Tagungs- bericht - Sparkassenverband Baden-Württemberg
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55 Quadratmeter beanspruchen und<br />
sich damit internationalen Verhältnissen<br />
anpassen (z.B. Dänemark 51 qm,<br />
USA 68 qm). Diese prognostizierte<br />
Wohnflächennachfrage setzt allerdings<br />
Wohlstand voraus und ist von Wirtschaftsentwicklung<br />
und Kaufkraft abhängig.<br />
Andererseits bleibt der Trend zu<br />
Ein- und Zweipersonenhaushalten stabil:<br />
Immer mehr Familienhaushalte wandeln<br />
sich zu kinderlosen und älteren Haushalten,<br />
d.h. die Haushalte werden kleiner,<br />
aber die Wohnfläche pro Person größer.<br />
Zugleich steigt die Zahl der privaten<br />
Haushalte. Nach der Raumordnungsprognose<br />
des Bonner Bundesamtes für Bauwesen<br />
und Raumordnung (BBR 2006)<br />
wird es bereits im Jahr 2020 über eine<br />
Million Haushalte mehr als heute geben.<br />
Dabei steigt vor allem der Anteil der kleinen<br />
Ein- und Zweipersonenhaushalte auf<br />
über 75 Prozent. Gleichzeitig sinkt die<br />
Nachfrage nach Eigenheimen erheblich,<br />
weil es immer weniger junge Familien<br />
gibt. Die Wohneigentumsbildung verlagert<br />
sich auf den Geschosswohnungsbau<br />
in den Städten und im städtischen Umland,<br />
während Neubauten in ländlichen<br />
Regionen fast zum Erliegen kommen.<br />
Die Wohnung bekommt in Zukunft eine<br />
immer größere Bedeutung als Boxenstopp<br />
und Rückzugsnische: Hier will man<br />
zur Ruhe kommen und vor allem in Ruhe<br />
gelassen werden. Die eigenen vier Wände<br />
schirmen den Alltagsstress und Lärm<br />
von draußen ab, können aber auch zur<br />
Isolierzelle werden. Denn: Immer mehr<br />
Menschen leben und wohnen allein.<br />
Architekten und Wohnungsgestalter<br />
werden das Rückzugs- und Separierungsbedürfnis<br />
bei ihren Planungen genauso<br />
berücksichtigen müssen wie das<br />
Kontakt- und Kommunikationsbedürfnis.<br />
Die Wohnung der Zukunft wird also für<br />
die wachsende Zahl der Singles und<br />
Ein-Personen-Haushalte gleichermaßen<br />
Ankerplatz für das Ego und Kommunikationsbörse<br />
für die Nachbarn sein.<br />
Singles genießen bekanntlich einen hohen<br />
Aufmerksamkeitswert in der Öffentlichkeit.<br />
Sie gelten als die Hätschelkinder<br />
der Konsumgesellschaft, weil sie den<br />
Konsum anheizen (vgl. Pilgrim 1991): Ein<br />
Paar braucht alles nur einmal, zwei räumlich<br />
getrennte Singles aber brauchen<br />
zwei Wohnungen, zwei Fernsehgeräte,<br />
zwei Videos, zwei Stereoanlagen und<br />
zwei Telefonanschlüsse ...<br />
Single-Haushalte breiten sich in den<br />
Städten aus. Selbst an den Stadträndern<br />
werden Einfamilienhäuser zu Einpersonenhäusern.<br />
In Deutschland leben mehr<br />
als elf Millionen Menschen ohne Partner.<br />
In den Großstädten ist jeder Dritte allein.<br />
Das verändert auch das soziale Klima.<br />
Städte- und Wohnungsbau reagieren darauf<br />
teilweise zynisch: Der Designer Luigi<br />
Colani entwarf beispielsweise ein „zukunftsweisendes“<br />
(= Platz sparendes)<br />
Rotorhaus für Singles. Wie Waben eines<br />
Bienenstocks sehen hier die „Einstiege“<br />
in die Miniküche, die Schlafkoje und das<br />
Bad in der 36 Quadratmeter großen Single-Behausung<br />
eines Fertigbauunternehmens<br />
(Hanse Haus) aus. Ein Knopfdruck<br />
genügt und schon kommen Badezimmer,<br />
Bett und Küche angefahren. Wie auf einer<br />
Drehbühne des Lebens kreisen dann<br />
die drei Nischen um das Wohnzimmer.<br />
Singles leben gern in Großstädten,<br />
weil sie hier ideale Lebensbedingungen<br />
vorfinden (vgl. Hradil 1995):<br />
Kurze Wege zu Freunden und Bekannten<br />
sowie eine Vielzahl von Kultur-<br />
und Unterhaltungseinrichtungen.<br />
Singles führen kein Eremitendasein,<br />
bewegen sich vielmehr in relativ<br />
großen Kontakt-, Beziehungs- und<br />
Netzwerken. Der Personenkreis, zu<br />
dem enge gefühlsmäßige Bindungen<br />
bestehen, woher vielleicht Hilfeleistungen<br />
zu erwarten sind, ist bei Singles<br />
etwa zwei- bis dreimal so groß<br />
wie bei Personen, die in Mehrpersonenhaushalten<br />
leben (vgl. Schneider<br />
1994, S. 119).<br />
Und schließlich: Singles verfügen<br />
über die höchsten persönlichen Nettoeinkommen.<br />
Das Geschäft mit den Singles boomt. Die<br />
Singles stellen neben der 50plus-Generation<br />
die attraktivste und lukrativste<br />
Zielgruppe in einem neuen Dienstleistungsmarkt<br />
dar. Da gibt es in den Großstädten<br />
Single-Kino-Nächte inklusive<br />
Begrüßungsgetränk, Fingerfood und<br />
anregenden Gesprächen in der Lounge.<br />
Und zu den angebotenen Single-Reisen<br />
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