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Echternadt, Anno 17 56<br />
Oder, wie die ,,Angel" bei uns aulkam.<br />
von Jean Paul<br />
Venn die Oktoberregen beginnen, ist es mit dem Spinnern aus. Dann kommen die<br />
Hechtfischer mit primitiven, kräftigen Stangen äns Vasser. Von einer gtoben Bolle<br />
läuft eine steife Schnur durch die weiten Angelringe. Die Schnur hat einen plumpen,<br />
hühnereigroßen Schwimmer. Dicht unter dem Schwimmer hänet an einem starken<br />
Drahtvorfach ein großer Dreihaken.<br />
Die Fischet haken ein lebendes Rotauge oder einen Hasel an den Drilling. Dann<br />
setzen sio das ängstliche Fischchen dahin, wo sie den lauernden Hecht vermuten und sie<br />
warten aul deu Anbiß.<br />
Vinterdurchs fischt man an Sauer und Mosel kaum anders. Die Methode ist alt<br />
und bewährt. Wir kennen sie von unseren Vätern, Diese lernten sie bei ihren Vätern.<br />
Unsere Großväter haben es so bei ihren Vätern gesehen. Einmal aber begann dieses<br />
Fischen ... und es war Imfried, der Echternacher Mönchsbruder, der es hierzulando<br />
lehrte.<br />
Imfried war ein bleicher, ruhiger, frommer Mönch, der im Schreibsaal fleißig und<br />
geschickt Miniaturen malte. Nur Äbt Horman wußte genau wer Imlried war, woher et<br />
karn und weshalll er die Kutte trug.<br />
Abt Horman war gutmütig, aber er hielt die Klostergemeinde streng an die Vorschriften<br />
Vatcr Benedikts. Dreimal die Voche *urde Fisch gegessen, Alle Sauerlische<br />
von Vallendorf <strong>bis</strong> hinunter nach rVasserbillig gehörten dem Kloster, so auch das Privileg<br />
in Prüm und Nims, in Gay, in Enns und Erz. Die Lorentz aus Echternach waren die<br />
Klosterfischer. Sie hatten in -einem Seitenbau, dicht neben der Kunstschmiede, wo Bruder<br />
Stephan arbeitete, eine eigene Fischerwerkstätte. Dort besserten sie die Boote aus, dort<br />
strickten sie Netze und flochten sie Körbe. Von dem Gebälk der Decke hingen Netze, Bügel<br />
und Stellkörbc in vielen Größen herab. An den Vänden hingen viele Stecheisen u, Picken.<br />
Dio Lorentzbrüder waren gute Fischer. Sie fingen immer mit Vurf- und Hebenetz.<br />
Alles was sie erbeuteten blieb lebend in einem großen Holzlagel, das dicht am Kloster in<br />
der Sauei lag. Fabian und Ambrosius, die Küchenbrüder, holten daraus, was das Kloster<br />
brauchte.<br />
Wenn die beiden Lorentz es einmal sehr gut meinten, dann gingen sie Hechte stechen.<br />
Fabian briet sie am Spieß und beträufelte sie darauf mit einer Essigtunke, die mit<br />
Angelika, mit Alant, Äit R"..t" und tllelisse durchwürzt war. So a-S .q-bi Horman<br />
sro un8emern gern.<br />
* * *<br />
Da war ein Jahr gekommen, wo die Lorentzbrüder, mit dem besten Villen das<br />
Lagel nicht füllen konnten. Die Sauer war ihres Vissens noch nie so ann an Mönnen,<br />
Barben, Nasen, Aschen, Forellen und Barschen gewesen. Nur Hechte lagen dickgemästet<br />
in alleu Ecken Da wollten die beiden diesem Raubvieh einmal gehörig auf den Leib<br />
rücken. Vochenlang hatten sie Fischkörbe geflochten und sie ausgelegt, Aber diese waren<br />
so rasch gestohleu worden wie sie ausgestellt wurden, Da blieben nur die Stecheisen. Die<br />
Lorentz brachten schöne Hechte, aber sie waren alle schlimm zerschunden und aufgerissen.<br />
Pater Cellerarius erzählte zulällig von dieser Fischsorge in Gegenwart von Bruder<br />
Imfried, Imfried meinte genau so zufällig die Lorentz seien Vandalen, die vom Fischen<br />
wenig verstünden, Venn die Hechte rechtzeitig weggefangen worden wären, hätte diese<br />
, Katastropho nie kommen können. Aber Hechte steche man nicht. Sein Herz ziehe sich<br />
lmmer zusommen wenn er die Gesellen mit den Eisen ausziehen sehe. fn seiner Heimat<br />
Iango man Hechtc mit einer Angel. Dann könne man sie lebend in Trögen halten pls<br />
leckere Bissen für die heiligen Tage.<br />
* * *<br />
Einmal später holte Pater Cellerarius ilen hageren Imfried aus dem Malsaal und<br />
ging mit ihm zu Pater Volfgang, dem Prior. Hier hörte Imfried, es sei beschlossen,<br />
daß er für längere Zeit d,as Malpult verlasse, um sich einmal um die Lorentz und dio<br />
Klosterfische zu- kümmern. Er sei- an allen Tagen. wo er fische von Terz. von Sext und<br />
Non entbunden, So wolle es Pater Abbas.<br />
Nachdem der Prior gesprochen, hatto der Cellerarius ein lrohes Leuchten in den<br />
Augen des stilleu Imfried gesehen.<br />
* * ?<br />
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