Thesis - Tumb1.biblio.tu-muenchen.de
Thesis - Tumb1.biblio.tu-muenchen.de
Thesis - Tumb1.biblio.tu-muenchen.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Lehrs<strong>tu</strong>hl für Thermodynamik<br />
Technische Universität München<br />
Dispergieren in begasten Rührkesseln<br />
Oliver Feldmann<br />
Vollständiger Abdruck <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Fakultät für Maschinenwesen <strong>de</strong>r<br />
Technischen Universität München zur Erlangung <strong>de</strong>s aka<strong>de</strong>mischen<br />
Gra<strong>de</strong>s eines<br />
genehmigten Dissertation<br />
Doktor – Ingenieurs<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r:<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing.,<br />
Dr.-Ing. habil. Rudolf Schilling<br />
Prüfer <strong>de</strong>r Dissertation: 1. Univ.-Prof. Dr.-Ing.,<br />
Dr.-Ing. E.h. Franz Mayinger, em.<br />
2. Univ.-Prof. Dr.-Ing.,<br />
Dr.-Ing. habil. Johann Stichlmair<br />
Die Dissertation wur<strong>de</strong> am 15.01.2003 bei <strong>de</strong>r Technischen Universität<br />
München eingereicht und durch die Fakultät für Maschinenwesen<br />
am 28.03.2003 angenommen.
Vorwort<br />
Die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit entstand im Rahmen meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Lehrs<strong>tu</strong>hl A für Thermodynamik <strong>de</strong>r<br />
Technischen Universität München. Sie wur<strong>de</strong> im Rahmen <strong>de</strong>s Schwerpunktprgramms<br />
“Analyse, Mo<strong>de</strong>llbildung und Berechnung mehrphasiger<br />
Strömungen” durch die <strong>de</strong>utsche Forschungsgemeinschaft<br />
geför<strong>de</strong>rt.<br />
Meinem sehr verehrten Lehrer, Herrn Prof. em. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h.<br />
Franz Mayinger, gilt mein ganz beson<strong>de</strong>rer Dank für die Überlassung<br />
<strong>de</strong>s Themas, die Freiheit bei <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />
Arbeit, das mir entgegen gebrachte Vertrauen sowie sein reges<br />
Interesse am Fortgang meiner Arbeit. Die vielen intensiven und rich<strong>tu</strong>ngsweisen<strong>de</strong>n<br />
Gespräche, die oft über rein fachliche Inhalte hinaus<br />
gingen, waren und sind mir eine wertvolle Hilfe.<br />
Herrn Professor Dr.-Ing. habil. Johann Stichlmair danke ich für die<br />
Durchsicht <strong>de</strong>r Arbeit und die freundliche Übernahme <strong>de</strong>s Koreferates.<br />
Ebenso danke ich Herrn Professor Dr.-Ing. habil. Rudolf Schilling<br />
für die Übernahme <strong>de</strong>s Vorsitzes bei <strong>de</strong>r mündlichen Prüfung.<br />
Vieles wur<strong>de</strong> getragen durch die freundschaftliche, anregen<strong>de</strong> und unterstützen<strong>de</strong><br />
Arbeits– und LebensatmosphäreamLehrs<strong>tu</strong>hl.Dafür<br />
gilt mein Dank meinen Kolleginnen und Kollegen, aber auch <strong>de</strong>n S<strong>tu</strong><strong>de</strong>nten,<br />
wissenschaftlichen Hilfskräften und IAESTE–Praktikanten,<br />
die durch ihre tatkräftige Unterstützung einen wesentlichen Teil zum<br />
Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben.<br />
Der größte Dank jedoch gebührt meiner lieben Frau Brigitte, die<br />
während <strong>de</strong>r Erstellung dieser Arbeit auf vieles verzichtet und mir<br />
immer <strong>de</strong>n Rücken frei gehalten hat. Mein Freund Martin Schuster<br />
hat mich in vielen freundschaftlichen und fachlichen Gesprächen<br />
durch meine gesamte Ausbildung begleitet und dadurch mit geprägt.<br />
Dies gilt auch für meinen Freund Thomas Frey, <strong>de</strong>r mir in entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Momenten immer wertvolle Impulse gegeben hat und somit<br />
einen großen Anteil am Gelingen dieser Arbeit hat. Danke!<br />
Speyer, im Mai 2003<br />
Oliver Feldmann
meiner Familie
INHALTSVERZEICHNIS<br />
iv<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Nomenkla<strong>tu</strong>r<br />
vii<br />
1 Einlei<strong>tu</strong>ng und Aufgabenstellung 1<br />
1.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />
1.2 Zielsetzung dieser Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
2 Theoretische Grundlagen 12<br />
2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel . . . . . . . . . . 12<br />
2.1.1 Leis<strong>tu</strong>ngsbedarf beim Rühren . . . . . . . . . 12<br />
2.1.2 Grundlagen <strong>tu</strong>rbulenter Strömungen . . . . . 15<br />
2.1.3 Die <strong>tu</strong>rbulente Rührkesselströmung . . . . . . 20<br />
2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel . . . . . . . . . 26<br />
2.2.1 Zielgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
2.2.2 Blasenaufstiegsgeschwindigkeit . . . . . . . . . 27<br />
2.2.3 Globale zweiphasige Strömung in einem Rührkessel<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
2.2.4 Einfluss <strong>de</strong>s Gasgehalts auf <strong>de</strong>n Leis<strong>tu</strong>ngseintrag 31<br />
2.2.5 Berechnung <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers . . . . . . 32<br />
2.2.6 Hold-up und spezifische Phasengrenzfläche . . 35<br />
2.2.7 Koaleszenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall . . . . . . . . 37<br />
2.3.1 Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
2.3.2 Blasenzerfallskernfunktion [54] . . . . . . . . . 39<br />
2.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r theoretischen Grundlagen . . . . . . . 44<br />
3 Versuchsanlage 47<br />
4 Die optische Messtechnik 51<br />
4.1 Holographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />
4.2 Optischer Aufbau für die Hologrammaufnahme in dieser<br />
Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />
4.3 Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme . . . . . . . . . . . . 57
INHALTSVERZEICHNIS<br />
v<br />
4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
4.4.1 Aufgabenstellung bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng . . . . . 63<br />
4.4.2 Digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng . . . . . . . . . . . . 66<br />
4.4.3 Eingeführtes Koordinatensystem . . . . . . . . 70<br />
4.5 Stereomatching . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />
4.6 Messgenauigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />
4.6.1 Ermittlung <strong>de</strong>r Systemkonstanten . . . . . . . 80<br />
4.6.2 Sensitivitätsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />
4.7 Anwendung <strong>de</strong>s Messverfahrens . . . . . . . . . . . . 90<br />
5 Ergebnisse 92<br />
5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung..........................<br />
92<br />
5.1.1 Versuchsbereiche ................ 92<br />
5.1.2 Einfluss <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl . . . . . . . . . . 94<br />
5.1.3 Einfluss <strong>de</strong>r G asbelas<strong>tu</strong>ng . . . . . . . . . . . 97<br />
5.1.4 Einfluss <strong>de</strong>s Düsendurchmessers . . . . . . . . 98<br />
5.1.5 Einfluss <strong>de</strong>r Viskosität . . . . . . . . . . . . . 98<br />
5.1.6 Einfluss <strong>de</strong>r Rührerart ............. 100<br />
5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 103<br />
5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng<strong>de</strong>rErgebnisse ............... 109<br />
6 Mo<strong>de</strong>llerweiterung 115<br />
6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung . 117<br />
6.1.1 Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasenfragmente . . . . 118<br />
6.1.2 Theoretische Bestimmung gemittelter Blasengrößen......................<br />
121<br />
6.2 Betrach<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Rührkesselströmung . . . . . . . . . 126<br />
6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung<br />
im Rührkessel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127<br />
6.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llvorstellung und Vergleich <strong>de</strong>r<br />
untersuchten Rührer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134<br />
7 Zusammenfassung 138
INHALTSVERZEICHNIS<br />
vi<br />
Litera<strong>tu</strong>r 142
NOMENKLATUR<br />
vii<br />
Nomenkla<strong>tu</strong>r<br />
Deutsche Buchstaben<br />
A [m 2 ] Fläche, Phasengrenzfläche<br />
A [-] Konstante<br />
a [m 2 /m 3 ] spezifische Phasengrenzfläche<br />
b [m] Blatthöhe<br />
C , C 1 [-] Konstanten<br />
c a [m] Kamerakonstante<br />
c [kg/m 3 ] Konzentration<br />
D, d [m] Durchmesser<br />
d 10 [m] arithmetisch gemittelter Durchmesser<br />
d 32 [m] Sauterdurchmesser<br />
E [J] Energie<br />
f z [1/s] Zerfallsfrequenz<br />
H, h [m] Höhe<br />
H pix [pixel] horizontale Rasterung <strong>de</strong>r BV-Karte<br />
K 1 , K 2 [-] Konstanten<br />
K 3 , K We [-] Konstanten<br />
k L [m/s] Stofftransportkoeffizient<br />
k [1/m] Wellenzahl<br />
L [m] charakteristische Länge<br />
M [kg] Masse<br />
M x , M y , M z [pixel/m] Pixeldichten <strong>de</strong>r BV-Karte<br />
N, n [-] Anzahl<br />
n [1/s] Rührerdrehzahl<br />
P [W] Leis<strong>tu</strong>ng<br />
p [Pa] Druck<br />
q’ [m 3 /s] Flüssigkeitsdurchsatz<br />
s [m] Abstand<br />
T [K] Tempera<strong>tu</strong>r<br />
T [s] charakteristische Zeit<br />
t [1/s] Zeit
NOMENKLATUR<br />
viii<br />
t A,K [m] Schärfentiefe<br />
u [m/s] Geschwindigkeit<br />
V [m 3 ] Volumen<br />
V pix [pixel] vertikale Rasterung <strong>de</strong>r BV-Karte<br />
v [m/s] Geschwindigkeit<br />
w [m/s] Geschwindigkeit<br />
x [m] Koordinate<br />
y [m] Koordinate<br />
z [m] Koordinate<br />
Griechische Buchstaben<br />
β [m/s] Stoffübergangskoeffizient<br />
∆ [−] Differenz<br />
ɛ [W/kg] spezifische Leis<strong>tu</strong>ng<br />
η [Pas] dynamische Viskosität<br />
Λ [m] integrales Längenmaß<br />
λ [m] Wellenlänge<br />
ν [m 2 /s] kinematische Viskosität<br />
ρ [kg/m 3 ] Dichte<br />
σ [N/m] Oberflächenspannung<br />
τ [N/mm 2 ] Schubspannung<br />
τ [s] Verweilzeit<br />
Indices<br />
A Aufriss<br />
D Düsendurchmesser<br />
GGasphase<br />
K Kolmogorov<br />
K Kreuzriss<br />
L Flüssigkeit<br />
lok lokaler Wert<br />
M Mittelpunkt<br />
max maximaler Wert
NOMENKLATUR<br />
ix<br />
o oben<br />
R Rührer<br />
r radial<br />
rms root-mean-square<br />
SF Scherfeld<br />
tip auf <strong>de</strong>n Rührerumfang bezogen<br />
u unten<br />
0 auf die Primärblase bezogen<br />
Kopfzeiger<br />
· nach <strong>de</strong>r Zeit abgeleitet<br />
− gemittelt<br />
∗ dimensionslos<br />
′<br />
Schwankung<br />
′<br />
Tochterblase<br />
′′<br />
Restblase<br />
Konstanten<br />
g = 9,80665 m/s 2 Erdbeschleunigung<br />
π = 3,141 Kreiszahl
NOMENKLATUR<br />
x<br />
Dimensionslose Kennzahlen<br />
Fl =<br />
σ 3 ρ 2 L<br />
η 4 L g (ρ L−ρ G )<br />
w 2 B<br />
ρ L<br />
Fluidkennzahl<br />
Fr B =<br />
d B g (ρ L −ρ G )<br />
Frou<strong>de</strong>zahl<br />
P<br />
Ne =<br />
ρ L n 3 d 5 R<br />
Newtonzahl, Leis<strong>tu</strong>ngskennzahl<br />
Q ′ = q′<br />
nd 3 R<br />
dimensionsloser Flüssigkeitsdurchsatz<br />
Q G = ˙V G<br />
nd 3 R<br />
Re B = ρ L w B<br />
η L<br />
d B<br />
Re R = ρ L nd 2 R<br />
η L<br />
We B = ρ L wB 2<br />
σ<br />
d B<br />
We = ρ L n 2 d 3 R<br />
σ<br />
dimensionslose Gasbelas<strong>tu</strong>ng<br />
Reynoldszahl<br />
Rührer-Reynoldszahl<br />
Weberzahl für eine Blase<br />
Weberzahl
1<br />
1 Einlei<strong>tu</strong>ng und Aufgabenstellung<br />
1.1 Einführung<br />
Rührkessel wer<strong>de</strong>n in fast allen Bereichen <strong>de</strong>r Verfahrenstechnik in<br />
großem Umfang eingesetzt. Der Grund für die weite Verbrei<strong>tu</strong>ng liegt<br />
in ihrem relativ einfachen, kompakten und damit kostengünstigen<br />
Aufbau und ihrer zugleich vielseitigen Verwendbarkeit.<br />
Eine Rührkesselanordnung kann durch geringfügige Än<strong>de</strong>rungen, wie<br />
zum Beispiel <strong>de</strong>n Austausch <strong>de</strong>s Rührers, eine an<strong>de</strong>re Grundoperation<br />
ausführen. Es wer<strong>de</strong>n fünf Grundoperationen <strong>de</strong>r Rührtechnik<br />
unterschie<strong>de</strong>n [89]:<br />
• Homogenisieren eines Fluids zum Ausgleich von<br />
Konzentrations- und Tempera<strong>tu</strong>runterschie<strong>de</strong>n,<br />
• Intensivieren <strong>de</strong>s Wärmeaustausches zwischen einer Flüssigkeit<br />
und <strong>de</strong>r Wärmeübertragungsfläche,<br />
• Suspendieren eines Feststoffes in einer Flüssigkeit,<br />
• Dispergieren beziehungsweise Emulgieren zweier ineinan<strong>de</strong>r<br />
nicht löslicher Flüssigkeiten,<br />
• Dispergieren eines Gases in einer Flüssigkeit.<br />
Das Dispergieren eines Gases fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r chemischen Industrie zum<br />
Beispiel bei Hydrierungen, Chlorierungen o<strong>de</strong>r Luftoxidationen breite<br />
Anwendung. Bei Fermentationen und <strong>de</strong>r aeroben Abwasserreinigung<br />
ist <strong>de</strong>r Sauerstoffeintrag von wesentlicher Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng.<br />
Das grundsätzliche Ziel <strong>de</strong>r Dispergierung ist ein möglichst hoher<br />
Stofftransport zwischen <strong>de</strong>r kontinuierlichen und <strong>de</strong>r dispersen Phase.<br />
Dieser berechnet sich nach <strong>de</strong>m ersten Fick’schen Gesetz zu:<br />
Ṁ = Ak L<br />
dc<br />
dx . (1)<br />
Dabei beschreibt dc/dx <strong>de</strong>n Konzentrationsgradienten <strong>de</strong>s übergehen<strong>de</strong>n<br />
Stoffes zwischen <strong>de</strong>r Phasengrenze und <strong>de</strong>m Kern <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />
und stellt die Triebkraft für <strong>de</strong>n Stoffübergang dar.
1.1 Einführung 2<br />
Der Stofftransportkoeffizient k L berücksichtigt die Diffusion <strong>de</strong>s übergehen<strong>de</strong>n<br />
Stoffes durch die flüssigkeitsseitige Grenzschicht und stellt<br />
<strong>de</strong>n limitieren<strong>de</strong>n Geschwindigkeitsschritt für <strong>de</strong>n Stofftransport dar.<br />
Der Stofftransportkoeffizient kann in beschränktem Maße über die<br />
Dicke <strong>de</strong>r Grenzschicht beeinflusst wer<strong>de</strong>n [98]. Diese ist eine Funktion<br />
<strong>de</strong>r Relativgeschwindigkeit zwischen <strong>de</strong>r Blase und <strong>de</strong>r sie umgeben<strong>de</strong>n<br />
Flüssigkeit. Durch eine Erhöhung <strong>de</strong>r Relativgeschwindigkeit<br />
kann die Grenzschichtdicke verringert und damit <strong>de</strong>r Stofftransportkoeffizient<br />
vergrößert wer<strong>de</strong>n [69].<br />
We<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Konzentrationsgradient noch <strong>de</strong>r Stofftransportkoeffizient<br />
kann wesentlich verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, da bei<strong>de</strong> als Stoffeigenschaften <strong>de</strong>s<br />
gegebenen Trennproblems festgelegt sind. Daher ist eine signifikante<br />
Intensivierung <strong>de</strong>s Stofftransportes nur durch die Vergrößerung <strong>de</strong>r<br />
Phasengrenzfläche A möglich. Dies wird in einem Rührkessel durch<br />
die Dispergierung <strong>de</strong>s Gases erreicht, in <strong>de</strong>m möglichst kleine Blasen<br />
und damit eine große Phasengrenzfläche erzeugt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Gasdispergierung erfolgt dabei in zwei Schritten: durch die Einbringung<br />
<strong>de</strong>s Gases in <strong>de</strong>n Rührkessel und durch die weitere Zerteilung<br />
<strong>de</strong>r Blasen durch <strong>de</strong>n Rührer.<br />
Die Art <strong>de</strong>r Einbringung, im Allgemeinen über Düsen, Fritten o<strong>de</strong>r<br />
Lochplatten, bestimmt die Größenverteilung <strong>de</strong>r Primärblasen. Je<br />
nach Größe <strong>de</strong>r Primärblasen muss <strong>de</strong>r Rührer zwei unterschiedliche<br />
Aufgaben erfüllen: die weitere Zerteilung <strong>de</strong>r Primärblasen sowie<br />
die För<strong>de</strong>rung und Durchmischung von Flüssigkeit und Blasen. Die<br />
Auswahl <strong>de</strong>s Rührers richtet sich danach, welche dieser Aufgaben im<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund steht, weil ein strömungsmechanisch gutes För<strong>de</strong>rorgan<br />
kein gutes Dispergierorgan ist. Bei<strong>de</strong> Funktionen kann ein Rührer<br />
nur im Rahmen eines Kompromisses erfüllen [42].<br />
Demnach müssen die Zusammenhänge zwischen Rührerart und <strong>de</strong>m<br />
in <strong>de</strong>r Flüssigkeit induzierten Strömungsfeld sowie zwischen <strong>de</strong>m<br />
Strömungsfeld und <strong>de</strong>m Grad <strong>de</strong>r Gasdispergierung bekannt sein.<br />
Der Grad <strong>de</strong>r Dispergierung wird durch die sich einstellen<strong>de</strong> Blasengrößenverteilung<br />
und <strong>de</strong>n Gasgehalt (Hold-up) beschrieben. Bei<br />
Kenntnis dieser Größen ist die <strong>de</strong>m Stoffübergang zur Verfügung<br />
stehen<strong>de</strong> Phasengrenzfläche, <strong>de</strong>r mittlere Durchmesser und die mitt-
1.2 Zielsetzung dieser Arbeit 3<br />
lere Verweilzeit <strong>de</strong>r Blasen in <strong>de</strong>r Flüssigkeit gegeben. Somit können<br />
Rührkesselanordnungen zielgerichtet ausgelegt wer<strong>de</strong>n. Das führt zu<br />
einer Reduzierung sowohl <strong>de</strong>r Investitionskosten durch eine kompaktere<br />
Bauweise als auch <strong>de</strong>r Betriebskosten durch verringerte Standzeiten,<br />
Energie- und Stoffverbräuche.<br />
Die zielgerichtete Auslegung von Rührkesselanordnungen scheitert<br />
bisher daran, dass we<strong>de</strong>r für die Bestimmung <strong>de</strong>r Blasenanzahl noch<br />
für die Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r physikalisch<br />
begrün<strong>de</strong>te Ansätze vorliegen und damit die Phasengrenzfläche<br />
nicht berechenbar ist [93, 98].<br />
1.2 Zielsetzung dieser Arbeit<br />
Das Ziel dieser Arbeit ist daher eine möglichst exakte experimentelle<br />
Bestimmung <strong>de</strong>r Anzahl und <strong>de</strong>r Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasen.<br />
In einem Standardrührkessel wird dazu <strong>de</strong>r Einfluss verschie<strong>de</strong>ner<br />
Betriebsparameter auf <strong>de</strong>n Grad <strong>de</strong>r Dispergierung bei Einsatz<br />
eines Sechs-Blatt-Scheibenrührers (Rushton-Turbine), sowie eines<br />
aufwärts und eines abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Sechs-Blatt-Schrägblattrührers<br />
untersucht. Bei<strong>de</strong> Rührerarten gelten in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r als<br />
Standard-Dispergierorgane (z.B. [42, 98]).<br />
In dieser Arbeit wird davon ausgegangen, dass die bisher verwen<strong>de</strong>ten<br />
gemittelten Größen allein nicht aussagekräftig genug sind, um die<br />
bei<strong>de</strong>n untersuchten Rührerarten hinsichtlich ihres Dispergierverhaltens<br />
bewerten zu können. Vielmehr muss dazu auch <strong>de</strong>r Vorgang <strong>de</strong>r<br />
Blasendispergierung selbst untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Kenntnis <strong>de</strong>r Anzahl und <strong>de</strong>r Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasen, die<br />
bei <strong>de</strong>r Dispergierung entstehen, und <strong>de</strong>r Blasen, die sich im Rührkessel<br />
befin<strong>de</strong>n, kann auf die unterschiedliche Verweilzeit unterschiedlich<br />
großer Blasen im Rührkessel geschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
Auf einer breiten Basis eigener Messergebnisse und <strong>de</strong>r daraus abgeleiteten<br />
Größen wer<strong>de</strong>n die in dieser Arbeit untersuchten Rührer<br />
hinsichtlich ihrer Effektivität miteinan<strong>de</strong>r verglichen.
1.2 Zielsetzung dieser Arbeit 4<br />
Die Untersuchungen vollziehen sich in folgen<strong>de</strong>n Schritten:<br />
1. Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung<br />
Mit Hilfe <strong>de</strong>r Impulsholographie wer<strong>de</strong>n sämtliche Blasen erfasst,<br />
die sich im Kessel befin<strong>de</strong>n. Ausgewertete Hologramme<br />
liefern sehr präzise Daten über Anzahl, Größe, Form und Aufenthaltsort<br />
aller Blasen. Die Blasengrößenverteilung wird somit<br />
direkt aus <strong>de</strong>m Experiment ermittelt.<br />
Mit <strong>de</strong>r Kenntnis <strong>de</strong>r Anzahl und <strong>de</strong>r Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasen<br />
kann <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen mit guter Genauigkeit<br />
errechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
2. Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Messtechnik: Impulsholographie<br />
Die Impulsholographie, die in dieser Arbeit als Messtechnik eingesetzt<br />
wird, ist eine optische und damit nicht-invasive Messtechnik,<br />
die schon erfolgreich bei <strong>de</strong>r Untersuchung von dreidimensionalen<br />
Partikelkollektiven eingesetzt wur<strong>de</strong> [61, 64].<br />
Die Impulsholographie wird weiterentwickelt und auf das<br />
Messproblem angepasst. Dazu wird das untersuchbare Messvolumen<br />
so vergrößert, dass <strong>de</strong>r gesamte Rührkessel untersucht<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Die Messungen wer<strong>de</strong>n in einem stereoskopischen<br />
Aufbau durchgeführt, mit <strong>de</strong>m das Messvolumen aus zwei rechtwinklig<br />
zueinan<strong>de</strong>r stehen<strong>de</strong>n Rich<strong>tu</strong>ngen betrachtet wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Die rechnergestützte Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r bei diesen Messungen<br />
erhaltenen enormen Datenmenge und die Zuordnung <strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong>n Ansichten wer<strong>de</strong>n an diese dreidimensionale Anwendung<br />
angepasst.<br />
Damit wird die wesentliche Anfor<strong>de</strong>rung an die Messtechnik,<br />
<strong>de</strong>n gesamten Rührkessel zu einem Zeitpunkt zu untersuchen,<br />
ohne dabei die Strömung im Rührkessel zu beeinflussen, erfüllt.<br />
Die gesuchten Parameter, die Anzahl und die Größenverteilung<br />
aller Blasen im Rührkessel, können direkt gemessen und daraus<br />
<strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r Dispergierung mit hoher Genauigkeit bestimmt<br />
wer<strong>de</strong>n.
1.2 Zielsetzung dieser Arbeit 5<br />
3. Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung<br />
Die stärksten Scher- und Beschleunigungskräfte auf die Blasen<br />
wirken im Abströmbereich <strong>de</strong>r Rührerblätter. An diesen Stellen<br />
wer<strong>de</strong>n die Blasen zerteilt. Mit Hilfe <strong>de</strong>r Hochgeschwindigkeitskinematographie<br />
wird die Dispergierung <strong>de</strong>r Blasen visualisiert.<br />
Es wer<strong>de</strong>n qualitative Aussagen über die Größenverteilung <strong>de</strong>r<br />
dabei entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente getroffen.<br />
4. Theoretische Beschreibung <strong>de</strong>r Blasendispergierung<br />
Ein theoretischer Ansatz aus <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r zur Beschreibung <strong>de</strong>r<br />
Blasendispergierung in Blasensäulen [54] wird in dieser Arbeit<br />
auf die Rührkesselströmung angepasst. Es wird eine vereinfachte<br />
Berechnung <strong>de</strong>r Anzahl und <strong>de</strong>r Größen <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Dispergierung<br />
entstehen<strong>de</strong>n Blasen vorgestellt und mit <strong>de</strong>n Messergebnissen<br />
verglichen.
1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens 6<br />
1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens<br />
In <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r existiert eine Vielzahl von Arbeiten, die sich mit <strong>de</strong>r<br />
Fluiddynamik in begasten Rührkesseln befassen. Ein Großteil dieser<br />
Arbeiten behan<strong>de</strong>lt allerdings konkrete Anwendungsfälle an speziellen<br />
Rührkesselanordnungen. Die an diesen Kesseln gewonnenen Ergebnisse<br />
entziehen sich oft wegen <strong>de</strong>r nicht gegebenen geometrischen<br />
Ähnlichkeit einem Vergleich mit an<strong>de</strong>ren Publikationen.<br />
Die Arbeiten, in <strong>de</strong>nen geometrisch ähnliche begaste Standard-Rührkessel<br />
untersucht wur<strong>de</strong>n, können in die folgen<strong>de</strong>n drei Gruppen unterglie<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n:<br />
• Globale, bilanzieren<strong>de</strong> Untersuchungen<br />
• Lokale Untersuchungen <strong>de</strong>r Fluiddynamik <strong>de</strong>r flüssigen Phase<br />
• Lokale Untersuchungen <strong>de</strong>r dispersen Phase<br />
Die globalen Untersuchungen begaster Rührkessel bilanzieren um <strong>de</strong>n<br />
gesamten Rührkessel, ohne auf die einzelnen im Kessel ablaufen<strong>de</strong>n<br />
Prozesse einzugehen. Untersucht wer<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem die Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme,<br />
die Betriebsgrenzen, <strong>de</strong>r Gasgehalt o<strong>de</strong>r das Produkt<br />
aus volumenbezogener Phasengrenzfläche und Stoffübergangskoeffizient,<br />
k L a.<br />
Die an <strong>de</strong>r Rührerwelle aufgenommene Leis<strong>tu</strong>ng in Abhängigkeit <strong>de</strong>r<br />
Rührerart und <strong>de</strong>s Betriebspunktes wird in vielen Arbeiten bestimmt<br />
(z.B.: [6, 8, 30, 36, 40, 60, 73]). Die Leis<strong>tu</strong>ng nimmt mit steigen<strong>de</strong>m<br />
Gasgehalt wegen <strong>de</strong>r abnehmen<strong>de</strong>n mittleren Dichte <strong>de</strong>s Zweiphasengemisches<br />
ab. Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n Gaspolster hinter <strong>de</strong>n<br />
Rührerblättern von Rushton-Turbinen beobachtet, die zu einer Erniedrigung<br />
<strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rstandsbeiwertes <strong>de</strong>s Rührers und damit zu einer<br />
verringerten Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme führen (z.B.: [8, 36, 60, 30, 73]).<br />
Die Untersuchungen resultieren in empirisch gewonnenen Beziehungen,<br />
mit <strong>de</strong>nen die Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme von begasten Rührern auf die<br />
von unbegasten Rührern bezogen wird (z.B.: [6, 16, 37]).<br />
Nach Judat [40] und Zlokarnik [97] ist dieses Vorgehen jedoch nur<br />
zielführend, wenn durch die Verhältnisbildung die Abhängigkeit <strong>de</strong>r
1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens 7<br />
Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme von <strong>de</strong>r Drehzahl und <strong>de</strong>r Rührerart eliminiert<br />
wird. Da dies nicht gelingt, wird <strong>de</strong>r Ansatz verfolgt, die Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme<br />
als Funktion <strong>de</strong>r zugeführten Gasmenge auszudrücken.<br />
Die Betriebsgrenzen von begasten Rührkesseln wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel<br />
durch empirische Beziehungen beschrieben. Mit diesen Beziehungen<br />
wird die maximale Gasbelas<strong>tu</strong>ng, bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Rührer geflutet wird<br />
und seine Dispergierwirkung verliert, sowie die maximale Drehzahl<br />
eines Rührers, bei <strong>de</strong>r eine Oberflächenbegasung einsetzt, berechnet.<br />
Eine Zusammenstellung dieser empirisch gewonnenen Beziehungen<br />
fin<strong>de</strong>t sich in [98].<br />
Der sich bei einem Betriebszustand einstellen<strong>de</strong> Gasgehalt wird in<br />
<strong>de</strong>r Regel über die Erhöhung <strong>de</strong>s Füllstan<strong>de</strong>s im Vergleich zum unbegasten<br />
Zustand gemessen (z.B.: [41, 60]). Diese Messungen sind<br />
wegen <strong>de</strong>r sehr unebenen Flüssigkeitsoberfläche im Rührbetrieb allerdings<br />
mit einer großen Ungenauigkeit behaftet.<br />
Die für die Bestimmung <strong>de</strong>s Stofftransportes wichtige Größe <strong>de</strong>r<br />
Phasengrenzfläche A (vgl. Gl. 1) kann ohne die Kenntnis <strong>de</strong>s Holdup<br />
nicht bestimmt wer<strong>de</strong>n. Bilanzieren<strong>de</strong> Messungen <strong>de</strong>s Produktes<br />
aus <strong>de</strong>r volumenspezifischen Phasengrenzfläche a = A/V G und <strong>de</strong>s<br />
Stoffübergangskoeffizienten k L , <strong>de</strong>s so genannten k L a-Wertes, wer<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r mit Hilfe von im Rührkessel sehr schnell ablaufen<strong>de</strong>n<br />
Reaktionen untersucht (z.B.: [37]). Dabei wird das <strong>de</strong>n Kessel verlassen<strong>de</strong><br />
Gas auf Konzentrationsän<strong>de</strong>rungen hin analysiert. Aus <strong>de</strong>r<br />
gemessenen Konzentrationsän<strong>de</strong>rung im Gas wird <strong>de</strong>r übergegangene<br />
Stoffstrom berechnet und so auf <strong>de</strong>n k L a-Wert geschlossen.<br />
Wären <strong>de</strong>r Stoffübergangskoeffizient und <strong>de</strong>r Hold-up bekannt, könnte<br />
auf die Phasengrenzfläche im Rührkessel geschlossen wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Phasengrenzfläche allein ist aus <strong>de</strong>m k L a-Wert nicht errechenbar. Die<br />
wichtigsten empirischen o<strong>de</strong>r halbempirischen Beziehungen, die aus<br />
diesen Arbeiten hervorgegangen sind, sind in [98] beschrieben.<br />
Mit <strong>de</strong>n globalen Untersuchungen wer<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n gesamten Rührkessel<br />
bilanzieren<strong>de</strong> Aussagen getroffen. Um ein besseres Verständnis<br />
<strong>de</strong>r im Inneren <strong>de</strong>s Rührkessels ablaufen<strong>de</strong>n physikalischen Vorgänge<br />
zu erhalten, sind globale Untersuchungen unzureichend.
1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens 8<br />
Die lokalen Untersuchungen <strong>de</strong>r Fluiddynamik <strong>de</strong>r flüssigen Phase in<br />
begasten Rührkesseln liefern einen Ansatz für die Bestimmung <strong>de</strong>s<br />
maximal stabilen Blasendurchmessers. Dabei wird das Geschwindigkeitsfeld<br />
<strong>de</strong>r Flüssigkeit in meist einphasig betriebenen Rührkesseln<br />
untersucht und auf <strong>de</strong>n zweiphasig betriebenen Rührkessel übertragen.<br />
Neben <strong>de</strong>n zeitlich gemittelten Geschwindigkeiten wer<strong>de</strong>n die durch<br />
<strong>de</strong>n Rührvorgang in <strong>de</strong>r Flüssigkeit induzierten <strong>tu</strong>rbulenten Schwankungsgeschwindigkeiten<br />
bestimmt [46, 49, 53, 59, 67, 82, 83, 93, 94,<br />
99, 100]. Basierend auf <strong>de</strong>r Kolmogorov’schen Turbulenztheorie und<br />
<strong>de</strong>n Annahmen von Hinze [38] wird daraus eine <strong>tu</strong>rbulente Schubspannung<br />
errechnet [49, 82, 94]. Mit Hilfe dieser Größe wird über<br />
eine Kräftebilanz an einer in die Strömung hineingedachten Blase<br />
ein Stabilitätskriterium für diese Blase aufgestellt und die an dieser<br />
Stelle maximal stabile Blasengröße bestimmt.<br />
Werner [93, 94] erweitert die Kräftebilanz um die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r kinetischen<br />
Energie einer Blase, die maximal so groß sein kann, wie ihre<br />
Oberflächenenergie. Zusätzlich for<strong>de</strong>rt er die Gültigkeit <strong>de</strong>s Bohr-<br />
Wheeler-Kriteriums, das besagt, dass eine instabile Blase in zwei<br />
Blasen gleicher Größe zerfällt. Für kleine Gasgehalte in nicht koaleszieren<strong>de</strong>n<br />
Systemen fin<strong>de</strong>t Werner [93] eine gute Übereinstimmung<br />
seiner theoretischen Vorhersage <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers mit Messergebnissen<br />
aus <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r.<br />
Den Arbeiten ist die Annahme gemein, dass die Gasphase die<br />
Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit nicht signifikant beeinflusst und die Mo<strong>de</strong>llvorstellung<br />
von Brodkey [9] zutrifft, nach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser<br />
<strong>de</strong>r Blasen proportional zum maximal stabilen Blasendurchmesser<br />
und damit aus <strong>de</strong>n Strömungsgrößen <strong>de</strong>r Flüssigkeit errechenbar<br />
ist.<br />
Die mittleren Geschwindigkeiten und die Turbulenzintensitäten <strong>de</strong>r<br />
Flüssigkeit in einem begasten Rührkessel wer<strong>de</strong>n in [2, 78, 81, 83]<br />
gemessen. In diesen Arbeiten wird <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Gasphase auf<br />
diese Größen untersucht. Nach Bakker & van <strong>de</strong>n Akker [2] ist<br />
die Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit im begasten wie unbegasten Fall kinematisch<br />
ähnlich. Die Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Geschwindigkeitskomponenten
1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens 9<br />
durch die Begasung können mit einem Potenzansatz auf die Än<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r eingebrachten Leis<strong>tu</strong>ng bezogen wer<strong>de</strong>n. Nach Rousar et.<br />
Al. [81] gilt diese Annahme jedoch nur für <strong>de</strong>n Rührernahbereich.<br />
Inwieweit sich das verän<strong>de</strong>rte Geschwindigkeitsfeld <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />
auf die Blasendispergierung auswirkt, wird in <strong>de</strong>n Arbeiten nicht<br />
quantifiziert.<br />
Nur wenige Publikationen befassen sich experimentell mit <strong>de</strong>r lokalen<br />
Untersuchung <strong>de</strong>r dispersen Phase. In diesen Arbeiten wer<strong>de</strong>n<br />
die Blasengrößenverteilungen an ausgewählten Stellen im Rührkessel<br />
vermessen. Die dabei eingesetzten – oftmals invasiven und damit<br />
die Strömung beeinflussen<strong>de</strong>n – Messtechniken sind Leitfähigkeitsson<strong>de</strong>n<br />
[3, 4, 31], Absaugson<strong>de</strong>n [76, 77], Photo- und Vi<strong>de</strong>otechniken<br />
[60] und die Phasen-Doppler-Anemometrie [91].<br />
Parthasarathy & Ahmed [76] untersuchten mit einer Absaugson<strong>de</strong><br />
an mehreren Stellen im Rührkessel <strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng<br />
und <strong>de</strong>r Drehzahl einer Rushton-Turbine auf die Größenverteilung<br />
<strong>de</strong>r Blasen in Koaleszenz-gehemmten Stoffsystemen. Die Abweichungen<br />
in <strong>de</strong>n Blasengrößenverteilungen an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Messpunkten<br />
betragen weniger als 10%. Daraus schließen die Autoren,<br />
dass in Koaleszenz-gehemmten Systemen die Blasengrößenverteilung<br />
in einer Ebene repräsentativ für <strong>de</strong>n gesamten Behälter ist.<br />
In einer weiteren Arbeit ermitteln Parthasarathy & Ahmed [77]<br />
mit <strong>de</strong>r gleichen Messtechnik <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser und <strong>de</strong>n maximalen<br />
Blasendurchmesser in zwei Rührkesseln verschie<strong>de</strong>ner Größe<br />
für vier verschie<strong>de</strong>ne Rührerarten. Daraus entwickeln sie eine halbempirische<br />
Beziehung für <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser als Funktion <strong>de</strong>r<br />
Rührerdrehzahl, <strong>de</strong>r Rührerart und <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng, basierend auf<br />
<strong>de</strong>r Kolmogorov’schen Turbulenztheorie. Zu<strong>de</strong>m stellen die Autoren<br />
eine lineare und von <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl unabhängige Proportionalität<br />
<strong>de</strong>s maximal stabilen Blasendurchmessers vom Sauterdurchmesser<br />
fest und bestätigen damit die Annahme von Brodkey [9].<br />
Greaves & Barigou [31] ermitteln mit einer Leitfähigkeitsson<strong>de</strong><br />
die lokalen Blasengrößenverteilungen an mehreren Stellen in einem<br />
Standard-Rührkessel, <strong>de</strong>r mit einer Rushton-Turbine betrieben wird.
1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens 10<br />
Untersucht wird ein koaleszieren<strong>de</strong>s (Wasser-Luft, Gemisch A) und<br />
ein nicht koaleszieren<strong>de</strong> Stoffsystem (0,15 M NaCl-Lösung-Luft, Gemisch<br />
B).<br />
Die Autoren messen für das Gemisch A mit guter Übereinstimmung<br />
eine Weibull-Verteilung und für das Gemisch B eine Exponentialverteilung<br />
<strong>de</strong>r Blasengrößen. Die lokalen Blasenkonzentrationen<br />
an <strong>de</strong>n einzelnen Messpunkten schwanken stark. Eine Steigerung<br />
<strong>de</strong>r Rührerdrehzahl bewirkt einen Anstieg <strong>de</strong>s Gasgehaltes und eine<br />
Vereinheitlichung sowohl <strong>de</strong>r räumlichen Verteilung als auch <strong>de</strong>r<br />
Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasen. Ein steigen<strong>de</strong>r Gasvolumenstrom bewirkt<br />
erhöhten Gasgehalt oberhalb <strong>de</strong>r Rührerebene und eine reduzierte<br />
Gaszirkulation unterhalb <strong>de</strong>s Rührers.<br />
Im Koaleszenz-gehemmten Stoffsystem kommt es zu einer <strong>de</strong>utlichen<br />
Erhöhung <strong>de</strong>r Blasenanzahl, einer Senkung <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers<br />
und einer Vereinheitlichung <strong>de</strong>s Größenspektrums <strong>de</strong>r Blasen. Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Einfluss auf die Blasengröße hat nur noch die Rührerdrehzahl.<br />
In einer weiteren Arbeit bestimmen Barigou & Greaves [4] mit<br />
einer Leitfähigkeitsson<strong>de</strong> lokale Gasgehalte an insgesamt 22 Stellen<br />
in <strong>de</strong>r gleichen Versuchsanordnung wie in [31]. Sie messen die Blasengrößen<br />
in einer vertikalen Ebene, die durch zwei Stromstörer aufgespannt<br />
wird, sowie in einer dazu um die Vertikale um 45 ◦ gedrehten<br />
Ebene und errechnen daraus <strong>de</strong>n jeweiligen lokalen Gasgehalt. Aus<br />
diesen Messungen und <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilungen [31] errechnen<br />
die Autoren lokale Phasengrenzflächenverteilungen. Aus <strong>de</strong>n<br />
gemessenen Verteilungen entwickeln sie Beziehungen für die Bestimmung<br />
<strong>de</strong>r spezifischen Phasengrenzfläche.<br />
Machon et al. [60] bestimmen an insgesamt drei wandnahen Stellen<br />
im Kessel die Blasengrößen, die sich für verschie<strong>de</strong>ne Flüssigkeiten<br />
verschie<strong>de</strong>ner Oberflächenspannung einstellen mit Hilfe einer<br />
Mikroskop-Vi<strong>de</strong>okamera, die mit einem Stroboskop beleuchtet wur<strong>de</strong>,<br />
das im Rührkessel befestigt wur<strong>de</strong>. Alle untersuchten Flüssigkeiten<br />
wer<strong>de</strong>n am gleichen Betriebspunkt untersucht.<br />
Die Konzentrationen <strong>de</strong>r Elektrolytlösungen wer<strong>de</strong>n so eingestellt,<br />
dass teilkoaleszieren<strong>de</strong> Systeme und koaleszieren<strong>de</strong> Systeme entste-
1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens 11<br />
hen. Die gemessenen Blasengrößen sind bei <strong>de</strong>n koaleszieren<strong>de</strong>n Systemen<br />
unabhängig von <strong>de</strong>r Oberflächenspannung, jedoch <strong>de</strong>utlich<br />
kleiner als bei Wasser. Bei <strong>de</strong>n teilkoaleszieren<strong>de</strong>n Systemen mit<br />
Oberflächenspannungen ähnlich <strong>de</strong>r von Wasser fin<strong>de</strong>n die Autoren<br />
größere Blasen als bei <strong>de</strong>n Elektrolytlösungen und kleinere als bei<br />
Wasser.<br />
Das gemessene Blasengrößenspektrum liegt bei Wasser und Kochsalzlösung<br />
im Bereich von 40 µm − 5 mm und ist damit sehr breit.<br />
Bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Flui<strong>de</strong>n sind die maximalen Durchmesser kleiner<br />
(bis ∼ 2 mm).<br />
Daraus schließen die Autoren, dass die Oberflächenspannung kein<br />
Maß für die Bestimmung <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers sein kann, da sowohl<br />
starke Natriumsulfatlösungen als auch die konzentrierte Alkohollösung<br />
eine höhere Oberflächenspannung haben als Wasser. Die<br />
Blasengrößen können daher nicht – wie in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r üblich – mit<br />
<strong>de</strong>r Weberzahl korreliert wer<strong>de</strong>n [60].<br />
Die Autoren beobachten das Abreißen mehrerer kleiner Blasen von<br />
einer instabilen größeren Blase. Machon et al. fin<strong>de</strong>n im Bereich<br />
oberhalb <strong>de</strong>r Rührerebene die kleinsten mittleren Blasendurchmesser.<br />
Diese Häufung kleiner Blasen im oberen Bereich <strong>de</strong>s Rührkessels<br />
erklären sie damit, dass diese in Sekundärwirbeln gebun<strong>de</strong>n sind, die<br />
sich in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Behälterwand ausbil<strong>de</strong>n. Auf die unterschiedlichen<br />
Viskositäten <strong>de</strong>r eingesetzten Flüssigkeiten wird von <strong>de</strong>n Autoren<br />
nicht eingegangen.<br />
Wächter et al. [91] wen<strong>de</strong>n die Phasen-Doppler-Anemometrie<br />
zur gleichzeitigen Bestimmung <strong>de</strong>r Strömungsgrößen <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />
und <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung an. In einem Standard-Rührkessel<br />
untersuchen sie das Dispergierverhalten einer Rushton-Turbine und<br />
stellen lokale Blasengrößenverteilungen an verschie<strong>de</strong>nen Orten im<br />
Rührkessel vor. Diese Daten dienen <strong>de</strong>r Validierung von numerischen<br />
Simulationen <strong>de</strong>r Rührkesselströmung.
12<br />
2 Theoretische Grundlagen<br />
Einige wichtige Beziehungen für die theoretische Beschreibung <strong>de</strong>r<br />
Rührkesselströmung wer<strong>de</strong>n in diesem Kapitel zunächst wie in <strong>de</strong>r<br />
Litera<strong>tu</strong>r üblich für <strong>de</strong>n einphasigen Betrieb <strong>de</strong>finiert und dann auf<br />
<strong>de</strong>n zweiphasigen Betrieb übertragen. Auf diesen Grundlagen erfolgt<br />
die Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r<br />
üblichen Vorgehensweise.<br />
Schließlich wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r kritischen Bewer<strong>tu</strong>ng dieser Vorgehensweise<br />
die Anfor<strong>de</strong>rungen an die messtechnische Erfassung und die<br />
erweiterte Mo<strong>de</strong>llbildung <strong>de</strong>r zweiphasigen Rührkesselströmung abgeleitet<br />
(vgl. Kap. 2.4).<br />
2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel<br />
2.1.1 Leis<strong>tu</strong>ngsbedarf beim Rühren<br />
Der Einfluss verschie<strong>de</strong>ner Rührer auf die an <strong>de</strong>r Rührerwelle aufgenommene<br />
Leis<strong>tu</strong>ng an einem gegebenen Betriebspunkt wird durch<br />
die dimensionslose Newtonzahl Ne o<strong>de</strong>r Leis<strong>tu</strong>ngskennzahl berücksichtigt.<br />
Sie ist eine Funktion <strong>de</strong>r in einen Rührkessel eingebrachten<br />
Leis<strong>tu</strong>ng P sowie <strong>de</strong>r Dichte <strong>de</strong>r Flüssigkeit ρ L ,<strong>de</strong>rRührerdrehzahl<br />
n und <strong>de</strong>s Rührerdurchmessers d R (z.B. [98]):<br />
P<br />
Ne =<br />
ρ L n 3 d 5 . (2)<br />
R<br />
Bei einer gegebenen Rührkesselanordnung ist die Newtonzahl nur<br />
noch eine Funktion <strong>de</strong>r Reynoldszahl, die gemäß Gl. 3 <strong>de</strong>finiert ist:<br />
Re R = ρ L nd 2 R<br />
η L<br />
. (3)<br />
Bei hohen Reynoldszahlen nimmt die Newtonzahl einen nahezu konstanten<br />
Wert an, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Drehzahl unabhängig und charakteristisch<br />
für je<strong>de</strong>n Rührertyp ist. Man spricht dann in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r<br />
von einem <strong>tu</strong>rbulenten Betriebszustand. Der Verlauf <strong>de</strong>r Newtonzahl<br />
über <strong>de</strong>r Reynoldszahl Re R ist in Abb. 1 schematisch dargestellt.
