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Lehrs<strong>tu</strong>hl für Thermodynamik<br />

Technische Universität München<br />

Dispergieren in begasten Rührkesseln<br />

Oliver Feldmann<br />

Vollständiger Abdruck <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Fakultät für Maschinenwesen <strong>de</strong>r<br />

Technischen Universität München zur Erlangung <strong>de</strong>s aka<strong>de</strong>mischen<br />

Gra<strong>de</strong>s eines<br />

genehmigten Dissertation<br />

Doktor – Ingenieurs<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r:<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing.,<br />

Dr.-Ing. habil. Rudolf Schilling<br />

Prüfer <strong>de</strong>r Dissertation: 1. Univ.-Prof. Dr.-Ing.,<br />

Dr.-Ing. E.h. Franz Mayinger, em.<br />

2. Univ.-Prof. Dr.-Ing.,<br />

Dr.-Ing. habil. Johann Stichlmair<br />

Die Dissertation wur<strong>de</strong> am 15.01.2003 bei <strong>de</strong>r Technischen Universität<br />

München eingereicht und durch die Fakultät für Maschinenwesen<br />

am 28.03.2003 angenommen.


Vorwort<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit entstand im Rahmen meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Lehrs<strong>tu</strong>hl A für Thermodynamik <strong>de</strong>r<br />

Technischen Universität München. Sie wur<strong>de</strong> im Rahmen <strong>de</strong>s Schwerpunktprgramms<br />

“Analyse, Mo<strong>de</strong>llbildung und Berechnung mehrphasiger<br />

Strömungen” durch die <strong>de</strong>utsche Forschungsgemeinschaft<br />

geför<strong>de</strong>rt.<br />

Meinem sehr verehrten Lehrer, Herrn Prof. em. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h.<br />

Franz Mayinger, gilt mein ganz beson<strong>de</strong>rer Dank für die Überlassung<br />

<strong>de</strong>s Themas, die Freiheit bei <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />

Arbeit, das mir entgegen gebrachte Vertrauen sowie sein reges<br />

Interesse am Fortgang meiner Arbeit. Die vielen intensiven und rich<strong>tu</strong>ngsweisen<strong>de</strong>n<br />

Gespräche, die oft über rein fachliche Inhalte hinaus<br />

gingen, waren und sind mir eine wertvolle Hilfe.<br />

Herrn Professor Dr.-Ing. habil. Johann Stichlmair danke ich für die<br />

Durchsicht <strong>de</strong>r Arbeit und die freundliche Übernahme <strong>de</strong>s Koreferates.<br />

Ebenso danke ich Herrn Professor Dr.-Ing. habil. Rudolf Schilling<br />

für die Übernahme <strong>de</strong>s Vorsitzes bei <strong>de</strong>r mündlichen Prüfung.<br />

Vieles wur<strong>de</strong> getragen durch die freundschaftliche, anregen<strong>de</strong> und unterstützen<strong>de</strong><br />

Arbeits– und LebensatmosphäreamLehrs<strong>tu</strong>hl.Dafür<br />

gilt mein Dank meinen Kolleginnen und Kollegen, aber auch <strong>de</strong>n S<strong>tu</strong><strong>de</strong>nten,<br />

wissenschaftlichen Hilfskräften und IAESTE–Praktikanten,<br />

die durch ihre tatkräftige Unterstützung einen wesentlichen Teil zum<br />

Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben.<br />

Der größte Dank jedoch gebührt meiner lieben Frau Brigitte, die<br />

während <strong>de</strong>r Erstellung dieser Arbeit auf vieles verzichtet und mir<br />

immer <strong>de</strong>n Rücken frei gehalten hat. Mein Freund Martin Schuster<br />

hat mich in vielen freundschaftlichen und fachlichen Gesprächen<br />

durch meine gesamte Ausbildung begleitet und dadurch mit geprägt.<br />

Dies gilt auch für meinen Freund Thomas Frey, <strong>de</strong>r mir in entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Momenten immer wertvolle Impulse gegeben hat und somit<br />

einen großen Anteil am Gelingen dieser Arbeit hat. Danke!<br />

Speyer, im Mai 2003<br />

Oliver Feldmann


meiner Familie


INHALTSVERZEICHNIS<br />

iv<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Nomenkla<strong>tu</strong>r<br />

vii<br />

1 Einlei<strong>tu</strong>ng und Aufgabenstellung 1<br />

1.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />

1.2 Zielsetzung dieser Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

2 Theoretische Grundlagen 12<br />

2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel . . . . . . . . . . 12<br />

2.1.1 Leis<strong>tu</strong>ngsbedarf beim Rühren . . . . . . . . . 12<br />

2.1.2 Grundlagen <strong>tu</strong>rbulenter Strömungen . . . . . 15<br />

2.1.3 Die <strong>tu</strong>rbulente Rührkesselströmung . . . . . . 20<br />

2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel . . . . . . . . . 26<br />

2.2.1 Zielgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

2.2.2 Blasenaufstiegsgeschwindigkeit . . . . . . . . . 27<br />

2.2.3 Globale zweiphasige Strömung in einem Rührkessel<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

2.2.4 Einfluss <strong>de</strong>s Gasgehalts auf <strong>de</strong>n Leis<strong>tu</strong>ngseintrag 31<br />

2.2.5 Berechnung <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers . . . . . . 32<br />

2.2.6 Hold-up und spezifische Phasengrenzfläche . . 35<br />

2.2.7 Koaleszenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall . . . . . . . . 37<br />

2.3.1 Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

2.3.2 Blasenzerfallskernfunktion [54] . . . . . . . . . 39<br />

2.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r theoretischen Grundlagen . . . . . . . 44<br />

3 Versuchsanlage 47<br />

4 Die optische Messtechnik 51<br />

4.1 Holographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

4.2 Optischer Aufbau für die Hologrammaufnahme in dieser<br />

Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

4.3 Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme . . . . . . . . . . . . 57


INHALTSVERZEICHNIS<br />

v<br />

4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

4.4.1 Aufgabenstellung bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng . . . . . 63<br />

4.4.2 Digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng . . . . . . . . . . . . 66<br />

4.4.3 Eingeführtes Koordinatensystem . . . . . . . . 70<br />

4.5 Stereomatching . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />

4.6 Messgenauigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

4.6.1 Ermittlung <strong>de</strong>r Systemkonstanten . . . . . . . 80<br />

4.6.2 Sensitivitätsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />

4.7 Anwendung <strong>de</strong>s Messverfahrens . . . . . . . . . . . . 90<br />

5 Ergebnisse 92<br />

5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung..........................<br />

92<br />

5.1.1 Versuchsbereiche ................ 92<br />

5.1.2 Einfluss <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl . . . . . . . . . . 94<br />

5.1.3 Einfluss <strong>de</strong>r G asbelas<strong>tu</strong>ng . . . . . . . . . . . 97<br />

5.1.4 Einfluss <strong>de</strong>s Düsendurchmessers . . . . . . . . 98<br />

5.1.5 Einfluss <strong>de</strong>r Viskosität . . . . . . . . . . . . . 98<br />

5.1.6 Einfluss <strong>de</strong>r Rührerart ............. 100<br />

5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 103<br />

5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng<strong>de</strong>rErgebnisse ............... 109<br />

6 Mo<strong>de</strong>llerweiterung 115<br />

6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung . 117<br />

6.1.1 Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasenfragmente . . . . 118<br />

6.1.2 Theoretische Bestimmung gemittelter Blasengrößen......................<br />

121<br />

6.2 Betrach<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Rührkesselströmung . . . . . . . . . 126<br />

6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung<br />

im Rührkessel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127<br />

6.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llvorstellung und Vergleich <strong>de</strong>r<br />

untersuchten Rührer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134<br />

7 Zusammenfassung 138


INHALTSVERZEICHNIS<br />

vi<br />

Litera<strong>tu</strong>r 142


NOMENKLATUR<br />

vii<br />

Nomenkla<strong>tu</strong>r<br />

Deutsche Buchstaben<br />

A [m 2 ] Fläche, Phasengrenzfläche<br />

A [-] Konstante<br />

a [m 2 /m 3 ] spezifische Phasengrenzfläche<br />

b [m] Blatthöhe<br />

C , C 1 [-] Konstanten<br />

c a [m] Kamerakonstante<br />

c [kg/m 3 ] Konzentration<br />

D, d [m] Durchmesser<br />

d 10 [m] arithmetisch gemittelter Durchmesser<br />

d 32 [m] Sauterdurchmesser<br />

E [J] Energie<br />

f z [1/s] Zerfallsfrequenz<br />

H, h [m] Höhe<br />

H pix [pixel] horizontale Rasterung <strong>de</strong>r BV-Karte<br />

K 1 , K 2 [-] Konstanten<br />

K 3 , K We [-] Konstanten<br />

k L [m/s] Stofftransportkoeffizient<br />

k [1/m] Wellenzahl<br />

L [m] charakteristische Länge<br />

M [kg] Masse<br />

M x , M y , M z [pixel/m] Pixeldichten <strong>de</strong>r BV-Karte<br />

N, n [-] Anzahl<br />

n [1/s] Rührerdrehzahl<br />

P [W] Leis<strong>tu</strong>ng<br />

p [Pa] Druck<br />

q’ [m 3 /s] Flüssigkeitsdurchsatz<br />

s [m] Abstand<br />

T [K] Tempera<strong>tu</strong>r<br />

T [s] charakteristische Zeit<br />

t [1/s] Zeit


NOMENKLATUR<br />

viii<br />

t A,K [m] Schärfentiefe<br />

u [m/s] Geschwindigkeit<br />

V [m 3 ] Volumen<br />

V pix [pixel] vertikale Rasterung <strong>de</strong>r BV-Karte<br />

v [m/s] Geschwindigkeit<br />

w [m/s] Geschwindigkeit<br />

x [m] Koordinate<br />

y [m] Koordinate<br />

z [m] Koordinate<br />

Griechische Buchstaben<br />

β [m/s] Stoffübergangskoeffizient<br />

∆ [−] Differenz<br />

ɛ [W/kg] spezifische Leis<strong>tu</strong>ng<br />

η [Pas] dynamische Viskosität<br />

Λ [m] integrales Längenmaß<br />

λ [m] Wellenlänge<br />

ν [m 2 /s] kinematische Viskosität<br />

ρ [kg/m 3 ] Dichte<br />

σ [N/m] Oberflächenspannung<br />

τ [N/mm 2 ] Schubspannung<br />

τ [s] Verweilzeit<br />

Indices<br />

A Aufriss<br />

D Düsendurchmesser<br />

GGasphase<br />

K Kolmogorov<br />

K Kreuzriss<br />

L Flüssigkeit<br />

lok lokaler Wert<br />

M Mittelpunkt<br />

max maximaler Wert


NOMENKLATUR<br />

ix<br />

o oben<br />

R Rührer<br />

r radial<br />

rms root-mean-square<br />

SF Scherfeld<br />

tip auf <strong>de</strong>n Rührerumfang bezogen<br />

u unten<br />

0 auf die Primärblase bezogen<br />

Kopfzeiger<br />

· nach <strong>de</strong>r Zeit abgeleitet<br />

− gemittelt<br />

∗ dimensionslos<br />

′<br />

Schwankung<br />

′<br />

Tochterblase<br />

′′<br />

Restblase<br />

Konstanten<br />

g = 9,80665 m/s 2 Erdbeschleunigung<br />

π = 3,141 Kreiszahl


NOMENKLATUR<br />

x<br />

Dimensionslose Kennzahlen<br />

Fl =<br />

σ 3 ρ 2 L<br />

η 4 L g (ρ L−ρ G )<br />

w 2 B<br />

ρ L<br />

Fluidkennzahl<br />

Fr B =<br />

d B g (ρ L −ρ G )<br />

Frou<strong>de</strong>zahl<br />

P<br />

Ne =<br />

ρ L n 3 d 5 R<br />

Newtonzahl, Leis<strong>tu</strong>ngskennzahl<br />

Q ′ = q′<br />

nd 3 R<br />

dimensionsloser Flüssigkeitsdurchsatz<br />

Q G = ˙V G<br />

nd 3 R<br />

Re B = ρ L w B<br />

η L<br />

d B<br />

Re R = ρ L nd 2 R<br />

η L<br />

We B = ρ L wB 2<br />

σ<br />

d B<br />

We = ρ L n 2 d 3 R<br />

σ<br />

dimensionslose Gasbelas<strong>tu</strong>ng<br />

Reynoldszahl<br />

Rührer-Reynoldszahl<br />

Weberzahl für eine Blase<br />

Weberzahl


1<br />

1 Einlei<strong>tu</strong>ng und Aufgabenstellung<br />

1.1 Einführung<br />

Rührkessel wer<strong>de</strong>n in fast allen Bereichen <strong>de</strong>r Verfahrenstechnik in<br />

großem Umfang eingesetzt. Der Grund für die weite Verbrei<strong>tu</strong>ng liegt<br />

in ihrem relativ einfachen, kompakten und damit kostengünstigen<br />

Aufbau und ihrer zugleich vielseitigen Verwendbarkeit.<br />

Eine Rührkesselanordnung kann durch geringfügige Än<strong>de</strong>rungen, wie<br />

zum Beispiel <strong>de</strong>n Austausch <strong>de</strong>s Rührers, eine an<strong>de</strong>re Grundoperation<br />

ausführen. Es wer<strong>de</strong>n fünf Grundoperationen <strong>de</strong>r Rührtechnik<br />

unterschie<strong>de</strong>n [89]:<br />

• Homogenisieren eines Fluids zum Ausgleich von<br />

Konzentrations- und Tempera<strong>tu</strong>runterschie<strong>de</strong>n,<br />

• Intensivieren <strong>de</strong>s Wärmeaustausches zwischen einer Flüssigkeit<br />

und <strong>de</strong>r Wärmeübertragungsfläche,<br />

• Suspendieren eines Feststoffes in einer Flüssigkeit,<br />

• Dispergieren beziehungsweise Emulgieren zweier ineinan<strong>de</strong>r<br />

nicht löslicher Flüssigkeiten,<br />

• Dispergieren eines Gases in einer Flüssigkeit.<br />

Das Dispergieren eines Gases fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r chemischen Industrie zum<br />

Beispiel bei Hydrierungen, Chlorierungen o<strong>de</strong>r Luftoxidationen breite<br />

Anwendung. Bei Fermentationen und <strong>de</strong>r aeroben Abwasserreinigung<br />

ist <strong>de</strong>r Sauerstoffeintrag von wesentlicher Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng.<br />

Das grundsätzliche Ziel <strong>de</strong>r Dispergierung ist ein möglichst hoher<br />

Stofftransport zwischen <strong>de</strong>r kontinuierlichen und <strong>de</strong>r dispersen Phase.<br />

Dieser berechnet sich nach <strong>de</strong>m ersten Fick’schen Gesetz zu:<br />

Ṁ = Ak L<br />

dc<br />

dx . (1)<br />

Dabei beschreibt dc/dx <strong>de</strong>n Konzentrationsgradienten <strong>de</strong>s übergehen<strong>de</strong>n<br />

Stoffes zwischen <strong>de</strong>r Phasengrenze und <strong>de</strong>m Kern <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />

und stellt die Triebkraft für <strong>de</strong>n Stoffübergang dar.


1.1 Einführung 2<br />

Der Stofftransportkoeffizient k L berücksichtigt die Diffusion <strong>de</strong>s übergehen<strong>de</strong>n<br />

Stoffes durch die flüssigkeitsseitige Grenzschicht und stellt<br />

<strong>de</strong>n limitieren<strong>de</strong>n Geschwindigkeitsschritt für <strong>de</strong>n Stofftransport dar.<br />

Der Stofftransportkoeffizient kann in beschränktem Maße über die<br />

Dicke <strong>de</strong>r Grenzschicht beeinflusst wer<strong>de</strong>n [98]. Diese ist eine Funktion<br />

<strong>de</strong>r Relativgeschwindigkeit zwischen <strong>de</strong>r Blase und <strong>de</strong>r sie umgeben<strong>de</strong>n<br />

Flüssigkeit. Durch eine Erhöhung <strong>de</strong>r Relativgeschwindigkeit<br />

kann die Grenzschichtdicke verringert und damit <strong>de</strong>r Stofftransportkoeffizient<br />

vergrößert wer<strong>de</strong>n [69].<br />

We<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Konzentrationsgradient noch <strong>de</strong>r Stofftransportkoeffizient<br />

kann wesentlich verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, da bei<strong>de</strong> als Stoffeigenschaften <strong>de</strong>s<br />

gegebenen Trennproblems festgelegt sind. Daher ist eine signifikante<br />

Intensivierung <strong>de</strong>s Stofftransportes nur durch die Vergrößerung <strong>de</strong>r<br />

Phasengrenzfläche A möglich. Dies wird in einem Rührkessel durch<br />

die Dispergierung <strong>de</strong>s Gases erreicht, in <strong>de</strong>m möglichst kleine Blasen<br />

und damit eine große Phasengrenzfläche erzeugt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Gasdispergierung erfolgt dabei in zwei Schritten: durch die Einbringung<br />

<strong>de</strong>s Gases in <strong>de</strong>n Rührkessel und durch die weitere Zerteilung<br />

<strong>de</strong>r Blasen durch <strong>de</strong>n Rührer.<br />

Die Art <strong>de</strong>r Einbringung, im Allgemeinen über Düsen, Fritten o<strong>de</strong>r<br />

Lochplatten, bestimmt die Größenverteilung <strong>de</strong>r Primärblasen. Je<br />

nach Größe <strong>de</strong>r Primärblasen muss <strong>de</strong>r Rührer zwei unterschiedliche<br />

Aufgaben erfüllen: die weitere Zerteilung <strong>de</strong>r Primärblasen sowie<br />

die För<strong>de</strong>rung und Durchmischung von Flüssigkeit und Blasen. Die<br />

Auswahl <strong>de</strong>s Rührers richtet sich danach, welche dieser Aufgaben im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund steht, weil ein strömungsmechanisch gutes För<strong>de</strong>rorgan<br />

kein gutes Dispergierorgan ist. Bei<strong>de</strong> Funktionen kann ein Rührer<br />

nur im Rahmen eines Kompromisses erfüllen [42].<br />

Demnach müssen die Zusammenhänge zwischen Rührerart und <strong>de</strong>m<br />

in <strong>de</strong>r Flüssigkeit induzierten Strömungsfeld sowie zwischen <strong>de</strong>m<br />

Strömungsfeld und <strong>de</strong>m Grad <strong>de</strong>r Gasdispergierung bekannt sein.<br />

Der Grad <strong>de</strong>r Dispergierung wird durch die sich einstellen<strong>de</strong> Blasengrößenverteilung<br />

und <strong>de</strong>n Gasgehalt (Hold-up) beschrieben. Bei<br />

Kenntnis dieser Größen ist die <strong>de</strong>m Stoffübergang zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong> Phasengrenzfläche, <strong>de</strong>r mittlere Durchmesser und die mitt-


1.2 Zielsetzung dieser Arbeit 3<br />

lere Verweilzeit <strong>de</strong>r Blasen in <strong>de</strong>r Flüssigkeit gegeben. Somit können<br />

Rührkesselanordnungen zielgerichtet ausgelegt wer<strong>de</strong>n. Das führt zu<br />

einer Reduzierung sowohl <strong>de</strong>r Investitionskosten durch eine kompaktere<br />

Bauweise als auch <strong>de</strong>r Betriebskosten durch verringerte Standzeiten,<br />

Energie- und Stoffverbräuche.<br />

Die zielgerichtete Auslegung von Rührkesselanordnungen scheitert<br />

bisher daran, dass we<strong>de</strong>r für die Bestimmung <strong>de</strong>r Blasenanzahl noch<br />

für die Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r physikalisch<br />

begrün<strong>de</strong>te Ansätze vorliegen und damit die Phasengrenzfläche<br />

nicht berechenbar ist [93, 98].<br />

1.2 Zielsetzung dieser Arbeit<br />

Das Ziel dieser Arbeit ist daher eine möglichst exakte experimentelle<br />

Bestimmung <strong>de</strong>r Anzahl und <strong>de</strong>r Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasen.<br />

In einem Standardrührkessel wird dazu <strong>de</strong>r Einfluss verschie<strong>de</strong>ner<br />

Betriebsparameter auf <strong>de</strong>n Grad <strong>de</strong>r Dispergierung bei Einsatz<br />

eines Sechs-Blatt-Scheibenrührers (Rushton-Turbine), sowie eines<br />

aufwärts und eines abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Sechs-Blatt-Schrägblattrührers<br />

untersucht. Bei<strong>de</strong> Rührerarten gelten in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r als<br />

Standard-Dispergierorgane (z.B. [42, 98]).<br />

In dieser Arbeit wird davon ausgegangen, dass die bisher verwen<strong>de</strong>ten<br />

gemittelten Größen allein nicht aussagekräftig genug sind, um die<br />

bei<strong>de</strong>n untersuchten Rührerarten hinsichtlich ihres Dispergierverhaltens<br />

bewerten zu können. Vielmehr muss dazu auch <strong>de</strong>r Vorgang <strong>de</strong>r<br />

Blasendispergierung selbst untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Kenntnis <strong>de</strong>r Anzahl und <strong>de</strong>r Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasen, die<br />

bei <strong>de</strong>r Dispergierung entstehen, und <strong>de</strong>r Blasen, die sich im Rührkessel<br />

befin<strong>de</strong>n, kann auf die unterschiedliche Verweilzeit unterschiedlich<br />

großer Blasen im Rührkessel geschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

Auf einer breiten Basis eigener Messergebnisse und <strong>de</strong>r daraus abgeleiteten<br />

Größen wer<strong>de</strong>n die in dieser Arbeit untersuchten Rührer<br />

hinsichtlich ihrer Effektivität miteinan<strong>de</strong>r verglichen.


1.2 Zielsetzung dieser Arbeit 4<br />

Die Untersuchungen vollziehen sich in folgen<strong>de</strong>n Schritten:<br />

1. Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung<br />

Mit Hilfe <strong>de</strong>r Impulsholographie wer<strong>de</strong>n sämtliche Blasen erfasst,<br />

die sich im Kessel befin<strong>de</strong>n. Ausgewertete Hologramme<br />

liefern sehr präzise Daten über Anzahl, Größe, Form und Aufenthaltsort<br />

aller Blasen. Die Blasengrößenverteilung wird somit<br />

direkt aus <strong>de</strong>m Experiment ermittelt.<br />

Mit <strong>de</strong>r Kenntnis <strong>de</strong>r Anzahl und <strong>de</strong>r Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasen<br />

kann <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen mit guter Genauigkeit<br />

errechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Messtechnik: Impulsholographie<br />

Die Impulsholographie, die in dieser Arbeit als Messtechnik eingesetzt<br />

wird, ist eine optische und damit nicht-invasive Messtechnik,<br />

die schon erfolgreich bei <strong>de</strong>r Untersuchung von dreidimensionalen<br />

Partikelkollektiven eingesetzt wur<strong>de</strong> [61, 64].<br />

Die Impulsholographie wird weiterentwickelt und auf das<br />

Messproblem angepasst. Dazu wird das untersuchbare Messvolumen<br />

so vergrößert, dass <strong>de</strong>r gesamte Rührkessel untersucht<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Die Messungen wer<strong>de</strong>n in einem stereoskopischen<br />

Aufbau durchgeführt, mit <strong>de</strong>m das Messvolumen aus zwei rechtwinklig<br />

zueinan<strong>de</strong>r stehen<strong>de</strong>n Rich<strong>tu</strong>ngen betrachtet wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Die rechnergestützte Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r bei diesen Messungen<br />

erhaltenen enormen Datenmenge und die Zuordnung <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Ansichten wer<strong>de</strong>n an diese dreidimensionale Anwendung<br />

angepasst.<br />

Damit wird die wesentliche Anfor<strong>de</strong>rung an die Messtechnik,<br />

<strong>de</strong>n gesamten Rührkessel zu einem Zeitpunkt zu untersuchen,<br />

ohne dabei die Strömung im Rührkessel zu beeinflussen, erfüllt.<br />

Die gesuchten Parameter, die Anzahl und die Größenverteilung<br />

aller Blasen im Rührkessel, können direkt gemessen und daraus<br />

<strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r Dispergierung mit hoher Genauigkeit bestimmt<br />

wer<strong>de</strong>n.


1.2 Zielsetzung dieser Arbeit 5<br />

3. Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung<br />

Die stärksten Scher- und Beschleunigungskräfte auf die Blasen<br />

wirken im Abströmbereich <strong>de</strong>r Rührerblätter. An diesen Stellen<br />

wer<strong>de</strong>n die Blasen zerteilt. Mit Hilfe <strong>de</strong>r Hochgeschwindigkeitskinematographie<br />

wird die Dispergierung <strong>de</strong>r Blasen visualisiert.<br />

Es wer<strong>de</strong>n qualitative Aussagen über die Größenverteilung <strong>de</strong>r<br />

dabei entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente getroffen.<br />

4. Theoretische Beschreibung <strong>de</strong>r Blasendispergierung<br />

Ein theoretischer Ansatz aus <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r zur Beschreibung <strong>de</strong>r<br />

Blasendispergierung in Blasensäulen [54] wird in dieser Arbeit<br />

auf die Rührkesselströmung angepasst. Es wird eine vereinfachte<br />

Berechnung <strong>de</strong>r Anzahl und <strong>de</strong>r Größen <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Dispergierung<br />

entstehen<strong>de</strong>n Blasen vorgestellt und mit <strong>de</strong>n Messergebnissen<br />

verglichen.


1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens 6<br />

1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens<br />

In <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r existiert eine Vielzahl von Arbeiten, die sich mit <strong>de</strong>r<br />

Fluiddynamik in begasten Rührkesseln befassen. Ein Großteil dieser<br />

Arbeiten behan<strong>de</strong>lt allerdings konkrete Anwendungsfälle an speziellen<br />

Rührkesselanordnungen. Die an diesen Kesseln gewonnenen Ergebnisse<br />

entziehen sich oft wegen <strong>de</strong>r nicht gegebenen geometrischen<br />

Ähnlichkeit einem Vergleich mit an<strong>de</strong>ren Publikationen.<br />

Die Arbeiten, in <strong>de</strong>nen geometrisch ähnliche begaste Standard-Rührkessel<br />

untersucht wur<strong>de</strong>n, können in die folgen<strong>de</strong>n drei Gruppen unterglie<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

• Globale, bilanzieren<strong>de</strong> Untersuchungen<br />

• Lokale Untersuchungen <strong>de</strong>r Fluiddynamik <strong>de</strong>r flüssigen Phase<br />

• Lokale Untersuchungen <strong>de</strong>r dispersen Phase<br />

Die globalen Untersuchungen begaster Rührkessel bilanzieren um <strong>de</strong>n<br />

gesamten Rührkessel, ohne auf die einzelnen im Kessel ablaufen<strong>de</strong>n<br />

Prozesse einzugehen. Untersucht wer<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem die Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme,<br />

die Betriebsgrenzen, <strong>de</strong>r Gasgehalt o<strong>de</strong>r das Produkt<br />

aus volumenbezogener Phasengrenzfläche und Stoffübergangskoeffizient,<br />

k L a.<br />

Die an <strong>de</strong>r Rührerwelle aufgenommene Leis<strong>tu</strong>ng in Abhängigkeit <strong>de</strong>r<br />

Rührerart und <strong>de</strong>s Betriebspunktes wird in vielen Arbeiten bestimmt<br />

(z.B.: [6, 8, 30, 36, 40, 60, 73]). Die Leis<strong>tu</strong>ng nimmt mit steigen<strong>de</strong>m<br />

Gasgehalt wegen <strong>de</strong>r abnehmen<strong>de</strong>n mittleren Dichte <strong>de</strong>s Zweiphasengemisches<br />

ab. Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n Gaspolster hinter <strong>de</strong>n<br />

Rührerblättern von Rushton-Turbinen beobachtet, die zu einer Erniedrigung<br />

<strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rstandsbeiwertes <strong>de</strong>s Rührers und damit zu einer<br />

verringerten Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme führen (z.B.: [8, 36, 60, 30, 73]).<br />

Die Untersuchungen resultieren in empirisch gewonnenen Beziehungen,<br />

mit <strong>de</strong>nen die Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme von begasten Rührern auf die<br />

von unbegasten Rührern bezogen wird (z.B.: [6, 16, 37]).<br />

Nach Judat [40] und Zlokarnik [97] ist dieses Vorgehen jedoch nur<br />

zielführend, wenn durch die Verhältnisbildung die Abhängigkeit <strong>de</strong>r


1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens 7<br />

Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme von <strong>de</strong>r Drehzahl und <strong>de</strong>r Rührerart eliminiert<br />

wird. Da dies nicht gelingt, wird <strong>de</strong>r Ansatz verfolgt, die Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme<br />

als Funktion <strong>de</strong>r zugeführten Gasmenge auszudrücken.<br />

Die Betriebsgrenzen von begasten Rührkesseln wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel<br />

durch empirische Beziehungen beschrieben. Mit diesen Beziehungen<br />

wird die maximale Gasbelas<strong>tu</strong>ng, bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Rührer geflutet wird<br />

und seine Dispergierwirkung verliert, sowie die maximale Drehzahl<br />

eines Rührers, bei <strong>de</strong>r eine Oberflächenbegasung einsetzt, berechnet.<br />

Eine Zusammenstellung dieser empirisch gewonnenen Beziehungen<br />

fin<strong>de</strong>t sich in [98].<br />

Der sich bei einem Betriebszustand einstellen<strong>de</strong> Gasgehalt wird in<br />

<strong>de</strong>r Regel über die Erhöhung <strong>de</strong>s Füllstan<strong>de</strong>s im Vergleich zum unbegasten<br />

Zustand gemessen (z.B.: [41, 60]). Diese Messungen sind<br />

wegen <strong>de</strong>r sehr unebenen Flüssigkeitsoberfläche im Rührbetrieb allerdings<br />

mit einer großen Ungenauigkeit behaftet.<br />

Die für die Bestimmung <strong>de</strong>s Stofftransportes wichtige Größe <strong>de</strong>r<br />

Phasengrenzfläche A (vgl. Gl. 1) kann ohne die Kenntnis <strong>de</strong>s Holdup<br />

nicht bestimmt wer<strong>de</strong>n. Bilanzieren<strong>de</strong> Messungen <strong>de</strong>s Produktes<br />

aus <strong>de</strong>r volumenspezifischen Phasengrenzfläche a = A/V G und <strong>de</strong>s<br />

Stoffübergangskoeffizienten k L , <strong>de</strong>s so genannten k L a-Wertes, wer<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r mit Hilfe von im Rührkessel sehr schnell ablaufen<strong>de</strong>n<br />

Reaktionen untersucht (z.B.: [37]). Dabei wird das <strong>de</strong>n Kessel verlassen<strong>de</strong><br />

Gas auf Konzentrationsän<strong>de</strong>rungen hin analysiert. Aus <strong>de</strong>r<br />

gemessenen Konzentrationsän<strong>de</strong>rung im Gas wird <strong>de</strong>r übergegangene<br />

Stoffstrom berechnet und so auf <strong>de</strong>n k L a-Wert geschlossen.<br />

Wären <strong>de</strong>r Stoffübergangskoeffizient und <strong>de</strong>r Hold-up bekannt, könnte<br />

auf die Phasengrenzfläche im Rührkessel geschlossen wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Phasengrenzfläche allein ist aus <strong>de</strong>m k L a-Wert nicht errechenbar. Die<br />

wichtigsten empirischen o<strong>de</strong>r halbempirischen Beziehungen, die aus<br />

diesen Arbeiten hervorgegangen sind, sind in [98] beschrieben.<br />

Mit <strong>de</strong>n globalen Untersuchungen wer<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n gesamten Rührkessel<br />

bilanzieren<strong>de</strong> Aussagen getroffen. Um ein besseres Verständnis<br />

<strong>de</strong>r im Inneren <strong>de</strong>s Rührkessels ablaufen<strong>de</strong>n physikalischen Vorgänge<br />

zu erhalten, sind globale Untersuchungen unzureichend.


1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens 8<br />

Die lokalen Untersuchungen <strong>de</strong>r Fluiddynamik <strong>de</strong>r flüssigen Phase in<br />

begasten Rührkesseln liefern einen Ansatz für die Bestimmung <strong>de</strong>s<br />

maximal stabilen Blasendurchmessers. Dabei wird das Geschwindigkeitsfeld<br />

<strong>de</strong>r Flüssigkeit in meist einphasig betriebenen Rührkesseln<br />

untersucht und auf <strong>de</strong>n zweiphasig betriebenen Rührkessel übertragen.<br />

Neben <strong>de</strong>n zeitlich gemittelten Geschwindigkeiten wer<strong>de</strong>n die durch<br />

<strong>de</strong>n Rührvorgang in <strong>de</strong>r Flüssigkeit induzierten <strong>tu</strong>rbulenten Schwankungsgeschwindigkeiten<br />

bestimmt [46, 49, 53, 59, 67, 82, 83, 93, 94,<br />

99, 100]. Basierend auf <strong>de</strong>r Kolmogorov’schen Turbulenztheorie und<br />

<strong>de</strong>n Annahmen von Hinze [38] wird daraus eine <strong>tu</strong>rbulente Schubspannung<br />

errechnet [49, 82, 94]. Mit Hilfe dieser Größe wird über<br />

eine Kräftebilanz an einer in die Strömung hineingedachten Blase<br />

ein Stabilitätskriterium für diese Blase aufgestellt und die an dieser<br />

Stelle maximal stabile Blasengröße bestimmt.<br />

Werner [93, 94] erweitert die Kräftebilanz um die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r kinetischen<br />

Energie einer Blase, die maximal so groß sein kann, wie ihre<br />

Oberflächenenergie. Zusätzlich for<strong>de</strong>rt er die Gültigkeit <strong>de</strong>s Bohr-<br />

Wheeler-Kriteriums, das besagt, dass eine instabile Blase in zwei<br />

Blasen gleicher Größe zerfällt. Für kleine Gasgehalte in nicht koaleszieren<strong>de</strong>n<br />

Systemen fin<strong>de</strong>t Werner [93] eine gute Übereinstimmung<br />

seiner theoretischen Vorhersage <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers mit Messergebnissen<br />

aus <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r.<br />

Den Arbeiten ist die Annahme gemein, dass die Gasphase die<br />

Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit nicht signifikant beeinflusst und die Mo<strong>de</strong>llvorstellung<br />

von Brodkey [9] zutrifft, nach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser<br />

<strong>de</strong>r Blasen proportional zum maximal stabilen Blasendurchmesser<br />

und damit aus <strong>de</strong>n Strömungsgrößen <strong>de</strong>r Flüssigkeit errechenbar<br />

ist.<br />

Die mittleren Geschwindigkeiten und die Turbulenzintensitäten <strong>de</strong>r<br />

Flüssigkeit in einem begasten Rührkessel wer<strong>de</strong>n in [2, 78, 81, 83]<br />

gemessen. In diesen Arbeiten wird <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Gasphase auf<br />

diese Größen untersucht. Nach Bakker & van <strong>de</strong>n Akker [2] ist<br />

die Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit im begasten wie unbegasten Fall kinematisch<br />

ähnlich. Die Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Geschwindigkeitskomponenten


1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens 9<br />

durch die Begasung können mit einem Potenzansatz auf die Än<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r eingebrachten Leis<strong>tu</strong>ng bezogen wer<strong>de</strong>n. Nach Rousar et.<br />

Al. [81] gilt diese Annahme jedoch nur für <strong>de</strong>n Rührernahbereich.<br />

Inwieweit sich das verän<strong>de</strong>rte Geschwindigkeitsfeld <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />

auf die Blasendispergierung auswirkt, wird in <strong>de</strong>n Arbeiten nicht<br />

quantifiziert.<br />

Nur wenige Publikationen befassen sich experimentell mit <strong>de</strong>r lokalen<br />

Untersuchung <strong>de</strong>r dispersen Phase. In diesen Arbeiten wer<strong>de</strong>n<br />

die Blasengrößenverteilungen an ausgewählten Stellen im Rührkessel<br />

vermessen. Die dabei eingesetzten – oftmals invasiven und damit<br />

die Strömung beeinflussen<strong>de</strong>n – Messtechniken sind Leitfähigkeitsson<strong>de</strong>n<br />

[3, 4, 31], Absaugson<strong>de</strong>n [76, 77], Photo- und Vi<strong>de</strong>otechniken<br />

[60] und die Phasen-Doppler-Anemometrie [91].<br />

Parthasarathy & Ahmed [76] untersuchten mit einer Absaugson<strong>de</strong><br />

an mehreren Stellen im Rührkessel <strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng<br />

und <strong>de</strong>r Drehzahl einer Rushton-Turbine auf die Größenverteilung<br />

<strong>de</strong>r Blasen in Koaleszenz-gehemmten Stoffsystemen. Die Abweichungen<br />

in <strong>de</strong>n Blasengrößenverteilungen an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Messpunkten<br />

betragen weniger als 10%. Daraus schließen die Autoren,<br />

dass in Koaleszenz-gehemmten Systemen die Blasengrößenverteilung<br />

in einer Ebene repräsentativ für <strong>de</strong>n gesamten Behälter ist.<br />

In einer weiteren Arbeit ermitteln Parthasarathy & Ahmed [77]<br />

mit <strong>de</strong>r gleichen Messtechnik <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser und <strong>de</strong>n maximalen<br />

Blasendurchmesser in zwei Rührkesseln verschie<strong>de</strong>ner Größe<br />

für vier verschie<strong>de</strong>ne Rührerarten. Daraus entwickeln sie eine halbempirische<br />

Beziehung für <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser als Funktion <strong>de</strong>r<br />

Rührerdrehzahl, <strong>de</strong>r Rührerart und <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng, basierend auf<br />

<strong>de</strong>r Kolmogorov’schen Turbulenztheorie. Zu<strong>de</strong>m stellen die Autoren<br />

eine lineare und von <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl unabhängige Proportionalität<br />

<strong>de</strong>s maximal stabilen Blasendurchmessers vom Sauterdurchmesser<br />

fest und bestätigen damit die Annahme von Brodkey [9].<br />

Greaves & Barigou [31] ermitteln mit einer Leitfähigkeitsson<strong>de</strong><br />

die lokalen Blasengrößenverteilungen an mehreren Stellen in einem<br />

Standard-Rührkessel, <strong>de</strong>r mit einer Rushton-Turbine betrieben wird.


