<br />

sowie die Vielfalt und Qualität der<br />

Angebote wirken wie ein Magnet.<br />

These 3:<br />

Immer mehr wollen in zentraler Lage<br />

wohnen:<br />

Jeder zweite Single lebt in der Stadt<br />

Der wachsende Wohnwunsch „Bezahlbare<br />

Wohnung in zentraler Lage“ gleicht<br />

einer Quadratur des Kreises. Denn Citywohnen<br />

stößt erfahrungsgemäß schnell<br />

an die Grenze der Finanzierbarkeit. In<br />

den Wunschvorstellungen der Bevölkerung<br />

gleicht die Stadt der Zukunft<br />

einem modernen „Sesam-öffne-dich“.<br />

Ganz obenan steht der Wunsch nach<br />

einem Wohnort der kurzen Wege und<br />

Wartezeiten. Das zeichnet die besondere<br />

Qualität städtischen Lebens aus. Wohnortnah<br />

arbeiten, in zentraler Lage leben<br />

und preisgünstig wohnen. Welche Stadt<br />

kann das dann bieten?<br />

Zugleich wandeln sich die Wohnwünsche:<br />

Die Wohnflächen wachsen weiter.<br />

Der Wohnflächen-Anspruch der Deutschen<br />

hat sich seit den sechziger Jahren<br />

mehr als verdoppelt – von seinerzeit<br />

gerade einmal 15 bis 20 Quadratmetern<br />

pro Kopf auf heute 39 Quadratmeter<br />

in Ost- und 42 Quadratmeter in Westdeutschland.<br />

Bis Mitte des Jahrhunderts<br />

werden die Bundesbürger mindestens<br />

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