2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 13<br />
Übergangsbereich<br />
Turbulenter Bereich<br />
Ne = konst.<br />
Ne<br />
laminarer<br />
Bereich:<br />
Ne = konst.<br />
Re R<br />
Re R<br />
Abbildung 1: Newtonzahl als Funktion <strong>de</strong>r Reynoldszahl.<br />
Für verschie<strong>de</strong>ne Rührer sind die Newtonzahlen und die Reynoldszahlen,<br />
ab <strong>de</strong>nen von einem <strong>tu</strong>rbulenten Betrieb ausgegangen wer<strong>de</strong>n<br />
kann, in Tab. 1 aufgetragen.<br />
Tabelle 1: <strong>tu</strong>rbulente Newtonzahlen verschie<strong>de</strong>nener Rührer.<br />
Ne Re R Quelle<br />
Rushton-Turbine 5,4 10 3 [99]<br />
6-Blatt-Schrägblattrührer 1,35 5 · 10 3 [99]<br />
Propellerrührer 0,35 10 4 [98]<br />
Kreuzbalkenrührer 3,2 10 4 [98]<br />
Impellerrührer 0,75 10 3 [98]<br />
MIG-Rührer 0,65 5 · 10 3 [98]<br />
Die auf die Masse <strong>de</strong>r Flüssigkeit im Rührkessel bezogene spezifische<br />
Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme ¯ɛ ist in Gl. 4 angegeben:<br />
¯ɛ =<br />
P .<br />
V L ρ L<br />
(4)<br />
Ein Standardrührkessel hat eine zylindrische Grundfläche A =<br />
D 2 π/4 und einen Füllstand, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Behälterdurchmesser entspricht
2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 14<br />
(H = D). Wird das sich daraus ergeben<strong>de</strong> Füllvolumen V = D 3 π/4<br />
zusammen mit Gl. 2 in Gl. 4 eingesetzt, erhält man:<br />
¯ɛ = 4Ne ρ L n 3 d 5 R<br />
. (5)<br />
πρ L D 3<br />
Bei <strong>de</strong>m üblichen Rührerdurchmesser d R = D/3 und einem <strong>tu</strong>rbulenten<br />
Betriebszustand (Ne = konst.) ergibt sich schließlich für die<br />
in <strong>de</strong>n Kessel eingebrachte mittlere spezifische Leis<strong>tu</strong>ng:<br />
¯ɛ = 4Ne<br />
27π n3 d 2 R. (6)<br />
Die aufgenommene mittlere spezifische Leis<strong>tu</strong>ng ¯ɛ gibt an, wieviel<br />
Energie pro Masseneinheit <strong>de</strong>r Flüssigkeit und pro Zeit im Mittel in<br />
<strong>de</strong>r Flüssigkeit dissipiert wird, welche Leis<strong>tu</strong>ng also über die Rührerwelle<br />
zugeführt wer<strong>de</strong>n muss, um die Strömung aufrecht zu erhalten.<br />
Treten in <strong>de</strong>r Strömung große lokale Geschwindigkeitsgradienten auf,<br />
so herrscht an diesen Stellen eine höhere lokale Energiedissipationsrate<br />
ɛ lok als in Bereichen gleichgerichteter Strömung.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re Rushton-Turbinen erzeugen in <strong>de</strong>r Flüssigkeit große<br />
lokale Geschwindigkeitsgradienten. Im Abströmbereich <strong>de</strong>s Rührers<br />
exisitieren Gebiete mit ɛ lok ≫ ¯ɛ [53, 93]. Die lokalen Spitzen ɛ max<br />
können <strong>de</strong>n mittleren Wert um <strong>de</strong>n Faktor 50 überschreiten [93, 99].<br />
Daneben liegt in weiten Bereichen <strong>de</strong>r Wert von ɛ lok <strong>de</strong>utlich unterhalb<br />
von ¯ɛ.<br />
Die disperse Phase wird in diesen Gebieten <strong>de</strong>s höchsten Leis<strong>tu</strong>ngseintrages<br />
durch die dort auftreten<strong>de</strong>n hohen <strong>tu</strong>rbulenten Schubspannungen<br />
zerteilt. Die Kenntnis <strong>de</strong>r mittleren spezifischen Leis<strong>tu</strong>ng<br />
¯ɛ reicht also für die Bestimmung <strong>de</strong>r Dispergierwirkung eines<br />
Rührers nicht aus. Vielmehr ist die Kenntnis von ɛ max entschei<strong>de</strong>nd<br />
für die spätere Berechnung <strong>de</strong>r maximal stabilen Blasengrößen (vgl.<br />
Kap. 2.2.5).
2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 15<br />
2.1.2 Grundlagen <strong>tu</strong>rbulenter Strömungen<br />
Ein erstes Ziel <strong>de</strong>r theoretischen Untersuchung <strong>de</strong>r Rührkesselströmung<br />
ist daher die Bestimmung <strong>de</strong>r Verteilung von ɛ lok und <strong>de</strong>s<br />
Maximalwertes ɛ max .<br />
Der lokale spezifische Leis<strong>tu</strong>ngseintrag ɛ lok ist eine Funktion <strong>de</strong>r <strong>tu</strong>rbulenten<br />
Schwankungsgeschwindigkeit u ′ (t) und <strong>de</strong>s so genannten integralen<br />
Längenmaßes Λ L (z.B.: [39]). Diese Größen wer<strong>de</strong>n zunächst<br />
allgemein aus <strong>de</strong>n Grundgrößen <strong>tu</strong>rbulenter Strömungen <strong>de</strong>finiert<br />
und dann auf die Rührkesselströmung übertragen.<br />
Charakteristisch für <strong>tu</strong>rbulente Strömungen ist ihre zeitliche und<br />
räumliche Unregelmäßigkeit. Je<strong>de</strong>s Flui<strong>de</strong>lement folgt zwar im Mittel<br />
<strong>de</strong>r Hauptströmung, jedoch beschreibt es eine vollkommen ungeordnete<br />
Bahn. Eine dreidimensionale, zeitabhängige <strong>tu</strong>rbulente<br />
Strömung kann mit Hilfe statistischer Metho<strong>de</strong>n beschrieben wer<strong>de</strong>n<br />
[39]. Die Momentangeschwindigkeit an einem Punkt im Strömungsfeld<br />
u(t) wird dazu nach Gl. 7 in die zeitlich gemittelte Geschwindigkeit<br />
u und die Schwankungsgeschwindigkeit u ′ (t) zerlegt:<br />
u(t) =u + u ′ (t). (7)<br />
Bei instationären Strömungen muss ein gleiten<strong>de</strong>r Mittelwert berechnet<br />
wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 2), um einen Geschwindigkeitsmomentanwert<br />
in die gemittelte Geschwindigkeit und die Schwankungsgeschwindigkeit<br />
aufzuteilen. Die Aufteilung erfolgt so, dass für die gemittelte<br />
Schwankungsgeschwindigkeit stets die Bedingung u ′ (t) =0erfüllt<br />
ist.<br />
Ein von <strong>de</strong>r Zeit unabhängiges Maß für die Stärke <strong>de</strong>r <strong>tu</strong>rbulenten<br />
Schwankungsgeschwindigkeiten ist ihr “root-mean-square” (rms)-<br />
Wert:<br />
√<br />
√<br />
√<br />
u ′ rms = u ′ (t) 2 ; v rms ′ = v ′ (t) 2 ; w rms ′ = w ′ (t) 2 . (8)<br />
Durch Gl. 8 wird die mittlere Geschwindigkeitsschwankung u ′ rms eines<br />
Wirbels beschrieben. Die realen Geschwindigkeitsschwankungen<br />
u ′ (t) schwanken entsprechend einer Normalverteilung um diesen Mittelwert<br />
[39].
2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 16<br />
Geschwindigkeit<br />
u<br />
u’(t)<br />
Zeit<br />
Abbildung 2: Schematischer Vergleich <strong>tu</strong>rbulenter Strömungen:<br />
stationär (oben) und instationär (unten).<br />
Sind die mittleren Schwankungsgrößen an einem Punkt rich<strong>tu</strong>ngsunabhängig<br />
(u ′2 = v ′2 = w ′2 ), so spricht man von isotroper Turbulenz.<br />
Eine speziell für die numerische Simulation <strong>tu</strong>rbulenter Strömungen<br />
wichtige Kenngröße, <strong>de</strong>ren beson<strong>de</strong>res Merkmal in ihrer Rich<strong>tu</strong>ngsunabhängigkeit<br />
liegt, stellt die <strong>tu</strong>rbulente kinetische Energie k T pro<br />
Masseneinheit dar, die unter <strong>de</strong>r Annahme isotroper Turbulenz nach<br />
Gl. 9 <strong>de</strong>finiert ist:<br />
k T = 1 2 (u′2 + v ′2 + w ′2 )= 3 2 u′2 . (9)<br />
Eine <strong>tu</strong>rbulente Strömung besteht nach Hinze [38] aus einer Vielzahl<br />
von Wirbeln unterschiedlicher Größe, die sich fortlaufend verän<strong>de</strong>rn<br />
und überlagern. Die Wirbel besitzen eine begrenzte Lebensdauer und<br />
übergeben ihre Energie im statistischen Mittel über eine Kaska<strong>de</strong> an<br />
immer kleiner wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Wirbel, bis sie schließlich in eine unkorrelierte<br />
Wärmebewegung zerfallen.<br />
In <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r wer<strong>de</strong>n die Wirbelgrößen und ihre kinetische Energie<br />
als Energiespektrum E(k) abhängig von <strong>de</strong>r Wellenzahl k =2π/λ<br />
dargestellt. Durch das dreidimensionale Energiespektrum E(k) wird
2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 17<br />
die Energie beschrieben, die in einem Wirbel mit Wellenzahlen zwischen<br />
k und k + dk pro Masse enthalten ist (z.B.: [39, 98]).<br />
Kolmogorov [44, 45] gibt dafür aus Dimensionsüberlegungen folgen<strong>de</strong>,<br />
experimentell bestätigte (z.B.: [28]) Abhängigkeit von <strong>de</strong>r spezifischen<br />
Leis<strong>tu</strong>ng ɛ lok an:<br />
E(k) =Aɛ 2 3<br />
lok<br />
k − 5 3 . (10)<br />
Für die Konstante in Gl. 10 wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r die Zahlenwerte<br />
A =1, 4483 [80] und A =1, 5 [54] genannt.<br />
Um das dreidimensionale Spektrum E(k) einerStrömung zu bestimmen,<br />
müssten alle drei Geschwindigkeitskomponenten an einem Ort<br />
simultan vermessen wer<strong>de</strong>n. Es kann jedoch in das messtechnisch<br />
leichter erfassbare eindimensionale Energiespektrum E 1 (k) umgerechnet<br />
wer<strong>de</strong>n. Für <strong>de</strong>n so genannten Trägheitsbereich <strong>de</strong>r Turbulenz,<br />
in <strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r Energietransport in <strong>de</strong>r Energiekaska<strong>de</strong> (Wirbelkaska<strong>de</strong>)<br />
unabhängig von <strong>de</strong>r Viskosität vollzieht, erhält Hinze [38]<br />
durch einen Koeffizientenvergleich für das eindimensionale Energiespektrum:<br />
E 1 (k) =0, 4203 ɛ 2 3<br />
lok<br />
k − 5 3 . (11)<br />
Die obere Grenze <strong>de</strong>s Trägheitsbereiches ist durch die Wellenzahl<br />
k K gegeben, die <strong>de</strong>r reziproken Kolmogorov’schen Wirbelgröße 1/λ K<br />
entspricht. Die Kolmogorov’sche Wirbelgröße λ K beschreibt <strong>de</strong>n<br />
kleinsten noch stabilen Wirbel <strong>de</strong>r Energiekaska<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r bei weiterer<br />
Energieabgabe instabil wird und durch die Viskosität vollständig<br />
in innere Energie dissipiert wird. Aus einer Dimensionsanalyse formuliert<br />
Kolmogorov [44, 45] folgen<strong>de</strong> Beziehung für λ K :<br />
λ K =<br />
( ν<br />
3<br />
ɛ lok<br />
) 1<br />
4<br />
. (12)<br />
Die untere Grenze <strong>de</strong>s Trägheitsbereichs stellt in erster Näherung<br />
das integrale Längenmaß Λ L dar, das durch die Wellenzahl k 0 ∼<br />
1/Λ L charakterisiert ist. Das integrale Längenmaß Λ L ist ein Maß
2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 18<br />
für Fluidballen, die sich als Einheit bewegen, und stellt somit ein<br />
charakteristisches Längenmaß für die Strömung dar [39].<br />
Die Anzahl <strong>de</strong>r Wirbel pro Bilanzvolumen N λ mit einem Längenmaßstab<br />
zwischen λ und λ + dλ wird aus <strong>de</strong>m Energiespektrum für<br />
<strong>de</strong>n Trägheitsbereich <strong>de</strong>r Turbulenz mit Gl. 13 berechnet [54, 58]:<br />
N λ = C 1 λ 4, mit C = A √<br />
2<br />
6 · 2 1/3<br />
π 5/3 =0, 8413; A =1, 5. (13)<br />
Die Schwankungsgeschwindigkeit u ′ rms kann ebenfalls aus <strong>de</strong>m eindimensionalen<br />
Energiespektrum E 1 (k) abgeleitet wer<strong>de</strong>n [84]: Das<br />
Quadrat <strong>de</strong>r Schwankungsgeschwindigkeit stellt eine spezifische <strong>tu</strong>rbulente<br />
Energie dar, die anschaulich die Summe aller Energiebeiträge<br />
aller Wirbelgrößen ist. Dieser Zusammenhang ist in Gl. 14 wie<strong>de</strong>rgegeben,<br />
in <strong>de</strong>r die Summe durch das Integral über die Wirbelgrößen<br />
ersetzt ist:<br />
1<br />
2 u′2 rms =<br />
∫ ∞<br />
0<br />
E 1 (k) dk. (14)<br />
Aus <strong>de</strong>r nach Gl. 8 o<strong>de</strong>r nach Gl. 14 ermittelten Schwankungsgeschwindigkeit<br />
kann schließlich unter <strong>de</strong>r Annahme lokal isotroper<br />
Turbulenz die <strong>tu</strong>rbulente Schubspannung berechnet wer<strong>de</strong>n:<br />
τ = 1 2 ρ Lu ′2<br />
rms. (15)<br />
Die lokale Energiedissipationsrate ɛ lok ergibt sich nach Brodkey [10]<br />
mit <strong>de</strong>m integralen Längenmaß Λ L aus <strong>de</strong>r Navier-Stokes-Gleichung<br />
für stationäre, lokal isotrope Turbulenzfel<strong>de</strong>r zu:<br />
u ′3<br />
ɛ lok = C 1 . (16)<br />
Λ L<br />
In Gl. 16 steht u ′ für die charakteristische <strong>tu</strong>rbulente Schwankungsgeschwindigkeit<br />
<strong>de</strong>r Strömung. Die auftreten<strong>de</strong> Proportionalitätskonstante<br />
liegt in <strong>de</strong>r Größenordnung von 1 (z.B.: [5, 85, 88]). Lehr [54]<br />
gibt sie mit C 1 = √ 2an.
2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 19<br />
Gl. 16 liegt die Überlegung zugrun<strong>de</strong>, dass ein Energieinhalt, ausgedrückt<br />
durch u ′2 , über eine bestimmte Strecke Λ L mit <strong>de</strong>r Geschwindigkeit<br />
u ′ transportiert wird [10].<br />
Für die Bestimmung <strong>de</strong>r lokalen Energiedissipationsrate ɛ lok muss<br />
nun noch das integrale Längenmaß <strong>de</strong>r Turbulenz Λ L ermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die dazu in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r verbreiteten Ansätze und die Anpassung<br />
<strong>de</strong>r hergeleiteten Größen auf die Rührkesselströmung sind im<br />
folgen<strong>de</strong>n Kapitel beschrieben.
2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 20<br />
2.1.3 Die <strong>tu</strong>rbulente Rührkesselströmung<br />
Das zeitlich gemittelte Strömungsfeld eines radial und eines axial<br />
för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rührers ist in Abb. 3 schematisch skizziert. Die eingezeichneten<br />
Stromlinien stellen zeitgemittelte Bahnkurven eines<br />
Fluidballens in einer an sich instationären Strömung dar. Sie hat<br />
einen stark dreidimensionalen Charakter und ist von ausgeprägten<br />
Sekundärströmungen überlagert, die durch die an <strong>de</strong>r Kesselinnenwand<br />
angebrachten Stromstörer erzeugt wer<strong>de</strong>n.<br />
Radial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Rührer:<br />
Rushton-Turbine<br />
Axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Rührer:<br />
Schrägblattrührer<br />
Abbildung 3: Zeitlich gemitteltes Strömungsfeld eines radial (links)<br />
und eines axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rührers (rechts).<br />
Je nach Rührertyp wird die Flüssigkeit in Rührernähe entwe<strong>de</strong>r axial<br />
o<strong>de</strong>r radial und tangential beschleunigt. Bei radial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Rührern, zum Beispiel einer Rushton-Turbine, wird <strong>de</strong>r Flüssigkeitsstrom<br />
vom Rührer her kommend an <strong>de</strong>r Behälterwand aufgeteilt. Es<br />
bil<strong>de</strong>n sich die bei<strong>de</strong>n charakteristischen Flüssigkeitswirbel oberhalb<br />
und unterhalb <strong>de</strong>r Rührerebene aus (vgl. Abb. 3 links). Im Gegensatz<br />
dazu existiert bei einem axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rührer nur ein globaler<br />
Flüssigkeitswirbel (vgl. Abb. 3 rechts).<br />
Der von <strong>de</strong>n Rührern geför<strong>de</strong>rte Flüssigkeitsstrom wird mit <strong>de</strong>m<br />
Flüssigkeitsdurchsatz q ′ angegeben. Darunter wird <strong>de</strong>rjenige Flüssig-
2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 21<br />
keitsstrom verstan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r durch die vom Rührer bestrichene Fläche<br />
geför<strong>de</strong>rt wird. Diese Fläche ist bei axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rührern durch<br />
πd 2 R /4, bei radial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rührern durch πd Rb gegeben (d R =<br />
Rührerdurchmesser, b = Blatthöhe).<br />
Der dimensionslose Flüssigkeitsdurchsatz Q ′ eines Rührers beträgt:<br />
Q ′ = q′<br />
nd 3 . (17)<br />
R<br />
Die Werte für die dimensionslosen Flüssigkeitsdurchsätze verschie<strong>de</strong>ner<br />
Rührer sind in Tab. 2 zusammengestellt. Sie gelten im <strong>tu</strong>rbulenten<br />
Strömungsbereich für bewehrte Behälter mit einem Füllstand,<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Durchmesser <strong>de</strong>s Rührkessels entspricht (H/D =1).<br />
Tabelle 2: Dimensionslose Flüssigkeitsdurchsätze Q ′ verschie<strong>de</strong>nener<br />
Rührer.<br />
Q<br />
′<br />
Gel<strong>tu</strong>ngsbereich Quelle<br />
Rushton-Turbine 0,75 [15]<br />
6-Blatt-Schrägblattrührer 1, 29 (d/D) 0,2 2
2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 22<br />
großen Abströmgeschwindigkeiten starke Scherfel<strong>de</strong>r, wie sie für Dispergierprozesse<br />
notwendig sind [98].<br />
Die Strömungsgeschwindigkeiten, die sich bei Einsatz einer Rushton-<br />
Turbine im Kessel einstellen, wur<strong>de</strong>n von Lee & Yianneskis [53]<br />
experimentell bestimmt. Die Autoren beziehen die radiale Geschwindigkeitskomponente<br />
auf die Rührerumfangsgeschwindigkeit u tip =<br />
πnd. Sie ermitteln für die bezogene mittlere radiale Geschwindigkeit<br />
u r <strong>de</strong>r Flüssigkeit im Abströmbereich <strong>de</strong>r Rushton-Turbine die<br />
Beziehung:<br />
( ) −0,99<br />
u r d/2<br />
=0, 74<br />
. (18)<br />
u tip D/2<br />
Sie erreicht in unmittelbarer Nähe zum Rührer 85% <strong>de</strong>r Rührerumfangsgeschwindigkeit<br />
und nimmt zur Kesselwand hin ab. In unmittelbarer<br />
Rührernähe weist die Geschwindigkeit <strong>de</strong>r Flüssigkeit periodische<br />
Schwankungen auf, die auf das Passieren <strong>de</strong>r Rührerblätter und<br />
die dadurch verursachte Pumpwirkung zurückgeführt wer<strong>de</strong>n. Diese<br />
periodischen Geschwindigkeitsschwankungen klingen mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />
Entfernung vom Rührer rasch ab [53].<br />
Schäfer et Al. [82] erhalten aus ihren experimentellen Untersuchungen<br />
<strong>de</strong>s Strömungsfel<strong>de</strong>s, das von einer Rushton-Turbine erzeugt<br />
wird, die gleiche Beziehung. Zu<strong>de</strong>m berichten sie, dass <strong>de</strong>r untere<br />
Flüssigkeitswirbel <strong>de</strong>utlich stärker als <strong>de</strong>r obere ist, da die axiale<br />
Zulaufgeschwindigkeit <strong>de</strong>r Flüssigkeit zum Rührer aus <strong>de</strong>m unteren<br />
Wirbel 25%, die aus <strong>de</strong>m oberen Wirbel jedoch nur 15% <strong>de</strong>r<br />
Rührerumfangsgeschwindigkeit beträgt. Dies führen die Autoren auf<br />
die Einbauhöhe <strong>de</strong>s Rührers zurück (h = H/3). Damit enthält <strong>de</strong>r<br />
obere Wirbel zwei Drittel, <strong>de</strong>r untere Wirbel ein Drittel <strong>de</strong>r gesamten<br />
Flüssigkeitsmenge im Rührkessel (vgl. Abb. 3), was zu unterschiedlich<br />
großen Impulsaustauschverlusten in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Wirbeln führt<br />
[82].<br />
Neben <strong>de</strong>r mittleren radialen Geschwindigkeit ū r kann bei <strong>tu</strong>rbulentem<br />
Betrieb auch die Schwankungsgeschwindigkeit u ′ (t) imAbströmbereich<br />
<strong>de</strong>r Rushton-Turbine mit <strong>de</strong>r Rührerumfangsgeschwindigkeit<br />
skaliert wer<strong>de</strong>n [17, 82].
2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 23<br />
Die Strömung um ein Blatt einer Rushton-Turbine ist in Abb. 4<br />
skizziert. Die Flüssigkeit vor <strong>de</strong>m Rührerblatt wird durch die Rührerdrehung<br />
von <strong>de</strong>m Blatt radial nach außen getrieben, aber auch<br />
axial nach oben und unten verdrängt. Durch <strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Rückseite<br />
<strong>de</strong>s Rührerblatts herrschen<strong>de</strong>n Unterdruck kommt es zu einer<br />
Saugströmung hinter das Rührerblatt und damit zu einer teilweisen<br />
Strömungsumkehr <strong>de</strong>r Flüssigkeit.<br />
Drehrich<strong>tu</strong>ng<br />
<strong>de</strong>s Rührers<br />
Stromlinien<br />
<strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />
Strömungsumkehr wegen Unterdrucks<br />
auf <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>s Rührerblattes<br />
Abbildung 4: Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit um ein Rührerblatt.<br />
Durch LDA-Messungen zwischen <strong>de</strong>n Blättern einer aus Glas gefertigten<br />
Rushton-Turbine konnten Schäfer et Al. [82] zeigen, dass<br />
durch die Beschleunigung, die die Flüssigkeit durch die wie<strong>de</strong>rholte<br />
Strömungsumkehr erfährt, circa 80% <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Kessel eingebrachten<br />
Energie verbraucht wer<strong>de</strong>n.<br />
Von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n äußeren Ecken eines Rührerblattes einer Rushton-<br />
Turbine löst sich je ein Wirbel ab. An einem Rührerblatt löst sich<br />
daher ein Wirbelpaar ab, die so genannten “Trailing Vortices”. Aus<br />
<strong>de</strong>n LDA-Messungen ermitteln Schäfer et Al. experimentell die<br />
Gebiete höchster Energiedissipation, die <strong>de</strong>n Stromlinien <strong>de</strong>r “Trailing<br />
Vortices” entsprechen. An <strong>de</strong>m Ort, an <strong>de</strong>m die bei<strong>de</strong>n Wirbel<br />
eines Wirbelpaares zusammentreffen, herrscht die größte Turbulenz<br />
und damit die maximale lokale Energiedissipationsrate im Rührkessel<br />
[82].
2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 24<br />
Die Messungen <strong>de</strong>r Strömungsgrößen <strong>de</strong>r Flüssigkeitsgeschwindigkeit<br />
liefern einen Ansatz zur Berechnung <strong>de</strong>s integralen Längenmaßes Λ L ,<br />
das für die Bestimmung <strong>de</strong>r lokalen Energiedissipation nach Gl. 16<br />
benötigt wird. Nach einem Vorschlag von Laufhütte & Mersmann<br />
[50] wird Λ L unter <strong>de</strong>r Annahme isotroper Turbulenz aus einer<br />
Energiebilanz über <strong>de</strong>n gesamten Rührkessel errechnet:<br />
∑ u<br />
′3<br />
Λ L = i<br />
. (19)<br />
ɛ tot<br />
Die gesamte in <strong>de</strong>n Kessel eingebrachte Leis<strong>tu</strong>ng wird aus Drehmomentmessungen<br />
an <strong>de</strong>r Rührerwelle gemessen und in Gl. 19 eingesetzt,<br />
die <strong>tu</strong>rbulenten Schwankungsgeschwindigkeiten aus LDA-<br />
Messungen bestimmt.<br />
Mit diesem Ansatz fin<strong>de</strong>n Laufhütte & Mersmann [50] <strong>de</strong>n Wert<br />
Λ L = d/6, 25. Diese Vorgehensweise wird auch von Schäfer et Al.<br />
[82] sowie Zhou & Kresta [99] gewählt. Sie fin<strong>de</strong>n für das integrale<br />
Längenmaß <strong>de</strong>n Wert:<br />
Λ L = d R<br />
10 . (20)<br />
Den Unterschied zu <strong>de</strong>m Ergebnis von [50] erklären die Autoren<br />
mit örtlich <strong>de</strong>utlich höher aufgelösten LDA-Messungen und <strong>de</strong>m leis<strong>tu</strong>ngsfähigeren<br />
LDA-System, mit <strong>de</strong>m die Messungen durchgeführt<br />
wur<strong>de</strong>n. Die Beziehung für das integrale Längenmaß kann nach<br />
Schäfer et Al. [82] als die Aus<strong>de</strong>hnung eines <strong>de</strong>r “Trailing Vortices”ge<strong>de</strong>utet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Der von Schäfer et Al. [82] und Zhou & Kresta [99] ermittelte<br />
Wert für das integrale Längenmaß entspricht gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r halben Höhe<br />
<strong>de</strong>s Rührerblattes <strong>de</strong>s untersuchten Standardrührers. Er gilt sowohl<br />
für die Rushton-Turbine als auch für die Schrägblattrührer [99].<br />
Bei Kenntnis <strong>de</strong>s integralen Längenmaßes (Gl. 20) und Messungen<br />
<strong>de</strong>r lokalen Geschwindigkeitsschwankungen kann mit Gl. 16 die lokale<br />
Energiedissipationsrate ɛ lok berechnet und ihr Maximalwert ermittelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Diesen Ansatz verfolgen Zhou & Kresta [99]. Sie<br />
messen die lokalen Geschwindigkeitsschwankungen im Strömungsfeld
2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 25<br />
verschie<strong>de</strong>ner Rührer über einen weiten Drehzahlbereich. Die Ergebnisse<br />
sind in Tab. 3 zusammengefasst.<br />
Tabelle 3: Bezogene mittlere und lokale Energiedissipationsraten<br />
verschie<strong>de</strong>ner Rührer [99].<br />
¯ɛ/(n 3 d 2 R ) ɛ max/(n 3 d 2 R ) ɛ max/¯ɛ<br />
Rushton-Turbine 0,2545 12,14 47,7<br />
6-Blatt-Schrägblattrührer 0,0638 2,44 38,2<br />
A310 0,0408 0,97 23,7<br />
HE3 0,0136 1,30 95,7<br />
Die Autoren fin<strong>de</strong>n, dass die maximale Energiedissipationsrate bezogen<br />
auf n 3 d 2 R für die untersuchten Rührer konstant und damit unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r Drehzahl ist. Die mittlere Energiedissipationsrate<br />
kann ebenfalls mit n 3 d 2 R skaliert wer<strong>de</strong>n (vgl. Gl. 6). Mit diesen<br />
Messungen bestätigen Zhou & Kresta [99] experimentell die von<br />
Brodkey [9] und Chen & Middleman [13] getroffene Annahme,<br />
dass die maximale lokal dissipierte Energie ɛ max proportional zur<br />
mittleren Energiedissipationsrate ¯ɛ ist. Die sich aus <strong>de</strong>n Messungen<br />
ergeben<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Rührerart abhängigen Proportionalitätskonstanten<br />
<strong>de</strong>r Rührer sind ebenfalls in Tab. 3 eingetragen.<br />
Im Gegensatz dazu geht Werner [93] davon aus, dass die Proportionalitätskonstante<br />
unabhängig von <strong>de</strong>r Rührerart ist und mit <strong>de</strong>r<br />
folgen<strong>de</strong>n Beziehung berechnet wer<strong>de</strong>n kann:<br />
ɛ max<br />
¯ɛ<br />
( ) 2 ( )<br />
D H<br />
=1, 69<br />
=45, 6 mit D = H =3d R . (21)<br />
d R d R<br />
Mit Kenntnis <strong>de</strong>r Proportionalitätskonstante kann durch Messung<br />
<strong>de</strong>r Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme eines Rührers auf die maximale lokal dissipierte<br />
Energie im Rührkessel an <strong>de</strong>m Betriebpunkt und damit auf<br />
<strong>de</strong>n maximal stabilen Blasendurchmesser geschlossen wer<strong>de</strong>n, wie im<br />
folgen<strong>de</strong>n Kapitel gezeigt wird.
2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 26<br />
2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel<br />
Im folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n die Beziehungen aus Kap. 2.1 auf die zweiphasige<br />
Rührkesselströmung übertragen, um so <strong>de</strong>n Grad <strong>de</strong>r Dispergierung<br />
mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r üblichen Vorgehensweise zu berechnen.<br />
2.2.1 Zielgrößen<br />
Das grundsätzliche Ziel <strong>de</strong>r Dispergierung ist ein möglichst hoher<br />
Stofftransport zwischen <strong>de</strong>r kontinuierlichen und <strong>de</strong>r dispersen Phase.<br />
Die Einflussgrößen für <strong>de</strong>n Stofftransport sind in Gl. 1 gegeben:<br />
das treiben<strong>de</strong> Konzentrationsgefälle dc/dx, <strong>de</strong>r Stofftransportkoeffizient<br />
k L und die Phasengrenzfläche A.<br />
In <strong>de</strong>r Regel kann das treiben<strong>de</strong> Konzentrationsgefälle und <strong>de</strong>r Stofftransportkoeffizient<br />
nur geringfügig beeinflusst wer<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong> sind<br />
Stoffgrößen, die durch die Anwendung gegeben sind. Daher ist eine<br />
signifikante Intensivierung <strong>de</strong>s Stofftransportes nur durch die Vergrößerung<br />
<strong>de</strong>r Phasengrenzfläche A möglich.<br />
Die Vergrößerung <strong>de</strong>r Phasengrenzfläche erfolgt in begasten Rührkesseln<br />
durch die Dispergierung <strong>de</strong>r Blasen. Zu<strong>de</strong>m kann über die Wahl<br />
einer geeigneten Rührkesselanordnung die Verweilzeit <strong>de</strong>s Gases im<br />
Rührkessel erhöht wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n Umsetzungsgrad <strong>de</strong>s Stoffübergangs<br />
bei langsam ablaufen<strong>de</strong>n Reaktionen zu erhöhen.<br />
Die Phasengrenzfläche wird in <strong>de</strong>r Regel auf <strong>de</strong>n Gasgehalt bezogen.<br />
Die volumenbezogene o<strong>de</strong>r spezifische Phasengrenzfläche a wird<br />
durch <strong>de</strong>n Volumenanteil <strong>de</strong>r dispersen Phase (Hold-up) φ G und <strong>de</strong>n<br />
Sauterdurchmesser d 32 <strong>de</strong>r dispersen Phase ausgedrückt.<br />
Es gilt:<br />
mit:<br />
φ G =<br />
a =6 φ G<br />
d 32<br />
, (22)<br />
V G<br />
V G + V L<br />
und d 32 =<br />
∑<br />
N i d 3 i<br />
i<br />
∑<br />
N i d 2 . (23)<br />
i<br />
i
2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 27<br />
Der Sauterdurchmesser d 32 beschreibt <strong>de</strong>n Durchmesser eines monodispersen<br />
Blasenschwarms, <strong>de</strong>r die gleiche volumenbezogene Phasengrenzfläche<br />
aufweist wie <strong>de</strong>r reale Blasenschwarm, in <strong>de</strong>m die Blasen<br />
in einer Größenverteilung vorliegen.<br />
Bei Kenntnis <strong>de</strong>s Hold-up φ G ist die mittlere Verweilzeit <strong>de</strong>s Gases<br />
im Rührkessel berechenbar:<br />
τ = V G<br />
. (24)<br />
˙V G<br />
Die Wahl <strong>de</strong>s Rührers und <strong>de</strong>s Betriebspunktes einer Rührkesselanordnung<br />
hat einen wesentlichen Einfluss auf die sich einstellen<strong>de</strong><br />
Phasengrenzfläche und die mittlere Verweilzeit <strong>de</strong>s Gases im Rührkessel.<br />
Daher ist es für die Auslegung von begasten Rührkesseln im<br />
Hinblick auf einen optimalen Stoffübergang entschei<strong>de</strong>nd, vorausberechnenzukönnen,<br />
welcher Sauterdurchmesser und welcher Hold-up<br />
sich in Abhängigkeit eines Betriebspunktes einstellt.<br />
2.2.2 Blasenaufstiegsgeschwindigkeit<br />
Für die spätere Untersuchung <strong>de</strong>r Dispergierung und <strong>de</strong>r Verweilzeit<br />
<strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel (vgl. Kap. 6.2) ist die Kenntnis <strong>de</strong>r<br />
Blasenaufstiegsgeschwindigkeit von großer Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng.<br />
Die Blasenaufstiegsgeschwindigkeit kann grundsätzlich auf numerischem<br />
Wege auf Basis eines Kräftegleichgewichtes berechnet wer<strong>de</strong>n,<br />
einfache geschlossene Gleichungen zu ihrer Bestimmung gibt es nach<br />
Mersmann [70] jedoch nicht. Deshalb wird die Abschätzung <strong>de</strong>r<br />
Endaufstiegsgeschwindigkeit mit Hilfe eines Diagramms vorgenommen,<br />
das sich auf experimentelle und theoretische Untersuchungen<br />
stützt [70].<br />
Wenn die Blasen eine gewisse Größe überschritten haben, können sie<br />
sich <strong>de</strong>formieren und Formschwingungen ausführen. Diese Deformationen<br />
und Schwingungen wer<strong>de</strong>n durch die an <strong>de</strong>r Blase angreifen<strong>de</strong>n<br />
Kräfte ausgelöst. Dazu gehören Trägheits- und Zähigkeitskräfte,<br />
Schwer- und Auftriebskräfte sowie die an <strong>de</strong>r Oberfläche angreifen<strong>de</strong><br />
Druckkraft aufgrund <strong>de</strong>r Oberflächenspannung [70].
2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 28<br />
Die Partikel-Reynoldszahl Re B beschreibt das Verhältnis aus<br />
Trägheits- und Zähigkeitskräften:<br />
Re B = ρ L w B d<br />
η L<br />
. (25)<br />
Das Verhältnis <strong>de</strong>r Trägheitskraft zur Auftriebskraft wird erweiterte<br />
Frou<strong>de</strong>zahl Fr B genannt:<br />
wB 2 Fr B =<br />
ρ L<br />
dg(ρ L − ρ G ) . (26)<br />
Schließlich wird die Weberzahl We B aus <strong>de</strong>m Verhältnis aus<br />
Trägheits- und Oberflächenkraft gebil<strong>de</strong>t:<br />
We B = ρ L wB 2 d<br />
(27)<br />
σ<br />
Nach Mersmann [70] sind zwei Kombinationen dieser Kennzahlen<br />
bei <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengeschwindigkeit beson<strong>de</strong>rs<br />
zweckmäßig, nämlich:<br />
sowie:<br />
We B<br />
Fr B<br />
= ∆ρgd2<br />
σ<br />
(28)<br />
Fl = Re4 B Fr B<br />
We 3 B<br />
= σ3 ρ 2 L<br />
ηL 4 (29)<br />
∆ρg.<br />
Die letztere Kennzahl wird Fluidkennzahl genannt. Sie hat <strong>de</strong>n Vorteil,<br />
dass sie nur mit Stoffwerten und <strong>de</strong>r Erdbeschleunigung gebil<strong>de</strong>t<br />
wird, also we<strong>de</strong>r die bekannte Partikelgröße d noch die gesuchte Geschwindigkeit<br />
w enthält.<br />
Die Blasenendgeschwindigkeit wird mit <strong>de</strong>m Diagramm in Abb. 5 abgeschätzt,<br />
in <strong>de</strong>m die Partikel-Reynoldszahl abhängig von We B /F r B<br />
mit Fl als Parameter dargestellt ist. Dem Diagramm liegen Arbeiten<br />
von Clift et al. [14] zugrun<strong>de</strong>. Es beschreibt die Verhältnisse für<br />
flui<strong>de</strong> Partikel mit 10 −2 ≤ η L /η G ≤ 2 · 10 6 und 0, 2 ≤ ρ L /ρ G ≤ 2 · 10 4 .
2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 29<br />
10 5 Kennzahl We /Fr = d g/<br />
[-]<br />
10 4<br />
Fluidkennzahl Fl<br />
3 2 4<br />
Fl = /( g)<br />
<br />
B<br />
<br />
B B B L L<br />
Reynoldszahl <strong>de</strong>r Blase Re =w d / <br />
10 3<br />
10 2<br />
10 1<br />
10 0<br />
10 -1<br />
-2<br />
10 < / < 2*10<br />
L<br />
G<br />
6<br />
0,2 < / < 2*10<br />
L<br />
G<br />
4<br />
10 -2<br />
10 -2 10 -1 10 0 10 1 10 2 [-] 10 3<br />
B B<br />
2 <br />
Abbildung 5: Diagramm zur Bestimmung <strong>de</strong>r Blasenaufstiegsgeschwindigkeit<br />
(aus [70]).
2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 30<br />
2.2.3 Globale zweiphasige Strömung in einem Rührkessel<br />
Zwischen <strong>de</strong>r Gasphase und <strong>de</strong>r Flüssigkeit herrschen hohe Dichteunterschie<strong>de</strong>.<br />
Dadurch unterschei<strong>de</strong>t sich das Strömungsfeld in einem<br />
begasten Rührkessel <strong>de</strong>utlich von <strong>de</strong>m in Abb. 3 skizzierten<br />
Strömungsfeld in einem unbegasten Rührkessel. Am Beispiel <strong>de</strong>r<br />
verschie<strong>de</strong>nen Strömungsfel<strong>de</strong>r, die sich bei Einsatz einer Rushton-<br />
Turbine in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng ausbil<strong>de</strong>n, ist dieser Unterschied<br />
in Abb. 6 qualitativ dargestellt.<br />
A B C D E<br />
Abbildung 6: Strömungsfel<strong>de</strong>r in begasten Rührkesseln mit von A<br />
nach E steigen<strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng [7].<br />
In Abb. 6 A ist die von Gas unbeeinflusste Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />
skizziert. Bei kleinen Begasungsraten folgen die Gasblasen zunächst<br />
<strong>de</strong>r Strömung, ohne diese wesentlich zu beeinflussen (Abb. 6 B).<br />
Bei steigen<strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng kommt es zu einer Strömungsumkehr im<br />
oberen Teil <strong>de</strong>s Behälters (Abb. 6 C). Das wird darauf zurückgeführt,<br />
dass <strong>de</strong>r obere Flüssigkeitswirbel nicht mehr stark genug ausgeprägt<br />
ist, um alle Blasen zu halten. Einige Blasen wer<strong>de</strong>n zwar noch zur<br />
Behältermitte hin geschleppt, dann aber ist ihr Auftrieb stärker als<br />
die durch die Flüssigkeit auf sie nach unten wirken<strong>de</strong> Schleppkraft.<br />
Sie steigen zur Flüssigkeitsoberfläche auf und verlassen <strong>de</strong>n Kessel<br />
(vgl. Pfeil in Abb. 6 C). Dadurch induzieren sie einen zweiten oberen<br />
Flüssigkeitswirbel, in <strong>de</strong>m kleinere Blasen gehalten wer<strong>de</strong>n können.
2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 31<br />
Bei weiter steigen<strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng verarmt <strong>de</strong>r Bereich unterhalb<br />
<strong>de</strong>r Rührerebene zunehmend an Gasblasen. Die Strömungsumkehr<br />
im oberen Bereich <strong>de</strong>s Rührkessels verstärkt sich (Abb. 6 D). Oberhalb<br />
einer bestimmten Begasungsrate kippt die Strömung im gesamten<br />
Kessel als Folge <strong>de</strong>s Gasdurchbruchs im Bereich <strong>de</strong>r Rührerwelle<br />
um. Der Rührer hat seine Dispergierfähigkeit verloren und ist “geflutet”(Abb.<br />
6 E).<br />
Bei niedrigviskosen Flüssigkeiten ist <strong>de</strong>r Flutpunkt eine klar <strong>de</strong>finierbare<br />
von <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl abhängige Betriebsgrenze. Durch<br />
die Erhöhung <strong>de</strong>r Drehzahl lässt sich <strong>de</strong>r Überflu<strong>tu</strong>ngszustand wie<strong>de</strong>r<br />
beseitigen [7, 98]. Bei <strong>de</strong>r Begasung höher viskoser Flüssigkeiten<br />
lassen sich die in Abb. 6 skizzierten Zustän<strong>de</strong> nicht mehr klar unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Sie gehen vielmehr fließend ineinan<strong>de</strong>r über.<br />
2.2.4 Einfluss <strong>de</strong>s Gasgehalts auf <strong>de</strong>n Leis<strong>tu</strong>ngseintrag<br />
Die Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme P eines Rührers in einer unbegasten Flüssigkeit<br />
kann bei Kenntnis seiner Newtonzahl mit Gl. 2 errechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
In begasten Rührkesseln wer<strong>de</strong>n die Prozessparameter in Gl. 2 um<br />
<strong>de</strong>n Gasdurchsatz ˙V G und um die Erdbeschleunigung g erweitert, weil<br />
wegen <strong>de</strong>s großen Dichteunterschie<strong>de</strong>s zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Phasen<br />
∆ρ <strong>de</strong>r Auftrieb berücksichtigt wer<strong>de</strong>n muss.<br />
Für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Kessel zugeführten Gasvolumenstrom ˙V G wird in <strong>de</strong>r<br />
Litera<strong>tu</strong>r eine dimensionslose Gasbelas<strong>tu</strong>ng Q G angegeben:<br />
Q G =<br />
˙V G<br />
nd 3 R<br />
. (30)<br />
Die Einlei<strong>tu</strong>ng eines Gasstromes in einen Rührkessel hat wegen <strong>de</strong>r<br />
mit steigen<strong>de</strong>m Gasgehalt sinken<strong>de</strong>n mittleren Dichte <strong>de</strong>s Stoffsystems<br />
Gas-Flüssigkeit bei konstanter Drehzahl einen Abfall <strong>de</strong>r aufgenommenen<br />
Rührerleis<strong>tu</strong>ng zur Folge (vgl. Gl. 2; z.B.: [98]).<br />
Judat [40] beschreibt diese Abhängigkeit <strong>de</strong>r Newtonzahl vom Gasdurchsatz<br />
Q G für die Rushton-Turbine mit Gl. 31:<br />
Ne g =1, 5+(0, 5 Q 0.0075<br />
G + 1600 Q 2,6<br />
G )−1 . (31)
2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 32<br />
Als Gel<strong>tu</strong>ngsbereich für Gl. 31 wird Q G ≤ 0, 15; Fr ≥ 0, 65; Re ≥<br />
10 4 und D/d R ≥ 3, 3 angegeben.<br />
2.2.5 Berechnung <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers<br />
Die in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r übliche Vorgehensweise bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>s<br />
Sauterdurchmessers <strong>de</strong>r Blasen basiert auf <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>s maximal<br />
stabilen Blasendurchmessers. Dieser wird aus einer Energiebilanz<br />
errechnet, in die die Oberflächenspannung σ, die Dichte <strong>de</strong>r<br />
kontinuierlichen Phase ρ L und die maximale lokal dissipierte Energie<br />
ɛ max eingehen. Hinze [39] ermittelte so die folgen<strong>de</strong> Beziehung für<br />
<strong>de</strong>n maximal stabilen Blasendurchmesser:<br />
d max =0, 725 ɛ −0,4<br />
max<br />
( σ<br />
ρ L<br />
) 0,6<br />
. (32)<br />
Die maximal dissipierte Energie ɛ max ist proportional <strong>de</strong>r mittleren<br />
Energiedissipationsrate ¯ɛ (vgl. Kap. 2.1.3). Durch Einsetzen von Gl. 6<br />
in Gl. 32 erhält man:<br />
(<br />
) −0,4 ( ) 0,6<br />
4Ne<br />
σ<br />
d max =0, 725 K 1<br />
27π n3 d 2 R<br />
. (33)<br />
ρ L<br />
Der Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen wird im Gleichgewicht als proportional<br />
zum maximal stabilen Durchmesser angenommen [77, 93].<br />
Dem liegt die Annahme zu Grun<strong>de</strong>, dass je<strong>de</strong> Blase, die in <strong>de</strong>n Rührkessel<br />
eingebracht wird, bei ihrem Aufstieg die Rührerebene passiert<br />
und damit <strong>de</strong>n Bereich mit <strong>de</strong>r höchsten Energiedissipationsdichte<br />
ɛ max . Mit dieser Annahme ergibt sich aus Gl. 32, wenn zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />
Sauterdurchmesser auf <strong>de</strong>n Rührerdurchmesser bezogen wird:<br />
d 32<br />
d R<br />
= K 2 0, 725<br />
( ) −0,4 (<br />
4Ne<br />
K 1<br />
27π<br />
σ<br />
) 0,6<br />
. (34)<br />
ρ L n 2 d 3 R<br />
Die Proportionalitätskonstante K 1 in Gl. 34 beschreibt das Verhältnis<br />
von ɛ max zu ¯ɛ.Siebeträgt z.B. für die Rushton-Turbine K 1 =47, 7<br />
(vgl. Tab. 3). Der rechte Klammerausdruck in Gl. 34 entspricht <strong>de</strong>m<br />
Kehrwert <strong>de</strong>r Weberzahl für <strong>de</strong>n Rührkessel:
2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 33<br />
We = ρ L n 2 d 3 R<br />
. (35)<br />
σ<br />
Die Proportionalitätskonstante K 2 in Gl. 34 beschreibt das Verhältnis<br />
zwischen <strong>de</strong>m maximal stabilen Blasendurchmesser und ihrem<br />
Sauterdurchmesser. Parthasarathi & Ahmed [77] geben für die<br />
Konstante <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Rührerart unabhängigen Wert K 2 =0, 785<br />
an. Sie messen lokal die Blasengrößenverteilung und <strong>de</strong>finieren <strong>de</strong>n<br />
maximal stabilen Blasendurchmesser als <strong>de</strong>n Durchmesser, <strong>de</strong>r größer<br />
ist als <strong>de</strong>r von 99% aller Blasen.<br />
Gl. 34 wird in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r üblicherweise in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Schreibweise<br />
angegeben:<br />
d 32<br />
= K We We −0,6 . (36)<br />
d R<br />
Einige Autoren nehmen eine zusätzliche Abhängigkeit <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers<br />
vom Hold-up an und erweitern Gl. 36 (z.B.: [52]):<br />
d 32<br />
= K 3 F (φ G ) We −0,6 . (37)<br />
d R<br />
Werner [93] erweitert die Energiebilanz, die Gl. 32 zu Grun<strong>de</strong> liegt,<br />
um <strong>de</strong>n Term ∆E kin und berücksichtigt so die Trägheit <strong>de</strong>r Blasen<br />
gegen eine Geschwindigkeitsän<strong>de</strong>rung. In Gas-flüssig Systemen, bei<br />
<strong>de</strong>nen sich die Dichten um Größenordnungen unterschei<strong>de</strong>n (ϱ G ≪<br />
ϱ L ) wird pos<strong>tu</strong>liert, dass die Blase wegen ihrer sehr kleinen Trägheit<br />
eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r kinetischen Energie erfährt, die aber höchstens so<br />
groß wie ihre Oberflächenenergie sein kann. Diese Grenzbedingung<br />
ist die Formulierung eines Stabilitätskriteriums.<br />
Mit <strong>de</strong>r zusätzlichen For<strong>de</strong>rung nach <strong>de</strong>r Gültigkeit <strong>de</strong>s Bohr-<br />
Wheeler-Kriteriums, <strong>de</strong>mzufolge je<strong>de</strong> zu zerteilen<strong>de</strong> Blase in zwei<br />
gleich große Blasen zerfällt, gelingt Werner [93] eine halbempirische<br />
Bestimmung <strong>de</strong>r Konstante K We (vgl. Tab. 4).<br />
Ausgehend von Gl. 36 o<strong>de</strong>r Gl. 37 wird in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r durch die<br />
Anpassung an Messergebnisse die Konstante K We bzw. K 3 f(φ G )<br />
bestimmt. In Tab. 4 sind die von verschie<strong>de</strong>nen Autoren ermittelten<br />
Konstanten für die Rushton-Turbine und <strong>de</strong>n Schrägblattrührer<br />
zusammengefasst:
2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 34<br />
Tabelle 4: Konstanten K We bzw. K 3 f(φ G )für die Rushton-Turbine<br />
(RT) und <strong>de</strong>n Schrägblattrührer (SBR).<br />
Rührer Quelle Konstante Anmerkungen<br />
RT [93] 0,26 K 1 =45, 6<br />
RT [75] 0,48 K We unabhängig von <strong>de</strong>r Rührerart<br />
RT [77] 0,22 K 2 =0, 785, K 1 wie [93]<br />
RT [77] 0,21 K 2 =0, 785, K 1 aus Tab. 3<br />
RT [52] 0,74 K 3 =4, 25, f(φ G )=φ 0,5<br />
G /(1 − φ G) 0,4 , φ G =0, 01<br />
RT [52] 2,42 K 3 =4, 25, f(φ G )=φ 0,5<br />
G /(1 − φ G) 0,4 , φ G =0, 1<br />
SBR [93] 0,45 K 1 =45, 6<br />
SBR [75] 0,48 K We unabhängig von <strong>de</strong>r Rührerart<br />
SBR [77] 0,32 K 2 =0, 785, K 1 wie [93]<br />
SBR [77] 0,35 K 2 =0, 785, K 1 aus Tab. 3<br />
Die in <strong>de</strong>r Tabelle dargestellten Werte für die Konstanten K We bzw.<br />
K 3 f(φ G ) zeigen eine breite Streuung auf. Der mit einigen dieser<br />
Werte errechnete Sauterdurchmesser, aufgetragen über We −0,6 ,ist<br />
in Abb. 7 dargestellt.<br />
Die Abhängigkeit <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers von <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl<br />
kann ebenfalls aus Gl. 34 abgeleitet wer<strong>de</strong>n:<br />
d 32<br />
d R<br />
= K 2 0, 725<br />
( ) −0,4 ( ) 0,6<br />
4Ne<br />
σ<br />
K 1<br />
27π ρ L n 2 d 3 R<br />
( ) 0,6 σ<br />
= K 3<br />
ρ L d 3 n −1,2 . (38)<br />
R<br />
Durch Substi<strong>tu</strong>ierung <strong>de</strong>r Drehzahl mit <strong>de</strong>r Beziehung für die Rührer-<br />
Reynoldszahl (Gl. 3) ergibt sich unter <strong>de</strong>r Annahme konstanter Stoffwerte<br />
und Kesselgeometrie die Bestimmungsgleichung für <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser<br />
als Funktion <strong>de</strong>r Rührer-Reynoldszahl:<br />
( ) 0,6 (<br />
d 32 σ ρL d 2 ) 1,2<br />
R<br />
= K 3<br />
d R ρ L d 3 Re −1,2<br />
R<br />
= K Re Re −1,2<br />
R<br />
R<br />
η . (39)<br />
L
2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 35<br />
0,15<br />
[-]<br />
Rushton-Turbine<br />
Schrägblattrührer<br />
[52], G =0,01<br />
0,10<br />
[77]<br />
[77]<br />
32 R<br />
d /d<br />
[93]<br />
[75]<br />
0,05<br />
[77]<br />
0<br />
0<br />
0,05<br />
0,1 0,15 [-] 0,2<br />
We R<br />
-0,6<br />
Abbildung 7: Sauterdurchmesser als Funktion <strong>de</strong>r Weberzahl mit<br />
Beziehungen aus <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r (vgl. Tab. 4).<br />
2.2.6 Hold-up und spezifische Phasengrenzfläche<br />
Es existieren in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r einige Ansätze, die von <strong>de</strong>r Füllstandserhöhung<br />
im begasten Rührkessel im Vergleich zum unbegasten<br />
Rührkessel auf <strong>de</strong>n Gasanteil (Hold-up, φ G )imRührkessel schließen<br />
(z.B. [37]). Aus diesen Messungen wer<strong>de</strong>n empirische Beziehungen<br />
für <strong>de</strong>n Hold-up entwickelt, die in aller Regel nicht dimensionsrichtig<br />
sind und somit <strong>de</strong>n physikalischen Zusammenhang nur unvollständig<br />
wie<strong>de</strong>rgeben.<br />
Der Hold-up ist bisher nicht theoretisch vorhersagbar. Es gibt in <strong>de</strong>r<br />
Litera<strong>tu</strong>r kein Mo<strong>de</strong>ll, mit <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>s maximal<br />
stabilen Blasendurchmessers o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers auf <strong>de</strong>n<br />
sich einstellen<strong>de</strong>n Hold-up geschlossen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Die sich an einem Betriebspunkt einstellen<strong>de</strong> spezifische Phasengrenzfläche<br />
kann ohne Kenntnis <strong>de</strong>s Hold-up nicht rechnerisch bestimmt<br />
wer<strong>de</strong>n (vgl. Gl. 22). Sie kann darüber hinaus mit <strong>de</strong>n gängi-
2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 36<br />
gen Messtechniken (z.B.: Absaugson<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Leitfähigkeitsmessungen)<br />
auch nicht direkt gemessen wer<strong>de</strong>n.<br />
Um <strong>de</strong>nnoch Aussagen über die Phasengrenzfläche treffen zu können,<br />
existiert in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r eine Vielzahl von Arbeiten, die aus globalen<br />
Stoffübergangsmessungen <strong>de</strong>n so genannten k L a-Wert bestimmen.<br />
Dieser stellt das Produkt <strong>de</strong>s Stoffübergangskoeffizienten k L mit <strong>de</strong>r<br />
spezifischen Phasengrenzfläche a dar. Ist <strong>de</strong>r Stoffübergangskoeffizient<br />
aus an<strong>de</strong>ren Experimenten bekannt, kann daraus die spezifische<br />
Phasengrenzfläche errechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine Zusammenstellung <strong>de</strong>r am häufigsten gebrauchten empirischen<br />
Beziehungen für <strong>de</strong>n Hold-up, <strong>de</strong>n k L a-Wert und die spezifische Phasengrenzfläche<br />
a fin<strong>de</strong>t sich in Zlokarnik [98].<br />
2.2.7 Koaleszenz<br />
Die sich im Rührkessel einstellen<strong>de</strong> Blasengrößenverteilung wird<br />
durch ein Gleichgewicht von Dispergierung und Koaleszenz bestimmt.<br />
Um <strong>de</strong>n Dispergiermechanismus getrennt untersuchen zu<br />
können, wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n meisten Arbeiten in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />
koaleszenzhemmen<strong>de</strong> Substanzen zugegeben (z.B.: [4, 76]). Zu<strong>de</strong>m<br />
ist nach Lehr [54] bei Gasgehalten von φ G < 10% <strong>de</strong>r Einfluss<br />
von Koaleszenzeffekten auf die Blasengrößenverteilung <strong>de</strong>r Blasen<br />
vernachlässigbar gering. Da in dieser Arbeit keine Betriebspunkte<br />
untersucht wur<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>nen ein höherer Gasgehalt im Rührkessel<br />
vorlag, wird in dieser Arbeit nicht auf die Blasenkoaleszenz eingegangen.<br />
Zur Beschreibung von Koaleszenzvorgängen sei auf die Litera<strong>tu</strong>r<br />
verwiesen (z.B.: [71, 72, 79, 92]).