1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens 10<br />

Untersucht wird ein koaleszieren<strong>de</strong>s (Wasser-Luft, Gemisch A) und<br />

ein nicht koaleszieren<strong>de</strong> Stoffsystem (0,15 M NaCl-Lösung-Luft, Gemisch<br />

B).<br />

Die Autoren messen für das Gemisch A mit guter Übereinstimmung<br />

eine Weibull-Verteilung und für das Gemisch B eine Exponentialverteilung<br />

<strong>de</strong>r Blasengrößen. Die lokalen Blasenkonzentrationen<br />

an <strong>de</strong>n einzelnen Messpunkten schwanken stark. Eine Steigerung<br />

<strong>de</strong>r Rührerdrehzahl bewirkt einen Anstieg <strong>de</strong>s Gasgehaltes und eine<br />

Vereinheitlichung sowohl <strong>de</strong>r räumlichen Verteilung als auch <strong>de</strong>r<br />

Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasen. Ein steigen<strong>de</strong>r Gasvolumenstrom bewirkt<br />

erhöhten Gasgehalt oberhalb <strong>de</strong>r Rührerebene und eine reduzierte<br />

Gaszirkulation unterhalb <strong>de</strong>s Rührers.<br />

Im Koaleszenz-gehemmten Stoffsystem kommt es zu einer <strong>de</strong>utlichen<br />

Erhöhung <strong>de</strong>r Blasenanzahl, einer Senkung <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers<br />

und einer Vereinheitlichung <strong>de</strong>s Größenspektrums <strong>de</strong>r Blasen. Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Einfluss auf die Blasengröße hat nur noch die Rührerdrehzahl.<br />

In einer weiteren Arbeit bestimmen Barigou & Greaves [4] mit<br />

einer Leitfähigkeitsson<strong>de</strong> lokale Gasgehalte an insgesamt 22 Stellen<br />

in <strong>de</strong>r gleichen Versuchsanordnung wie in [31]. Sie messen die Blasengrößen<br />

in einer vertikalen Ebene, die durch zwei Stromstörer aufgespannt<br />

wird, sowie in einer dazu um die Vertikale um 45 ◦ gedrehten<br />

Ebene und errechnen daraus <strong>de</strong>n jeweiligen lokalen Gasgehalt. Aus<br />

diesen Messungen und <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilungen [31] errechnen<br />

die Autoren lokale Phasengrenzflächenverteilungen. Aus <strong>de</strong>n<br />

gemessenen Verteilungen entwickeln sie Beziehungen für die Bestimmung<br />

<strong>de</strong>r spezifischen Phasengrenzfläche.<br />

Machon et al. [60] bestimmen an insgesamt drei wandnahen Stellen<br />

im Kessel die Blasengrößen, die sich für verschie<strong>de</strong>ne Flüssigkeiten<br />

verschie<strong>de</strong>ner Oberflächenspannung einstellen mit Hilfe einer<br />

Mikroskop-Vi<strong>de</strong>okamera, die mit einem Stroboskop beleuchtet wur<strong>de</strong>,<br />

das im Rührkessel befestigt wur<strong>de</strong>. Alle untersuchten Flüssigkeiten<br />

wer<strong>de</strong>n am gleichen Betriebspunkt untersucht.<br />

Die Konzentrationen <strong>de</strong>r Elektrolytlösungen wer<strong>de</strong>n so eingestellt,<br />

dass teilkoaleszieren<strong>de</strong> Systeme und koaleszieren<strong>de</strong> Systeme entste-


1.3 Stand <strong>de</strong>s Wissens 11<br />

hen. Die gemessenen Blasengrößen sind bei <strong>de</strong>n koaleszieren<strong>de</strong>n Systemen<br />

unabhängig von <strong>de</strong>r Oberflächenspannung, jedoch <strong>de</strong>utlich<br />

kleiner als bei Wasser. Bei <strong>de</strong>n teilkoaleszieren<strong>de</strong>n Systemen mit<br />

Oberflächenspannungen ähnlich <strong>de</strong>r von Wasser fin<strong>de</strong>n die Autoren<br />

größere Blasen als bei <strong>de</strong>n Elektrolytlösungen und kleinere als bei<br />

Wasser.<br />

Das gemessene Blasengrößenspektrum liegt bei Wasser und Kochsalzlösung<br />

im Bereich von 40 µm − 5 mm und ist damit sehr breit.<br />

Bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Flui<strong>de</strong>n sind die maximalen Durchmesser kleiner<br />

(bis ∼ 2 mm).<br />

Daraus schließen die Autoren, dass die Oberflächenspannung kein<br />

Maß für die Bestimmung <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers sein kann, da sowohl<br />

starke Natriumsulfatlösungen als auch die konzentrierte Alkohollösung<br />

eine höhere Oberflächenspannung haben als Wasser. Die<br />

Blasengrößen können daher nicht – wie in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r üblich – mit<br />

<strong>de</strong>r Weberzahl korreliert wer<strong>de</strong>n [60].<br />

Die Autoren beobachten das Abreißen mehrerer kleiner Blasen von<br />

einer instabilen größeren Blase. Machon et al. fin<strong>de</strong>n im Bereich<br />

oberhalb <strong>de</strong>r Rührerebene die kleinsten mittleren Blasendurchmesser.<br />

Diese Häufung kleiner Blasen im oberen Bereich <strong>de</strong>s Rührkessels<br />

erklären sie damit, dass diese in Sekundärwirbeln gebun<strong>de</strong>n sind, die<br />

sich in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Behälterwand ausbil<strong>de</strong>n. Auf die unterschiedlichen<br />

Viskositäten <strong>de</strong>r eingesetzten Flüssigkeiten wird von <strong>de</strong>n Autoren<br />

nicht eingegangen.<br />

Wächter et al. [91] wen<strong>de</strong>n die Phasen-Doppler-Anemometrie<br />

zur gleichzeitigen Bestimmung <strong>de</strong>r Strömungsgrößen <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />

und <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung an. In einem Standard-Rührkessel<br />

untersuchen sie das Dispergierverhalten einer Rushton-Turbine und<br />

stellen lokale Blasengrößenverteilungen an verschie<strong>de</strong>nen Orten im<br />

Rührkessel vor. Diese Daten dienen <strong>de</strong>r Validierung von numerischen<br />

Simulationen <strong>de</strong>r Rührkesselströmung.


12<br />

2 Theoretische Grundlagen<br />

Einige wichtige Beziehungen für die theoretische Beschreibung <strong>de</strong>r<br />

Rührkesselströmung wer<strong>de</strong>n in diesem Kapitel zunächst wie in <strong>de</strong>r<br />

Litera<strong>tu</strong>r üblich für <strong>de</strong>n einphasigen Betrieb <strong>de</strong>finiert und dann auf<br />

<strong>de</strong>n zweiphasigen Betrieb übertragen. Auf diesen Grundlagen erfolgt<br />

die Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r<br />

üblichen Vorgehensweise.<br />

Schließlich wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r kritischen Bewer<strong>tu</strong>ng dieser Vorgehensweise<br />

die Anfor<strong>de</strong>rungen an die messtechnische Erfassung und die<br />

erweiterte Mo<strong>de</strong>llbildung <strong>de</strong>r zweiphasigen Rührkesselströmung abgeleitet<br />

(vgl. Kap. 2.4).<br />

2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel<br />

2.1.1 Leis<strong>tu</strong>ngsbedarf beim Rühren<br />

Der Einfluss verschie<strong>de</strong>ner Rührer auf die an <strong>de</strong>r Rührerwelle aufgenommene<br />

Leis<strong>tu</strong>ng an einem gegebenen Betriebspunkt wird durch<br />

die dimensionslose Newtonzahl Ne o<strong>de</strong>r Leis<strong>tu</strong>ngskennzahl berücksichtigt.<br />

Sie ist eine Funktion <strong>de</strong>r in einen Rührkessel eingebrachten<br />

Leis<strong>tu</strong>ng P sowie <strong>de</strong>r Dichte <strong>de</strong>r Flüssigkeit ρ L ,<strong>de</strong>rRührerdrehzahl<br />

n und <strong>de</strong>s Rührerdurchmessers d R (z.B. [98]):<br />

P<br />

Ne =<br />

ρ L n 3 d 5 . (2)<br />

R<br />

Bei einer gegebenen Rührkesselanordnung ist die Newtonzahl nur<br />

noch eine Funktion <strong>de</strong>r Reynoldszahl, die gemäß Gl. 3 <strong>de</strong>finiert ist:<br />

Re R = ρ L nd 2 R<br />

η L<br />

. (3)<br />

Bei hohen Reynoldszahlen nimmt die Newtonzahl einen nahezu konstanten<br />

Wert an, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Drehzahl unabhängig und charakteristisch<br />

für je<strong>de</strong>n Rührertyp ist. Man spricht dann in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r<br />

von einem <strong>tu</strong>rbulenten Betriebszustand. Der Verlauf <strong>de</strong>r Newtonzahl<br />

über <strong>de</strong>r Reynoldszahl Re R ist in Abb. 1 schematisch dargestellt.


2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 13<br />

Übergangsbereich<br />

Turbulenter Bereich<br />

Ne = konst.<br />

Ne<br />

laminarer<br />

Bereich:<br />

Ne = konst.<br />

Re R<br />

Re R<br />

Abbildung 1: Newtonzahl als Funktion <strong>de</strong>r Reynoldszahl.<br />

Für verschie<strong>de</strong>ne Rührer sind die Newtonzahlen und die Reynoldszahlen,<br />

ab <strong>de</strong>nen von einem <strong>tu</strong>rbulenten Betrieb ausgegangen wer<strong>de</strong>n<br />

kann, in Tab. 1 aufgetragen.<br />

Tabelle 1: <strong>tu</strong>rbulente Newtonzahlen verschie<strong>de</strong>nener Rührer.<br />

Ne Re R Quelle<br />

Rushton-Turbine 5,4 10 3 [99]<br />

6-Blatt-Schrägblattrührer 1,35 5 · 10 3 [99]<br />

Propellerrührer 0,35 10 4 [98]<br />

Kreuzbalkenrührer 3,2 10 4 [98]<br />

Impellerrührer 0,75 10 3 [98]<br />

MIG-Rührer 0,65 5 · 10 3 [98]<br />

Die auf die Masse <strong>de</strong>r Flüssigkeit im Rührkessel bezogene spezifische<br />

Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme ¯ɛ ist in Gl. 4 angegeben:<br />

¯ɛ =<br />

P .<br />

V L ρ L<br />

(4)<br />

Ein Standardrührkessel hat eine zylindrische Grundfläche A =<br />

D 2 π/4 und einen Füllstand, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Behälterdurchmesser entspricht


2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 14<br />

(H = D). Wird das sich daraus ergeben<strong>de</strong> Füllvolumen V = D 3 π/4<br />

zusammen mit Gl. 2 in Gl. 4 eingesetzt, erhält man:<br />

¯ɛ = 4Ne ρ L n 3 d 5 R<br />

. (5)<br />

πρ L D 3<br />

Bei <strong>de</strong>m üblichen Rührerdurchmesser d R = D/3 und einem <strong>tu</strong>rbulenten<br />

Betriebszustand (Ne = konst.) ergibt sich schließlich für die<br />

in <strong>de</strong>n Kessel eingebrachte mittlere spezifische Leis<strong>tu</strong>ng:<br />

¯ɛ = 4Ne<br />

27π n3 d 2 R. (6)<br />

Die aufgenommene mittlere spezifische Leis<strong>tu</strong>ng ¯ɛ gibt an, wieviel<br />

Energie pro Masseneinheit <strong>de</strong>r Flüssigkeit und pro Zeit im Mittel in<br />

<strong>de</strong>r Flüssigkeit dissipiert wird, welche Leis<strong>tu</strong>ng also über die Rührerwelle<br />

zugeführt wer<strong>de</strong>n muss, um die Strömung aufrecht zu erhalten.<br />

Treten in <strong>de</strong>r Strömung große lokale Geschwindigkeitsgradienten auf,<br />

so herrscht an diesen Stellen eine höhere lokale Energiedissipationsrate<br />

ɛ lok als in Bereichen gleichgerichteter Strömung.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re Rushton-Turbinen erzeugen in <strong>de</strong>r Flüssigkeit große<br />

lokale Geschwindigkeitsgradienten. Im Abströmbereich <strong>de</strong>s Rührers<br />

exisitieren Gebiete mit ɛ lok ≫ ¯ɛ [53, 93]. Die lokalen Spitzen ɛ max<br />

können <strong>de</strong>n mittleren Wert um <strong>de</strong>n Faktor 50 überschreiten [93, 99].<br />

Daneben liegt in weiten Bereichen <strong>de</strong>r Wert von ɛ lok <strong>de</strong>utlich unterhalb<br />

von ¯ɛ.<br />

Die disperse Phase wird in diesen Gebieten <strong>de</strong>s höchsten Leis<strong>tu</strong>ngseintrages<br />

durch die dort auftreten<strong>de</strong>n hohen <strong>tu</strong>rbulenten Schubspannungen<br />

zerteilt. Die Kenntnis <strong>de</strong>r mittleren spezifischen Leis<strong>tu</strong>ng<br />

¯ɛ reicht also für die Bestimmung <strong>de</strong>r Dispergierwirkung eines<br />

Rührers nicht aus. Vielmehr ist die Kenntnis von ɛ max entschei<strong>de</strong>nd<br />

für die spätere Berechnung <strong>de</strong>r maximal stabilen Blasengrößen (vgl.<br />

Kap. 2.2.5).


2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 15<br />

2.1.2 Grundlagen <strong>tu</strong>rbulenter Strömungen<br />

Ein erstes Ziel <strong>de</strong>r theoretischen Untersuchung <strong>de</strong>r Rührkesselströmung<br />

ist daher die Bestimmung <strong>de</strong>r Verteilung von ɛ lok und <strong>de</strong>s<br />

Maximalwertes ɛ max .<br />

Der lokale spezifische Leis<strong>tu</strong>ngseintrag ɛ lok ist eine Funktion <strong>de</strong>r <strong>tu</strong>rbulenten<br />

Schwankungsgeschwindigkeit u ′ (t) und <strong>de</strong>s so genannten integralen<br />

Längenmaßes Λ L (z.B.: [39]). Diese Größen wer<strong>de</strong>n zunächst<br />

allgemein aus <strong>de</strong>n Grundgrößen <strong>tu</strong>rbulenter Strömungen <strong>de</strong>finiert<br />

und dann auf die Rührkesselströmung übertragen.<br />

Charakteristisch für <strong>tu</strong>rbulente Strömungen ist ihre zeitliche und<br />

räumliche Unregelmäßigkeit. Je<strong>de</strong>s Flui<strong>de</strong>lement folgt zwar im Mittel<br />

<strong>de</strong>r Hauptströmung, jedoch beschreibt es eine vollkommen ungeordnete<br />

Bahn. Eine dreidimensionale, zeitabhängige <strong>tu</strong>rbulente<br />

Strömung kann mit Hilfe statistischer Metho<strong>de</strong>n beschrieben wer<strong>de</strong>n<br />

[39]. Die Momentangeschwindigkeit an einem Punkt im Strömungsfeld<br />

u(t) wird dazu nach Gl. 7 in die zeitlich gemittelte Geschwindigkeit<br />

u und die Schwankungsgeschwindigkeit u ′ (t) zerlegt:<br />

u(t) =u + u ′ (t). (7)<br />

Bei instationären Strömungen muss ein gleiten<strong>de</strong>r Mittelwert berechnet<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 2), um einen Geschwindigkeitsmomentanwert<br />

in die gemittelte Geschwindigkeit und die Schwankungsgeschwindigkeit<br />

aufzuteilen. Die Aufteilung erfolgt so, dass für die gemittelte<br />

Schwankungsgeschwindigkeit stets die Bedingung u ′ (t) =0erfüllt<br />

ist.<br />

Ein von <strong>de</strong>r Zeit unabhängiges Maß für die Stärke <strong>de</strong>r <strong>tu</strong>rbulenten<br />

Schwankungsgeschwindigkeiten ist ihr “root-mean-square” (rms)-<br />

Wert:<br />

√<br />

√<br />

√<br />

u ′ rms = u ′ (t) 2 ; v rms ′ = v ′ (t) 2 ; w rms ′ = w ′ (t) 2 . (8)<br />

Durch Gl. 8 wird die mittlere Geschwindigkeitsschwankung u ′ rms eines<br />

Wirbels beschrieben. Die realen Geschwindigkeitsschwankungen<br />

u ′ (t) schwanken entsprechend einer Normalverteilung um diesen Mittelwert<br />

[39].


2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 16<br />

Geschwindigkeit<br />

u<br />

u’(t)<br />

Zeit<br />

Abbildung 2: Schematischer Vergleich <strong>tu</strong>rbulenter Strömungen:<br />

stationär (oben) und instationär (unten).<br />

Sind die mittleren Schwankungsgrößen an einem Punkt rich<strong>tu</strong>ngsunabhängig<br />

(u ′2 = v ′2 = w ′2 ), so spricht man von isotroper Turbulenz.<br />

Eine speziell für die numerische Simulation <strong>tu</strong>rbulenter Strömungen<br />

wichtige Kenngröße, <strong>de</strong>ren beson<strong>de</strong>res Merkmal in ihrer Rich<strong>tu</strong>ngsunabhängigkeit<br />

liegt, stellt die <strong>tu</strong>rbulente kinetische Energie k T pro<br />

Masseneinheit dar, die unter <strong>de</strong>r Annahme isotroper Turbulenz nach<br />

Gl. 9 <strong>de</strong>finiert ist:<br />

k T = 1 2 (u′2 + v ′2 + w ′2 )= 3 2 u′2 . (9)<br />

Eine <strong>tu</strong>rbulente Strömung besteht nach Hinze [38] aus einer Vielzahl<br />

von Wirbeln unterschiedlicher Größe, die sich fortlaufend verän<strong>de</strong>rn<br />

und überlagern. Die Wirbel besitzen eine begrenzte Lebensdauer und<br />

übergeben ihre Energie im statistischen Mittel über eine Kaska<strong>de</strong> an<br />

immer kleiner wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Wirbel, bis sie schließlich in eine unkorrelierte<br />

Wärmebewegung zerfallen.<br />

In <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r wer<strong>de</strong>n die Wirbelgrößen und ihre kinetische Energie<br />

als Energiespektrum E(k) abhängig von <strong>de</strong>r Wellenzahl k =2π/λ<br />

dargestellt. Durch das dreidimensionale Energiespektrum E(k) wird


2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 17<br />

die Energie beschrieben, die in einem Wirbel mit Wellenzahlen zwischen<br />

k und k + dk pro Masse enthalten ist (z.B.: [39, 98]).<br />

Kolmogorov [44, 45] gibt dafür aus Dimensionsüberlegungen folgen<strong>de</strong>,<br />

experimentell bestätigte (z.B.: [28]) Abhängigkeit von <strong>de</strong>r spezifischen<br />

Leis<strong>tu</strong>ng ɛ lok an:<br />

E(k) =Aɛ 2 3<br />

lok<br />

k − 5 3 . (10)<br />

Für die Konstante in Gl. 10 wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r die Zahlenwerte<br />

A =1, 4483 [80] und A =1, 5 [54] genannt.<br />

Um das dreidimensionale Spektrum E(k) einerStrömung zu bestimmen,<br />

müssten alle drei Geschwindigkeitskomponenten an einem Ort<br />

simultan vermessen wer<strong>de</strong>n. Es kann jedoch in das messtechnisch<br />

leichter erfassbare eindimensionale Energiespektrum E 1 (k) umgerechnet<br />

wer<strong>de</strong>n. Für <strong>de</strong>n so genannten Trägheitsbereich <strong>de</strong>r Turbulenz,<br />

in <strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r Energietransport in <strong>de</strong>r Energiekaska<strong>de</strong> (Wirbelkaska<strong>de</strong>)<br />

unabhängig von <strong>de</strong>r Viskosität vollzieht, erhält Hinze [38]<br />

durch einen Koeffizientenvergleich für das eindimensionale Energiespektrum:<br />

E 1 (k) =0, 4203 ɛ 2 3<br />

lok<br />

k − 5 3 . (11)<br />

Die obere Grenze <strong>de</strong>s Trägheitsbereiches ist durch die Wellenzahl<br />

k K gegeben, die <strong>de</strong>r reziproken Kolmogorov’schen Wirbelgröße 1/λ K<br />

entspricht. Die Kolmogorov’sche Wirbelgröße λ K beschreibt <strong>de</strong>n<br />

kleinsten noch stabilen Wirbel <strong>de</strong>r Energiekaska<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r bei weiterer<br />

Energieabgabe instabil wird und durch die Viskosität vollständig<br />

in innere Energie dissipiert wird. Aus einer Dimensionsanalyse formuliert<br />

Kolmogorov [44, 45] folgen<strong>de</strong> Beziehung für λ K :<br />

λ K =<br />

( ν<br />

3<br />

ɛ lok<br />

) 1<br />

4<br />

. (12)<br />

Die untere Grenze <strong>de</strong>s Trägheitsbereichs stellt in erster Näherung<br />

das integrale Längenmaß Λ L dar, das durch die Wellenzahl k 0 ∼<br />

1/Λ L charakterisiert ist. Das integrale Längenmaß Λ L ist ein Maß


2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 18<br />

für Fluidballen, die sich als Einheit bewegen, und stellt somit ein<br />

charakteristisches Längenmaß für die Strömung dar [39].<br />

Die Anzahl <strong>de</strong>r Wirbel pro Bilanzvolumen N λ mit einem Längenmaßstab<br />

zwischen λ und λ + dλ wird aus <strong>de</strong>m Energiespektrum für<br />

<strong>de</strong>n Trägheitsbereich <strong>de</strong>r Turbulenz mit Gl. 13 berechnet [54, 58]:<br />

N λ = C 1 λ 4, mit C = A √<br />

2<br />

6 · 2 1/3<br />

π 5/3 =0, 8413; A =1, 5. (13)<br />

Die Schwankungsgeschwindigkeit u ′ rms kann ebenfalls aus <strong>de</strong>m eindimensionalen<br />

Energiespektrum E 1 (k) abgeleitet wer<strong>de</strong>n [84]: Das<br />

Quadrat <strong>de</strong>r Schwankungsgeschwindigkeit stellt eine spezifische <strong>tu</strong>rbulente<br />

Energie dar, die anschaulich die Summe aller Energiebeiträge<br />

aller Wirbelgrößen ist. Dieser Zusammenhang ist in Gl. 14 wie<strong>de</strong>rgegeben,<br />

in <strong>de</strong>r die Summe durch das Integral über die Wirbelgrößen<br />

ersetzt ist:<br />

1<br />

2 u′2 rms =<br />

∫ ∞<br />

0<br />

E 1 (k) dk. (14)<br />

Aus <strong>de</strong>r nach Gl. 8 o<strong>de</strong>r nach Gl. 14 ermittelten Schwankungsgeschwindigkeit<br />

kann schließlich unter <strong>de</strong>r Annahme lokal isotroper<br />

Turbulenz die <strong>tu</strong>rbulente Schubspannung berechnet wer<strong>de</strong>n:<br />

τ = 1 2 ρ Lu ′2<br />

rms. (15)<br />

Die lokale Energiedissipationsrate ɛ lok ergibt sich nach Brodkey [10]<br />

mit <strong>de</strong>m integralen Längenmaß Λ L aus <strong>de</strong>r Navier-Stokes-Gleichung<br />

für stationäre, lokal isotrope Turbulenzfel<strong>de</strong>r zu:<br />

u ′3<br />

ɛ lok = C 1 . (16)<br />

Λ L<br />

In Gl. 16 steht u ′ für die charakteristische <strong>tu</strong>rbulente Schwankungsgeschwindigkeit<br />

<strong>de</strong>r Strömung. Die auftreten<strong>de</strong> Proportionalitätskonstante<br />

liegt in <strong>de</strong>r Größenordnung von 1 (z.B.: [5, 85, 88]). Lehr [54]<br />

gibt sie mit C 1 = √ 2an.


2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 19<br />

Gl. 16 liegt die Überlegung zugrun<strong>de</strong>, dass ein Energieinhalt, ausgedrückt<br />

durch u ′2 , über eine bestimmte Strecke Λ L mit <strong>de</strong>r Geschwindigkeit<br />

u ′ transportiert wird [10].<br />

Für die Bestimmung <strong>de</strong>r lokalen Energiedissipationsrate ɛ lok muss<br />

nun noch das integrale Längenmaß <strong>de</strong>r Turbulenz Λ L ermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die dazu in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r verbreiteten Ansätze und die Anpassung<br />

<strong>de</strong>r hergeleiteten Größen auf die Rührkesselströmung sind im<br />

folgen<strong>de</strong>n Kapitel beschrieben.


2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 20<br />

2.1.3 Die <strong>tu</strong>rbulente Rührkesselströmung<br />

Das zeitlich gemittelte Strömungsfeld eines radial und eines axial<br />

för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rührers ist in Abb. 3 schematisch skizziert. Die eingezeichneten<br />

Stromlinien stellen zeitgemittelte Bahnkurven eines<br />

Fluidballens in einer an sich instationären Strömung dar. Sie hat<br />

einen stark dreidimensionalen Charakter und ist von ausgeprägten<br />

Sekundärströmungen überlagert, die durch die an <strong>de</strong>r Kesselinnenwand<br />

angebrachten Stromstörer erzeugt wer<strong>de</strong>n.<br />

Radial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Rührer:<br />

Rushton-Turbine<br />

Axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Rührer:<br />

Schrägblattrührer<br />

Abbildung 3: Zeitlich gemitteltes Strömungsfeld eines radial (links)<br />

und eines axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rührers (rechts).<br />

Je nach Rührertyp wird die Flüssigkeit in Rührernähe entwe<strong>de</strong>r axial<br />

o<strong>de</strong>r radial und tangential beschleunigt. Bei radial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Rührern, zum Beispiel einer Rushton-Turbine, wird <strong>de</strong>r Flüssigkeitsstrom<br />

vom Rührer her kommend an <strong>de</strong>r Behälterwand aufgeteilt. Es<br />

bil<strong>de</strong>n sich die bei<strong>de</strong>n charakteristischen Flüssigkeitswirbel oberhalb<br />

und unterhalb <strong>de</strong>r Rührerebene aus (vgl. Abb. 3 links). Im Gegensatz<br />

dazu existiert bei einem axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rührer nur ein globaler<br />

Flüssigkeitswirbel (vgl. Abb. 3 rechts).<br />

Der von <strong>de</strong>n Rührern geför<strong>de</strong>rte Flüssigkeitsstrom wird mit <strong>de</strong>m<br />

Flüssigkeitsdurchsatz q ′ angegeben. Darunter wird <strong>de</strong>rjenige Flüssig-


2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 21<br />

keitsstrom verstan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r durch die vom Rührer bestrichene Fläche<br />

geför<strong>de</strong>rt wird. Diese Fläche ist bei axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rührern durch<br />

πd 2 R /4, bei radial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rührern durch πd Rb gegeben (d R =<br />

Rührerdurchmesser, b = Blatthöhe).<br />

Der dimensionslose Flüssigkeitsdurchsatz Q ′ eines Rührers beträgt:<br />

Q ′ = q′<br />

nd 3 . (17)<br />

R<br />

Die Werte für die dimensionslosen Flüssigkeitsdurchsätze verschie<strong>de</strong>ner<br />

Rührer sind in Tab. 2 zusammengestellt. Sie gelten im <strong>tu</strong>rbulenten<br />

Strömungsbereich für bewehrte Behälter mit einem Füllstand,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Durchmesser <strong>de</strong>s Rührkessels entspricht (H/D =1).<br />

Tabelle 2: Dimensionslose Flüssigkeitsdurchsätze Q ′ verschie<strong>de</strong>nener<br />

Rührer.<br />

Q<br />

′<br />

Gel<strong>tu</strong>ngsbereich Quelle<br />

Rushton-Turbine 0,75 [15]<br />

6-Blatt-Schrägblattrührer 1, 29 (d/D) 0,2 2


2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 22<br />

großen Abströmgeschwindigkeiten starke Scherfel<strong>de</strong>r, wie sie für Dispergierprozesse<br />

notwendig sind [98].<br />

Die Strömungsgeschwindigkeiten, die sich bei Einsatz einer Rushton-<br />

Turbine im Kessel einstellen, wur<strong>de</strong>n von Lee & Yianneskis [53]<br />

experimentell bestimmt. Die Autoren beziehen die radiale Geschwindigkeitskomponente<br />

auf die Rührerumfangsgeschwindigkeit u tip =<br />

πnd. Sie ermitteln für die bezogene mittlere radiale Geschwindigkeit<br />

u r <strong>de</strong>r Flüssigkeit im Abströmbereich <strong>de</strong>r Rushton-Turbine die<br />

Beziehung:<br />

( ) −0,99<br />

u r d/2<br />

=0, 74<br />

. (18)<br />

u tip D/2<br />

Sie erreicht in unmittelbarer Nähe zum Rührer 85% <strong>de</strong>r Rührerumfangsgeschwindigkeit<br />

und nimmt zur Kesselwand hin ab. In unmittelbarer<br />

Rührernähe weist die Geschwindigkeit <strong>de</strong>r Flüssigkeit periodische<br />

Schwankungen auf, die auf das Passieren <strong>de</strong>r Rührerblätter und<br />

die dadurch verursachte Pumpwirkung zurückgeführt wer<strong>de</strong>n. Diese<br />

periodischen Geschwindigkeitsschwankungen klingen mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />

Entfernung vom Rührer rasch ab [53].<br />

Schäfer et Al. [82] erhalten aus ihren experimentellen Untersuchungen<br />

<strong>de</strong>s Strömungsfel<strong>de</strong>s, das von einer Rushton-Turbine erzeugt<br />

wird, die gleiche Beziehung. Zu<strong>de</strong>m berichten sie, dass <strong>de</strong>r untere<br />

Flüssigkeitswirbel <strong>de</strong>utlich stärker als <strong>de</strong>r obere ist, da die axiale<br />

Zulaufgeschwindigkeit <strong>de</strong>r Flüssigkeit zum Rührer aus <strong>de</strong>m unteren<br />

Wirbel 25%, die aus <strong>de</strong>m oberen Wirbel jedoch nur 15% <strong>de</strong>r<br />

Rührerumfangsgeschwindigkeit beträgt. Dies führen die Autoren auf<br />

die Einbauhöhe <strong>de</strong>s Rührers zurück (h = H/3). Damit enthält <strong>de</strong>r<br />

obere Wirbel zwei Drittel, <strong>de</strong>r untere Wirbel ein Drittel <strong>de</strong>r gesamten<br />

Flüssigkeitsmenge im Rührkessel (vgl. Abb. 3), was zu unterschiedlich<br />

großen Impulsaustauschverlusten in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Wirbeln führt<br />

[82].<br />

Neben <strong>de</strong>r mittleren radialen Geschwindigkeit ū r kann bei <strong>tu</strong>rbulentem<br />

Betrieb auch die Schwankungsgeschwindigkeit u ′ (t) imAbströmbereich<br />

<strong>de</strong>r Rushton-Turbine mit <strong>de</strong>r Rührerumfangsgeschwindigkeit<br />

skaliert wer<strong>de</strong>n [17, 82].


2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 23<br />

Die Strömung um ein Blatt einer Rushton-Turbine ist in Abb. 4<br />

skizziert. Die Flüssigkeit vor <strong>de</strong>m Rührerblatt wird durch die Rührerdrehung<br />

von <strong>de</strong>m Blatt radial nach außen getrieben, aber auch<br />

axial nach oben und unten verdrängt. Durch <strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Rückseite<br />

<strong>de</strong>s Rührerblatts herrschen<strong>de</strong>n Unterdruck kommt es zu einer<br />

Saugströmung hinter das Rührerblatt und damit zu einer teilweisen<br />

Strömungsumkehr <strong>de</strong>r Flüssigkeit.<br />

Drehrich<strong>tu</strong>ng<br />

<strong>de</strong>s Rührers<br />

Stromlinien<br />

<strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />

Strömungsumkehr wegen Unterdrucks<br />

auf <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>s Rührerblattes<br />

Abbildung 4: Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit um ein Rührerblatt.<br />

Durch LDA-Messungen zwischen <strong>de</strong>n Blättern einer aus Glas gefertigten<br />

Rushton-Turbine konnten Schäfer et Al. [82] zeigen, dass<br />

durch die Beschleunigung, die die Flüssigkeit durch die wie<strong>de</strong>rholte<br />

Strömungsumkehr erfährt, circa 80% <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Kessel eingebrachten<br />

Energie verbraucht wer<strong>de</strong>n.<br />

Von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n äußeren Ecken eines Rührerblattes einer Rushton-<br />

Turbine löst sich je ein Wirbel ab. An einem Rührerblatt löst sich<br />

daher ein Wirbelpaar ab, die so genannten “Trailing Vortices”. Aus<br />

<strong>de</strong>n LDA-Messungen ermitteln Schäfer et Al. experimentell die<br />

Gebiete höchster Energiedissipation, die <strong>de</strong>n Stromlinien <strong>de</strong>r “Trailing<br />

Vortices” entsprechen. An <strong>de</strong>m Ort, an <strong>de</strong>m die bei<strong>de</strong>n Wirbel<br />

eines Wirbelpaares zusammentreffen, herrscht die größte Turbulenz<br />

und damit die maximale lokale Energiedissipationsrate im Rührkessel<br />

[82].


2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 24<br />

Die Messungen <strong>de</strong>r Strömungsgrößen <strong>de</strong>r Flüssigkeitsgeschwindigkeit<br />

liefern einen Ansatz zur Berechnung <strong>de</strong>s integralen Längenmaßes Λ L ,<br />

das für die Bestimmung <strong>de</strong>r lokalen Energiedissipation nach Gl. 16<br />

benötigt wird. Nach einem Vorschlag von Laufhütte & Mersmann<br />

[50] wird Λ L unter <strong>de</strong>r Annahme isotroper Turbulenz aus einer<br />

Energiebilanz über <strong>de</strong>n gesamten Rührkessel errechnet:<br />

∑ u<br />

′3<br />

Λ L = i<br />

. (19)<br />

ɛ tot<br />

Die gesamte in <strong>de</strong>n Kessel eingebrachte Leis<strong>tu</strong>ng wird aus Drehmomentmessungen<br />

an <strong>de</strong>r Rührerwelle gemessen und in Gl. 19 eingesetzt,<br />

die <strong>tu</strong>rbulenten Schwankungsgeschwindigkeiten aus LDA-<br />

Messungen bestimmt.<br />

Mit diesem Ansatz fin<strong>de</strong>n Laufhütte & Mersmann [50] <strong>de</strong>n Wert<br />

Λ L = d/6, 25. Diese Vorgehensweise wird auch von Schäfer et Al.<br />

[82] sowie Zhou & Kresta [99] gewählt. Sie fin<strong>de</strong>n für das integrale<br />

Längenmaß <strong>de</strong>n Wert:<br />

Λ L = d R<br />

10 . (20)<br />

Den Unterschied zu <strong>de</strong>m Ergebnis von [50] erklären die Autoren<br />

mit örtlich <strong>de</strong>utlich höher aufgelösten LDA-Messungen und <strong>de</strong>m leis<strong>tu</strong>ngsfähigeren<br />

LDA-System, mit <strong>de</strong>m die Messungen durchgeführt<br />

wur<strong>de</strong>n. Die Beziehung für das integrale Längenmaß kann nach<br />

Schäfer et Al. [82] als die Aus<strong>de</strong>hnung eines <strong>de</strong>r “Trailing Vortices”ge<strong>de</strong>utet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Der von Schäfer et Al. [82] und Zhou & Kresta [99] ermittelte<br />

Wert für das integrale Längenmaß entspricht gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r halben Höhe<br />

<strong>de</strong>s Rührerblattes <strong>de</strong>s untersuchten Standardrührers. Er gilt sowohl<br />

für die Rushton-Turbine als auch für die Schrägblattrührer [99].<br />

Bei Kenntnis <strong>de</strong>s integralen Längenmaßes (Gl. 20) und Messungen<br />

<strong>de</strong>r lokalen Geschwindigkeitsschwankungen kann mit Gl. 16 die lokale<br />

Energiedissipationsrate ɛ lok berechnet und ihr Maximalwert ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Diesen Ansatz verfolgen Zhou & Kresta [99]. Sie<br />

messen die lokalen Geschwindigkeitsschwankungen im Strömungsfeld


2.1 Einphasige Strömung im Rührkessel 25<br />

verschie<strong>de</strong>ner Rührer über einen weiten Drehzahlbereich. Die Ergebnisse<br />

sind in Tab. 3 zusammengefasst.<br />

Tabelle 3: Bezogene mittlere und lokale Energiedissipationsraten<br />

verschie<strong>de</strong>ner Rührer [99].<br />

¯ɛ/(n 3 d 2 R ) ɛ max/(n 3 d 2 R ) ɛ max/¯ɛ<br />

Rushton-Turbine 0,2545 12,14 47,7<br />

6-Blatt-Schrägblattrührer 0,0638 2,44 38,2<br />

A310 0,0408 0,97 23,7<br />

HE3 0,0136 1,30 95,7<br />

Die Autoren fin<strong>de</strong>n, dass die maximale Energiedissipationsrate bezogen<br />

auf n 3 d 2 R für die untersuchten Rührer konstant und damit unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Drehzahl ist. Die mittlere Energiedissipationsrate<br />

kann ebenfalls mit n 3 d 2 R skaliert wer<strong>de</strong>n (vgl. Gl. 6). Mit diesen<br />

Messungen bestätigen Zhou & Kresta [99] experimentell die von<br />

Brodkey [9] und Chen & Middleman [13] getroffene Annahme,<br />

dass die maximale lokal dissipierte Energie ɛ max proportional zur<br />

mittleren Energiedissipationsrate ¯ɛ ist. Die sich aus <strong>de</strong>n Messungen<br />

ergeben<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Rührerart abhängigen Proportionalitätskonstanten<br />

<strong>de</strong>r Rührer sind ebenfalls in Tab. 3 eingetragen.<br />

Im Gegensatz dazu geht Werner [93] davon aus, dass die Proportionalitätskonstante<br />

unabhängig von <strong>de</strong>r Rührerart ist und mit <strong>de</strong>r<br />

folgen<strong>de</strong>n Beziehung berechnet wer<strong>de</strong>n kann:<br />

ɛ max<br />

¯ɛ<br />

( ) 2 ( )<br />

D H<br />

=1, 69<br />

=45, 6 mit D = H =3d R . (21)<br />

d R d R<br />

Mit Kenntnis <strong>de</strong>r Proportionalitätskonstante kann durch Messung<br />

<strong>de</strong>r Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme eines Rührers auf die maximale lokal dissipierte<br />

Energie im Rührkessel an <strong>de</strong>m Betriebpunkt und damit auf<br />

<strong>de</strong>n maximal stabilen Blasendurchmesser geschlossen wer<strong>de</strong>n, wie im<br />

folgen<strong>de</strong>n Kapitel gezeigt wird.


