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Tagungs- bericht - Sparkassenverband Baden-Württemberg

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im 21. Jahrhundert sein. Nur sie ermöglicht<br />

Altwerden mit Familie und Freunden<br />

statt Einweisung ins Heim. Das bedeutet:<br />

In Zukunft ist eher bescheideneres<br />

Wohnen mit sozialer Lebensqualität als<br />

komfortableres Wohnen mit räumlicher<br />

Isolation gefragt. Und es heißt auch:<br />

Mehr Selbstständigkeit und soziale Geborgenheit.<br />

Wohnen wird wieder Heimat<br />

mit Nestwärme.<br />

Aktuelles Beispiel: Acht Rentner zwischen<br />

62 und 92 Jahren ziehen genervt<br />

aus einem Hamburger Altersheim aus<br />

und mieten – über einen Makler vermittelt<br />

– gemeinsam eine alte Villa am<br />

Ratzeburger See. Sie sparen dabei sogar<br />

noch Geld, haben endlich wieder etwas<br />

zu tun und schmieden gemeinsam<br />

Reisepläne. Sie haben sich im Altersheim<br />

kennen- und respektieren gelernt: Das<br />

Altersheim ist für sie zum Sprungbrett<br />

für ein neues Leben geworden.<br />

Das so genannte Vier-zwei-eins-Phänomen<br />

steht vor dem Kollaps: Auf vier<br />

Großeltern kommen zwei Eltern und ein<br />

Kind. Das kann nicht funktionieren. Eine<br />

Gesellschaft von Einzelkindern kann<br />

keinen Generationenvertrag schließen.<br />

Nicht nur aus sozialen, auch aus ökonomischen<br />

Gründen ist das Wohnkonzept<br />

„informell statt institutionell“ zukunftsweisend.<br />

Nachweislich kostet die stationäre<br />

Pflege der 600.000 Heimbewohner<br />

etwa zwölf Milliarden Euro im Jahr, was<br />

20.000 Euro pro Heimplatz entspricht.<br />

Würden nur 100.000 Heimbewohner in<br />

generationenübergreifende Wohnprojekte<br />

umziehen, entfielen Heimkosten<br />

in Höhe von zwei Milliarden Euro. Selbst<br />

wenn diese dann ambulant betreut werden<br />

müssten, könnten noch 1,1 Milliarden<br />

Euro im Jahr eingespart werden.<br />

Solche Perspektiven kommen einer<br />

Kehrtwende im Städtebau gleich. Auch<br />

und gerade vor dem Hintergrund der<br />

demografischen Entwicklung werden<br />

Umdenken und Umlenken in der Städteplanung<br />

unverzichtbar. Die neuen<br />

Senioren von heute und morgen wollen<br />

sich nicht mehr an die Stadtränder abschieben<br />

oder isolieren lassen und schon<br />

gar nicht vom Leben verabschieden. Sie<br />

wollen kommunikativ und auch helfend<br />

mit und für Generationen leben.<br />

Die positiven Erfahrungen in den<br />

skandinavischen Ländern (Schweden,<br />

Norwegen, Finnland, Dänemark) beweisen,<br />

dass ein Land fast ohne Heime<br />

auskommt: Schafft die Altersheime ab!<br />

oder So wenig Heime wie möglich – das<br />

ist auch für Deutschland eine realistische<br />

und keine utopische Zukunftsforderung.<br />

Schließlich hat es nachweislich in der<br />

gesamten Menschheitsgeschichte bis<br />

zum Beginn des 19. Jahrhunderts keine<br />

Heime gegeben, weil Arbeiten, Wohnen<br />

und das Lösen sozialer Probleme in „einer“<br />

Hausgemeinschaft bzw. im „ganzen“<br />

Haus zusammengehörten (vgl. Dörner<br />

2005, S. 202). Und das nicht nur vereinzelt<br />

in der so genannten Großfamilie,<br />

sondern in der Regel mit Unterstützung<br />

und Hilfe der Nachbarschaft.<br />

Die Wiederentdeckung und Pflege von<br />

Hausgemeinschaften und Nachbarschaftshilfen<br />

wird die große soziale<br />

Aufgabe des 21. Jahrhunderts sein.<br />

Flächendeckende Heimversorgung und<br />

„betreutes Wohnen“ (in den 70-er Jahren<br />

nur für Behinderte eingeführt) werden<br />

bald der Vergangenheit angehören, weil<br />

sie dann durch den Selbsthilfegedanken<br />

und die Nachbarschaftsmentalität abgelöst<br />

werden.<br />

These 10:<br />

Prioritäten der Stadtplanung:<br />

Die lebenswerte Stadt als Leitbild<br />

der Zukunft<br />

Wenn Städte eine Zukunft haben wollen,<br />

können sie sich nicht nur als Wirtschaftsstandort<br />

profilieren. Die Stadt der<br />

Zukunft bietet schließlich mehr als Büros<br />

und Industrieanlagen. Genauso wichtig<br />

ist es daher, durch Binnenmarketing ein<br />

positives Selbstbild der Bevölkerung<br />

zu erzeugen. Gastfreundlich. Weltoffen.<br />

Tolerant. Was im Hinblick auf die Fußball<br />

WM erst durch aufwendige Werbekampagnen<br />

auf nationaler Ebene erreicht werden<br />

konnte, ist in Städten wie München,<br />

Bremen und Köln längst Wirklichkeit.<br />

In der subjektiven Einschätzung der<br />

jeweiligen Stadtbewohner ist – im Vergleich<br />

der zehn größten Städte Deutschlands<br />

–<br />

München die gastfreundlichste Stadt,<br />

Berlin die kulturreichste Stadt,<br />

Hamburg die schönste Stadt,<br />

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