2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall 37<br />
2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall<br />
Lehr [54] berechnet unter Anwendung einer Populationsbilanz numerisch<br />
die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Größenverteilung von Blasen, die sich in einer<br />
<strong>tu</strong>rbulenten Strömung befin<strong>de</strong>n. Der Populationsbilanz liegt eine<br />
so genannte Blasenzerfallskernfunktion zu Grun<strong>de</strong>. Mit Hilfe dieser<br />
Funktion kann die Häufigkeit, mit <strong>de</strong>r eine Blase durch die Einwirkung<br />
einer <strong>tu</strong>rbulenten Strömung zerfällt, sowie die Größenverteilung<br />
<strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente berechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese für <strong>de</strong>n Blasenzerfall in Blasensäulen von Lehr [54] entwickelte<br />
Kernfunktion wird in dieser Arbeit auf die Dispergierung von Blasen<br />
im Rührkessel angepasst (vgl. Kap. 6).<br />
2.3.1 Voraussetzungen<br />
Um die Dispergierung <strong>de</strong>r Blasen mit <strong>de</strong>r Blasenzerfallskernfunktion<br />
quantitativ bestimmen zu können, trifft Lehr [54] die folgen<strong>de</strong>n<br />
Annahmen:<br />
1. In einer <strong>tu</strong>rbulenten Strömung wird <strong>de</strong>r Zerfall einer Blase durch<br />
die Kollision von Wirbeln unterschiedlicher Aus<strong>de</strong>hnung mit <strong>de</strong>r<br />
Blase verursacht [51, 79, 92]. Die Turbulenz wird vereinfacht<br />
als isotrop angenommen [51, 58, 79]. Nach Hinze [39] ist <strong>de</strong>r<br />
Fehler dieser Annahme auch für Strömungen mit anisotroper<br />
Turbulenz gering.<br />
2. Eine Blase zerfällt bei einem Zerfall in zwei Blasenfragmente.<br />
Bei höherer Turbulenzintensität und für Stoffsysteme mit niedrigerer<br />
Grenzflächenspannungen zerfallen die Blasen häufiger.<br />
Diese Annahme wird von [35, 92, 95] experimentell bestätigt.<br />
3. Bestimmend für <strong>de</strong>n Blasenzerfall ist das Gleichgewicht zwischen<br />
<strong>de</strong>n Oberflächenspannungskräften <strong>de</strong>r Blase τ σ und <strong>de</strong>n<br />
Trägheitskräften <strong>de</strong>s Wirbels τ λ . Eine Blase zerfällt nur dann,<br />
wenn die Trägheitskräfte <strong>de</strong>s Wirbels τ λ die Oberflächenspannungskräfte<br />
<strong>de</strong>r Blase überwin<strong>de</strong>n können.
2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall 38<br />
Das Auftreffen <strong>de</strong>r Wirbel auf <strong>de</strong>r Blasenoberfläche <strong>de</strong>formiert<br />
die Blase. Am Ort <strong>de</strong>r beginnen<strong>de</strong>n Einschnürung ist die Blasenform<br />
lokal nahezu zylin<strong>de</strong>rförmig (vgl. Abb. 8).<br />
Abbildung 8: Kräftebilanz beim Zerfall einer Blase [54].<br />
Die Oberflächenspannungskräfte <strong>de</strong>r Blase sind eine Funktion<br />
<strong>de</strong>r Blasenform und damit <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente<br />
(vgl. Abb. 8). Die Kräftebilanz lautet damit:<br />
τ λ = 1 2 ρ Lu ′ 2<br />
λ =2 σ d ′ = τ σ (40)<br />
Mit u ′ λ<br />
wird die <strong>tu</strong>rbulente Schwankungsgeschwindigkeit <strong>de</strong>r<br />
Wirbel und mit d ′ <strong>de</strong>r Durchmesser <strong>de</strong>s kleineren Blasenfragments<br />
(Tochterblase) bezeichnet. Gleichzeitig entsteht ein Blasenfragment<br />
mit <strong>de</strong>m Durchmesser d ′′ =(d 3 − d ′3 ) 1 3.<br />
4. Die Betrach<strong>tu</strong>ngen beschränken sich auf Wirbel, die größer als<br />
das Kolmogorov’sche Mikromaß (vgl. Gl. 12) sind. Dies stellt<br />
für die weitere Berechnung jedoch keine Einschränkung dar, da<br />
kleinere Wirbel nicht genügend Energie haben, um einen Zerfall<br />
einer Blase einzuleiten.<br />
5. Nur Wirbel, <strong>de</strong>ren Aus<strong>de</strong>hnung kleiner ist als <strong>de</strong>r Blasendurchmesser,<br />
können <strong>de</strong>n Zerfall einer Blase einleiten. Größere Wirbel<br />
transportieren die Blase [51, 54, 58, 79]. Gleichzeitig folgt aus<br />
dieser Annahme, dass <strong>de</strong>r Durchmesser <strong>de</strong>s kleineren entstehen<strong>de</strong>n<br />
Blasenfragments kleiner als <strong>de</strong>r Wirbel sein muss, <strong>de</strong>r zum
2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall 39<br />
Zerfall <strong>de</strong>r Blase geführt hat. Für die Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Wirbel λ,<br />
die einen Zerfall einer Blase auslösen können, gilt somit folgen<strong>de</strong><br />
Ungleichung:<br />
d ′
2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall 40<br />
Die Blasenzerfallskernfunktion wird schließlich durch die Integration<br />
von Gl. 42 über alle Wirbel mit Längenmaßstäben zwischen d ′ und<br />
d (vgl. Annahme 4) erhalten.<br />
Da nur binärer Zerfall berücksichtigt wird (vgl. Annahme 2), kann<br />
die Blasenzerfallsfrequenz f z durch die Integration <strong>de</strong>r Blasenzerfallskernfunktion<br />
in <strong>de</strong>n Grenzen von 0 bis V/2 berechnet wer<strong>de</strong>n:<br />
f z =<br />
∫<br />
V/2<br />
r 1 (V ′ ,V) dV ′ . (43)<br />
0<br />
Für die Größenverteilung β(V ′ ,V) <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente<br />
gilt schließlich:<br />
β(V ′ ,V)= r 1(V ′ ,V)<br />
f z<br />
. (44)<br />
Das Integral in Gl. 42 kann als Summe unvollständiger Γ-Funktionen<br />
berechnet wer<strong>de</strong>n. Damit wer<strong>de</strong>n analytische Ausdrücke für die<br />
Blasenzerfallskernfunktion r 1 , die Blasenzerfallsfrequenz f z und die<br />
Größenverteilung <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente erhalten, <strong>de</strong>ren<br />
Auswer<strong>tu</strong>ng jedoch relativ aufwändig ist.<br />
Nach Lehr [54] lassen sich die Beziehungen in guter Näherung durch<br />
einfachere Ausdrücke ersetzen. Dazu wird Gl. 42, Gl. 43 und Gl. 44<br />
mit<br />
und<br />
L =<br />
( σ<br />
ρ L<br />
) 3/5<br />
·<br />
1<br />
ɛ 2/5; T = ( σ<br />
ρ L<br />
) 2/5<br />
·<br />
1<br />
ɛ 3/5 (45)<br />
d ∗ = d L ; λ∗ = λ L ; V ∗ = V L 3; V ′∗ = V ′<br />
L 3; f z ∗ = f z T ;<br />
r1(V ∗ ′∗ ,V ∗ )=r 1 (V ′ ,V)L 3 T ; β ∗ (V ′∗ ,V ∗ )=β(V ′ ,V)L 3 (46)<br />
in dimensionsloser Form dargestellt:
2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall 41<br />
r ∗ 1(V ′∗ ,V ∗ )= √ 2 C<br />
f ∗ z =<br />
∫ d∗<br />
(λ ∗ + d ∗ ) 2 ( ) 2<br />
λ ∗13/3 ∗ d exp ′∗ 4<br />
λ ∗2/3 d ′∗<br />
d ′∗<br />
∫<br />
V/2<br />
dλ ∗ , (47)<br />
r ∗ 1(V ′∗ ,V ∗ )dV ′∗ , und (48)<br />
0<br />
β ∗ (V ′∗ ,V ∗ )= r∗ 1(V ′∗ ,V ∗ )<br />
. (49)<br />
fz<br />
∗<br />
Die Konstante in Gl. 47 beträgt C =0, 8413 (vgl. Gl. 13).<br />
Damit erhält Lehr [54] die vollständige Lösung für die dimensionslose<br />
Blasenzerfallsfrequenz:<br />
( √ )<br />
2<br />
fz ∗ =0, 5 d ∗5/3 exp − . (50)<br />
Der Verlauf <strong>de</strong>r Blasenzerfallsfrequenz über <strong>de</strong>m dimensionslosen<br />
Primärblasendurchmesser ist in Abb. 9 dargestellt. Die Blasenzerfallsfrequenz<br />
steigt mit zunehmen<strong>de</strong>m Blasendurchmesser, zunehmen<strong>de</strong>r<br />
Dissipationsrate, zunehmen<strong>de</strong>r Flüssigkeitsdichte sowie abnehmen<strong>de</strong>r<br />
Oberflächenspannung. Für einen dimensionslosen Blasendurchmesser<br />
d ∗ ≤ 0, 7 ist die Blasenzerfallsfrequenz nahezu Null (vgl.<br />
Abb. 9). Diese Blasengröße entspricht gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>m von Hinze [39]<br />
beschriebenen maximalen stabilen Blasendurchmesser, <strong>de</strong>n er mit<br />
d ∗ =0, 725 angibt (vgl. Gl. 32).<br />
Die dimensionslose Größenverteilung <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente<br />
gibt Lehr [54] mit einer normierten logarithmischen Normalverteilung<br />
an:<br />
d ∗ 3<br />
β ∗ (V ′∗ ,V ∗ )=<br />
6<br />
π 1,5 d ′∗ 3<br />
exp[−2, 25 (ln(2 2/5 d ′∗ )) 2 ]<br />
1+erf(1, 5 ln(2 1/15 d ∗ )) . (51)
2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall 42<br />
Die Normalverteilung β ∗ (V ′∗ ,V ∗ ) in Gl. 51 hat <strong>de</strong>n Medianwert<br />
d ′∗<br />
0,50 = 2 −2/5 . Die Durchmesser schwanken mit einer Standardabweichung<br />
von s = √ 2/3 um diesen Medianwert.<br />
Durch die Normierung wird <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Ausgangsblase<br />
d ∗ auf die Größenverteilung β ∗ (V ′∗ ,V ∗ )berücksichtigt. Damit<br />
können die Größenverteilungen, die sich bei <strong>de</strong>r Dispergierung verschie<strong>de</strong>n<br />
großer Ausgangsblasen einstellen, in einem Diagramm dargestellt<br />
wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 10). Der Normierungsterm in Gl. 51 ergibt<br />
sich zu:<br />
A(d ∗ )= 1+erf[1, 5 ln[21/15 d ∗ ]]<br />
2<br />
(52)<br />
f *(d*)<br />
z<br />
25<br />
[1/s]<br />
20<br />
15<br />
10<br />
instabile<br />
Blase<br />
5<br />
0<br />
0 2 4<br />
6 8 [-] 10<br />
d*<br />
Abbildung 9: Dimensionslose Blasenzerfallsfrequenz [54].<br />
In Abb. 10 ist die Größenverteilung <strong>de</strong>r beim Zerfall gebil<strong>de</strong>ten Tochterblasen<br />
für verschie<strong>de</strong>n große Ausgangsblasen über <strong>de</strong>m Volumenverhältnis<br />
V ′ /V 0 dargestellt.<br />
Ausgangsblasen, die nur geringfügig größer sind als die maximal stabilen<br />
Blasen, zerfallen bevorzugt in zwei etwa gleich große Blasenfragmente.<br />
Lehr [54] begrün<strong>de</strong>t das damit, dass für diese Blasen die<br />
Oberflächenspannungskräfte dominieren. Der Zerfall in annähernd
2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall 43<br />
*(V’/V)<br />
6<br />
4<br />
dimensionsloser Durchmesser<br />
<strong>de</strong>r zerfallen<strong>de</strong>n Blase<br />
d * = 0,5<br />
d * = 1<br />
d * = 1,5<br />
2<br />
0<br />
0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5<br />
bezogenes Blasenvolumen V’/V<br />
Abbildung 10: Dimensionslose bezogene Größenverteilung <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n<br />
Blasenfragmente [54].<br />
gleich große Blasen wird bevorzugt, weil hierfür die geringste Energie<br />
aufgebracht wer<strong>de</strong>n muss.<br />
Beim Zerfall größerer Blasen wer<strong>de</strong>n bevorzugt unterschiedlich große<br />
Blasenfragmente gebil<strong>de</strong>t. Die Anzahldichte <strong>de</strong>r Wirbel nimmt mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>r Wirbelgröße stark ab (vgl. Gl. 13). Große Blasen wer<strong>de</strong>n<br />
bevorzugt von kleineren Wirbeln getroffen. Diese Kollisionen<br />
können nur einen Zerfall in ein kleineres und ein größeres Blasenfragment<br />
zur Folge haben (vgl. Abb. 10).<br />
We<strong>de</strong>r Gl. 51 noch Gl. 50 enthält empirische Parameter, die an Ergebnisse<br />
experimenteller Untersuchungen angepasst wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Mit diesen Beziehungen kann Lehr [54] quantitativ die Anzahl und<br />
die Größenverteilung <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente als Funktion<br />
<strong>de</strong>r Dissipationsrate ɛ, <strong>de</strong>rFlüssigkeitsdichte ρ L , <strong>de</strong>r Oberflächenspannung<br />
σ und <strong>de</strong>s Durchmessers <strong>de</strong>r zerfallen<strong>de</strong>n Blase d 0 auf numerischem<br />
Wege bestimmen.
2.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r theoretischen Grundlagen 44<br />
2.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r theoretischen Grundlagen<br />
Aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n vorangegangenen Kapiteln geht hervor, dass mit<br />
<strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen Mo<strong>de</strong>llvorstellung die Größen Phasengrenzfläche<br />
und Hold-up nicht und <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen nur eingeschränkt<br />
vorausberechnet wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Eine <strong>de</strong>r Ursachen dafür ist, dass wegen <strong>de</strong>r äußerst schwierigen messtechnischen<br />
Erfassung <strong>de</strong>r gesuchten Größen d 32 , Φ G ,a keine ausreichend<br />
breite Basis experimenteller Daten existiert, die als Grundlage<br />
für eine verbesserte Mo<strong>de</strong>llbildung dienen könnte. Die vorliegen<strong>de</strong>n<br />
experimentellen Daten wur<strong>de</strong>n oft an geometrisch unähnlichen Rührkesseln<br />
gewonnen und sind somit nicht miteinan<strong>de</strong>r vergleichbar. Zu<strong>de</strong>m<br />
wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Arbeiten, in <strong>de</strong>nen die Blasengrößen experimentell<br />
und oft invasiv bestimmt wur<strong>de</strong>n, nur an “ausgewählten” Stellen<br />
im Rührkessel gemessen und von <strong>de</strong>n dort erhaltenen Größenverteilungen<br />
auf <strong>de</strong>n gesamten Rührkessel geschlossen. Diese Schlussfolgerung<br />
ist jedoch insbeson<strong>de</strong>re für die invasiv gewonnenen Größen<br />
fehlerbehaftet. Die Größe <strong>de</strong>r Primärblasen wird in seltensten Fällen<br />
gemessen, ihr Einfluss auf die mittlere Blasengröße daher meist vernachlässigt.<br />
Seine separate Bestimmung wird in <strong>de</strong>r Regel nicht unter ähnlichen<br />
Bedingungen wie im Rührkessel durchgeführt. Zu<strong>de</strong>m berücksichtigt<br />
diese Herangehensweise nicht die Verweilzeitverteilung <strong>de</strong>r Blasen<br />
im Rührkessel. Damit ist die Berechnung <strong>de</strong>r spezifischen Phasengrenzfläche<br />
a aus <strong>de</strong>m global gemessenen k L a-Wert und <strong>de</strong>m separat<br />
ermittelten Stoffübergangskoeffizienten k L fehlerbehaftet.<br />
Neben <strong>de</strong>n Problemen, theoretische Mo<strong>de</strong>lle mit aussagefähigen experimentellen<br />
Daten abzusichern, zeigt sich jedoch auch, dass die Mo<strong>de</strong>llvorstellung,<br />
die <strong>de</strong>r fluiddynamischen Beschreibung <strong>de</strong>r zweiphasigen<br />
Rührkesselströmung zu Grun<strong>de</strong> liegt, wichtige Einflussgrößen<br />
nicht beachtet. So wer<strong>de</strong>n we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Kessel zugeführte Gasvolumenstrom<br />
noch die Stoffwerte <strong>de</strong>r Flüssigkeit bei <strong>de</strong>r Berechnung<br />
<strong>de</strong>s Sauterdurchmessers berücksichtigt.
2.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r theoretischen Grundlagen 45<br />
Durch die Annahme, dass bei einem <strong>tu</strong>rbulenten Betriebszustand<br />
<strong>de</strong>r Leis<strong>tu</strong>ngseintrag unabhängig von <strong>de</strong>r Reynoldszahl ist, geht die<br />
Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit nicht mehr in die weiteren Betrach<strong>tu</strong>ngen<br />
mit ein. Dies mag bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>s maximal stabilen Blasendurchmessers<br />
noch gerechtfertigt sein, ist aber bei <strong>de</strong>r Bestimmung<br />
<strong>de</strong>s Sauterdurchmessers eine relativ grobe Näherung.<br />
Der entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Nachteil <strong>de</strong>r bisherigen Herangehensweise ist jedoch,dassesmitkeinerÜberlegung<br />
gelingen kann, ausgehend vom<br />
mittleren Blasendurchmesser auf <strong>de</strong>n Hold-up zu schließen. Es fehlen<br />
Mo<strong>de</strong>lle, die neben <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r maximal stabilen Blase auch noch<br />
die Größen <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasen berücksichtigen.<br />
Nur durch die differenzierte Betrach<strong>tu</strong>ng dieser Blasengrößen kann<br />
aber auf <strong>de</strong>n unterschiedlich langen Verbleib unterschiedlich großer<br />
Blasen geschlossen wer<strong>de</strong>n. Damit sind – wenn auch nur numerisch<br />
– Aussagen über <strong>de</strong>n Hold-up und die Phasengrenzfläche möglich.<br />
Wegen <strong>de</strong>r in einem frühen Stadium <strong>de</strong>r bisherigen Mo<strong>de</strong>lle getroffenen<br />
Annahme, dass <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser proportional zum maximal<br />
stabilen Blasendurchmesser ist, wer<strong>de</strong>n solche Überlegungen<br />
bisher im Ansatz ausgeschlossen.<br />
Aussagen über <strong>de</strong>n Hold-up wer<strong>de</strong>n bisher auch dadurch erschwert,<br />
dass die Drehzahl <strong>de</strong>s Rührers nur bei <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>r maximal<br />
stabilen Blasengröße berücksichtigt wird. Vernachlässigt wird hingegen<br />
ein durch eine Drehzahlerhöhung steigen<strong>de</strong>r Pumpvolumenstrom<br />
an Flüssigkeit, <strong>de</strong>r sich auf die Anzahl und die Größe <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />
Flüssigkeitswirbeln gehaltenen Blasen auswirkt.<br />
Aus diesen Überlegungen ergibt sich die For<strong>de</strong>rung nach einer Erweiterung<br />
<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls, das <strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>r Blasendispergierung<br />
zu Grun<strong>de</strong> liegt. Neben einer Aussage über maximal stabile<br />
Blasendurchmesser müssen aus dieser Analyse Vorhersagen über<br />
die Größenverteilung <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente hervorgehen.<br />
Die in Kap. 2.3 vorgestellte Blasenzerfallskernfunktion kann so<br />
erweitert und auf die Strömung im Rührkessel angepasst wer<strong>de</strong>n,<br />
dass die erfor<strong>de</strong>rlichen Aussagen gewonnen wer<strong>de</strong>n.
2.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r theoretischen Grundlagen 46<br />
Ein neues Mo<strong>de</strong>ll kann aber nur dann erfolgreich etabliert wer<strong>de</strong>n,<br />
wenn es durch experimentelle Daten abgesichert ist. Diese Daten<br />
müssen an einer Versuchsanlage gewonnen wer<strong>de</strong>n, die die Übertragbarkeit<br />
<strong>de</strong>r Ergebnisse gewährleistet. Zu<strong>de</strong>m ergeben sich für die Experimente<br />
folgen<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen:<br />
• Es dürfen nur nicht-invasive Messtechniken eingesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />
da die gemessenen Größen sonst mit einem zu großen und zu<strong>de</strong>m<br />
nicht quantifizierbaren Fehler behaftet sind.<br />
• Der gesamte Rührkessel muss in <strong>de</strong>n Messungen untersucht wer<strong>de</strong>n,<br />
um die Zielgrößen Sauterdurchmesser, Phasengrenzfläche<br />
und Hold-up aus <strong>de</strong>n Experimenten mit hoher Genauigkeit ermitteln<br />
zu können. Diese globalen Messungen <strong>de</strong>r Blasengrößen<br />
müssen zu<strong>de</strong>m auch lokal hoch aufgelöstwer<strong>de</strong>nkönnen.<br />
• Die Blasendispergierung muss genauer untersucht wer<strong>de</strong>n,<br />
um auch experimentell die Blasendurchmesser bestimmen zu<br />
können, die bei <strong>de</strong>r Dispergierung entstehen.<br />
• Die Primärblasengröße muss experimentell erfasst wer<strong>de</strong>n, um<br />
ihren Einfluss auf die Zielgrößen quantifizieren zu können.<br />
Der Anfor<strong>de</strong>rung, nur nicht-invasive Messtechniken einzusetzen, wur<strong>de</strong><br />
durch die Wahl <strong>de</strong>r Impulsholographie Rechnung getragen. Diese<br />
optische Messtechnik verlangt einen vollständigen und verzerrungsfreien<br />
optischen Zugang zum Messvolumen (= gesamter Rührkessel).<br />
Die Umsetzung <strong>de</strong>r daraus abgeleiteten Anfor<strong>de</strong>rungen an die apparative<br />
Gestal<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Versuchsanordnung ist im folgen<strong>de</strong>n Kapitel<br />
beschrieben.
47<br />
3 Versuchsanlage<br />
Der in dieser Arbeit untersuchte Rührkessel ist inklusive seiner Einbauten<br />
aus Glas gefertigt, um einen vollständigen optischen Zugang<br />
zu seinem Inneren und somit <strong>de</strong>n Einsatz optischer Messtechniken<br />
zu ermöglichen. Der Aufbau <strong>de</strong>r Versuchsanordnung ist in Abb. 11<br />
schematisch dargestellt.<br />
Drehzahlgeregelter<br />
Motor<br />
M<br />
Drehzahlmessung/<br />
Regelung<br />
Rührkessel: Draufsicht<br />
T i<br />
Mess-PC<br />
p i<br />
Versuchsfluid<br />
Rührkessel<br />
Rührer<br />
Durchflussmessung<br />
Durchflussregelung<br />
Druckluftnetz;<br />
entölte Luft;<br />
p = 1,1 MPa<br />
Düse<br />
Druckluft<br />
Öl-/Partikelfilter<br />
Glyzerin zur Brechungsin<strong>de</strong>xanpassung<br />
Abbildung 11: Schematische Darstellung <strong>de</strong>r Versuchsanordnung.<br />
Um einen verzerrungsfreien optischen Zugang zum Inneren <strong>de</strong>s Rührkessels<br />
zu erhalten, ist die Rührkesselanordnung so gestaltet, dass<br />
Brechungsin<strong>de</strong>xunterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>r Umgebung und <strong>de</strong>m Innern<br />
<strong>de</strong>s Rührkessels nur an ebenen Oberflächen auftraten.<br />
Dazu ist <strong>de</strong>r zylindrische Rührkessel in einem zweiten Glasbehälter<br />
mit quadratischer Grundfläche angeordnet und <strong>de</strong>r Raum zwischen<br />
<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Behältern mit Glyzerin gefüllt. Das Glyzerin hat <strong>de</strong>n<br />
gleichen Brechungsin<strong>de</strong>x wie das Glas, aus <strong>de</strong>m die bei<strong>de</strong>n Behälter<br />
gefertigt sind. Auch das Versuchsfluid im Inneren <strong>de</strong>s Kessels muss<br />
<strong>de</strong>n gleichen Brechungsin<strong>de</strong>x wie das Behälterglas aufweisen. Als<br />
Versuchsfluid wird daher wahlweise reines Dimethylsulfoxid (DM-<br />
SO) o<strong>de</strong>r eine Mischung aus DMSO und Glyzerin eingesetzt, um die<br />
Viskosität <strong>de</strong>s Versuchsfluids einstellen zu können.
48<br />
Auf diese Weise wird erreicht, dass <strong>de</strong>r Rührkessel – von <strong>de</strong>r Seite betrachtet<br />
– optisch wie ein Glasblock mit senkrechten ebenen Wän<strong>de</strong>n<br />
wirkt. Sämtliche Verzerrungen, die auf Grund von Lichtbrechung an<br />
<strong>de</strong>r zylindrischen Rührkesselwand auftreten können, wer<strong>de</strong>n durch<br />
diese Anordnung und die Wahl <strong>de</strong>r Versuchsflui<strong>de</strong> ausgeschlossen.<br />
Dies hat zur Folge, dass die Blasen an je<strong>de</strong>r Stelle im Rührkessel<br />
unverzerrt beobachtet wer<strong>de</strong>n können. Eine Voraussetzung für <strong>de</strong>n<br />
Einsatz <strong>de</strong>r Impulsholographie ist damit erfüllt.<br />
Als Antrieb für die Rührer dient ein im Bereich von n = 50 −<br />
2000 U/min drehzahlgeregelter Motor. Die Luft wird über eine zentrisch<br />
in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n versenkte Düse in <strong>de</strong>n Kessel eingebracht. Die<br />
Primärblasengröße wird durch <strong>de</strong>n Einsatz von Düsen mit unterschiedlichen<br />
Düsendurchmessern variiert.<br />
Die Drehzahl, <strong>de</strong>r zugeführte Luftvolumenstrom sowie <strong>de</strong>r Umgebungsdruck<br />
und die Flüssigkeitstempera<strong>tu</strong>r wer<strong>de</strong>n während eines<br />
Versuches gemessen und in einem Messrechner abgespeichert (vgl.<br />
Abb. 11).<br />
Der in dieser Arbeit untersuchte Rührkessel wur<strong>de</strong> so ausgelegt, dass<br />
sowohl die Richtlinien <strong>de</strong>r DIN 28131, als auch die <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
für Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen (GVC) erfüllt sind,<br />
in <strong>de</strong>nen die geometrischen Abmessungen festgelegt sind.<br />
D=124mm<br />
0,02 D<br />
0,1 D<br />
Stromstörer<br />
Versuchsfluid<br />
Rührer<br />
H=D<br />
h=d R<br />
d =D/3 R<br />
V G<br />
Abbildung 12: Schematische Darstellung <strong>de</strong>s Versuchsrührkessels.
Damit sind die an diesem Rührkessel erhaltenen Ergebnisse mit <strong>de</strong>nen<br />
vergleichbar, die an Standardrührkesseln an<strong>de</strong>rer Größen gewonnen<br />
wur<strong>de</strong>n.<br />
Der zylindrische Kessel mit einem Durchmesser von D = 124 mm hat<br />
einenflachausgeführten Bo<strong>de</strong>n. Am Umfang <strong>de</strong>s Kessels sind entsprechend<br />
<strong>de</strong>r Norm vier gläserne Stromstörer angeordnet, die eine<br />
durch <strong>de</strong>n Rührvorgang verursachte Trombenbildung unterdrücken.<br />
Der Füllstand im Kessel entspricht <strong>de</strong>ssen Durchmesser (H/D =1,<br />
vgl. Abb. 12).<br />
In dieser Arbeit wird die Dispergierwirkung einer Rushton-Turbine<br />
sowie eines abwärts und eines aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Sechs-Blatt-<br />
Schrägblattrührers untersucht. Die Rührer wer<strong>de</strong>n in einer Höhe von<br />
h/H =1/3 zum Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Kessels eingebaut (vgl. Abb. 12) und<br />
haben einen Durchmesser von jeweils d =40mm (vgl. Abb. 13).<br />
49<br />
Rushton-Turbine<br />
Schrägblattrührer<br />
10<br />
8<br />
40<br />
jeweils 6 Blätter am Umfang (Blattdicke: 1mm)<br />
1<br />
45°<br />
Abbildung 13: Skizze <strong>de</strong>r untersuchten Rührer:<br />
links: Rushton-Turbine, rechts: Schrägblattrührer.<br />
Die Rushton-Turbine wird in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r als Standard-<br />
Dispergierorgan bezeichnet [98]. Bei ihrem Einsatz steht die<br />
Erhöhung <strong>de</strong>s Dispersionsgra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r eingebrachten Luft im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
Sie ist ein schnelllaufen<strong>de</strong>r, radial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Rührer. Die aufgenommene<br />
Leis<strong>tu</strong>ng wird in <strong>de</strong>n im Abströmbereich <strong>de</strong>s Rührers<br />
starken Scherfel<strong>de</strong>rn mit hohen lokalen Energiedissipationsdichten<br />
abgegeben, in <strong>de</strong>nen die Blasen zerteilt wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Schrägblattrührer gehört zu <strong>de</strong>n schnelllaufen<strong>de</strong>n axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Rührern. Dieser Rührer ist nach Kipke [42] ein Kompromiss
aus einem strömungsmechanisch guten För<strong>de</strong>rorgan und einem Dispergierorgan.<br />
Der Einsatz eines Schrägblattrührers dient neben <strong>de</strong>r<br />
Blasendispergierung auch <strong>de</strong>r gleichmäßigen Verteilung <strong>de</strong>r Blasen<br />
im Rührkessel.<br />
Die dynamische Viskosität <strong>de</strong>s Versuchsfluids Dimethylsulfoxid beträgt<br />
η =2mPas, liegt also in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Viskosität von Wasser<br />
(η H2 O =1mPas). Die Viskosität von reinem Glyzerin beträgt<br />
η = 1400 mPas. Die bei<strong>de</strong>n Flüssigkeiten sind ineinan<strong>de</strong>r in je<strong>de</strong>m<br />
Verhältnis mischbar. Durch Än<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Mischungsverhältnisses wur<strong>de</strong><br />
die Viskosität <strong>de</strong>s Versuchsflui<strong>de</strong>s eingestellt. Die Oberflächenspannung<br />
von reinem DMSO und <strong>de</strong>s Gemisches bleibt über ein<br />
weites Mischungsverhältnis annähernd konstant bei σ =44mN/m,<br />
also <strong>de</strong>utlich unter <strong>de</strong>r Oberflächenspannung von Wasser (σ H2 O =<br />
70 mN/m) und wur<strong>de</strong> in dieser Arbeit nicht verän<strong>de</strong>rt.<br />
Mit <strong>de</strong>r beschriebenen Gestal<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Rührkesselanordnung wur<strong>de</strong>n<br />
die Voraussetzungen für <strong>de</strong>n Einsatz optischer Messtechniken<br />
erfüllt. Der verzerrungsfreie optische Zugang zum gesamten Messvolumen<br />
wur<strong>de</strong> gewährleistet. Der optische Versuchsaufbau, in <strong>de</strong>n<br />
diese Rührkesselanordnung eingesetzt wur<strong>de</strong>, ist in <strong>de</strong>r Folge beschrieben.<br />
50
51<br />
4 Die optische Messtechnik<br />
In dieser Arbeit wird die Impulsholographie als Messtechnik eingesetzt.<br />
Mit dieser optischen und damit nicht-invasiven Messtechnik<br />
kann Anzahl, Größe und Aufenthaltsort aller im Rührkessel befindlichen<br />
Blasen dreidimensional und verzerrungsfrei erfasst wer<strong>de</strong>n. Damit<br />
können die in Kap. 2.2.1 genannten Zielgrößen direkt und mit<br />
großer Genauigkeit aus <strong>de</strong>m Experiment bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />
4.1 Holographie<br />
Die Holographie wur<strong>de</strong> 1948 von Gabor [27] bei Versuchen ent<strong>de</strong>ckt,<br />
das Auflösungsvermögen von Rasterelektronenmikroskopen zu<br />
verbessern. Bis Mitte <strong>de</strong>r sechziger Jahre fand sie wegen <strong>de</strong>s Mangels<br />
an kohärenten Lichtquellen und Aufzeichnungsmaterialien jedoch<br />
kaum Anwendung. Thompson [86] setzte die Holographie erstmals<br />
1967 bei <strong>de</strong>r Analyse von Sprühströmungen ein. Seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
siebziger Jahre erlebt die Holographie durch ständige Verbesserungen<br />
<strong>de</strong>r Aufnahmematerialien und Laser einen ernormen Aufschwung<br />
(z.B.: [33, 87]).<br />
Ein auf <strong>de</strong>r Holographie basieren<strong>de</strong>s Verfahren, die “Real-Time”-<br />
Interferometrie, wird von Mayinger & Panknin [66], Mayinger<br />
& Nordmann [65], Mayinger & Chen [62] auf die Untersuchung<br />
von Wärme- und Stoffübertragungsvorgängen angewandt.<br />
Impulsholographie<br />
Die holographische Partikelmesstechnik (Impulsholographie) hat die<br />
Aufgabe, aus räumlichen Partikelfel<strong>de</strong>rn Anzahl, Größe und Position<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Partikel zu bestimmen. Bei <strong>de</strong>r Aufnahme von Doppelpulshologrammen<br />
wird das dreidimensionale Partikelfeld zweimal in<br />
einem zeitlich <strong>de</strong>finierten Abstand auf <strong>de</strong>m Aufnahmemedium gespeichert<br />
und damit die bei<strong>de</strong>n räumlichen Positionen <strong>de</strong>r Partikel zum<br />
Zeitpunkt <strong>de</strong>r Aufnahmen. Aus <strong>de</strong>m Abstand <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Positionen<br />
einer Partikel und <strong>de</strong>r Zeitspanne zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Aufnahmen<br />
wird ihr dreidimensionaler Geschwindigkeitsvektor ermittelt.
4.1 Holographie 52<br />
Die Kombination dieser ganzheitlichen Messtechnik mit <strong>de</strong>r digitalen<br />
Bildverarbei<strong>tu</strong>ng zur automatisierten Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r großen Menge<br />
aufgenommener Informationen macht die Impulsholographie zu<br />
einem leis<strong>tu</strong>ngsfähigen Messsystem bei <strong>de</strong>r Untersuchung von Partikelfel<strong>de</strong>rn<br />
in Mehrphasenströmungen [61, 64, 68].<br />
Ein einfacher optischer Aufbau für die Aufnahme von Impulshologrammen<br />
ist in Abb. 14 schematisch dargestellt. Bei <strong>de</strong>r Aufnahme<br />
wird ein kohärenter Lichtpuls in zwei Strahlen aufgespalten: <strong>de</strong>n<br />
Objektstrahl und <strong>de</strong>n Referenzstrahl. Der Referenzstrahl wird über<br />
Spiegel am Messvolumen vorbeigeleitet. Der Objektstrahl wird durch<br />
das Messvolumen geleitet und enthält anschließend <strong>de</strong>ssen gesamte<br />
optische Information.<br />
Rubin-Impulslaser<br />
AO<br />
S<br />
Referenzstrahl<br />
Messvolumen<br />
S<br />
M<br />
H<br />
AO<br />
H<br />
M<br />
S<br />
ST<br />
Aufwei<strong>tu</strong>ngsoptik<br />
Hologr. Platte<br />
Mattscheibe<br />
Spiegel<br />
Strahlteiler<br />
ST<br />
S<br />
S<br />
Objektstrahl<br />
Versuchskammer<br />
Abbildung 14: Schematische Darstellung eines optischen Aufbaus<br />
für die Aufnahme von Impulshologrammen [61].<br />
Nach <strong>de</strong>m Austritt aus <strong>de</strong>m Messvolumen wird <strong>de</strong>r Objektstrahl <strong>de</strong>m<br />
Referenzstrahl überlagert. Dabei entsteht ein Interferenzmuster. Sowohl<br />
die Ampli<strong>tu</strong><strong>de</strong> und die Wellenlänge als auch die Phase dieses<br />
Wellenfel<strong>de</strong>s wird auf einem geeigneten Aufnahmemedium, z.B. einer<br />
holographischen Platte, gespeichert.<br />
So wird auf <strong>de</strong>r holographischen Platte ein dreidimensionales “Standbild”<br />
<strong>de</strong>s Messvolumens gespeichert. Im Gegensatz zu an<strong>de</strong>ren photographischen<br />
Verfahren ist die Impulsholographie bei <strong>de</strong>r Aufnah-
4.1 Holographie 53<br />
me <strong>de</strong>s gesamten dreidimensionalen Messvolumens mit einer hohen<br />
räumlichen Auflösung nicht durch die Schärfentiefe limitiert.<br />
Nach<strong>de</strong>m die holographische Platte photochemisch entwickelt wur<strong>de</strong>,<br />
wird das aufgenommene Hologramm in einem getrennten Schritt rekonstruiert.<br />
Dazu fällt ein kohärenter Lichtstrahl mit ähnlicher Wellenlänge,<br />
mit <strong>de</strong>r gleichen Strahlgeometrie und unter <strong>de</strong>m gleichen<br />
Auftreffwinkel wie <strong>de</strong>r Referenzstrahl auf die holographische Platte.<br />
Dieser so genannte Rekonstruktionsstrahl wird an <strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>r holographischen<br />
Platte gespeicherten Interferenzmuster gebeugt. Als<br />
erstes Beugungsmaximum entsteht <strong>de</strong>r rekonstruierte Objektstrahl<br />
und damit ein reelles Bild <strong>de</strong>s Messvolumens vor <strong>de</strong>m Aufnahmemedium<br />
als sein stehen<strong>de</strong>s, dreidimensionales und verzerrungsfreies<br />
Abbild, das nun ausgewertet wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Weitergehen<strong>de</strong> theoretische Grundlagen <strong>de</strong>r Holographie sind in <strong>de</strong>r<br />
Litera<strong>tu</strong>r ausführlich beschrieben (z.B.: [1, 43, 63]).<br />
Mayinger & Chávez [61] untersuchen mit Hilfe <strong>de</strong>r Impulsholographie<br />
die Fluiddynamik und <strong>de</strong>n Wärme- und Stoffübergang<br />
beim Einspritzvorgang einer unterkühlten Flüssigkeit in <strong>de</strong>ren Sattdampfatmosphäre.<br />
Die Autoren verwen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n in Abb. 14 dargestellten<br />
einachsigen optischen Aufbau. Die dreidimensionalen holographischen<br />
Rekonstruktionen wer<strong>de</strong>n schrittweise mit <strong>de</strong>r Fokussierebene<br />
einer Vi<strong>de</strong>okamera mit großer Blen<strong>de</strong>nöffnung durchfahren und so in<br />
eine Vielzahl von Vi<strong>de</strong>obil<strong>de</strong>rn mit bewusst eng limitierter Schärfentiefe<br />
unterteilt. Die Vi<strong>de</strong>obil<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n dann sukzessive durch ein<br />
digitales Bildverarbei<strong>tu</strong>ngssystem ausgewertet.<br />
Aus einfach belichteten Hologrammen (Einzelpulshologramm) wird<br />
die Anzahl und Größe sowie die räumliche Position <strong>de</strong>r gebil<strong>de</strong>ten<br />
Tropfen gemessen. Mit Doppelpulshologrammen wer<strong>de</strong>n die Tropfen<br />
zweimal zeitlich versetzt aufgenommen. Aus <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r<br />
Doppelpulshologramme ermitteln die Autoren [61] die Geschwindigkeitsvektoren<br />
<strong>de</strong>r Tropfen im Einspritzstrahl in <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>bene. Die<br />
Geschwindigkeitskomponente in Blickrich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Kamera wird unter<br />
Zuhilfenahme <strong>de</strong>s Einspritzstrahlwinkels abgeschätzt. Diese Arbeit<br />
ist <strong>de</strong>tailliert in Chávez [12] beschrieben.
4.1 Holographie 54<br />
Mayinger & Gebhard [64] untersuchen mit Hilfe <strong>de</strong>r Impulsholographie<br />
die Strahlzerteilung von unterkühlten und überhitzten Einspritzstrahlen<br />
von Flachstrahldüsen in eine Luftatmosphäre. Für allgemeinere<br />
– dreidimensionale – Anwendungen diskutieren die Autoren<br />
eine Erweiterung <strong>de</strong>r Hologrammaufnahme um eine zweite Achse,<br />
sodass bei je<strong>de</strong>r Messung zwei Hologramme aufgenommen wer<strong>de</strong>n,<br />
auf <strong>de</strong>nen das dreidimensionale Abbild <strong>de</strong>s Messvolumens aus unterschiedlichen<br />
Blickrich<strong>tu</strong>ngen gespeichert ist (vgl. Abb. 15).<br />
AO<br />
H<br />
M<br />
S<br />
ST<br />
Aufwei<strong>tu</strong>ngsoptik<br />
Hologr. Platte<br />
Mattscheibe<br />
Spiegel<br />
Strahlteiler<br />
S<br />
Objektstrahl 1<br />
Referenzstrahl 2<br />
S Messvolumen<br />
S<br />
S<br />
Rubin-Impulslaser<br />
HeNe-<br />
Justierlaser<br />
AO<br />
ST<br />
S<br />
S<br />
S<br />
M<br />
H2<br />
H1<br />
S<br />
S<br />
Referenzstrahl 1<br />
Objektstrahl 2<br />
Abbildung 15: Schematische Darstellung eines zweiachsigen holographischen<br />
Aufbaus [64].<br />
Die Autoren entwickeln ein Holographic Particle Image Velocimeter,<br />
mit <strong>de</strong>m die Geschwindigkeitsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r gebil<strong>de</strong>ten Tropfen in<br />
<strong>de</strong>n einzelnen Ansichten bestimmt wer<strong>de</strong>n ([29, 64]). Mit <strong>de</strong>r zweiachsigen<br />
Anordnung bei <strong>de</strong>r Hologrammaufnahme bereiten sie die<br />
Grundlage für das in dieser Arbeit angewandten Stereomatchingverfahren,<br />
mit <strong>de</strong>m die bei<strong>de</strong>n simultan aufgenommenen Ansichten <strong>de</strong>s<br />
Messvolumens miteinan<strong>de</strong>r gekoppelt wer<strong>de</strong>n können (vgl. Kap. 4.5).