2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 26<br />

2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel<br />

Im folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n die Beziehungen aus Kap. 2.1 auf die zweiphasige<br />

Rührkesselströmung übertragen, um so <strong>de</strong>n Grad <strong>de</strong>r Dispergierung<br />

mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r üblichen Vorgehensweise zu berechnen.<br />

2.2.1 Zielgrößen<br />

Das grundsätzliche Ziel <strong>de</strong>r Dispergierung ist ein möglichst hoher<br />

Stofftransport zwischen <strong>de</strong>r kontinuierlichen und <strong>de</strong>r dispersen Phase.<br />

Die Einflussgrößen für <strong>de</strong>n Stofftransport sind in Gl. 1 gegeben:<br />

das treiben<strong>de</strong> Konzentrationsgefälle dc/dx, <strong>de</strong>r Stofftransportkoeffizient<br />

k L und die Phasengrenzfläche A.<br />

In <strong>de</strong>r Regel kann das treiben<strong>de</strong> Konzentrationsgefälle und <strong>de</strong>r Stofftransportkoeffizient<br />

nur geringfügig beeinflusst wer<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong> sind<br />

Stoffgrößen, die durch die Anwendung gegeben sind. Daher ist eine<br />

signifikante Intensivierung <strong>de</strong>s Stofftransportes nur durch die Vergrößerung<br />

<strong>de</strong>r Phasengrenzfläche A möglich.<br />

Die Vergrößerung <strong>de</strong>r Phasengrenzfläche erfolgt in begasten Rührkesseln<br />

durch die Dispergierung <strong>de</strong>r Blasen. Zu<strong>de</strong>m kann über die Wahl<br />

einer geeigneten Rührkesselanordnung die Verweilzeit <strong>de</strong>s Gases im<br />

Rührkessel erhöht wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n Umsetzungsgrad <strong>de</strong>s Stoffübergangs<br />

bei langsam ablaufen<strong>de</strong>n Reaktionen zu erhöhen.<br />

Die Phasengrenzfläche wird in <strong>de</strong>r Regel auf <strong>de</strong>n Gasgehalt bezogen.<br />

Die volumenbezogene o<strong>de</strong>r spezifische Phasengrenzfläche a wird<br />

durch <strong>de</strong>n Volumenanteil <strong>de</strong>r dispersen Phase (Hold-up) φ G und <strong>de</strong>n<br />

Sauterdurchmesser d 32 <strong>de</strong>r dispersen Phase ausgedrückt.<br />

Es gilt:<br />

mit:<br />

φ G =<br />

a =6 φ G<br />

d 32<br />

, (22)<br />

V G<br />

V G + V L<br />

und d 32 =<br />

∑<br />

N i d 3 i<br />

i<br />

∑<br />

N i d 2 . (23)<br />

i<br />

i


2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 27<br />

Der Sauterdurchmesser d 32 beschreibt <strong>de</strong>n Durchmesser eines monodispersen<br />

Blasenschwarms, <strong>de</strong>r die gleiche volumenbezogene Phasengrenzfläche<br />

aufweist wie <strong>de</strong>r reale Blasenschwarm, in <strong>de</strong>m die Blasen<br />

in einer Größenverteilung vorliegen.<br />

Bei Kenntnis <strong>de</strong>s Hold-up φ G ist die mittlere Verweilzeit <strong>de</strong>s Gases<br />

im Rührkessel berechenbar:<br />

τ = V G<br />

. (24)<br />

˙V G<br />

Die Wahl <strong>de</strong>s Rührers und <strong>de</strong>s Betriebspunktes einer Rührkesselanordnung<br />

hat einen wesentlichen Einfluss auf die sich einstellen<strong>de</strong><br />

Phasengrenzfläche und die mittlere Verweilzeit <strong>de</strong>s Gases im Rührkessel.<br />

Daher ist es für die Auslegung von begasten Rührkesseln im<br />

Hinblick auf einen optimalen Stoffübergang entschei<strong>de</strong>nd, vorausberechnenzukönnen,<br />

welcher Sauterdurchmesser und welcher Hold-up<br />

sich in Abhängigkeit eines Betriebspunktes einstellt.<br />

2.2.2 Blasenaufstiegsgeschwindigkeit<br />

Für die spätere Untersuchung <strong>de</strong>r Dispergierung und <strong>de</strong>r Verweilzeit<br />

<strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel (vgl. Kap. 6.2) ist die Kenntnis <strong>de</strong>r<br />

Blasenaufstiegsgeschwindigkeit von großer Be<strong>de</strong>u<strong>tu</strong>ng.<br />

Die Blasenaufstiegsgeschwindigkeit kann grundsätzlich auf numerischem<br />

Wege auf Basis eines Kräftegleichgewichtes berechnet wer<strong>de</strong>n,<br />

einfache geschlossene Gleichungen zu ihrer Bestimmung gibt es nach<br />

Mersmann [70] jedoch nicht. Deshalb wird die Abschätzung <strong>de</strong>r<br />

Endaufstiegsgeschwindigkeit mit Hilfe eines Diagramms vorgenommen,<br />

das sich auf experimentelle und theoretische Untersuchungen<br />

stützt [70].<br />

Wenn die Blasen eine gewisse Größe überschritten haben, können sie<br />

sich <strong>de</strong>formieren und Formschwingungen ausführen. Diese Deformationen<br />

und Schwingungen wer<strong>de</strong>n durch die an <strong>de</strong>r Blase angreifen<strong>de</strong>n<br />

Kräfte ausgelöst. Dazu gehören Trägheits- und Zähigkeitskräfte,<br />

Schwer- und Auftriebskräfte sowie die an <strong>de</strong>r Oberfläche angreifen<strong>de</strong><br />

Druckkraft aufgrund <strong>de</strong>r Oberflächenspannung [70].


2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 28<br />

Die Partikel-Reynoldszahl Re B beschreibt das Verhältnis aus<br />

Trägheits- und Zähigkeitskräften:<br />

Re B = ρ L w B d<br />

η L<br />

. (25)<br />

Das Verhältnis <strong>de</strong>r Trägheitskraft zur Auftriebskraft wird erweiterte<br />

Frou<strong>de</strong>zahl Fr B genannt:<br />

wB 2 Fr B =<br />

ρ L<br />

dg(ρ L − ρ G ) . (26)<br />

Schließlich wird die Weberzahl We B aus <strong>de</strong>m Verhältnis aus<br />

Trägheits- und Oberflächenkraft gebil<strong>de</strong>t:<br />

We B = ρ L wB 2 d<br />

(27)<br />

σ<br />

Nach Mersmann [70] sind zwei Kombinationen dieser Kennzahlen<br />

bei <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengeschwindigkeit beson<strong>de</strong>rs<br />

zweckmäßig, nämlich:<br />

sowie:<br />

We B<br />

Fr B<br />

= ∆ρgd2<br />

σ<br />

(28)<br />

Fl = Re4 B Fr B<br />

We 3 B<br />

= σ3 ρ 2 L<br />

ηL 4 (29)<br />

∆ρg.<br />

Die letztere Kennzahl wird Fluidkennzahl genannt. Sie hat <strong>de</strong>n Vorteil,<br />

dass sie nur mit Stoffwerten und <strong>de</strong>r Erdbeschleunigung gebil<strong>de</strong>t<br />

wird, also we<strong>de</strong>r die bekannte Partikelgröße d noch die gesuchte Geschwindigkeit<br />

w enthält.<br />

Die Blasenendgeschwindigkeit wird mit <strong>de</strong>m Diagramm in Abb. 5 abgeschätzt,<br />

in <strong>de</strong>m die Partikel-Reynoldszahl abhängig von We B /F r B<br />

mit Fl als Parameter dargestellt ist. Dem Diagramm liegen Arbeiten<br />

von Clift et al. [14] zugrun<strong>de</strong>. Es beschreibt die Verhältnisse für<br />

flui<strong>de</strong> Partikel mit 10 −2 ≤ η L /η G ≤ 2 · 10 6 und 0, 2 ≤ ρ L /ρ G ≤ 2 · 10 4 .


2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 29<br />

10 5 Kennzahl We /Fr = d g/<br />

[-]<br />

10 4<br />

Fluidkennzahl Fl<br />

3 2 4<br />

Fl = /( g)<br />

<br />

B<br />

<br />

B B B L L<br />

Reynoldszahl <strong>de</strong>r Blase Re =w d / <br />

10 3<br />

10 2<br />

10 1<br />

10 0<br />

10 -1<br />

-2<br />

10 < / < 2*10<br />

L<br />

G<br />

6<br />

0,2 < / < 2*10<br />

L<br />

G<br />

4<br />

10 -2<br />

10 -2 10 -1 10 0 10 1 10 2 [-] 10 3<br />

B B<br />

2 <br />

Abbildung 5: Diagramm zur Bestimmung <strong>de</strong>r Blasenaufstiegsgeschwindigkeit<br />

(aus [70]).


2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 30<br />

2.2.3 Globale zweiphasige Strömung in einem Rührkessel<br />

Zwischen <strong>de</strong>r Gasphase und <strong>de</strong>r Flüssigkeit herrschen hohe Dichteunterschie<strong>de</strong>.<br />

Dadurch unterschei<strong>de</strong>t sich das Strömungsfeld in einem<br />

begasten Rührkessel <strong>de</strong>utlich von <strong>de</strong>m in Abb. 3 skizzierten<br />

Strömungsfeld in einem unbegasten Rührkessel. Am Beispiel <strong>de</strong>r<br />

verschie<strong>de</strong>nen Strömungsfel<strong>de</strong>r, die sich bei Einsatz einer Rushton-<br />

Turbine in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng ausbil<strong>de</strong>n, ist dieser Unterschied<br />

in Abb. 6 qualitativ dargestellt.<br />

A B C D E<br />

Abbildung 6: Strömungsfel<strong>de</strong>r in begasten Rührkesseln mit von A<br />

nach E steigen<strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng [7].<br />

In Abb. 6 A ist die von Gas unbeeinflusste Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />

skizziert. Bei kleinen Begasungsraten folgen die Gasblasen zunächst<br />

<strong>de</strong>r Strömung, ohne diese wesentlich zu beeinflussen (Abb. 6 B).<br />

Bei steigen<strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng kommt es zu einer Strömungsumkehr im<br />

oberen Teil <strong>de</strong>s Behälters (Abb. 6 C). Das wird darauf zurückgeführt,<br />

dass <strong>de</strong>r obere Flüssigkeitswirbel nicht mehr stark genug ausgeprägt<br />

ist, um alle Blasen zu halten. Einige Blasen wer<strong>de</strong>n zwar noch zur<br />

Behältermitte hin geschleppt, dann aber ist ihr Auftrieb stärker als<br />

die durch die Flüssigkeit auf sie nach unten wirken<strong>de</strong> Schleppkraft.<br />

Sie steigen zur Flüssigkeitsoberfläche auf und verlassen <strong>de</strong>n Kessel<br />

(vgl. Pfeil in Abb. 6 C). Dadurch induzieren sie einen zweiten oberen<br />

Flüssigkeitswirbel, in <strong>de</strong>m kleinere Blasen gehalten wer<strong>de</strong>n können.


2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 31<br />

Bei weiter steigen<strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng verarmt <strong>de</strong>r Bereich unterhalb<br />

<strong>de</strong>r Rührerebene zunehmend an Gasblasen. Die Strömungsumkehr<br />

im oberen Bereich <strong>de</strong>s Rührkessels verstärkt sich (Abb. 6 D). Oberhalb<br />

einer bestimmten Begasungsrate kippt die Strömung im gesamten<br />

Kessel als Folge <strong>de</strong>s Gasdurchbruchs im Bereich <strong>de</strong>r Rührerwelle<br />

um. Der Rührer hat seine Dispergierfähigkeit verloren und ist “geflutet”(Abb.<br />

6 E).<br />

Bei niedrigviskosen Flüssigkeiten ist <strong>de</strong>r Flutpunkt eine klar <strong>de</strong>finierbare<br />

von <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl abhängige Betriebsgrenze. Durch<br />

die Erhöhung <strong>de</strong>r Drehzahl lässt sich <strong>de</strong>r Überflu<strong>tu</strong>ngszustand wie<strong>de</strong>r<br />

beseitigen [7, 98]. Bei <strong>de</strong>r Begasung höher viskoser Flüssigkeiten<br />

lassen sich die in Abb. 6 skizzierten Zustän<strong>de</strong> nicht mehr klar unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Sie gehen vielmehr fließend ineinan<strong>de</strong>r über.<br />

2.2.4 Einfluss <strong>de</strong>s Gasgehalts auf <strong>de</strong>n Leis<strong>tu</strong>ngseintrag<br />

Die Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme P eines Rührers in einer unbegasten Flüssigkeit<br />

kann bei Kenntnis seiner Newtonzahl mit Gl. 2 errechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

In begasten Rührkesseln wer<strong>de</strong>n die Prozessparameter in Gl. 2 um<br />

<strong>de</strong>n Gasdurchsatz ˙V G und um die Erdbeschleunigung g erweitert, weil<br />

wegen <strong>de</strong>s großen Dichteunterschie<strong>de</strong>s zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Phasen<br />

∆ρ <strong>de</strong>r Auftrieb berücksichtigt wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Kessel zugeführten Gasvolumenstrom ˙V G wird in <strong>de</strong>r<br />

Litera<strong>tu</strong>r eine dimensionslose Gasbelas<strong>tu</strong>ng Q G angegeben:<br />

Q G =<br />

˙V G<br />

nd 3 R<br />

. (30)<br />

Die Einlei<strong>tu</strong>ng eines Gasstromes in einen Rührkessel hat wegen <strong>de</strong>r<br />

mit steigen<strong>de</strong>m Gasgehalt sinken<strong>de</strong>n mittleren Dichte <strong>de</strong>s Stoffsystems<br />

Gas-Flüssigkeit bei konstanter Drehzahl einen Abfall <strong>de</strong>r aufgenommenen<br />

Rührerleis<strong>tu</strong>ng zur Folge (vgl. Gl. 2; z.B.: [98]).<br />

Judat [40] beschreibt diese Abhängigkeit <strong>de</strong>r Newtonzahl vom Gasdurchsatz<br />

Q G für die Rushton-Turbine mit Gl. 31:<br />

Ne g =1, 5+(0, 5 Q 0.0075<br />

G + 1600 Q 2,6<br />

G )−1 . (31)


2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 32<br />

Als Gel<strong>tu</strong>ngsbereich für Gl. 31 wird Q G ≤ 0, 15; Fr ≥ 0, 65; Re ≥<br />

10 4 und D/d R ≥ 3, 3 angegeben.<br />

2.2.5 Berechnung <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers<br />

Die in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r übliche Vorgehensweise bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>s<br />

Sauterdurchmessers <strong>de</strong>r Blasen basiert auf <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>s maximal<br />

stabilen Blasendurchmessers. Dieser wird aus einer Energiebilanz<br />

errechnet, in die die Oberflächenspannung σ, die Dichte <strong>de</strong>r<br />

kontinuierlichen Phase ρ L und die maximale lokal dissipierte Energie<br />

ɛ max eingehen. Hinze [39] ermittelte so die folgen<strong>de</strong> Beziehung für<br />

<strong>de</strong>n maximal stabilen Blasendurchmesser:<br />

d max =0, 725 ɛ −0,4<br />

max<br />

( σ<br />

ρ L<br />

) 0,6<br />

. (32)<br />

Die maximal dissipierte Energie ɛ max ist proportional <strong>de</strong>r mittleren<br />

Energiedissipationsrate ¯ɛ (vgl. Kap. 2.1.3). Durch Einsetzen von Gl. 6<br />

in Gl. 32 erhält man:<br />

(<br />

) −0,4 ( ) 0,6<br />

4Ne<br />

σ<br />

d max =0, 725 K 1<br />

27π n3 d 2 R<br />

. (33)<br />

ρ L<br />

Der Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen wird im Gleichgewicht als proportional<br />

zum maximal stabilen Durchmesser angenommen [77, 93].<br />

Dem liegt die Annahme zu Grun<strong>de</strong>, dass je<strong>de</strong> Blase, die in <strong>de</strong>n Rührkessel<br />

eingebracht wird, bei ihrem Aufstieg die Rührerebene passiert<br />

und damit <strong>de</strong>n Bereich mit <strong>de</strong>r höchsten Energiedissipationsdichte<br />

ɛ max . Mit dieser Annahme ergibt sich aus Gl. 32, wenn zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Sauterdurchmesser auf <strong>de</strong>n Rührerdurchmesser bezogen wird:<br />

d 32<br />

d R<br />

= K 2 0, 725<br />

( ) −0,4 (<br />

4Ne<br />

K 1<br />

27π<br />

σ<br />

) 0,6<br />

. (34)<br />

ρ L n 2 d 3 R<br />

Die Proportionalitätskonstante K 1 in Gl. 34 beschreibt das Verhältnis<br />

von ɛ max zu ¯ɛ.Siebeträgt z.B. für die Rushton-Turbine K 1 =47, 7<br />

(vgl. Tab. 3). Der rechte Klammerausdruck in Gl. 34 entspricht <strong>de</strong>m<br />

Kehrwert <strong>de</strong>r Weberzahl für <strong>de</strong>n Rührkessel:


2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 33<br />

We = ρ L n 2 d 3 R<br />

. (35)<br />

σ<br />

Die Proportionalitätskonstante K 2 in Gl. 34 beschreibt das Verhältnis<br />

zwischen <strong>de</strong>m maximal stabilen Blasendurchmesser und ihrem<br />

Sauterdurchmesser. Parthasarathi & Ahmed [77] geben für die<br />

Konstante <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Rührerart unabhängigen Wert K 2 =0, 785<br />

an. Sie messen lokal die Blasengrößenverteilung und <strong>de</strong>finieren <strong>de</strong>n<br />

maximal stabilen Blasendurchmesser als <strong>de</strong>n Durchmesser, <strong>de</strong>r größer<br />

ist als <strong>de</strong>r von 99% aller Blasen.<br />

Gl. 34 wird in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r üblicherweise in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Schreibweise<br />

angegeben:<br />

d 32<br />

= K We We −0,6 . (36)<br />

d R<br />

Einige Autoren nehmen eine zusätzliche Abhängigkeit <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers<br />

vom Hold-up an und erweitern Gl. 36 (z.B.: [52]):<br />

d 32<br />

= K 3 F (φ G ) We −0,6 . (37)<br />

d R<br />

Werner [93] erweitert die Energiebilanz, die Gl. 32 zu Grun<strong>de</strong> liegt,<br />

um <strong>de</strong>n Term ∆E kin und berücksichtigt so die Trägheit <strong>de</strong>r Blasen<br />

gegen eine Geschwindigkeitsän<strong>de</strong>rung. In Gas-flüssig Systemen, bei<br />

<strong>de</strong>nen sich die Dichten um Größenordnungen unterschei<strong>de</strong>n (ϱ G ≪<br />

ϱ L ) wird pos<strong>tu</strong>liert, dass die Blase wegen ihrer sehr kleinen Trägheit<br />

eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r kinetischen Energie erfährt, die aber höchstens so<br />

groß wie ihre Oberflächenenergie sein kann. Diese Grenzbedingung<br />

ist die Formulierung eines Stabilitätskriteriums.<br />

Mit <strong>de</strong>r zusätzlichen For<strong>de</strong>rung nach <strong>de</strong>r Gültigkeit <strong>de</strong>s Bohr-<br />

Wheeler-Kriteriums, <strong>de</strong>mzufolge je<strong>de</strong> zu zerteilen<strong>de</strong> Blase in zwei<br />

gleich große Blasen zerfällt, gelingt Werner [93] eine halbempirische<br />

Bestimmung <strong>de</strong>r Konstante K We (vgl. Tab. 4).<br />

Ausgehend von Gl. 36 o<strong>de</strong>r Gl. 37 wird in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r durch die<br />

Anpassung an Messergebnisse die Konstante K We bzw. K 3 f(φ G )<br />

bestimmt. In Tab. 4 sind die von verschie<strong>de</strong>nen Autoren ermittelten<br />

Konstanten für die Rushton-Turbine und <strong>de</strong>n Schrägblattrührer<br />

zusammengefasst:


2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 34<br />

Tabelle 4: Konstanten K We bzw. K 3 f(φ G )für die Rushton-Turbine<br />

(RT) und <strong>de</strong>n Schrägblattrührer (SBR).<br />

Rührer Quelle Konstante Anmerkungen<br />

RT [93] 0,26 K 1 =45, 6<br />

RT [75] 0,48 K We unabhängig von <strong>de</strong>r Rührerart<br />

RT [77] 0,22 K 2 =0, 785, K 1 wie [93]<br />

RT [77] 0,21 K 2 =0, 785, K 1 aus Tab. 3<br />

RT [52] 0,74 K 3 =4, 25, f(φ G )=φ 0,5<br />

G /(1 − φ G) 0,4 , φ G =0, 01<br />

RT [52] 2,42 K 3 =4, 25, f(φ G )=φ 0,5<br />

G /(1 − φ G) 0,4 , φ G =0, 1<br />

SBR [93] 0,45 K 1 =45, 6<br />

SBR [75] 0,48 K We unabhängig von <strong>de</strong>r Rührerart<br />

SBR [77] 0,32 K 2 =0, 785, K 1 wie [93]<br />

SBR [77] 0,35 K 2 =0, 785, K 1 aus Tab. 3<br />

Die in <strong>de</strong>r Tabelle dargestellten Werte für die Konstanten K We bzw.<br />

K 3 f(φ G ) zeigen eine breite Streuung auf. Der mit einigen dieser<br />

Werte errechnete Sauterdurchmesser, aufgetragen über We −0,6 ,ist<br />

in Abb. 7 dargestellt.<br />

Die Abhängigkeit <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers von <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl<br />

kann ebenfalls aus Gl. 34 abgeleitet wer<strong>de</strong>n:<br />

d 32<br />

d R<br />

= K 2 0, 725<br />

( ) −0,4 ( ) 0,6<br />

4Ne<br />

σ<br />

K 1<br />

27π ρ L n 2 d 3 R<br />

( ) 0,6 σ<br />

= K 3<br />

ρ L d 3 n −1,2 . (38)<br />

R<br />

Durch Substi<strong>tu</strong>ierung <strong>de</strong>r Drehzahl mit <strong>de</strong>r Beziehung für die Rührer-<br />

Reynoldszahl (Gl. 3) ergibt sich unter <strong>de</strong>r Annahme konstanter Stoffwerte<br />

und Kesselgeometrie die Bestimmungsgleichung für <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser<br />

als Funktion <strong>de</strong>r Rührer-Reynoldszahl:<br />

( ) 0,6 (<br />

d 32 σ ρL d 2 ) 1,2<br />

R<br />

= K 3<br />

d R ρ L d 3 Re −1,2<br />

R<br />

= K Re Re −1,2<br />

R<br />

R<br />

η . (39)<br />

L


2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 35<br />

0,15<br />

[-]<br />

Rushton-Turbine<br />

Schrägblattrührer<br />

[52], G =0,01<br />

0,10<br />

[77]<br />

[77]<br />

32 R<br />

d /d<br />

[93]<br />

[75]<br />

0,05<br />

[77]<br />

0<br />

0<br />

0,05<br />

0,1 0,15 [-] 0,2<br />

We R<br />

-0,6<br />

Abbildung 7: Sauterdurchmesser als Funktion <strong>de</strong>r Weberzahl mit<br />

Beziehungen aus <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r (vgl. Tab. 4).<br />

2.2.6 Hold-up und spezifische Phasengrenzfläche<br />

Es existieren in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r einige Ansätze, die von <strong>de</strong>r Füllstandserhöhung<br />

im begasten Rührkessel im Vergleich zum unbegasten<br />

Rührkessel auf <strong>de</strong>n Gasanteil (Hold-up, φ G )imRührkessel schließen<br />

(z.B. [37]). Aus diesen Messungen wer<strong>de</strong>n empirische Beziehungen<br />

für <strong>de</strong>n Hold-up entwickelt, die in aller Regel nicht dimensionsrichtig<br />

sind und somit <strong>de</strong>n physikalischen Zusammenhang nur unvollständig<br />

wie<strong>de</strong>rgeben.<br />

Der Hold-up ist bisher nicht theoretisch vorhersagbar. Es gibt in <strong>de</strong>r<br />

Litera<strong>tu</strong>r kein Mo<strong>de</strong>ll, mit <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>s maximal<br />

stabilen Blasendurchmessers o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers auf <strong>de</strong>n<br />

sich einstellen<strong>de</strong>n Hold-up geschlossen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Die sich an einem Betriebspunkt einstellen<strong>de</strong> spezifische Phasengrenzfläche<br />

kann ohne Kenntnis <strong>de</strong>s Hold-up nicht rechnerisch bestimmt<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. Gl. 22). Sie kann darüber hinaus mit <strong>de</strong>n gängi-


2.2 Zweiphasige Strömung im Rührkessel 36<br />

gen Messtechniken (z.B.: Absaugson<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Leitfähigkeitsmessungen)<br />

auch nicht direkt gemessen wer<strong>de</strong>n.<br />

Um <strong>de</strong>nnoch Aussagen über die Phasengrenzfläche treffen zu können,<br />

existiert in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r eine Vielzahl von Arbeiten, die aus globalen<br />

Stoffübergangsmessungen <strong>de</strong>n so genannten k L a-Wert bestimmen.<br />

Dieser stellt das Produkt <strong>de</strong>s Stoffübergangskoeffizienten k L mit <strong>de</strong>r<br />

spezifischen Phasengrenzfläche a dar. Ist <strong>de</strong>r Stoffübergangskoeffizient<br />

aus an<strong>de</strong>ren Experimenten bekannt, kann daraus die spezifische<br />

Phasengrenzfläche errechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine Zusammenstellung <strong>de</strong>r am häufigsten gebrauchten empirischen<br />

Beziehungen für <strong>de</strong>n Hold-up, <strong>de</strong>n k L a-Wert und die spezifische Phasengrenzfläche<br />

a fin<strong>de</strong>t sich in Zlokarnik [98].<br />

2.2.7 Koaleszenz<br />

Die sich im Rührkessel einstellen<strong>de</strong> Blasengrößenverteilung wird<br />

durch ein Gleichgewicht von Dispergierung und Koaleszenz bestimmt.<br />

Um <strong>de</strong>n Dispergiermechanismus getrennt untersuchen zu<br />

können, wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n meisten Arbeiten in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />

koaleszenzhemmen<strong>de</strong> Substanzen zugegeben (z.B.: [4, 76]). Zu<strong>de</strong>m<br />

ist nach Lehr [54] bei Gasgehalten von φ G < 10% <strong>de</strong>r Einfluss<br />

von Koaleszenzeffekten auf die Blasengrößenverteilung <strong>de</strong>r Blasen<br />

vernachlässigbar gering. Da in dieser Arbeit keine Betriebspunkte<br />

untersucht wur<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>nen ein höherer Gasgehalt im Rührkessel<br />

vorlag, wird in dieser Arbeit nicht auf die Blasenkoaleszenz eingegangen.<br />

Zur Beschreibung von Koaleszenzvorgängen sei auf die Litera<strong>tu</strong>r<br />

verwiesen (z.B.: [71, 72, 79, 92]).


2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall 37<br />

2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall<br />

Lehr [54] berechnet unter Anwendung einer Populationsbilanz numerisch<br />

die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Größenverteilung von Blasen, die sich in einer<br />

<strong>tu</strong>rbulenten Strömung befin<strong>de</strong>n. Der Populationsbilanz liegt eine<br />

so genannte Blasenzerfallskernfunktion zu Grun<strong>de</strong>. Mit Hilfe dieser<br />

Funktion kann die Häufigkeit, mit <strong>de</strong>r eine Blase durch die Einwirkung<br />

einer <strong>tu</strong>rbulenten Strömung zerfällt, sowie die Größenverteilung<br />

<strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente berechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese für <strong>de</strong>n Blasenzerfall in Blasensäulen von Lehr [54] entwickelte<br />

Kernfunktion wird in dieser Arbeit auf die Dispergierung von Blasen<br />

im Rührkessel angepasst (vgl. Kap. 6).<br />

2.3.1 Voraussetzungen<br />

Um die Dispergierung <strong>de</strong>r Blasen mit <strong>de</strong>r Blasenzerfallskernfunktion<br />

quantitativ bestimmen zu können, trifft Lehr [54] die folgen<strong>de</strong>n<br />

Annahmen:<br />

1. In einer <strong>tu</strong>rbulenten Strömung wird <strong>de</strong>r Zerfall einer Blase durch<br />

die Kollision von Wirbeln unterschiedlicher Aus<strong>de</strong>hnung mit <strong>de</strong>r<br />

Blase verursacht [51, 79, 92]. Die Turbulenz wird vereinfacht<br />

als isotrop angenommen [51, 58, 79]. Nach Hinze [39] ist <strong>de</strong>r<br />

Fehler dieser Annahme auch für Strömungen mit anisotroper<br />

Turbulenz gering.<br />

2. Eine Blase zerfällt bei einem Zerfall in zwei Blasenfragmente.<br />

Bei höherer Turbulenzintensität und für Stoffsysteme mit niedrigerer<br />

Grenzflächenspannungen zerfallen die Blasen häufiger.<br />

Diese Annahme wird von [35, 92, 95] experimentell bestätigt.<br />

3. Bestimmend für <strong>de</strong>n Blasenzerfall ist das Gleichgewicht zwischen<br />

<strong>de</strong>n Oberflächenspannungskräften <strong>de</strong>r Blase τ σ und <strong>de</strong>n<br />

Trägheitskräften <strong>de</strong>s Wirbels τ λ . Eine Blase zerfällt nur dann,<br />

wenn die Trägheitskräfte <strong>de</strong>s Wirbels τ λ die Oberflächenspannungskräfte<br />

<strong>de</strong>r Blase überwin<strong>de</strong>n können.


2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall 38<br />

Das Auftreffen <strong>de</strong>r Wirbel auf <strong>de</strong>r Blasenoberfläche <strong>de</strong>formiert<br />

die Blase. Am Ort <strong>de</strong>r beginnen<strong>de</strong>n Einschnürung ist die Blasenform<br />

lokal nahezu zylin<strong>de</strong>rförmig (vgl. Abb. 8).<br />

Abbildung 8: Kräftebilanz beim Zerfall einer Blase [54].<br />

Die Oberflächenspannungskräfte <strong>de</strong>r Blase sind eine Funktion<br />

<strong>de</strong>r Blasenform und damit <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente<br />

(vgl. Abb. 8). Die Kräftebilanz lautet damit:<br />

τ λ = 1 2 ρ Lu ′ 2<br />

λ =2 σ d ′ = τ σ (40)<br />

Mit u ′ λ<br />

wird die <strong>tu</strong>rbulente Schwankungsgeschwindigkeit <strong>de</strong>r<br />

Wirbel und mit d ′ <strong>de</strong>r Durchmesser <strong>de</strong>s kleineren Blasenfragments<br />

(Tochterblase) bezeichnet. Gleichzeitig entsteht ein Blasenfragment<br />

mit <strong>de</strong>m Durchmesser d ′′ =(d 3 − d ′3 ) 1 3.<br />

4. Die Betrach<strong>tu</strong>ngen beschränken sich auf Wirbel, die größer als<br />

das Kolmogorov’sche Mikromaß (vgl. Gl. 12) sind. Dies stellt<br />

für die weitere Berechnung jedoch keine Einschränkung dar, da<br />

kleinere Wirbel nicht genügend Energie haben, um einen Zerfall<br />

einer Blase einzuleiten.<br />

5. Nur Wirbel, <strong>de</strong>ren Aus<strong>de</strong>hnung kleiner ist als <strong>de</strong>r Blasendurchmesser,<br />

können <strong>de</strong>n Zerfall einer Blase einleiten. Größere Wirbel<br />

transportieren die Blase [51, 54, 58, 79]. Gleichzeitig folgt aus<br />

dieser Annahme, dass <strong>de</strong>r Durchmesser <strong>de</strong>s kleineren entstehen<strong>de</strong>n<br />

Blasenfragments kleiner als <strong>de</strong>r Wirbel sein muss, <strong>de</strong>r zum


2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall 39<br />

Zerfall <strong>de</strong>r Blase geführt hat. Für die Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Wirbel λ,<br />

die einen Zerfall einer Blase auslösen können, gilt somit folgen<strong>de</strong><br />

Ungleichung:<br />

d ′


2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall 40<br />

Die Blasenzerfallskernfunktion wird schließlich durch die Integration<br />

von Gl. 42 über alle Wirbel mit Längenmaßstäben zwischen d ′ und<br />

d (vgl. Annahme 4) erhalten.<br />

Da nur binärer Zerfall berücksichtigt wird (vgl. Annahme 2), kann<br />

die Blasenzerfallsfrequenz f z durch die Integration <strong>de</strong>r Blasenzerfallskernfunktion<br />

in <strong>de</strong>n Grenzen von 0 bis V/2 berechnet wer<strong>de</strong>n:<br />

f z =<br />

∫<br />

V/2<br />

r 1 (V ′ ,V) dV ′ . (43)<br />

0<br />

Für die Größenverteilung β(V ′ ,V) <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente<br />

gilt schließlich:<br />

β(V ′ ,V)= r 1(V ′ ,V)<br />

f z<br />

. (44)<br />

Das Integral in Gl. 42 kann als Summe unvollständiger Γ-Funktionen<br />

berechnet wer<strong>de</strong>n. Damit wer<strong>de</strong>n analytische Ausdrücke für die<br />

Blasenzerfallskernfunktion r 1 , die Blasenzerfallsfrequenz f z und die<br />

Größenverteilung <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente erhalten, <strong>de</strong>ren<br />

Auswer<strong>tu</strong>ng jedoch relativ aufwändig ist.<br />

Nach Lehr [54] lassen sich die Beziehungen in guter Näherung durch<br />

einfachere Ausdrücke ersetzen. Dazu wird Gl. 42, Gl. 43 und Gl. 44<br />

mit<br />

und<br />

L =<br />

( σ<br />

ρ L<br />

) 3/5<br />

·<br />

1<br />

ɛ 2/5; T = ( σ<br />

ρ L<br />

) 2/5<br />

·<br />

1<br />

ɛ 3/5 (45)<br />

d ∗ = d L ; λ∗ = λ L ; V ∗ = V L 3; V ′∗ = V ′<br />

L 3; f z ∗ = f z T ;<br />

r1(V ∗ ′∗ ,V ∗ )=r 1 (V ′ ,V)L 3 T ; β ∗ (V ′∗ ,V ∗ )=β(V ′ ,V)L 3 (46)<br />

in dimensionsloser Form dargestellt:


2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall 41<br />

r ∗ 1(V ′∗ ,V ∗ )= √ 2 C<br />

f ∗ z =<br />

∫ d∗<br />

(λ ∗ + d ∗ ) 2 ( ) 2<br />

λ ∗13/3 ∗ d exp ′∗ 4<br />

λ ∗2/3 d ′∗<br />

d ′∗<br />

∫<br />

V/2<br />

dλ ∗ , (47)<br />

r ∗ 1(V ′∗ ,V ∗ )dV ′∗ , und (48)<br />

0<br />

β ∗ (V ′∗ ,V ∗ )= r∗ 1(V ′∗ ,V ∗ )<br />

. (49)<br />

fz<br />

∗<br />

Die Konstante in Gl. 47 beträgt C =0, 8413 (vgl. Gl. 13).<br />

Damit erhält Lehr [54] die vollständige Lösung für die dimensionslose<br />

Blasenzerfallsfrequenz:<br />

( √ )<br />

2<br />

fz ∗ =0, 5 d ∗5/3 exp − . (50)<br />

Der Verlauf <strong>de</strong>r Blasenzerfallsfrequenz über <strong>de</strong>m dimensionslosen<br />

Primärblasendurchmesser ist in Abb. 9 dargestellt. Die Blasenzerfallsfrequenz<br />

steigt mit zunehmen<strong>de</strong>m Blasendurchmesser, zunehmen<strong>de</strong>r<br />

Dissipationsrate, zunehmen<strong>de</strong>r Flüssigkeitsdichte sowie abnehmen<strong>de</strong>r<br />

Oberflächenspannung. Für einen dimensionslosen Blasendurchmesser<br />

d ∗ ≤ 0, 7 ist die Blasenzerfallsfrequenz nahezu Null (vgl.<br />

Abb. 9). Diese Blasengröße entspricht gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>m von Hinze [39]<br />

beschriebenen maximalen stabilen Blasendurchmesser, <strong>de</strong>n er mit<br />

d ∗ =0, 725 angibt (vgl. Gl. 32).<br />

Die dimensionslose Größenverteilung <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente<br />

gibt Lehr [54] mit einer normierten logarithmischen Normalverteilung<br />

an:<br />

d ∗ 3<br />

β ∗ (V ′∗ ,V ∗ )=<br />

6<br />

π 1,5 d ′∗ 3<br />

exp[−2, 25 (ln(2 2/5 d ′∗ )) 2 ]<br />

1+erf(1, 5 ln(2 1/15 d ∗ )) . (51)


2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall 42<br />

Die Normalverteilung β ∗ (V ′∗ ,V ∗ ) in Gl. 51 hat <strong>de</strong>n Medianwert<br />

d ′∗<br />

0,50 = 2 −2/5 . Die Durchmesser schwanken mit einer Standardabweichung<br />

von s = √ 2/3 um diesen Medianwert.<br />

Durch die Normierung wird <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Ausgangsblase<br />

d ∗ auf die Größenverteilung β ∗ (V ′∗ ,V ∗ )berücksichtigt. Damit<br />

können die Größenverteilungen, die sich bei <strong>de</strong>r Dispergierung verschie<strong>de</strong>n<br />

großer Ausgangsblasen einstellen, in einem Diagramm dargestellt<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 10). Der Normierungsterm in Gl. 51 ergibt<br />

sich zu:<br />

A(d ∗ )= 1+erf[1, 5 ln[21/15 d ∗ ]]<br />

2<br />

(52)<br />

f *(d*)<br />

z<br />

25<br />

[1/s]<br />

20<br />

15<br />

10<br />

instabile<br />

Blase<br />

5<br />

0<br />

0 2 4<br />

6 8 [-] 10<br />

d*<br />

Abbildung 9: Dimensionslose Blasenzerfallsfrequenz [54].<br />

In Abb. 10 ist die Größenverteilung <strong>de</strong>r beim Zerfall gebil<strong>de</strong>ten Tochterblasen<br />

für verschie<strong>de</strong>n große Ausgangsblasen über <strong>de</strong>m Volumenverhältnis<br />

V ′ /V 0 dargestellt.<br />

Ausgangsblasen, die nur geringfügig größer sind als die maximal stabilen<br />

Blasen, zerfallen bevorzugt in zwei etwa gleich große Blasenfragmente.<br />

Lehr [54] begrün<strong>de</strong>t das damit, dass für diese Blasen die<br />

Oberflächenspannungskräfte dominieren. Der Zerfall in annähernd


2.3 Populationsbilanz für <strong>de</strong>n Blasenzerfall 43<br />

*(V’/V)<br />

6<br />

4<br />

dimensionsloser Durchmesser<br />

<strong>de</strong>r zerfallen<strong>de</strong>n Blase<br />

d * = 0,5<br />

d * = 1<br />

d * = 1,5<br />

2<br />

0<br />

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5<br />

bezogenes Blasenvolumen V’/V<br />

Abbildung 10: Dimensionslose bezogene Größenverteilung <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n<br />

Blasenfragmente [54].<br />

gleich große Blasen wird bevorzugt, weil hierfür die geringste Energie<br />

aufgebracht wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Beim Zerfall größerer Blasen wer<strong>de</strong>n bevorzugt unterschiedlich große<br />

Blasenfragmente gebil<strong>de</strong>t. Die Anzahldichte <strong>de</strong>r Wirbel nimmt mit<br />

zunehmen<strong>de</strong>r Wirbelgröße stark ab (vgl. Gl. 13). Große Blasen wer<strong>de</strong>n<br />

bevorzugt von kleineren Wirbeln getroffen. Diese Kollisionen<br />

können nur einen Zerfall in ein kleineres und ein größeres Blasenfragment<br />

zur Folge haben (vgl. Abb. 10).<br />

We<strong>de</strong>r Gl. 51 noch Gl. 50 enthält empirische Parameter, die an Ergebnisse<br />

experimenteller Untersuchungen angepasst wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Mit diesen Beziehungen kann Lehr [54] quantitativ die Anzahl und<br />

die Größenverteilung <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente als Funktion<br />

<strong>de</strong>r Dissipationsrate ɛ, <strong>de</strong>rFlüssigkeitsdichte ρ L , <strong>de</strong>r Oberflächenspannung<br />

σ und <strong>de</strong>s Durchmessers <strong>de</strong>r zerfallen<strong>de</strong>n Blase d 0 auf numerischem<br />

Wege bestimmen.


2.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r theoretischen Grundlagen 44<br />

2.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r theoretischen Grundlagen<br />

Aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n vorangegangenen Kapiteln geht hervor, dass mit<br />

<strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen Mo<strong>de</strong>llvorstellung die Größen Phasengrenzfläche<br />

und Hold-up nicht und <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen nur eingeschränkt<br />

vorausberechnet wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Eine <strong>de</strong>r Ursachen dafür ist, dass wegen <strong>de</strong>r äußerst schwierigen messtechnischen<br />

Erfassung <strong>de</strong>r gesuchten Größen d 32 , Φ G ,a keine ausreichend<br />

breite Basis experimenteller Daten existiert, die als Grundlage<br />

für eine verbesserte Mo<strong>de</strong>llbildung dienen könnte. Die vorliegen<strong>de</strong>n<br />

experimentellen Daten wur<strong>de</strong>n oft an geometrisch unähnlichen Rührkesseln<br />

gewonnen und sind somit nicht miteinan<strong>de</strong>r vergleichbar. Zu<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Arbeiten, in <strong>de</strong>nen die Blasengrößen experimentell<br />

und oft invasiv bestimmt wur<strong>de</strong>n, nur an “ausgewählten” Stellen<br />

im Rührkessel gemessen und von <strong>de</strong>n dort erhaltenen Größenverteilungen<br />

auf <strong>de</strong>n gesamten Rührkessel geschlossen. Diese Schlussfolgerung<br />

ist jedoch insbeson<strong>de</strong>re für die invasiv gewonnenen Größen<br />

fehlerbehaftet. Die Größe <strong>de</strong>r Primärblasen wird in seltensten Fällen<br />

gemessen, ihr Einfluss auf die mittlere Blasengröße daher meist vernachlässigt.<br />

Seine separate Bestimmung wird in <strong>de</strong>r Regel nicht unter ähnlichen<br />

Bedingungen wie im Rührkessel durchgeführt. Zu<strong>de</strong>m berücksichtigt<br />

diese Herangehensweise nicht die Verweilzeitverteilung <strong>de</strong>r Blasen<br />

im Rührkessel. Damit ist die Berechnung <strong>de</strong>r spezifischen Phasengrenzfläche<br />

a aus <strong>de</strong>m global gemessenen k L a-Wert und <strong>de</strong>m separat<br />

ermittelten Stoffübergangskoeffizienten k L fehlerbehaftet.<br />

Neben <strong>de</strong>n Problemen, theoretische Mo<strong>de</strong>lle mit aussagefähigen experimentellen<br />

Daten abzusichern, zeigt sich jedoch auch, dass die Mo<strong>de</strong>llvorstellung,<br />

die <strong>de</strong>r fluiddynamischen Beschreibung <strong>de</strong>r zweiphasigen<br />

Rührkesselströmung zu Grun<strong>de</strong> liegt, wichtige Einflussgrößen<br />

nicht beachtet. So wer<strong>de</strong>n we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Kessel zugeführte Gasvolumenstrom<br />

noch die Stoffwerte <strong>de</strong>r Flüssigkeit bei <strong>de</strong>r Berechnung<br />

<strong>de</strong>s Sauterdurchmessers berücksichtigt.


2.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r theoretischen Grundlagen 45<br />

Durch die Annahme, dass bei einem <strong>tu</strong>rbulenten Betriebszustand<br />

<strong>de</strong>r Leis<strong>tu</strong>ngseintrag unabhängig von <strong>de</strong>r Reynoldszahl ist, geht die<br />

Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit nicht mehr in die weiteren Betrach<strong>tu</strong>ngen<br />

mit ein. Dies mag bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>s maximal stabilen Blasendurchmessers<br />

noch gerechtfertigt sein, ist aber bei <strong>de</strong>r Bestimmung<br />

<strong>de</strong>s Sauterdurchmessers eine relativ grobe Näherung.<br />

Der entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Nachteil <strong>de</strong>r bisherigen Herangehensweise ist jedoch,dassesmitkeinerÜberlegung<br />

gelingen kann, ausgehend vom<br />

mittleren Blasendurchmesser auf <strong>de</strong>n Hold-up zu schließen. Es fehlen<br />

Mo<strong>de</strong>lle, die neben <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r maximal stabilen Blase auch noch<br />

die Größen <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasen berücksichtigen.<br />

Nur durch die differenzierte Betrach<strong>tu</strong>ng dieser Blasengrößen kann<br />

aber auf <strong>de</strong>n unterschiedlich langen Verbleib unterschiedlich großer<br />

Blasen geschlossen wer<strong>de</strong>n. Damit sind – wenn auch nur numerisch<br />

– Aussagen über <strong>de</strong>n Hold-up und die Phasengrenzfläche möglich.<br />

Wegen <strong>de</strong>r in einem frühen Stadium <strong>de</strong>r bisherigen Mo<strong>de</strong>lle getroffenen<br />

Annahme, dass <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser proportional zum maximal<br />

stabilen Blasendurchmesser ist, wer<strong>de</strong>n solche Überlegungen<br />

bisher im Ansatz ausgeschlossen.<br />

Aussagen über <strong>de</strong>n Hold-up wer<strong>de</strong>n bisher auch dadurch erschwert,<br />

dass die Drehzahl <strong>de</strong>s Rührers nur bei <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>r maximal<br />

stabilen Blasengröße berücksichtigt wird. Vernachlässigt wird hingegen<br />

ein durch eine Drehzahlerhöhung steigen<strong>de</strong>r Pumpvolumenstrom<br />

an Flüssigkeit, <strong>de</strong>r sich auf die Anzahl und die Größe <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

Flüssigkeitswirbeln gehaltenen Blasen auswirkt.<br />

Aus diesen Überlegungen ergibt sich die For<strong>de</strong>rung nach einer Erweiterung<br />

<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls, das <strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>r Blasendispergierung<br />

zu Grun<strong>de</strong> liegt. Neben einer Aussage über maximal stabile<br />

Blasendurchmesser müssen aus dieser Analyse Vorhersagen über<br />

die Größenverteilung <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente hervorgehen.<br />

Die in Kap. 2.3 vorgestellte Blasenzerfallskernfunktion kann so<br />

erweitert und auf die Strömung im Rührkessel angepasst wer<strong>de</strong>n,<br />

dass die erfor<strong>de</strong>rlichen Aussagen gewonnen wer<strong>de</strong>n.


2.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r theoretischen Grundlagen 46<br />

Ein neues Mo<strong>de</strong>ll kann aber nur dann erfolgreich etabliert wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn es durch experimentelle Daten abgesichert ist. Diese Daten<br />

müssen an einer Versuchsanlage gewonnen wer<strong>de</strong>n, die die Übertragbarkeit<br />

<strong>de</strong>r Ergebnisse gewährleistet. Zu<strong>de</strong>m ergeben sich für die Experimente<br />

folgen<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen:<br />

• Es dürfen nur nicht-invasive Messtechniken eingesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />

da die gemessenen Größen sonst mit einem zu großen und zu<strong>de</strong>m<br />

nicht quantifizierbaren Fehler behaftet sind.<br />

• Der gesamte Rührkessel muss in <strong>de</strong>n Messungen untersucht wer<strong>de</strong>n,<br />

um die Zielgrößen Sauterdurchmesser, Phasengrenzfläche<br />

und Hold-up aus <strong>de</strong>n Experimenten mit hoher Genauigkeit ermitteln<br />

zu können. Diese globalen Messungen <strong>de</strong>r Blasengrößen<br />

müssen zu<strong>de</strong>m auch lokal hoch aufgelöstwer<strong>de</strong>nkönnen.<br />

• Die Blasendispergierung muss genauer untersucht wer<strong>de</strong>n,<br />

um auch experimentell die Blasendurchmesser bestimmen zu<br />

können, die bei <strong>de</strong>r Dispergierung entstehen.<br />

• Die Primärblasengröße muss experimentell erfasst wer<strong>de</strong>n, um<br />

ihren Einfluss auf die Zielgrößen quantifizieren zu können.<br />

Der Anfor<strong>de</strong>rung, nur nicht-invasive Messtechniken einzusetzen, wur<strong>de</strong><br />

durch die Wahl <strong>de</strong>r Impulsholographie Rechnung getragen. Diese<br />

optische Messtechnik verlangt einen vollständigen und verzerrungsfreien<br />

optischen Zugang zum Messvolumen (= gesamter Rührkessel).<br />

Die Umsetzung <strong>de</strong>r daraus abgeleiteten Anfor<strong>de</strong>rungen an die apparative<br />

Gestal<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Versuchsanordnung ist im folgen<strong>de</strong>n Kapitel<br />

beschrieben.


47<br />

3 Versuchsanlage<br />

Der in dieser Arbeit untersuchte Rührkessel ist inklusive seiner Einbauten<br />

aus Glas gefertigt, um einen vollständigen optischen Zugang<br />

zu seinem Inneren und somit <strong>de</strong>n Einsatz optischer Messtechniken<br />

zu ermöglichen. Der Aufbau <strong>de</strong>r Versuchsanordnung ist in Abb. 11<br />

schematisch dargestellt.<br />

Drehzahlgeregelter<br />

Motor<br />

M<br />

Drehzahlmessung/<br />

Regelung<br />

Rührkessel: Draufsicht<br />

T i<br />

Mess-PC<br />

p i<br />

Versuchsfluid<br />

Rührkessel<br />

Rührer<br />

Durchflussmessung<br />

Durchflussregelung<br />

Druckluftnetz;<br />

entölte Luft;<br />

p = 1,1 MPa<br />

Düse<br />

Druckluft<br />

Öl-/Partikelfilter<br />

Glyzerin zur Brechungsin<strong>de</strong>xanpassung<br />

Abbildung 11: Schematische Darstellung <strong>de</strong>r Versuchsanordnung.<br />

Um einen verzerrungsfreien optischen Zugang zum Inneren <strong>de</strong>s Rührkessels<br />

zu erhalten, ist die Rührkesselanordnung so gestaltet, dass<br />

Brechungsin<strong>de</strong>xunterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>r Umgebung und <strong>de</strong>m Innern<br />

<strong>de</strong>s Rührkessels nur an ebenen Oberflächen auftraten.<br />

Dazu ist <strong>de</strong>r zylindrische Rührkessel in einem zweiten Glasbehälter<br />

mit quadratischer Grundfläche angeordnet und <strong>de</strong>r Raum zwischen<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Behältern mit Glyzerin gefüllt. Das Glyzerin hat <strong>de</strong>n<br />

gleichen Brechungsin<strong>de</strong>x wie das Glas, aus <strong>de</strong>m die bei<strong>de</strong>n Behälter<br />

gefertigt sind. Auch das Versuchsfluid im Inneren <strong>de</strong>s Kessels muss<br />

<strong>de</strong>n gleichen Brechungsin<strong>de</strong>x wie das Behälterglas aufweisen. Als<br />

Versuchsfluid wird daher wahlweise reines Dimethylsulfoxid (DM-<br />

SO) o<strong>de</strong>r eine Mischung aus DMSO und Glyzerin eingesetzt, um die<br />

Viskosität <strong>de</strong>s Versuchsfluids einstellen zu können.


48<br />

Auf diese Weise wird erreicht, dass <strong>de</strong>r Rührkessel – von <strong>de</strong>r Seite betrachtet<br />

– optisch wie ein Glasblock mit senkrechten ebenen Wän<strong>de</strong>n<br />

wirkt. Sämtliche Verzerrungen, die auf Grund von Lichtbrechung an<br />

<strong>de</strong>r zylindrischen Rührkesselwand auftreten können, wer<strong>de</strong>n durch<br />

diese Anordnung und die Wahl <strong>de</strong>r Versuchsflui<strong>de</strong> ausgeschlossen.<br />

Dies hat zur Folge, dass die Blasen an je<strong>de</strong>r Stelle im Rührkessel<br />

unverzerrt beobachtet wer<strong>de</strong>n können. Eine Voraussetzung für <strong>de</strong>n<br />

Einsatz <strong>de</strong>r Impulsholographie ist damit erfüllt.<br />

Als Antrieb für die Rührer dient ein im Bereich von n = 50 −<br />

2000 U/min drehzahlgeregelter Motor. Die Luft wird über eine zentrisch<br />

in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n versenkte Düse in <strong>de</strong>n Kessel eingebracht. Die<br />

Primärblasengröße wird durch <strong>de</strong>n Einsatz von Düsen mit unterschiedlichen<br />

Düsendurchmessern variiert.<br />

Die Drehzahl, <strong>de</strong>r zugeführte Luftvolumenstrom sowie <strong>de</strong>r Umgebungsdruck<br />

und die Flüssigkeitstempera<strong>tu</strong>r wer<strong>de</strong>n während eines<br />

Versuches gemessen und in einem Messrechner abgespeichert (vgl.<br />

Abb. 11).<br />

Der in dieser Arbeit untersuchte Rührkessel wur<strong>de</strong> so ausgelegt, dass<br />

sowohl die Richtlinien <strong>de</strong>r DIN 28131, als auch die <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

für Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen (GVC) erfüllt sind,<br />

in <strong>de</strong>nen die geometrischen Abmessungen festgelegt sind.<br />

D=124mm<br />

0,02 D<br />

0,1 D<br />

Stromstörer<br />

Versuchsfluid<br />

Rührer<br />

H=D<br />

h=d R<br />

d =D/3 R<br />

V G<br />

Abbildung 12: Schematische Darstellung <strong>de</strong>s Versuchsrührkessels.


Damit sind die an diesem Rührkessel erhaltenen Ergebnisse mit <strong>de</strong>nen<br />

vergleichbar, die an Standardrührkesseln an<strong>de</strong>rer Größen gewonnen<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Der zylindrische Kessel mit einem Durchmesser von D = 124 mm hat<br />

einenflachausgeführten Bo<strong>de</strong>n. Am Umfang <strong>de</strong>s Kessels sind entsprechend<br />

<strong>de</strong>r Norm vier gläserne Stromstörer angeordnet, die eine<br />

durch <strong>de</strong>n Rührvorgang verursachte Trombenbildung unterdrücken.<br />

Der Füllstand im Kessel entspricht <strong>de</strong>ssen Durchmesser (H/D =1,<br />

vgl. Abb. 12).<br />

In dieser Arbeit wird die Dispergierwirkung einer Rushton-Turbine<br />

sowie eines abwärts und eines aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Sechs-Blatt-<br />

Schrägblattrührers untersucht. Die Rührer wer<strong>de</strong>n in einer Höhe von<br />

h/H =1/3 zum Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Kessels eingebaut (vgl. Abb. 12) und<br />

haben einen Durchmesser von jeweils d =40mm (vgl. Abb. 13).<br />

49<br />

Rushton-Turbine<br />

Schrägblattrührer<br />

10<br />

8<br />

40<br />

jeweils 6 Blätter am Umfang (Blattdicke: 1mm)<br />

1<br />

45°<br />

Abbildung 13: Skizze <strong>de</strong>r untersuchten Rührer:<br />

links: Rushton-Turbine, rechts: Schrägblattrührer.<br />

Die Rushton-Turbine wird in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r als Standard-<br />

Dispergierorgan bezeichnet [98]. Bei ihrem Einsatz steht die<br />

Erhöhung <strong>de</strong>s Dispersionsgra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r eingebrachten Luft im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Sie ist ein schnelllaufen<strong>de</strong>r, radial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Rührer. Die aufgenommene<br />

Leis<strong>tu</strong>ng wird in <strong>de</strong>n im Abströmbereich <strong>de</strong>s Rührers<br />

starken Scherfel<strong>de</strong>rn mit hohen lokalen Energiedissipationsdichten<br />

abgegeben, in <strong>de</strong>nen die Blasen zerteilt wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Schrägblattrührer gehört zu <strong>de</strong>n schnelllaufen<strong>de</strong>n axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Rührern. Dieser Rührer ist nach Kipke [42] ein Kompromiss


aus einem strömungsmechanisch guten För<strong>de</strong>rorgan und einem Dispergierorgan.<br />

Der Einsatz eines Schrägblattrührers dient neben <strong>de</strong>r<br />

Blasendispergierung auch <strong>de</strong>r gleichmäßigen Verteilung <strong>de</strong>r Blasen<br />

im Rührkessel.<br />

Die dynamische Viskosität <strong>de</strong>s Versuchsfluids Dimethylsulfoxid beträgt<br />

η =2mPas, liegt also in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Viskosität von Wasser<br />

(η H2 O =1mPas). Die Viskosität von reinem Glyzerin beträgt<br />

η = 1400 mPas. Die bei<strong>de</strong>n Flüssigkeiten sind ineinan<strong>de</strong>r in je<strong>de</strong>m<br />

Verhältnis mischbar. Durch Än<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Mischungsverhältnisses wur<strong>de</strong><br />

die Viskosität <strong>de</strong>s Versuchsflui<strong>de</strong>s eingestellt. Die Oberflächenspannung<br />

von reinem DMSO und <strong>de</strong>s Gemisches bleibt über ein<br />

weites Mischungsverhältnis annähernd konstant bei σ =44mN/m,<br />

also <strong>de</strong>utlich unter <strong>de</strong>r Oberflächenspannung von Wasser (σ H2 O =<br />

70 mN/m) und wur<strong>de</strong> in dieser Arbeit nicht verän<strong>de</strong>rt.<br />

Mit <strong>de</strong>r beschriebenen Gestal<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Rührkesselanordnung wur<strong>de</strong>n<br />

die Voraussetzungen für <strong>de</strong>n Einsatz optischer Messtechniken<br />

erfüllt. Der verzerrungsfreie optische Zugang zum gesamten Messvolumen<br />

wur<strong>de</strong> gewährleistet. Der optische Versuchsaufbau, in <strong>de</strong>n<br />

diese Rührkesselanordnung eingesetzt wur<strong>de</strong>, ist in <strong>de</strong>r Folge beschrieben.<br />

50


51<br />

4 Die optische Messtechnik<br />

In dieser Arbeit wird die Impulsholographie als Messtechnik eingesetzt.<br />

Mit dieser optischen und damit nicht-invasiven Messtechnik<br />

kann Anzahl, Größe und Aufenthaltsort aller im Rührkessel befindlichen<br />

Blasen dreidimensional und verzerrungsfrei erfasst wer<strong>de</strong>n. Damit<br />

können die in Kap. 2.2.1 genannten Zielgrößen direkt und mit<br />

großer Genauigkeit aus <strong>de</strong>m Experiment bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

4.1 Holographie<br />

Die Holographie wur<strong>de</strong> 1948 von Gabor [27] bei Versuchen ent<strong>de</strong>ckt,<br />

das Auflösungsvermögen von Rasterelektronenmikroskopen zu<br />

verbessern. Bis Mitte <strong>de</strong>r sechziger Jahre fand sie wegen <strong>de</strong>s Mangels<br />

an kohärenten Lichtquellen und Aufzeichnungsmaterialien jedoch<br />

kaum Anwendung. Thompson [86] setzte die Holographie erstmals<br />

1967 bei <strong>de</strong>r Analyse von Sprühströmungen ein. Seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

siebziger Jahre erlebt die Holographie durch ständige Verbesserungen<br />

<strong>de</strong>r Aufnahmematerialien und Laser einen ernormen Aufschwung<br />

(z.B.: [33, 87]).<br />

Ein auf <strong>de</strong>r Holographie basieren<strong>de</strong>s Verfahren, die “Real-Time”-<br />

Interferometrie, wird von Mayinger & Panknin [66], Mayinger<br />

& Nordmann [65], Mayinger & Chen [62] auf die Untersuchung<br />

von Wärme- und Stoffübertragungsvorgängen angewandt.<br />

Impulsholographie<br />

Die holographische Partikelmesstechnik (Impulsholographie) hat die<br />

Aufgabe, aus räumlichen Partikelfel<strong>de</strong>rn Anzahl, Größe und Position<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Partikel zu bestimmen. Bei <strong>de</strong>r Aufnahme von Doppelpulshologrammen<br />

wird das dreidimensionale Partikelfeld zweimal in<br />

einem zeitlich <strong>de</strong>finierten Abstand auf <strong>de</strong>m Aufnahmemedium gespeichert<br />

und damit die bei<strong>de</strong>n räumlichen Positionen <strong>de</strong>r Partikel zum<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>r Aufnahmen. Aus <strong>de</strong>m Abstand <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Positionen<br />

einer Partikel und <strong>de</strong>r Zeitspanne zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Aufnahmen<br />

wird ihr dreidimensionaler Geschwindigkeitsvektor ermittelt.


4.1 Holographie 52<br />

Die Kombination dieser ganzheitlichen Messtechnik mit <strong>de</strong>r digitalen<br />

Bildverarbei<strong>tu</strong>ng zur automatisierten Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r großen Menge<br />

aufgenommener Informationen macht die Impulsholographie zu<br />

einem leis<strong>tu</strong>ngsfähigen Messsystem bei <strong>de</strong>r Untersuchung von Partikelfel<strong>de</strong>rn<br />

in Mehrphasenströmungen [61, 64, 68].<br />

Ein einfacher optischer Aufbau für die Aufnahme von Impulshologrammen<br />

ist in Abb. 14 schematisch dargestellt. Bei <strong>de</strong>r Aufnahme<br />

wird ein kohärenter Lichtpuls in zwei Strahlen aufgespalten: <strong>de</strong>n<br />

Objektstrahl und <strong>de</strong>n Referenzstrahl. Der Referenzstrahl wird über<br />

Spiegel am Messvolumen vorbeigeleitet. Der Objektstrahl wird durch<br />

das Messvolumen geleitet und enthält anschließend <strong>de</strong>ssen gesamte<br />

optische Information.<br />

Rubin-Impulslaser<br />

AO<br />

S<br />

Referenzstrahl<br />

Messvolumen<br />

S<br />

M<br />

H<br />

AO<br />

H<br />

M<br />

S<br />

ST<br />

Aufwei<strong>tu</strong>ngsoptik<br />

Hologr. Platte<br />

Mattscheibe<br />

Spiegel<br />

Strahlteiler<br />

ST<br />

S<br />

S<br />

Objektstrahl<br />

Versuchskammer<br />

Abbildung 14: Schematische Darstellung eines optischen Aufbaus<br />

für die Aufnahme von Impulshologrammen [61].<br />

Nach <strong>de</strong>m Austritt aus <strong>de</strong>m Messvolumen wird <strong>de</strong>r Objektstrahl <strong>de</strong>m<br />

Referenzstrahl überlagert. Dabei entsteht ein Interferenzmuster. Sowohl<br />

die Ampli<strong>tu</strong><strong>de</strong> und die Wellenlänge als auch die Phase dieses<br />

Wellenfel<strong>de</strong>s wird auf einem geeigneten Aufnahmemedium, z.B. einer<br />

holographischen Platte, gespeichert.<br />

So wird auf <strong>de</strong>r holographischen Platte ein dreidimensionales “Standbild”<br />

<strong>de</strong>s Messvolumens gespeichert. Im Gegensatz zu an<strong>de</strong>ren photographischen<br />

Verfahren ist die Impulsholographie bei <strong>de</strong>r Aufnah-


4.1 Holographie 53<br />

me <strong>de</strong>s gesamten dreidimensionalen Messvolumens mit einer hohen<br />

räumlichen Auflösung nicht durch die Schärfentiefe limitiert.<br />

Nach<strong>de</strong>m die holographische Platte photochemisch entwickelt wur<strong>de</strong>,<br />

wird das aufgenommene Hologramm in einem getrennten Schritt rekonstruiert.<br />

Dazu fällt ein kohärenter Lichtstrahl mit ähnlicher Wellenlänge,<br />

mit <strong>de</strong>r gleichen Strahlgeometrie und unter <strong>de</strong>m gleichen<br />

Auftreffwinkel wie <strong>de</strong>r Referenzstrahl auf die holographische Platte.<br />

Dieser so genannte Rekonstruktionsstrahl wird an <strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>r holographischen<br />

Platte gespeicherten Interferenzmuster gebeugt. Als<br />

erstes Beugungsmaximum entsteht <strong>de</strong>r rekonstruierte Objektstrahl<br />

und damit ein reelles Bild <strong>de</strong>s Messvolumens vor <strong>de</strong>m Aufnahmemedium<br />

als sein stehen<strong>de</strong>s, dreidimensionales und verzerrungsfreies<br />

Abbild, das nun ausgewertet wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Weitergehen<strong>de</strong> theoretische Grundlagen <strong>de</strong>r Holographie sind in <strong>de</strong>r<br />

Litera<strong>tu</strong>r ausführlich beschrieben (z.B.: [1, 43, 63]).<br />

Mayinger & Chávez [61] untersuchen mit Hilfe <strong>de</strong>r Impulsholographie<br />

die Fluiddynamik und <strong>de</strong>n Wärme- und Stoffübergang<br />

beim Einspritzvorgang einer unterkühlten Flüssigkeit in <strong>de</strong>ren Sattdampfatmosphäre.<br />

Die Autoren verwen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n in Abb. 14 dargestellten<br />

einachsigen optischen Aufbau. Die dreidimensionalen holographischen<br />

Rekonstruktionen wer<strong>de</strong>n schrittweise mit <strong>de</strong>r Fokussierebene<br />

einer Vi<strong>de</strong>okamera mit großer Blen<strong>de</strong>nöffnung durchfahren und so in<br />

eine Vielzahl von Vi<strong>de</strong>obil<strong>de</strong>rn mit bewusst eng limitierter Schärfentiefe<br />

unterteilt. Die Vi<strong>de</strong>obil<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n dann sukzessive durch ein<br />

digitales Bildverarbei<strong>tu</strong>ngssystem ausgewertet.<br />

Aus einfach belichteten Hologrammen (Einzelpulshologramm) wird<br />

die Anzahl und Größe sowie die räumliche Position <strong>de</strong>r gebil<strong>de</strong>ten<br />

Tropfen gemessen. Mit Doppelpulshologrammen wer<strong>de</strong>n die Tropfen<br />

zweimal zeitlich versetzt aufgenommen. Aus <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r<br />

Doppelpulshologramme ermitteln die Autoren [61] die Geschwindigkeitsvektoren<br />

<strong>de</strong>r Tropfen im Einspritzstrahl in <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>bene. Die<br />

Geschwindigkeitskomponente in Blickrich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Kamera wird unter<br />

Zuhilfenahme <strong>de</strong>s Einspritzstrahlwinkels abgeschätzt. Diese Arbeit<br />

ist <strong>de</strong>tailliert in Chávez [12] beschrieben.


4.1 Holographie 54<br />

Mayinger & Gebhard [64] untersuchen mit Hilfe <strong>de</strong>r Impulsholographie<br />

die Strahlzerteilung von unterkühlten und überhitzten Einspritzstrahlen<br />

von Flachstrahldüsen in eine Luftatmosphäre. Für allgemeinere<br />

– dreidimensionale – Anwendungen diskutieren die Autoren<br />

eine Erweiterung <strong>de</strong>r Hologrammaufnahme um eine zweite Achse,<br />

sodass bei je<strong>de</strong>r Messung zwei Hologramme aufgenommen wer<strong>de</strong>n,<br />

auf <strong>de</strong>nen das dreidimensionale Abbild <strong>de</strong>s Messvolumens aus unterschiedlichen<br />

Blickrich<strong>tu</strong>ngen gespeichert ist (vgl. Abb. 15).<br />

AO<br />

H<br />

M<br />

S<br />

ST<br />

Aufwei<strong>tu</strong>ngsoptik<br />

Hologr. Platte<br />

Mattscheibe<br />

Spiegel<br />

Strahlteiler<br />

S<br />

Objektstrahl 1<br />

Referenzstrahl 2<br />

S Messvolumen<br />

S<br />

S<br />

Rubin-Impulslaser<br />

HeNe-<br />

Justierlaser<br />

AO<br />

ST<br />

S<br />

S<br />

S<br />

M<br />

H2<br />

H1<br />

S<br />

S<br />

Referenzstrahl 1<br />

Objektstrahl 2<br />

Abbildung 15: Schematische Darstellung eines zweiachsigen holographischen<br />

Aufbaus [64].<br />

Die Autoren entwickeln ein Holographic Particle Image Velocimeter,<br />

mit <strong>de</strong>m die Geschwindigkeitsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r gebil<strong>de</strong>ten Tropfen in<br />

<strong>de</strong>n einzelnen Ansichten bestimmt wer<strong>de</strong>n ([29, 64]). Mit <strong>de</strong>r zweiachsigen<br />

Anordnung bei <strong>de</strong>r Hologrammaufnahme bereiten sie die<br />

Grundlage für das in dieser Arbeit angewandten Stereomatchingverfahren,<br />

mit <strong>de</strong>m die bei<strong>de</strong>n simultan aufgenommenen Ansichten <strong>de</strong>s<br />

Messvolumens miteinan<strong>de</strong>r gekoppelt wer<strong>de</strong>n können (vgl. Kap. 4.5).


4.2 Optischer Aufbau für die Hologrammaufnahme in dieser Arbeit 55<br />

4.2 Optischer Aufbau für die Hologrammaufnahme<br />

in dieser Arbeit<br />

In dieser Arbeit wird für die Aufnahme <strong>de</strong>r Hologramme im Prinzip<br />

<strong>de</strong>r von Mayinger & Gebhard [64] entwickelte zweiachsige<br />

optische Aufbau verwen<strong>de</strong>t (vgl. Abb. 15). Die Abweichung besteht<br />

darin, dass im Vergleich zur Aufnahme von Einspritzstrahlen bei <strong>de</strong>r<br />

Aufnahme <strong>de</strong>s gesamten Rührkessels ein wesentlich größeres Messvolumen<br />

erfasst wer<strong>de</strong>n muss. Der optische Aufbau ist in Abb. 16 schematisch<br />

dargestellt.<br />

AO<br />

H<br />

M<br />

S<br />

ST<br />

Aufwei<strong>tu</strong>ngsoptik<br />

Hologr. Platte<br />

Mattscheibe<br />

Spiegel<br />

Strahlteiler<br />

S<br />

Objektstrahl 1<br />

Referenzstrahl 2<br />

S Messvolumen<br />

S<br />

S<br />

Rubin-Impulslaser<br />

HeNe-<br />

Justierlaser<br />

t = 30 ns<br />

E =1J<br />

= 694 nm<br />

AO<br />

S<br />

ST<br />

S<br />

S<br />

S<br />

M<br />

S<br />

Rührkessel<br />

Referenzstrahl 1<br />

Objektstrahl 2<br />

H2<br />

H1<br />

Abbildung 16: In dieser Arbeit eingesetzter optischer Aufbau.<br />

Als Lichtquelle dient ein Rubinimpulslaser, <strong>de</strong>r Lichtpulse mit einer<br />

Wellenlänge von λ = 694 nm mit einer Gesamtenergie von bis zu 1 J<br />

bei einer Pulsdauer von 30 ns emittiert. Diese sehr kurze Belich<strong>tu</strong>ngszeit<br />

lässt auch bei Geschwindigkeiten von mehreren 100 m/s scharfe<br />

Abbildungen ohne Bewegungsunschärfe zu.


4.2 Optischer Aufbau für die Hologrammaufnahme in dieser Arbeit 56<br />

Der Laserstrahl wird zunächst am Laserausgang aufgeweitet, um<br />

zum einen das gesamte Messvolumen ausleuchten zu können und<br />

zum an<strong>de</strong>ren die hohe Energiedichte <strong>de</strong>s Laserstrahls zu reduzieren.<br />

Die Strahlaufwei<strong>tu</strong>ng erfolgt in einer nonfokalen Aufwei<strong>tu</strong>ngsoptik<br />

(bikonkave Aufwei<strong>tu</strong>ngslinse und bikonvexe Sammellinse). Eine<br />

herkömmmliche Aufwei<strong>tu</strong>ngsoptik (bikonvexe Aufwei<strong>tu</strong>ngslinse und<br />

bikonvexe Sammellinse), in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Laserstrahl zunächst fokussiert<br />

wird, kann nicht eingesetzt wer<strong>de</strong>n, weil in ihrem Brennpunkt wegen<br />

<strong>de</strong>s großen Energieinhalts <strong>de</strong>s Laserstrahls die Luft ionisiert wür<strong>de</strong>.<br />

Nach <strong>de</strong>r Parallelisierung <strong>de</strong>s Strahlenbün<strong>de</strong>ls koppeln zwei Strahlteiler<br />

die bei<strong>de</strong>n Objektstrahlen mit jeweils 30 % <strong>de</strong>r Gesamtenergie <strong>de</strong>s<br />

Laserstrahls aus. Die verbleiben<strong>de</strong>n 40 % <strong>de</strong>r Strahlenergie wer<strong>de</strong>n<br />

gleichmäßig auf die bei<strong>de</strong>n Referenzstrahlen verteilt. Der Energiegehalt<br />

<strong>de</strong>r Objektstrahlen sinkt beim Durchqueren <strong>de</strong>s Messvolumens<br />

abhängig von <strong>de</strong>ssen optischer Dichte. Diese Abschwächung <strong>de</strong>r Objektstrahlen<br />

wird durch ihren höheren Energiegehalt beim Auskoppeln<br />

im Vergleich zu <strong>de</strong>n Referenzstrahlen berücksichtigt. Dadurch<br />

wird gewährleistet, dass die Intensität von Objekt- und Referenzstrahl<br />

vor <strong>de</strong>r holographischen Platte ungefähr gleich groß ist und<br />

damit <strong>de</strong>r maximale Kontrast bei <strong>de</strong>r Aufnahme erhalten wird.<br />

Die Objektstrahlen wer<strong>de</strong>n an Spiegeln so umgelenkt, dass sie jeweils<br />

senkrecht in das Messvolumen einfallen, nach<strong>de</strong>m sie an je<br />

einer Mattscheibe in diffuses Licht umgewan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n. Nach<br />

<strong>de</strong>m Durchqueren <strong>de</strong>s Messvolumens fallen die Objektstrahlen auf<br />

die hinter <strong>de</strong>m Messvolumen angeordneten holographischen Platten<br />

(H 1 ,H 2 ). Dort wer<strong>de</strong>n sie mit <strong>de</strong>n Referenzstrahlen überlagert, die<br />

über Spiegel direkt auf jeweils eine holographische Platte gelenkt<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 16).<br />

Die bei dieser Überlagerung entstehen<strong>de</strong>n Interferenzmuster wer<strong>de</strong>n<br />

auf <strong>de</strong>n holographischen Platten gespeichert. Die bei<strong>de</strong>n holographischen<br />

Platten sind in exakt gleicher Entfernung zur Mittelachse<br />

<strong>de</strong>s Rührkessels aufgestellt, um <strong>de</strong>nselben Abbildungsmaßstab in <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n Aufnahmen zu erzielen.