4.2 Optischer Aufbau für die Hologrammaufnahme in dieser Arbeit 55<br />
4.2 Optischer Aufbau für die Hologrammaufnahme<br />
in dieser Arbeit<br />
In dieser Arbeit wird für die Aufnahme <strong>de</strong>r Hologramme im Prinzip<br />
<strong>de</strong>r von Mayinger & Gebhard [64] entwickelte zweiachsige<br />
optische Aufbau verwen<strong>de</strong>t (vgl. Abb. 15). Die Abweichung besteht<br />
darin, dass im Vergleich zur Aufnahme von Einspritzstrahlen bei <strong>de</strong>r<br />
Aufnahme <strong>de</strong>s gesamten Rührkessels ein wesentlich größeres Messvolumen<br />
erfasst wer<strong>de</strong>n muss. Der optische Aufbau ist in Abb. 16 schematisch<br />
dargestellt.<br />
AO<br />
H<br />
M<br />
S<br />
ST<br />
Aufwei<strong>tu</strong>ngsoptik<br />
Hologr. Platte<br />
Mattscheibe<br />
Spiegel<br />
Strahlteiler<br />
S<br />
Objektstrahl 1<br />
Referenzstrahl 2<br />
S Messvolumen<br />
S<br />
S<br />
Rubin-Impulslaser<br />
HeNe-<br />
Justierlaser<br />
t = 30 ns<br />
E =1J<br />
= 694 nm<br />
AO<br />
S<br />
ST<br />
S<br />
S<br />
S<br />
M<br />
S<br />
Rührkessel<br />
Referenzstrahl 1<br />
Objektstrahl 2<br />
H2<br />
H1<br />
Abbildung 16: In dieser Arbeit eingesetzter optischer Aufbau.<br />
Als Lichtquelle dient ein Rubinimpulslaser, <strong>de</strong>r Lichtpulse mit einer<br />
Wellenlänge von λ = 694 nm mit einer Gesamtenergie von bis zu 1 J<br />
bei einer Pulsdauer von 30 ns emittiert. Diese sehr kurze Belich<strong>tu</strong>ngszeit<br />
lässt auch bei Geschwindigkeiten von mehreren 100 m/s scharfe<br />
Abbildungen ohne Bewegungsunschärfe zu.
4.2 Optischer Aufbau für die Hologrammaufnahme in dieser Arbeit 56<br />
Der Laserstrahl wird zunächst am Laserausgang aufgeweitet, um<br />
zum einen das gesamte Messvolumen ausleuchten zu können und<br />
zum an<strong>de</strong>ren die hohe Energiedichte <strong>de</strong>s Laserstrahls zu reduzieren.<br />
Die Strahlaufwei<strong>tu</strong>ng erfolgt in einer nonfokalen Aufwei<strong>tu</strong>ngsoptik<br />
(bikonkave Aufwei<strong>tu</strong>ngslinse und bikonvexe Sammellinse). Eine<br />
herkömmmliche Aufwei<strong>tu</strong>ngsoptik (bikonvexe Aufwei<strong>tu</strong>ngslinse und<br />
bikonvexe Sammellinse), in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Laserstrahl zunächst fokussiert<br />
wird, kann nicht eingesetzt wer<strong>de</strong>n, weil in ihrem Brennpunkt wegen<br />
<strong>de</strong>s großen Energieinhalts <strong>de</strong>s Laserstrahls die Luft ionisiert wür<strong>de</strong>.<br />
Nach <strong>de</strong>r Parallelisierung <strong>de</strong>s Strahlenbün<strong>de</strong>ls koppeln zwei Strahlteiler<br />
die bei<strong>de</strong>n Objektstrahlen mit jeweils 30 % <strong>de</strong>r Gesamtenergie <strong>de</strong>s<br />
Laserstrahls aus. Die verbleiben<strong>de</strong>n 40 % <strong>de</strong>r Strahlenergie wer<strong>de</strong>n<br />
gleichmäßig auf die bei<strong>de</strong>n Referenzstrahlen verteilt. Der Energiegehalt<br />
<strong>de</strong>r Objektstrahlen sinkt beim Durchqueren <strong>de</strong>s Messvolumens<br />
abhängig von <strong>de</strong>ssen optischer Dichte. Diese Abschwächung <strong>de</strong>r Objektstrahlen<br />
wird durch ihren höheren Energiegehalt beim Auskoppeln<br />
im Vergleich zu <strong>de</strong>n Referenzstrahlen berücksichtigt. Dadurch<br />
wird gewährleistet, dass die Intensität von Objekt- und Referenzstrahl<br />
vor <strong>de</strong>r holographischen Platte ungefähr gleich groß ist und<br />
damit <strong>de</strong>r maximale Kontrast bei <strong>de</strong>r Aufnahme erhalten wird.<br />
Die Objektstrahlen wer<strong>de</strong>n an Spiegeln so umgelenkt, dass sie jeweils<br />
senkrecht in das Messvolumen einfallen, nach<strong>de</strong>m sie an je<br />
einer Mattscheibe in diffuses Licht umgewan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n. Nach<br />
<strong>de</strong>m Durchqueren <strong>de</strong>s Messvolumens fallen die Objektstrahlen auf<br />
die hinter <strong>de</strong>m Messvolumen angeordneten holographischen Platten<br />
(H 1 ,H 2 ). Dort wer<strong>de</strong>n sie mit <strong>de</strong>n Referenzstrahlen überlagert, die<br />
über Spiegel direkt auf jeweils eine holographische Platte gelenkt<br />
wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 16).<br />
Die bei dieser Überlagerung entstehen<strong>de</strong>n Interferenzmuster wer<strong>de</strong>n<br />
auf <strong>de</strong>n holographischen Platten gespeichert. Die bei<strong>de</strong>n holographischen<br />
Platten sind in exakt gleicher Entfernung zur Mittelachse<br />
<strong>de</strong>s Rührkessels aufgestellt, um <strong>de</strong>nselben Abbildungsmaßstab in <strong>de</strong>n<br />
bei<strong>de</strong>n Aufnahmen zu erzielen.
4.3 Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme 57<br />
Bei je<strong>de</strong>r Messung wer<strong>de</strong>n zwei Hologramme aufgenommen, auf <strong>de</strong>nen<br />
die gesamte dreidimensionale optische Information aus <strong>de</strong>m<br />
Messvolumen in zwei um 90 ◦ zueinan<strong>de</strong>r gedrehten Blickrich<strong>tu</strong>ngen<br />
gespeichert ist.<br />
Die Aufnahme bei<strong>de</strong>r Hologramme ist wesentlich für die genaue Bestimmung<br />
<strong>de</strong>r Blasengrößen. Blasen, die großen Scherspannungen<br />
ausgesetzt sind, und solche mit größerem Durchmesser (d B > 1 mm)<br />
können nicht mehr als kugelförmig angesehen wer<strong>de</strong>n. Daher kann<br />
aus einer Ansicht nicht mit ausreichen<strong>de</strong>r Genauigkeit auf ihr Volumen<br />
und ihre Oberfläche geschlossen wer<strong>de</strong>n. Durch die Aufnahme<br />
und Zuordnung <strong>de</strong>r zweiten Ansicht wird die Größe von elliptischen<br />
Blasen wesentlich genauer bestimmt.<br />
Eine wesentliche Voraussetzung für eine ein<strong>de</strong>utige Zuordnung ist die<br />
genaue Justierung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Strahlengänge und die lotrechte Anordnung<br />
<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n holographischen Platten zueinan<strong>de</strong>r. Diese Justierung<br />
ist mit einem Impulslaser sehr schwierig durchzuführen. Daher<br />
wird als Justierhilfe für <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>r Rubinstab <strong>de</strong>s Impulslasers<br />
mit einen HeNe-Dauerstrichlaser durchstrahlt, <strong>de</strong>ssen Strahlachse<br />
mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Impulslasers zusammenfällt (vgl. Abb. 16).<br />
4.3 Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme<br />
Die Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme erfolgt durch Beleuch<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r<br />
photochemisch entwickelten holographischen Platten mit <strong>de</strong>m aufgeweiteten<br />
Strahl eines HeNe-Dauerstrichlasers, <strong>de</strong>r in seiner Strahlgeometrie<br />
und <strong>de</strong>m Einfallwinkel exakt <strong>de</strong>m Referenzstrahl entspricht.<br />
Der Rekonstruktionsstrahl wird an <strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>r Platte bei<br />
<strong>de</strong>r Aufnahme gespeicherten Interferenzmuster gebeugt. Als erstes<br />
Beugungsmaximum entsteht <strong>de</strong>r rekonstruierte Objektstrahl, <strong>de</strong>r das<br />
reelle Bild <strong>de</strong>s aufgenommenen Rührkessels vor <strong>de</strong>r holographischen<br />
Platte dreidimensional und verzerrungsfrei wie<strong>de</strong>rgibt. Der Rekonstruktionsaufbau<br />
für die bei<strong>de</strong>n Ansichten ist in Abb. 17 dargestellt.<br />
Bei <strong>de</strong>r Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme liegt die räumliche Information<br />
<strong>de</strong>s gesamten Messvolumens als stehen<strong>de</strong>s, dreidimensionales<br />
Bild ohne Einschränkung <strong>de</strong>r Schärfentiefe vor.
4.3 Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme 58<br />
Aufwei<strong>tu</strong>ngsoptik<br />
S<br />
HeNe-Laser<br />
S<br />
Hologramm 1<br />
Hologramm 2<br />
(Ansicht 0 o )<br />
(Ansicht 90 o<br />
)<br />
Schrittmotor<br />
mit Spin<strong>de</strong>l<br />
reelles Bild<br />
Kamera 1<br />
Schärfeebenen<br />
<strong>de</strong>r Kameras<br />
Kamera 2<br />
Abbildung 17: Optischer Aufbau zur Rekonstruktion <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />
Hologramme.<br />
Die Beobach<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n holographischen Rekonstruktionen erfolgt<br />
mit je einer CCD-Kamera. Die sehr empfindliche Röhre <strong>de</strong>r Kamera<br />
ermöglicht es, auch lichtschwache Hologramme mit einem für<br />
die weitere Auswer<strong>tu</strong>ng ausreichen<strong>de</strong>n Kontrast zu betrachten. Eine<br />
Bildverarbei<strong>tu</strong>ngskarte digitalisiert das sensitive Feld <strong>de</strong>r Röhre mit<br />
einer Auflösung von 512 × 512 Pixeln.<br />
Bei<strong>de</strong> Kameras sind auf je einem xyz-Schlitten montiert (vgl.<br />
Abb. 17). In Rich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r optischen Achse wird die Kamera mit einem<br />
Schrittmotor-Spin<strong>de</strong>lantrieb <strong>de</strong>r Firma Isel computergesteuert<br />
mit einer Schrittgenauigkeit und Reproduzierbarkeit 0, 01 mm verfahren.<br />
Die Seiten- und Höhenverstellung sowie die horizontale Justierung<br />
<strong>de</strong>r Kamera in <strong>de</strong>r Nickebene erfolgen durch Stellschrauben<br />
mit einer Genauigkeit von 0, 02 mm.<br />
Die dreidimensionalen Rekonstruktionen <strong>de</strong>s Rührkessels wer<strong>de</strong>n<br />
schrittweise mit Kameras abgescannt, die mit langbrennweitigen,<br />
verzeichnungsarmen Objektiven ausgestattet sind. Dabei kann die<br />
Schärfeebene in <strong>de</strong>m rekonstruierten reellen Bild beliebig gewählt
4.3 Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme 59<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Aufnahmen wer<strong>de</strong>n mit geringer Schärfentiefe aus relativ<br />
großer Entfernung gemacht. Das hat <strong>de</strong>n Vorteil, dass nur jeweils<br />
ein Teilvolumen <strong>de</strong>r gesamten dreidimensionalen Hologrammrekonstruktionen<br />
bei einer Aufnahme scharf abgebil<strong>de</strong>t ist. Dieses Teilvolumen<br />
setzt sich aus <strong>de</strong>r Grundfläche <strong>de</strong>s Bildausschnittes und <strong>de</strong>r<br />
Schärfentiefe zusammen.<br />
Die rekonstruierten Hologramme wer<strong>de</strong>n ausgewertet, in<strong>de</strong>m die<br />
Fokussierebene <strong>de</strong>r Kameras schrittweise durch die dreidimensionalen<br />
Hologrammrekonstruktionen gefahren wer<strong>de</strong>n. Dadurch wird<br />
die gesamte dreidimensionale Rekonstruktion in eine Vielzahl von<br />
“dünnen Scheiben” o<strong>de</strong>r Teilvolumina zerlegt. Das ist beispielhaft in<br />
Abb. 18 gezeigt.<br />
Hologram m<br />
He Ne -<br />
Lase r<br />
Reelles Bild<br />
CCD-<br />
Kam e ra<br />
A B C<br />
Abbildung 18: Zerlegung <strong>de</strong>r 3D-Hologrammrekonstruktion.
4.3 Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme 60<br />
In <strong>de</strong>m gestrichelten Kreis in Abb. 18A ist eine scharf abgebil<strong>de</strong>te<br />
Blase zu erkennen. Wird die Kamera nun in die Positionen ‘B’ und<br />
schließlich ‘C’ bewegt, so wird die Blase immer unschärfer abgebil<strong>de</strong>t.<br />
Im Gegensatz dazu ist in <strong>de</strong>r Kameraposition ‘C’ eine zweite Blase<br />
links oberhalb <strong>de</strong>r ersten scharf abgebil<strong>de</strong>t, die in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Ausschnitten ‘A’ und ‘B’ gar nicht o<strong>de</strong>r nur unscharf abgebil<strong>de</strong>t<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
In <strong>de</strong>m ausgezogenen Kreis in Abb. 18A ist eine Blase unscharf<br />
abgebil<strong>de</strong>t, die nach <strong>de</strong>m Verschieben <strong>de</strong>r Kamera in die Position<br />
‘C’ schließlich scharf dargestellt ist. Zugleich befin<strong>de</strong>t sich links oberhalb<br />
von dieser Blase in Abb. 18A und in Abb. 18C eine kleinere<br />
jeweils scharf abgebil<strong>de</strong>te Blase, die in Abb. 18B nur unscharf zu<br />
erkennen ist. Es han<strong>de</strong>lt sich in diesem Fall also um zwei verschie<strong>de</strong>ne<br />
Blasen, die sich zufällig an <strong>de</strong>r selben Stelle im Bild, aber in<br />
verschie<strong>de</strong>nen Tiefenpositionen befin<strong>de</strong>n.<br />
An <strong>de</strong>m in Abb. 18 gezeigten Beispiel wer<strong>de</strong>n die Vorteile dieser<br />
Vorgehensweise <strong>de</strong>utlich. Wegen <strong>de</strong>r geringen gewählten Schärfentiefe<br />
wer<strong>de</strong>n die Blasen, die sich weit außerhalb <strong>de</strong>r Schärfeebene <strong>de</strong>r<br />
Kamera befin<strong>de</strong>n, nur noch so unscharf abgebil<strong>de</strong>t, dass sie im Hintergrundrauschen<br />
untergehen. Diese Blasen stören daher nicht die<br />
spätere Erkennung und Vermessung <strong>de</strong>r scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen.<br />
Darüber hinaus kann bei genügend geringer Schärfentiefe die Position<br />
einer Blase “relativ” genau durch die Bildkoordinaten und die<br />
Kameraposition bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />
Der wesentliche Vorteil ist jedoch, dass auch Blasen erkannt wer<strong>de</strong>n,<br />
die sich hinter einer an<strong>de</strong>ren Blase befin<strong>de</strong>n, wie es das letzte Beispiel<br />
in Abb. 18 ver<strong>de</strong>utlicht hat.<br />
In dieser Arbeit wur<strong>de</strong> für die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Hologramme ein Bildausschnitt<br />
festgelegt, <strong>de</strong>r in etwa <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>s in Abb. 18C eingezeichneten<br />
Rechtecks entspricht. Durch diese hohe Auflösung konnten<br />
auch kleinere Blasen zuverlässig abgebil<strong>de</strong>t und vermessen wer<strong>de</strong>n.<br />
Um trotz<strong>de</strong>m die gesamte Rekonstruktion aufzunehmen, waren insgesamt<br />
15 Kameradurchgänge pro Hologrammrekonstruktion erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Dies ist in Abb. 19, links, ver<strong>de</strong>utlicht.
4.3 Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme 61<br />
Düse<br />
E<br />
D<br />
C<br />
B<br />
A<br />
I II III<br />
Aufriss: Anzahl <strong>de</strong>r Durc hgänge<br />
<strong>de</strong>rKamera pro Hologramm<br />
Fahrric h<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong> r Kam e ra<br />
25<br />
13<br />
1<br />
I II III<br />
Grundriss:<br />
Anzahl <strong>de</strong>rBil<strong>de</strong>rpro Ebene<br />
A-II-13<br />
Abbildung 19: Zerlegung <strong>de</strong>r dreidimensionalen Hologrammrekonstruktion:<br />
Zuordnung <strong>de</strong>r Kameraposition zum<br />
aufgenommenen Bildausschnitt.<br />
Die Schärfentiefe <strong>de</strong>r Kameras wird dabei so eingestellt, dass bei <strong>de</strong>m<br />
nach <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r einzelnen Bil<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Stereomatching-<br />
Verfahren (vgl. Kap. 4.5) die Zuordnung <strong>de</strong>r jeweiligen Blasen in <strong>de</strong>n<br />
bei<strong>de</strong>n Ansichten ein<strong>de</strong>utig ist.<br />
Bei einer gewählten Schärfentiefe von 5 mm wur<strong>de</strong>n 25 hintereinan<strong>de</strong>r<br />
liegen<strong>de</strong> Bil<strong>de</strong>r benötigt, um die holographische Rekonstruktion<br />
in ihrer gesamten Tiefe aufzunehmen (vgl. Abb. 19, rechts).<br />
Dadurch ist eine hohe Auflösung in <strong>de</strong>r dritten Dimension gewährleistet,<br />
da nur jeweils 4 % <strong>de</strong>r gesamten Tiefe in einem Bild scharf<br />
dargestellt ist.<br />
Insgesamt wur<strong>de</strong>n also pro Hologrammrekonstruktion 375 Bil<strong>de</strong>r aufgenommen<br />
und ausgewertet. Die dabei angewandten Algorithmen<br />
sind im folgen<strong>de</strong>n Kapitel beschrieben.
4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 62<br />
4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale<br />
Bildverarbei<strong>tu</strong>ng<br />
Die bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r holographischen Rekonstruktion erhaltenen<br />
Bil<strong>de</strong>r (vgl. Abb. 19) liegen als Graus<strong>tu</strong>fenbil<strong>de</strong>r in digitalisierter<br />
Form vor. Sie haben eine Auflösung von 512 × 512 Pixeln. Bei <strong>de</strong>r<br />
Bildaufnahme wird je<strong>de</strong>m Pixel eine <strong>de</strong>r insgesamt 256 Graus<strong>tu</strong>fen<br />
zwischen ‘0’ (= schwarz) und ‘255’ (= weiss) zugeordnet und so die<br />
hell-dunkel Informationen über das Bild abgespeichert.<br />
Helle Stellen im Bild sind Gebiete, an <strong>de</strong>nen das Licht bei <strong>de</strong>r Aufnahme<br />
ungehin<strong>de</strong>rt auf die holographische Platte treffen konnte. Das<br />
durch eine Blase treten<strong>de</strong> Licht fällt nur dann auf die Platte, wenn<br />
es bei <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Phasenübergängen nicht o<strong>de</strong>r nur geringfügig abgelenkt<br />
wird, also wenn das Licht lotrecht die bei<strong>de</strong>n Phasengrenzflächen<br />
passiert. Ist dies nicht <strong>de</strong>r Fall, wird <strong>de</strong>r einfallen<strong>de</strong> Lichtstrahl<br />
abhängig vom Einfallwinkel an <strong>de</strong>n Phasengrenzflächen entwe<strong>de</strong>r<br />
zum optisch dichteren Medium hin gebrochen o<strong>de</strong>r gespiegelt.<br />
In bei<strong>de</strong>n Fällen erreicht <strong>de</strong>r Lichtstrahl nicht das Aufnahmemedium,<br />
die holographische Platte.<br />
Aus diesem Grund erfasst die Kamera bei <strong>de</strong>r Bildaufnahme <strong>de</strong>r holographischen<br />
Rekonstruktionen die Blasen immer als dunkle Schatten<br />
vor hellem Hintergrund. Größere Blasen weisen in <strong>de</strong>r Mitte eine<br />
helle Fläche auf. Dies ist entwe<strong>de</strong>r auf Spiegelungen an <strong>de</strong>r Blasenoberfläche<br />
bei <strong>de</strong>r Hologrammaufnahme zurückzuführen o<strong>de</strong>r darauf,<br />
dass hier <strong>de</strong>r Lichtstrahl ‘relativ unabgelenkt’ die Blase bei <strong>de</strong>r Aufnahme<br />
durchqueren konnte.<br />
Die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r mit Hilfe <strong>de</strong>r digitalen Bildverarbei<strong>tu</strong>ng<br />
hat zum Ziel, alle auf einem Bild scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen zu erfassen<br />
und die Informationen über ihre Anzahl, Größe, Form und<br />
Position auszulesen und abzuspeichern.<br />
Scharf abgebil<strong>de</strong>te Blasen sind durch einen großen Grauwertgradienten<br />
am Übergang vom Bildhintergrund zur Blase charakterisiert. Im<br />
Extremfall <strong>de</strong>r schwarz-weiß Binärbilddarstellung liegt <strong>de</strong>r maximale<br />
Grauwertgradient von ∆Grauwert/Pixel = 255 vor.
4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 63<br />
Im Gegensatz dazu kennzeichnet ein geringerer Grauwertgradient<br />
zwischen Blasenrand und Hintergrund eine unscharf abgebil<strong>de</strong>te Blase.<br />
Im Bild be<strong>de</strong>utet dies einen weichen stetigen Übergang über mehrere<br />
Graus<strong>tu</strong>fen von <strong>de</strong>r dunklen Blase hin zum helleren Hintergrund.<br />
Der Unterschied zwischen einem hohen und einem niedrigen Grauwertgradienten<br />
ist schematisch in Abb. 20 skizziert.<br />
sc harf abgebil<strong>de</strong>te Blase<br />
0=schwarz<br />
255=weiss<br />
A<br />
255<br />
Grauwertverlauf<br />
entlang B<br />
Hintergrundgrauwert<br />
unsc harf abgebil<strong>de</strong>te Blase<br />
B<br />
Grauwert<br />
Grauwertverlauf<br />
entlang A<br />
0<br />
Laufkoordinate<br />
Abbildung 20: Grauwertverlauf einer scharf und einer unscharf abgebil<strong>de</strong>ten<br />
Blase.<br />
Ein Gradientenfilter, <strong>de</strong>r eingesetzt wird, um scharf abgebil<strong>de</strong>te<br />
Struk<strong>tu</strong>ren zu <strong>de</strong>tektieren, erkennt Struk<strong>tu</strong>ren dann als scharf abgebil<strong>de</strong>t,<br />
wenn an ihrem Rand <strong>de</strong>r Grauwertgradient einen vorher<br />
eingestellten Min<strong>de</strong>stwert übersteigt.<br />
4.4.1 Aufgabenstellung bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng<br />
Nicht i<strong>de</strong>alisierte reale Kamerabil<strong>de</strong>r können mi<strong>tu</strong>nter starke Grauwertschwankungen<br />
im Bildhintergrund enthalten. Dieser Sachverhalt<br />
kann die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Kamerabil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich erschweren, da die<br />
Grauwertgradienten von scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen zum dunkleren<br />
Teil <strong>de</strong>s Hintergrun<strong>de</strong>s dann kleiner sein können als die von unscharf<br />
abgebil<strong>de</strong>ten Blasen zum helleren Teil <strong>de</strong>s Hintergrun<strong>de</strong>s (vgl.<br />
Abb. 18).<br />
Das resultiert darin, dass je<strong>de</strong> Art von Gradientenfilter versagt, <strong>de</strong>r<br />
die Schärfe eines Blasenran<strong>de</strong>s anhand eines minimalen Grauwertgra-
4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 64<br />
dienten beurteilt. Bei starken Schwankungen kann die Anwendung<br />
eines solchen Gradientenfilters dazu führen, dass entwe<strong>de</strong>r nicht alle<br />
scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen, o<strong>de</strong>r aber auch unscharf abgebil<strong>de</strong>te<br />
Blasen erkannt und markiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Ursachen für die Grauwertschwankungen liegen in <strong>de</strong>r<br />
Aufnahme- und Rekonstruktionstechnik <strong>de</strong>r Hologramme und in<br />
<strong>de</strong>r Tiefe <strong>de</strong>s Messvolumens. Sie können auf die folgen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong><br />
zurückgeführt wer<strong>de</strong>n (vgl. auch Abb. 18):<br />
• We<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Aufnahme noch bei <strong>de</strong>r Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme<br />
hat <strong>de</strong>r Laserstrahl eine über die gesamte Strahlfläche<br />
konstante Intensität. Vielmehr weist die Intensität ein<br />
Gauß’sches Profil mit <strong>de</strong>m Maximum in <strong>de</strong>r Strahlmitte auf.<br />
Die Helligkeit <strong>de</strong>s Hintergrun<strong>de</strong>s ist eine Funktion <strong>de</strong>r Strahlintensität.<br />
Daher haben die von <strong>de</strong>r holographischen Rekonstruktion aufgenommenen<br />
Bil<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Stelle <strong>de</strong>n hellsten Hintergrund, die<br />
<strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r Rekonstruktion am nächsten ist. Mit zunehmen<strong>de</strong>m<br />
Abstand von diesem Punkt nimmt die Helligkeit <strong>de</strong>s Hintergrun<strong>de</strong>s<br />
entsprechend <strong>de</strong>m Intensitätsprofil <strong>de</strong>s Laserstrahles<br />
ab.<br />
• Bei <strong>de</strong>r Hologrammaufnahme wird <strong>de</strong>r Laserstrahl an verschie<strong>de</strong>nen<br />
Spiegeln umgelenkt, bevor er die holographische Platte<br />
trifft (vgl. Abb. 16). Da er bei <strong>de</strong>n Umlenkungen eine endliche<br />
Aus<strong>de</strong>hnung hat, also nicht punktförmig ist, kommt es im<br />
umgelenkten Strahl zu Wegunterschie<strong>de</strong>n in benachbarten Teilstrahlen<br />
und damit zu Interferenzen in <strong>de</strong>n einzelnen Objek<strong>tu</strong>nd<br />
Rekonstruktionsstrahlen.<br />
Die Interferenzen resultieren in einem hell-dunkel Streifenmuster,<br />
das auf <strong>de</strong>r Mattscheibe, an <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Objektstrahl vor <strong>de</strong>m<br />
Eintritt in das Messvolumen in diffuses Licht umgewan<strong>de</strong>lt wird,<br />
abgebil<strong>de</strong>t wird. Diese Mattscheibe stellt <strong>de</strong>n Hintergrund bei<br />
<strong>de</strong>r Rekonstruktion dar. Die die Rekonstruktionen abfilmen<strong>de</strong><br />
Kamera nimmt dieses Streifenmuster mit auf. Je nach Entfernung<br />
<strong>de</strong>r Fokussierebene <strong>de</strong>r Kamera von <strong>de</strong>r rekonstruierten
4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 65<br />
Mattscheibe, erscheinen die Übergänge schärfer o<strong>de</strong>r eher verschwommen<br />
(vgl. Abb. 18A-C).<br />
Diese Interferenzen können durch geeignete Wahl <strong>de</strong>r<br />
Strahlführung gering gehalten, aber in <strong>de</strong>r Regel nicht ganz ausgeschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
• Ein dritter und mit zunehmen<strong>de</strong>r Blasendichte immer wichtigerer<br />
Grund für die Grauwertschwankungen im Bildhintergrund<br />
sind die nicht scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen und <strong>de</strong>r nicht scharf<br />
abgebil<strong>de</strong>te Rührer.<br />
Sobald die Blasen und <strong>de</strong>r Rührer nicht mehr im Fokus <strong>de</strong>r<br />
aufnehmen<strong>de</strong>n Kamera liegen, wer<strong>de</strong>n sie nur noch unscharf abgebil<strong>de</strong>t.<br />
Sind sie weit genug von <strong>de</strong>r Fokkussierebene entfernt,<br />
wer<strong>de</strong>n ihre Abbildungen so unscharf, dass die Struk<strong>tu</strong>ren nicht<br />
mehr erkennbar sind und sich in die Grauwertschwankungen <strong>de</strong>s<br />
Hintergrun<strong>de</strong>s einreihen.<br />
Eine weitere Schwierigkeit bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r bestand<br />
darin, dass die Rän<strong>de</strong>r von scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen zu einem gewissen<br />
Teil von unscharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen ver<strong>de</strong>ckt sein können<br />
(vgl. weißer Kreis in Abb. 21A). Diese Problematik tritt mit steigen<strong>de</strong>r<br />
Blasendichte vermehrt auf.<br />
Mit keiner kommerziell erhältlichen Software konnte die Auswer<strong>tu</strong>ng<br />
<strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r zuverlässig durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Daher<br />
wur<strong>de</strong> ein an die Problemstellung angepasstes Software-Paket entwickelt,<br />
mit <strong>de</strong>m die beschriebenen Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng<br />
gelöst wur<strong>de</strong>n. Implementiert sind Algorithmen zur:<br />
• Filterung und Aufberei<strong>tu</strong>ng verrauschter Bil<strong>de</strong>r (Speckles)<br />
• Erkennung und Detektion von scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen<br />
• Binärbil<strong>de</strong>rstellung<br />
• Bestimmung <strong>de</strong>r Anzahl, Größe, Form und Position <strong>de</strong>r Blasen
4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 66<br />
4.4.2 Digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng<br />
Die wichtigsten Schritte bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng sind in <strong>de</strong>r Folge an<br />
einem für diesen Anwendungsfall repräsentativen Beispielbild dargestellt<br />
(vgl. Abb. 21A). Das ein<strong>de</strong>utige Erkennen <strong>de</strong>r in diesem Bild<br />
scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen wird durch die <strong>de</strong>utlichen Schwankungen<br />
<strong>de</strong>s Hintergrundgrauwertes und durch unscharf abgebil<strong>de</strong>te Blasen<br />
erschwert, die die Rän<strong>de</strong>r von scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen teilweise<br />
über<strong>de</strong>cken.<br />
In einem ersten Schritt wird <strong>de</strong>r Bildhintergrund durch die Anwendung<br />
eines neu entwickelten Hintergrundfilters vereinheitlicht (vgl.<br />
Abb. 21B). Dies erfolgt unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung, dass<br />
durch die Anwendung <strong>de</strong>s Filters jedoch keine Schärfeinformation<br />
einzelner Blasen verloren geht.<br />
A<br />
5mm<br />
B<br />
5mm<br />
Abbildung 21: A: Originalbild eines Schnittes durch eine Hologrammrekonstruktion<br />
mit charakteristischen Aufgabenstellungen<br />
für die Bildverarbei<strong>tu</strong>ng.<br />
B: Mit Hintergrundfilter bearbeitetes Bild.<br />
Zunächst wird dabei das Originalbild mit einem sehr starken<br />
Glät<strong>tu</strong>ngsfilter bearbeitet, sodass nur noch Informationen über die<br />
hell-dunkel Verteilung <strong>de</strong>s Hintergrun<strong>de</strong>s im Bild vorhan<strong>de</strong>n sind,<br />
nicht aber darüber, ob Blasen scharf abgebil<strong>de</strong>t sind o<strong>de</strong>r nicht.<br />
Daran anschließend wird <strong>de</strong>r Grauwert eines je<strong>de</strong>n Pixels <strong>de</strong>s Originalbil<strong>de</strong>s<br />
durch <strong>de</strong>n Grauwert <strong>de</strong>s korrespondieren<strong>de</strong>n Pixels im<br />
gefilterten Bild dividiert.
4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 67<br />
Wird <strong>de</strong>r Grauwert eines Pixels, <strong>de</strong>r im Originalbild einen Teil <strong>de</strong>s<br />
Hintergrun<strong>de</strong>s dargestellt hat, durch <strong>de</strong>n Grauwert <strong>de</strong>s korrespondieren<strong>de</strong>n<br />
Pixels im gefilterten Bild geteilt, so erhält man als Ergebnis<br />
<strong>de</strong>r Division einen Grauwert von ungefähr ‘1’, da sich die Helligkeit<br />
<strong>de</strong>s Hintergrun<strong>de</strong>s nur unwesentlich durch die Anwendung <strong>de</strong>s<br />
Glät<strong>tu</strong>ngsfilters geän<strong>de</strong>rt hat.<br />
Pixel, die im Originalbild einen Teil einer Blase darstellen, haben<br />
einen wesentlich geringeren Grauwert als Hintergrundpixel. Bei <strong>de</strong>r<br />
Division erhalten sie daher einen neuen Grauwert, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich kleiner<br />
als ‘1’ ist.<br />
Schließlich wird <strong>de</strong>r Grauwert je<strong>de</strong>s Pixels, <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Division erhalten<br />
wur<strong>de</strong>, mit einem Faktor multipliziert und das Ergebnis <strong>de</strong>r<br />
Multiplikation <strong>de</strong>n Pixeln als neuer Grauwert zugewiesen.<br />
Als Ergebnis dieser Filteroperation erhält man ein Bild, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />
Hintergrundgrauwert <strong>de</strong>s gesamten Bil<strong>de</strong>s um <strong>de</strong>n gewählten Faktor<br />
schwankt, die Grauwerte <strong>de</strong>r Blasen jedoch <strong>de</strong>utlich geringer und<br />
ähnlich <strong>de</strong>nen im Originalbild sind. Im gezeigten Beispiel wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Faktor ‘100’ gewählt (vgl. Abb. 21B).<br />
Der Hintergrundfilter eliminiert die starken Grauwer<strong>tu</strong>nterschie<strong>de</strong> im<br />
Bildhintergrund. Durch seine Anwendung wur<strong>de</strong> erreicht, dass <strong>de</strong>r<br />
Grauwertgradient zwischen einer scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blase und <strong>de</strong>m<br />
Hintergrund im gesamten Bild in <strong>de</strong>r gleichen Größenordnung liegt.<br />
Informationen darüber, ob eine Blase scharf abgebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />
nicht, gingen durch die Anwendung <strong>de</strong>s Filters nicht verloren. Die<br />
Grauwertgradienten von unscharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen zum Hintergrund<br />
sind nun kleiner sind als diejenigen von scharf abgebil<strong>de</strong>ten<br />
Blasen.<br />
Auf das gefilterte Bild wird nun ein Ran<strong>de</strong>rkennungsalgorithmus angewandt,<br />
<strong>de</strong>r auf einem Gradientenfilter beruht. Dieser Algorithmus<br />
basiert darauf, dass <strong>de</strong>r Grauwert eines je<strong>de</strong>n Pixels mit <strong>de</strong>m seiner<br />
acht direkten Nachbarpixel verglichen wird. Übersteigt die Grauwertdifferenz<br />
zu einem <strong>de</strong>r Nachbarpixel einen gegebenen Startwert,<br />
wird dieser Punkt markiert. Ausgehend von diesem, nun markierten<br />
Pixel, sucht <strong>de</strong>r Algorithmus <strong>de</strong>n benachbarten Pixel mit <strong>de</strong>m
4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 68<br />
größten Grauwertgradienten. Unter Beibehal<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Bewegungsrich<strong>tu</strong>ng<br />
wer<strong>de</strong>n weitere Randpunkte entlang <strong>de</strong>s größten Grauwertgradienten<br />
ermittelt und so Pixel für Pixel <strong>de</strong>r Rand einer scharf<br />
abgebil<strong>de</strong>ten Blase markiert.<br />
Als Stoppbedingung für diese Ran<strong>de</strong>rkennung dienen zwei Kriterien:<br />
1. Die Blase ist komplett umran<strong>de</strong>t und <strong>de</strong>r nächste zu markieren<strong>de</strong><br />
Pixel ist <strong>de</strong>r Startpunkt.<br />
2. Der Grauwertgradient <strong>de</strong>s nächsten zu markieren<strong>de</strong>n Pixels unterschreitet<br />
einen gegebenen Min<strong>de</strong>stwert. Dies ist <strong>de</strong>r Fall,<br />
wenn die in dieser Ansicht unscharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen <strong>de</strong>n<br />
Rand einer scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blase über<strong>de</strong>cken.<br />
Als Ergebnis <strong>de</strong>s Ran<strong>de</strong>rkennungsalgorithmus erhält man ein Bild,<br />
in <strong>de</strong>m die scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen ganz o<strong>de</strong>r teilweise umran<strong>de</strong>t<br />
sind, wie in Abb. 22 A gezeigt. Ein ebenfalls neu entwickelter Schließalgorithmus<br />
schließt die Rän<strong>de</strong>r von nur teilweise umran<strong>de</strong>ten Blasen,<br />
unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Krümmung <strong>de</strong>r einzelnen Segmente.<br />
A<br />
B<br />
Abbildung 22: A: Bild 21A nach Ran<strong>de</strong>rkennung; B: Binärbild.<br />
Mit dieser Vorgehensweise wer<strong>de</strong>n die in einem Bild scharf abgebil<strong>de</strong>ten<br />
Blasen erkannt und markiert. Schließlich wer<strong>de</strong>n die Bil<strong>de</strong>r<br />
binarisiert und die umrun<strong>de</strong>ten Blasen wer<strong>de</strong>n gefüllt (Abb. 22 B).<br />
Weil <strong>de</strong>r Rand einer als scharf erkannten Blase komplett markiert<br />
und gefüllt wird, ist es für die Auswer<strong>tu</strong>ng unerheblich, wenn durch<br />
die hellen Stellen im Innern <strong>de</strong>r Blase fälschlicherweise eine weitere
4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 69<br />
Struk<strong>tu</strong>r gefun<strong>de</strong>n wird, die aus Spiegelungen an <strong>de</strong>r Blasenoberfläche<br />
bei <strong>de</strong>r Hologrammaufnahme resultieren kann. Diese wird bei<br />
<strong>de</strong>r Füllung überschrieben und damit nicht bei <strong>de</strong>r weiteren Auswer<strong>tu</strong>ng<br />
berücksichtigt.<br />
Abschließend wer<strong>de</strong>n die Bil<strong>de</strong>r vermessen. Die Anzahl, die Größe,<br />
die Lage <strong>de</strong>r Schwerpunkte, <strong>de</strong>r Umfang, die vertikale Aus<strong>de</strong>hnung<br />
sowie <strong>de</strong>r größte und <strong>de</strong>r dazu senkrecht stehen<strong>de</strong> Durchmesser <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>tektierten Blasen wird automatisch ermittelt. Diese Werte wer<strong>de</strong>n<br />
für die weitere Auswer<strong>tu</strong>ng direkt an ein Tabellenkalkulationsprogramm<br />
übermittelt.<br />
In <strong>de</strong>m Bild in Abb. 21A sind 25 Blasen scharf abgebil<strong>de</strong>t. Das Ergebnis<br />
<strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng dieses Bil<strong>de</strong>s ist in Tab. 5 dargestellt.<br />
Tabelle 5: Ergebnis <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng von Abb. 21A.<br />
FileName<br />
II-B-3.bmp<br />
Number<br />
25<br />
Area [Pixel]<br />
2618<br />
400<br />
940<br />
2181<br />
7708<br />
216<br />
6322<br />
2758<br />
222<br />
210<br />
564<br />
752<br />
4996<br />
2696<br />
5000<br />
3100<br />
4028<br />
45<br />
4886<br />
46<br />
93<br />
74<br />
9652<br />
64<br />
220<br />
Diameter1<br />
82,17<br />
24,19<br />
36,67<br />
64,54<br />
127,97<br />
17,56<br />
104,14<br />
70,29<br />
17,92<br />
16,77<br />
28,78<br />
35,42<br />
103,46<br />
66,48<br />
93,65<br />
87,57<br />
81,35<br />
8,08<br />
86,59<br />
8,08<br />
12,37<br />
10,30<br />
159,05<br />
9,12<br />
17,00<br />
Diameter2<br />
44,60<br />
21,64<br />
32,56<br />
44,29<br />
74,53<br />
14,21<br />
85,42<br />
55,91<br />
15,21<br />
13,83<br />
25,14<br />
25,94<br />
68,41<br />
51,79<br />
72,62<br />
48,51<br />
64,57<br />
5,41<br />
70,85<br />
5,83<br />
7,76<br />
7,81<br />
72,50<br />
7,57<br />
15,62<br />
Diameter3<br />
46,10<br />
21,64<br />
34,34<br />
44,29<br />
74,53<br />
15,00<br />
85,42<br />
56,38<br />
15,21<br />
13,83<br />
25,14<br />
25,94<br />
70,87<br />
52,39<br />
73,20<br />
50,29<br />
66,07<br />
6,02<br />
73,93<br />
6,73<br />
7,76<br />
7,81<br />
78,29<br />
7,76<br />
15,62<br />
Perimeter<br />
3605<br />
579<br />
1405<br />
3363<br />
12839<br />
326<br />
8981<br />
4096<br />
332<br />
360<br />
872<br />
1195<br />
6803<br />
3788<br />
7404<br />
5316<br />
6253<br />
57<br />
7451<br />
56<br />
150<br />
106<br />
16187<br />
95<br />
330<br />
X-Position<br />
358<br />
303<br />
178<br />
307<br />
390<br />
482<br />
56<br />
227<br />
120<br />
106<br />
80<br />
153<br />
54<br />
433<br />
305<br />
207<br />
100<br />
12<br />
199<br />
314<br />
159<br />
114<br />
245<br />
87<br />
80<br />
Y-Position<br />
49<br />
38<br />
62<br />
92<br />
107<br />
104<br />
146<br />
134<br />
122<br />
143<br />
190<br />
202<br />
243<br />
241<br />
251<br />
242<br />
272<br />
289<br />
337<br />
316<br />
320<br />
393<br />
453<br />
433<br />
470<br />
Je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r 375 Bil<strong>de</strong>r, die von einer Hologrammrekonstruktion aufgenommen<br />
wur<strong>de</strong>n, wird auf diese Weise ausgewertet. Die Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Einzelbil<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n in einer Datei zusammengefasst,<br />
in <strong>de</strong>r die Daten aller <strong>de</strong>tektierten Blasen gespeichert sind.<br />
Wie in Tab. 5 gezeigt, liegen die Daten in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Form vor:<br />
Dateiname, Anzahl <strong>de</strong>r Blasen in <strong>de</strong>m ausgewerteten Bild sowie die
4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 70<br />
Fläche, die Schwerpunktkoordinaten und <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r Blasen.<br />
Die Position und die Größe <strong>de</strong>r Blasen wird in <strong>de</strong>r Datei in <strong>de</strong>r Einheit<br />
[Pixel] angegeben. Um aus <strong>de</strong>n gespeicherten Daten die wahre<br />
Position und Größe <strong>de</strong>r Blasen zu errechnen, muss noch ein Koordinatensystem<br />
und ein Abbildungsmaßstab eingeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
4.4.3 Eingeführtes Koordinatensystem<br />
In <strong>de</strong>r Datei, die die Blasendaten aus allen Bil<strong>de</strong>rn einer holographischen<br />
Rekonstruktion enthält, liegen alle für die Rekonstruktion <strong>de</strong>r<br />
räumlichen Anordnung <strong>de</strong>r Blasen benötigten Daten vor.<br />
Aus <strong>de</strong>m Dateinamen wird die Position <strong>de</strong>s auf <strong>de</strong>m Bild abgebil<strong>de</strong>ten<br />
Teilvolumens in <strong>de</strong>r holographischen Rekonstruktion bestimmt<br />
(vgl. Abb. 19). Der Name <strong>de</strong>r Beispieldatei lautet “II-B-3”. Die Kamera<br />
durchläuft bei <strong>de</strong>r Aufnahme <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s die Mitte (‘II’) <strong>de</strong>r<br />
zweiten Ebene (‘B’). Das abgebil<strong>de</strong>te Teilvolumen ist das dritte dieses<br />
Kameradurchlaufs (‘3’).<br />
Das Teilvolumen wird aufgespannt durch die horizontale und vertikale<br />
Kantenlänge eines Bildausschnitts sowie die Schärfentiefe t einer<br />
Abbildung. Die Abmessungen <strong>de</strong>s Teilvolumens, das in <strong>de</strong>r Folge Riss<br />
genannt wird, sind in Abb. 23 skizziert.<br />
Objektweite s obj<br />
Schärfentiefe t<br />
Bil<strong>de</strong>bene<br />
Riss<br />
Rissbreite<br />
Risshöhe<br />
Rissmittelpunkt<br />
Projektionszentrum<br />
Kameraachse<br />
Abbildung 23: Abbildung eines rechteckigen Qua<strong>de</strong>rs auf die Bil<strong>de</strong>bene.
4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 71<br />
Durch die Aufnahme eines Objektes bekannter Größe wird das Abbildungssystem<br />
kalibriert und ein Maßstab errechnet. Die Maßeinheit<br />
dafür ist das Pixelraster <strong>de</strong>r Bildverarbei<strong>tu</strong>ngskarte in Verbindung<br />
mit einem reellen Maßstab nach Eingabe eines Umrechnungsfaktors<br />
von Pixel zur Längeneinheit. Mit diesem Maßstab wird die Höhe und<br />
die Breite <strong>de</strong>s Risses errechnet.<br />
Der Rissmittelpunkt ist <strong>de</strong>r Schwerpunkt <strong>de</strong>s Teilvolumens. Er liegt<br />
auf <strong>de</strong>r Kameraachse mit <strong>de</strong>r am Objektiv eingestellten Objektweite<br />
s obj zur Bil<strong>de</strong>bene. Bei weit geöffneter Blen<strong>de</strong> ist die Schärfentiefe<br />
<strong>de</strong>s Risses um eine Größenordnung kleiner als die Kanten, sodass <strong>de</strong>r<br />
Riss die Form einer “flachen Platte” annimmt. Der Riss liegt in <strong>de</strong>m<br />
in Abb. 24 skizzierten Koordinatensystem.<br />
t A<br />
Aufrisse<br />
Überlappung<br />
z’ A<br />
z<br />
Kreuzriss<br />
t K<br />
Projektionszentrum<br />
x’ A<br />
Bil<strong>de</strong>bene<br />
z’ K<br />
x’<br />
z K<br />
M<br />
x M<br />
y M<br />
V pix/Mz<br />
y<br />
x<br />
H pix/Mx<br />
Abbildung 24: Eingeführtes Koordinatensystem.<br />
Um die ausgewerteten Risse miteinan<strong>de</strong>r koppeln zu können, wird<br />
ein für alle Risse gemeinsamer Bezugspunkt als Ursprung eines<br />
karthesischen Rechtssystems <strong>de</strong>finiert. Dieser Ursprung liegt auf<br />
<strong>de</strong>r Düsenmündung im Mittelpunkt <strong>de</strong>s untersuchten Rührkessels.<br />
Darüber hinaus gelten für das Koordinatensystem folgen<strong>de</strong> Festlegungen<br />
(vgl. Abb. 24):<br />
• Die z-Achse zeigt vertikal nach oben in Rich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Rührerwelle<br />
im Versuchsaufbau.
4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 72<br />
• Die bei<strong>de</strong>n Kameras, im 90 ◦ -Winkel zueinan<strong>de</strong>r aufgebaut,<br />
blicken entlang <strong>de</strong>r waagerecht liegen<strong>de</strong>n x- und y-Achsen in<br />
die positive Rich<strong>tu</strong>ng.<br />
• Die Kamera, die in x-Rich<strong>tu</strong>ng blickt, zeichnet Aufrisse auf.<br />
• Die Kamera, die in y-Rich<strong>tu</strong>ng blickt, zeichnet Kreuzrisse auf.<br />
• Die Kameraachsen sind immer parallel zu <strong>de</strong>n Koordinatenachsen<br />
justiert und wer<strong>de</strong>n nur translatorisch auf <strong>de</strong>n Traversiereinrich<strong>tu</strong>ngen<br />
bewegt.<br />
Die Lage <strong>de</strong>r Rissmittelpunkte und die Rissgrenzen können nun bezogen<br />
auf dieses System ausgedrückt wer<strong>de</strong>n. So wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n in<br />
Abb. 24 eingeführten Bezeichnungen die Begrenzungen eines Risses<br />
mit <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Beziehungen berechnet (In<strong>de</strong>x A: Aufriss):<br />
x A,u = x M − H pix − 1<br />
· sA,obj − c A<br />
,<br />
2 · M x c A<br />
x A,o = x M + H pix − 1<br />
· sA,obj − c A<br />
. (53)<br />
2 · M x c A<br />
z A,u = z M − V pix − 1<br />
· sA,obj − c A<br />
,<br />
2 · M z c A<br />
z A,o = z M + V pix − 1<br />
· sA,obj − c A<br />
. (54)<br />
2 · M z c A<br />
y A,u = y M − t A<br />
2 ,<br />
y A,o = y M + t A<br />
2 . (55)<br />
Der In<strong>de</strong>x M kennzeichnet die Koordinaten <strong>de</strong>s Rissmittelpunktes.<br />
Die Objektweite <strong>de</strong>r Fokussierebene ist durch s i,obj gegeben. Die Entfernung<br />
<strong>de</strong>s Projektionszentrums <strong>de</strong>s Risses von <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>bene wird<br />
durch die Kamerakonstente c A ausgedrückt. Die Pixeldichten M i stellen<br />
<strong>de</strong>n Abbildungsmaßstab <strong>de</strong>s Framegrabbers in horizontaler und<br />
vertikaler Rich<strong>tu</strong>ng in [pixel/mm]dar.DieSchärfentiefe wird schließlich<br />
mit t A gekennzeichnet.