4.3 Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme 57<br />

Bei je<strong>de</strong>r Messung wer<strong>de</strong>n zwei Hologramme aufgenommen, auf <strong>de</strong>nen<br />

die gesamte dreidimensionale optische Information aus <strong>de</strong>m<br />

Messvolumen in zwei um 90 ◦ zueinan<strong>de</strong>r gedrehten Blickrich<strong>tu</strong>ngen<br />

gespeichert ist.<br />

Die Aufnahme bei<strong>de</strong>r Hologramme ist wesentlich für die genaue Bestimmung<br />

<strong>de</strong>r Blasengrößen. Blasen, die großen Scherspannungen<br />

ausgesetzt sind, und solche mit größerem Durchmesser (d B > 1 mm)<br />

können nicht mehr als kugelförmig angesehen wer<strong>de</strong>n. Daher kann<br />

aus einer Ansicht nicht mit ausreichen<strong>de</strong>r Genauigkeit auf ihr Volumen<br />

und ihre Oberfläche geschlossen wer<strong>de</strong>n. Durch die Aufnahme<br />

und Zuordnung <strong>de</strong>r zweiten Ansicht wird die Größe von elliptischen<br />

Blasen wesentlich genauer bestimmt.<br />

Eine wesentliche Voraussetzung für eine ein<strong>de</strong>utige Zuordnung ist die<br />

genaue Justierung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Strahlengänge und die lotrechte Anordnung<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n holographischen Platten zueinan<strong>de</strong>r. Diese Justierung<br />

ist mit einem Impulslaser sehr schwierig durchzuführen. Daher<br />

wird als Justierhilfe für <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>r Rubinstab <strong>de</strong>s Impulslasers<br />

mit einen HeNe-Dauerstrichlaser durchstrahlt, <strong>de</strong>ssen Strahlachse<br />

mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Impulslasers zusammenfällt (vgl. Abb. 16).<br />

4.3 Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme<br />

Die Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme erfolgt durch Beleuch<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r<br />

photochemisch entwickelten holographischen Platten mit <strong>de</strong>m aufgeweiteten<br />

Strahl eines HeNe-Dauerstrichlasers, <strong>de</strong>r in seiner Strahlgeometrie<br />

und <strong>de</strong>m Einfallwinkel exakt <strong>de</strong>m Referenzstrahl entspricht.<br />

Der Rekonstruktionsstrahl wird an <strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>r Platte bei<br />

<strong>de</strong>r Aufnahme gespeicherten Interferenzmuster gebeugt. Als erstes<br />

Beugungsmaximum entsteht <strong>de</strong>r rekonstruierte Objektstrahl, <strong>de</strong>r das<br />

reelle Bild <strong>de</strong>s aufgenommenen Rührkessels vor <strong>de</strong>r holographischen<br />

Platte dreidimensional und verzerrungsfrei wie<strong>de</strong>rgibt. Der Rekonstruktionsaufbau<br />

für die bei<strong>de</strong>n Ansichten ist in Abb. 17 dargestellt.<br />

Bei <strong>de</strong>r Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme liegt die räumliche Information<br />

<strong>de</strong>s gesamten Messvolumens als stehen<strong>de</strong>s, dreidimensionales<br />

Bild ohne Einschränkung <strong>de</strong>r Schärfentiefe vor.


4.3 Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme 58<br />

Aufwei<strong>tu</strong>ngsoptik<br />

S<br />

HeNe-Laser<br />

S<br />

Hologramm 1<br />

Hologramm 2<br />

(Ansicht 0 o )<br />

(Ansicht 90 o<br />

)<br />

Schrittmotor<br />

mit Spin<strong>de</strong>l<br />

reelles Bild<br />

Kamera 1<br />

Schärfeebenen<br />

<strong>de</strong>r Kameras<br />

Kamera 2<br />

Abbildung 17: Optischer Aufbau zur Rekonstruktion <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Hologramme.<br />

Die Beobach<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n holographischen Rekonstruktionen erfolgt<br />

mit je einer CCD-Kamera. Die sehr empfindliche Röhre <strong>de</strong>r Kamera<br />

ermöglicht es, auch lichtschwache Hologramme mit einem für<br />

die weitere Auswer<strong>tu</strong>ng ausreichen<strong>de</strong>n Kontrast zu betrachten. Eine<br />

Bildverarbei<strong>tu</strong>ngskarte digitalisiert das sensitive Feld <strong>de</strong>r Röhre mit<br />

einer Auflösung von 512 × 512 Pixeln.<br />

Bei<strong>de</strong> Kameras sind auf je einem xyz-Schlitten montiert (vgl.<br />

Abb. 17). In Rich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r optischen Achse wird die Kamera mit einem<br />

Schrittmotor-Spin<strong>de</strong>lantrieb <strong>de</strong>r Firma Isel computergesteuert<br />

mit einer Schrittgenauigkeit und Reproduzierbarkeit 0, 01 mm verfahren.<br />

Die Seiten- und Höhenverstellung sowie die horizontale Justierung<br />

<strong>de</strong>r Kamera in <strong>de</strong>r Nickebene erfolgen durch Stellschrauben<br />

mit einer Genauigkeit von 0, 02 mm.<br />

Die dreidimensionalen Rekonstruktionen <strong>de</strong>s Rührkessels wer<strong>de</strong>n<br />

schrittweise mit Kameras abgescannt, die mit langbrennweitigen,<br />

verzeichnungsarmen Objektiven ausgestattet sind. Dabei kann die<br />

Schärfeebene in <strong>de</strong>m rekonstruierten reellen Bild beliebig gewählt


4.3 Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme 59<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Aufnahmen wer<strong>de</strong>n mit geringer Schärfentiefe aus relativ<br />

großer Entfernung gemacht. Das hat <strong>de</strong>n Vorteil, dass nur jeweils<br />

ein Teilvolumen <strong>de</strong>r gesamten dreidimensionalen Hologrammrekonstruktionen<br />

bei einer Aufnahme scharf abgebil<strong>de</strong>t ist. Dieses Teilvolumen<br />

setzt sich aus <strong>de</strong>r Grundfläche <strong>de</strong>s Bildausschnittes und <strong>de</strong>r<br />

Schärfentiefe zusammen.<br />

Die rekonstruierten Hologramme wer<strong>de</strong>n ausgewertet, in<strong>de</strong>m die<br />

Fokussierebene <strong>de</strong>r Kameras schrittweise durch die dreidimensionalen<br />

Hologrammrekonstruktionen gefahren wer<strong>de</strong>n. Dadurch wird<br />

die gesamte dreidimensionale Rekonstruktion in eine Vielzahl von<br />

“dünnen Scheiben” o<strong>de</strong>r Teilvolumina zerlegt. Das ist beispielhaft in<br />

Abb. 18 gezeigt.<br />

Hologram m<br />

He Ne -<br />

Lase r<br />

Reelles Bild<br />

CCD-<br />

Kam e ra<br />

A B C<br />

Abbildung 18: Zerlegung <strong>de</strong>r 3D-Hologrammrekonstruktion.


4.3 Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme 60<br />

In <strong>de</strong>m gestrichelten Kreis in Abb. 18A ist eine scharf abgebil<strong>de</strong>te<br />

Blase zu erkennen. Wird die Kamera nun in die Positionen ‘B’ und<br />

schließlich ‘C’ bewegt, so wird die Blase immer unschärfer abgebil<strong>de</strong>t.<br />

Im Gegensatz dazu ist in <strong>de</strong>r Kameraposition ‘C’ eine zweite Blase<br />

links oberhalb <strong>de</strong>r ersten scharf abgebil<strong>de</strong>t, die in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Ausschnitten ‘A’ und ‘B’ gar nicht o<strong>de</strong>r nur unscharf abgebil<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

In <strong>de</strong>m ausgezogenen Kreis in Abb. 18A ist eine Blase unscharf<br />

abgebil<strong>de</strong>t, die nach <strong>de</strong>m Verschieben <strong>de</strong>r Kamera in die Position<br />

‘C’ schließlich scharf dargestellt ist. Zugleich befin<strong>de</strong>t sich links oberhalb<br />

von dieser Blase in Abb. 18A und in Abb. 18C eine kleinere<br />

jeweils scharf abgebil<strong>de</strong>te Blase, die in Abb. 18B nur unscharf zu<br />

erkennen ist. Es han<strong>de</strong>lt sich in diesem Fall also um zwei verschie<strong>de</strong>ne<br />

Blasen, die sich zufällig an <strong>de</strong>r selben Stelle im Bild, aber in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Tiefenpositionen befin<strong>de</strong>n.<br />

An <strong>de</strong>m in Abb. 18 gezeigten Beispiel wer<strong>de</strong>n die Vorteile dieser<br />

Vorgehensweise <strong>de</strong>utlich. Wegen <strong>de</strong>r geringen gewählten Schärfentiefe<br />

wer<strong>de</strong>n die Blasen, die sich weit außerhalb <strong>de</strong>r Schärfeebene <strong>de</strong>r<br />

Kamera befin<strong>de</strong>n, nur noch so unscharf abgebil<strong>de</strong>t, dass sie im Hintergrundrauschen<br />

untergehen. Diese Blasen stören daher nicht die<br />

spätere Erkennung und Vermessung <strong>de</strong>r scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen.<br />

Darüber hinaus kann bei genügend geringer Schärfentiefe die Position<br />

einer Blase “relativ” genau durch die Bildkoordinaten und die<br />

Kameraposition bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

Der wesentliche Vorteil ist jedoch, dass auch Blasen erkannt wer<strong>de</strong>n,<br />

die sich hinter einer an<strong>de</strong>ren Blase befin<strong>de</strong>n, wie es das letzte Beispiel<br />

in Abb. 18 ver<strong>de</strong>utlicht hat.<br />

In dieser Arbeit wur<strong>de</strong> für die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Hologramme ein Bildausschnitt<br />

festgelegt, <strong>de</strong>r in etwa <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>s in Abb. 18C eingezeichneten<br />

Rechtecks entspricht. Durch diese hohe Auflösung konnten<br />

auch kleinere Blasen zuverlässig abgebil<strong>de</strong>t und vermessen wer<strong>de</strong>n.<br />

Um trotz<strong>de</strong>m die gesamte Rekonstruktion aufzunehmen, waren insgesamt<br />

15 Kameradurchgänge pro Hologrammrekonstruktion erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Dies ist in Abb. 19, links, ver<strong>de</strong>utlicht.


4.3 Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme 61<br />

Düse<br />

E<br />

D<br />

C<br />

B<br />

A<br />

I II III<br />

Aufriss: Anzahl <strong>de</strong>r Durc hgänge<br />

<strong>de</strong>rKamera pro Hologramm<br />

Fahrric h<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong> r Kam e ra<br />

25<br />

13<br />

1<br />

I II III<br />

Grundriss:<br />

Anzahl <strong>de</strong>rBil<strong>de</strong>rpro Ebene<br />

A-II-13<br />

Abbildung 19: Zerlegung <strong>de</strong>r dreidimensionalen Hologrammrekonstruktion:<br />

Zuordnung <strong>de</strong>r Kameraposition zum<br />

aufgenommenen Bildausschnitt.<br />

Die Schärfentiefe <strong>de</strong>r Kameras wird dabei so eingestellt, dass bei <strong>de</strong>m<br />

nach <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r einzelnen Bil<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Stereomatching-<br />

Verfahren (vgl. Kap. 4.5) die Zuordnung <strong>de</strong>r jeweiligen Blasen in <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n Ansichten ein<strong>de</strong>utig ist.<br />

Bei einer gewählten Schärfentiefe von 5 mm wur<strong>de</strong>n 25 hintereinan<strong>de</strong>r<br />

liegen<strong>de</strong> Bil<strong>de</strong>r benötigt, um die holographische Rekonstruktion<br />

in ihrer gesamten Tiefe aufzunehmen (vgl. Abb. 19, rechts).<br />

Dadurch ist eine hohe Auflösung in <strong>de</strong>r dritten Dimension gewährleistet,<br />

da nur jeweils 4 % <strong>de</strong>r gesamten Tiefe in einem Bild scharf<br />

dargestellt ist.<br />

Insgesamt wur<strong>de</strong>n also pro Hologrammrekonstruktion 375 Bil<strong>de</strong>r aufgenommen<br />

und ausgewertet. Die dabei angewandten Algorithmen<br />

sind im folgen<strong>de</strong>n Kapitel beschrieben.


4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 62<br />

4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale<br />

Bildverarbei<strong>tu</strong>ng<br />

Die bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r holographischen Rekonstruktion erhaltenen<br />

Bil<strong>de</strong>r (vgl. Abb. 19) liegen als Graus<strong>tu</strong>fenbil<strong>de</strong>r in digitalisierter<br />

Form vor. Sie haben eine Auflösung von 512 × 512 Pixeln. Bei <strong>de</strong>r<br />

Bildaufnahme wird je<strong>de</strong>m Pixel eine <strong>de</strong>r insgesamt 256 Graus<strong>tu</strong>fen<br />

zwischen ‘0’ (= schwarz) und ‘255’ (= weiss) zugeordnet und so die<br />

hell-dunkel Informationen über das Bild abgespeichert.<br />

Helle Stellen im Bild sind Gebiete, an <strong>de</strong>nen das Licht bei <strong>de</strong>r Aufnahme<br />

ungehin<strong>de</strong>rt auf die holographische Platte treffen konnte. Das<br />

durch eine Blase treten<strong>de</strong> Licht fällt nur dann auf die Platte, wenn<br />

es bei <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Phasenübergängen nicht o<strong>de</strong>r nur geringfügig abgelenkt<br />

wird, also wenn das Licht lotrecht die bei<strong>de</strong>n Phasengrenzflächen<br />

passiert. Ist dies nicht <strong>de</strong>r Fall, wird <strong>de</strong>r einfallen<strong>de</strong> Lichtstrahl<br />

abhängig vom Einfallwinkel an <strong>de</strong>n Phasengrenzflächen entwe<strong>de</strong>r<br />

zum optisch dichteren Medium hin gebrochen o<strong>de</strong>r gespiegelt.<br />

In bei<strong>de</strong>n Fällen erreicht <strong>de</strong>r Lichtstrahl nicht das Aufnahmemedium,<br />

die holographische Platte.<br />

Aus diesem Grund erfasst die Kamera bei <strong>de</strong>r Bildaufnahme <strong>de</strong>r holographischen<br />

Rekonstruktionen die Blasen immer als dunkle Schatten<br />

vor hellem Hintergrund. Größere Blasen weisen in <strong>de</strong>r Mitte eine<br />

helle Fläche auf. Dies ist entwe<strong>de</strong>r auf Spiegelungen an <strong>de</strong>r Blasenoberfläche<br />

bei <strong>de</strong>r Hologrammaufnahme zurückzuführen o<strong>de</strong>r darauf,<br />

dass hier <strong>de</strong>r Lichtstrahl ‘relativ unabgelenkt’ die Blase bei <strong>de</strong>r Aufnahme<br />

durchqueren konnte.<br />

Die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r mit Hilfe <strong>de</strong>r digitalen Bildverarbei<strong>tu</strong>ng<br />

hat zum Ziel, alle auf einem Bild scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen zu erfassen<br />

und die Informationen über ihre Anzahl, Größe, Form und<br />

Position auszulesen und abzuspeichern.<br />

Scharf abgebil<strong>de</strong>te Blasen sind durch einen großen Grauwertgradienten<br />

am Übergang vom Bildhintergrund zur Blase charakterisiert. Im<br />

Extremfall <strong>de</strong>r schwarz-weiß Binärbilddarstellung liegt <strong>de</strong>r maximale<br />

Grauwertgradient von ∆Grauwert/Pixel = 255 vor.


4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 63<br />

Im Gegensatz dazu kennzeichnet ein geringerer Grauwertgradient<br />

zwischen Blasenrand und Hintergrund eine unscharf abgebil<strong>de</strong>te Blase.<br />

Im Bild be<strong>de</strong>utet dies einen weichen stetigen Übergang über mehrere<br />

Graus<strong>tu</strong>fen von <strong>de</strong>r dunklen Blase hin zum helleren Hintergrund.<br />

Der Unterschied zwischen einem hohen und einem niedrigen Grauwertgradienten<br />

ist schematisch in Abb. 20 skizziert.<br />

sc harf abgebil<strong>de</strong>te Blase<br />

0=schwarz<br />

255=weiss<br />

A<br />

255<br />

Grauwertverlauf<br />

entlang B<br />

Hintergrundgrauwert<br />

unsc harf abgebil<strong>de</strong>te Blase<br />

B<br />

Grauwert<br />

Grauwertverlauf<br />

entlang A<br />

0<br />

Laufkoordinate<br />

Abbildung 20: Grauwertverlauf einer scharf und einer unscharf abgebil<strong>de</strong>ten<br />

Blase.<br />

Ein Gradientenfilter, <strong>de</strong>r eingesetzt wird, um scharf abgebil<strong>de</strong>te<br />

Struk<strong>tu</strong>ren zu <strong>de</strong>tektieren, erkennt Struk<strong>tu</strong>ren dann als scharf abgebil<strong>de</strong>t,<br />

wenn an ihrem Rand <strong>de</strong>r Grauwertgradient einen vorher<br />

eingestellten Min<strong>de</strong>stwert übersteigt.<br />

4.4.1 Aufgabenstellung bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng<br />

Nicht i<strong>de</strong>alisierte reale Kamerabil<strong>de</strong>r können mi<strong>tu</strong>nter starke Grauwertschwankungen<br />

im Bildhintergrund enthalten. Dieser Sachverhalt<br />

kann die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Kamerabil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich erschweren, da die<br />

Grauwertgradienten von scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen zum dunkleren<br />

Teil <strong>de</strong>s Hintergrun<strong>de</strong>s dann kleiner sein können als die von unscharf<br />

abgebil<strong>de</strong>ten Blasen zum helleren Teil <strong>de</strong>s Hintergrun<strong>de</strong>s (vgl.<br />

Abb. 18).<br />

Das resultiert darin, dass je<strong>de</strong> Art von Gradientenfilter versagt, <strong>de</strong>r<br />

die Schärfe eines Blasenran<strong>de</strong>s anhand eines minimalen Grauwertgra-


4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 64<br />

dienten beurteilt. Bei starken Schwankungen kann die Anwendung<br />

eines solchen Gradientenfilters dazu führen, dass entwe<strong>de</strong>r nicht alle<br />

scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen, o<strong>de</strong>r aber auch unscharf abgebil<strong>de</strong>te<br />

Blasen erkannt und markiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Ursachen für die Grauwertschwankungen liegen in <strong>de</strong>r<br />

Aufnahme- und Rekonstruktionstechnik <strong>de</strong>r Hologramme und in<br />

<strong>de</strong>r Tiefe <strong>de</strong>s Messvolumens. Sie können auf die folgen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong><br />

zurückgeführt wer<strong>de</strong>n (vgl. auch Abb. 18):<br />

• We<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Aufnahme noch bei <strong>de</strong>r Rekonstruktion <strong>de</strong>r Hologramme<br />

hat <strong>de</strong>r Laserstrahl eine über die gesamte Strahlfläche<br />

konstante Intensität. Vielmehr weist die Intensität ein<br />

Gauß’sches Profil mit <strong>de</strong>m Maximum in <strong>de</strong>r Strahlmitte auf.<br />

Die Helligkeit <strong>de</strong>s Hintergrun<strong>de</strong>s ist eine Funktion <strong>de</strong>r Strahlintensität.<br />

Daher haben die von <strong>de</strong>r holographischen Rekonstruktion aufgenommenen<br />

Bil<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Stelle <strong>de</strong>n hellsten Hintergrund, die<br />

<strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r Rekonstruktion am nächsten ist. Mit zunehmen<strong>de</strong>m<br />

Abstand von diesem Punkt nimmt die Helligkeit <strong>de</strong>s Hintergrun<strong>de</strong>s<br />

entsprechend <strong>de</strong>m Intensitätsprofil <strong>de</strong>s Laserstrahles<br />

ab.<br />

• Bei <strong>de</strong>r Hologrammaufnahme wird <strong>de</strong>r Laserstrahl an verschie<strong>de</strong>nen<br />

Spiegeln umgelenkt, bevor er die holographische Platte<br />

trifft (vgl. Abb. 16). Da er bei <strong>de</strong>n Umlenkungen eine endliche<br />

Aus<strong>de</strong>hnung hat, also nicht punktförmig ist, kommt es im<br />

umgelenkten Strahl zu Wegunterschie<strong>de</strong>n in benachbarten Teilstrahlen<br />

und damit zu Interferenzen in <strong>de</strong>n einzelnen Objek<strong>tu</strong>nd<br />

Rekonstruktionsstrahlen.<br />

Die Interferenzen resultieren in einem hell-dunkel Streifenmuster,<br />

das auf <strong>de</strong>r Mattscheibe, an <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Objektstrahl vor <strong>de</strong>m<br />

Eintritt in das Messvolumen in diffuses Licht umgewan<strong>de</strong>lt wird,<br />

abgebil<strong>de</strong>t wird. Diese Mattscheibe stellt <strong>de</strong>n Hintergrund bei<br />

<strong>de</strong>r Rekonstruktion dar. Die die Rekonstruktionen abfilmen<strong>de</strong><br />

Kamera nimmt dieses Streifenmuster mit auf. Je nach Entfernung<br />

<strong>de</strong>r Fokussierebene <strong>de</strong>r Kamera von <strong>de</strong>r rekonstruierten


4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 65<br />

Mattscheibe, erscheinen die Übergänge schärfer o<strong>de</strong>r eher verschwommen<br />

(vgl. Abb. 18A-C).<br />

Diese Interferenzen können durch geeignete Wahl <strong>de</strong>r<br />

Strahlführung gering gehalten, aber in <strong>de</strong>r Regel nicht ganz ausgeschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

• Ein dritter und mit zunehmen<strong>de</strong>r Blasendichte immer wichtigerer<br />

Grund für die Grauwertschwankungen im Bildhintergrund<br />

sind die nicht scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen und <strong>de</strong>r nicht scharf<br />

abgebil<strong>de</strong>te Rührer.<br />

Sobald die Blasen und <strong>de</strong>r Rührer nicht mehr im Fokus <strong>de</strong>r<br />

aufnehmen<strong>de</strong>n Kamera liegen, wer<strong>de</strong>n sie nur noch unscharf abgebil<strong>de</strong>t.<br />

Sind sie weit genug von <strong>de</strong>r Fokkussierebene entfernt,<br />

wer<strong>de</strong>n ihre Abbildungen so unscharf, dass die Struk<strong>tu</strong>ren nicht<br />

mehr erkennbar sind und sich in die Grauwertschwankungen <strong>de</strong>s<br />

Hintergrun<strong>de</strong>s einreihen.<br />

Eine weitere Schwierigkeit bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r bestand<br />

darin, dass die Rän<strong>de</strong>r von scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen zu einem gewissen<br />

Teil von unscharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen ver<strong>de</strong>ckt sein können<br />

(vgl. weißer Kreis in Abb. 21A). Diese Problematik tritt mit steigen<strong>de</strong>r<br />

Blasendichte vermehrt auf.<br />

Mit keiner kommerziell erhältlichen Software konnte die Auswer<strong>tu</strong>ng<br />

<strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r zuverlässig durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Daher<br />

wur<strong>de</strong> ein an die Problemstellung angepasstes Software-Paket entwickelt,<br />

mit <strong>de</strong>m die beschriebenen Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng<br />

gelöst wur<strong>de</strong>n. Implementiert sind Algorithmen zur:<br />

• Filterung und Aufberei<strong>tu</strong>ng verrauschter Bil<strong>de</strong>r (Speckles)<br />

• Erkennung und Detektion von scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen<br />

• Binärbil<strong>de</strong>rstellung<br />

• Bestimmung <strong>de</strong>r Anzahl, Größe, Form und Position <strong>de</strong>r Blasen


4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 66<br />

4.4.2 Digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng<br />

Die wichtigsten Schritte bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng sind in <strong>de</strong>r Folge an<br />

einem für diesen Anwendungsfall repräsentativen Beispielbild dargestellt<br />

(vgl. Abb. 21A). Das ein<strong>de</strong>utige Erkennen <strong>de</strong>r in diesem Bild<br />

scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen wird durch die <strong>de</strong>utlichen Schwankungen<br />

<strong>de</strong>s Hintergrundgrauwertes und durch unscharf abgebil<strong>de</strong>te Blasen<br />

erschwert, die die Rän<strong>de</strong>r von scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen teilweise<br />

über<strong>de</strong>cken.<br />

In einem ersten Schritt wird <strong>de</strong>r Bildhintergrund durch die Anwendung<br />

eines neu entwickelten Hintergrundfilters vereinheitlicht (vgl.<br />

Abb. 21B). Dies erfolgt unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung, dass<br />

durch die Anwendung <strong>de</strong>s Filters jedoch keine Schärfeinformation<br />

einzelner Blasen verloren geht.<br />

A<br />

5mm<br />

B<br />

5mm<br />

Abbildung 21: A: Originalbild eines Schnittes durch eine Hologrammrekonstruktion<br />

mit charakteristischen Aufgabenstellungen<br />

für die Bildverarbei<strong>tu</strong>ng.<br />

B: Mit Hintergrundfilter bearbeitetes Bild.<br />

Zunächst wird dabei das Originalbild mit einem sehr starken<br />

Glät<strong>tu</strong>ngsfilter bearbeitet, sodass nur noch Informationen über die<br />

hell-dunkel Verteilung <strong>de</strong>s Hintergrun<strong>de</strong>s im Bild vorhan<strong>de</strong>n sind,<br />

nicht aber darüber, ob Blasen scharf abgebil<strong>de</strong>t sind o<strong>de</strong>r nicht.<br />

Daran anschließend wird <strong>de</strong>r Grauwert eines je<strong>de</strong>n Pixels <strong>de</strong>s Originalbil<strong>de</strong>s<br />

durch <strong>de</strong>n Grauwert <strong>de</strong>s korrespondieren<strong>de</strong>n Pixels im<br />

gefilterten Bild dividiert.


4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 67<br />

Wird <strong>de</strong>r Grauwert eines Pixels, <strong>de</strong>r im Originalbild einen Teil <strong>de</strong>s<br />

Hintergrun<strong>de</strong>s dargestellt hat, durch <strong>de</strong>n Grauwert <strong>de</strong>s korrespondieren<strong>de</strong>n<br />

Pixels im gefilterten Bild geteilt, so erhält man als Ergebnis<br />

<strong>de</strong>r Division einen Grauwert von ungefähr ‘1’, da sich die Helligkeit<br />

<strong>de</strong>s Hintergrun<strong>de</strong>s nur unwesentlich durch die Anwendung <strong>de</strong>s<br />

Glät<strong>tu</strong>ngsfilters geän<strong>de</strong>rt hat.<br />

Pixel, die im Originalbild einen Teil einer Blase darstellen, haben<br />

einen wesentlich geringeren Grauwert als Hintergrundpixel. Bei <strong>de</strong>r<br />

Division erhalten sie daher einen neuen Grauwert, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich kleiner<br />

als ‘1’ ist.<br />

Schließlich wird <strong>de</strong>r Grauwert je<strong>de</strong>s Pixels, <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Division erhalten<br />

wur<strong>de</strong>, mit einem Faktor multipliziert und das Ergebnis <strong>de</strong>r<br />

Multiplikation <strong>de</strong>n Pixeln als neuer Grauwert zugewiesen.<br />

Als Ergebnis dieser Filteroperation erhält man ein Bild, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Hintergrundgrauwert <strong>de</strong>s gesamten Bil<strong>de</strong>s um <strong>de</strong>n gewählten Faktor<br />

schwankt, die Grauwerte <strong>de</strong>r Blasen jedoch <strong>de</strong>utlich geringer und<br />

ähnlich <strong>de</strong>nen im Originalbild sind. Im gezeigten Beispiel wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Faktor ‘100’ gewählt (vgl. Abb. 21B).<br />

Der Hintergrundfilter eliminiert die starken Grauwer<strong>tu</strong>nterschie<strong>de</strong> im<br />

Bildhintergrund. Durch seine Anwendung wur<strong>de</strong> erreicht, dass <strong>de</strong>r<br />

Grauwertgradient zwischen einer scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blase und <strong>de</strong>m<br />

Hintergrund im gesamten Bild in <strong>de</strong>r gleichen Größenordnung liegt.<br />

Informationen darüber, ob eine Blase scharf abgebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

nicht, gingen durch die Anwendung <strong>de</strong>s Filters nicht verloren. Die<br />

Grauwertgradienten von unscharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen zum Hintergrund<br />

sind nun kleiner sind als diejenigen von scharf abgebil<strong>de</strong>ten<br />

Blasen.<br />

Auf das gefilterte Bild wird nun ein Ran<strong>de</strong>rkennungsalgorithmus angewandt,<br />

<strong>de</strong>r auf einem Gradientenfilter beruht. Dieser Algorithmus<br />

basiert darauf, dass <strong>de</strong>r Grauwert eines je<strong>de</strong>n Pixels mit <strong>de</strong>m seiner<br />

acht direkten Nachbarpixel verglichen wird. Übersteigt die Grauwertdifferenz<br />

zu einem <strong>de</strong>r Nachbarpixel einen gegebenen Startwert,<br />

wird dieser Punkt markiert. Ausgehend von diesem, nun markierten<br />

Pixel, sucht <strong>de</strong>r Algorithmus <strong>de</strong>n benachbarten Pixel mit <strong>de</strong>m


4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 68<br />

größten Grauwertgradienten. Unter Beibehal<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Bewegungsrich<strong>tu</strong>ng<br />

wer<strong>de</strong>n weitere Randpunkte entlang <strong>de</strong>s größten Grauwertgradienten<br />

ermittelt und so Pixel für Pixel <strong>de</strong>r Rand einer scharf<br />

abgebil<strong>de</strong>ten Blase markiert.<br />

Als Stoppbedingung für diese Ran<strong>de</strong>rkennung dienen zwei Kriterien:<br />

1. Die Blase ist komplett umran<strong>de</strong>t und <strong>de</strong>r nächste zu markieren<strong>de</strong><br />

Pixel ist <strong>de</strong>r Startpunkt.<br />

2. Der Grauwertgradient <strong>de</strong>s nächsten zu markieren<strong>de</strong>n Pixels unterschreitet<br />

einen gegebenen Min<strong>de</strong>stwert. Dies ist <strong>de</strong>r Fall,<br />

wenn die in dieser Ansicht unscharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen <strong>de</strong>n<br />

Rand einer scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blase über<strong>de</strong>cken.<br />

Als Ergebnis <strong>de</strong>s Ran<strong>de</strong>rkennungsalgorithmus erhält man ein Bild,<br />

in <strong>de</strong>m die scharf abgebil<strong>de</strong>ten Blasen ganz o<strong>de</strong>r teilweise umran<strong>de</strong>t<br />

sind, wie in Abb. 22 A gezeigt. Ein ebenfalls neu entwickelter Schließalgorithmus<br />

schließt die Rän<strong>de</strong>r von nur teilweise umran<strong>de</strong>ten Blasen,<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Krümmung <strong>de</strong>r einzelnen Segmente.<br />

A<br />

B<br />

Abbildung 22: A: Bild 21A nach Ran<strong>de</strong>rkennung; B: Binärbild.<br />

Mit dieser Vorgehensweise wer<strong>de</strong>n die in einem Bild scharf abgebil<strong>de</strong>ten<br />

Blasen erkannt und markiert. Schließlich wer<strong>de</strong>n die Bil<strong>de</strong>r<br />

binarisiert und die umrun<strong>de</strong>ten Blasen wer<strong>de</strong>n gefüllt (Abb. 22 B).<br />

Weil <strong>de</strong>r Rand einer als scharf erkannten Blase komplett markiert<br />

und gefüllt wird, ist es für die Auswer<strong>tu</strong>ng unerheblich, wenn durch<br />

die hellen Stellen im Innern <strong>de</strong>r Blase fälschlicherweise eine weitere


4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 69<br />

Struk<strong>tu</strong>r gefun<strong>de</strong>n wird, die aus Spiegelungen an <strong>de</strong>r Blasenoberfläche<br />

bei <strong>de</strong>r Hologrammaufnahme resultieren kann. Diese wird bei<br />

<strong>de</strong>r Füllung überschrieben und damit nicht bei <strong>de</strong>r weiteren Auswer<strong>tu</strong>ng<br />

berücksichtigt.<br />

Abschließend wer<strong>de</strong>n die Bil<strong>de</strong>r vermessen. Die Anzahl, die Größe,<br />

die Lage <strong>de</strong>r Schwerpunkte, <strong>de</strong>r Umfang, die vertikale Aus<strong>de</strong>hnung<br />

sowie <strong>de</strong>r größte und <strong>de</strong>r dazu senkrecht stehen<strong>de</strong> Durchmesser <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>tektierten Blasen wird automatisch ermittelt. Diese Werte wer<strong>de</strong>n<br />

für die weitere Auswer<strong>tu</strong>ng direkt an ein Tabellenkalkulationsprogramm<br />

übermittelt.<br />

In <strong>de</strong>m Bild in Abb. 21A sind 25 Blasen scharf abgebil<strong>de</strong>t. Das Ergebnis<br />

<strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng dieses Bil<strong>de</strong>s ist in Tab. 5 dargestellt.<br />

Tabelle 5: Ergebnis <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng von Abb. 21A.<br />

FileName<br />

II-B-3.bmp<br />

Number<br />

25<br />

Area [Pixel]<br />

2618<br />

400<br />

940<br />

2181<br />

7708<br />

216<br />

6322<br />

2758<br />

222<br />

210<br />

564<br />

752<br />

4996<br />

2696<br />

5000<br />

3100<br />

4028<br />

45<br />

4886<br />

46<br />

93<br />

74<br />

9652<br />

64<br />

220<br />

Diameter1<br />

82,17<br />

24,19<br />

36,67<br />

64,54<br />

127,97<br />

17,56<br />

104,14<br />

70,29<br />

17,92<br />

16,77<br />

28,78<br />

35,42<br />

103,46<br />

66,48<br />

93,65<br />

87,57<br />

81,35<br />

8,08<br />

86,59<br />

8,08<br />

12,37<br />

10,30<br />

159,05<br />

9,12<br />

17,00<br />

Diameter2<br />

44,60<br />

21,64<br />

32,56<br />

44,29<br />

74,53<br />

14,21<br />

85,42<br />

55,91<br />

15,21<br />

13,83<br />

25,14<br />

25,94<br />

68,41<br />

51,79<br />

72,62<br />

48,51<br />

64,57<br />

5,41<br />

70,85<br />

5,83<br />

7,76<br />

7,81<br />

72,50<br />

7,57<br />

15,62<br />

Diameter3<br />

46,10<br />

21,64<br />

34,34<br />

44,29<br />

74,53<br />

15,00<br />

85,42<br />

56,38<br />

15,21<br />

13,83<br />

25,14<br />

25,94<br />

70,87<br />

52,39<br />

73,20<br />

50,29<br />

66,07<br />

6,02<br />

73,93<br />

6,73<br />

7,76<br />

7,81<br />

78,29<br />

7,76<br />

15,62<br />

Perimeter<br />

3605<br />

579<br />

1405<br />

3363<br />

12839<br />

326<br />

8981<br />

4096<br />

332<br />

360<br />

872<br />

1195<br />

6803<br />

3788<br />

7404<br />

5316<br />

6253<br />

57<br />

7451<br />

56<br />

150<br />

106<br />

16187<br />

95<br />

330<br />

X-Position<br />

358<br />

303<br />

178<br />

307<br />

390<br />

482<br />

56<br />

227<br />

120<br />

106<br />

80<br />

153<br />

54<br />

433<br />

305<br />

207<br />

100<br />

12<br />

199<br />

314<br />

159<br />

114<br />

245<br />

87<br />

80<br />

Y-Position<br />

49<br />

38<br />

62<br />

92<br />

107<br />

104<br />

146<br />

134<br />

122<br />

143<br />

190<br />

202<br />

243<br />

241<br />

251<br />

242<br />

272<br />

289<br />

337<br />

316<br />

320<br />

393<br />

453<br />

433<br />

470<br />

Je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r 375 Bil<strong>de</strong>r, die von einer Hologrammrekonstruktion aufgenommen<br />

wur<strong>de</strong>n, wird auf diese Weise ausgewertet. Die Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Einzelbil<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n in einer Datei zusammengefasst,<br />

in <strong>de</strong>r die Daten aller <strong>de</strong>tektierten Blasen gespeichert sind.<br />

Wie in Tab. 5 gezeigt, liegen die Daten in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Form vor:<br />

Dateiname, Anzahl <strong>de</strong>r Blasen in <strong>de</strong>m ausgewerteten Bild sowie die


4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 70<br />

Fläche, die Schwerpunktkoordinaten und <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r Blasen.<br />

Die Position und die Größe <strong>de</strong>r Blasen wird in <strong>de</strong>r Datei in <strong>de</strong>r Einheit<br />

[Pixel] angegeben. Um aus <strong>de</strong>n gespeicherten Daten die wahre<br />

Position und Größe <strong>de</strong>r Blasen zu errechnen, muss noch ein Koordinatensystem<br />

und ein Abbildungsmaßstab eingeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

4.4.3 Eingeführtes Koordinatensystem<br />

In <strong>de</strong>r Datei, die die Blasendaten aus allen Bil<strong>de</strong>rn einer holographischen<br />

Rekonstruktion enthält, liegen alle für die Rekonstruktion <strong>de</strong>r<br />

räumlichen Anordnung <strong>de</strong>r Blasen benötigten Daten vor.<br />

Aus <strong>de</strong>m Dateinamen wird die Position <strong>de</strong>s auf <strong>de</strong>m Bild abgebil<strong>de</strong>ten<br />

Teilvolumens in <strong>de</strong>r holographischen Rekonstruktion bestimmt<br />

(vgl. Abb. 19). Der Name <strong>de</strong>r Beispieldatei lautet “II-B-3”. Die Kamera<br />

durchläuft bei <strong>de</strong>r Aufnahme <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s die Mitte (‘II’) <strong>de</strong>r<br />

zweiten Ebene (‘B’). Das abgebil<strong>de</strong>te Teilvolumen ist das dritte dieses<br />

Kameradurchlaufs (‘3’).<br />

Das Teilvolumen wird aufgespannt durch die horizontale und vertikale<br />

Kantenlänge eines Bildausschnitts sowie die Schärfentiefe t einer<br />

Abbildung. Die Abmessungen <strong>de</strong>s Teilvolumens, das in <strong>de</strong>r Folge Riss<br />

genannt wird, sind in Abb. 23 skizziert.<br />

Objektweite s obj<br />

Schärfentiefe t<br />

Bil<strong>de</strong>bene<br />

Riss<br />

Rissbreite<br />

Risshöhe<br />

Rissmittelpunkt<br />

Projektionszentrum<br />

Kameraachse<br />

Abbildung 23: Abbildung eines rechteckigen Qua<strong>de</strong>rs auf die Bil<strong>de</strong>bene.