4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 73<br />
Wegen <strong>de</strong>r Framegrabber-Pixelbelegung ist die horizontale bzw. vertikale<br />
Auflösung konstant und es gilt H pix = V pix = 512. Die Berechnung<br />
<strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>s Kreuzrisses (In<strong>de</strong>x K) erfolgt analog.<br />
Der Ursprung <strong>de</strong>s Koordinatensystems liegt im Riss mit <strong>de</strong>r Bezeichnung<br />
“II-A-13” (vgl. Abb. 19). Er hat im Aufriss die Koordinaten<br />
y A,M ; x A,M ; z A,u . Alle an<strong>de</strong>ren Risse wer<strong>de</strong>n relativ zu diesem<br />
Riss positioniert. Die Entfernungen wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m jeweiligen<br />
Dateinamen ermittelt, <strong>de</strong>r sich aus <strong>de</strong>r Position <strong>de</strong>s Risses in <strong>de</strong>r<br />
dreidimensionalen holographischen Rekonstruktion zusammensetzt.<br />
Die Entfernung zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Rissmittelpunkten wird über<br />
die Verschiebung <strong>de</strong>r Kamera errechnet.<br />
Benachbarte Risse jeweils einer Ansicht sind so angeordnet, dass sie<br />
sich geringfügig überlappen. Dadurch wird sichergestellt, dass keine<br />
Lücken bei <strong>de</strong>r Kartografierung <strong>de</strong>r dreidimensionalen holographischen<br />
Rekonstruktion auftreten. Allerdings kann es zu einer doppelten<br />
Erfassung von Blasen kommen, wenn diese innerhalb <strong>de</strong>s sich<br />
überlappen<strong>de</strong>n Bereiches liegen, wie in Abb. 25 schematisch skizziert.<br />
Aufriss 2<br />
Überlappung<br />
x<br />
z<br />
Blase<br />
Doppelte Abbildung in<br />
benachbarten Aufrissen<br />
y<br />
Aufriss 1<br />
Abbildung 25: Mehrfachabbildung einer Blase bei Überlappung<br />
benachbarter Risse.
4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 74<br />
Von <strong>de</strong>n doppelt aufgenommenen Blasen in einer Überlappung darf<br />
nur eine Blase in <strong>de</strong>r weiteren Auswer<strong>tu</strong>ng berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, um<br />
die Messergebnisse nicht zu verfälschen. Eine doppelte Erfassung einer<br />
Blase wird vermie<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m mit Hilfe <strong>de</strong>s Abbildungsmaßstabes<br />
aus <strong>de</strong>n gespeicherten Schwerpunktkoordinaten <strong>de</strong>r Blasen und <strong>de</strong>r<br />
Position <strong>de</strong>s Risses, in<strong>de</strong>m sie abgebil<strong>de</strong>t sind, ihre wahren Positionen<br />
in <strong>de</strong>r holographischen Rekonstruktion errechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Wegen <strong>de</strong>r ausschließlich translatorischen Bewegung <strong>de</strong>r aufnehmen<strong>de</strong>n<br />
Kamera besitzt die Blase in bei<strong>de</strong>n Rissen sowohl die gleiche<br />
vertikale Schwerpunktkoordinate als auch die gleiche vertikale Aus<strong>de</strong>hnung.<br />
Zu<strong>de</strong>m ist ihre Form und Größe annähernd in bei<strong>de</strong>n Abbildungen<br />
gleich, da sie in bei<strong>de</strong>n Rissen aus ungefähr <strong>de</strong>r gleichen<br />
Rich<strong>tu</strong>ng aufgenommen wur<strong>de</strong>.<br />
Die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Risse liefert für eine doppelt abgebil<strong>de</strong>te<br />
Blase die gleichen Schwerpunktkoordinaten, die gleiche vertikale<br />
Aus<strong>de</strong>hnung und die gleiche Größe. Dies wird von <strong>de</strong>r Software erkannt.<br />
Eine Doppelwer<strong>tu</strong>ng wird ausgeschlossen, in<strong>de</strong>m die Daten<br />
einer <strong>de</strong>r Blasen aus <strong>de</strong>r Datei gelöscht wer<strong>de</strong>n.<br />
Analog ist das Vorgehen, wenn es zu Überlappungen in übereinan<strong>de</strong>r<br />
liegen<strong>de</strong>n Rissen kommt. In diesem Fall haben die doppelt abgebil<strong>de</strong>ten<br />
Blasen in bei<strong>de</strong>n Rissen die gleiche horizontale Schwerpunktkoordinate<br />
und horizontale Aus<strong>de</strong>hnung.<br />
Weniger ein<strong>de</strong>utig lassen sich Doppelzählungen von Blasen vermei<strong>de</strong>n,<br />
die hintereinan<strong>de</strong>r liegen. Dies kann vorkommen, wenn eine Blase<br />
in <strong>de</strong>m Bereich genau auf <strong>de</strong>r Grenze zwischen zwei hintereinan<strong>de</strong>rliegen<strong>de</strong>n<br />
Rissen liegt. Da die Tiefenposition <strong>de</strong>r Blase in einer<br />
Ansicht nur mit <strong>de</strong>r Genauigkeit <strong>de</strong>r halben Tiefenschärfe bestimmt<br />
wer<strong>de</strong>n kann, lassen sich keine exakten Kriterien aufstellen, um eine<br />
Doppelzählung zu vermei<strong>de</strong>n. Aus diesem Grund wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r<br />
Datei die Daten <strong>de</strong>r hinteren von zwei Blasen gelöscht, die in bei<strong>de</strong>n<br />
hintereinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong>n Rissen die gleichen horizontalen und<br />
vertikalen Schwerpunktkoordinaten und Aus<strong>de</strong>hnungen haben.<br />
Die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Hologramme einer Messung liefert je eine<br />
Datei, in <strong>de</strong>r die Daten aller Blasen gespeichert sind, die bei<br />
<strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r erfasst wur<strong>de</strong>n. Diese
4.5 Stereomatching 75<br />
Dateien enthalten zwei 3D-Rekonstruktionen eines Messpunkts, die<br />
dasselbe Szenario aus zwei um 90 ◦ zueinan<strong>de</strong>r gedrehten Ansichten<br />
zeigen.<br />
4.5 Stereomatching<br />
Um die Position, die Größe und die Form <strong>de</strong>r Blasen zu bestimmen,<br />
wer<strong>de</strong>n die bei<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng erhaltenen Dateien<br />
mit <strong>de</strong>m Stereomatching-Algorithmus miteinan<strong>de</strong>r gekoppelt. Das<br />
gedankliche Mo<strong>de</strong>ll, das diesem Algorithmus zugrun<strong>de</strong> liegt, ist in<br />
Abb. 26 gezeigt.<br />
Ansicht 1:<br />
Schärfeebene<br />
von Kamera 1<br />
Schärfeebene<br />
von Kamera 2<br />
Ansicht 2:<br />
Ansicht 1 Ansicht 2<br />
Abbildung 26: Korrelation <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n 3D-Ansichten.<br />
Bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng eines Hologrammes (einer Ansicht) erfolgt die<br />
Bestimmung <strong>de</strong>r vertikalen und <strong>de</strong>r lateralen Position <strong>de</strong>r Blasen mit<br />
sehr hoher Genauigkeit. Die Tiefenposition <strong>de</strong>r Blasen kann jedoch<br />
nur mit <strong>de</strong>r Genauigkeit <strong>de</strong>r halben Tiefenschärfe <strong>de</strong>r die Rekonstruktionen<br />
aufnehmen<strong>de</strong>n Kamera bestimmt wer<strong>de</strong>n. Die Tiefenposition<br />
einer Blase in einer Ansicht ist aber ihre laterale Position in <strong>de</strong>r<br />
zweiten Ansicht.<br />
Diese Tatsache wird bei <strong>de</strong>r Korrelation <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Ansichten – <strong>de</strong>m<br />
Stereomatching – ausgenutzt, mit <strong>de</strong>r durch die Zuordnung <strong>de</strong>r ein-
4.5 Stereomatching 76<br />
zelnen Blasen in bei<strong>de</strong>n Ansichten zueinan<strong>de</strong>r ihre wahre Position im<br />
Raum festgelegt wird. Das Grundprinzip <strong>de</strong>s Stereomatching ist in<br />
Abb. 27 anhand einer Draufsicht auf einen stereoskopischen Aufbau<br />
ver<strong>de</strong>utlicht.<br />
Schärfentiefe 1 Schärfentiefe 2<br />
Bildkoordinate 1<br />
Objektpunkt<br />
Projektionszentrum<br />
1<br />
Bildpunkt 1<br />
Bil<strong>de</strong>bene (”Riss”) 1<br />
Sehstrahl 1<br />
Blickrich<strong>tu</strong>ng 1<br />
Blickrich<strong>tu</strong>ng 2<br />
Sehstrahl 2<br />
Projektionszentrum<br />
2<br />
Bildpunkt 2<br />
Bil<strong>de</strong>bene (”Riss”) 2<br />
Bildkoordinate 2<br />
Abbildung 27: Grundprinzip <strong>de</strong>s Stereomatching auf Basis von<br />
zwei Beobach<strong>tu</strong>ngsrich<strong>tu</strong>ngen.<br />
Der Objektpunkt entsteht im Raum als Rekonstruktion seiner holographischen<br />
Aufnahme. Er wird durch je einen Sehstrahl, <strong>de</strong>r Verbindung<br />
von Objektpunkt und <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Bildpunkt, auf<br />
die Bil<strong>de</strong>benen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n beobachten<strong>de</strong>n Kameras projiziert.<br />
Sind die Lagen <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>benen im Raum und die Abbildungsgesetze<br />
bekannt, kann aus <strong>de</strong>n Bildpunktkoordinaten auf <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Abbildungsebenen<br />
auf die Objektkoordinaten geschlossen wer<strong>de</strong>n. Diese<br />
errechnen sich aus <strong>de</strong>m Schnittpunkt <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Sehstrahlen.<br />
Die Schärfentiefe <strong>de</strong>r Risse <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Blickrich<strong>tu</strong>ngen ist in Abb. 27<br />
durch die Doppelpfeile ange<strong>de</strong>utet. Sie entspricht <strong>de</strong>r Ungenauigkeit<br />
<strong>de</strong>r Blasenposition in <strong>de</strong>r jeweiligen Ansicht.
4.5 Stereomatching 77<br />
Die Schärfentiefe nimmt mit Öffnen <strong>de</strong>r Blen<strong>de</strong> und mit <strong>de</strong>r Vergrößerung<br />
<strong>de</strong>r Brennweite ab. Wegen <strong>de</strong>r in dieser Arbeit verwen<strong>de</strong>ten<br />
langbrennweitigen Objektive mit einer bei <strong>de</strong>r Aufnahme weit<br />
geöffneten Blen<strong>de</strong>, ist die Schärfentiefe bewusst gering gewählt. Sie<br />
ist klein im Vergleich zur Höhe und Breite <strong>de</strong>s aufgenommenen Risses.<br />
Daher kann mit guter Genauigkeit vereinfachend angenommen<br />
wer<strong>de</strong>n, dass ein Bildpunkt die gleiche vertikale und die horizontale<br />
Koordinate hat, unabhängig davon, ob er an <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>ren o<strong>de</strong>r an<br />
<strong>de</strong>r hinteren Rissbegrenzung liegt.<br />
Unter dieser Voraussetzung kann die Lage <strong>de</strong>s Schwerpunktes einer<br />
Blase in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Ansichten durch je eine Strecke im Raum wie<strong>de</strong>rgegeben<br />
wer<strong>de</strong>n, die parallel zu <strong>de</strong>n Blickrich<strong>tu</strong>ngen <strong>de</strong>r Kameras<br />
liegen und die Länge <strong>de</strong>r Schärfentiefe aufweisen. Sind die optischen<br />
Aufbauten bei <strong>de</strong>r Aufnahme <strong>de</strong>r Hologramme und ihrer Rekonstruktion<br />
i<strong>de</strong>al justiert, haben die bei<strong>de</strong>n Strecken einen gemeinsamen<br />
Schnittpunkt, durch <strong>de</strong>n die Raumkoordinaten <strong>de</strong>s Schwerpunktes<br />
einer Blase festgelegt wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 27).<br />
Wegen Positionier- und Rechenungenauigkeiten wer<strong>de</strong>n sich die<br />
Strecken im Objektraum immer knapp verfehlen, die bei<strong>de</strong>n vertikalen<br />
Schwerpunktskoordinaten einer Blase in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Ansichten<br />
also nicht i<strong>de</strong>ntisch sein, sodass die Position <strong>de</strong>s Blasenschwerpunktes<br />
nicht ein<strong>de</strong>utig bestimmbar ist.<br />
Nach einem Vorschlag von Gebhard [29] wird <strong>de</strong>shalb das Lot auf<br />
die bei<strong>de</strong>n Strecken gefällt,dasdiekürzeste Verbindung zwischen<br />
bei<strong>de</strong>n Strecken darstellt. Die Schwerpunktskoordinaten <strong>de</strong>r Blase<br />
liegen auf <strong>de</strong>m Mittelpunkt <strong>de</strong>s Lotes. Unter <strong>de</strong>n oben getroffenen<br />
Annahmen be<strong>de</strong>utet das, dass die vertikale Schwerpunktskoordinate<br />
einer Blase aus <strong>de</strong>m Mittelwert <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n vertikalen Schwerpunktskoordinaten<br />
aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Ansichten gebil<strong>de</strong>t wird. Mit dieser Annahme<br />
ist die weitere Positionierung <strong>de</strong>r Blasen wie<strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utig (vgl.<br />
Abb. 27).
4.5 Stereomatching 78<br />
Mehr<strong>de</strong>utige Zuordnung<br />
Die oben beschriebene Zuordnung ist einfach durchzuführen, wenn<br />
in <strong>de</strong>m Qua<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r durch die Durchdringung eines Kreuz- und eines<br />
Aufrisses entsteht (vgl. Abb. 26), in einer Höhe nur eine Blase rekonstruiert<br />
wird. Dieser Qua<strong>de</strong>r hat die Höhe eines Bildausschnittes.<br />
Seine Grundfläche hat die Kantenlänge <strong>de</strong>r Schärfentiefe.<br />
Haben die Risse eine Größe wie in Abb. 19 skizziert, hat <strong>de</strong>r Qua<strong>de</strong>r<br />
ein Volumen von V Qua<strong>de</strong>r =45· 5 · 5 mm 3 . Dieses Volumen entspricht<br />
weniger als einem Promille <strong>de</strong>s Kesselvolumens. Mehr<strong>de</strong>utigkeiten<br />
bei <strong>de</strong>r Zuordnung können trotz<strong>de</strong>m nicht ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n,<br />
wie in Abb. 28 skizziert.<br />
zweite mögliche Lösung<br />
Aufriss<br />
realer<br />
Punkt<br />
Kreuzriss<br />
Abbildung 28: Zustan<strong>de</strong>kommen mehr<strong>de</strong>utiger Zuordnungen.<br />
Die mehr<strong>de</strong>utige Zuordnung tritt zum Beispiel dann auf, wenn im<br />
Aufriss zwei Blasen genau nebeneinan<strong>de</strong>r abgebil<strong>de</strong>t und weniger als<br />
fünf Millimeter voneinan<strong>de</strong>r entfernt sind. Die fünf Millimeter entsprechen<br />
<strong>de</strong>r gewählten Schärfentiefe. In diesem Fall wird im korrespondieren<strong>de</strong>n<br />
Kreuzriss nur eine Blase abgebil<strong>de</strong>t. Diese Blase, die<br />
größere <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n, ver<strong>de</strong>ckt die an<strong>de</strong>re Blase, die vor o<strong>de</strong>r hinter<br />
ihr liegen kann. Tritt dieser Fall auf, kann die kleinere Blase nicht<br />
zugeordnet wer<strong>de</strong>n und ihre Daten wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Datei gelöscht.
4.5 Stereomatching 79<br />
Wegen <strong>de</strong>r gering gewählten Schärfentiefe bei <strong>de</strong>r Aufnahme und <strong>de</strong>r<br />
untersuchten Gasgehalte von φ G < 10% kommt dieser Fall sehr selten<br />
vor und wird in dieser Arbeit vernachlässigt. Bei <strong>de</strong>utlich höheren<br />
Gasgehalten ist die Abweichung bei <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>r Blasenanzahl<br />
mit diesem Ansatz nicht mehr vernachlässigbar. Das Zustan<strong>de</strong>kommen<br />
von zu vielen mehr<strong>de</strong>utigen Zuordnungen wird in diesem<br />
Fall durch die weitere Verringerung <strong>de</strong>r Schärfentiefe vermie<strong>de</strong>n.<br />
Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengröße<br />
Die Festlegung <strong>de</strong>r Blasenschwerpunkte im Raum ist die Voraussetzung<br />
für ihre Größenbestimmung. Neben <strong>de</strong>n Schwerpunktkoordinatenwer<strong>de</strong>neinigeDatendieGröße<br />
und Form <strong>de</strong>r Blase betreffend<br />
abgespeichert (vgl. Abb. 19). Darunter sind neben <strong>de</strong>m horizontalen<br />
und vertikalen Durchmesser auch <strong>de</strong>r größte und <strong>de</strong>r dazu senkrecht<br />
stehen<strong>de</strong> Durchmesser in einer Ansicht und ein Durchmesser, <strong>de</strong>r aus<br />
<strong>de</strong>r gemessenen Fläche unter <strong>de</strong>r Annahme einer kugelförmigen Blase<br />
errechnet wur<strong>de</strong>.<br />
Aus <strong>de</strong>m Vergleich <strong>de</strong>s errechneten Durchmessers mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
genannten Durchmessern kann eine Aussage über die Sphärizität <strong>de</strong>r<br />
Blasen getroffen wer<strong>de</strong>n. Um die Blasengröße mit höherer Genauigkeit<br />
zu bestimmen, muss jedoch die zweite Ansicht <strong>de</strong>r Blase mit<br />
berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Dies gelingt nach <strong>de</strong>r Zuordnung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />
Ansichten einer Blase zueinan<strong>de</strong>r.<br />
Bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>s Blasenvolumens wird davon ausgegangen,<br />
dass die Blase die Form eines Ellipsoids hat. Das Volumen eines Ellipsoids<br />
kann errechnet wer<strong>de</strong>n, wenn die Länge <strong>de</strong>r drei Hauptachsen<br />
bekannt ist. Die erste Hauptachse bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r größere <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n abgespeicherten<br />
größten Durchmesser <strong>de</strong>r Blase in bei<strong>de</strong>n Ansichten.<br />
Die zweite Hauptachse wird durch <strong>de</strong>n Durchmesser festgelegt, <strong>de</strong>r<br />
auf <strong>de</strong>r ersten senkrecht steht. Die dritte Hauptachse wird aus <strong>de</strong>r<br />
zweiten Ansicht ermittelt und entspricht <strong>de</strong>m Durchmesser, <strong>de</strong>r auf<br />
<strong>de</strong>m kleineren <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Durchmesser senkrecht steht. Mit Kenntnis<br />
<strong>de</strong>r Hauptachsen wird das Volumen und die Oberfläche <strong>de</strong>r Blasen<br />
berechnet, die dazu notwendigen Beziehungen fin<strong>de</strong>n sich in Bronstein<br />
[11]. Die erhaltenen Ergebnisse wer<strong>de</strong>n in einem Tabellenkalkulationsprogramm<br />
für die weitere Verarbei<strong>tu</strong>ng abgespeichert.
4.6 Messgenauigkeit 80<br />
4.6 Messgenauigkeit<br />
Die Bestimmung <strong>de</strong>r Blasenposition in einem Riss und die Zuordnung<br />
<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Ansichten einer Blase erfor<strong>de</strong>rt, dass die genaue Lage <strong>de</strong>r<br />
Risse im Raum bekannt ist. Abweichungen von <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>alen Justierung<br />
<strong>de</strong>r optischen Aufbauten für die Aufnahme und die Rekonstruktion<br />
<strong>de</strong>r Hologramme und das anschließen<strong>de</strong> Zerlegen <strong>de</strong>r Rekonstruktionen<br />
führen zu einer fehlerhaften Bestimmung <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>r Risse und<br />
damit <strong>de</strong>r Blasenposition. Die Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Messgenauigkeit <strong>de</strong>s<br />
Systems setzt die Kenntnis <strong>de</strong>r Systemkonstanten voraus.<br />
4.6.1 Ermittlung <strong>de</strong>r Systemkonstanten<br />
Die Lage <strong>de</strong>r Risse im Raum wird bei fester Objektiveinstellung<br />
durch die Kameraposition festgelegt. Ein<strong>de</strong>utige Abbildungsgleichungen<br />
wer<strong>de</strong>n erhalten, wenn die Parameter bekannt sind, die die<br />
inneren Konstanten <strong>de</strong>r Kamera und die Lage <strong>de</strong>s Risses im Raum<br />
für je<strong>de</strong> Kameraposition beschreiben.<br />
Die Kameras sind fest auf <strong>de</strong>n Traversiereinrich<strong>tu</strong>ngen montiert. Sie<br />
blicken parallel zu <strong>de</strong>n waagerechten Achsen <strong>de</strong>s in Kap. 4.4.3 eingeführten<br />
Koordinatensystems in positive Achsrich<strong>tu</strong>ng. Die Projektionszentren<br />
liegen um die Kamerakonstanten c A und c K von <strong>de</strong>n<br />
Bil<strong>de</strong>benen entfernt auf <strong>de</strong>r Aufriss- bzw. <strong>de</strong>r Kreuzrisskameraachse.<br />
Die Bil<strong>de</strong>benen wer<strong>de</strong>n als auf <strong>de</strong>n Kameraachsen senkrecht stehend<br />
<strong>de</strong>finiert (vgl. Abb. 24).<br />
Die Traversiereinrich<strong>tu</strong>ngen mit <strong>de</strong>n Kameras wer<strong>de</strong>n so positioniert,<br />
dass sie nur Translationen parallel zu <strong>de</strong>n Achsen <strong>de</strong>s Koordinatensystems<br />
ausführen können. Damit sind sämtliche Bewegungsvektoren<br />
<strong>de</strong>r Traversiereinrich<strong>tu</strong>ngen bekannt.<br />
Für die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Hologrammrekonstruktionen stan<strong>de</strong>n<br />
zwei baugleiche Systeme aus Kamera, Objektiv und Framegrabber<br />
zur Verfügung. Die bei<strong>de</strong>n Systeme hatten daher die gleichen Konstanten.<br />
Es gilt z.B.: c A = c K = c.<br />
Die Auswer<strong>tu</strong>ngen <strong>de</strong>r Hologrammrekonstruktionen wur<strong>de</strong>n in bei<strong>de</strong>n<br />
Ansichten mit <strong>de</strong>r gleichen konstanten Objektiveinstellung<br />
durchgeführt, daher wird in <strong>de</strong>r Folge für die Schärfentiefen t A =
4.6 Messgenauigkeit 81<br />
t K = t gesetzt. Alle Angaben über weitere Systemkonstanten beziehen<br />
sich auf diese Objektiveinstellung.<br />
Um die Lage <strong>de</strong>r Risse im Raum in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Kameraposition<br />
bestimmen zu können, müssen folgen<strong>de</strong> Parameter bekannt<br />
sein:<br />
• die Pixeldichten M x bzw. M y in horizontaler und M z in vertikaler<br />
Rich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>s Framegrabbers,<br />
• die Kamerakonstante c <strong>de</strong>r Kameras bei <strong>de</strong>r gewählten Objektiveinstellung,<br />
• die Schärfentiefe t, wie sie bei <strong>de</strong>r gewählten Objektiveinstellung<br />
von <strong>de</strong>r Bildverarbei<strong>tu</strong>ngssoftware aufgenommen wird,<br />
• <strong>de</strong>r Bezugspunkt mit seinen drei räumlichen Koordinaten, relativ<br />
zu <strong>de</strong>m die Messung <strong>de</strong>r Lagen <strong>de</strong>r Traversiereinrich<strong>tu</strong>ngen<br />
erfolgt.<br />
Pixeldichten<br />
Die horizontale Pixeldichte M x bzw. M y und vertikale Pixeldichte<br />
M z <strong>de</strong>r Bildverarbei<strong>tu</strong>ngskarte bei einer Objektiveinstellung wird<br />
durch das Holographieren verschie<strong>de</strong>ner gläserner Maßstäbe bestimmt.<br />
Durch die Aufnahme <strong>de</strong>r Maßstäbe und die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r<br />
von <strong>de</strong>r holographischen Rekonstruktion aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n<br />
die Pixeldichten ermittelt. Die dabei erhaltenen Werte wer<strong>de</strong>n<br />
an an<strong>de</strong>ren bekannten Größen, z.B. <strong>de</strong>m Durchmesser <strong>de</strong>r Rührerwelle<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Höhe eines Rührerblattes validiert. Bei <strong>de</strong>r in dieser<br />
Arbeit gewählten Objektiveinstellung betragen die Pixeldichten:<br />
M x,y = 13, 5 Pixel/mm,<br />
M z = 20, 25 Pixel/mm.<br />
Kamerakonstanten<br />
Die Kameras sind mit einem Makroobjektiv ausgestattet, das eine<br />
kleinste, scharf abbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Entfernung von 410 mm mit einem<br />
vergrößern<strong>de</strong>n Abbildungsmaßstab von ≈ 1 : 2 hat. Die spezielle
4.6 Messgenauigkeit 82<br />
Nahkorrek<strong>tu</strong>r <strong>de</strong>s Objektives verhin<strong>de</strong>rt Verzeichnungen und Abbildungsfehler,<br />
da es speziell für Makroaufnahmen konzipiert ist.<br />
Für die gewählte Objektiveinstellung müssen die Objektweite s obj<br />
und die Kamerakonstante c bekannt sein. Die Objektweite s obj sollte<br />
mit <strong>de</strong>n vom Objektivhersteller gemachten Angaben übereinstimmen.<br />
Sie entspricht <strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>m Objektiv eingravierten Fokussierabstand.<br />
Der Abbildungsmaßstab wird mit <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Beziehung<br />
errechnet:<br />
c<br />
s obj − c .<br />
Für die gewählte Objektiveinstellung ergeben sich mit <strong>de</strong>n Herstellerangaben<br />
folgen<strong>de</strong> Kamerakonstanten, die Gebhard [29] in<br />
aufwändigen Versuchen validiert:<br />
s obj = 410 mm,<br />
c = c A = c K = 136, 137 mm und damit<br />
c<br />
s obj −c<br />
= 0, 497 ≈ 1:2.<br />
Bezugspunkt und Schärfentiefe<br />
Als Bezugspunkt für die Bestimmung <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>r Risse im Raum<br />
wur<strong>de</strong> in dieser Arbeit <strong>de</strong>r Ursprung <strong>de</strong>s in Kap. 4.4.3 eingeführten<br />
Koordinatensystems festgelegt. Der Ursprung <strong>de</strong>s Koordinatensystems<br />
fällt mit <strong>de</strong>m Mittelpunkt <strong>de</strong>r Düse zusammen, über die<br />
die Luft in <strong>de</strong>n Rührkessel eingebracht wird. Der gewählte Bezugspunkt<br />
liegt also am unteren Bildrand <strong>de</strong>s Risses A − II − 13 (vgl.<br />
Abb. 19). Alle weiteren Entfernungen wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m errechneten<br />
Abbildungsmaßstab und <strong>de</strong>r Kameraposition berechnet.<br />
Durch das Holographieren von Glasmaßstäben, die um 45 ◦ zur Kameraachse<br />
angestellt wer<strong>de</strong>n, wird die Schärfentiefe bestimmt, mit<br />
<strong>de</strong>r die Bil<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r gewählten Objektiveinstellung aufgenommen<br />
wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Teilstriche <strong>de</strong>s Maßstabes, die die Kamera<br />
bei Aufnahmen von seiner dreidimensionalen Rekonstruktion<br />
scharf abbil<strong>de</strong>t, wird auf die Schärfentiefe <strong>de</strong>s Systems geschlossen.
4.6 Messgenauigkeit 83<br />
Bei <strong>de</strong>n gewählten Einstellungen ergibt sich eine Schärfentiefe von<br />
t A = t K = t =5mm.<br />
4.6.2 Sensitivitätsanalyse<br />
Mit Kenntnis <strong>de</strong>r Systemkonstanten können die Fehler bei <strong>de</strong>r Bestimmung<br />
<strong>de</strong>r Blasenposition auf Grund von Abweichungen von <strong>de</strong>r<br />
i<strong>de</strong>alen Justierung <strong>de</strong>r optischen Komponenten untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />
Als Fehler gilt <strong>de</strong>r seitliche Versatz ∆y <strong>de</strong>s Sehstrahls von seiner<br />
i<strong>de</strong>alen Position y in <strong>de</strong>r Objektweite s obj .<br />
Der Fehlerbetrach<strong>tu</strong>ng liegt die Annahme zugrun<strong>de</strong>, dass die Sehstrahlen<br />
<strong>de</strong>r Aufriss- und <strong>de</strong>r Kreuzrisskamera im Grundriss aufeinan<strong>de</strong>r<br />
senkrecht stehen. Diese Annahme ist bei Objektweiten von<br />
410 mm und Bildkoordinaten von 0 − 25 mm gerechtfertigt [29]. Damit<br />
ergibt sich eine Verschiebung <strong>de</strong>r Objektkoordinaten ∆d obj von:<br />
√<br />
2<br />
∆d obj = · ∆y. (56)<br />
2<br />
Ist die Verschiebung <strong>de</strong>r Objektkoordinaten zu groß, können die bei<strong>de</strong>n<br />
Ansichten einer Blase nicht mehr einan<strong>de</strong>r zugeordnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Durch eine Sensitivitätsanalyse wird untersucht, inwieweit geometrische<br />
Fehler die Messgenauigkeit <strong>de</strong>s Systems beeinflussen. Die Bildkoordinaten<br />
x ′ und y ′ wer<strong>de</strong>n direkt in <strong>de</strong>r Längeneinheit [mm] relativ<br />
zur Bildmitte ausgedrückt.<br />
Folgen<strong>de</strong> Abweichungen wer<strong>de</strong>n untersucht:<br />
• Auflösungsbegrenzung <strong>de</strong>s Systems Kamera-Framegrabber,<br />
• Positionierfehler <strong>de</strong>r Kamera in Blickrich<strong>tu</strong>ng,<br />
• seitlicher Positionierfehler <strong>de</strong>r Kamera,<br />
• Rollen <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>bene,<br />
• Nichtparallelität <strong>de</strong>r Blickrich<strong>tu</strong>ng zur Koordinatenachse,<br />
• nichtkartesische Blickrich<strong>tu</strong>ng.
4.6 Messgenauigkeit 84<br />
Auflösungsbegrenzung <strong>de</strong>s Framegrabbers<br />
Durch die Digitalisierung <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s besteht zwischen zwei Pixeln eine<br />
finite Distanz. Diese Distanz ist die untere Grenze <strong>de</strong>s Auflösungsvermögens<br />
<strong>de</strong>r Kombination Kamera-Bildverarbei<strong>tu</strong>ngskarte und<br />
führt zu Unsicherheiten bei <strong>de</strong>r Rekonstruktion <strong>de</strong>s Bildraums. Für<br />
∆y ′ =<br />
1 M z<br />
gilt [29]:<br />
∆y =∆y ′ · s − c . (57)<br />
c<br />
Der Fehler wird durch die Kamerakonstante c, die Objektweite s obj<br />
und die Pixeldichte M i festgelegt. Mit <strong>de</strong>n in Kap. 4.6.1 ermittelten<br />
Werten für das in dieser Arbeit verwen<strong>de</strong>te System<br />
M z = 20, 25 Pixel/mm,<br />
c = = 136, 137 mm und<br />
s obj = 410 mm.<br />
ergibt sich eine Abweichung von:<br />
∆y =0, 099 mm.<br />
Diese Auflösungsbegrenzung gilt nur für die Abbildung mit <strong>de</strong>m oben<br />
genannten Objektiv.<br />
Positionierfehler <strong>de</strong>r Kamera in Blickrich<strong>tu</strong>ng<br />
Ein Positionierfehler ∆x <strong>de</strong>r Kamera auf ihrer optischen Achse führt<br />
zu einer Verschiebung ∆y <strong>de</strong>s Sehstrahls auf <strong>de</strong>r Objektebene. Dieser<br />
Zusammenhang ist in Abb. 29 a skizziert. Wegen <strong>de</strong>r im Verhältnis<br />
zur Bildgröße großen Objektweite s obj bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Sehstrahl einen spitzen<br />
Winkel zur Kameraachse. Damit ergibt sich für das Verhältnis <strong>de</strong>r<br />
Verschiebungen unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Kleinwinkelnäherung:<br />
∆y<br />
∆x<br />
= tanϕ, mit ϕ = arctan<br />
y<br />
s − c ≈<br />
y<br />
s − c . (58)
4.6 Messgenauigkeit 85<br />
Der Fehler durch Positionierfehler <strong>de</strong>r Kamera wird zu:<br />
y<br />
∆y =∆x ·<br />
s − c . (59)<br />
Der Fehler steigt mit <strong>de</strong>r Entfernung <strong>de</strong>s Bildpunktes vom Bildmittelpunkt.<br />
Er wird maximal, wenn <strong>de</strong>r Bildpunkt in einer Bil<strong>de</strong>cke liegt,<br />
die einen Abstand von ≈ 30 mm zum Bildmittelpunkt hat. Mit <strong>de</strong>m<br />
obigen Zahlenbeispiel und <strong>de</strong>r Genauigkeit <strong>de</strong>r Traversiereinrich<strong>tu</strong>ng<br />
von ∆x =0, 01 mm ergibt sich ein maximaler Fehler von:<br />
∆y =0, 001 mm.<br />
Der Fehler liegt weit unter <strong>de</strong>r Auflösungsbegrenzung <strong>de</strong>s Systems<br />
und kann damit vernachlässigt wer<strong>de</strong>n.<br />
a) b)<br />
x<br />
y<br />
y<br />
y<br />
y<br />
y'<br />
z<br />
y'<br />
c<br />
s obj<br />
c<br />
s obj<br />
Fehler aus Versetzung<br />
in Blickrich<strong>tu</strong>ng<br />
Fehler aus seitlicher Versetzung<br />
Abbildung 29: Abweichungen durch Positionierfehler <strong>de</strong>r Kamera.<br />
Positionierfehler <strong>de</strong>r Kamera zur Seite<br />
Ein Positionsfehler <strong>de</strong>r Kamera ∆z zur Seite o<strong>de</strong>r nach oben<br />
überträgt sich direkt in die Objektebene (vgl. Abb. 29 b). Es gilt:<br />
∆z =∆y. (60)<br />
Die Genauigkeit <strong>de</strong>r Traversiereinrich<strong>tu</strong>ng für Bewegungen senkrecht<br />
zur Kameraachse liegt bei ±0, 02 mm, damit ist <strong>de</strong>r Fehler in <strong>de</strong>r<br />
Objektebene festgelegt:<br />
∆y =∆z ≈ 0, 02mm.
4.6 Messgenauigkeit 86<br />
Auch dieser Fehler liegt unter <strong>de</strong>r Auflösungsbegrenzung <strong>de</strong>s Systems<br />
und wird vernachlässigt.<br />
Rollen <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>bene<br />
Ist <strong>de</strong>r Haltearm <strong>de</strong>r Kamera nicht vollkommen waagrecht montiert,<br />
kann das Bild leicht geneigt sein, d.h. es tritt ein Rollwinkel ∆ϕ um<br />
die Kameraachse auf. Im eindimensionalen Fall wird angenommen,<br />
dass die Rollbewegung <strong>de</strong>n Bildpunkt y ′ um y ′ · sin∆ϕ aus <strong>de</strong>r Projektionsebene<br />
heraushebt und damit die Strecke von y ′ um<br />
∆y ′ = y ′ (1 − cos∆ϕ) (61)<br />
verkürzt. Dies ergibt einen Fehler in <strong>de</strong>r Objektkoordinate von<br />
∆y = y · (1 − cos∆ϕ), (62)<br />
weil sich <strong>de</strong>r Bildfehler direkt über die Abbildungsgleichung in die<br />
Objektebene übersetzt. Ein Rollversatz von ∆ϕ =1 ◦ ergibt mit <strong>de</strong>n<br />
obigen Zahlen einen vernachlässigbaren Fehler von:<br />
∆y =0, 005 mm.<br />
Nichtparallelität <strong>de</strong>r Blickrich<strong>tu</strong>ng<br />
Ein möglicher Winkelversatz ist das Herausdrehen <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>bene mit<br />
Projektionszentrum aus <strong>de</strong>r senkrechten Position zur Kameraachse<br />
um einen kleinen Winkel ∆ϕ (vgl. Abb. 30 a). Wegen <strong>de</strong>r kleinen<br />
Verdrehung wird angenommen, dass <strong>de</strong>r Versatz ∆c <strong>de</strong>s Projektionszentrums<br />
entlang einer Gera<strong>de</strong>n senkrecht zur Kameraachse erfolgt:<br />
∆c = c · ∆ϕ. (63)<br />
Der Effekt auf die Abbildungsfunktion ist eine Verlängerung <strong>de</strong>r Kamerakonstanten<br />
c um k (vgl. Abb. 30 a). Aus <strong>de</strong>r Geometrie folgt:<br />
c · ∆ϕ<br />
k<br />
=<br />
y<br />
∆ϕ(s − c)<br />
, und somit k = · c. (64)<br />
s − c − k c∆ϕ + y
4.6 Messgenauigkeit 87<br />
a) b)<br />
y<br />
k<br />
y<br />
y<br />
<br />
y<br />
y'<br />
c<br />
y'<br />
c<br />
s obj<br />
Blickrich<strong>tu</strong>ngsfehler<br />
c<br />
s obj<br />
Fehler aus nichtkarthesischer<br />
Ausrich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Kameraachsen<br />
r<br />
Abbildung 30: Durch Winkelversatz verursachte Fehler: a) Blickrich<strong>tu</strong>ng;<br />
b) nicht karthesische Kameraausrich<strong>tu</strong>ng.<br />
Weiterhin bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Sehstrahl mit <strong>de</strong>r verlängerten Kamerakonstanten<br />
auf die Bil<strong>de</strong>bene mit folgen<strong>de</strong>r Vorschrift ab [29]:<br />
y ′ c + k<br />
≈ y ·<br />
s − c − k . (65)<br />
Die Rückgewinnung <strong>de</strong>r Objektposition erfolgt mit <strong>de</strong>r originalen<br />
Konfiguration:<br />
y +∆y = y ′ · s − c . (66)<br />
c<br />
Die Gleichungen 64 bis 66 wer<strong>de</strong>n schrittweise ausgerechnet. Das obige<br />
Zahlenbeispiel zusammen mit ∆ϕ =0, 04 ◦ , <strong>de</strong>r Messgenauigkeit<br />
einer Wasserwaage eingesetzt, ergibt:<br />
∆y =0, 3 mm.<br />
Das System ist äußerst sensitiv gegen eine Abweichung <strong>de</strong>r Blickrich<strong>tu</strong>ng<br />
von ihrer i<strong>de</strong>alen Rich<strong>tu</strong>ng parallel zu <strong>de</strong>n Koordinatenachsen.<br />
Die korrekte Justierung <strong>de</strong>r Traversierschlitten ist daher für das Gelingen<br />
<strong>de</strong>r Zuordnung <strong>de</strong>r einzelnen Blasen im Raum essenziell.
4.6 Messgenauigkeit 88<br />
Nichtkartesische Blickrich<strong>tu</strong>ng<br />
Die Kameraachsen können um einen Betrag ∆ϕ aus <strong>de</strong>r 90 ◦ -Lage<br />
zueinan<strong>de</strong>r gedreht sein, aber noch in Rich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>s Koordinatenursprungs<br />
blicken. Es wird eine Gleichung für <strong>de</strong>n abbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Sehstrahl<br />
mit <strong>de</strong>m Pfeil in Rich<strong>tu</strong>ng Bil<strong>de</strong>bene aufgestellt und <strong>de</strong>r Sehstrahl<br />
um −∆ϕ um <strong>de</strong>n Bezugspunkt mit <strong>de</strong>r Entfernung r von <strong>de</strong>r<br />
Objektebene gedreht. Die Gleichung für <strong>de</strong>n Sehstrahl mit <strong>de</strong>r Objektkoordinate<br />
y 1 lautet:<br />
x 1 =<br />
( −r<br />
y 1<br />
)<br />
+<br />
(<br />
−s<br />
−y 1<br />
(<br />
1+<br />
c<br />
s−c<br />
Die Drehmatrix für kleine Drehwinkel ∆ϕ lautet:<br />
( )<br />
cos ∆ϕ − sin ∆ϕ<br />
M ∆ϕ =<br />
≈<br />
sin ∆ϕ cos ∆ϕ<br />
Die Drehung erzeugt die Rechenvorschrift:<br />
)<br />
) . (67)<br />
( 1 − ∆ϕ<br />
∆ϕ 1<br />
)<br />
. (68)<br />
x 2 = M ∆ϕ · x 1 . (69)<br />
Der neue Sehstrahl x 2 wird mit <strong>de</strong>r alten Objektebene geschnitten,<br />
die ungefähr <strong>de</strong>m Sehstrahl aus <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Riss entspricht. Dies<br />
ergibt eine verän<strong>de</strong>rte Objektkoordinate y 2 mit einem Fehler von<br />
|y 2 − y 1 |. Das Ergebnis lautet:<br />
[<br />
( ) ]<br />
−s ∆ϕ − y 1 1+<br />
c<br />
s−c<br />
∆y =∆ϕ y 1<br />
−s + y 1 ∆ϕ ( )<br />
1+ c − r . (70)<br />
s−c<br />
Mit <strong>de</strong>n Kamerakonstanten c und s sowie <strong>de</strong>m Zahlenbeispiel<br />
∆ϕ = 1 ◦ ,<br />
y 1 = 10mm und<br />
r = 50mm<br />
beträgt <strong>de</strong>r Fehler durch nicht nichtkartesische Blickrich<strong>tu</strong>ng:<br />
∆y =0, 47mm.<br />
Das System ist sehr sensitiv gegen nicht senkrecht aufeinan<strong>de</strong>r ausgerichtete<br />
Objektstrahlen bei <strong>de</strong>r Hologrammaufnahme und nicht korrekt<br />
justierte Kameraachsen im Rekonstruktionsaufbau.
4.6 Messgenauigkeit 89<br />
Zusammenfassung <strong>de</strong>r Analyse<br />
Die Sensitivitätsanalyse hat gezeigt, dass das Ausrichten <strong>de</strong>r Kameras<br />
auf <strong>de</strong>n Traversiereinrich<strong>tu</strong>ngen und die Ausrich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Objektstrahlen<br />
senkrecht zueinan<strong>de</strong>r eine <strong>de</strong>r wichtigsten Aufgaben bei <strong>de</strong>r<br />
Durchführung <strong>de</strong>r Experimente ist, weil das Messverfahren kritisch<br />
von Winkelfehlern bezüglich <strong>de</strong>r Ausrich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r optischen Achsen<br />
beeinflusst wird. Im Vergleich dazu können Fehler in <strong>de</strong>r translatorischen<br />
Position <strong>de</strong>r Kameras vernachlässigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Daher ist bei <strong>de</strong>r Ausrich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r optischen Achsen <strong>de</strong>s Holographieaufbaus<br />
und <strong>de</strong>r Kameraachsen größte Sorgfalt anzuwen<strong>de</strong>n. Durch<br />
die ausschließlich translatorischen Verschiebungen einmal ausgerichteter<br />
Kameras wer<strong>de</strong>n die Fehler bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Hologrammrekonstruktionen<br />
konstant gehalten.
4.7 Anwendung <strong>de</strong>s Messverfahrens 90<br />
4.7 Anwendung <strong>de</strong>s Messverfahrens<br />
Mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n vorangegangenen Kapiteln beschriebenen Vorgehensweise<br />
wird die Impulsholographie auf die Untersuchung <strong>de</strong>r Anzahlund<br />
Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasen in einem begasten Rührkessel angewen<strong>de</strong>t.<br />
Durch die zweiachsige Aufnahme und die Kopplung <strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong>n ausgewerteten dreidimensionalen Hologrammrekonstruktionen<br />
(Stereomatching) erfolgt auch die Größenbestimmung von Blasen<br />
mit guter Genauigkeit, <strong>de</strong>ren Form <strong>de</strong>utlich von einer Kugelform<br />
abweicht (z.B. in Abb. 21).<br />
An einem Messpunkt wird so die Anzahl und die Größenverteilung<br />
<strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel bestimmt. Das Ergebnis <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng<br />
eines Messpunktes ist in Abb. 31 beispielhaft in Form einer Anzahlverteilung<br />
<strong>de</strong>r Blasengrößen dargestellt.<br />
2000<br />
[-]<br />
1500<br />
mittl. Blasendurchmesser: d 10 = 0,96 mm<br />
Sauterdurchmesser: d = 1,91 mm<br />
32<br />
Blasenanzahl<br />
1000<br />
500<br />
n = 500 U/min<br />
L =2mPas<br />
d D = 0,5 mm<br />
V = 12,7 l/h<br />
G<br />
0<br />
0 2 4 6 [mm] 8<br />
Blasendurchmesser<br />
8<br />
Abbildung 31: Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasengrößen.<br />
In Abb. 31 ist die Blasengröße d einer Größenklasse einer festen Klassenweite<br />
∆d zugeordnet. Die Anzahl <strong>de</strong>r Blasen in einer Größenklasse<br />
d ± ∆d/2 istüber die einzelnen Klassen aufgetragen.<br />
Aus diesen Werten lassen sich durch Aufsummierung kumulative<br />
Kurven bil<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>nen z.B. <strong>de</strong>r Anteil am Gesamtvolumen <strong>de</strong>r
4.7 Anwendung <strong>de</strong>s Messverfahrens 91<br />
Blasen bestimmt wer<strong>de</strong>n kann, die einen kleineren Durchmesser haben<br />
als eine betrachtete Größenklasse. Der aufsummierte relative Volumenanteil<br />
<strong>de</strong>r Blasen in Abb. 31 ist in Abb. 32 über <strong>de</strong>r Blasengröße<br />
aufgetragen. Die Ursachen, die zu <strong>de</strong>r gemessenen Unstetigkeit bei<br />
<strong>de</strong>m Durchmesser von d ≈ 4, 2 mm im Verlauf <strong>de</strong>r Summenkurve<br />
führen, wer<strong>de</strong>n in Kap. 6 diskutiert.<br />
100<br />
Volumenanteil am Gasgehalt<br />
[%]<br />
50<br />
n = 500 U/min<br />
L =2mPas<br />
d D = 0,5 mm<br />
V = 12,7 l/h<br />
mittl. Blasendurchmesser: d 10 = 0,96 mm<br />
Sauterdurchmesser: d = 1,91 mm<br />
G<br />
32<br />
0<br />
0 2 4 6 [mm] 8<br />
Blasendurchmesser<br />
Abbildung 32: Summenkurve <strong>de</strong>s Blasenvolumens über <strong>de</strong>r Blasengröße.<br />
Aus <strong>de</strong>n Anzahl- und Größenverteilungen <strong>de</strong>r Blasen können schließlich<br />
die charakteristischen Größen errechnet wer<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Grad <strong>de</strong>r<br />
Dispergierung beschreiben: <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser und <strong>de</strong>r Hold-up<br />
mit <strong>de</strong>n Beziehungen in Gl. 23, die Phasengrenzfläche mit Gl. 22 und<br />
die mittlere Verweilzeit <strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel mit Gl. 24.<br />
Darüber können die Blasen, die an <strong>de</strong>r Düse gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>n<br />
Hologrammschnitten ein<strong>de</strong>utig i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 26).