4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 71<br />

Durch die Aufnahme eines Objektes bekannter Größe wird das Abbildungssystem<br />

kalibriert und ein Maßstab errechnet. Die Maßeinheit<br />

dafür ist das Pixelraster <strong>de</strong>r Bildverarbei<strong>tu</strong>ngskarte in Verbindung<br />

mit einem reellen Maßstab nach Eingabe eines Umrechnungsfaktors<br />

von Pixel zur Längeneinheit. Mit diesem Maßstab wird die Höhe und<br />

die Breite <strong>de</strong>s Risses errechnet.<br />

Der Rissmittelpunkt ist <strong>de</strong>r Schwerpunkt <strong>de</strong>s Teilvolumens. Er liegt<br />

auf <strong>de</strong>r Kameraachse mit <strong>de</strong>r am Objektiv eingestellten Objektweite<br />

s obj zur Bil<strong>de</strong>bene. Bei weit geöffneter Blen<strong>de</strong> ist die Schärfentiefe<br />

<strong>de</strong>s Risses um eine Größenordnung kleiner als die Kanten, sodass <strong>de</strong>r<br />

Riss die Form einer “flachen Platte” annimmt. Der Riss liegt in <strong>de</strong>m<br />

in Abb. 24 skizzierten Koordinatensystem.<br />

t A<br />

Aufrisse<br />

Überlappung<br />

z’ A<br />

z<br />

Kreuzriss<br />

t K<br />

Projektionszentrum<br />

x’ A<br />

Bil<strong>de</strong>bene<br />

z’ K<br />

x’<br />

z K<br />

M<br />

x M<br />

y M<br />

V pix/Mz<br />

y<br />

x<br />

H pix/Mx<br />

Abbildung 24: Eingeführtes Koordinatensystem.<br />

Um die ausgewerteten Risse miteinan<strong>de</strong>r koppeln zu können, wird<br />

ein für alle Risse gemeinsamer Bezugspunkt als Ursprung eines<br />

karthesischen Rechtssystems <strong>de</strong>finiert. Dieser Ursprung liegt auf<br />

<strong>de</strong>r Düsenmündung im Mittelpunkt <strong>de</strong>s untersuchten Rührkessels.<br />

Darüber hinaus gelten für das Koordinatensystem folgen<strong>de</strong> Festlegungen<br />

(vgl. Abb. 24):<br />

• Die z-Achse zeigt vertikal nach oben in Rich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Rührerwelle<br />

im Versuchsaufbau.


4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 72<br />

• Die bei<strong>de</strong>n Kameras, im 90 ◦ -Winkel zueinan<strong>de</strong>r aufgebaut,<br />

blicken entlang <strong>de</strong>r waagerecht liegen<strong>de</strong>n x- und y-Achsen in<br />

die positive Rich<strong>tu</strong>ng.<br />

• Die Kamera, die in x-Rich<strong>tu</strong>ng blickt, zeichnet Aufrisse auf.<br />

• Die Kamera, die in y-Rich<strong>tu</strong>ng blickt, zeichnet Kreuzrisse auf.<br />

• Die Kameraachsen sind immer parallel zu <strong>de</strong>n Koordinatenachsen<br />

justiert und wer<strong>de</strong>n nur translatorisch auf <strong>de</strong>n Traversiereinrich<strong>tu</strong>ngen<br />

bewegt.<br />

Die Lage <strong>de</strong>r Rissmittelpunkte und die Rissgrenzen können nun bezogen<br />

auf dieses System ausgedrückt wer<strong>de</strong>n. So wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n in<br />

Abb. 24 eingeführten Bezeichnungen die Begrenzungen eines Risses<br />

mit <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Beziehungen berechnet (In<strong>de</strong>x A: Aufriss):<br />

x A,u = x M − H pix − 1<br />

· sA,obj − c A<br />

,<br />

2 · M x c A<br />

x A,o = x M + H pix − 1<br />

· sA,obj − c A<br />

. (53)<br />

2 · M x c A<br />

z A,u = z M − V pix − 1<br />

· sA,obj − c A<br />

,<br />

2 · M z c A<br />

z A,o = z M + V pix − 1<br />

· sA,obj − c A<br />

. (54)<br />

2 · M z c A<br />

y A,u = y M − t A<br />

2 ,<br />

y A,o = y M + t A<br />

2 . (55)<br />

Der In<strong>de</strong>x M kennzeichnet die Koordinaten <strong>de</strong>s Rissmittelpunktes.<br />

Die Objektweite <strong>de</strong>r Fokussierebene ist durch s i,obj gegeben. Die Entfernung<br />

<strong>de</strong>s Projektionszentrums <strong>de</strong>s Risses von <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>bene wird<br />

durch die Kamerakonstente c A ausgedrückt. Die Pixeldichten M i stellen<br />

<strong>de</strong>n Abbildungsmaßstab <strong>de</strong>s Framegrabbers in horizontaler und<br />

vertikaler Rich<strong>tu</strong>ng in [pixel/mm]dar.DieSchärfentiefe wird schließlich<br />

mit t A gekennzeichnet.


4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 73<br />

Wegen <strong>de</strong>r Framegrabber-Pixelbelegung ist die horizontale bzw. vertikale<br />

Auflösung konstant und es gilt H pix = V pix = 512. Die Berechnung<br />

<strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>s Kreuzrisses (In<strong>de</strong>x K) erfolgt analog.<br />

Der Ursprung <strong>de</strong>s Koordinatensystems liegt im Riss mit <strong>de</strong>r Bezeichnung<br />

“II-A-13” (vgl. Abb. 19). Er hat im Aufriss die Koordinaten<br />

y A,M ; x A,M ; z A,u . Alle an<strong>de</strong>ren Risse wer<strong>de</strong>n relativ zu diesem<br />

Riss positioniert. Die Entfernungen wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m jeweiligen<br />

Dateinamen ermittelt, <strong>de</strong>r sich aus <strong>de</strong>r Position <strong>de</strong>s Risses in <strong>de</strong>r<br />

dreidimensionalen holographischen Rekonstruktion zusammensetzt.<br />

Die Entfernung zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Rissmittelpunkten wird über<br />

die Verschiebung <strong>de</strong>r Kamera errechnet.<br />

Benachbarte Risse jeweils einer Ansicht sind so angeordnet, dass sie<br />

sich geringfügig überlappen. Dadurch wird sichergestellt, dass keine<br />

Lücken bei <strong>de</strong>r Kartografierung <strong>de</strong>r dreidimensionalen holographischen<br />

Rekonstruktion auftreten. Allerdings kann es zu einer doppelten<br />

Erfassung von Blasen kommen, wenn diese innerhalb <strong>de</strong>s sich<br />

überlappen<strong>de</strong>n Bereiches liegen, wie in Abb. 25 schematisch skizziert.<br />

Aufriss 2<br />

Überlappung<br />

x<br />

z<br />

Blase<br />

Doppelte Abbildung in<br />

benachbarten Aufrissen<br />

y<br />

Aufriss 1<br />

Abbildung 25: Mehrfachabbildung einer Blase bei Überlappung<br />

benachbarter Risse.


4.4 Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r: digitale Bildverarbei<strong>tu</strong>ng 74<br />

Von <strong>de</strong>n doppelt aufgenommenen Blasen in einer Überlappung darf<br />

nur eine Blase in <strong>de</strong>r weiteren Auswer<strong>tu</strong>ng berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, um<br />

die Messergebnisse nicht zu verfälschen. Eine doppelte Erfassung einer<br />

Blase wird vermie<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m mit Hilfe <strong>de</strong>s Abbildungsmaßstabes<br />

aus <strong>de</strong>n gespeicherten Schwerpunktkoordinaten <strong>de</strong>r Blasen und <strong>de</strong>r<br />

Position <strong>de</strong>s Risses, in<strong>de</strong>m sie abgebil<strong>de</strong>t sind, ihre wahren Positionen<br />

in <strong>de</strong>r holographischen Rekonstruktion errechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Wegen <strong>de</strong>r ausschließlich translatorischen Bewegung <strong>de</strong>r aufnehmen<strong>de</strong>n<br />

Kamera besitzt die Blase in bei<strong>de</strong>n Rissen sowohl die gleiche<br />

vertikale Schwerpunktkoordinate als auch die gleiche vertikale Aus<strong>de</strong>hnung.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist ihre Form und Größe annähernd in bei<strong>de</strong>n Abbildungen<br />

gleich, da sie in bei<strong>de</strong>n Rissen aus ungefähr <strong>de</strong>r gleichen<br />

Rich<strong>tu</strong>ng aufgenommen wur<strong>de</strong>.<br />

Die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Risse liefert für eine doppelt abgebil<strong>de</strong>te<br />

Blase die gleichen Schwerpunktkoordinaten, die gleiche vertikale<br />

Aus<strong>de</strong>hnung und die gleiche Größe. Dies wird von <strong>de</strong>r Software erkannt.<br />

Eine Doppelwer<strong>tu</strong>ng wird ausgeschlossen, in<strong>de</strong>m die Daten<br />

einer <strong>de</strong>r Blasen aus <strong>de</strong>r Datei gelöscht wer<strong>de</strong>n.<br />

Analog ist das Vorgehen, wenn es zu Überlappungen in übereinan<strong>de</strong>r<br />

liegen<strong>de</strong>n Rissen kommt. In diesem Fall haben die doppelt abgebil<strong>de</strong>ten<br />

Blasen in bei<strong>de</strong>n Rissen die gleiche horizontale Schwerpunktkoordinate<br />

und horizontale Aus<strong>de</strong>hnung.<br />

Weniger ein<strong>de</strong>utig lassen sich Doppelzählungen von Blasen vermei<strong>de</strong>n,<br />

die hintereinan<strong>de</strong>r liegen. Dies kann vorkommen, wenn eine Blase<br />

in <strong>de</strong>m Bereich genau auf <strong>de</strong>r Grenze zwischen zwei hintereinan<strong>de</strong>rliegen<strong>de</strong>n<br />

Rissen liegt. Da die Tiefenposition <strong>de</strong>r Blase in einer<br />

Ansicht nur mit <strong>de</strong>r Genauigkeit <strong>de</strong>r halben Tiefenschärfe bestimmt<br />

wer<strong>de</strong>n kann, lassen sich keine exakten Kriterien aufstellen, um eine<br />

Doppelzählung zu vermei<strong>de</strong>n. Aus diesem Grund wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r<br />

Datei die Daten <strong>de</strong>r hinteren von zwei Blasen gelöscht, die in bei<strong>de</strong>n<br />

hintereinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong>n Rissen die gleichen horizontalen und<br />

vertikalen Schwerpunktkoordinaten und Aus<strong>de</strong>hnungen haben.<br />

Die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Hologramme einer Messung liefert je eine<br />

Datei, in <strong>de</strong>r die Daten aller Blasen gespeichert sind, die bei<br />

<strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r erfasst wur<strong>de</strong>n. Diese


4.5 Stereomatching 75<br />

Dateien enthalten zwei 3D-Rekonstruktionen eines Messpunkts, die<br />

dasselbe Szenario aus zwei um 90 ◦ zueinan<strong>de</strong>r gedrehten Ansichten<br />

zeigen.<br />

4.5 Stereomatching<br />

Um die Position, die Größe und die Form <strong>de</strong>r Blasen zu bestimmen,<br />

wer<strong>de</strong>n die bei<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng erhaltenen Dateien<br />

mit <strong>de</strong>m Stereomatching-Algorithmus miteinan<strong>de</strong>r gekoppelt. Das<br />

gedankliche Mo<strong>de</strong>ll, das diesem Algorithmus zugrun<strong>de</strong> liegt, ist in<br />

Abb. 26 gezeigt.<br />

Ansicht 1:<br />

Schärfeebene<br />

von Kamera 1<br />

Schärfeebene<br />

von Kamera 2<br />

Ansicht 2:<br />

Ansicht 1 Ansicht 2<br />

Abbildung 26: Korrelation <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n 3D-Ansichten.<br />

Bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng eines Hologrammes (einer Ansicht) erfolgt die<br />

Bestimmung <strong>de</strong>r vertikalen und <strong>de</strong>r lateralen Position <strong>de</strong>r Blasen mit<br />

sehr hoher Genauigkeit. Die Tiefenposition <strong>de</strong>r Blasen kann jedoch<br />

nur mit <strong>de</strong>r Genauigkeit <strong>de</strong>r halben Tiefenschärfe <strong>de</strong>r die Rekonstruktionen<br />

aufnehmen<strong>de</strong>n Kamera bestimmt wer<strong>de</strong>n. Die Tiefenposition<br />

einer Blase in einer Ansicht ist aber ihre laterale Position in <strong>de</strong>r<br />

zweiten Ansicht.<br />

Diese Tatsache wird bei <strong>de</strong>r Korrelation <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Ansichten – <strong>de</strong>m<br />

Stereomatching – ausgenutzt, mit <strong>de</strong>r durch die Zuordnung <strong>de</strong>r ein-


4.5 Stereomatching 76<br />

zelnen Blasen in bei<strong>de</strong>n Ansichten zueinan<strong>de</strong>r ihre wahre Position im<br />

Raum festgelegt wird. Das Grundprinzip <strong>de</strong>s Stereomatching ist in<br />

Abb. 27 anhand einer Draufsicht auf einen stereoskopischen Aufbau<br />

ver<strong>de</strong>utlicht.<br />

Schärfentiefe 1 Schärfentiefe 2<br />

Bildkoordinate 1<br />

Objektpunkt<br />

Projektionszentrum<br />

1<br />

Bildpunkt 1<br />

Bil<strong>de</strong>bene (”Riss”) 1<br />

Sehstrahl 1<br />

Blickrich<strong>tu</strong>ng 1<br />

Blickrich<strong>tu</strong>ng 2<br />

Sehstrahl 2<br />

Projektionszentrum<br />

2<br />

Bildpunkt 2<br />

Bil<strong>de</strong>bene (”Riss”) 2<br />

Bildkoordinate 2<br />

Abbildung 27: Grundprinzip <strong>de</strong>s Stereomatching auf Basis von<br />

zwei Beobach<strong>tu</strong>ngsrich<strong>tu</strong>ngen.<br />

Der Objektpunkt entsteht im Raum als Rekonstruktion seiner holographischen<br />

Aufnahme. Er wird durch je einen Sehstrahl, <strong>de</strong>r Verbindung<br />

von Objektpunkt und <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Bildpunkt, auf<br />

die Bil<strong>de</strong>benen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n beobachten<strong>de</strong>n Kameras projiziert.<br />

Sind die Lagen <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>benen im Raum und die Abbildungsgesetze<br />

bekannt, kann aus <strong>de</strong>n Bildpunktkoordinaten auf <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Abbildungsebenen<br />

auf die Objektkoordinaten geschlossen wer<strong>de</strong>n. Diese<br />

errechnen sich aus <strong>de</strong>m Schnittpunkt <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Sehstrahlen.<br />

Die Schärfentiefe <strong>de</strong>r Risse <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Blickrich<strong>tu</strong>ngen ist in Abb. 27<br />

durch die Doppelpfeile ange<strong>de</strong>utet. Sie entspricht <strong>de</strong>r Ungenauigkeit<br />

<strong>de</strong>r Blasenposition in <strong>de</strong>r jeweiligen Ansicht.


4.5 Stereomatching 77<br />

Die Schärfentiefe nimmt mit Öffnen <strong>de</strong>r Blen<strong>de</strong> und mit <strong>de</strong>r Vergrößerung<br />

<strong>de</strong>r Brennweite ab. Wegen <strong>de</strong>r in dieser Arbeit verwen<strong>de</strong>ten<br />

langbrennweitigen Objektive mit einer bei <strong>de</strong>r Aufnahme weit<br />

geöffneten Blen<strong>de</strong>, ist die Schärfentiefe bewusst gering gewählt. Sie<br />

ist klein im Vergleich zur Höhe und Breite <strong>de</strong>s aufgenommenen Risses.<br />

Daher kann mit guter Genauigkeit vereinfachend angenommen<br />

wer<strong>de</strong>n, dass ein Bildpunkt die gleiche vertikale und die horizontale<br />

Koordinate hat, unabhängig davon, ob er an <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>ren o<strong>de</strong>r an<br />

<strong>de</strong>r hinteren Rissbegrenzung liegt.<br />

Unter dieser Voraussetzung kann die Lage <strong>de</strong>s Schwerpunktes einer<br />

Blase in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Ansichten durch je eine Strecke im Raum wie<strong>de</strong>rgegeben<br />

wer<strong>de</strong>n, die parallel zu <strong>de</strong>n Blickrich<strong>tu</strong>ngen <strong>de</strong>r Kameras<br />

liegen und die Länge <strong>de</strong>r Schärfentiefe aufweisen. Sind die optischen<br />

Aufbauten bei <strong>de</strong>r Aufnahme <strong>de</strong>r Hologramme und ihrer Rekonstruktion<br />

i<strong>de</strong>al justiert, haben die bei<strong>de</strong>n Strecken einen gemeinsamen<br />

Schnittpunkt, durch <strong>de</strong>n die Raumkoordinaten <strong>de</strong>s Schwerpunktes<br />

einer Blase festgelegt wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 27).<br />

Wegen Positionier- und Rechenungenauigkeiten wer<strong>de</strong>n sich die<br />

Strecken im Objektraum immer knapp verfehlen, die bei<strong>de</strong>n vertikalen<br />

Schwerpunktskoordinaten einer Blase in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Ansichten<br />

also nicht i<strong>de</strong>ntisch sein, sodass die Position <strong>de</strong>s Blasenschwerpunktes<br />

nicht ein<strong>de</strong>utig bestimmbar ist.<br />

Nach einem Vorschlag von Gebhard [29] wird <strong>de</strong>shalb das Lot auf<br />

die bei<strong>de</strong>n Strecken gefällt,dasdiekürzeste Verbindung zwischen<br />

bei<strong>de</strong>n Strecken darstellt. Die Schwerpunktskoordinaten <strong>de</strong>r Blase<br />

liegen auf <strong>de</strong>m Mittelpunkt <strong>de</strong>s Lotes. Unter <strong>de</strong>n oben getroffenen<br />

Annahmen be<strong>de</strong>utet das, dass die vertikale Schwerpunktskoordinate<br />

einer Blase aus <strong>de</strong>m Mittelwert <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n vertikalen Schwerpunktskoordinaten<br />

aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Ansichten gebil<strong>de</strong>t wird. Mit dieser Annahme<br />

ist die weitere Positionierung <strong>de</strong>r Blasen wie<strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utig (vgl.<br />

Abb. 27).


4.5 Stereomatching 78<br />

Mehr<strong>de</strong>utige Zuordnung<br />

Die oben beschriebene Zuordnung ist einfach durchzuführen, wenn<br />

in <strong>de</strong>m Qua<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r durch die Durchdringung eines Kreuz- und eines<br />

Aufrisses entsteht (vgl. Abb. 26), in einer Höhe nur eine Blase rekonstruiert<br />

wird. Dieser Qua<strong>de</strong>r hat die Höhe eines Bildausschnittes.<br />

Seine Grundfläche hat die Kantenlänge <strong>de</strong>r Schärfentiefe.<br />

Haben die Risse eine Größe wie in Abb. 19 skizziert, hat <strong>de</strong>r Qua<strong>de</strong>r<br />

ein Volumen von V Qua<strong>de</strong>r =45· 5 · 5 mm 3 . Dieses Volumen entspricht<br />

weniger als einem Promille <strong>de</strong>s Kesselvolumens. Mehr<strong>de</strong>utigkeiten<br />

bei <strong>de</strong>r Zuordnung können trotz<strong>de</strong>m nicht ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n,<br />

wie in Abb. 28 skizziert.<br />

zweite mögliche Lösung<br />

Aufriss<br />

realer<br />

Punkt<br />

Kreuzriss<br />

Abbildung 28: Zustan<strong>de</strong>kommen mehr<strong>de</strong>utiger Zuordnungen.<br />

Die mehr<strong>de</strong>utige Zuordnung tritt zum Beispiel dann auf, wenn im<br />

Aufriss zwei Blasen genau nebeneinan<strong>de</strong>r abgebil<strong>de</strong>t und weniger als<br />

fünf Millimeter voneinan<strong>de</strong>r entfernt sind. Die fünf Millimeter entsprechen<br />

<strong>de</strong>r gewählten Schärfentiefe. In diesem Fall wird im korrespondieren<strong>de</strong>n<br />

Kreuzriss nur eine Blase abgebil<strong>de</strong>t. Diese Blase, die<br />

größere <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n, ver<strong>de</strong>ckt die an<strong>de</strong>re Blase, die vor o<strong>de</strong>r hinter<br />

ihr liegen kann. Tritt dieser Fall auf, kann die kleinere Blase nicht<br />

zugeordnet wer<strong>de</strong>n und ihre Daten wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Datei gelöscht.


4.5 Stereomatching 79<br />

Wegen <strong>de</strong>r gering gewählten Schärfentiefe bei <strong>de</strong>r Aufnahme und <strong>de</strong>r<br />

untersuchten Gasgehalte von φ G < 10% kommt dieser Fall sehr selten<br />

vor und wird in dieser Arbeit vernachlässigt. Bei <strong>de</strong>utlich höheren<br />

Gasgehalten ist die Abweichung bei <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>r Blasenanzahl<br />

mit diesem Ansatz nicht mehr vernachlässigbar. Das Zustan<strong>de</strong>kommen<br />

von zu vielen mehr<strong>de</strong>utigen Zuordnungen wird in diesem<br />

Fall durch die weitere Verringerung <strong>de</strong>r Schärfentiefe vermie<strong>de</strong>n.<br />

Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengröße<br />

Die Festlegung <strong>de</strong>r Blasenschwerpunkte im Raum ist die Voraussetzung<br />

für ihre Größenbestimmung. Neben <strong>de</strong>n Schwerpunktkoordinatenwer<strong>de</strong>neinigeDatendieGröße<br />

und Form <strong>de</strong>r Blase betreffend<br />

abgespeichert (vgl. Abb. 19). Darunter sind neben <strong>de</strong>m horizontalen<br />

und vertikalen Durchmesser auch <strong>de</strong>r größte und <strong>de</strong>r dazu senkrecht<br />

stehen<strong>de</strong> Durchmesser in einer Ansicht und ein Durchmesser, <strong>de</strong>r aus<br />

<strong>de</strong>r gemessenen Fläche unter <strong>de</strong>r Annahme einer kugelförmigen Blase<br />

errechnet wur<strong>de</strong>.<br />

Aus <strong>de</strong>m Vergleich <strong>de</strong>s errechneten Durchmessers mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

genannten Durchmessern kann eine Aussage über die Sphärizität <strong>de</strong>r<br />

Blasen getroffen wer<strong>de</strong>n. Um die Blasengröße mit höherer Genauigkeit<br />

zu bestimmen, muss jedoch die zweite Ansicht <strong>de</strong>r Blase mit<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Dies gelingt nach <strong>de</strong>r Zuordnung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Ansichten einer Blase zueinan<strong>de</strong>r.<br />

Bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>s Blasenvolumens wird davon ausgegangen,<br />

dass die Blase die Form eines Ellipsoids hat. Das Volumen eines Ellipsoids<br />

kann errechnet wer<strong>de</strong>n, wenn die Länge <strong>de</strong>r drei Hauptachsen<br />

bekannt ist. Die erste Hauptachse bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r größere <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n abgespeicherten<br />

größten Durchmesser <strong>de</strong>r Blase in bei<strong>de</strong>n Ansichten.<br />

Die zweite Hauptachse wird durch <strong>de</strong>n Durchmesser festgelegt, <strong>de</strong>r<br />

auf <strong>de</strong>r ersten senkrecht steht. Die dritte Hauptachse wird aus <strong>de</strong>r<br />

zweiten Ansicht ermittelt und entspricht <strong>de</strong>m Durchmesser, <strong>de</strong>r auf<br />

<strong>de</strong>m kleineren <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Durchmesser senkrecht steht. Mit Kenntnis<br />

<strong>de</strong>r Hauptachsen wird das Volumen und die Oberfläche <strong>de</strong>r Blasen<br />

berechnet, die dazu notwendigen Beziehungen fin<strong>de</strong>n sich in Bronstein<br />

[11]. Die erhaltenen Ergebnisse wer<strong>de</strong>n in einem Tabellenkalkulationsprogramm<br />

für die weitere Verarbei<strong>tu</strong>ng abgespeichert.


4.6 Messgenauigkeit 80<br />

4.6 Messgenauigkeit<br />

Die Bestimmung <strong>de</strong>r Blasenposition in einem Riss und die Zuordnung<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Ansichten einer Blase erfor<strong>de</strong>rt, dass die genaue Lage <strong>de</strong>r<br />

Risse im Raum bekannt ist. Abweichungen von <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>alen Justierung<br />

<strong>de</strong>r optischen Aufbauten für die Aufnahme und die Rekonstruktion<br />

<strong>de</strong>r Hologramme und das anschließen<strong>de</strong> Zerlegen <strong>de</strong>r Rekonstruktionen<br />

führen zu einer fehlerhaften Bestimmung <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>r Risse und<br />

damit <strong>de</strong>r Blasenposition. Die Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Messgenauigkeit <strong>de</strong>s<br />

Systems setzt die Kenntnis <strong>de</strong>r Systemkonstanten voraus.<br />

4.6.1 Ermittlung <strong>de</strong>r Systemkonstanten<br />

Die Lage <strong>de</strong>r Risse im Raum wird bei fester Objektiveinstellung<br />

durch die Kameraposition festgelegt. Ein<strong>de</strong>utige Abbildungsgleichungen<br />

wer<strong>de</strong>n erhalten, wenn die Parameter bekannt sind, die die<br />

inneren Konstanten <strong>de</strong>r Kamera und die Lage <strong>de</strong>s Risses im Raum<br />

für je<strong>de</strong> Kameraposition beschreiben.<br />

Die Kameras sind fest auf <strong>de</strong>n Traversiereinrich<strong>tu</strong>ngen montiert. Sie<br />

blicken parallel zu <strong>de</strong>n waagerechten Achsen <strong>de</strong>s in Kap. 4.4.3 eingeführten<br />

Koordinatensystems in positive Achsrich<strong>tu</strong>ng. Die Projektionszentren<br />

liegen um die Kamerakonstanten c A und c K von <strong>de</strong>n<br />

Bil<strong>de</strong>benen entfernt auf <strong>de</strong>r Aufriss- bzw. <strong>de</strong>r Kreuzrisskameraachse.<br />

Die Bil<strong>de</strong>benen wer<strong>de</strong>n als auf <strong>de</strong>n Kameraachsen senkrecht stehend<br />

<strong>de</strong>finiert (vgl. Abb. 24).<br />

Die Traversiereinrich<strong>tu</strong>ngen mit <strong>de</strong>n Kameras wer<strong>de</strong>n so positioniert,<br />

dass sie nur Translationen parallel zu <strong>de</strong>n Achsen <strong>de</strong>s Koordinatensystems<br />

ausführen können. Damit sind sämtliche Bewegungsvektoren<br />

<strong>de</strong>r Traversiereinrich<strong>tu</strong>ngen bekannt.<br />

Für die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Hologrammrekonstruktionen stan<strong>de</strong>n<br />

zwei baugleiche Systeme aus Kamera, Objektiv und Framegrabber<br />

zur Verfügung. Die bei<strong>de</strong>n Systeme hatten daher die gleichen Konstanten.<br />

Es gilt z.B.: c A = c K = c.<br />

Die Auswer<strong>tu</strong>ngen <strong>de</strong>r Hologrammrekonstruktionen wur<strong>de</strong>n in bei<strong>de</strong>n<br />

Ansichten mit <strong>de</strong>r gleichen konstanten Objektiveinstellung<br />

durchgeführt, daher wird in <strong>de</strong>r Folge für die Schärfentiefen t A =


4.6 Messgenauigkeit 81<br />

t K = t gesetzt. Alle Angaben über weitere Systemkonstanten beziehen<br />

sich auf diese Objektiveinstellung.<br />

Um die Lage <strong>de</strong>r Risse im Raum in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Kameraposition<br />

bestimmen zu können, müssen folgen<strong>de</strong> Parameter bekannt<br />

sein:<br />

• die Pixeldichten M x bzw. M y in horizontaler und M z in vertikaler<br />

Rich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>s Framegrabbers,<br />

• die Kamerakonstante c <strong>de</strong>r Kameras bei <strong>de</strong>r gewählten Objektiveinstellung,<br />

• die Schärfentiefe t, wie sie bei <strong>de</strong>r gewählten Objektiveinstellung<br />

von <strong>de</strong>r Bildverarbei<strong>tu</strong>ngssoftware aufgenommen wird,<br />

• <strong>de</strong>r Bezugspunkt mit seinen drei räumlichen Koordinaten, relativ<br />

zu <strong>de</strong>m die Messung <strong>de</strong>r Lagen <strong>de</strong>r Traversiereinrich<strong>tu</strong>ngen<br />

erfolgt.<br />

Pixeldichten<br />

Die horizontale Pixeldichte M x bzw. M y und vertikale Pixeldichte<br />

M z <strong>de</strong>r Bildverarbei<strong>tu</strong>ngskarte bei einer Objektiveinstellung wird<br />

durch das Holographieren verschie<strong>de</strong>ner gläserner Maßstäbe bestimmt.<br />

Durch die Aufnahme <strong>de</strong>r Maßstäbe und die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r<br />

von <strong>de</strong>r holographischen Rekonstruktion aufgenommenen Bil<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n<br />

die Pixeldichten ermittelt. Die dabei erhaltenen Werte wer<strong>de</strong>n<br />

an an<strong>de</strong>ren bekannten Größen, z.B. <strong>de</strong>m Durchmesser <strong>de</strong>r Rührerwelle<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Höhe eines Rührerblattes validiert. Bei <strong>de</strong>r in dieser<br />

Arbeit gewählten Objektiveinstellung betragen die Pixeldichten:<br />

M x,y = 13, 5 Pixel/mm,<br />

M z = 20, 25 Pixel/mm.<br />

Kamerakonstanten<br />

Die Kameras sind mit einem Makroobjektiv ausgestattet, das eine<br />

kleinste, scharf abbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Entfernung von 410 mm mit einem<br />

vergrößern<strong>de</strong>n Abbildungsmaßstab von ≈ 1 : 2 hat. Die spezielle


4.6 Messgenauigkeit 82<br />

Nahkorrek<strong>tu</strong>r <strong>de</strong>s Objektives verhin<strong>de</strong>rt Verzeichnungen und Abbildungsfehler,<br />

da es speziell für Makroaufnahmen konzipiert ist.<br />

Für die gewählte Objektiveinstellung müssen die Objektweite s obj<br />

und die Kamerakonstante c bekannt sein. Die Objektweite s obj sollte<br />

mit <strong>de</strong>n vom Objektivhersteller gemachten Angaben übereinstimmen.<br />

Sie entspricht <strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>m Objektiv eingravierten Fokussierabstand.<br />

Der Abbildungsmaßstab wird mit <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Beziehung<br />

errechnet:<br />

c<br />

s obj − c .<br />

Für die gewählte Objektiveinstellung ergeben sich mit <strong>de</strong>n Herstellerangaben<br />

folgen<strong>de</strong> Kamerakonstanten, die Gebhard [29] in<br />

aufwändigen Versuchen validiert:<br />

s obj = 410 mm,<br />

c = c A = c K = 136, 137 mm und damit<br />

c<br />

s obj −c<br />

= 0, 497 ≈ 1:2.<br />

Bezugspunkt und Schärfentiefe<br />

Als Bezugspunkt für die Bestimmung <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>r Risse im Raum<br />

wur<strong>de</strong> in dieser Arbeit <strong>de</strong>r Ursprung <strong>de</strong>s in Kap. 4.4.3 eingeführten<br />

Koordinatensystems festgelegt. Der Ursprung <strong>de</strong>s Koordinatensystems<br />

fällt mit <strong>de</strong>m Mittelpunkt <strong>de</strong>r Düse zusammen, über die<br />

die Luft in <strong>de</strong>n Rührkessel eingebracht wird. Der gewählte Bezugspunkt<br />

liegt also am unteren Bildrand <strong>de</strong>s Risses A − II − 13 (vgl.<br />

Abb. 19). Alle weiteren Entfernungen wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m errechneten<br />

Abbildungsmaßstab und <strong>de</strong>r Kameraposition berechnet.<br />

Durch das Holographieren von Glasmaßstäben, die um 45 ◦ zur Kameraachse<br />

angestellt wer<strong>de</strong>n, wird die Schärfentiefe bestimmt, mit<br />

<strong>de</strong>r die Bil<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r gewählten Objektiveinstellung aufgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Teilstriche <strong>de</strong>s Maßstabes, die die Kamera<br />

bei Aufnahmen von seiner dreidimensionalen Rekonstruktion<br />

scharf abbil<strong>de</strong>t, wird auf die Schärfentiefe <strong>de</strong>s Systems geschlossen.


4.6 Messgenauigkeit 83<br />

Bei <strong>de</strong>n gewählten Einstellungen ergibt sich eine Schärfentiefe von<br />

t A = t K = t =5mm.<br />

4.6.2 Sensitivitätsanalyse<br />

Mit Kenntnis <strong>de</strong>r Systemkonstanten können die Fehler bei <strong>de</strong>r Bestimmung<br />

<strong>de</strong>r Blasenposition auf Grund von Abweichungen von <strong>de</strong>r<br />

i<strong>de</strong>alen Justierung <strong>de</strong>r optischen Komponenten untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />

Als Fehler gilt <strong>de</strong>r seitliche Versatz ∆y <strong>de</strong>s Sehstrahls von seiner<br />

i<strong>de</strong>alen Position y in <strong>de</strong>r Objektweite s obj .<br />

Der Fehlerbetrach<strong>tu</strong>ng liegt die Annahme zugrun<strong>de</strong>, dass die Sehstrahlen<br />

<strong>de</strong>r Aufriss- und <strong>de</strong>r Kreuzrisskamera im Grundriss aufeinan<strong>de</strong>r<br />

senkrecht stehen. Diese Annahme ist bei Objektweiten von<br />

410 mm und Bildkoordinaten von 0 − 25 mm gerechtfertigt [29]. Damit<br />

ergibt sich eine Verschiebung <strong>de</strong>r Objektkoordinaten ∆d obj von:<br />

√<br />

2<br />

∆d obj = · ∆y. (56)<br />

2<br />

Ist die Verschiebung <strong>de</strong>r Objektkoordinaten zu groß, können die bei<strong>de</strong>n<br />

Ansichten einer Blase nicht mehr einan<strong>de</strong>r zugeordnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Durch eine Sensitivitätsanalyse wird untersucht, inwieweit geometrische<br />

Fehler die Messgenauigkeit <strong>de</strong>s Systems beeinflussen. Die Bildkoordinaten<br />

x ′ und y ′ wer<strong>de</strong>n direkt in <strong>de</strong>r Längeneinheit [mm] relativ<br />

zur Bildmitte ausgedrückt.<br />

Folgen<strong>de</strong> Abweichungen wer<strong>de</strong>n untersucht:<br />

• Auflösungsbegrenzung <strong>de</strong>s Systems Kamera-Framegrabber,<br />

• Positionierfehler <strong>de</strong>r Kamera in Blickrich<strong>tu</strong>ng,<br />

• seitlicher Positionierfehler <strong>de</strong>r Kamera,<br />

• Rollen <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>bene,<br />

• Nichtparallelität <strong>de</strong>r Blickrich<strong>tu</strong>ng zur Koordinatenachse,<br />

• nichtkartesische Blickrich<strong>tu</strong>ng.


4.6 Messgenauigkeit 84<br />

Auflösungsbegrenzung <strong>de</strong>s Framegrabbers<br />

Durch die Digitalisierung <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s besteht zwischen zwei Pixeln eine<br />

finite Distanz. Diese Distanz ist die untere Grenze <strong>de</strong>s Auflösungsvermögens<br />

<strong>de</strong>r Kombination Kamera-Bildverarbei<strong>tu</strong>ngskarte und<br />

führt zu Unsicherheiten bei <strong>de</strong>r Rekonstruktion <strong>de</strong>s Bildraums. Für<br />

∆y ′ =<br />

1 M z<br />

gilt [29]:<br />

∆y =∆y ′ · s − c . (57)<br />

c<br />

Der Fehler wird durch die Kamerakonstante c, die Objektweite s obj<br />

und die Pixeldichte M i festgelegt. Mit <strong>de</strong>n in Kap. 4.6.1 ermittelten<br />

Werten für das in dieser Arbeit verwen<strong>de</strong>te System<br />

M z = 20, 25 Pixel/mm,<br />

c = = 136, 137 mm und<br />

s obj = 410 mm.<br />

ergibt sich eine Abweichung von:<br />

∆y =0, 099 mm.<br />

Diese Auflösungsbegrenzung gilt nur für die Abbildung mit <strong>de</strong>m oben<br />

genannten Objektiv.<br />

Positionierfehler <strong>de</strong>r Kamera in Blickrich<strong>tu</strong>ng<br />

Ein Positionierfehler ∆x <strong>de</strong>r Kamera auf ihrer optischen Achse führt<br />

zu einer Verschiebung ∆y <strong>de</strong>s Sehstrahls auf <strong>de</strong>r Objektebene. Dieser<br />

Zusammenhang ist in Abb. 29 a skizziert. Wegen <strong>de</strong>r im Verhältnis<br />

zur Bildgröße großen Objektweite s obj bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Sehstrahl einen spitzen<br />

Winkel zur Kameraachse. Damit ergibt sich für das Verhältnis <strong>de</strong>r<br />

Verschiebungen unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Kleinwinkelnäherung:<br />

∆y<br />

∆x<br />

= tanϕ, mit ϕ = arctan<br />

y<br />

s − c ≈<br />

y<br />

s − c . (58)


4.6 Messgenauigkeit 85<br />

Der Fehler durch Positionierfehler <strong>de</strong>r Kamera wird zu:<br />

y<br />

∆y =∆x ·<br />

s − c . (59)<br />

Der Fehler steigt mit <strong>de</strong>r Entfernung <strong>de</strong>s Bildpunktes vom Bildmittelpunkt.<br />

Er wird maximal, wenn <strong>de</strong>r Bildpunkt in einer Bil<strong>de</strong>cke liegt,<br />

die einen Abstand von ≈ 30 mm zum Bildmittelpunkt hat. Mit <strong>de</strong>m<br />

obigen Zahlenbeispiel und <strong>de</strong>r Genauigkeit <strong>de</strong>r Traversiereinrich<strong>tu</strong>ng<br />

von ∆x =0, 01 mm ergibt sich ein maximaler Fehler von:<br />

∆y =0, 001 mm.<br />

Der Fehler liegt weit unter <strong>de</strong>r Auflösungsbegrenzung <strong>de</strong>s Systems<br />

und kann damit vernachlässigt wer<strong>de</strong>n.<br />

a) b)<br />

x<br />

y<br />

y<br />

y<br />

y<br />

y'<br />

z<br />

y'<br />

c<br />

s obj<br />

c<br />

s obj<br />

Fehler aus Versetzung<br />

in Blickrich<strong>tu</strong>ng<br />

Fehler aus seitlicher Versetzung<br />

Abbildung 29: Abweichungen durch Positionierfehler <strong>de</strong>r Kamera.<br />

Positionierfehler <strong>de</strong>r Kamera zur Seite<br />

Ein Positionsfehler <strong>de</strong>r Kamera ∆z zur Seite o<strong>de</strong>r nach oben<br />

überträgt sich direkt in die Objektebene (vgl. Abb. 29 b). Es gilt:<br />

∆z =∆y. (60)<br />

Die Genauigkeit <strong>de</strong>r Traversiereinrich<strong>tu</strong>ng für Bewegungen senkrecht<br />

zur Kameraachse liegt bei ±0, 02 mm, damit ist <strong>de</strong>r Fehler in <strong>de</strong>r<br />

Objektebene festgelegt:<br />

∆y =∆z ≈ 0, 02mm.


4.6 Messgenauigkeit 86<br />

Auch dieser Fehler liegt unter <strong>de</strong>r Auflösungsbegrenzung <strong>de</strong>s Systems<br />

und wird vernachlässigt.<br />

Rollen <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>bene<br />

Ist <strong>de</strong>r Haltearm <strong>de</strong>r Kamera nicht vollkommen waagrecht montiert,<br />

kann das Bild leicht geneigt sein, d.h. es tritt ein Rollwinkel ∆ϕ um<br />

die Kameraachse auf. Im eindimensionalen Fall wird angenommen,<br />

dass die Rollbewegung <strong>de</strong>n Bildpunkt y ′ um y ′ · sin∆ϕ aus <strong>de</strong>r Projektionsebene<br />

heraushebt und damit die Strecke von y ′ um<br />

∆y ′ = y ′ (1 − cos∆ϕ) (61)<br />

verkürzt. Dies ergibt einen Fehler in <strong>de</strong>r Objektkoordinate von<br />

∆y = y · (1 − cos∆ϕ), (62)<br />

weil sich <strong>de</strong>r Bildfehler direkt über die Abbildungsgleichung in die<br />

Objektebene übersetzt. Ein Rollversatz von ∆ϕ =1 ◦ ergibt mit <strong>de</strong>n<br />

obigen Zahlen einen vernachlässigbaren Fehler von:<br />

∆y =0, 005 mm.<br />

Nichtparallelität <strong>de</strong>r Blickrich<strong>tu</strong>ng<br />

Ein möglicher Winkelversatz ist das Herausdrehen <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>bene mit<br />

Projektionszentrum aus <strong>de</strong>r senkrechten Position zur Kameraachse<br />

um einen kleinen Winkel ∆ϕ (vgl. Abb. 30 a). Wegen <strong>de</strong>r kleinen<br />

Verdrehung wird angenommen, dass <strong>de</strong>r Versatz ∆c <strong>de</strong>s Projektionszentrums<br />

entlang einer Gera<strong>de</strong>n senkrecht zur Kameraachse erfolgt:<br />

∆c = c · ∆ϕ. (63)<br />

Der Effekt auf die Abbildungsfunktion ist eine Verlängerung <strong>de</strong>r Kamerakonstanten<br />

c um k (vgl. Abb. 30 a). Aus <strong>de</strong>r Geometrie folgt:<br />

c · ∆ϕ<br />

k<br />

=<br />

y<br />

∆ϕ(s − c)<br />

, und somit k = · c. (64)<br />

s − c − k c∆ϕ + y


4.6 Messgenauigkeit 87<br />

a) b)<br />

y<br />

k<br />

y<br />

y<br />

<br />

y<br />

y'<br />

c<br />

y'<br />

c<br />

s obj<br />

Blickrich<strong>tu</strong>ngsfehler<br />

c<br />

s obj<br />

Fehler aus nichtkarthesischer<br />

Ausrich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Kameraachsen<br />

r<br />

Abbildung 30: Durch Winkelversatz verursachte Fehler: a) Blickrich<strong>tu</strong>ng;<br />

b) nicht karthesische Kameraausrich<strong>tu</strong>ng.<br />

Weiterhin bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Sehstrahl mit <strong>de</strong>r verlängerten Kamerakonstanten<br />

auf die Bil<strong>de</strong>bene mit folgen<strong>de</strong>r Vorschrift ab [29]:<br />

y ′ c + k<br />

≈ y ·<br />

s − c − k . (65)<br />

Die Rückgewinnung <strong>de</strong>r Objektposition erfolgt mit <strong>de</strong>r originalen<br />

Konfiguration:<br />

y +∆y = y ′ · s − c . (66)<br />

c<br />

Die Gleichungen 64 bis 66 wer<strong>de</strong>n schrittweise ausgerechnet. Das obige<br />

Zahlenbeispiel zusammen mit ∆ϕ =0, 04 ◦ , <strong>de</strong>r Messgenauigkeit<br />

einer Wasserwaage eingesetzt, ergibt:<br />

∆y =0, 3 mm.<br />

Das System ist äußerst sensitiv gegen eine Abweichung <strong>de</strong>r Blickrich<strong>tu</strong>ng<br />

von ihrer i<strong>de</strong>alen Rich<strong>tu</strong>ng parallel zu <strong>de</strong>n Koordinatenachsen.<br />

Die korrekte Justierung <strong>de</strong>r Traversierschlitten ist daher für das Gelingen<br />

<strong>de</strong>r Zuordnung <strong>de</strong>r einzelnen Blasen im Raum essenziell.


4.6 Messgenauigkeit 88<br />

Nichtkartesische Blickrich<strong>tu</strong>ng<br />

Die Kameraachsen können um einen Betrag ∆ϕ aus <strong>de</strong>r 90 ◦ -Lage<br />

zueinan<strong>de</strong>r gedreht sein, aber noch in Rich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>s Koordinatenursprungs<br />

blicken. Es wird eine Gleichung für <strong>de</strong>n abbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Sehstrahl<br />

mit <strong>de</strong>m Pfeil in Rich<strong>tu</strong>ng Bil<strong>de</strong>bene aufgestellt und <strong>de</strong>r Sehstrahl<br />

um −∆ϕ um <strong>de</strong>n Bezugspunkt mit <strong>de</strong>r Entfernung r von <strong>de</strong>r<br />

Objektebene gedreht. Die Gleichung für <strong>de</strong>n Sehstrahl mit <strong>de</strong>r Objektkoordinate<br />

y 1 lautet:<br />

x 1 =<br />

( −r<br />

y 1<br />

)<br />

+<br />

(<br />

−s<br />

−y 1<br />

(<br />

1+<br />

c<br />

s−c<br />

Die Drehmatrix für kleine Drehwinkel ∆ϕ lautet:<br />

( )<br />

cos ∆ϕ − sin ∆ϕ<br />

M ∆ϕ =<br />

≈<br />

sin ∆ϕ cos ∆ϕ<br />

Die Drehung erzeugt die Rechenvorschrift:<br />

)<br />

) . (67)<br />

( 1 − ∆ϕ<br />

∆ϕ 1<br />

)<br />

. (68)<br />

x 2 = M ∆ϕ · x 1 . (69)<br />

Der neue Sehstrahl x 2 wird mit <strong>de</strong>r alten Objektebene geschnitten,<br />

die ungefähr <strong>de</strong>m Sehstrahl aus <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Riss entspricht. Dies<br />

ergibt eine verän<strong>de</strong>rte Objektkoordinate y 2 mit einem Fehler von<br />

|y 2 − y 1 |. Das Ergebnis lautet:<br />

[<br />

( ) ]<br />

−s ∆ϕ − y 1 1+<br />

c<br />

s−c<br />

∆y =∆ϕ y 1<br />

−s + y 1 ∆ϕ ( )<br />

1+ c − r . (70)<br />

s−c<br />

Mit <strong>de</strong>n Kamerakonstanten c und s sowie <strong>de</strong>m Zahlenbeispiel<br />

∆ϕ = 1 ◦ ,<br />

y 1 = 10mm und<br />

r = 50mm<br />

beträgt <strong>de</strong>r Fehler durch nicht nichtkartesische Blickrich<strong>tu</strong>ng:<br />

∆y =0, 47mm.<br />

Das System ist sehr sensitiv gegen nicht senkrecht aufeinan<strong>de</strong>r ausgerichtete<br />

Objektstrahlen bei <strong>de</strong>r Hologrammaufnahme und nicht korrekt<br />

justierte Kameraachsen im Rekonstruktionsaufbau.


4.6 Messgenauigkeit 89<br />

Zusammenfassung <strong>de</strong>r Analyse<br />

Die Sensitivitätsanalyse hat gezeigt, dass das Ausrichten <strong>de</strong>r Kameras<br />

auf <strong>de</strong>n Traversiereinrich<strong>tu</strong>ngen und die Ausrich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Objektstrahlen<br />

senkrecht zueinan<strong>de</strong>r eine <strong>de</strong>r wichtigsten Aufgaben bei <strong>de</strong>r<br />

Durchführung <strong>de</strong>r Experimente ist, weil das Messverfahren kritisch<br />

von Winkelfehlern bezüglich <strong>de</strong>r Ausrich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r optischen Achsen<br />

beeinflusst wird. Im Vergleich dazu können Fehler in <strong>de</strong>r translatorischen<br />

Position <strong>de</strong>r Kameras vernachlässigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Daher ist bei <strong>de</strong>r Ausrich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r optischen Achsen <strong>de</strong>s Holographieaufbaus<br />

und <strong>de</strong>r Kameraachsen größte Sorgfalt anzuwen<strong>de</strong>n. Durch<br />

die ausschließlich translatorischen Verschiebungen einmal ausgerichteter<br />

Kameras wer<strong>de</strong>n die Fehler bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Hologrammrekonstruktionen<br />

konstant gehalten.


4.7 Anwendung <strong>de</strong>s Messverfahrens 90<br />

4.7 Anwendung <strong>de</strong>s Messverfahrens<br />

Mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n vorangegangenen Kapiteln beschriebenen Vorgehensweise<br />

wird die Impulsholographie auf die Untersuchung <strong>de</strong>r Anzahlund<br />

Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasen in einem begasten Rührkessel angewen<strong>de</strong>t.<br />

Durch die zweiachsige Aufnahme und die Kopplung <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n ausgewerteten dreidimensionalen Hologrammrekonstruktionen<br />

(Stereomatching) erfolgt auch die Größenbestimmung von Blasen<br />

mit guter Genauigkeit, <strong>de</strong>ren Form <strong>de</strong>utlich von einer Kugelform<br />

abweicht (z.B. in Abb. 21).<br />

An einem Messpunkt wird so die Anzahl und die Größenverteilung<br />

<strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel bestimmt. Das Ergebnis <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng<br />

eines Messpunktes ist in Abb. 31 beispielhaft in Form einer Anzahlverteilung<br />

<strong>de</strong>r Blasengrößen dargestellt.<br />

2000<br />

[-]<br />

1500<br />

mittl. Blasendurchmesser: d 10 = 0,96 mm<br />

Sauterdurchmesser: d = 1,91 mm<br />

32<br />

Blasenanzahl<br />

1000<br />

500<br />

n = 500 U/min<br />

L =2mPas<br />

d D = 0,5 mm<br />

V = 12,7 l/h<br />

G<br />

0<br />

0 2 4 6 [mm] 8<br />

Blasendurchmesser<br />

8<br />

Abbildung 31: Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasengrößen.<br />

In Abb. 31 ist die Blasengröße d einer Größenklasse einer festen Klassenweite<br />

∆d zugeordnet. Die Anzahl <strong>de</strong>r Blasen in einer Größenklasse<br />

d ± ∆d/2 istüber die einzelnen Klassen aufgetragen.<br />

Aus diesen Werten lassen sich durch Aufsummierung kumulative<br />

Kurven bil<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>nen z.B. <strong>de</strong>r Anteil am Gesamtvolumen <strong>de</strong>r


4.7 Anwendung <strong>de</strong>s Messverfahrens 91<br />

Blasen bestimmt wer<strong>de</strong>n kann, die einen kleineren Durchmesser haben<br />

als eine betrachtete Größenklasse. Der aufsummierte relative Volumenanteil<br />

<strong>de</strong>r Blasen in Abb. 31 ist in Abb. 32 über <strong>de</strong>r Blasengröße<br />

aufgetragen. Die Ursachen, die zu <strong>de</strong>r gemessenen Unstetigkeit bei<br />

<strong>de</strong>m Durchmesser von d ≈ 4, 2 mm im Verlauf <strong>de</strong>r Summenkurve<br />

führen, wer<strong>de</strong>n in Kap. 6 diskutiert.<br />

100<br />

Volumenanteil am Gasgehalt<br />

[%]<br />

50<br />

n = 500 U/min<br />

L =2mPas<br />

d D = 0,5 mm<br />

V = 12,7 l/h<br />

mittl. Blasendurchmesser: d 10 = 0,96 mm<br />

Sauterdurchmesser: d = 1,91 mm<br />

G<br />

32<br />

0<br />

0 2 4 6 [mm] 8<br />

Blasendurchmesser<br />

Abbildung 32: Summenkurve <strong>de</strong>s Blasenvolumens über <strong>de</strong>r Blasengröße.<br />

Aus <strong>de</strong>n Anzahl- und Größenverteilungen <strong>de</strong>r Blasen können schließlich<br />

die charakteristischen Größen errechnet wer<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Grad <strong>de</strong>r<br />

Dispergierung beschreiben: <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser und <strong>de</strong>r Hold-up<br />

mit <strong>de</strong>n Beziehungen in Gl. 23, die Phasengrenzfläche mit Gl. 22 und<br />

die mittlere Verweilzeit <strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel mit Gl. 24.<br />

Darüber können die Blasen, die an <strong>de</strong>r Düse gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>n<br />

Hologrammschnitten ein<strong>de</strong>utig i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 26).


92<br />

5 Ergebnisse<br />

Die Impulsholographie wird eingesetzt, um das Dispergierverhalten<br />

einer Rushton-Turbine sowie eines abwärts und eines aufwärts<br />

för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers zu untersuchen. An <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Messpunkten wird die Anzahl und die Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasen<br />

im Rührkessel bestimmt und daraus <strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r Dispergierung ermittelt.<br />

Der Dispergiervorgang selbst wird mit ergänzen<strong>de</strong>n Hochgeschwindigkeitsaufnahmen<br />

<strong>de</strong>s Abströmbereichs <strong>de</strong>s jeweiligen Rührers untersucht.<br />

Zu<strong>de</strong>m lassen sich aus diesen Aufnahmen Aussagen über<br />

das globale Strömungsfeld <strong>de</strong>r Blasen sowie die Größe und die Lage<br />

<strong>de</strong>r Bereiche ableiten, in <strong>de</strong>nen die Blasen dispergiert wer<strong>de</strong>n.<br />

5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />

Dispergierung<br />

5.1.1 Versuchsbereiche<br />

Die Rushton-Turbine gilt in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r als das Standard-<br />

Dispergierorgan [98]. Aus diesem Grund richtet sich bei <strong>de</strong>n Untersuchungen<br />

das Hauptaugenmerk auf diesen Rührer. Die Matrix für die<br />

Messungen an <strong>de</strong>r Rushton-Turbine ist in Tab. 6 zusammengefasst.<br />

Tabelle 6: Versuchsmatrix für die Rushton-Turbine.<br />

n<br />

[U/min]<br />

300<br />

400<br />

450<br />

500<br />

550<br />

600<br />

700<br />

d D [mm]<br />

d D [mm] d D [mm]<br />

0,5<br />

1,0<br />

0,2<br />

L [mPas] L [mPas] L [mPas] L [mPas] L [mPas]<br />

2,0<br />

3,6 8,9<br />

2,0<br />

2,0<br />

V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h]<br />

12,7 26,1 12,7 12,7 12,7 26,1 1,1<br />

1 2<br />

5 6 7<br />

1 2<br />

5 6 7<br />

1 2<br />

5 6<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

1 2<br />

5 6<br />

3<br />

3<br />

4<br />

4


5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 93<br />

Der Einfluss <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl, <strong>de</strong>s Düsendurchmessers, <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng<br />

sowie <strong>de</strong>r Viskosität auf <strong>de</strong>n Grad <strong>de</strong>r Dispergierung <strong>de</strong>r<br />

sich bei Einsatz einer Rushton-Turbine im Rührkessel einstellt, wird<br />

untersucht.<br />

Ergänzend dazu wer<strong>de</strong>n vergleichen<strong>de</strong> Messungen mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Schrägblattrührern durchgeführt. Die sich im Kessel einstellen<strong>de</strong> Blasengrößenverteilung<br />

bei Variation <strong>de</strong>r Rührerdrehzahlen, <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng<br />

und <strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit wird vermessen. Das<br />

Versuchsprogramm für die bei<strong>de</strong>n Schrägblattrührer ist in Tab. 7<br />

aufgelistet.<br />

Tabelle 7: Versuchsmatrix für die Schrägblattrührer.<br />

n<br />

[U/min]<br />

600<br />

800<br />

1000<br />

abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Schrägblattrührer<br />

d D = 0,5 mm<br />

aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Schrägblattrührer<br />

d D = 0,5 mm<br />

L [mPas] L [mPas] L [mPas] L [mPas] L [mPas]<br />

2,0<br />

3,6 8,9<br />

2,0<br />

3,6<br />

V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h] V G [ l/h]<br />

12,7 20,0 12,7 12,7 12,7 20,0 12,7<br />

8 9 10 11 12 13 14<br />

8 9 10 11 12 13 14<br />

8 9 10 11 12 13 14<br />

In <strong>de</strong>r Folge wird <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r untersuchten Parameter auf die sich<br />

im Rührkessel einstellen<strong>de</strong> Blasengrößenverteilung diskutiert. Diese<br />

Ergebnisse wer<strong>de</strong>n in Kap. 5.3 Beziehungen aus <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r gegenübergestellt.<br />

Aus <strong>de</strong>n Abweichungen wer<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen abgeleitet,<br />

die in die Mo<strong>de</strong>llbildung in Kap. 6 eingehen.<br />

Zunächst wird <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Drehzahl einer Rushton-Turbine auf<br />

die Blasengrößenverteilung im Rührkessel und damit auf <strong>de</strong>n Grad<br />

<strong>de</strong>r Dispergierung diskutiert. Die an<strong>de</strong>ren untersuchten Einflussgrößen<br />

wer<strong>de</strong>n anschließend auf diese Versuchsreihe bezogen.


5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 94<br />

5.1.2 Einfluss <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl<br />

Der Einfluss <strong>de</strong>r Drehzahl einer Rushton-Turbine auf die Anzahlverteilung<br />

<strong>de</strong>r Blasengrößen wird bei einem zugeführten Luftvolumenstrom<br />

von ˙V G = 12, 7 l/h und einem Düsendurchmesser von<br />

d D =0, 5 mm untersucht. Die sich bei <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Drehzahlen<br />

ergeben<strong>de</strong>n Anzahlverteilungen <strong>de</strong>r Blasengrößen sind in Abb. 33<br />

aufgetragen.<br />

Blasenanzahl<br />

2000<br />

[-]<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

n = 550 U/min<br />

n = 500 U/min<br />

Rushton-Turbine<br />

(Versuchsreihe 1)<br />

n = 450 U/min<br />

n = 400 U/min<br />

n = 300 U/min<br />

L =2mPas<br />

d D = 0,5 mm<br />

V = 12,7 l/h<br />

G<br />

0<br />

0 2 4<br />

Blasendurchmesser<br />

6 [mm] 8<br />

Abbildung 33: Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasengrößen für verschie<strong>de</strong>ne<br />

Drehzahlen einer Rushton-Turbine.<br />

Aus Abb. 33 wird <strong>de</strong>utlich, dass die Anzahl <strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel<br />

mit zunehmen<strong>de</strong>r Drehzahl steigt. Wird die Drehzahl von n =<br />

300 U/min auf n = 450 U/min erhöht, steigt die Anzahl <strong>de</strong>r Blasen<br />

zunächst mo<strong>de</strong>rat, bei einer weiteren Erhöhung auf n = 500 U/min<br />

jedoch sprunghaft an, um dann mit weiter steigen<strong>de</strong>r Drehzahl wie<strong>de</strong>r<br />

mo<strong>de</strong>rat zuzunehmen. Zugleich verlagert sich die Größenverteilung<br />

<strong>de</strong>r Blasen mit steigen<strong>de</strong>r Rührerdrehzahl hin zu kleineren<br />

Durchmessern. Das gesamte Größenspektrum <strong>de</strong>r Blasen erstreckt<br />

sich in allen Messungen unabhängig von <strong>de</strong>r Drehzahl über <strong>de</strong>n selben<br />

Durchmesserbereich.<br />

Auffallend ist, dass bei <strong>de</strong>r Steigerung <strong>de</strong>r Drehzahl von n =


5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 95<br />

500 U/min auf n = 550 U/min auch die Anzahl von größeren Blasen<br />

zunimmt. Der Größenbereich, in <strong>de</strong>m sich nennenswert viele Blasen<br />

befin<strong>de</strong>n, ist gegenüber <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r geringeren Drehzahl breiter.<br />

Bis zu einer “Min<strong>de</strong>stdrehzahl” wer<strong>de</strong>n die Blasen im Rührkessel<br />

nicht signifikant dispergiert. Dies ist auf zwei Grün<strong>de</strong> zurückzuführen:<br />

zum einen ist bei niedrigen Drehzahlen das durch <strong>de</strong>n<br />

Rührvorgang erzeugte <strong>tu</strong>rbulente Scherfeld <strong>de</strong>r Flüssigkeit nicht<br />

stark genug ausgeprägt, um die von <strong>de</strong>r Düse aufsteigen<strong>de</strong>n Blasen<br />

fein zu zerteilen. Zum an<strong>de</strong>ren können die gebil<strong>de</strong>ten Blasenfragmente<br />

noch nicht in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n globalen Flüssigkeitswirbeln oberund<br />

unterhalb <strong>de</strong>r Rührerebene gehalten wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 3). Bei<strong>de</strong>s<br />

gelingt erst bei Erreichen einer “Min<strong>de</strong>stdrehzahl”, was sich bei<br />

Drehzahlen ab n = 500 U/min in <strong>de</strong>m sprunghaften Anstieg <strong>de</strong>r Blasenanzahl<br />

nie<strong>de</strong>rschlägt.<br />

Aus Anzahlverteilungen <strong>de</strong>r Blasengrößen in Abb. 33 wird mit Gl. 23<br />

<strong>de</strong>r Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen an <strong>de</strong>m jeweiligen Betriebspunkt<br />

errechnet. Der so ermittelte Sauterdurchmesser ist in Abb. 34 über<br />

<strong>de</strong>r Reynoldszahl aufgetragen, die mit Gl. 3 bestimmt wird. Für je<strong>de</strong>n<br />

Betriebspunkt dieser Messreihe gilt Re R > 10 3 . Somit herrscht an <strong>de</strong>n<br />

Messpunkten ein <strong>tu</strong>rbulenter Betriebszustand und in <strong>de</strong>r weiteren<br />

Auswer<strong>tu</strong>ng kann eine konstante Newtozahl Ne angesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

(vgl. Kap. 2).<br />

Der Sauterdurchmesser sinkt mit steigen<strong>de</strong>r Reynoldszahl. Dies<br />

ist auf die <strong>de</strong>utlich gestiegene Anzahl vor allem <strong>de</strong>r kleinen Blasen<br />

zurückzuführen. Wegen <strong>de</strong>r immer noch im Kessel befindlichen<br />

großen Blasen nimmt <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser jedoch mit <strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n<br />

Reynoldszahl relativ mo<strong>de</strong>rat ab (vgl. Abb. 34).<br />

Wird <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r üblichen Vorgehensweise<br />

berechnet (vgl. Gl. 34), wird folgen<strong>de</strong> Abhängigkeit <strong>de</strong>s<br />

Sauterdurchmessers von <strong>de</strong>r Drehzahl erwartet: d 32 ∼ n −1,2 . Die<br />

Betriebspunkte dieser Messreihe unterschei<strong>de</strong>n sich lediglich in <strong>de</strong>r<br />

Rührerdrehzahl, die proportional zur Reynoldszahl ist (vgl. Gl. 39).<br />

Daher kann für die Drehzahlabhängigkeit <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers<br />

d 32 ∼ Re −1,2<br />

R<br />

angesetzt wer<strong>de</strong>n. Die sich aus dieser Abhängigkeit


5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 96<br />

6,0<br />

Rushton-Turbine<br />

Sauterdurchmesser d 32<br />

[mm]<br />

4,0<br />

2,0<br />

angepasste theoret. Kurve<br />

d 32 ~ ReR -1,2<br />

Messpunkte<br />

Versuchsreihe 1<br />

L =2mPas<br />

d D = 0,5 mm<br />

V = 12,7 l/h<br />

G<br />

0<br />

0 2.000 4.000 6.000 8.000 [-]<br />

Rührer-Reynoldszahl Re R<br />

10.000<br />

Abbildung 34: Sauterdurchmesser als Funktion <strong>de</strong>r Reynoldszahl.<br />

ergeben<strong>de</strong> Kurve ist in Abb. 34 eingetragen. Die Proportionalitätskonstante<br />

wur<strong>de</strong> dabei so gewählt, dass die Kurve die Messergebnisse<br />

gut wie<strong>de</strong>rgibt.<br />

Der Vergleich ergibt eine gute Übereinstimmung <strong>de</strong>r Messergebnisse<br />

mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r vorhergesagten Abhängigkeit <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers<br />

von <strong>de</strong>r Reynoldszahl (bzw. Rührerdrehzahl).<br />

Den Ausgangspunkt für die Dispergierung bil<strong>de</strong>n die über die Düse in<br />

<strong>de</strong>n Kessel eingebrachten Primärblasen. Die mittleren Primärblasendurchmesser<br />

an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Betriebspunkten wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n<br />

Hologrammen ermittelt. Die Primärblasen können auf Grund ihrer<br />

Größe und Lage im Rührkessel in <strong>de</strong>n holographischen Rekonstruktionen<br />

ein<strong>de</strong>utig von <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Blasen im Rührkessel unterschie<strong>de</strong>n<br />

und somit getrennt vermessen wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 26). Ihre Größe<br />

an <strong>de</strong>n untersuchten Betriebspunkten dieser Versuchsreihe schwankt<br />

um <strong>de</strong>n Wert d 0 =5mm ± 0, 5mm. Ein Einfluss <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl<br />

auf die Primärblasengröße kann aus <strong>de</strong>n Messungen nicht abgeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n.


5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 97<br />

5.1.3 Einfluss <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng<br />

Unter ansonsten konstant gehaltenen Parametern wird die Versuchsreihe<br />

mit einer auf ˙V =26, 1 l/h erhöhten Gasbelas<strong>tu</strong>ng wie<strong>de</strong>rholt.<br />

Die an diesen Messpunkten ermittelten Sauterdurchmesser sind in<br />

Abb. 35 über <strong>de</strong>r Rührer-Reynoldszahl aufgetragen.<br />

Sauterdurchmesser d 32<br />

6,0<br />

[mm]<br />

4,0<br />

2,0<br />

an Versuchsreihe 1<br />

angepasste theoret. Kurve<br />

d ~ Re<br />

32 R -1,2<br />

Versuchsreihe 1<br />

L =2mPas<br />

d D = 0,5 mm<br />

V = 12,7 l/h<br />

G<br />

Rushton-Turbine<br />

Versuchsreihe 2<br />

L =2mPas<br />

d D = 0,5 mm<br />

V = 26,1 l/h<br />

G<br />

0<br />

0 2.000 4.000 6.000 8.000 [-]<br />

Rührer-Reynoldszahl Re R<br />

10.000<br />

Abbildung 35: Einfluss <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng auf <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser.<br />

Zum Vergleich sind zusätzlich in Abb. 35 die Sauterdurchmesser aus<br />

<strong>de</strong>r Versuchsreihe 1 eingetragen ( ˙V =12, 7 l/h). Die höhere Gasbelas<strong>tu</strong>ng<br />

resultiert in größeren Sauterdurchmessern. Der Grund dafür<br />

liegt in <strong>de</strong>n mit steigen<strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng größeren Primärblasen, die<br />

über die Düse in <strong>de</strong>n Rührkessel eingebracht wer<strong>de</strong>n. Die Frequenz,<br />

mit <strong>de</strong>r sich die Blasen von <strong>de</strong>r Düse lösen, bleibt hingegen nahezu<br />

konstant. Die größeren Primärblasen haben eine höhere Aufstiegsgeschwindigkeit<br />

und wer<strong>de</strong>n im Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers nicht so stark<br />

dispergiert. Verglichen mit Versuchsreihe 1 befin<strong>de</strong>n sich zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>utlich<br />

weniger Blasen im Rührkessel. Mit steigen<strong>de</strong>r Drehzahl nimmt<br />

<strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng auf <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser ab.


5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 98<br />

5.1.4 Einfluss <strong>de</strong>s Düsendurchmessers<br />

Wird <strong>de</strong>r Düsendurchmesser von d D = 0, 5 mm auf d D = 1, 0 mm<br />

vergrößert, wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich größere Primärblasen an <strong>de</strong>r Düse gebil<strong>de</strong>t.<br />

Wie im Fall <strong>de</strong>r erhöhten Gasbelas<strong>tu</strong>ng wer<strong>de</strong>n die größeren<br />

Primärblasen nicht so stark dispergiert wie die kleineren <strong>de</strong>r ersten<br />

Versuchsreihe. Daher resultiert <strong>de</strong>r größere Düsendurchmesser bei<br />

ansonsten konstant gehaltenen Bedingungen in einem Anstieg <strong>de</strong>s<br />

Sauterdurchmessers und einer Abnahme <strong>de</strong>r Blasenanzahl. Die Sauterdurchmesser<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Messreihen sind in Abb. 36 dargestellt.<br />

Sauterdurchmesser d 32<br />

6,0<br />

[mm]<br />

4,0<br />

2,0<br />

an Versuchsreihe 1<br />

angepasste theoret. Kurve<br />

d ~ Re<br />

32 R -1,2<br />

Versuchsreihe 1<br />

L =2mPas<br />

d D = 0,5 mm<br />

V = 12,7 l/h<br />

G<br />

Rushton-Turbine<br />

Versuchsreihe 5<br />

L =2mPas<br />

d D = 1,0 mm<br />

V = 12,7 l/h<br />

G<br />

0<br />

0 2.000 4.000 6.000 8.000 [-]<br />

Rührer-Reynoldszahl Re R<br />

10.000<br />

Abbildung 36: Einfluss <strong>de</strong>s Düsendurchmessers und <strong>de</strong>r Reynoldszahl<br />

auf <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen.<br />

5.1.5 Einfluss <strong>de</strong>r Viskosität<br />

Folgt man <strong>de</strong>r theoretischen Herlei<strong>tu</strong>ng in Kap. 2.2.5 (vgl. Gl. 39),<br />

hat eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit bei einem <strong>tu</strong>rbulenten<br />

Betriebszustand (Re > 10 3 ) keinen Einfluss auf <strong>de</strong>n sich im<br />

Rührkessel einstellen<strong>de</strong>n Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen. Damit dürften<br />

sich die Anzahlverteilungen <strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel bei glei-


5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 99<br />

cher Drehzahl und annähernd gleichen Stoffwerten sich nicht wesentlich<br />

unterschei<strong>de</strong>n, wenn die Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit ausgehend<br />

von Versuchsreihe 1 schrittweise erhöht wird. Dass diese Annahme<br />

mit <strong>de</strong>n im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Messungen nicht<br />

bestätigt wer<strong>de</strong>n kann, zeigen die in Abb. 37 aufgetragenen Anzahlverteilungen<br />

<strong>de</strong>r Blasengrößen.<br />

Blasenanzahl<br />

2000<br />

[-]<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

Rushton-Turbine<br />

Versuchsreihe 1: L =2mPas<br />

Versuchsreihe 3: L = 3,64 mPas<br />

Versuchsreihe 4: L = 8,92 mPas<br />

n = 500 U/min<br />

d D = 0,5 mm<br />

V = 12,7 l/h<br />

G<br />

0<br />

0 2 4 6 [mm] 8<br />

Blasendurchmesser<br />

Abbildung 37: Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasengrößen bei Variation<br />

<strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit (Rushton-Turbine).<br />

Aus Abb. 37 geht hervor, dass die Anzahl vor allem <strong>de</strong>r kleinen Blasen<br />

im Rührkessel mit steigen<strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit <strong>de</strong>utlich<br />

sinkt. Die Maxima <strong>de</strong>r Anzahlverteilungen, die sich unabhängig von<br />

<strong>de</strong>r Viskosität über <strong>de</strong>n gleichen Durchmesserbereich erstrecken, liegen<br />

jeweils bei einem Durchmesser von d ≈ 0, 6 mm (vgl. Abb. 37).<br />

Damit resultiert die Erhöhung <strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit in größeren<br />

Sauterdurchmessern. Die aus <strong>de</strong>n Anzahlverteilungen ermittelten<br />

Sauterdurchmesser sind in Abb. 38 über <strong>de</strong>r Weberzahl aufgetragen.<br />

Ein Einfluss <strong>de</strong>r Viskosität auf die Größe <strong>de</strong>r Primärblasen wird nicht<br />

beobachtet.