92<br />
5 Ergebnisse<br />
Die Impulsholographie wird eingesetzt, um das Dispergierverhalten<br />
einer Rushton-Turbine sowie eines abwärts und eines aufwärts<br />
för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers zu untersuchen. An <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Messpunkten wird die Anzahl und die Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasen<br />
im Rührkessel bestimmt und daraus <strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r Dispergierung ermittelt.<br />
Der Dispergiervorgang selbst wird mit ergänzen<strong>de</strong>n Hochgeschwindigkeitsaufnahmen<br />
<strong>de</strong>s Abströmbereichs <strong>de</strong>s jeweiligen Rührers untersucht.<br />
Zu<strong>de</strong>m lassen sich aus diesen Aufnahmen Aussagen über<br />
das globale Strömungsfeld <strong>de</strong>r Blasen sowie die Größe und die Lage<br />
<strong>de</strong>r Bereiche ableiten, in <strong>de</strong>nen die Blasen dispergiert wer<strong>de</strong>n.<br />
5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />
Dispergierung<br />
5.1.1 Versuchsbereiche<br />
Die Rushton-Turbine gilt in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r als das Standard-<br />
Dispergierorgan [98]. Aus diesem Grund richtet sich bei <strong>de</strong>n Untersuchungen<br />
das Hauptaugenmerk auf diesen Rührer. Die Matrix für die<br />
Messungen an <strong>de</strong>r Rushton-Turbine ist in Tab. 6 zusammengefasst.<br />
Tabelle 6: Versuchsmatrix für die Rushton-Turbine.<br />
n<br />
[U/min]<br />
300<br />
400<br />
450<br />
500<br />
550<br />
600<br />
700<br />
d D [mm]<br />
d D [mm] d D [mm]<br />
0,5<br />
1,0<br />
0,2<br />
L [mPas] L [mPas] L [mPas] L [mPas] L [mPas]<br />
2,0<br />
3,6 8,9<br />
2,0<br />
2,0<br />
V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h]<br />
12,7 26,1 12,7 12,7 12,7 26,1 1,1<br />
1 2<br />
5 6 7<br />
1 2<br />
5 6 7<br />
1 2<br />
5 6<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
1 2<br />
5 6<br />
3<br />
3<br />
4<br />
4
5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 93<br />
Der Einfluss <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl, <strong>de</strong>s Düsendurchmessers, <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng<br />
sowie <strong>de</strong>r Viskosität auf <strong>de</strong>n Grad <strong>de</strong>r Dispergierung <strong>de</strong>r<br />
sich bei Einsatz einer Rushton-Turbine im Rührkessel einstellt, wird<br />
untersucht.<br />
Ergänzend dazu wer<strong>de</strong>n vergleichen<strong>de</strong> Messungen mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />
Schrägblattrührern durchgeführt. Die sich im Kessel einstellen<strong>de</strong> Blasengrößenverteilung<br />
bei Variation <strong>de</strong>r Rührerdrehzahlen, <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng<br />
und <strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit wird vermessen. Das<br />
Versuchsprogramm für die bei<strong>de</strong>n Schrägblattrührer ist in Tab. 7<br />
aufgelistet.<br />
Tabelle 7: Versuchsmatrix für die Schrägblattrührer.<br />
n<br />
[U/min]<br />
600<br />
800<br />
1000<br />
abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Schrägblattrührer<br />
d D = 0,5 mm<br />
aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Schrägblattrührer<br />
d D = 0,5 mm<br />
L [mPas] L [mPas] L [mPas] L [mPas] L [mPas]<br />
2,0<br />
3,6 8,9<br />
2,0<br />
3,6<br />
V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h]<br />
12,7 20,0 12,7 12,7 12,7 20,0 12,7<br />
8 9 10 11 12 13 14<br />
8 9 10 11 12 13 14<br />
8 9 10 11 12 13 14<br />
In <strong>de</strong>r Folge wird <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r untersuchten Parameter auf die sich<br />
im Rührkessel einstellen<strong>de</strong> Blasengrößenverteilung diskutiert. Diese<br />
Ergebnisse wer<strong>de</strong>n in Kap. 5.3 Beziehungen aus <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r gegenübergestellt.<br />
Aus <strong>de</strong>n Abweichungen wer<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen abgeleitet,<br />
die in die Mo<strong>de</strong>llbildung in Kap. 6 eingehen.<br />
Zunächst wird <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Drehzahl einer Rushton-Turbine auf<br />
die Blasengrößenverteilung im Rührkessel und damit auf <strong>de</strong>n Grad<br />
<strong>de</strong>r Dispergierung diskutiert. Die an<strong>de</strong>ren untersuchten Einflussgrößen<br />
wer<strong>de</strong>n anschließend auf diese Versuchsreihe bezogen.
5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 94<br />
5.1.2 Einfluss <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl<br />
Der Einfluss <strong>de</strong>r Drehzahl einer Rushton-Turbine auf die Anzahlverteilung<br />
<strong>de</strong>r Blasengrößen wird bei einem zugeführten Luftvolumenstrom<br />
von ˙V G = 12, 7 l/h und einem Düsendurchmesser von<br />
d D =0, 5 mm untersucht. Die sich bei <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Drehzahlen<br />
ergeben<strong>de</strong>n Anzahlverteilungen <strong>de</strong>r Blasengrößen sind in Abb. 33<br />
aufgetragen.<br />
Blasenanzahl<br />
2000<br />
[-]<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
n = 550 U/min<br />
n = 500 U/min<br />
Rushton-Turbine<br />
(Versuchsreihe 1)<br />
n = 450 U/min<br />
n = 400 U/min<br />
n = 300 U/min<br />
L =2mPas<br />
d D = 0,5 mm<br />
V = 12,7 l/h<br />
G<br />
0<br />
0 2 4<br />
Blasendurchmesser<br />
6 [mm] 8<br />
Abbildung 33: Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasengrößen für verschie<strong>de</strong>ne<br />
Drehzahlen einer Rushton-Turbine.<br />
Aus Abb. 33 wird <strong>de</strong>utlich, dass die Anzahl <strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel<br />
mit zunehmen<strong>de</strong>r Drehzahl steigt. Wird die Drehzahl von n =<br />
300 U/min auf n = 450 U/min erhöht, steigt die Anzahl <strong>de</strong>r Blasen<br />
zunächst mo<strong>de</strong>rat, bei einer weiteren Erhöhung auf n = 500 U/min<br />
jedoch sprunghaft an, um dann mit weiter steigen<strong>de</strong>r Drehzahl wie<strong>de</strong>r<br />
mo<strong>de</strong>rat zuzunehmen. Zugleich verlagert sich die Größenverteilung<br />
<strong>de</strong>r Blasen mit steigen<strong>de</strong>r Rührerdrehzahl hin zu kleineren<br />
Durchmessern. Das gesamte Größenspektrum <strong>de</strong>r Blasen erstreckt<br />
sich in allen Messungen unabhängig von <strong>de</strong>r Drehzahl über <strong>de</strong>n selben<br />
Durchmesserbereich.<br />
Auffallend ist, dass bei <strong>de</strong>r Steigerung <strong>de</strong>r Drehzahl von n =
5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 95<br />
500 U/min auf n = 550 U/min auch die Anzahl von größeren Blasen<br />
zunimmt. Der Größenbereich, in <strong>de</strong>m sich nennenswert viele Blasen<br />
befin<strong>de</strong>n, ist gegenüber <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r geringeren Drehzahl breiter.<br />
Bis zu einer “Min<strong>de</strong>stdrehzahl” wer<strong>de</strong>n die Blasen im Rührkessel<br />
nicht signifikant dispergiert. Dies ist auf zwei Grün<strong>de</strong> zurückzuführen:<br />
zum einen ist bei niedrigen Drehzahlen das durch <strong>de</strong>n<br />
Rührvorgang erzeugte <strong>tu</strong>rbulente Scherfeld <strong>de</strong>r Flüssigkeit nicht<br />
stark genug ausgeprägt, um die von <strong>de</strong>r Düse aufsteigen<strong>de</strong>n Blasen<br />
fein zu zerteilen. Zum an<strong>de</strong>ren können die gebil<strong>de</strong>ten Blasenfragmente<br />
noch nicht in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n globalen Flüssigkeitswirbeln oberund<br />
unterhalb <strong>de</strong>r Rührerebene gehalten wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 3). Bei<strong>de</strong>s<br />
gelingt erst bei Erreichen einer “Min<strong>de</strong>stdrehzahl”, was sich bei<br />
Drehzahlen ab n = 500 U/min in <strong>de</strong>m sprunghaften Anstieg <strong>de</strong>r Blasenanzahl<br />
nie<strong>de</strong>rschlägt.<br />
Aus Anzahlverteilungen <strong>de</strong>r Blasengrößen in Abb. 33 wird mit Gl. 23<br />
<strong>de</strong>r Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen an <strong>de</strong>m jeweiligen Betriebspunkt<br />
errechnet. Der so ermittelte Sauterdurchmesser ist in Abb. 34 über<br />
<strong>de</strong>r Reynoldszahl aufgetragen, die mit Gl. 3 bestimmt wird. Für je<strong>de</strong>n<br />
Betriebspunkt dieser Messreihe gilt Re R > 10 3 . Somit herrscht an <strong>de</strong>n<br />
Messpunkten ein <strong>tu</strong>rbulenter Betriebszustand und in <strong>de</strong>r weiteren<br />
Auswer<strong>tu</strong>ng kann eine konstante Newtozahl Ne angesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
(vgl. Kap. 2).<br />
Der Sauterdurchmesser sinkt mit steigen<strong>de</strong>r Reynoldszahl. Dies<br />
ist auf die <strong>de</strong>utlich gestiegene Anzahl vor allem <strong>de</strong>r kleinen Blasen<br />
zurückzuführen. Wegen <strong>de</strong>r immer noch im Kessel befindlichen<br />
großen Blasen nimmt <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser jedoch mit <strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n<br />
Reynoldszahl relativ mo<strong>de</strong>rat ab (vgl. Abb. 34).<br />
Wird <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r üblichen Vorgehensweise<br />
berechnet (vgl. Gl. 34), wird folgen<strong>de</strong> Abhängigkeit <strong>de</strong>s<br />
Sauterdurchmessers von <strong>de</strong>r Drehzahl erwartet: d 32 ∼ n −1,2 . Die<br />
Betriebspunkte dieser Messreihe unterschei<strong>de</strong>n sich lediglich in <strong>de</strong>r<br />
Rührerdrehzahl, die proportional zur Reynoldszahl ist (vgl. Gl. 39).<br />
Daher kann für die Drehzahlabhängigkeit <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers<br />
d 32 ∼ Re −1,2<br />
R<br />
angesetzt wer<strong>de</strong>n. Die sich aus dieser Abhängigkeit
5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 96<br />
6,0<br />
Rushton-Turbine<br />
Sauterdurchmesser d 32<br />
[mm]<br />
4,0<br />
2,0<br />
angepasste theoret. Kurve<br />
d 32 ~ ReR -1,2<br />
Messpunkte<br />
Versuchsreihe 1<br />
L =2mPas<br />
d D = 0,5 mm<br />
V = 12,7 l/h<br />
G<br />
0<br />
0 2.000 4.000 6.000 8.000 [-]<br />
Rührer-Reynoldszahl Re R<br />
10.000<br />
Abbildung 34: Sauterdurchmesser als Funktion <strong>de</strong>r Reynoldszahl.<br />
ergeben<strong>de</strong> Kurve ist in Abb. 34 eingetragen. Die Proportionalitätskonstante<br />
wur<strong>de</strong> dabei so gewählt, dass die Kurve die Messergebnisse<br />
gut wie<strong>de</strong>rgibt.<br />
Der Vergleich ergibt eine gute Übereinstimmung <strong>de</strong>r Messergebnisse<br />
mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r vorhergesagten Abhängigkeit <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers<br />
von <strong>de</strong>r Reynoldszahl (bzw. Rührerdrehzahl).<br />
Den Ausgangspunkt für die Dispergierung bil<strong>de</strong>n die über die Düse in<br />
<strong>de</strong>n Kessel eingebrachten Primärblasen. Die mittleren Primärblasendurchmesser<br />
an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Betriebspunkten wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n<br />
Hologrammen ermittelt. Die Primärblasen können auf Grund ihrer<br />
Größe und Lage im Rührkessel in <strong>de</strong>n holographischen Rekonstruktionen<br />
ein<strong>de</strong>utig von <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Blasen im Rührkessel unterschie<strong>de</strong>n<br />
und somit getrennt vermessen wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 26). Ihre Größe<br />
an <strong>de</strong>n untersuchten Betriebspunkten dieser Versuchsreihe schwankt<br />
um <strong>de</strong>n Wert d 0 =5mm ± 0, 5mm. Ein Einfluss <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl<br />
auf die Primärblasengröße kann aus <strong>de</strong>n Messungen nicht abgeleitet<br />
wer<strong>de</strong>n.
5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 97<br />
5.1.3 Einfluss <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng<br />
Unter ansonsten konstant gehaltenen Parametern wird die Versuchsreihe<br />
mit einer auf ˙V =26, 1 l/h erhöhten Gasbelas<strong>tu</strong>ng wie<strong>de</strong>rholt.<br />
Die an diesen Messpunkten ermittelten Sauterdurchmesser sind in<br />
Abb. 35 über <strong>de</strong>r Rührer-Reynoldszahl aufgetragen.<br />
Sauterdurchmesser d 32<br />
6,0<br />
[mm]<br />
4,0<br />
2,0<br />
an Versuchsreihe 1<br />
angepasste theoret. Kurve<br />
d ~ Re<br />
32 R -1,2<br />
Versuchsreihe 1<br />
L =2mPas<br />
d D = 0,5 mm<br />
V = 12,7 l/h<br />
G<br />
Rushton-Turbine<br />
Versuchsreihe 2<br />
L =2mPas<br />
d D = 0,5 mm<br />
V = 26,1 l/h<br />
G<br />
0<br />
0 2.000 4.000 6.000 8.000 [-]<br />
Rührer-Reynoldszahl Re R<br />
10.000<br />
Abbildung 35: Einfluss <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng auf <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser.<br />
Zum Vergleich sind zusätzlich in Abb. 35 die Sauterdurchmesser aus<br />
<strong>de</strong>r Versuchsreihe 1 eingetragen ( ˙V =12, 7 l/h). Die höhere Gasbelas<strong>tu</strong>ng<br />
resultiert in größeren Sauterdurchmessern. Der Grund dafür<br />
liegt in <strong>de</strong>n mit steigen<strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng größeren Primärblasen, die<br />
über die Düse in <strong>de</strong>n Rührkessel eingebracht wer<strong>de</strong>n. Die Frequenz,<br />
mit <strong>de</strong>r sich die Blasen von <strong>de</strong>r Düse lösen, bleibt hingegen nahezu<br />
konstant. Die größeren Primärblasen haben eine höhere Aufstiegsgeschwindigkeit<br />
und wer<strong>de</strong>n im Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers nicht so stark<br />
dispergiert. Verglichen mit Versuchsreihe 1 befin<strong>de</strong>n sich zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>utlich<br />
weniger Blasen im Rührkessel. Mit steigen<strong>de</strong>r Drehzahl nimmt<br />
<strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng auf <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser ab.
5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 98<br />
5.1.4 Einfluss <strong>de</strong>s Düsendurchmessers<br />
Wird <strong>de</strong>r Düsendurchmesser von d D = 0, 5 mm auf d D = 1, 0 mm<br />
vergrößert, wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich größere Primärblasen an <strong>de</strong>r Düse gebil<strong>de</strong>t.<br />
Wie im Fall <strong>de</strong>r erhöhten Gasbelas<strong>tu</strong>ng wer<strong>de</strong>n die größeren<br />
Primärblasen nicht so stark dispergiert wie die kleineren <strong>de</strong>r ersten<br />
Versuchsreihe. Daher resultiert <strong>de</strong>r größere Düsendurchmesser bei<br />
ansonsten konstant gehaltenen Bedingungen in einem Anstieg <strong>de</strong>s<br />
Sauterdurchmessers und einer Abnahme <strong>de</strong>r Blasenanzahl. Die Sauterdurchmesser<br />
<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Messreihen sind in Abb. 36 dargestellt.<br />
Sauterdurchmesser d 32<br />
6,0<br />
[mm]<br />
4,0<br />
2,0<br />
an Versuchsreihe 1<br />
angepasste theoret. Kurve<br />
d ~ Re<br />
32 R -1,2<br />
Versuchsreihe 1<br />
L =2mPas<br />
d D = 0,5 mm<br />
V = 12,7 l/h<br />
G<br />
Rushton-Turbine<br />
Versuchsreihe 5<br />
L =2mPas<br />
d D = 1,0 mm<br />
V = 12,7 l/h<br />
G<br />
0<br />
0 2.000 4.000 6.000 8.000 [-]<br />
Rührer-Reynoldszahl Re R<br />
10.000<br />
Abbildung 36: Einfluss <strong>de</strong>s Düsendurchmessers und <strong>de</strong>r Reynoldszahl<br />
auf <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen.<br />
5.1.5 Einfluss <strong>de</strong>r Viskosität<br />
Folgt man <strong>de</strong>r theoretischen Herlei<strong>tu</strong>ng in Kap. 2.2.5 (vgl. Gl. 39),<br />
hat eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit bei einem <strong>tu</strong>rbulenten<br />
Betriebszustand (Re > 10 3 ) keinen Einfluss auf <strong>de</strong>n sich im<br />
Rührkessel einstellen<strong>de</strong>n Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen. Damit dürften<br />
sich die Anzahlverteilungen <strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel bei glei-
5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 99<br />
cher Drehzahl und annähernd gleichen Stoffwerten sich nicht wesentlich<br />
unterschei<strong>de</strong>n, wenn die Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit ausgehend<br />
von Versuchsreihe 1 schrittweise erhöht wird. Dass diese Annahme<br />
mit <strong>de</strong>n im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Messungen nicht<br />
bestätigt wer<strong>de</strong>n kann, zeigen die in Abb. 37 aufgetragenen Anzahlverteilungen<br />
<strong>de</strong>r Blasengrößen.<br />
Blasenanzahl<br />
2000<br />
[-]<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
Rushton-Turbine<br />
Versuchsreihe 1: L =2mPas<br />
Versuchsreihe 3: L = 3,64 mPas<br />
Versuchsreihe 4: L = 8,92 mPas<br />
n = 500 U/min<br />
d D = 0,5 mm<br />
V = 12,7 l/h<br />
G<br />
0<br />
0 2 4 6 [mm] 8<br />
Blasendurchmesser<br />
Abbildung 37: Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasengrößen bei Variation<br />
<strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit (Rushton-Turbine).<br />
Aus Abb. 37 geht hervor, dass die Anzahl vor allem <strong>de</strong>r kleinen Blasen<br />
im Rührkessel mit steigen<strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit <strong>de</strong>utlich<br />
sinkt. Die Maxima <strong>de</strong>r Anzahlverteilungen, die sich unabhängig von<br />
<strong>de</strong>r Viskosität über <strong>de</strong>n gleichen Durchmesserbereich erstrecken, liegen<br />
jeweils bei einem Durchmesser von d ≈ 0, 6 mm (vgl. Abb. 37).<br />
Damit resultiert die Erhöhung <strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit in größeren<br />
Sauterdurchmessern. Die aus <strong>de</strong>n Anzahlverteilungen ermittelten<br />
Sauterdurchmesser sind in Abb. 38 über <strong>de</strong>r Weberzahl aufgetragen.<br />
Ein Einfluss <strong>de</strong>r Viskosität auf die Größe <strong>de</strong>r Primärblasen wird nicht<br />
beobachtet.
5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 100<br />
0,15<br />
[-]<br />
0,10<br />
n = 500 U/min<br />
d D = 0,5 mm<br />
V = 12,7 l/h<br />
G<br />
Rushton-Turbine<br />
d /d<br />
32 R<br />
0,05<br />
Versuchsreihe 1:<br />
L =2mPas<br />
Versuchsreihe 3: L = 3,64 mPas<br />
Versuchsreihe 4: L<br />
= 8,92 mPas<br />
0<br />
0<br />
0,05<br />
We R<br />
-0,6<br />
0,1 [-] 0,15<br />
Abbildung 38: Einfluss <strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit auf <strong>de</strong>n<br />
Sauterdurchmesser als Funktion <strong>de</strong>r Weberzahl<br />
(Rushton-Turbine).<br />
5.1.6 Einfluss <strong>de</strong>r Rührerart<br />
DiesichbeiEinsatzeinesabwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>rn Schrägblattrührers im<br />
Rührkessel einstellen<strong>de</strong>n Anzahlverteilungen <strong>de</strong>r Blasengrößen sind<br />
in Abb. 39 aufgetragen. Wie bei Betrieb einer Rushton-Turbine steigt<br />
die Anzahl <strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel mit <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl <strong>de</strong>utlich<br />
an. Allerdings befin<strong>de</strong>n sich wesentlich weniger Blasen im Rührkessel<br />
(vgl. Abb. 33).<br />
Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n die Blasen durch <strong>de</strong>n Schrägblattrührer erst<br />
bei <strong>de</strong>utlich höheren Drehzahlen als durch die Rushton-Turbine signifikant<br />
dispergiert. Das Größenspektrum <strong>de</strong>r Blasen erstreckt sich unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r Rührerart über <strong>de</strong>n gleichen Durchmesserbereich,<br />
jedoch erzeugt <strong>de</strong>r Schrägblattrührer einen breiteren Durchmesserbereich,<br />
in <strong>de</strong>m sich eine nennenswerte Anzahl an Blasen befin<strong>de</strong>t.<br />
Der abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Schrägblattrührer erzeugt in <strong>de</strong>r Flüssigkeit
5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 101<br />
300<br />
abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Schrägblattrührer<br />
[-]<br />
Versuchsreihe 8:<br />
Blasenanzahl<br />
200<br />
100<br />
n = 1000 U/min<br />
n = 800 U/min<br />
n = 600 U/min<br />
L =2mPas<br />
d D = 0,5 mm<br />
V = 12,7 l/h<br />
G<br />
0<br />
0 2 4 6<br />
Blasendurchmesser<br />
[mm]<br />
8<br />
Abbildung 39: Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasengrößen bei Betrieb eines<br />
abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers.<br />
wesentlich geringere lokale Energiedissipationsraten als die Rushton-<br />
Turbine (vgl. Kap. 2.1.3). Darauf ist zurückzuführen, dass die Dispergierung<br />
<strong>de</strong>r Blasen erst bei <strong>de</strong>n höheren Drehzahlen einsetzt und die<br />
Blasen weniger fein zerteilt wer<strong>de</strong>n als durch die Rushton-Turbine.<br />
Die größeren gebil<strong>de</strong>ten Blasen können jedoch wegen <strong>de</strong>r großen<br />
geför<strong>de</strong>rten Flüssigkeitsmenge <strong>de</strong>s Schrägblattrührers im Rührkessel<br />
gehalten wer<strong>de</strong>n. Das resultiert in <strong>de</strong>r breiteren Anzahlverteilung<br />
<strong>de</strong>r Blasengrößen.<br />
Die aus <strong>de</strong>n Anzahlverteilungen in Abb. 39 errechneten Sauterdurchmesser<br />
sind in Abb. 40 über <strong>de</strong>r Reynoldszahl aufgetragen, ebenso<br />
wie die Sauterdurchmesser, die bei Einsatz eines aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Schrägblattrührers an <strong>de</strong>n gleichen Betriebspunkten gemessen<br />
wer<strong>de</strong>n (Versuchsreihe 12).<br />
Im Vergleich zu <strong>de</strong>n Sauterdurchmessern <strong>de</strong>r ebenfalls in Abb. 40<br />
aufgetragenen Versuchsreihe 1 (Rushton-Turbine) stellen sich trotz<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich höheren Reynoldszahlen bei Einsatz <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Schrägblattrührer<br />
größere Sauterdurchmesser ein.<br />
Auffallend ist, dass die bei<strong>de</strong>n Schrägblattrührer in ihrer Dispergierwirkung<br />
jedoch <strong>de</strong>utlich voneinan<strong>de</strong>r abweichen (vgl. Abb. 40), ob-
5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 102<br />
6,0<br />
Sauterdurchmesser d 32<br />
[mm]<br />
4,0<br />
2,0<br />
Versuchsreihe 1:<br />
Rushton-Turbine<br />
L =2mPas<br />
d D = 0,5 mm<br />
V = 12,7 l/h<br />
G<br />
Versuchsreihe 8:<br />
abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />
Schrägblattrührer<br />
Versuchsreihe 12:<br />
aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />
Schrägblattrührer<br />
0<br />
0 3.000 6.000 9.000 12.000 [-]<br />
Rührer-Reynoldszahl Re R<br />
15.000<br />
Abbildung 40: Sauterdurchmesser bei Einsatz einer Rushton-<br />
Turbine und <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Schrägblattrührer.<br />
wohl sie sich hinsichtlich <strong>de</strong>r geför<strong>de</strong>rten Flüssigkeitsmenge und <strong>de</strong>r<br />
Newtonzahl nicht unterschei<strong>de</strong>n, also am gleichen Betriebspunkt die<br />
gleiche Energie in <strong>de</strong>n Rührkessel eintragen.<br />
Bei Einsatz eines aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers stellen sich<br />
im Rührkessel kleinere Sauterdurchmesser ein als bei Einsatz eines<br />
abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers. Ein Vergleich <strong>de</strong>r Anzahlverteilungen<br />
<strong>de</strong>r Blasengrößen, die sich bei Einsatz <strong>de</strong>r Schrägblattrührer<br />
einstellen, ist in Abb. 41 aufgetragen.<br />
Obwohl unabhängig von <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>s Schrägblattrührers Primärblasen<br />
gleicher Größe in <strong>de</strong>n Rührkessel eingebracht wer<strong>de</strong>n, befin<strong>de</strong>n<br />
sich bei Betrieb eines aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers im<br />
Rührkessel kleinere und weniger Blasen. Die Ursache dafür liegt im<br />
von ihm generierten Strömungsfeld <strong>de</strong>r Flüssigkeit. Die Auswirkungen<br />
<strong>de</strong>r unterschiedlichen Strömungsfel<strong>de</strong>r auf die Anzahlverteilung<br />
<strong>de</strong>r Blasengrößen wird in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Abschnitten diskutiert.
5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 103<br />
Blasenanzahl<br />
300<br />
[-]<br />
200<br />
100<br />
aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />
Schrägblattrührer<br />
abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />
Schrägblattrührer<br />
<br />
n<br />
d<br />
V<br />
D<br />
G<br />
=2mPas<br />
= 1000 U/min<br />
= 0,5 mm<br />
= 12,7 l/h<br />
0<br />
0 2 4 6 [mm] 8<br />
Blasendurchmesser<br />
Abbildung 41: Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasengrößen: Vergleich eines<br />
abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers mit einem<br />
aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührer.<br />
5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung<br />
Die Holographie erlaubt nur Einzelaufnahmen bzw. Doppelaufnahmen<br />
<strong>de</strong>s Messvolumens (vgl. Kap. 4). Mit dieser Messtechnik wer<strong>de</strong>n<br />
sehr genaue Informationen über die Anzahl und die Größenverteilung<br />
<strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel gewonnen, jedoch keine über <strong>de</strong>n Vorgang<br />
<strong>de</strong>r Blasenzerteilung. Deshalb wird die Blasenzerteilung mit Hilfe<br />
von Hochgeschwindigkeitsaufnahmen zeitlich hoch aufgelöst visualisiert<br />
und so einer Analyse zugänglich gemacht.<br />
Die Aufnahmen liefern für <strong>de</strong>n jeweiligen Rührer qualitative Aussagen<br />
über Ort und Größe <strong>de</strong>r Region, in <strong>de</strong>r die Blasen zerteilt wer<strong>de</strong>n.<br />
Zu<strong>de</strong>m wird die Größe <strong>de</strong>r gebil<strong>de</strong>ten Blasenfragmente abgeschätzt<br />
und die globale Strömung <strong>de</strong>r Blasen untersucht. Die Ergebnisse wer<strong>de</strong>n<br />
anhand von Bildsequenzen aus <strong>de</strong>n Hochgeschwindigkeitsaufnahmen<br />
in <strong>de</strong>n Abbildungen 42, 43 und 44 gezeigt. In diesen Bildsequenzen<br />
ist für die drei untersuchten Rührerarten beispielhaft jeweils ein<br />
Zerteilvorgang einer Primärblase dargestellt (weiße Kreise).
5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 104<br />
t = 0,00 ms t = 1,33 ms t = 2,66 ms<br />
t = 4,00 ms t = 5,33 ms t = 6,66 ms<br />
t = 8,00 ms<br />
t = 9,33 ms<br />
t = 10,66 ms<br />
t = 12,00 ms<br />
t = 13,33 ms<br />
t = 14,66 ms<br />
Abbildung 42: Blasenzerteilung bei Einsatz einer Rushton-Turbine,<br />
Drehzahl: n = 500 U/min, Aufnahmefrequenz:<br />
f = 750 Hz.
5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 105<br />
t = 0,00 ms t = 1,33 ms t = 2,66 ms<br />
t = 4,00 ms t = 5,33 ms t = 6,66 ms<br />
t = 8,00 ms<br />
t = 9,33 ms<br />
t = 10,66 ms<br />
t = 12,00 ms<br />
t = 13,33 ms<br />
t = 14,66 ms<br />
Abbildung 43: Blasenzerteilung bei Einsatz eines abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Schrägblattrührers, Drehzahl: n = 750 U/min,<br />
Aufnahmefrequenz: f = 750 Hz.
5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 106<br />
t = 0,00 ms t = 1,33 ms t = 2,66 ms<br />
t = 4,00 ms t = 5,33 ms t = 6,66 ms<br />
t = 8,00 ms<br />
t = 9,33 ms<br />
t = 10,66 ms<br />
t = 12,00 ms<br />
t = 13,33 ms<br />
t = 14,66 ms<br />
Abbildung 44: Blasenzerteilung bei Einsatz eines aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Schrägblattrührers, Drehzahl: n = 750 U/min,<br />
Aufnahmefrequenz: f = 750 Hz.
5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 107<br />
Aus <strong>de</strong>n Bildsequenzen geht <strong>de</strong>utlich hervor, dass die <strong>de</strong>m Rührkessel<br />
zugeführten Primärblasen nicht von <strong>de</strong>n Rührerblättern zerschlagen,<br />
son<strong>de</strong>rn im Abströmbereich <strong>de</strong>s jeweiligen Rührers zerteilt wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese Regionen großer lokaler Energiedissipationsraten sind in <strong>de</strong>r<br />
jeweils ersten Abbildung <strong>de</strong>r drei Sequenzen durch ein weißes Rechteck<br />
gekennzeichnet. Die Größe dieser Regionen wird aus <strong>de</strong>n Bildsequenzen<br />
abgeschätzt durch die Positionen, an <strong>de</strong>nen die Blasen stark<br />
<strong>de</strong>formiert und zerteilt wer<strong>de</strong>n. Sie hat abhängig von <strong>de</strong>r Rührerart<br />
eine unterschiedlich große vertikale Aus<strong>de</strong>hnung (vgl. Abb. 42, 43<br />
und 44). Außerhalb dieser Bereiche wird kein Zerteilvorgang beobachtet.<br />
Im Strömungsfeld einer Rushton-Turbine (Abb. 42) gerät die<br />
Primärblase von <strong>de</strong>r Düse kommend in <strong>de</strong>n Einflussbereich <strong>de</strong>s<br />
Rührers. Die Blase folgt unter starken Deformierungen <strong>de</strong>r Flüssigkeitsströmung<br />
um ein Rührerblatt herum hinter das Blatt und wird<br />
von dort aus radial nach außen beschleunigt. Wenn die Blase in <strong>de</strong>n<br />
Einflussbereich eines sich von <strong>de</strong>n Ecken eines Rührerblattes ablösen<strong>de</strong>n<br />
Wirbel gelangt (sog. “Trailing Vortices”, vgl. Kap. 2.1.3), wird<br />
sie zerteilt. Bei <strong>de</strong>r Zerteilung entstehen stark unterschiedlich große<br />
Blasenfragmente (Abb. 42). Die vertikale Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Region, in<br />
<strong>de</strong>r Blasenzerfälle beobachtet wer<strong>de</strong>n, ist durch die Höhe <strong>de</strong>r Rührerblätter<br />
ein<strong>de</strong>utig festgelegt.<br />
Das von einem abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührer erzeugte<br />
Strömungsfeld <strong>de</strong>r Flüssigkeit zwingt die Primärblase schon vor Erreichen<br />
<strong>de</strong>r Rührerebene zu einer Rich<strong>tu</strong>ngsumkehr (Abb. 43). Im<br />
Gegensatz dazu beschleunigt <strong>de</strong>r aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Schrägblattrührer<br />
die Blase unter starken Deformierungen durch die Rührerebene<br />
nach oben (Abb. 44). In bei<strong>de</strong>n Fällen wird die Blase <strong>de</strong>utlich<br />
außerhalb <strong>de</strong>s vom Rührer überstrichenen Volumens zerteilt, wenn<br />
die Blasen die Regionen hoher Turbulenz erreichen. Die bei einer<br />
Zerteilung entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente weisen jeweils in etwa die<br />
gleiche Größe auf (Abb. 43, 44).<br />
Der Größenunterschied <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Zerteilung im Strömungsfeld <strong>de</strong>r<br />
Schrägblattrührer entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente ist damit <strong>de</strong>utlich<br />
geringer als bei Einsatz einer Rushton-Turbine.
5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 108<br />
Die vertikale Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Region <strong>de</strong>r Blasenzerteilung kann<br />
aus <strong>de</strong>n Hochgeschwindigkeitsaufnahmen nicht ein<strong>de</strong>utig festgelegt<br />
wer<strong>de</strong>n. Sie übersteigt jedoch bei bei<strong>de</strong>n Schrägblattrührern die<br />
Blatthöhe <strong>de</strong>s Rührers um <strong>de</strong>n Faktor zwei bis drei und ist damit<br />
<strong>de</strong>utlich größer als bei <strong>de</strong>r Rushton-Turbine.<br />
Die globale Strömung <strong>de</strong>r Blasen ist stark abhängig von <strong>de</strong>m eingesetzten<br />
Rührer. Die radial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Rushton-Turbine saugt die<br />
von <strong>de</strong>r Düse kommen<strong>de</strong>n Primärblasen an und treibt sie in <strong>de</strong>r<br />
Rührerebene nach außen, wo sie zerteilt wird (weißer Kreis). Kleinere<br />
Blasenfragmente folgen dann <strong>de</strong>r Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit und<br />
wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Wirbeln ober- und unterhalb <strong>de</strong>r Rührerebene<br />
gehalten. Die Flüssigkeitsströmung ist jedoch nicht stark genug ausgeprägt,<br />
um größere Blasenfragmente im Flüssigkeitswirbel zu halten<br />
und erneut <strong>de</strong>r Rührerebene zuzuführen (vgl. Abb. 42, weißer Pfeil).<br />
Die axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührer erzeugen einen – wesentlich<br />
stärker ausgeprägten – Flüssigkeitswirbel, in <strong>de</strong>m auch größere Blasen<br />
gehalten wer<strong>de</strong>n können als bei Einsatz einer Rushton-Turbine<br />
(vgl. Abb. 43, 44, weiße Pfeile).
5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Ergebnisse 109<br />
5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />
Die von <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r vorhergesagte Abhängigkeit <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers<br />
von <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl (Gl. 38) bzw. <strong>de</strong>r Rührer-<br />
Reynoldszahl (Gl. 39) wird durch die einzelnen Messreihen gut<br />
bestätigt (vgl. Abb. 33). Allerdings muss die Proportionalitätskonstante<br />
in Gl. 39 für je<strong>de</strong> Messreihe angepasst wer<strong>de</strong>n.<br />
Wer<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m die experimentell bestimmten Sauterdurchmesser aller<br />
Messreihen <strong>de</strong>n Beziehungen für <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser aus <strong>de</strong>r<br />
Litera<strong>tu</strong>r nach Gl. 36 gegenübergestellt (vgl. Abb. 7), ergibt sich das<br />
in Abb. 45 aufgetragene Bild.<br />
0,15<br />
[-]<br />
Rushton-Turbine (vgl. Abb. 7)<br />
Schrägblattrührer (vgl. Abb. 7)<br />
Rushton-Turbine (eigene Messung)<br />
Schrägblattrührer (eigene Messung)<br />
32 R<br />
d /d<br />
0,10<br />
0,05<br />
[77]<br />
[77]<br />
[75]<br />
[52], G =0,01<br />
[77]<br />
[93]<br />
0<br />
0<br />
0,05<br />
We R<br />
-0,6<br />
0,1 [-] 0,15<br />
Abbildung 45: Sauterdurchmesser als Funktion <strong>de</strong>r Weberzahl:<br />
Vergleich <strong>de</strong>r Messergebnisse mit Beziehungen aus<br />
<strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r.<br />
Aus <strong>de</strong>r Streuung sowohl <strong>de</strong>r gemessenen Sauterdurchmesser als<br />
auch <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r entnommenen Beziehungen für <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser<br />
bei einer konstanten Weberzahl in Abb. 45 können zwei<br />
Schlussfolgerungen gezogen wer<strong>de</strong>n:
5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Ergebnisse 110<br />
• Keiner <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r vorgeschlagenen Werte für die Proportionalitätskonstante<br />
K We in Gl. 36 kann in dieser Arbeit experimentell<br />
betätigt wer<strong>de</strong>n.<br />
• Wesentliche Einflussgrößen auf <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser wer<strong>de</strong>n<br />
bei <strong>de</strong>ssen Berechnung mit Gl. 36 nicht berücksichtigt.<br />
Die Überlegungen, die zur Berechnung <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers nach<br />
Gl. 36 führen, berücksichtigen we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>r Primärblasengröße<br />
auf <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser noch gehen sie auf die Blasendispergierung<br />
selbst, also auf die Anzahl und die Größe <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Zerteilung<br />
entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente und das globale Strömungsfeld<br />
im Rührkessel ein (vgl. Kap. 2.2). Das erklärt die <strong>de</strong>utlich voneinan<strong>de</strong>r<br />
abweichen<strong>de</strong>n Angaben für die Konstante K We in Gl. 36 in <strong>de</strong>r<br />
Litera<strong>tu</strong>r (vgl. Tab. 4).<br />
Die in dieser Arbeit durchgeführten Messungen zeigen, dass sowohl<br />
<strong>de</strong>r Primärblasendurchmesser als auch die Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit,<br />
die Größe <strong>de</strong>s durch <strong>de</strong>n Rührvorgang induzierten <strong>tu</strong>rbulenten Scherfel<strong>de</strong>s<br />
und die globale Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit berücksichtigt wer<strong>de</strong>n<br />
muss, um <strong>de</strong>n sich einstellen<strong>de</strong>n Sauterdurchmesser bestimmen<br />
zu können. In Abb. 46 sind die globalen Strömungsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />
<strong>de</strong>r drei untersuchten Rührer sowie die jeweils induzierten <strong>tu</strong>rbulenten<br />
Scherfel<strong>de</strong>r, in <strong>de</strong>nen die Blasen dispergiert wer<strong>de</strong>n (weiße<br />
Rechtecke), schematisch dargestellt. Anhand <strong>de</strong>r in die Strömungsfel<strong>de</strong>r<br />
eingezeichneten Blasen wer<strong>de</strong>n die Wirkmechanismen <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Einflussgrößen erklärt.<br />
Die Größe <strong>de</strong>s induzierten Scherfel<strong>de</strong>s ist ein Indiz dafür, wie stark<br />
die lokale Energiedissipationsrate ɛ lok von <strong>de</strong>r mittleren Energiedissipationsrate<br />
¯ɛ abweicht (vgl. Kap. 2.1). Je kleiner die Regionen potenzieller<br />
Blasenzerteilung sind, <strong>de</strong>sto größer ist das Verhältnis ɛ lok /¯ɛ<br />
und <strong>de</strong>sto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Blase zerteilt<br />
wird. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite bewirkt ein großes Scherfeld, dass die<br />
Verweilzeit <strong>de</strong>r Blase in dieser Region hoch ist und damit auch die<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Blasenzerfälle.<br />
Die Hochgeschwindigkeitsaufnahmen zeigen, dass sich die Größen<br />
<strong>de</strong>r im Scherfeld einer Rushton-Turbine entstehen<strong>de</strong>n Blasenfrag-
5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Ergebnisse 111<br />
A B C<br />
Rushton-Turbine<br />
Schrägblattrührer<br />
(abwärts för<strong>de</strong>rnd)<br />
Schrägblattrührer<br />
(aufwärts för<strong>de</strong>rnd)<br />
Abbildung 46: Anströmung <strong>de</strong>r Blasen im Scherfeld <strong>de</strong>r Rührer.<br />
Die weißen Rechtecke kennzeichnen die Gebiete<br />
höchster Turbulenz.<br />
mente <strong>de</strong>utlich unterschei<strong>de</strong>n, im Scherfeld <strong>de</strong>r Schrägblattrührer<br />
jedoch Blasenfragmente ungefähr gleicher Größe gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese Beobach<strong>tu</strong>ng wird durch <strong>de</strong>n Ansatz von Lehr [54] gestützt,<br />
nach <strong>de</strong>m die Größe <strong>de</strong>r bei einem Zerfall entstehen<strong>de</strong>n Blasen umso<br />
stärker divergiert, je stärker das auf sie einwirken<strong>de</strong> Scherfeld<br />
ist (vgl. Kap. 2.3), weil die maximale lokale Energiedissipationsrate<br />
im Strömungsfeld von Rushton-Turbinen <strong>de</strong>utlich größer ist als<br />
im Strömungsfeld <strong>de</strong>r Schrägblattrührer.<br />
Im Scherfeld einer Rushton-Turbine wird eine Blase seitlich angeströmt<br />
(vgl. Abb. 46 A). Die Rührerdrehzahl hat hier keinen unmittelbaren<br />
Einfluss auf die Verweilzeit <strong>de</strong>r Blase im Scherfeld.<br />
Im Gegensatz dazu wer<strong>de</strong>n die Blasen im Scherfeld <strong>de</strong>s abwärts<br />
för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers gegen ihren Auftrieb angeströmt (vgl.<br />
Abb. 46 B), bei Betrieb eines aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers<br />
wegen <strong>de</strong>r in Rich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>s Blasenauftriebs gerichteten Flüssigkeitsströmung<br />
durch das Scherfeld hindurch beschleunigt (vgl. Abb. 46 C).<br />
Dies resultiert bei gleichen Drehzahlen in einer <strong>de</strong>utlich geringeren<br />
Verweilzeit <strong>de</strong>r Blasen im Scherfeld <strong>de</strong>s aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n
5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Ergebnisse 112<br />
Schrägblattrührers und somit in einer erniedrigten Blasenzerfallsfrequenz.<br />
Damit wer<strong>de</strong>n aus je<strong>de</strong>r Primärblase bei Betrieb eines<br />
aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers weniger Tochterblasen gebil<strong>de</strong>t<br />
(vgl. Abb. 41). Eine Drehzahlerhöhung verkürzt die Verweilzeit<br />
<strong>de</strong>r Blasen im Scherfeld <strong>de</strong>r Schrägblattrührer. Die stärkere Dispergierwirkung<br />
durch <strong>de</strong>n höheren Energieeintrag wird durch die wegen<br />
<strong>de</strong>r kürzeren Verweilzeit geringere Anzahl von Zerteilvorgängen abgeschwächt.<br />
Die Variation <strong>de</strong>s Düsendurchmessers und <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng beeinflussen<br />
die Größe <strong>de</strong>r Primärblasen. Dies resultiert wegen <strong>de</strong>r<br />
höheren Aufstiegsgeschwindigkeit von größeren Primärblasen in einer<br />
verkürzten Verweilzeit im Scherfeld einer Rushton-Turbine und<br />
damit in einer geringeren Anzahl von Blasenzerfällen. Die größeren<br />
gemessenen Sauterdurchmesser (vgl. Abb. 35 und Abb. 36) sind darauf<br />
zurückzuführen. Bei aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührern hat<br />
eine Vergrößerung <strong>de</strong>r Primärblasen das gleiche Ergebnis.<br />
Im Gegensatz dazu haben größere Primärblasen im Scherfeld eines<br />
abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers durch die <strong>de</strong>m Blasenauftrieb<br />
entgegengerichtete Flüssigkeitsströmung eine größere Verweilzeit.<br />
Die Anzahl <strong>de</strong>r Blasenzerfälle steigt und die durch <strong>de</strong>n Rührer<br />
in <strong>de</strong>n Kessel eingetragene Energie wird effektiver genutzt.<br />
Ein Einfluss <strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit auf die Primärblasengröße<br />
wird in <strong>de</strong>n Messungen nicht beobachtet. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r Viskosität Tochterblasen <strong>de</strong>r gleichen Größe gebil<strong>de</strong>t. Dies<br />
zeigen die Maxima <strong>de</strong>r Verteilungen in Abb. 37. Der Leis<strong>tu</strong>ngseintrag<br />
durch <strong>de</strong>n Rührer im <strong>tu</strong>rbulenten Betriebszustand ist keine Funktion<br />
<strong>de</strong>r Viskosität (vgl. Kap. 2.1). Die Aufstiegsgeschwindigkeit <strong>de</strong>r Blasen<br />
än<strong>de</strong>rt sich mit <strong>de</strong>r Viskosität nicht signifikant (vgl. Abb. 5). Die<br />
mit steigen<strong>de</strong>r Viskosität geringere Blasenanzahl im Rührkessel wird<br />
darauf zurückgeführt, dass bei <strong>de</strong>r Dispergierung einer Primärblase<br />
weniger Blasenfragmente entstehen.<br />
Während die Größe und die Anzahl <strong>de</strong>r Blasen, die durch Zerteilung<br />
gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, durch die Primärblasengröße und das Scherfeld <strong>de</strong>r<br />
Rührer bestimmt ist, wird die Blasengrößenverteilung im Rührkessel
5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Ergebnisse 113<br />
durch das globale Strömungsfeld festgelegt. Nur die Blasen, <strong>de</strong>ren<br />
Auftrieb geringer ist als die von <strong>de</strong>r Flüssigkeit auf sie ausgeübte<br />
Schleppkraft, können in <strong>de</strong>n Flüssigkeitswirbeln gehalten wer<strong>de</strong>n und<br />
<strong>de</strong>r Strömung zur Rührerebene hin folgen. Größere Blasen verlassen<br />
<strong>de</strong>n Rührkessel direkt. Die Unterschie<strong>de</strong>, die sich durch <strong>de</strong>n Einsatz<br />
<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Rührer ergeben, wer<strong>de</strong>n mit Hilfe von Abb.47 ver<strong>de</strong>utlicht.<br />
A B C<br />
Rushton-Turbine<br />
Schrägblattrührer<br />
(abwärts för<strong>de</strong>rnd)<br />
Schrägblattrührer<br />
(aufwärts för<strong>de</strong>rnd)<br />
Abbildung 47: Kräftebilanz an einer Blase im Flüssigkeitswirbel.<br />
Die auf die Blasen durch die Flüssigkeit ausgeübte Schleppkraft ist<br />
eine Funktion <strong>de</strong>r Flüssigkeitsmenge, die in <strong>de</strong>m jeweiligen Flüssigkeitswirbel<br />
geför<strong>de</strong>rt wird. Die Rushton-Turbine för<strong>de</strong>rt bei gleicher<br />
Drehzahl knapp 40% weniger Flüssigkeit als die Schrägblattrührer<br />
(vgl.Tab.2).Zu<strong>de</strong>mteiltsich<strong>de</strong>rFlüssigkeitsstrom wegen <strong>de</strong>r radialen<br />
För<strong>de</strong>rrich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Rushton-Turbine auf die bei<strong>de</strong>n charakteristischen<br />
Flüssigkeitswirbel auf (vgl. Abb.47 A). In <strong>de</strong>n oberen Wirbel<br />
wird daher eine relativ geringe Flüssigkeitsmenge geför<strong>de</strong>rt. Damit<br />
ist <strong>de</strong>r Wirbel so schwach ausgeprägt, dass schon relativ kleine Blasen<br />
nicht mehr in <strong>de</strong>m Wirbel gehalten wer<strong>de</strong>n können (vgl. Abb. 42,<br />
weißer Pfeil).<br />
Die Schrägblattrührer för<strong>de</strong>rn jeweils die gleiche höhere Flüssigkeitsmenge<br />
in nur einen charakteristischen Flüssigkeitswirbel. Die unter-
5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Ergebnisse 114<br />
schiedliche För<strong>de</strong>rrich<strong>tu</strong>ng wirkt sich jedoch auf die Blasengröße aus,<br />
die in <strong>de</strong>n Wirbeln gehalten wer<strong>de</strong>n kann. Die durch <strong>de</strong>n abwärts<br />
för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührer erzeugte Strömung ist so stark, dass<br />
die Primärblasen umgelenkt und sehr große Blasen in <strong>de</strong>m Wirbel<br />
gehalten wer<strong>de</strong>n können (vgl. Abb. 43, weißer Pfeil).<br />
Im Gegensatz dazu ist die durch <strong>de</strong>n aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>rn Schrägblattrührer<br />
erzeugte Strömung innen aufwärts und außen abwärts<br />
gerichtet (vgl. Abb.47 C). Die Strömungsgeschwindigkeiten sind im<br />
inneren aufwärtsgerichteten Teil höher und im äußeren abwärts gerichteten<br />
Teil wegen <strong>de</strong>r größeren zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Fläche<br />
geringer. Daher können trotz <strong>de</strong>r gleichen geför<strong>de</strong>rten Flüssigkeitsmenge<br />
im Strömungsfeld <strong>de</strong>s aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers<br />
nicht so große Blasen gehalten wer<strong>de</strong>n wie im Strömungsfeld eines<br />
abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers (vgl. Abb. 44, weißer Pfeil).<br />
Abhängig von <strong>de</strong>r Rührerart ergeben sich unterschiedliche mittlere<br />
Geschwindigkeiten <strong>de</strong>r Flüssigkeit hinab zum Rührer. Damit variiert<br />
auch die Blasengröße, die von <strong>de</strong>r Flüssigkeit gera<strong>de</strong> noch im<br />
Rührkessel gehalten wer<strong>de</strong>n kann. Verschie<strong>de</strong>n große Blasen haben<br />
unterschiedliche Verweilzeiten im Rührkessel.<br />
Die rechnerisch exakte Bestimmung <strong>de</strong>s sich ergeben<strong>de</strong>n Sauterdurchmessers<br />
kann wegen <strong>de</strong>r komplexen Strömung jedoch nur numerisch<br />
vollzogen wer<strong>de</strong>n und ist nicht Gegenstand dieser Arbeit.<br />
In <strong>de</strong>r Folge wer<strong>de</strong>n daher auf Basis von vereinfachten Annahmen aus<br />
<strong>de</strong>r Blasenzerfallskernfunktion und <strong>de</strong>r Zerfallsfrequenz die Größenverteilungen<br />
ermittelt.
115<br />
6 Mo<strong>de</strong>llerweiterung<br />
Mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r gängigen Vorgehensweise kann <strong>de</strong>r sich an<br />
einem gegebenen Betriebspunkt einstellen<strong>de</strong> Grad <strong>de</strong>r Dispergierung<br />
nur unzureichend beschrieben wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 45). Das ist vor allem<br />
darauf zurückzuführen, dass diese Mo<strong>de</strong>lle nicht die Größe <strong>de</strong>r<br />
bei <strong>de</strong>r Zerteilung einer Blase entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente berücksichtigen<br />
(vgl. Kap. 2.2.5).<br />
Die in dieser Arbeit durchgeführten Messungen haben jedoch ein<strong>de</strong>utig<br />
ergeben, dass eine differenzierte Betrach<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Blasendurchmesser<br />
zur Beschreibung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung wesentlich ist,<br />
da unterschiedlich große Blasen einen unterschiedlich langen Verbleib<br />
im Rührkessel aufweisen (vgl. Kap. 5.3). Wegen <strong>de</strong>r in einem frühen<br />
Stadium <strong>de</strong>r bisherigen Mo<strong>de</strong>lle getroffenen Annahme, dass <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser<br />
proportional zum maximal stabilen Blasendurchmesser<br />
ist, wer<strong>de</strong>n solche Überlegungen bisher im Ansatz ausgeschlossen.<br />
Die in Kap. 2.4 herausgearbeiteten Anfor<strong>de</strong>rungen an ein verbessertes<br />
Mo<strong>de</strong>ll zur Beschreibung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung sind in<br />
<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Folge vorgestellten Mo<strong>de</strong>llansatz berücksichtigt.<br />
Dem Ansatz liegt die folgen<strong>de</strong> Überlegung zu Grun<strong>de</strong>:<br />
Die an <strong>de</strong>r Düse in <strong>de</strong>n Rührkessel eingebrachte Primärblase gelangt<br />
in das Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers. Sie bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Ausgangspunkt für die<br />
Dispergierung. Die Anzahl und die Größe <strong>de</strong>r aus einer Primärblase<br />
gebil<strong>de</strong>ten Blasenfragmente wer<strong>de</strong>n bestimmt durch die Rührerart,<br />
<strong>de</strong>n Betriebspunkt sowie die Größe <strong>de</strong>r Primärblase. Die vom<br />
Rührer im Rührkessel erzeugte globale Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit legt<br />
die Größe <strong>de</strong>r Blasen, die im Rührkessel verbleiben, sowie <strong>de</strong>ren Verweilzeit<br />
und damit <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen fest.<br />
Die theoretische Bestimmung <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers erfolgt in drei<br />
Schritten:<br />
• Welche Größe haben die gebil<strong>de</strong>ten Blasenfragmente?<br />
Aus <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Primärblase und <strong>de</strong>r Intensität <strong>de</strong>s durch <strong>de</strong>n<br />
Rührvorgang erzeugten Scherfel<strong>de</strong>s wird abgeleitet, ob eine Blase<br />
instabil ist. Wenn sie zerteilt wird, wird ein binärer Zerfall<br />
<strong>de</strong>r Blase betrachtet und die Blasengrößenverteilung <strong>de</strong>r ent-
116<br />
stehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente bestimmt. Die Berechnungen wer<strong>de</strong>n<br />
aufbauend auf <strong>de</strong>r in Kap. 2.3 vorgestellten Blasenzerfallskernfunktion<br />
von Lehr [54] durchgeführt. Die Blasenzerfallskernfunktion<br />
wird dazu in <strong>de</strong>r Folge so erweitert, dass aus <strong>de</strong>r<br />
Blasengrößenverteilung <strong>de</strong>r arithmetisch gemittelte Durchmesser<br />
und <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasenfragmente berechnet<br />
wer<strong>de</strong>n kann.<br />
• Wie oft wird eine Blase zerteilt?<br />
Aus <strong>de</strong>r Aufstiegsgeschwindigkeit <strong>de</strong>r Blase und <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>s<br />
Scherfel<strong>de</strong>s wird die Verweilzeit <strong>de</strong>r Blase im Scherfeld abgeschätzt.<br />
Mit einer Beziehung für die Blasenzerfallsfrequenz<br />
von Lehr [54] wird daraus die Anzahl <strong>de</strong>r Zerfälle einer instabilen<br />
Blase berechnet.<br />
• Blasen welcher Größe verweilen im Rührkessel?<br />
Anhand von vereinfachten Mo<strong>de</strong>llannahmen wird abgeschätzt,<br />
bis zu welcher Größe die Blasen im Rührkessel gehalten wer<strong>de</strong>n<br />
können. Durch einen Vergleich mit <strong>de</strong>n experimentell bestimmten<br />
Anzahlgrößenverteilungen wird auf unterschiedliche Verweilzeiten<br />
verschie<strong>de</strong>n großer Blasen geschlossen.
6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 117<br />
6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung<br />
Bei <strong>de</strong>r theoretischen Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung im<br />
Scherfeld eines Rührers wird in dieser Arbeit <strong>de</strong>r Ansatz verfolgt,<br />
dass eine instabile Blase in einem binären Zerfall in eine ’Tochterblase’<br />
und eine ’Restblase’ zerfällt, wie in Abb. 48 schematisch dargestellt<br />
ist. Han<strong>de</strong>lt es sich bei einer instabilen Blase um eine Blase, die<br />
direkt von <strong>de</strong>r Düse in das Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers gelangt, wird sie in<br />
<strong>de</strong>r Folge ’Primärblase’ genannt. Als Tochterblase wird die kleinere<br />
<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n gebil<strong>de</strong>ten Blasen bezeichnet.<br />
instabile<br />
Blase (d , V ) 0 0<br />
1. binärer<br />
Zerfall<br />
2<br />
Restblase 1<br />
( d<br />
Tochterblase 1<br />
1’’, V1’’)<br />
( d Tochterblase<br />
1 ’, V’) 1<br />
( d2’, V2’)<br />
( d 1 ’, V’) 1 ( d ’’, V ’’)<br />
Tochterblase 1<br />
2. binärer<br />
Zerfall<br />
Restblase 2<br />
2 2<br />
Abbildung 48: Binärer Zerfall einer instabilen Blase.<br />
Ist die größere Restblase nach <strong>de</strong>m ersten Zerfall weiterhin instabil,<br />
kann sie ein weiteres Mal zerteilt wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 48). Dies geschieht,<br />
so lange die jeweilige Restblase instabil ist, also größer als<br />
die maximal stabile Blase nach Hinze [39] (vgl. Gl. 32):<br />
( ) 0,6 σ<br />
d ′′ 1<br />
>d max =0, 725 ·<br />
ρ L ɛ 0,4 .<br />
max<br />
Die kleinere Tochterblase hat maximal das halbe Volumen <strong>de</strong>r Ausgangsblase.<br />
Aus dieser Bedingung leitet sich <strong>de</strong>r maximale Durchmesser<br />
<strong>de</strong>r Tochterblase d ′ und <strong>de</strong>r minimale Durchmesser <strong>de</strong>r Restblase<br />
d ′′ ab:<br />
d ′ max = d ′′ min =0, 5 1/3 d 0 . (71)<br />
Die Primärblasengröße ist aus <strong>de</strong>n holographischen Untersuchungen<br />
bekannt (vgl. Kap.5). Ist zu<strong>de</strong>m die Größe <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>m Zerfall entste-
6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 118<br />
hen<strong>de</strong>n Tochterblase bekannt, kann <strong>de</strong>r Durchmesser <strong>de</strong>r Restblase<br />
errechnet wer<strong>de</strong>n. Es gilt wegen V ′ + V ′′ = V 0 :<br />
d ′′ =(d 3 0 − d ′3 ) 1 3 . (72)<br />
Die Tochterblasen, die bei jeweils einem binären Zerfall von<br />
Primärblasen gleicher Ausgangsgröße entstehen, liegen in einer<br />
Größenverteilung vor (vgl. Kap. 2.3). Das Ziel <strong>de</strong>r theoretischen<br />
Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung ist die Bestimmung dieser<br />
Größenverteilung, um daraus auf <strong>de</strong>n mittleren Blasendurchmesser<br />
und <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Tochterblasen und <strong>de</strong>r Restblasen<br />
schließen zu können. Dazu wird in dieser Arbeit die von Lehr<br />
[54] entwickelte Blasenzerfallskernfunktion auf die Dispergierung im<br />
Rührkessel angewandt.<br />
6.1.1 Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasenfragmente<br />
Lehr [54] gibt die dimensionslose Anzahlverteilung β(V ′∗ ,V ∗<br />
0 )<strong>de</strong>r<br />
Tochterblasenvolumina in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Primärblasenvolumina<br />
in einer normierten logarithmischen Normalverteilung an (vgl.<br />
Gl. 51):<br />
β ∗ (V ′∗ ,V ∗ )=<br />
6<br />
π 1,5 d ′∗ 3<br />
exp[−2, 25 (ln(2 2/5 d ′∗ )) 2 ]<br />
1+erf(1, 5 ln(2 1/15 d ∗ )) .<br />
In dieser Beziehung sind die Durchmesser <strong>de</strong>r Primärblase und<br />
<strong>de</strong>r Tochterblase mit einer für <strong>de</strong>n Betriebspunkt charakteristischen<br />
Länge L dimensionslos dargestellt (vgl. Gl. 45):<br />
d ∗ = d 0<br />
L ,d′∗ = d′<br />
L , mit : L = ( σ<br />
ρ c<br />
) 0,6<br />
·<br />
1<br />
ɛ 0,4 .<br />
max<br />
Mit <strong>de</strong>m Normierungsterm A(d ∗ ) in <strong>de</strong>r Anzahlverteilung (Gl. 51)<br />
A(d ∗ )= 1+erf[1, 5 ln[21/15 d ∗ ]]<br />
2
6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 119<br />
wird <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r dimensionslosen Primärblasengröße d ∗ auf die<br />
Größenverteilung <strong>de</strong>r Tochterblasen berücksichtigt (vgl. Kap. 2.3).<br />
Um Aussagen über die Durchmesser <strong>de</strong>r Tochterblasen treffen zu<br />
können, die bei einem binären Zerfall von Blasen mit <strong>de</strong>m Ausgangsdurchmesser<br />
d ∗ entstehen, wird Gl. 51 mit <strong>de</strong>r Rechenvorschrift (z.B.:<br />
Bronstein [11])<br />
β ∗ (d ′∗ ,d ∗ )=β ∗ (V ′∗ ,V ∗ ′∗ ∂V<br />
) ·<br />
∂d = ′∗ β∗ (V ′∗ ,V ∗ ) · πd′∗ 2<br />
(73)<br />
2<br />
in die dimensionslose normierte Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Tochterblasendurchmesser<br />
β ∗ (d ′∗ ,d ∗ ) umgeformt:<br />
β ∗ (d ′∗ ,d ∗ )= 3<br />
2 √ π<br />
1 exp[−2, 25 (ln(2 2/5 d ′∗ )) 2 ]<br />
d ′∗ 1<br />
2 (1 + erf[1, 5 ln[21/15 ]]) . (74)<br />
Die Anzahlverteilung (Gl. 74) hat <strong>de</strong>n Medianwert d ′∗<br />
0,50 =(2 2/5 ) −1 ,<br />
die Standardabweichung beträgt s = √ 2<br />
3<br />
(vgl. Kap. 2.3).<br />
Die Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Restblasendurchmesser erhält man durch<br />
Einsetzen von Gl. 72 in Gl. 74 mit <strong>de</strong>r Beziehung:<br />
β ∗ (d ′′∗ ,d ∗ )=β ∗ (d ′∗ ,d ∗ ) · ∂d′∗<br />
∂d ′′∗ = β∗ (d ′∗ ,d ∗ ) ·<br />
Es ergibt sich:<br />
d ′′∗ 2<br />
(<br />
d ∗3 − d ′′∗ 3 ) 2/3 . (75)<br />
β ∗ (d ′′∗ ,d ∗ )= −1, 5 d′′∗ 2<br />
exp[− 9 4<br />
√ (ln(22/5 (d ∗3 − d ′′∗3 ) 1/3 )) 2 ]<br />
π(d ∗3 − d ′′∗3 1<br />
)<br />
2 (1 + erf[1, 5 .<br />
ln[21/15 · d ∗ ]])<br />
(76)<br />
Die auf <strong>de</strong>n dimensionslosen Primärblasendurchmesser d ∗ bezogene<br />
Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Tochterblasendurchmesser (Gl. 74) ist in<br />
Abb. 49 mit d ∗ als Parameter aufgetragen.
6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 120<br />
12<br />
[-]<br />
d*=10<br />
8<br />
(d’*/d*)<br />
4<br />
d*=5<br />
d*=2,5<br />
d*=0,725<br />
0<br />
0<br />
0,25 0,5 0,75<br />
d’*/d*<br />
[-]<br />
1,0<br />
Abbildung 49: Anzahlverteilung <strong>de</strong>r auf die Primärblasengröße bezogenen<br />
Tochterblasendurchmesser für verschie<strong>de</strong>ne<br />
Primärblasengrößen d ∗ .<br />
Deutlich erkennbar ist, dass bei <strong>de</strong>m betrachteten binären Zerfall<br />
mit steigen<strong>de</strong>m d ∗ die Anzahlverteilung <strong>de</strong>r bezogenen Tochterblasengröße<br />
zu <strong>de</strong>n kleineren Durchmesserverhältnissen tendiert.<br />
Der dimensionslose Primärblasendurchmesser d ∗ ist ein Maß für die<br />
Instabilität <strong>de</strong>r Primärblasen. Je größer <strong>de</strong>r Wert von d ∗ ist, <strong>de</strong>sto<br />
instabiler ist die Blase.<br />
d ∗ = d 0<br />
L = d 0<br />
( ) 0,6<br />
. (77)<br />
σ<br />
ρ L<br />
·<br />
1<br />
ɛmax<br />
0,4<br />
Aus Gl. 77 geht hervor, dass bei einem gegebenen Stoffsystem<br />
(σ, ρ L = const.) <strong>de</strong>r dimensionslose Primärblasendurchmesser steigt,<br />
wenn entwe<strong>de</strong>r größere Primärblasen in <strong>de</strong>n Rührkessel eingebracht<br />
wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r die maximale Energiedissipationsrate erhöht wird. Letzteres<br />
gelingt z.B. durch die Steigerung <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl.
6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 121<br />
6.1.2 Theoretische Bestimmung gemittelter Blasengrößen<br />
Für die weitere Berechnung ist es zweckmäßig, an Stelle <strong>de</strong>r Größenverteilungen<br />
mit gemittelten Blasengrößen zu rechnen. Wie <strong>de</strong>r arithmetisch<br />
gemittelte Blasendurchmesser und <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser<br />
<strong>de</strong>r Blasen aus <strong>de</strong>n Größenverteilungen bestimmt wird, ist in <strong>de</strong>r<br />
Folge gezeigt.<br />
Die mittlere Größe <strong>de</strong>r Tochterblasen wird durch ihren arithmetisch<br />
′∗<br />
gemittelten Durchmesser ¯d 0 ausgedrückt. Dieser wird durch die Integration<br />
von Gl. 74 erhalten, die Bestimmung <strong>de</strong>s so genannten ersten<br />
Momentes <strong>de</strong>r Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Durchmesser M 10 [55]:<br />
¯d ′∗<br />
0 = M 10 =<br />
∫<br />
d ′∗ max<br />
0<br />
d ′∗ β ∗ (d ′∗ ,d ∗ )∂d. (78)<br />
Das Integral in Gl. 78, ausgewertet in <strong>de</strong>n Grenzen von 0 bis<br />
d ′∗ max =0, 5 1/3 · d ∗ , liefert <strong>de</strong>n arithmetisch gemittelten Durchmesser<br />
<strong>de</strong>r Tochterblasen:<br />
¯d ′∗<br />
0 = d′∗ 0,50<br />
( ) s<br />
2<br />
2 · exp · 1+erf[−1 3 + 3 2 ln[21/15 d ∗ ]]<br />
2 1+erf[ 3 2 ln[21/15 d ∗ ]]<br />
( )<br />
= d′∗ 0,50 s<br />
2<br />
2 · exp · B(d ∗ ). (79)<br />
2<br />
Der Faktor B(d ∗ ) berücksichtigt <strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>s dimensionslosen<br />
Primärblasendurchmessers auf <strong>de</strong>n gemittelten Durchmesser <strong>de</strong>r<br />
′∗<br />
′∗<br />
Tochterblasen ¯d 0 . Der Verlauf von ¯d 0 bezogen auf die dimensionslose<br />
Primärblasengröße d ∗ ist in Abb. 50 über d ∗ dargestellt.<br />
′′∗<br />
Der gemittelte Durchmesser <strong>de</strong>r Restblasen ¯d 0 wird durch die Bestimmung<br />
<strong>de</strong>s ersten Momentes <strong>de</strong>r Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Restblasendurchmesser<br />
errechnet.<br />
Die Berechnung <strong>de</strong>s gemittelten Durchmessers <strong>de</strong>r Restblasen erfolgt<br />
analog zu <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n Tochterblasen über die Bestimmung <strong>de</strong>s ersten<br />
Momentes <strong>de</strong>r Anzahlverteilung mit Gl. 78. Allerdings lässt sich dieses<br />
Moment nur numerisch integrieren, sodass hier eine analytische
6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 122<br />
Funktion nicht mehr angegeben wer<strong>de</strong>n kann. Die errechneten, bezogenen,<br />
arithmetisch gemittelten Durchmesser <strong>de</strong>r Restblasen sind<br />
ebenfalls in Abb. 50 über <strong>de</strong>r dimensionslosen Primärblasengröße d ∗<br />
aufgetragen.<br />
1,0<br />
relative Blasengröße<br />
[-]<br />
0,5<br />
stabile<br />
Blase<br />
arithm. gemittelter relativer Durchmesser ‘Restblase’<br />
arithm. gemitteltes relatives Volumen ‘Restblase’<br />
arithm. gemittelter relativer Durchmesser ‘Tochterblase’<br />
instabile<br />
Blase<br />
arithm. gemitteltes relatives Volumen ‘Tochterblase’<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 [-] 6<br />
dimensionsloser Primärblasendurchmesser d*<br />
Abbildung 50: Arithmetisch gemittelte, bezogene Blasendurchmesser<br />
und -volumina als Funktion <strong>de</strong>r dimensionslosen<br />
Primärblasengröße d ∗ ,V(d ∗ ).<br />
Zusätzlich zu <strong>de</strong>n bezogenen gemittelten Durchmessern von Tochterblasen<br />
und Restblasen sind die mittleren Volumina <strong>de</strong>r Blasen<br />
in Abb. 50 aufgetragen. Das mittlere dimensionslose Volumen <strong>de</strong>r<br />
Tochterblasen wird durch die Berechnung <strong>de</strong>s dritten Momentes M 30<br />
ihrer Anzahlverteilung (Gl. 74) bestimmt. Das zweite Moment M 20<br />
<strong>de</strong>r Anzahlverteilung beschreibt die gemittelte dimensionslose Oberfläche<br />
<strong>de</strong>r Tochterblasen [55].<br />
Der dimensionslose Sauterdurchmesser d ′ ∗<br />
32 <strong>de</strong>r Tochterblasen wird<br />
durch die Division ihres mittleren Volumens durch ihre mittlere<br />
Oberfläche errechnet:
6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 123<br />
d ′∗<br />
32 = M 30<br />
M 20<br />
=<br />
d<br />
∫<br />
′∗ max<br />
∫<br />
0<br />
d ′∗ max<br />
0<br />
d ′∗3 β ∗ (d ′ )∂d<br />
d ′∗2 β ∗ (d ′∗ )∂d ′∗ . (80)<br />
Die Auswer<strong>tu</strong>ng von Gl. 80 liefert die Beziehung für <strong>de</strong>n dimensionslosen<br />
Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Tochterblasen:<br />
( ) 5<br />
d ′∗<br />
32 = d ′ 0,50 · exp<br />
2 s2<br />
· 1+erf[−1+3 2 ln[21/15 d ∗ ]]<br />
1+erf[− 2 3 + 3 2 ln[21/15 d ∗ ]]<br />
( ) 5<br />
= d ′ 0,50 · exp<br />
2 s2 · C(d ∗ ).<br />
(81)<br />
In Gl. 81 wird durch <strong>de</strong>n Faktor C(d ∗ ) <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>s Primärblasendurchmessers<br />
auf <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Tochterblasen berücksichtigt.<br />
1,0<br />
auf Primärblasendurchmesser<br />
bezogener Sauterdurchmesser<br />
[-]<br />
0,5<br />
instabile<br />
Blase<br />
bezogener Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Restblase<br />
bezogener Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Tochterblase<br />
0<br />
0 2 4 6 8 [-] 10<br />
dimensionsloser Primärblasendurchmesser d*<br />
Abbildung 51: Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Tochterblasen und <strong>de</strong>r Restblasen<br />
als Funktion <strong>de</strong>r Primärblasengröße.<br />
Der Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Restblasen wird durch Einsetzen von<br />
Gl. 76 in Gl. 80 und anschließen<strong>de</strong> Integration erhalten. Der Ver-
6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 124<br />
lauf <strong>de</strong>r auf die Primärblasengröße bezogenen Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r<br />
Tochterblasen und <strong>de</strong>r Restblasen ist in Abb. 51 über <strong>de</strong>r dimensionslosen<br />
Primärblasengröße aufgetragen.<br />
Der Einfluss <strong>de</strong>r dimensionslosen Primärblasengröße auf die Anzahlverteilung<br />
(Gl. 74), <strong>de</strong>n mittleren Durchmesser (Gl. 79) und <strong>de</strong>n<br />
Sauterdurchmesser (Gl. 81) <strong>de</strong>r Tochterblasen ist durch die Funktionen<br />
A(d ∗ ),B(d ∗ ) und C(d ∗ )berücksichtigt. Diese Funktionen sind in<br />
Abb. 52 über <strong>de</strong>r dimensionslosen Primärblasengröße aufgetragen.<br />
1,0<br />
[-]<br />
A(d*), B(d*), C(d*)<br />
0,75<br />
0,5<br />
0,25<br />
B(d*)<br />
A(d*)<br />
C(d*)<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 [-]<br />
dimensionsloser Primärblasendurchmesser d*<br />
6<br />
Abbildung 52: Verlauf von A(d ∗ ),B(d ∗ ) und C(d ∗ ) über <strong>de</strong>m dimensionslosen<br />
Primärblasendurchmesser d ∗ .<br />
Bei großen dimensionslosen Primärblasen nähern sich die drei Funktionen<br />
A(d ∗ ),B(d ∗ ),C(d ∗ ) <strong>de</strong>m Wert 1 an. Den größten Einfluss hat<br />
die Primärblasengröße auf die Berechnung <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers,<br />
also auf <strong>de</strong>n Faktor C(d ∗ ), <strong>de</strong>r bei einer Primärblasengröße von<br />
d ∗ = 6 <strong>de</strong>n Wert C(d ∗ ) = 0, 995 annimmt und sich für größere<br />
d ∗ weiter <strong>de</strong>m Wert C(d ∗ )=1annähert. Ab einer dimensionslosen<br />
Primärblasengröße von d ∗ > 6 kann <strong>de</strong>r Normierungsterm bei <strong>de</strong>r Berechnung<br />
<strong>de</strong>s dimensionslosen Sauterdurchmessers mit guter Näherung<br />
vernachlässigt wer<strong>de</strong>n (Fehler < 1%). Die Funktionen A(d ∗ )
6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 125<br />
und B(d ∗ ) erreichen <strong>de</strong>n Wert 1 schon bei kleineren dimensionslosen<br />
Primärblasen.<br />
Ab einer dimensionslosen Primärblasengröße von d ∗ > 3 ist die<br />
Größenän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Restblase bei einem binären Zerfall so gering,<br />
dass sie mit guter Näherung vernachlässigt wer<strong>de</strong>n kann (A(d ∗ ) ≈ 1).<br />
Die Restblase ist also annähernd so instabil wie die Primärblase und<br />
kann ein zweites Mal zerfallen. Die bei <strong>de</strong>m zweiten Zerfall gebil<strong>de</strong>te<br />
Tochterblase hat dann im Mittel die gleiche Größe wie die Tochterblase<br />
aus <strong>de</strong>m ersten Zerfall (vgl. Abb. 50).<br />
Der dimensionslose Primärblasendurchmesser hat in erster Näherung<br />
bei großen Primärblasen keinen Einfluss auf die Größe <strong>de</strong>r bei einem<br />
binären Zerfall entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente.<br />
Das Ziel <strong>de</strong>s Dispergierens von Blasen in Rührkesseln ist, mit hohen<br />
Energieeinträgen relativ ’große’ Blasen zu zerkleinern und so die<br />
für <strong>de</strong>n gewünschten Stoffübergang notwendige Phasengrenzfläche zu<br />
erzeugen. Daher wird in <strong>de</strong>r Folge in erster Näherung davon ausgegangen,<br />
dass die dimensionslosen Primärblasendurchmesser so groß<br />
sind, dass die Korrek<strong>tu</strong>rterme vernachlässigt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Mit dieser Annahme vereinfacht sich die Berechnung <strong>de</strong>s dimensionslosen<br />
arithmetisch gemittelten Blasendurchmessers (Gl. 79) und <strong>de</strong>s<br />
Sauterdurchmessers (Gl. 81) <strong>de</strong>r Tochterblasen zu:<br />
¯d ′∗<br />
0 = d ′ 0,50 · exp<br />
d ′∗<br />
32 = d ′ 0,50 · exp<br />
( ) s<br />
2<br />
2<br />
( ) 5s<br />
2<br />
= exp (1 9 )<br />
2 2/5 =0, 847, (82)<br />
= exp (5 9 )<br />
2 2/5 =1, 3209. (83)<br />
2<br />
Die dimensionsbehafteten Beziehungen für <strong>de</strong>n arithmetisch gemittelten<br />
Blasendurchmesser und <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser lauten mit<br />
Gl. 45:<br />
¯d ′ =<br />
( ) 0,6<br />
′∗<br />
σcd<br />
¯d 0 · L =0, 847 · ·<br />
ρ c<br />
( ) 0,6<br />
d ′ 32 = d ′∗<br />
σcd<br />
32 · L =1, 3209 · ·<br />
ρ c<br />
1<br />
ɛ 0,4 , (84)<br />
max<br />
1<br />
ɛ 0,4 . (85)<br />
max
6.2 Betrach<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Rührkesselströmung 126<br />
6.2 Betrach<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Rührkesselströmung<br />
Die bisher angestellten Überlegungen liefern die Beziehungen für <strong>de</strong>n<br />
mittleren Blasendurchmesser und <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Tochterblasen,<br />
die bei jeweils einem Zerfall von Primärblasen mit <strong>de</strong>m<br />
Ausgangsdurchmesser d 0 entstehen. Bei großen Primärblasen o<strong>de</strong>r<br />
hohen lokalen Energieeinträgen (d ∗ > 3) hat die jeweilige Restblase<br />
eine Größe, die sich von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Primärblase nur geringfügig unterschei<strong>de</strong>t<br />
(vgl. Abb. 50). Befin<strong>de</strong>t sich die Restblase weiterhin im<br />
Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers, ist sie annähernd so instabil wie die Primärblase<br />
und kann ein weiteres Mal zerteilt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Anzahl <strong>de</strong>r Zerfälle einer Blase wird durch ihren dimensionslosen<br />
Durchmesser und ihre Verweilzeit im Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers festgelegt.<br />
Die Verweilzeit <strong>de</strong>r Blase im Scherfeld ist eine Funktion ihrer<br />
Aufstiegsgeschwindigkeit und <strong>de</strong>s Strömungsfel<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Flüssigkeit.<br />
Die Anzahl <strong>de</strong>r Zerfälle N errechnet sich aus <strong>de</strong>r Frequenz f z ,mit<br />
<strong>de</strong>r die Blasen zerfallen, und <strong>de</strong>r Verweilzeit <strong>de</strong>r Blasen im Scherfeld<br />
<strong>de</strong>s Rührers τ ɛ :<br />
N = f z τ ɛ . (86)<br />
Die Blasenzerfallsfrequenz f z wird mit Gl. 46 aus <strong>de</strong>r dimensionslosen<br />
Blasenzerfallsfrequenz fz<br />
∗ bestimmt. Die dimensionslose Blasenzerfallsfrequenz<br />
ist nach Lehr [54] eine Funktion <strong>de</strong>r dimensionslosen<br />
Primärblasengröße und wird mit Gl. 50 bestimmt. Damit wird die folgen<strong>de</strong><br />
Beziehung für die dimensionsbehaftete Blasenzerfallsfrequenz<br />
angesetzt:<br />
f z = f z<br />
∗ (<br />
T = f z ∗ ρL<br />
) 0,4<br />
· · ɛ<br />
0,6<br />
σ<br />
max. (87)<br />
Die Blasenzerfallsfrequenz ist eine Funktion <strong>de</strong>r lokalen dissipierten<br />
Energie sowie <strong>de</strong>r Oberflächenspannung, <strong>de</strong>r Dichte <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />
und <strong>de</strong>r Ausgangsgröße <strong>de</strong>r Blase und damit unabhängig von <strong>de</strong>r<br />
Rührerart.<br />
Die Verweilzeit <strong>de</strong>r Blase im Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers wird aus <strong>de</strong>r<br />
Größe <strong>de</strong>s Scherfel<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r Geschwindigkeit bestimmt, mit <strong>de</strong>r
6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung im Rührkessel 127<br />
die Blase das Scherfeld passiert. Die Endaufstiegsgeschwindigkeit<br />
<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Düse aufsteigen<strong>de</strong>n Blase wird mit Hilfe von Abb. 5<br />
abgeschätzt. Hat die Geschwindigkeit <strong>de</strong>r Flüssigkeit einen Einfluss<br />
auf die Aufstiegsgeschwindigkeit <strong>de</strong>r Blase wie bei Einsatz <strong>de</strong>r<br />
Schrägblattrührer, wer<strong>de</strong>n die bei<strong>de</strong>n Geschwindigkeiten überlagert<br />
und die resultieren<strong>de</strong> Geschwindigkeit <strong>de</strong>r Blase w res <strong>de</strong>r Berechnung<br />
<strong>de</strong>r Verweilzeit <strong>de</strong>r Blasen im Scherfeld zu Grun<strong>de</strong> gelegt. Im Scherfeld<br />
von Rushton-Turbinen ist dies nicht erfor<strong>de</strong>rlich (vgl. Kap. 5.3,<br />
Abb. 46).<br />
Mit <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s Scherfel<strong>de</strong>s h SF kann die Verweilzeit einer Blase<br />
im Scherfeld errechnet wer<strong>de</strong>n mit:<br />
τ ɛ = h SF /w res . (88)<br />
Mit dieser Vorgehensweise kann neben <strong>de</strong>r Größenverteilung auch<br />
die Anzahl <strong>de</strong>r Blasenfragmente errechnet wer<strong>de</strong>n, die durch die Dispergierung<br />
einer Primärblase gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Dabei ist zu beachten,<br />
dass eine instabile Blase nicht notwendigerweise so lange zerteilt<br />
wird, bis sie eine auf ɛ max bezogene stabile Größe erreicht hat. Die<br />
Blase zerfällt so lange, bis sie eine auf ɛ lok bezogene stabile Größe erreicht.<br />
Dies ist <strong>de</strong>r Fall, wenn sie <strong>de</strong>n unmittelbaren Einflussbereich<br />
<strong>de</strong>s Rührers verlassen hat, o<strong>de</strong>r wenn sie im Scherfeld so zerkleinert<br />
wur<strong>de</strong>, dass sie eine stabile Größe erreicht hat.<br />
Die globale Rührkesselströmung legt schließlich die sich im gesamten<br />
Rührkessel einstellen<strong>de</strong> Blasengrößenverteilung fest. Nur die Blasen,<br />
<strong>de</strong>ren Auftrieb geringer ist als die von <strong>de</strong>r Flüssigkeit auf sie ausgeübte<br />
Schleppkraft, können <strong>de</strong>r Flüssigkeitsströmung zur Rührerebene<br />
hin folgen. Größere Blasen verlassen <strong>de</strong>n Rührkessel direkt.<br />
6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung<br />
im Rührkessel<br />
Am Beispiel <strong>de</strong>r in Kap. 4.7 gezeigten experimentell gewonnenen<br />
Blasengrößenverteilung wird das vereinfachte Vorgehen bei <strong>de</strong>r rechnerischen<br />
Bestimmung <strong>de</strong>r sich einstellen<strong>de</strong>n Blasengrößenverteilung
6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung im Rührkessel 128<br />
schrittweise durchgeführt. Die an <strong>de</strong>m untersuchten Betriebspunkt<br />
eingestellten Parameter sind in Tab. 8 zusammengefasst:<br />
Tabelle 8: Betriebsparameter <strong>de</strong>s Betriebspunktes.<br />
Rührerart<br />
Rührerdurchmesser<br />
Ruston-Turbine<br />
d R =40mm<br />
Newtonzahl (<strong>tu</strong>rbulent) Ne =5, 4<br />
Rührerdrehzahl<br />
Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />
n = 500 U/min<br />
η L =2mPas<br />
Dichte <strong>de</strong>r Flüssigkeit ρ L = 1102 kg/m 3<br />
Oberflächenspannung<br />
Düsendurchmesser<br />
zugeführter Gasvolumenstrom<br />
Tempera<strong>tu</strong>r <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />
σ =0, 044 N/m<br />
d D =0, 5 mm<br />
˙V G =12, 7l/h<br />
T L =20 ◦ C<br />
Die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r an diesem Betriebspunkt aufgenommenen Hologramme<br />
liefert die in Tab. 9 zusammengefassten Ergebnisse:<br />
Tabelle 9: Ergebnisse <strong>de</strong>r Hologrammauswer<strong>tu</strong>ng.<br />
Blasenanzahl N ges = 9281<br />
mittlerer Blasendurchmesser<br />
Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen<br />
Primärblasendurchmesser<br />
d 0,50 =0, 96 mm<br />
d 32 =1, 91 mm<br />
d 0 =5, 24 mm<br />
Die bei <strong>de</strong>r Zerteilung einer Primärblase entstehen<strong>de</strong> Tochterblase<br />
kann maximal das halbe Volumen <strong>de</strong>r Primärblase annehmen. Damit<br />
erhält man mit Gl. 71 für <strong>de</strong>n maximalen Durchmesser <strong>de</strong>r Tochterblasen:<br />
d ′ max =0, 5 1/3 d 0 =0, 793 · 5, 24mm =4, 16 mm.<br />
Die bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng dieses Betriebspunktes erhaltene Summenkurve<br />
<strong>de</strong>s Blasenvolumens (Abb. 32) beinhaltet sowohl die Tochterals<br />
auch die Primär- bzw. Restblasen. Bei Kenntnis <strong>de</strong>s maximalen<br />
Tochterblasendurchmessers kann diese Summenkurve aufgeteilt
6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung im Rührkessel 129<br />
wer<strong>de</strong>n in eine Summenkurve <strong>de</strong>s Tochterblasenvolumens und eine<br />
<strong>de</strong>s Primär- bzw. Restblasenvolumens. Die bei<strong>de</strong>n dabei erhaltenen<br />
Summenkurven sind in Abb. 53 aufgetragen.<br />
100<br />
Volumenanteil am Gasgehalt<br />
[%]<br />
50<br />
Tochterblasen<br />
Rushton-Turbine<br />
n<br />
h<br />
d<br />
V<br />
= 500 U/min<br />
=2mPas<br />
= 0,5 mm<br />
= 12,7 l/h<br />
Primär- bzw. Restblasen<br />
L<br />
D<br />
G<br />
0<br />
0 2 4 6 [mm] 8<br />
Blasendurchmesser<br />
Abbildung 53: Summenkurven <strong>de</strong>s Tochterblasen- und <strong>de</strong>s Primärbzw.<br />
Restblasenvolumens.<br />
Mit <strong>de</strong>n in Tab. 8 aufgelisteten Betriebsparametern errechnet sich<br />
die Rührer-Reynoldszahl an diesem Betriebspunkt zu Re R = 7350<br />
(vgl. Gl. 3). Damit ist die Voraussetzung für die Anwendung <strong>de</strong>r<br />
in <strong>de</strong>n vorangegangenen Kapiteln vorgestellten Beziehungen zur Berechnung<br />
<strong>de</strong>r Größenverteilung <strong>de</strong>r Tochterblasen – ein <strong>tu</strong>rbulenter<br />
Betriebszustand – gegeben.<br />
Die Berechnung <strong>de</strong>r Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Tochterblasengrößen basiert<br />
auf <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s dimensionslosen Primärblasendurchmessers mit<br />
Gl. 77 aus <strong>de</strong>n Stoffdaten <strong>de</strong>r Flüssigkeit und <strong>de</strong>r maximalen Energiedissipationsrate<br />
ɛ max (vgl. Tab. 3):<br />
d ∗ =<br />
(<br />
d 0<br />
) 0,6 ( ) 0,4<br />
=<br />
σ 1<br />
ρ L ɛ max<br />
(<br />
d 0<br />
) 0,6<br />
=6, 01.<br />
σ<br />
ρ L<br />
(12, 14 n3 d 2 R )−0,4<br />
Die Energiedissipationsrate im Scherfeld einer Rushton-Turbine liegt<br />
<strong>de</strong>utlich über <strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n gesamten Kessel gemittelten spezifischen
6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung im Rührkessel 130<br />
eingebrachten Leis<strong>tu</strong>ng ¯ɛ. Die maximale Energiedissipationsrate ɛ max<br />
tritt an <strong>de</strong>r Stelle auf, an <strong>de</strong>r die bei<strong>de</strong>n “Trailing Vortices” zusammentreffen,<br />
die sich von einem Rührerblatt lösen (vgl. Kap. 2.1.3).<br />
Außerhalb dieser Wirbel herrschen niedrigere Energiedissipationsraten.<br />
Daher kann nicht über die gesamte Höhe <strong>de</strong>s Scherfel<strong>de</strong>s mit <strong>de</strong>r<br />
maximalen Energiedissipationsrate gerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Für die weitere Auswer<strong>tu</strong>ng wird in erster Näherung mit einer über<br />
die Höhe <strong>de</strong>s Scherfel<strong>de</strong>s gemittelten Energiedissipationsrate ¯ɛ SF gerechnet.<br />
Diese wird unter <strong>de</strong>r Annahme einer Normalverteilung von<br />
ɛ über die Höhe <strong>de</strong>s Scherfel<strong>de</strong>s aus <strong>de</strong>n Werten für ¯ɛ an <strong>de</strong>ssen<br />
Rän<strong>de</strong>rn und ɛ max in <strong>de</strong>r Mitte errechnet. Für <strong>de</strong>n hier ausgewerteten<br />
Betriebspunkt erhält man mit Tab. 3: ¯ɛ SF = ɛ max /2, 5. Damit<br />
ergibt sich <strong>de</strong>r gemittelte dimensionslose Primärblasendurchmesser<br />
¯d ∗ zu:<br />
¯d ∗ =4, 16.<br />
Der mit dieser Annahme errechnete dimensionslose Primärblasendurchmesser<br />
¯d ∗ wird für die Berechnung <strong>de</strong>r Größenverteilung <strong>de</strong>r<br />
Tochterblasen in Gl. 74 eingesetzt. Diese ist in Abb. 54 als Summenkurve<br />
<strong>de</strong>s Blasenvolumens <strong>de</strong>r experimentell ermittelten Kurve<br />
gegenübergestellt (vgl. Abb. 53):<br />
In Abb. 54 liegen die Werte für die errechnete Summenkurve <strong>de</strong>s<br />
Tochterblasenvolumens etwas unterhalb <strong>de</strong>r für die gemessenen Werte.<br />
Die errechnete Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasendurchmesser ist verglichen<br />
mit <strong>de</strong>r gemessenen zu größeren Durchmessern verschoben. Allerdings<br />
liegt <strong>de</strong>r errechneten Kurve die Größenverteilung <strong>de</strong>r Tochterblasen<br />
zu Grun<strong>de</strong>, die bei <strong>de</strong>r Dispergierung entstan<strong>de</strong>n sind. Bei<br />
<strong>de</strong>r gemessenen Kurve hingegen sind alle Tochterblasen im Rührkessel<br />
berücksichtigt und damit <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r globalen Strömung<br />
(vgl. Kap. 5.3). Wird berücksichtigt, dass bei <strong>de</strong>r Dispergierung auch<br />
Tochterblasen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, die so groß sind, dass sie nicht in<br />
<strong>de</strong>r Strömung gehalten wer<strong>de</strong>n können, verschiebt sich die errechnete<br />
Kurve hin zu kleineren Durchmessern.
6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung im Rührkessel 131<br />
100<br />
Volumenanteil am Gasgehalt<br />
[%]<br />
50<br />
gemessen<br />
berechnet mit<br />
Gl. 74<br />
Rushton-Turbine<br />
n = 500 U/min<br />
L =2mPas<br />
d D = 0,5 mm<br />
V = 12,7 l/h<br />
G<br />
0<br />
0 2 4 6 [mm] 8<br />
Blasendurchmesser<br />
Abbildung 54: Vergleich <strong>de</strong>r experimetellen und <strong>de</strong>r errechneten<br />
Summenkurve <strong>de</strong>s Tochterblasenvolumens.<br />
Der arithmetisch gemittelte Durchmesser ( ¯d ′ und <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser<br />
d ′ 32 <strong>de</strong>r durch einen Zerfall <strong>de</strong>r Primärblasen gebil<strong>de</strong>ten Tochterblasen<br />
ergibt sich mit Gl. 84 bzw. Gl. 85 zu:<br />
( ) 0,6 σ<br />
¯d ′ 1<br />
=0, 847 · ·<br />
ρ L ¯ɛ 0,4 =1, 15 mm,<br />
scher<br />
( ) 0,6 σ<br />
d ′ 1<br />
32 =1, 3209 · ·<br />
ρ L ¯ɛ 0,4 =1, 79 mm.<br />
scher<br />
Der arithmetisch gemittelte Durchmesser <strong>de</strong>r Restblasen beträgt<br />
dann mit Gl. 72:<br />
¯d ′′ =5, 23 mm.<br />
Die Größe <strong>de</strong>r durch einen Zerfall entstan<strong>de</strong>nen Restblasen unterschei<strong>de</strong>t<br />
sich im Mittel nur unwesentlich von <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r<br />
Primärblasen. Daher sind die Restblasen annähernd so instabil wie<br />
die Primärblasen und es muss mit weiteren Zerfällen <strong>de</strong>r Restblase<br />
gerechnet wer<strong>de</strong>n. Somit kann <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Größenän<strong>de</strong>rung auf
6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung im Rührkessel 132<br />
die Größe <strong>de</strong>r Tochterblasen vernachlässigt wer<strong>de</strong>n, die bei einem<br />
even<strong>tu</strong>ellen weiteren Zerfall gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 50).<br />
Die Blasenzerfallsfrequenz beträgt mit Gl. 50 und Gl. 87:<br />
f z = 132 1 s .<br />
Aus <strong>de</strong>n Stoffwerten <strong>de</strong>r Flüssigkeit und <strong>de</strong>r Primärblasengröße (vgl.<br />
Tab. 8) wird mit Hilfe von Abb. 5 die Blasenaufstiegsgeschwindigkeit<br />
ermittelt:<br />
w b =0, 21 m/s.<br />
Mit <strong>de</strong>r Blatthöhe <strong>de</strong>s Rührers (h =8mm) ergibt sich für die Anzahl<br />
<strong>de</strong>r Zerfälle N einer Primärblase:<br />
N 1 = f z1 · h/w b =5, 1.<br />
Im statistischen Mittel entstehen also aus je<strong>de</strong>r zugeführten<br />
Primärblase 5,1 Tochterblasen mit einem mittleren Durchmesser von<br />
¯d ′ =1, 15 mm. Dies steht in guter Übereinstimmung mit <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />
aus <strong>de</strong>n Hochgeschwindigkeitsaufnahmen.<br />
Aus <strong>de</strong>m zugeführten Luftvolumenstrom von ˙V d =12, 7 l/h und <strong>de</strong>m<br />
mittleren Primärblasendurchmesser d 0 (n 1 )erhält man, dass im Mittel<br />
42 Blasen pro Sekun<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Rührkessel zugeführt wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r<br />
zu Grun<strong>de</strong> gelegten Blasenaufstiegsgeschwindigkeit (w b =0, 21 m/s)<br />
und einem Füllstand im Rührkessel von H =0, 12 m müssten sich<br />
daher 24 Primär- bzw. Restblasen im Rührkessel befin<strong>de</strong>n.<br />
Aus <strong>de</strong>m ausgewerteten Hologramm ergeben sich 19 Blasen, die<br />
ein<strong>de</strong>utig in diese Kategorie einzuordnen sind. Da im Mittel je<strong>de</strong><br />
Primärblase in 5,1 Tochterblasen und eine Restblase dispergiert wird,<br />
müssten sich bei gleicher Verweilzeit aller Blasen 97 Tochterblasen im<br />
Rührkessel befin<strong>de</strong>n. Dem stehen über 9200 gemessene Tochterblasen<br />
gegenüber. Die Tochterblasen haben aher im Mittel eine 95-fache<br />
Verweilzeit im Kessel verglichen mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Restblasen.<br />
Die <strong>de</strong>utlich höhere Verweilzeit <strong>de</strong>r Tochterblasen ist auf die durch<br />
die Rushton-Turbine erzeugte globale Strömung im Rührkessel
6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung im Rührkessel 133<br />
zurückzuführen. Die mittlere Geschwindigkeit, mit <strong>de</strong>r die Flüssigkeit<br />
aus <strong>de</strong>m oberen Wirbel zur Rührerebene hin strömt, beträgt nach <strong>de</strong>n<br />
Messungen von Schäfer [82] 15% <strong>de</strong>r Rührerumfangsgeschwindigkeit<br />
(vgl. Kap. 2.1.3). In <strong>de</strong>m oberen Flüssigkeitswirbel können nur<br />
Blasen gehalten wer<strong>de</strong>n, die eine Aufstiegsgeschwindigkeit haben, die<br />
geringer ist als diese Zulaufgeschwindigkeit. Die maximale Aufstiegsgeschwindigkeit<br />
beträgt am untersuchten Betriebspunkt:<br />
w max =0, 15 · u tip =0, 15 · π 500 U/min 0, 04 m =0, 157 m/s.<br />
Mit Hilfe von Abb. 5 ergibt sich daraus <strong>de</strong>r maximale Durchmesser,<br />
<strong>de</strong>r im Kessel gehalten wer<strong>de</strong>n kann, zu:<br />
d ′ max =0, 8 mm.<br />
Dass schon geringfügig größere Blasen nicht mehr durch die abwärts<br />
gerichtete Flüssigkeitsströmung in die Rührerebene mitgeschleppt<br />
wer<strong>de</strong>n, zeigen die Hochgeschwindigkeitsaufnahmen an diesem Betriebspunkt<br />
(Abb. 42, Pfeil).<br />
Mit Kenntnis <strong>de</strong>s maximalen Durchmessers <strong>de</strong>r Blasen, die die<br />
Rushton-Turbine am untersuchten Betriebspunkt im Rühkessel halten<br />
kann, ergibt sich, dass sowohl die Restblasen als auch die größeren<br />
gebil<strong>de</strong>ten Tochterblasen <strong>de</strong>n Rührkessel direkt verlassen und die<br />
kleineren Tochterblasen sich in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Flüssigkeitswirbeln anreichern<br />
(vgl. Kap. 5.3). Dies resultiert in <strong>de</strong>r in Abb. 31 gezeigten<br />
experimentell bestimmten Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasendurchmesser,<br />
in <strong>de</strong>r die überwiegen<strong>de</strong> Anzahl <strong>de</strong>r Blasen auf die kleineren Durchmesserklassen<br />
vereinigt ist.<br />
Als wichtiges Ergebnis lässt sich somit festhalten:<br />
Wenn bei <strong>de</strong>r Blasendispergierung Restblasen einer Größe das Scherfeld<br />
<strong>de</strong>s Rührers verlassen, die nicht im Rührkessel gehalten wer<strong>de</strong>n<br />
können, kommt es zu einer Anreicherung kleinerer Blasen im Flüssigkeitswirbel<br />
und somit zu einer Verringerung <strong>de</strong>s über alle Blasen gemittelten<br />
Sauterdurchmessers. Der Sauterdurchmesser ist damit eine<br />
Funktion <strong>de</strong>r Blasendispergierung sowie <strong>de</strong>r Strömung und <strong>de</strong>r<br />
Stoffwerte <strong>de</strong>r Flüssigkeit.
6.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llvorstellung und Vergleich <strong>de</strong>r untersuchten Rührer134<br />
6.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llvorstellung und Vergleich<br />
<strong>de</strong>r untersuchten Rührer<br />
Die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Messungen zeigen, dass<br />
eine korrekte Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung auf Basis<br />
<strong>de</strong>s maximal stabilen Blasendurchmessers und <strong>de</strong>r maximalen Energiedissipationsrate<br />
nicht möglich ist (vgl. Abb. 45). Vielmehr muss<br />
<strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Primärblasengröße und <strong>de</strong>r Blasendispergierung<br />
im Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers sowie <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Rührer<br />
induzierten Flüssigkeitsströmung berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die hier entwickelte Mo<strong>de</strong>llvorstellung berücksichtigt diese For<strong>de</strong>rungen.<br />
Die Primärblasengröße wird <strong>de</strong>m maximal stabilen Blasendurchmesser<br />
gegenübergestellt. Der Betrag, um <strong>de</strong>n die Primärblasen<br />
die maximal stabile Blasengröße überschreiten, ist ein Maß für<br />
die Instabilität <strong>de</strong>r Blase und hat einen wesentlichen Einfluss auf<br />
die Größe <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Dispergierung entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente<br />
(vgl. Abb. 49). Wie viele Tochterblasen welcher Größe aus einer<br />
Primärblase im statistischen Mittel gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, wird mit Hilfe<br />
<strong>de</strong>r auf die Rührkesselströmung angepassten Blasenzerfallskernfunktion<br />
von Lehr [54] errechnet. Die beispielhafte Auswer<strong>tu</strong>ng eines Betriebspunktes<br />
mit dieser Funktion zeigt die gute Übereinstimmung<br />
zwischen Rechnung und Messung.<br />
Die Kenntnis <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Blasen, die bei <strong>de</strong>r Dispergierung entstehen<br />
(Tochterblasen) bzw. übrigbleiben (Restblasen) ist wesentlich,<br />
um – abhängig von <strong>de</strong>m vom jeweiligen Rührer erzeugten globalen<br />
Strömungsfeld <strong>de</strong>r Flüssigkeit – zu bestimmen, welcher Anteil<br />
<strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel gehalten wer<strong>de</strong>n kann und welcher Anteil<br />
<strong>de</strong>n Rührkessel direkt verlässt. Damit wird im Gegensatz zu <strong>de</strong>n<br />
Ansätzen in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r (vgl. Kap. 2.2.5) zwischen <strong>de</strong>m Sauterdurchmesser<br />
<strong>de</strong>r Blasen, die bei <strong>de</strong>r Dispergierung entstehen, und<br />
<strong>de</strong>m Sauterdurchmesser aller Blasen im Kessel unterschie<strong>de</strong>n.<br />
Die genaue Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung und <strong>de</strong>s sich<br />
einstellen<strong>de</strong>n Sauterdurchmessers ist wegen <strong>de</strong>r äußerst komplexen<br />
Strömung in einem Rührkessel nur numerisch möglich. Allerdings<br />
können die in dieser Arbeit untersuchten Rührer mit <strong>de</strong>r Verein-
6.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llvorstellung und Vergleich <strong>de</strong>r untersuchten Rührer135<br />
fachten Vorgehensweise bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r hier entwickelten<br />
Mo<strong>de</strong>llvorstellung hinsichtlich ihrer Effizienz miteinan<strong>de</strong>r verglichen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Rushton-Turbine<br />
Die Rushton-Turbine ist ein schnelllaufen<strong>de</strong>r radial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />
Rührer. Sie gibt die aufgenommene Leis<strong>tu</strong>ng in <strong>de</strong>n im Abströmbereich<br />
<strong>de</strong>s Rührers stark <strong>tu</strong>rbulenten Scherfel<strong>de</strong>rn mit sehr hohen<br />
Energiedissipationsdichten ab. Die Dispergierung <strong>de</strong>r Blasen erfolgt<br />
in <strong>de</strong>n <strong>tu</strong>rbulenten Scherfel<strong>de</strong>rn. Wegen <strong>de</strong>s starken Energieeintrags<br />
wird eine Primärblase in relativ kleine Tochterblasen und eine relativ<br />
große Restblase zerteilt.<br />
Die von <strong>de</strong>r Rushton-Turbine geför<strong>de</strong>rte Flüssigkeit teilt sich auf in<br />
die bei<strong>de</strong>n charakteristischen globalen Flüssigkeitswirbel ober- bzw.<br />
unterhalb <strong>de</strong>r Rührerebene. Wegen <strong>de</strong>r Aufteilung in die bei<strong>de</strong>n Wirbel<br />
hat die abwärts gerichtete Flüssigkeitsströmung eine so geringe<br />
Geschwindigkeit, dass nur die kleineren gebil<strong>de</strong>ten Tochterblasen im<br />
Rührkessel gehalten wer<strong>de</strong>n können. Die größeren Tochterblasen und<br />
die Restblasen verlassen <strong>de</strong>n Rührkessel direkt. Die kleinen gemessenen<br />
Sauterdurchmesser sind daher nur scheinbar ein Zeichen für eine<br />
gute Dispergierwirkung <strong>de</strong>r Rushton-Turbine.<br />
Ist die hohe Verweilzeit <strong>de</strong>r kleinen Blasen von <strong>de</strong>r Anwendung her<br />
erfor<strong>de</strong>rlich, verlässt ein großer Anteil <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>n Kessel eingebrachten<br />
Gases diesen nur teilweise abreagiert. Fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>m Rührkessel<br />
hingegen eine schnell ablaufen<strong>de</strong> Reaktion statt, sodass die Blasen<br />
vollständig abreagiert sind, die <strong>de</strong>n Kessel direkt verlassen, wird viel<br />
Energie für die für die Erfüllung dieser Aufgabe nicht erfor<strong>de</strong>rliche<br />
Erzeugung <strong>de</strong>r kleinen Blasen mit ihrer hohen Verweilzeit verbraucht.<br />
In bei<strong>de</strong>n Fällen ist <strong>de</strong>r Betrieb einer Rushton-Turbine nicht effizient.<br />
Entwe<strong>de</strong>r muss mehr Gas verdichtet und in <strong>de</strong>n Kessel eingebracht<br />
wer<strong>de</strong>n als nötig wäre, da ein Großteil <strong>de</strong>s Gases <strong>de</strong>n Kessel ungenutzt<br />
verlässt, o<strong>de</strong>r es wird wesentlich mehr Leis<strong>tu</strong>ng als nötig an<br />
<strong>de</strong>r Rührerwelle aufgenommen.<br />
Aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Schrägblattrührer<br />
Der aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Schrägblattrührer gehört zu <strong>de</strong>n schnelllaufen<strong>de</strong>n<br />
axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rührern. Er för<strong>de</strong>rt im Vergleich zur
6.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llvorstellung und Vergleich <strong>de</strong>r untersuchten Rührer136<br />
Rushton-Turbine bei gleicher Drehzahl ungefähr 40% mehr Flüssigkeit<br />
bei einem um ca. 75% reduzierten Leis<strong>tu</strong>ngsbedarf. Die aufgenommene<br />
Leis<strong>tu</strong>ng gibt dieser Rührer gleichmäßiger an die Flüssigkeit<br />
ab, die maximalen Energiedissipationsraten erreichen bei Weitem<br />
nicht das Niveau <strong>de</strong>r Rushton-Turbine, was in einem geringeren<br />
Größenunterschied zwischen <strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Zerteilung einer Primärblase<br />
entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmenten resultiert.<br />
Die Flüssigkeit in <strong>de</strong>m globalen Flüssigkeitswirbel, <strong>de</strong>n dieser Rührer<br />
erzeugt, strömt im Zentrum <strong>de</strong>s Behälters aufwärts und außen auf<br />
relativ großer Fläche abwärts. Daher können auch bei Betrieb eines<br />
aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers trotz <strong>de</strong>r größeren geför<strong>de</strong>rten<br />
Flüssigkeitsmenge nur relativ kleine Blasen im Rührkessel gehalten<br />
wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m beschleunigt <strong>de</strong>r Rührer durch seine För<strong>de</strong>rrich<strong>tu</strong>ng<br />
die Blasen durch das Scherfeld, in <strong>de</strong>m sie zerteilt wer<strong>de</strong>n. Dies<br />
führt zu einer verringerten Anzahl von Blasenzerfällen. Die damit<br />
relativ großen Restblasen verlassen <strong>de</strong>n Kessel direkt.<br />
Damit weist <strong>de</strong>r aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Schrägblattrührer ähnliche<br />
Nachteile auf wie die Rushton-Turbine. Die im Vergleich zum abwärts<br />
för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührer erzeugten kleineren Sauterdurchmesser<br />
(vgl. Abb. 41) <strong>de</strong>uten nur scheinbar auf eine bessere Dispergierwirkung<br />
<strong>de</strong>s aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers hin.<br />
Abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Schrägblattrührer<br />
Dieser Rührer hat hinsichtlich <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rleis<strong>tu</strong>ng und Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme<br />
die gleichen Kennwerte wie <strong>de</strong>r aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
Schrägblattrührer, för<strong>de</strong>rt jedoch in die an<strong>de</strong>re Rich<strong>tu</strong>ng. Die<br />
abwärts gerichtete Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit bei Betrieb dieses<br />
Rührers ist so stark, dass auch Primärblasen umgelenkt wer<strong>de</strong>n<br />
können und im Vergleich zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Rührern sehr<br />
große Blasen im Flüssigkeitswirbel gehalten wer<strong>de</strong>n können (vgl.<br />
Abb. 43, Pfeil).<br />
Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n die zu zerteilen<strong>de</strong>n Blasen im Scherfeld <strong>de</strong>s<br />
Rührers gegen ihren Auftrieb angeströmt. Das erhöht die Verweilzeit<br />
<strong>de</strong>r Blasen im Scherfeld und damit die Anzahl <strong>de</strong>r Blasenzerfälle.<br />
Durch die im Vergleich zur Rushton-Turbine geringeren Energiedissipationsraten<br />
im Scherfeld wer<strong>de</strong>n bei einem Zerfall Blasenfragmente
6.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llvorstellung und Vergleich <strong>de</strong>r untersuchten Rührer137<br />
mit geringeren Größenunterschie<strong>de</strong>n gebil<strong>de</strong>t, die zu<strong>de</strong>m im Rührkessel<br />
gehalten wer<strong>de</strong>n können. Dies resultiert in einer engeren Verweilzeitverteilung<br />
<strong>de</strong>r gebil<strong>de</strong>ten Blasen und somit in einer effizienteren<br />
Ausnutzung <strong>de</strong>s zugeführten Gases bei zugleich relativ geringer Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme.<br />
Das in <strong>de</strong>n Kessel eingebrachte Gas wird umso besser ausgenutzt, je<br />
enger die Größenverteilung und die Verweilzeitverteilung <strong>de</strong>r Blasen<br />
im Rührkessel ist. Das wird erreicht, wenn die an <strong>de</strong>r Düse erzeugten<br />
Primärblasen im Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers gera<strong>de</strong> instabil sind, sich<br />
bei einer Dispergierung also halbieren. Die dabei entstehen<strong>de</strong>n relativ<br />
großen Blasen müssen im Rührkessel gehalten wer<strong>de</strong>n können.<br />
Daraus ergibt sich, dass für diesen Fall ein axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Rührer<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n muss, <strong>de</strong>r abwärts för<strong>de</strong>rt. Dieser Rührer sollte eine<br />
große För<strong>de</strong>rleis<strong>tu</strong>ng bei gleichzeitig geringer Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme<br />
haben. Die Verweilzeit <strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel wird dann über die<br />
Rührerdrehzahl festgelegt.<br />
Im Extremfall führt diese Überlegung dazu, dass die hinsichtlich<br />
Energie- und Gasverbrauch günstigste Rührkesselanordnung mit einem<br />
Rührer ausgerüstet ist, <strong>de</strong>r keine Dispergieraufgabe mehr hat,<br />
son<strong>de</strong>rn die eingebrachten Blasen nur noch in <strong>de</strong>r Flüssigkeit verteilt.<br />
Diese Aufgabe kann dann z.B. ein Propellerrührer ausführen, <strong>de</strong>r im<br />
Vergleich zu <strong>de</strong>n so genannten “Standard”-Dispergierorganen eine<br />
sehr geringe Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme hat. Die Blasengrößenverteilung im<br />
Rührkessel wird dann durch die Düse und die Gasbelas<strong>tu</strong>ng festgelegt.
138<br />
7 Zusammenfassung<br />
Ein effizienter Betrieb einer Rührkesselanordnung hinsichtlich<br />
Energie- und Ressourceneinsatz ist dann gegeben, wenn das in <strong>de</strong>n<br />
Rührkessel eingebrachte Gas optimal ausgenutzt wird und zugleich<br />
<strong>de</strong>r Rührer möglichst wenig Leis<strong>tu</strong>ng aufnimmt. Um diesen optimalen<br />
Betriebspunkt einstellen zu können, müssen die Zusammenhänge<br />
zwischen <strong>de</strong>m durch <strong>de</strong>n Rührer in <strong>de</strong>r Flüssigkeit induzierten<br />
Strömungsfeld und <strong>de</strong>r generierten Anzahl und Größenverteilung<br />
<strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel bekannt sein.<br />
Die Dispergierung <strong>de</strong>s Gases in <strong>de</strong>r Flüssigkeit erfolgt dabei in<br />
zwei Schritten: durch die Einbringung <strong>de</strong>s Gases in <strong>de</strong>n Rührkessel<br />
(Primärdispergierung) und die weitere Zerteilung <strong>de</strong>r Primärblasen<br />
durch <strong>de</strong>n Rührvorgang. Dabei wird zum einen die Verweilzeit <strong>de</strong>s<br />
Gases in <strong>de</strong>r Flüssigkeit erhöht, zum an<strong>de</strong>ren die für <strong>de</strong>n Stoffübergang<br />
notwendige Phasengrenzfläche gebil<strong>de</strong>t.<br />
Für die Bestimmung <strong>de</strong>r sich einstellen<strong>de</strong>n Phasengrenzfläche ist<br />
es wesentlich, alle zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Messung im Rührkessel befindlichen<br />
Blasen zu erfassen und zu vermessen, ohne die Strömung<br />
im Rührkessel zu beeinflussen. Dazu wird in dieser Arbeit ein optisches<br />
und damit nicht-invasives Messsystem weiterentwickelt, das auf<br />
holographischer Aufnahme- und Rekonstruktionstechnik in Verbindung<br />
mit photogrammetrischen Auswertealgorithmen basiert. Diese<br />
Messtechnik versetzt <strong>de</strong>n Experimentator in die Lage, <strong>de</strong>n gesamten<br />
Rührkessel dreidimensional, ohne Begrenzung <strong>de</strong>r Schärfentiefe<br />
aufzunehmen, zu rekonstruieren, mit Hilfe <strong>de</strong>r digitalen Bildverarbei<strong>tu</strong>ng<br />
auszuwerten und so die Positionen und Größen aller Blasen<br />
zu bestimmen.<br />
Dazu wer<strong>de</strong>n an je<strong>de</strong>m Messpunkt zwei Hologramme aus zueinan<strong>de</strong>r<br />
senkrecht stehen<strong>de</strong>n Blickrich<strong>tu</strong>ngen aufgenommen und ausgewertet.<br />
Die dreidimensionalen holographischen Rekonstruktionen wer<strong>de</strong>n jeweils<br />
durch Abscannen mit digitalen Kameras mit geringer Schärfentiefe<br />
in einzelne, räumlich aufeinan<strong>de</strong>rfolgen<strong>de</strong> Schnitte zerlegt. In<br />
<strong>de</strong>n Durchdringungen <strong>de</strong>r Schnitte bei<strong>de</strong>r Ansichten wer<strong>de</strong>n schließlich<br />
die bei<strong>de</strong>n Ansichten einer Blase durch Stereomatching einan<strong>de</strong>r
139<br />
zugeordnet. Auf diese Weise können sämtliche Blasen, die sich an<br />
einem gegebenen Betriebspunkt im Rührkessel befin<strong>de</strong>n, erfasst und<br />
mit hoher Genauigkeit vermessen wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>n Messungen wird<br />
dann quantitativ die Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasengrößen bestimmt<br />
und daraus <strong>de</strong>r mittlere Blasendurchmesser errechnet.<br />
Mit ergänzen<strong>de</strong>n Hochgeschwindigkeitsaufnahmen wer<strong>de</strong>n Informationen<br />
über die Strömungsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r untersuchten Rührer gewonnen.<br />
Mit diesen Aufnahmen wird zeitlich hoch aufgelöst <strong>de</strong>r Vorgang <strong>de</strong>r<br />
Blasenzerteilung visualisiert und eine qualitative Antwort auf die<br />
Frage gegeben, wie oft eine Blase zerteilt wird und welche Größen<br />
die bei <strong>de</strong>r Zerteilung entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente haben. Darüber<br />
hinaus wird mit Hilfe <strong>de</strong>r Aufnahmen abgeschätzt, bis zu welcher<br />
Größe die Blasen in <strong>de</strong>r Rührkesselströmung gehalten wer<strong>de</strong>n.<br />
In <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit wird das Dispergierverhalten einer<br />
Rushton-Turbine sowie eines aufwärts und eines abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Schrägblattrührers an verschie<strong>de</strong>nen Betriebspunkten untersucht.<br />
In <strong>de</strong>n mit Dimethylsulfoxid (DMSO) o<strong>de</strong>r einer DMSO-<br />
Glyzerinmischung gefüllten Rührkessel wird trockene, entölte Luft<br />
durch eine zentrisch in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Kessels angeordnete Düse eingebracht<br />
und von einem <strong>de</strong>r Rührer dispergiert. Die Viskosität <strong>de</strong>r<br />
Flüssigkeit wird über ihren Glyzeringehalt variiert. Der Einfluss <strong>de</strong>r<br />
Drehzahl <strong>de</strong>s Rührers, <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng sowie <strong>de</strong>s Düsendurchmessers<br />
auf das Dispergierverhalten <strong>de</strong>r Rührer wird untersucht.<br />
Mit <strong>de</strong>n holographischen Untersuchungen wer<strong>de</strong>n erstmals alle im<br />
Rührkessel befindlichen Blasen vermessen. Die aus <strong>de</strong>n gemessenen<br />
Anzahlverteilungen <strong>de</strong>r Blasengrößen errechneten Sauterdurchmesser<br />
bestätigen die in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r angegebene Drehzahlabhängigkeit<br />
<strong>de</strong>s Sauterdurchmessers. Die gemessenen Anzahlverteilungen belegen<br />
jedoch ein<strong>de</strong>utig, dass die Variation <strong>de</strong>s Düsendurchmessers, <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng<br />
und <strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit einen bisher in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r<br />
nicht berücksichtigten Einfluss auf die Anzahl und die Größenverteilung<br />
und damit <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen hat.<br />
Die Hochgeschwindigkeitsaufnahmen zeigen, dass <strong>de</strong>r Größenunterschied<br />
zwischen <strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Dispergierung einer Blase entstehen<strong>de</strong>n
140<br />
Blasenfragmenten mit <strong>de</strong>r Stärke <strong>de</strong>s <strong>tu</strong>rbulenten Scherfel<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r<br />
Flüssigkeit und <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Primärblase wächst.<br />
Auf Basis <strong>de</strong>r experimentellen Ergebnisse und eines <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r<br />
entnommenen Mo<strong>de</strong>lls zur Beschreibung <strong>de</strong>r Blasenzerteilung in Blasensäulen,<br />
das auf die Rührkesselströmung angepasst wird, wird<br />
eine erweiterte Mo<strong>de</strong>llvorstellung entwickelt, um die untersuchten<br />
Rührer hinsichtlich ihrer Dispergierwirkung miteinan<strong>de</strong>r vergleichen<br />
zu können.<br />
Dieses Mo<strong>de</strong>ll geht davon aus, dass die Größe <strong>de</strong>r Primärblasen einen<br />
wesentlichen Einfluss auf <strong>de</strong>n Dispergiervorgang hat und <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser<br />
eine Funktion <strong>de</strong>r Dispergierung und <strong>de</strong>r Strömung<br />
<strong>de</strong>r Flüssigkeit ist. Es wer<strong>de</strong>n Beziehungen angegeben, mit <strong>de</strong>nen<br />
die Anzahl und die Größe <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Dispergierung entstehen<strong>de</strong>n<br />
Blasenfragmente berechnet wer<strong>de</strong>n können. Grundlage dafür ist die<br />
Instabilität <strong>de</strong>r Primärblase, mit <strong>de</strong>r berücksichtigt wird, um wie<br />
viel die zu zerteilen<strong>de</strong> Primärblase größer ist als die maximal stabile<br />
Blase. Es wird gezeigt, dass um so kleinere Blasenfragmente aus einer<br />
Primärblase gerissen wer<strong>de</strong>n, je instabiler diese ist. Mit Kenntnis<br />
<strong>de</strong>r Anzahl und <strong>de</strong>r Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasen, die bei <strong>de</strong>r Dispergierung<br />
einer Primärblase entstehen, wird schließlich abgeschätzt,<br />
welcher Anteil <strong>de</strong>r Blasen in <strong>de</strong>r Rührkesselströmung gehalten wer<strong>de</strong>n<br />
kann und wie groß <strong>de</strong>r Anteil ist, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Rührkessel direkt<br />
verlässt. Dies wird <strong>de</strong>n gemessenen Anzahlverteilungen <strong>de</strong>r Blasengrößen<br />
gegenübergestellt und so auf die unterschiedliche Verweilzeit<br />
unterschiedlicher großer Blasen geschlossen.<br />
Aus <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llvorstellung wird ein Vorgehen zur Auswahl einer effizienten<br />
Rührkesselanordnung abgeleitet. Das in <strong>de</strong>n Rührkessel eingebrachte<br />
Gas wird dann optimal genutzt, wenn die generierten Blasen<br />
eine sehr enge Verweilzeitverteilung haben. Daraus folgt, dass<br />
die <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Dispergierung gebil<strong>de</strong>ten Blasen nur geringe Größenunterschie<strong>de</strong><br />
aufweisen dürfen. Daraus abgeleitet darf die Primärblasengröße<br />
die maximal stabile Blasengröße nur geringfügig überschreiten.<br />
Die Größe <strong>de</strong>r Düse und die Gasbelas<strong>tu</strong>ng muss daher auf die<br />
Rührerart und <strong>de</strong>n Betriebspunkt abgestimmt wer<strong>de</strong>n. Der Rührer<br />
muss in <strong>de</strong>r Flüssigkeit eine Strömung erzeugen, die so stark ist, dass
141<br />
die gebil<strong>de</strong>ten Blasen über die für die Reaktion benötigte Zeit im<br />
Rührkessel gehalten wer<strong>de</strong>n können. Dies gelingt durch die Auswahl<br />
eines axial und abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rührers, <strong>de</strong>r eine zu<strong>de</strong>m geringe<br />
Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme hat. Die Verweilzeit <strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel<br />
kann dann in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r zu erfüllen<strong>de</strong>n Trennaufgabe über<br />
die Rührerdrehzahl eingestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die exakten sich einstellen<strong>de</strong>n Sauterdurchmesser können wegen <strong>de</strong>r<br />
komplexen Strömung im Rührkessel nur numerisch bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />
Es wird jedoch eine vereinfachte Auswer<strong>tu</strong>ng vorgestellt, mit <strong>de</strong>r<br />
abgeschätzt wer<strong>de</strong>n kann, wie effektiv eine gegebene Rührkesselanordnung<br />
ist. Die Auswer<strong>tu</strong>ng für <strong>de</strong>n Betrieb einer Rushton-Turbine<br />
ergibt, dass dieser Rührer verglichen mit einem abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Schrägblattrührer ein hochgradig ineffektives Dispergierorgan ist.
LITERATUR 142<br />
Litera<strong>tu</strong>r<br />
[1] Fa. Agfa-Gevaert: NDT/Holographie, DIS/NDT: Technische<br />
Informationen: Photographische Materialien für die Holographie,<br />
Agfa-Gevaert N. V., Morstel, Belgien, 1988<br />
[2] Bakker, A.; Van Den Akker, H.E.A.: A computational s<strong>tu</strong>dy<br />
on dispersing gas in a stirred reactor, 7 th European Congress<br />
of Mixing, Vol. 1, 199-207, 1991<br />
[3] Barigou, M.; Greaves, M.: Bubble-size distributions in a mechanically<br />
agitated gas-liquid contactor; Chemical Engineering<br />
Science, Vol. 47, No. 8, 2009-2025, 1992<br />
[4] Barigou, M.; Greaves, M.: Gas hold-up and interfacial area<br />
distributions in a mechanically agitated gas-liquid contactor;<br />
TransIChemE, Vol. 74, Part A, 397-405, April 1996<br />
[5] Batchelor, G.K.: The Theory of Homogeneous Turbulence,<br />
Cambridge University Press, 1953<br />
[6] Benadda, B.; Ismaili, S.; Otterbein, M.: Relation of Mechanical<br />
Power to Gas Hold-up and Mass Transfer in an Agitated<br />
Vessel; Chem.Eng.Technol. 20, 192-198, 1997<br />
[7] Biesecker, B.O.: VDI Forschungsheft 554, 1972<br />
[8] Birch, D.; Ahmed, N.: The Influence of sparger <strong>de</strong>sign and<br />
Location on Gas Dispersion in Stirred Vessels, Trans IChemE,<br />
Vol. 75, Part A, 437-496, July 1997<br />
[9] Brodkey, R.S.: The Phenomena of Fluid Motions, Addison<br />
Wesley, 1967<br />
[10] Brodkey, R.S.: Turbulence in Mixing Operations. Theory and<br />
Applications to Mixing Reaction; Aca<strong>de</strong>mic Press, New York,<br />
1975<br />
[11] Bronstein, I.N.; Semendjajew, K.A.: Taschenbuch <strong>de</strong>r Mathematik,<br />
Verlag Harry Deutsch, Thun und Frankfurt/Main,<br />
23. Auflage, 1987
LITERATUR 143<br />
[12] Chávez, A.: Holographische Untersuchungen an Einspritzstahlen,<br />
Fluiddynamik und Wärmeübergang durch Kon<strong>de</strong>nsation,<br />
Dissertation TU München, 1991<br />
[13] Chen, H.T.; Middleman, S.: Drop Size Distribution in Agitated<br />
Liquid-Liquid Systems; AICHe J., Vol. 13, No. 5, 989-995,<br />
1967<br />
[14] Clift, R.; Grace, J.R.; Weber, M.E.: Bubbles, Drops and<br />
Particles. New York, San Franzisco, London, Aca<strong>de</strong>mic Press,<br />
1978<br />
[15] Cooper, R.G.; Wolf, D.: Velocity Profiles and pumping capacities<br />
for <strong>tu</strong>rbine type impellers, Canad. J. of Chem. Engng.<br />
46, 94-100, 1968<br />
[16] Cui, Y.Q.; van <strong>de</strong>r Lens, R.G.J.M.; Luyben, K.Ch.A.M.:<br />
Local Power Uptake in Gas-Liquid Systems with Single and Multiple<br />
Rushton-Turbines, Chem. Eng. Science, Vol. 51,<br />
No. 5, 2631-2636, 1996<br />
[17] Dyster, K.N.; Koutsakos, E.; Jaworski, Z.; Nienow,<br />
A.W.: An LDA S<strong>tu</strong>dy of the radial discharge flow field generated<br />
by a Rushton Turbine: Newtonian Fluids, Re ≥ 5, Trans<br />
IChemE, 71(A1), 11-23, 1993<br />
[18] EKATO Rühr- und Mischtechnik GmbH: Handbuch <strong>de</strong>r<br />
Rührtechnik; EKATO Rühr- und Mischtechnik GmbH, Schopfheim,<br />
1990<br />
[19] Feldmann, O.; Mayinger, F.: Laser Pulsed Holography Applied<br />
to the Three-Dimensional Two-Phase-Flow in Aerated Stirred<br />
Vessels. In: CD-ROM Proc. of the 8th Intl. Symp. on Flow<br />
Visualization, Sorrento, Italien, 1.-4. September 1998.<br />
Eds.: C. M. Carlomagno et al. Edinburgh, 1998<br />
[20] Feldmann, O.; Mayinger, F.: Bubble Size Distribution in an<br />
aerated stirred vessel. In: CD-ROM Proc. of the 2nd European
LITERATUR 144<br />
Congress of Chemical Engineering ECCE2, Montpellier, Frankreich,<br />
5.-7. Oktober 1999<br />
[21] Feldmann, O.: Short Time Holography and Holographic PIV<br />
applied to Engineering problems; In: Applied Optical Measurements;<br />
Eds.: Lehner, M. and Mewes, D., 263-278, Springer<br />
Verlag, 1999<br />
[22] Feldmann, O.: Short Time Holography; In: Optical Measurements<br />
– Techniques and Applications 2nd Edition; Eds.: Mayinger,<br />
F. and Feldmann, O., Springer Verlag, 2001<br />
[23] Feldmann, O.; Tauscher, R.: Digital image processing; In:<br />
Optical Measurements – Techniques and Applications 2nd Edition;<br />
Eds.: Mayinger, F. and Feldmann, O.; Springer Verlag,<br />
2001<br />
[24] Fort, I.: Pumping Capacity of Propeller Mixer; Coll. of Czechosl.<br />
Chem. Commun.; Vol. 32, 3663-3678, 1967 und Vol. 34, 1094-<br />
1097, 1969<br />
[25] Fort, I.; Podivinska, J.; Baloun, R.: The s<strong>tu</strong>dy of convective<br />
flow in a system with a rotary mixer and baffles, Coll. Czechosl.<br />
Chem. Commun. 34, 959-974, 1969<br />
[26] Fort, I.; Valesova, H.; Kudrna, V.: S<strong>tu</strong>dies on Mixing<br />
XXVII. Liquid circulation in a system with axial mixer and radial<br />
baffels; Coll. Czechosl. Chem. Commun. 36, 164 - 185, 1971<br />
[27] Gabor, A.: Microscopy by reconstructed wavefronts, Proc. Roy.<br />
Soc. A., p. 197 ff, 1949<br />
[28] Gad-el-Hak, M.; Corrsin, S.: Measurements of nearly isotropic<br />
<strong>tu</strong>rbulence behind a uniform jet grid, J. Fluid. Mech. 62,<br />
Part 1, 115-143, 1974<br />
[29] Gebhard, P.: Zerfall und Verdampfung von Einspritzstrahlen<br />
aus lamellenbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Düsen, Dissertation TU München, 1996
LITERATUR 145<br />
[30] Greaves, M.; Kobbacy, K.A.H.; Millington, G.C.: Gassed<br />
Power Dynamics of Disc Turbine Impeller, Chemical Engineering<br />
Science, Vol. 38, No. 11, 1909-1916, 1983<br />
[31] Greaves, M.; Barigou, M.: The internal Struc<strong>tu</strong>re of gasliquid<br />
dispersions in a stirred reactor, 6 th European Conference<br />
on Mixing, 24 th May - 26 th May 1988 in Pavia, Italy, 313-320,<br />
1988<br />
[32] Gesellschaft Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen:<br />
Mischen und Rühren - Grundlagen und mo<strong>de</strong>rne Verfahren<br />
für die Praxis; GVC Tagung “Mischen und Rühren”23.-<br />
24.11.1998 in Ba<strong>de</strong>n Ba<strong>de</strong>n; VDI-Gesellschaft Verfahrenstechnik<br />
und Chemieingenieurwesen; Düsseldorf, 1998<br />
[33] Hawighorst, A.: Untersuchungen zur Tropfengrößenbestimmung;<br />
Dissertation TU Hannover, 1985<br />
[34] Hecht, E.: Optik, Addison Wesley, 1989<br />
[35] Hesketh, R.P.: Bubble breakage in <strong>tu</strong>rbulent liquid flow; PhD<br />
<strong>Thesis</strong>, University of Delaware, 1987<br />
[36] Höcker, H.; Langer, G.: Zum Leis<strong>tu</strong>ngsverhalten begaster<br />
Rührer in newtonschon und nicht-newtonschen Flüssigkeiten,<br />
Rheologica Acta, Vol. 16, No. 4, 400-412, 1977<br />
[37] Hughmark, G.A.: Power Requirements and Interfacial Area in<br />
Gas-Liquid Turbine Agitated Systems, Ind. Eng. Chem. Process<br />
Des. Dev., Vol. 19, 638-641, 1980<br />
[38] Hinze, J. O.: Fundamentals of the hydrodynamic mechanism<br />
of splitting in dispersion processes; AIChE J. Vol. 1, No. 3, 289-<br />
295, 1955<br />
[39] Hinze, J. O.: Turbulence, McGraw Hill, New York, 1975<br />
[40] Judat, H.: Rührleis<strong>tu</strong>ng beim Dispergieren von Gasen, eine<br />
neue Approximation Ne(Q G ,Fr,D/d)für <strong>de</strong>n Scheibenrührer<br />
mit 6 Schaufeln, Chem.-Ing.-Tech. 48. Jahrgang, 865-867, 1976
LITERATUR 146<br />
[41] Junker, B.H.; Stanik, M.; Barna, C.; Salmon, P.; Paul,<br />
E.; Buckland, B.C.: Influence of impeller type on power input<br />
in fermentation vessels, Bioprocess Engineering 18, 401-412,<br />
Springer Verlag, 1998<br />
[42] Kipke, K.: Rühren von dünnflüssigen und mittelviskosen Medien,<br />
Chem.-Ing.-Tech. 51. Jahrgang, Nr. 5, 430-436, 1979<br />
[43] Kiemle, Röss: Einführung in die Technik <strong>de</strong>r Holographie,<br />
Aka<strong>de</strong>mische Verlagsgesellschaft, Frankfurt/Main, 1969<br />
[44] Kolmogorov, A.N.: Die lokale Struk<strong>tu</strong>r <strong>de</strong>r Turbulenzin<br />
einer inkompressiblen zähen Flüssigkeit bei sehr großen<br />
Reynolds’schen Zahlen, Compt. Rend. Acad. Sc. USSR, Band<br />
30 Nr. 4, 301ff., 1941<br />
Übersetzung abgedruckt in “Sammelband zur statistischen<br />
Theorie <strong>de</strong>r Turbulenz”, Aka<strong>de</strong>mie-Verlag, Berlin, 1958<br />
[45] Kolmogorov, A.N.: Die Energiedissipation für lokal isotrope<br />
Turbulenzen, Compt. Rend. Acad. Sc. USSR, Band 32 Nr. 1,<br />
16ff., 1941<br />
Übersetzung abgedruckt in “Sammelband zur statistischen<br />
Theorie <strong>de</strong>r Turbulenz”, Aka<strong>de</strong>mie-Verlag, Berlin, 1958<br />
[46] Kresta, S.: Turbulence in Stirred Tanks: Anisotropic, Approximate<br />
and Applied; The Canadian Journal of Chemical Engineering,<br />
Vol. 76, 563-575, June 1998<br />
[47] Kresta, S.; Wood, P.: The flow field generated by a pitched<br />
bla<strong>de</strong> <strong>tu</strong>rbine: Characterization of the <strong>tu</strong>rbulence and estimation<br />
of the dissipation rate; Chem. Eng. Science, Vol. 48, No. 10,<br />
1761-1774, 1993<br />
[48] Kumar, S.; Ganvir, V.; Satyanand, C.; Kumar, R. and<br />
Ghandi, K.S.: Alternative mechanisms for drop breakup in<br />
stirred vessels; Chemical Engineering Science, Vol. 53, 3269-<br />
3280, April 1998
LITERATUR 147<br />
[49] Laufhütte, H.-D.: Turbulenz Parameter in gerührten Flui<strong>de</strong>n,<br />
Dissertation TU München, 1986<br />
[50] Laufhütte, H.-D., Mersmann, A.: Dissipation of power in<br />
STRs, Vortrag auf <strong>de</strong>r: 5 th European Conference of Mixing,<br />
Cranfield, UK, 1985<br />
[51] Lee, C.H.; Erickson, L.E.; Glasgow, L.A.: Bubble break-up<br />
and coalescence in <strong>tu</strong>rbulent gas-liquid dispersions; Chem. Eng.<br />
Com. 59, 65-84, 1987<br />
[52] Lee, J.C.; Meyrick, B.: Gas-liquid interfacial areas in salt<br />
solutions in an agitated tank; TransIChemE, 48, T37-T45, 1970<br />
[53] Lee, K.C.; Yianneskis, M.: Turbulence Properties of the Impeller<br />
Stream of a Rushton Turbine; AIChE Journal, Vol. 44,<br />
No. 1, 13-23; January 1998<br />
[54] Lehr, F.: Berechnen von Blasengrößenverteilungen und<br />
Strömungsfel<strong>de</strong>rn in Blasensäulen; Dissertation TU Hannover,<br />
2001<br />
[55] Löffler, F.; Raasch, J.: Grundlagen <strong>de</strong>r mechanischen Verfahrenstechnik,<br />
Vieweg, Braunschweig, 1992<br />
[56] Levich, V.G.: Physicochemical Hydrodynamics; Prentice-Hall,<br />
N.J., 1962<br />
[57] Lu, W.M.; Hsu, R.C.; Chien, W.C.; Lin, L.C.: Measurement<br />
of local bubble diameters and analysis of gas dispersion in<br />
an aerated stirred vessel with disc <strong>tu</strong>rbine impeller; Journal of<br />
chemical Engineering of Japan, Vol. 26, No. 5, 551-557, 1993<br />
[58] Luo, H.; Svendsen, H.F.: Theoretical mo<strong>de</strong>l for drop and<br />
bubble breakup in <strong>tu</strong>rbulent dispersions; AIChE J. 42, No. 5,<br />
1225-1233, 1996<br />
[59] Mao, D.; Feng, L.; Wang, K.; Li, Y.: The Mean Flow Field<br />
Generated By a Pitched Bla<strong>de</strong> Turbine: Changes in the Circulation<br />
Pattern due to Impeller Geometry, The Canadian Journal<br />
of Chemical Engineering, Vol. 75, 307-316, April 1997
LITERATUR 148<br />
[60] Machon, V; Pacek, A.W. Nienow, A.W.: Bubble Sizes in<br />
Electrolyte and Alcohol Solutions in a <strong>tu</strong>rbulent stirred Vessel;<br />
TransIChemE, Vol. 75, Part A, March 1997<br />
[61] Mayinger, F.; Chávez, A.: Measurement of direct-contact<br />
con<strong>de</strong>nsation of pure sa<strong>tu</strong>rated vapour on an injection spray by<br />
applying pulsed laser holography, Int. J. Heat Mass Transfer,<br />
Vol 35, No. 3, 691-702, 1992<br />
[62] Mayinger, F.; Chen, M.Y.: Holographic interferometrys<strong>tu</strong>dies<br />
of the tempera<strong>tu</strong>re field near a con<strong>de</strong>nsing bubble; Symp.<br />
on optical methods in the dynamics of fluids and solids, Castle<br />
liblice, CSSR, 1984<br />
[63] Mayinger, F.; Feldmann, O.: Optical Measurements – Techniques<br />
and Application, 2. Auflage, Springer Verlag, Berlin, 2001<br />
[64] Mayinger, F.; Gebhard, P.: Evaluation of pulsed laser holograms<br />
of flashing sprays by digital image processing, ASME<br />
FED-VOL. 209, 13-22, Flow visualization and image processing<br />
of multiphase, 1995<br />
[65] Mayinger, F.; Nordmann, D.: Tempera<strong>tu</strong>r, Druck und<br />
Wärmetransport in <strong>de</strong>r Umgebung kon<strong>de</strong>nsieren<strong>de</strong>r Blasen,<br />
VDI-Forschungsheft 605, 1981<br />
[66] Mayinger, F.; Panknin, W.: Holography in Heat and Mass<br />
Transfer; 5 th IHTC, Vol. 5, Tokyo, 1974<br />
[67] Mavros, P.; Baudou, C.: Quantification of the Performance of<br />
Agitators in Stirred Vessels: Definition and Use of an Agitation<br />
In<strong>de</strong>x, Trans IChemE, Vol. 75, Part A, 737-744, November 1997<br />
[68] Meng, H., Hussian, F.: Holographic particle velocimetry: 3-D<br />
measurement technique for vortex interactions, coherent struc<strong>tu</strong>res<br />
and <strong>tu</strong>rbulence, Fluid Dynamic Research, 8, 33-52, 1991<br />
[69] Mersmann, A.: Stoffübertragung; Springer, Berlin, 1986
LITERATUR 149<br />
[70] Mersmann, A.: Fluiddynamik von Blasensäulen, VDI-<br />
Bildungswerk 2464<br />
[71] Millies, M.: Fluiddynamik, Vermischung und Stoffübergang in<br />
Zirkulationszellen in Blasensäulen, Dissertation Uni Hannover<br />
[72] Millies, M.; Mewes, D.: A transport equation for the local<br />
interfacial area <strong>de</strong>nsity in two-phase flow; Proc. 2nd Intl. Conf.<br />
on Multiphase Flow, Kyoto, Japan, 1995<br />
[73] Nienow, A.W.; Wisdom, D.J.: The effect of scale and geometry<br />
on flooding, recirculation and power in gassed stirred vessels;<br />
2 nd European Conference on Mixing, 30 th March - 1 st April 1977,<br />
Paper F1, 1977<br />
[74] Pacek, A.W.; Man, W.W.; Nienow, A.W.: On the Sauter<br />
mean diameter and size distributions in <strong>tu</strong>rbulent liquid/liquid<br />
dispersions in a stirred vessel Chemical Engineering Science, Vol.<br />
53, No. 11, 2005-2011, 1998<br />
[75] Parthasarathy, R.; Ahmed, N.: Gas hold-up in stirred vessels:<br />
Bubble size and power input effects, 7 th European Congress<br />
of Mixing, Vol. 2, 295-301, 1991<br />
[76] Parthasarathy, R.; Ahmed, N.: Bubble size distribution in<br />
a gas sparged vessel agitated by a Rushton <strong>tu</strong>rbine Ind. Eng.<br />
Chem. Res., Vol. 33, No. 3,703-711, 1994<br />
[77] Parthasarathy, R.; Ahmed, N.: Sauter mean and maximum<br />
bubble diameters in aerated vessels TransIChemE, Vol. 72, Part<br />
A, July 1994<br />
[78] Patterson, G.K.: Measurements and mo<strong>de</strong>lling of flow in gas<br />
sparged, agitated vessels In: Proc. of the 7 th European Conference<br />
on Mixing, Vol. 1, 209-215, 1991<br />
[79] Prince, M.; Blanch, H.W.: Bubble coalescence and breakup<br />
in air sparged bubble colums, AICHE J., Vol. 36, No. 10,<br />
1485-1499, 1990
LITERATUR 150<br />
[80] Rotta, J.C.: Turbulente Strömungen, B. G. Teubner Verlag,<br />
S<strong>tu</strong>ttgart, 1972<br />
[81] Rousar, I.; Van <strong>de</strong>n Akker, H.E.A.: LDA Measurements<br />
of Liquid Velocities in Sparged Agitated Tanks with Single and<br />
Multiple Rushton Turbines; ICemE Symposium Series No. 136,<br />
89-96<br />
[82] Schäfer, M.; Höfken, M.; Durst, F.: Detailed LDV-<br />
Measurements For Visualization of the Flow Field Within a Stirred<br />
tank Reactor Equipped with a Rushton-Turbine;<br />
TransIChemE, Vol. 75, Part A, 729-736, November 1997<br />
[83] Stahl Wernersson, E.; Trägardh, C.: Scaling of Turbulence<br />
in a Turbine Agitated Tank in Relation to Agitation Rate; Chemical<br />
Engineering Journal 70, 37-45, 1998<br />
[84] Taylor, G.I.: Statistical Theory of <strong>tu</strong>rbulence, Proc. Roy. Soc.<br />
A 151, 421-478, 1935<br />
[85] Tennekes, H.; Lumley, J.L.: A first course in <strong>tu</strong>rbulence,<br />
MIT Press, 1977<br />
[86] Thompson, B.J.; Ward, J.H.; Zinky, W.R.: Application<br />
of holographic techniques for Particle Sizing Analysis; Applied<br />
Optics, Vol. 6, 519-526, 1967<br />
[87] Trollinger, F.: Flow visualization holography, Optical Engineering,<br />
Vol. 14, No. 5, 1975<br />
[88] Townsebd, A.A.: The Struc<strong>tu</strong>re of Turbulent Shear Flow, New<br />
York, 1976<br />
[89] Ullmanns Encyklopädie <strong>de</strong>r Technischen Chemie: 4. Auflage,<br />
Band 2, Kapitel “Rührtechnik”; M. Zlokarnik, Verlag Chemie<br />
GmbH, Weinheim, 1973<br />
[90] Voit, H.; Zeppenfeld, R.; Mersmann, A.: Calculation of<br />
Primary Bubble Volume in the gravitational and Centrifugal<br />
Field
LITERATUR 151<br />
[91] Wächter, P.; Schäfer, M.; Durst, F.: Bestimmung <strong>de</strong>r lokalen<br />
Blasengrößenverteilung im Rührreaktor mittels Phasen-<br />
Doppler-Anemometrie Vortrag im Rahmen <strong>de</strong>r GVC-Tagung<br />
Mischvorgänge in Wittenberg, 10.04.-11.04.2000<br />
[92] Walter, F.; Blanch, W.: Bubble breakup in gas liquid bioreaktors:<br />
Break-up in <strong>tu</strong>rbulent flows, Chem Eng. Journal, 32,<br />
B7-B17, 1986<br />
[93] Werner, F.: Über die Turbulenz in gerührten newtonschen und<br />
nicht-newtonschen Flui<strong>de</strong>n, Dissertation TU München, 1997<br />
[94] Werner, F.; Mersmann, A.: An Engineering Approach to<br />
Turbulence; ICHEME Symposium Series No.: 136<br />
[95] Wilkinson, P.M.: Physical aspects and scale-up of high pressure<br />
bubble columns; PhD <strong>Thesis</strong>, University Groningen, The<br />
Netherlands, 1991<br />
[96] Zlokarnik, M.: Eignung von Rührern zum Homogenisieren von<br />
Flüssigkeitsgemischen, Chem.-Ing.-Tech. 39, 9/10, 539-548, 1967<br />
[97] Zlokarnik, M.: Rührleis<strong>tu</strong>ng in begasten Flüssigkeiten, Chem.-<br />
Ing.-Tech. 45, 10a, 689-692, 1973<br />
[98] Zlokarnik, M.: Rührtechnik - Theorie und Praxis, Springer,<br />
Berlin, 1999<br />
[99] Zhou, G.; Kresta, S.M.: Impact of Tank Geometry on the<br />
Maximum Turbulence Energy Dissipation Rate for Impellers,<br />
AIChE Journal, Vol. 42, No. 9, 2476-2490, 1996<br />
[100] Zhou, G.; Kresta, S.M.: Correlation of mean drop size and<br />
minimum drop size with the <strong>tu</strong>rbulence energy dissipation and<br />
the flow in an agitated tank, Chemical Engineering Science, Vol.<br />
53, No. 11, 2063-2079, 1998