5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 100<br />

0,15<br />

[-]<br />

0,10<br />

n = 500 U/min<br />

d D = 0,5 mm<br />

V = 12,7 l/h<br />

G<br />

Rushton-Turbine<br />

d /d<br />

32 R<br />

0,05<br />

Versuchsreihe 1:<br />

L =2mPas<br />

Versuchsreihe 3: L = 3,64 mPas<br />

Versuchsreihe 4: L<br />

= 8,92 mPas<br />

0<br />

0<br />

0,05<br />

We R<br />

-0,6<br />

0,1 [-] 0,15<br />

Abbildung 38: Einfluss <strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit auf <strong>de</strong>n<br />

Sauterdurchmesser als Funktion <strong>de</strong>r Weberzahl<br />

(Rushton-Turbine).<br />

5.1.6 Einfluss <strong>de</strong>r Rührerart<br />

DiesichbeiEinsatzeinesabwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>rn Schrägblattrührers im<br />

Rührkessel einstellen<strong>de</strong>n Anzahlverteilungen <strong>de</strong>r Blasengrößen sind<br />

in Abb. 39 aufgetragen. Wie bei Betrieb einer Rushton-Turbine steigt<br />

die Anzahl <strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel mit <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl <strong>de</strong>utlich<br />

an. Allerdings befin<strong>de</strong>n sich wesentlich weniger Blasen im Rührkessel<br />

(vgl. Abb. 33).<br />

Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n die Blasen durch <strong>de</strong>n Schrägblattrührer erst<br />

bei <strong>de</strong>utlich höheren Drehzahlen als durch die Rushton-Turbine signifikant<br />

dispergiert. Das Größenspektrum <strong>de</strong>r Blasen erstreckt sich unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Rührerart über <strong>de</strong>n gleichen Durchmesserbereich,<br />

jedoch erzeugt <strong>de</strong>r Schrägblattrührer einen breiteren Durchmesserbereich,<br />

in <strong>de</strong>m sich eine nennenswerte Anzahl an Blasen befin<strong>de</strong>t.<br />

Der abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Schrägblattrührer erzeugt in <strong>de</strong>r Flüssigkeit


5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 101<br />

300<br />

abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Schrägblattrührer<br />

[-]<br />

Versuchsreihe 8:<br />

Blasenanzahl<br />

200<br />

100<br />

n = 1000 U/min<br />

n = 800 U/min<br />

n = 600 U/min<br />

L =2mPas<br />

d D = 0,5 mm<br />

V = 12,7 l/h<br />

G<br />

0<br />

0 2 4 6<br />

Blasendurchmesser<br />

[mm]<br />

8<br />

Abbildung 39: Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasengrößen bei Betrieb eines<br />

abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers.<br />

wesentlich geringere lokale Energiedissipationsraten als die Rushton-<br />

Turbine (vgl. Kap. 2.1.3). Darauf ist zurückzuführen, dass die Dispergierung<br />

<strong>de</strong>r Blasen erst bei <strong>de</strong>n höheren Drehzahlen einsetzt und die<br />

Blasen weniger fein zerteilt wer<strong>de</strong>n als durch die Rushton-Turbine.<br />

Die größeren gebil<strong>de</strong>ten Blasen können jedoch wegen <strong>de</strong>r großen<br />

geför<strong>de</strong>rten Flüssigkeitsmenge <strong>de</strong>s Schrägblattrührers im Rührkessel<br />

gehalten wer<strong>de</strong>n. Das resultiert in <strong>de</strong>r breiteren Anzahlverteilung<br />

<strong>de</strong>r Blasengrößen.<br />

Die aus <strong>de</strong>n Anzahlverteilungen in Abb. 39 errechneten Sauterdurchmesser<br />

sind in Abb. 40 über <strong>de</strong>r Reynoldszahl aufgetragen, ebenso<br />

wie die Sauterdurchmesser, die bei Einsatz eines aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Schrägblattrührers an <strong>de</strong>n gleichen Betriebspunkten gemessen<br />

wer<strong>de</strong>n (Versuchsreihe 12).<br />

Im Vergleich zu <strong>de</strong>n Sauterdurchmessern <strong>de</strong>r ebenfalls in Abb. 40<br />

aufgetragenen Versuchsreihe 1 (Rushton-Turbine) stellen sich trotz<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich höheren Reynoldszahlen bei Einsatz <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Schrägblattrührer<br />

größere Sauterdurchmesser ein.<br />

Auffallend ist, dass die bei<strong>de</strong>n Schrägblattrührer in ihrer Dispergierwirkung<br />

jedoch <strong>de</strong>utlich voneinan<strong>de</strong>r abweichen (vgl. Abb. 40), ob-


5.1 Experimentelle Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung 102<br />

6,0<br />

Sauterdurchmesser d 32<br />

[mm]<br />

4,0<br />

2,0<br />

Versuchsreihe 1:<br />

Rushton-Turbine<br />

L =2mPas<br />

d D = 0,5 mm<br />

V = 12,7 l/h<br />

G<br />

Versuchsreihe 8:<br />

abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />

Schrägblattrührer<br />

Versuchsreihe 12:<br />

aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />

Schrägblattrührer<br />

0<br />

0 3.000 6.000 9.000 12.000 [-]<br />

Rührer-Reynoldszahl Re R<br />

15.000<br />

Abbildung 40: Sauterdurchmesser bei Einsatz einer Rushton-<br />

Turbine und <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Schrägblattrührer.<br />

wohl sie sich hinsichtlich <strong>de</strong>r geför<strong>de</strong>rten Flüssigkeitsmenge und <strong>de</strong>r<br />

Newtonzahl nicht unterschei<strong>de</strong>n, also am gleichen Betriebspunkt die<br />

gleiche Energie in <strong>de</strong>n Rührkessel eintragen.<br />

Bei Einsatz eines aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers stellen sich<br />

im Rührkessel kleinere Sauterdurchmesser ein als bei Einsatz eines<br />

abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers. Ein Vergleich <strong>de</strong>r Anzahlverteilungen<br />

<strong>de</strong>r Blasengrößen, die sich bei Einsatz <strong>de</strong>r Schrägblattrührer<br />

einstellen, ist in Abb. 41 aufgetragen.<br />

Obwohl unabhängig von <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>s Schrägblattrührers Primärblasen<br />

gleicher Größe in <strong>de</strong>n Rührkessel eingebracht wer<strong>de</strong>n, befin<strong>de</strong>n<br />

sich bei Betrieb eines aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers im<br />

Rührkessel kleinere und weniger Blasen. Die Ursache dafür liegt im<br />

von ihm generierten Strömungsfeld <strong>de</strong>r Flüssigkeit. Die Auswirkungen<br />

<strong>de</strong>r unterschiedlichen Strömungsfel<strong>de</strong>r auf die Anzahlverteilung<br />

<strong>de</strong>r Blasengrößen wird in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Abschnitten diskutiert.


5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 103<br />

Blasenanzahl<br />

300<br />

[-]<br />

200<br />

100<br />

aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />

Schrägblattrührer<br />

abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />

Schrägblattrührer<br />

<br />

n<br />

d<br />

V<br />

D<br />

G<br />

=2mPas<br />

= 1000 U/min<br />

= 0,5 mm<br />

= 12,7 l/h<br />

0<br />

0 2 4 6 [mm] 8<br />

Blasendurchmesser<br />

Abbildung 41: Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasengrößen: Vergleich eines<br />

abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers mit einem<br />

aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührer.<br />

5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung<br />

Die Holographie erlaubt nur Einzelaufnahmen bzw. Doppelaufnahmen<br />

<strong>de</strong>s Messvolumens (vgl. Kap. 4). Mit dieser Messtechnik wer<strong>de</strong>n<br />

sehr genaue Informationen über die Anzahl und die Größenverteilung<br />

<strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel gewonnen, jedoch keine über <strong>de</strong>n Vorgang<br />

<strong>de</strong>r Blasenzerteilung. Deshalb wird die Blasenzerteilung mit Hilfe<br />

von Hochgeschwindigkeitsaufnahmen zeitlich hoch aufgelöst visualisiert<br />

und so einer Analyse zugänglich gemacht.<br />

Die Aufnahmen liefern für <strong>de</strong>n jeweiligen Rührer qualitative Aussagen<br />

über Ort und Größe <strong>de</strong>r Region, in <strong>de</strong>r die Blasen zerteilt wer<strong>de</strong>n.<br />

Zu<strong>de</strong>m wird die Größe <strong>de</strong>r gebil<strong>de</strong>ten Blasenfragmente abgeschätzt<br />

und die globale Strömung <strong>de</strong>r Blasen untersucht. Die Ergebnisse wer<strong>de</strong>n<br />

anhand von Bildsequenzen aus <strong>de</strong>n Hochgeschwindigkeitsaufnahmen<br />

in <strong>de</strong>n Abbildungen 42, 43 und 44 gezeigt. In diesen Bildsequenzen<br />

ist für die drei untersuchten Rührerarten beispielhaft jeweils ein<br />

Zerteilvorgang einer Primärblase dargestellt (weiße Kreise).


5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 104<br />

t = 0,00 ms t = 1,33 ms t = 2,66 ms<br />

t = 4,00 ms t = 5,33 ms t = 6,66 ms<br />

t = 8,00 ms<br />

t = 9,33 ms<br />

t = 10,66 ms<br />

t = 12,00 ms<br />

t = 13,33 ms<br />

t = 14,66 ms<br />

Abbildung 42: Blasenzerteilung bei Einsatz einer Rushton-Turbine,<br />

Drehzahl: n = 500 U/min, Aufnahmefrequenz:<br />

f = 750 Hz.


5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 105<br />

t = 0,00 ms t = 1,33 ms t = 2,66 ms<br />

t = 4,00 ms t = 5,33 ms t = 6,66 ms<br />

t = 8,00 ms<br />

t = 9,33 ms<br />

t = 10,66 ms<br />

t = 12,00 ms<br />

t = 13,33 ms<br />

t = 14,66 ms<br />

Abbildung 43: Blasenzerteilung bei Einsatz eines abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Schrägblattrührers, Drehzahl: n = 750 U/min,<br />

Aufnahmefrequenz: f = 750 Hz.


5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 106<br />

t = 0,00 ms t = 1,33 ms t = 2,66 ms<br />

t = 4,00 ms t = 5,33 ms t = 6,66 ms<br />

t = 8,00 ms<br />

t = 9,33 ms<br />

t = 10,66 ms<br />

t = 12,00 ms<br />

t = 13,33 ms<br />

t = 14,66 ms<br />

Abbildung 44: Blasenzerteilung bei Einsatz eines aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Schrägblattrührers, Drehzahl: n = 750 U/min,<br />

Aufnahmefrequenz: f = 750 Hz.


5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 107<br />

Aus <strong>de</strong>n Bildsequenzen geht <strong>de</strong>utlich hervor, dass die <strong>de</strong>m Rührkessel<br />

zugeführten Primärblasen nicht von <strong>de</strong>n Rührerblättern zerschlagen,<br />

son<strong>de</strong>rn im Abströmbereich <strong>de</strong>s jeweiligen Rührers zerteilt wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Regionen großer lokaler Energiedissipationsraten sind in <strong>de</strong>r<br />

jeweils ersten Abbildung <strong>de</strong>r drei Sequenzen durch ein weißes Rechteck<br />

gekennzeichnet. Die Größe dieser Regionen wird aus <strong>de</strong>n Bildsequenzen<br />

abgeschätzt durch die Positionen, an <strong>de</strong>nen die Blasen stark<br />

<strong>de</strong>formiert und zerteilt wer<strong>de</strong>n. Sie hat abhängig von <strong>de</strong>r Rührerart<br />

eine unterschiedlich große vertikale Aus<strong>de</strong>hnung (vgl. Abb. 42, 43<br />

und 44). Außerhalb dieser Bereiche wird kein Zerteilvorgang beobachtet.<br />

Im Strömungsfeld einer Rushton-Turbine (Abb. 42) gerät die<br />

Primärblase von <strong>de</strong>r Düse kommend in <strong>de</strong>n Einflussbereich <strong>de</strong>s<br />

Rührers. Die Blase folgt unter starken Deformierungen <strong>de</strong>r Flüssigkeitsströmung<br />

um ein Rührerblatt herum hinter das Blatt und wird<br />

von dort aus radial nach außen beschleunigt. Wenn die Blase in <strong>de</strong>n<br />

Einflussbereich eines sich von <strong>de</strong>n Ecken eines Rührerblattes ablösen<strong>de</strong>n<br />

Wirbel gelangt (sog. “Trailing Vortices”, vgl. Kap. 2.1.3), wird<br />

sie zerteilt. Bei <strong>de</strong>r Zerteilung entstehen stark unterschiedlich große<br />

Blasenfragmente (Abb. 42). Die vertikale Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Region, in<br />

<strong>de</strong>r Blasenzerfälle beobachtet wer<strong>de</strong>n, ist durch die Höhe <strong>de</strong>r Rührerblätter<br />

ein<strong>de</strong>utig festgelegt.<br />

Das von einem abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührer erzeugte<br />

Strömungsfeld <strong>de</strong>r Flüssigkeit zwingt die Primärblase schon vor Erreichen<br />

<strong>de</strong>r Rührerebene zu einer Rich<strong>tu</strong>ngsumkehr (Abb. 43). Im<br />

Gegensatz dazu beschleunigt <strong>de</strong>r aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Schrägblattrührer<br />

die Blase unter starken Deformierungen durch die Rührerebene<br />

nach oben (Abb. 44). In bei<strong>de</strong>n Fällen wird die Blase <strong>de</strong>utlich<br />

außerhalb <strong>de</strong>s vom Rührer überstrichenen Volumens zerteilt, wenn<br />

die Blasen die Regionen hoher Turbulenz erreichen. Die bei einer<br />

Zerteilung entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente weisen jeweils in etwa die<br />

gleiche Größe auf (Abb. 43, 44).<br />

Der Größenunterschied <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Zerteilung im Strömungsfeld <strong>de</strong>r<br />

Schrägblattrührer entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente ist damit <strong>de</strong>utlich<br />

geringer als bei Einsatz einer Rushton-Turbine.


5.2 Experimentelle Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 108<br />

Die vertikale Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Region <strong>de</strong>r Blasenzerteilung kann<br />

aus <strong>de</strong>n Hochgeschwindigkeitsaufnahmen nicht ein<strong>de</strong>utig festgelegt<br />

wer<strong>de</strong>n. Sie übersteigt jedoch bei bei<strong>de</strong>n Schrägblattrührern die<br />

Blatthöhe <strong>de</strong>s Rührers um <strong>de</strong>n Faktor zwei bis drei und ist damit<br />

<strong>de</strong>utlich größer als bei <strong>de</strong>r Rushton-Turbine.<br />

Die globale Strömung <strong>de</strong>r Blasen ist stark abhängig von <strong>de</strong>m eingesetzten<br />

Rührer. Die radial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Rushton-Turbine saugt die<br />

von <strong>de</strong>r Düse kommen<strong>de</strong>n Primärblasen an und treibt sie in <strong>de</strong>r<br />

Rührerebene nach außen, wo sie zerteilt wird (weißer Kreis). Kleinere<br />

Blasenfragmente folgen dann <strong>de</strong>r Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit und<br />

wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Wirbeln ober- und unterhalb <strong>de</strong>r Rührerebene<br />

gehalten. Die Flüssigkeitsströmung ist jedoch nicht stark genug ausgeprägt,<br />

um größere Blasenfragmente im Flüssigkeitswirbel zu halten<br />

und erneut <strong>de</strong>r Rührerebene zuzuführen (vgl. Abb. 42, weißer Pfeil).<br />

Die axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührer erzeugen einen – wesentlich<br />

stärker ausgeprägten – Flüssigkeitswirbel, in <strong>de</strong>m auch größere Blasen<br />

gehalten wer<strong>de</strong>n können als bei Einsatz einer Rushton-Turbine<br />

(vgl. Abb. 43, 44, weiße Pfeile).


5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Ergebnisse 109<br />

5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

Die von <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r vorhergesagte Abhängigkeit <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers<br />

von <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl (Gl. 38) bzw. <strong>de</strong>r Rührer-<br />

Reynoldszahl (Gl. 39) wird durch die einzelnen Messreihen gut<br />

bestätigt (vgl. Abb. 33). Allerdings muss die Proportionalitätskonstante<br />

in Gl. 39 für je<strong>de</strong> Messreihe angepasst wer<strong>de</strong>n.<br />

Wer<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m die experimentell bestimmten Sauterdurchmesser aller<br />

Messreihen <strong>de</strong>n Beziehungen für <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser aus <strong>de</strong>r<br />

Litera<strong>tu</strong>r nach Gl. 36 gegenübergestellt (vgl. Abb. 7), ergibt sich das<br />

in Abb. 45 aufgetragene Bild.<br />

0,15<br />

[-]<br />

Rushton-Turbine (vgl. Abb. 7)<br />

Schrägblattrührer (vgl. Abb. 7)<br />

Rushton-Turbine (eigene Messung)<br />

Schrägblattrührer (eigene Messung)<br />

32 R<br />

d /d<br />

0,10<br />

0,05<br />

[77]<br />

[77]<br />

[75]<br />

[52], G =0,01<br />

[77]<br />

[93]<br />

0<br />

0<br />

0,05<br />

We R<br />

-0,6<br />

0,1 [-] 0,15<br />

Abbildung 45: Sauterdurchmesser als Funktion <strong>de</strong>r Weberzahl:<br />

Vergleich <strong>de</strong>r Messergebnisse mit Beziehungen aus<br />

<strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r.<br />

Aus <strong>de</strong>r Streuung sowohl <strong>de</strong>r gemessenen Sauterdurchmesser als<br />

auch <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r entnommenen Beziehungen für <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser<br />

bei einer konstanten Weberzahl in Abb. 45 können zwei<br />

Schlussfolgerungen gezogen wer<strong>de</strong>n:


5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Ergebnisse 110<br />

• Keiner <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r vorgeschlagenen Werte für die Proportionalitätskonstante<br />

K We in Gl. 36 kann in dieser Arbeit experimentell<br />

betätigt wer<strong>de</strong>n.<br />

• Wesentliche Einflussgrößen auf <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser wer<strong>de</strong>n<br />

bei <strong>de</strong>ssen Berechnung mit Gl. 36 nicht berücksichtigt.<br />

Die Überlegungen, die zur Berechnung <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers nach<br />

Gl. 36 führen, berücksichtigen we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>r Primärblasengröße<br />

auf <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser noch gehen sie auf die Blasendispergierung<br />

selbst, also auf die Anzahl und die Größe <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Zerteilung<br />

entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente und das globale Strömungsfeld<br />

im Rührkessel ein (vgl. Kap. 2.2). Das erklärt die <strong>de</strong>utlich voneinan<strong>de</strong>r<br />

abweichen<strong>de</strong>n Angaben für die Konstante K We in Gl. 36 in <strong>de</strong>r<br />

Litera<strong>tu</strong>r (vgl. Tab. 4).<br />

Die in dieser Arbeit durchgeführten Messungen zeigen, dass sowohl<br />

<strong>de</strong>r Primärblasendurchmesser als auch die Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit,<br />

die Größe <strong>de</strong>s durch <strong>de</strong>n Rührvorgang induzierten <strong>tu</strong>rbulenten Scherfel<strong>de</strong>s<br />

und die globale Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit berücksichtigt wer<strong>de</strong>n<br />

muss, um <strong>de</strong>n sich einstellen<strong>de</strong>n Sauterdurchmesser bestimmen<br />

zu können. In Abb. 46 sind die globalen Strömungsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />

<strong>de</strong>r drei untersuchten Rührer sowie die jeweils induzierten <strong>tu</strong>rbulenten<br />

Scherfel<strong>de</strong>r, in <strong>de</strong>nen die Blasen dispergiert wer<strong>de</strong>n (weiße<br />

Rechtecke), schematisch dargestellt. Anhand <strong>de</strong>r in die Strömungsfel<strong>de</strong>r<br />

eingezeichneten Blasen wer<strong>de</strong>n die Wirkmechanismen <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Einflussgrößen erklärt.<br />

Die Größe <strong>de</strong>s induzierten Scherfel<strong>de</strong>s ist ein Indiz dafür, wie stark<br />

die lokale Energiedissipationsrate ɛ lok von <strong>de</strong>r mittleren Energiedissipationsrate<br />

¯ɛ abweicht (vgl. Kap. 2.1). Je kleiner die Regionen potenzieller<br />

Blasenzerteilung sind, <strong>de</strong>sto größer ist das Verhältnis ɛ lok /¯ɛ<br />

und <strong>de</strong>sto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Blase zerteilt<br />

wird. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite bewirkt ein großes Scherfeld, dass die<br />

Verweilzeit <strong>de</strong>r Blase in dieser Region hoch ist und damit auch die<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Blasenzerfälle.<br />

Die Hochgeschwindigkeitsaufnahmen zeigen, dass sich die Größen<br />

<strong>de</strong>r im Scherfeld einer Rushton-Turbine entstehen<strong>de</strong>n Blasenfrag-


5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Ergebnisse 111<br />

A B C<br />

Rushton-Turbine<br />

Schrägblattrührer<br />

(abwärts för<strong>de</strong>rnd)<br />

Schrägblattrührer<br />

(aufwärts för<strong>de</strong>rnd)<br />

Abbildung 46: Anströmung <strong>de</strong>r Blasen im Scherfeld <strong>de</strong>r Rührer.<br />

Die weißen Rechtecke kennzeichnen die Gebiete<br />

höchster Turbulenz.<br />

mente <strong>de</strong>utlich unterschei<strong>de</strong>n, im Scherfeld <strong>de</strong>r Schrägblattrührer<br />

jedoch Blasenfragmente ungefähr gleicher Größe gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Beobach<strong>tu</strong>ng wird durch <strong>de</strong>n Ansatz von Lehr [54] gestützt,<br />

nach <strong>de</strong>m die Größe <strong>de</strong>r bei einem Zerfall entstehen<strong>de</strong>n Blasen umso<br />

stärker divergiert, je stärker das auf sie einwirken<strong>de</strong> Scherfeld<br />

ist (vgl. Kap. 2.3), weil die maximale lokale Energiedissipationsrate<br />

im Strömungsfeld von Rushton-Turbinen <strong>de</strong>utlich größer ist als<br />

im Strömungsfeld <strong>de</strong>r Schrägblattrührer.<br />

Im Scherfeld einer Rushton-Turbine wird eine Blase seitlich angeströmt<br />

(vgl. Abb. 46 A). Die Rührerdrehzahl hat hier keinen unmittelbaren<br />

Einfluss auf die Verweilzeit <strong>de</strong>r Blase im Scherfeld.<br />

Im Gegensatz dazu wer<strong>de</strong>n die Blasen im Scherfeld <strong>de</strong>s abwärts<br />

för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers gegen ihren Auftrieb angeströmt (vgl.<br />

Abb. 46 B), bei Betrieb eines aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers<br />

wegen <strong>de</strong>r in Rich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>s Blasenauftriebs gerichteten Flüssigkeitsströmung<br />

durch das Scherfeld hindurch beschleunigt (vgl. Abb. 46 C).<br />

Dies resultiert bei gleichen Drehzahlen in einer <strong>de</strong>utlich geringeren<br />

Verweilzeit <strong>de</strong>r Blasen im Scherfeld <strong>de</strong>s aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n


5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Ergebnisse 112<br />

Schrägblattrührers und somit in einer erniedrigten Blasenzerfallsfrequenz.<br />

Damit wer<strong>de</strong>n aus je<strong>de</strong>r Primärblase bei Betrieb eines<br />

aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers weniger Tochterblasen gebil<strong>de</strong>t<br />

(vgl. Abb. 41). Eine Drehzahlerhöhung verkürzt die Verweilzeit<br />

<strong>de</strong>r Blasen im Scherfeld <strong>de</strong>r Schrägblattrührer. Die stärkere Dispergierwirkung<br />

durch <strong>de</strong>n höheren Energieeintrag wird durch die wegen<br />

<strong>de</strong>r kürzeren Verweilzeit geringere Anzahl von Zerteilvorgängen abgeschwächt.<br />

Die Variation <strong>de</strong>s Düsendurchmessers und <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng beeinflussen<br />

die Größe <strong>de</strong>r Primärblasen. Dies resultiert wegen <strong>de</strong>r<br />

höheren Aufstiegsgeschwindigkeit von größeren Primärblasen in einer<br />

verkürzten Verweilzeit im Scherfeld einer Rushton-Turbine und<br />

damit in einer geringeren Anzahl von Blasenzerfällen. Die größeren<br />

gemessenen Sauterdurchmesser (vgl. Abb. 35 und Abb. 36) sind darauf<br />

zurückzuführen. Bei aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührern hat<br />

eine Vergrößerung <strong>de</strong>r Primärblasen das gleiche Ergebnis.<br />

Im Gegensatz dazu haben größere Primärblasen im Scherfeld eines<br />

abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers durch die <strong>de</strong>m Blasenauftrieb<br />

entgegengerichtete Flüssigkeitsströmung eine größere Verweilzeit.<br />

Die Anzahl <strong>de</strong>r Blasenzerfälle steigt und die durch <strong>de</strong>n Rührer<br />

in <strong>de</strong>n Kessel eingetragene Energie wird effektiver genutzt.<br />

Ein Einfluss <strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit auf die Primärblasengröße<br />

wird in <strong>de</strong>n Messungen nicht beobachtet. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Viskosität Tochterblasen <strong>de</strong>r gleichen Größe gebil<strong>de</strong>t. Dies<br />

zeigen die Maxima <strong>de</strong>r Verteilungen in Abb. 37. Der Leis<strong>tu</strong>ngseintrag<br />

durch <strong>de</strong>n Rührer im <strong>tu</strong>rbulenten Betriebszustand ist keine Funktion<br />

<strong>de</strong>r Viskosität (vgl. Kap. 2.1). Die Aufstiegsgeschwindigkeit <strong>de</strong>r Blasen<br />

än<strong>de</strong>rt sich mit <strong>de</strong>r Viskosität nicht signifikant (vgl. Abb. 5). Die<br />

mit steigen<strong>de</strong>r Viskosität geringere Blasenanzahl im Rührkessel wird<br />

darauf zurückgeführt, dass bei <strong>de</strong>r Dispergierung einer Primärblase<br />

weniger Blasenfragmente entstehen.<br />

Während die Größe und die Anzahl <strong>de</strong>r Blasen, die durch Zerteilung<br />

gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, durch die Primärblasengröße und das Scherfeld <strong>de</strong>r<br />

Rührer bestimmt ist, wird die Blasengrößenverteilung im Rührkessel


5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Ergebnisse 113<br />

durch das globale Strömungsfeld festgelegt. Nur die Blasen, <strong>de</strong>ren<br />

Auftrieb geringer ist als die von <strong>de</strong>r Flüssigkeit auf sie ausgeübte<br />

Schleppkraft, können in <strong>de</strong>n Flüssigkeitswirbeln gehalten wer<strong>de</strong>n und<br />

<strong>de</strong>r Strömung zur Rührerebene hin folgen. Größere Blasen verlassen<br />

<strong>de</strong>n Rührkessel direkt. Die Unterschie<strong>de</strong>, die sich durch <strong>de</strong>n Einsatz<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Rührer ergeben, wer<strong>de</strong>n mit Hilfe von Abb.47 ver<strong>de</strong>utlicht.<br />

A B C<br />

Rushton-Turbine<br />

Schrägblattrührer<br />

(abwärts för<strong>de</strong>rnd)<br />

Schrägblattrührer<br />

(aufwärts för<strong>de</strong>rnd)<br />

Abbildung 47: Kräftebilanz an einer Blase im Flüssigkeitswirbel.<br />

Die auf die Blasen durch die Flüssigkeit ausgeübte Schleppkraft ist<br />

eine Funktion <strong>de</strong>r Flüssigkeitsmenge, die in <strong>de</strong>m jeweiligen Flüssigkeitswirbel<br />

geför<strong>de</strong>rt wird. Die Rushton-Turbine för<strong>de</strong>rt bei gleicher<br />

Drehzahl knapp 40% weniger Flüssigkeit als die Schrägblattrührer<br />

(vgl.Tab.2).Zu<strong>de</strong>mteiltsich<strong>de</strong>rFlüssigkeitsstrom wegen <strong>de</strong>r radialen<br />

För<strong>de</strong>rrich<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Rushton-Turbine auf die bei<strong>de</strong>n charakteristischen<br />

Flüssigkeitswirbel auf (vgl. Abb.47 A). In <strong>de</strong>n oberen Wirbel<br />

wird daher eine relativ geringe Flüssigkeitsmenge geför<strong>de</strong>rt. Damit<br />

ist <strong>de</strong>r Wirbel so schwach ausgeprägt, dass schon relativ kleine Blasen<br />

nicht mehr in <strong>de</strong>m Wirbel gehalten wer<strong>de</strong>n können (vgl. Abb. 42,<br />

weißer Pfeil).<br />

Die Schrägblattrührer för<strong>de</strong>rn jeweils die gleiche höhere Flüssigkeitsmenge<br />

in nur einen charakteristischen Flüssigkeitswirbel. Die unter-


5.3 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Ergebnisse 114<br />

schiedliche För<strong>de</strong>rrich<strong>tu</strong>ng wirkt sich jedoch auf die Blasengröße aus,<br />

die in <strong>de</strong>n Wirbeln gehalten wer<strong>de</strong>n kann. Die durch <strong>de</strong>n abwärts<br />

för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührer erzeugte Strömung ist so stark, dass<br />

die Primärblasen umgelenkt und sehr große Blasen in <strong>de</strong>m Wirbel<br />

gehalten wer<strong>de</strong>n können (vgl. Abb. 43, weißer Pfeil).<br />

Im Gegensatz dazu ist die durch <strong>de</strong>n aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>rn Schrägblattrührer<br />

erzeugte Strömung innen aufwärts und außen abwärts<br />

gerichtet (vgl. Abb.47 C). Die Strömungsgeschwindigkeiten sind im<br />

inneren aufwärtsgerichteten Teil höher und im äußeren abwärts gerichteten<br />

Teil wegen <strong>de</strong>r größeren zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Fläche<br />

geringer. Daher können trotz <strong>de</strong>r gleichen geför<strong>de</strong>rten Flüssigkeitsmenge<br />

im Strömungsfeld <strong>de</strong>s aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers<br />

nicht so große Blasen gehalten wer<strong>de</strong>n wie im Strömungsfeld eines<br />

abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers (vgl. Abb. 44, weißer Pfeil).<br />

Abhängig von <strong>de</strong>r Rührerart ergeben sich unterschiedliche mittlere<br />

Geschwindigkeiten <strong>de</strong>r Flüssigkeit hinab zum Rührer. Damit variiert<br />

auch die Blasengröße, die von <strong>de</strong>r Flüssigkeit gera<strong>de</strong> noch im<br />

Rührkessel gehalten wer<strong>de</strong>n kann. Verschie<strong>de</strong>n große Blasen haben<br />

unterschiedliche Verweilzeiten im Rührkessel.<br />

Die rechnerisch exakte Bestimmung <strong>de</strong>s sich ergeben<strong>de</strong>n Sauterdurchmessers<br />

kann wegen <strong>de</strong>r komplexen Strömung jedoch nur numerisch<br />

vollzogen wer<strong>de</strong>n und ist nicht Gegenstand dieser Arbeit.<br />

In <strong>de</strong>r Folge wer<strong>de</strong>n daher auf Basis von vereinfachten Annahmen aus<br />

<strong>de</strong>r Blasenzerfallskernfunktion und <strong>de</strong>r Zerfallsfrequenz die Größenverteilungen<br />

ermittelt.


115<br />

6 Mo<strong>de</strong>llerweiterung<br />

Mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r gängigen Vorgehensweise kann <strong>de</strong>r sich an<br />

einem gegebenen Betriebspunkt einstellen<strong>de</strong> Grad <strong>de</strong>r Dispergierung<br />

nur unzureichend beschrieben wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 45). Das ist vor allem<br />

darauf zurückzuführen, dass diese Mo<strong>de</strong>lle nicht die Größe <strong>de</strong>r<br />

bei <strong>de</strong>r Zerteilung einer Blase entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente berücksichtigen<br />

(vgl. Kap. 2.2.5).<br />

Die in dieser Arbeit durchgeführten Messungen haben jedoch ein<strong>de</strong>utig<br />

ergeben, dass eine differenzierte Betrach<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Blasendurchmesser<br />

zur Beschreibung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung wesentlich ist,<br />

da unterschiedlich große Blasen einen unterschiedlich langen Verbleib<br />

im Rührkessel aufweisen (vgl. Kap. 5.3). Wegen <strong>de</strong>r in einem frühen<br />

Stadium <strong>de</strong>r bisherigen Mo<strong>de</strong>lle getroffenen Annahme, dass <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser<br />

proportional zum maximal stabilen Blasendurchmesser<br />

ist, wer<strong>de</strong>n solche Überlegungen bisher im Ansatz ausgeschlossen.<br />

Die in Kap. 2.4 herausgearbeiteten Anfor<strong>de</strong>rungen an ein verbessertes<br />

Mo<strong>de</strong>ll zur Beschreibung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung sind in<br />

<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Folge vorgestellten Mo<strong>de</strong>llansatz berücksichtigt.<br />

Dem Ansatz liegt die folgen<strong>de</strong> Überlegung zu Grun<strong>de</strong>:<br />

Die an <strong>de</strong>r Düse in <strong>de</strong>n Rührkessel eingebrachte Primärblase gelangt<br />

in das Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers. Sie bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Ausgangspunkt für die<br />

Dispergierung. Die Anzahl und die Größe <strong>de</strong>r aus einer Primärblase<br />

gebil<strong>de</strong>ten Blasenfragmente wer<strong>de</strong>n bestimmt durch die Rührerart,<br />

<strong>de</strong>n Betriebspunkt sowie die Größe <strong>de</strong>r Primärblase. Die vom<br />

Rührer im Rührkessel erzeugte globale Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit legt<br />

die Größe <strong>de</strong>r Blasen, die im Rührkessel verbleiben, sowie <strong>de</strong>ren Verweilzeit<br />

und damit <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen fest.<br />

Die theoretische Bestimmung <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers erfolgt in drei<br />

Schritten:<br />

• Welche Größe haben die gebil<strong>de</strong>ten Blasenfragmente?<br />

Aus <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Primärblase und <strong>de</strong>r Intensität <strong>de</strong>s durch <strong>de</strong>n<br />

Rührvorgang erzeugten Scherfel<strong>de</strong>s wird abgeleitet, ob eine Blase<br />

instabil ist. Wenn sie zerteilt wird, wird ein binärer Zerfall<br />

<strong>de</strong>r Blase betrachtet und die Blasengrößenverteilung <strong>de</strong>r ent-


116<br />

stehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente bestimmt. Die Berechnungen wer<strong>de</strong>n<br />

aufbauend auf <strong>de</strong>r in Kap. 2.3 vorgestellten Blasenzerfallskernfunktion<br />

von Lehr [54] durchgeführt. Die Blasenzerfallskernfunktion<br />

wird dazu in <strong>de</strong>r Folge so erweitert, dass aus <strong>de</strong>r<br />

Blasengrößenverteilung <strong>de</strong>r arithmetisch gemittelte Durchmesser<br />

und <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasenfragmente berechnet<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

• Wie oft wird eine Blase zerteilt?<br />

Aus <strong>de</strong>r Aufstiegsgeschwindigkeit <strong>de</strong>r Blase und <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>s<br />

Scherfel<strong>de</strong>s wird die Verweilzeit <strong>de</strong>r Blase im Scherfeld abgeschätzt.<br />

Mit einer Beziehung für die Blasenzerfallsfrequenz<br />

von Lehr [54] wird daraus die Anzahl <strong>de</strong>r Zerfälle einer instabilen<br />

Blase berechnet.<br />

• Blasen welcher Größe verweilen im Rührkessel?<br />

Anhand von vereinfachten Mo<strong>de</strong>llannahmen wird abgeschätzt,<br />

bis zu welcher Größe die Blasen im Rührkessel gehalten wer<strong>de</strong>n<br />

können. Durch einen Vergleich mit <strong>de</strong>n experimentell bestimmten<br />

Anzahlgrößenverteilungen wird auf unterschiedliche Verweilzeiten<br />

verschie<strong>de</strong>n großer Blasen geschlossen.


6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 117<br />

6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung<br />

Bei <strong>de</strong>r theoretischen Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung im<br />

Scherfeld eines Rührers wird in dieser Arbeit <strong>de</strong>r Ansatz verfolgt,<br />

dass eine instabile Blase in einem binären Zerfall in eine ’Tochterblase’<br />

und eine ’Restblase’ zerfällt, wie in Abb. 48 schematisch dargestellt<br />

ist. Han<strong>de</strong>lt es sich bei einer instabilen Blase um eine Blase, die<br />

direkt von <strong>de</strong>r Düse in das Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers gelangt, wird sie in<br />

<strong>de</strong>r Folge ’Primärblase’ genannt. Als Tochterblase wird die kleinere<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n gebil<strong>de</strong>ten Blasen bezeichnet.<br />

instabile<br />

Blase (d , V ) 0 0<br />

1. binärer<br />

Zerfall<br />

2<br />

Restblase 1<br />

( d<br />

Tochterblase 1<br />

1’’, V1’’)<br />

( d Tochterblase<br />

1 ’, V’) 1<br />

( d2’, V2’)<br />

( d 1 ’, V’) 1 ( d ’’, V ’’)<br />

Tochterblase 1<br />

2. binärer<br />

Zerfall<br />

Restblase 2<br />

2 2<br />

Abbildung 48: Binärer Zerfall einer instabilen Blase.<br />

Ist die größere Restblase nach <strong>de</strong>m ersten Zerfall weiterhin instabil,<br />

kann sie ein weiteres Mal zerteilt wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 48). Dies geschieht,<br />

so lange die jeweilige Restblase instabil ist, also größer als<br />

die maximal stabile Blase nach Hinze [39] (vgl. Gl. 32):<br />

( ) 0,6 σ<br />

d ′′ 1<br />

>d max =0, 725 ·<br />

ρ L ɛ 0,4 .<br />

max<br />

Die kleinere Tochterblase hat maximal das halbe Volumen <strong>de</strong>r Ausgangsblase.<br />

Aus dieser Bedingung leitet sich <strong>de</strong>r maximale Durchmesser<br />

<strong>de</strong>r Tochterblase d ′ und <strong>de</strong>r minimale Durchmesser <strong>de</strong>r Restblase<br />

d ′′ ab:<br />

d ′ max = d ′′ min =0, 5 1/3 d 0 . (71)<br />

Die Primärblasengröße ist aus <strong>de</strong>n holographischen Untersuchungen<br />

bekannt (vgl. Kap.5). Ist zu<strong>de</strong>m die Größe <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>m Zerfall entste-


6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 118<br />

hen<strong>de</strong>n Tochterblase bekannt, kann <strong>de</strong>r Durchmesser <strong>de</strong>r Restblase<br />

errechnet wer<strong>de</strong>n. Es gilt wegen V ′ + V ′′ = V 0 :<br />

d ′′ =(d 3 0 − d ′3 ) 1 3 . (72)<br />

Die Tochterblasen, die bei jeweils einem binären Zerfall von<br />

Primärblasen gleicher Ausgangsgröße entstehen, liegen in einer<br />

Größenverteilung vor (vgl. Kap. 2.3). Das Ziel <strong>de</strong>r theoretischen<br />

Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung ist die Bestimmung dieser<br />

Größenverteilung, um daraus auf <strong>de</strong>n mittleren Blasendurchmesser<br />

und <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Tochterblasen und <strong>de</strong>r Restblasen<br />

schließen zu können. Dazu wird in dieser Arbeit die von Lehr<br />

[54] entwickelte Blasenzerfallskernfunktion auf die Dispergierung im<br />

Rührkessel angewandt.<br />

6.1.1 Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasenfragmente<br />

Lehr [54] gibt die dimensionslose Anzahlverteilung β(V ′∗ ,V ∗<br />

0 )<strong>de</strong>r<br />

Tochterblasenvolumina in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Primärblasenvolumina<br />

in einer normierten logarithmischen Normalverteilung an (vgl.<br />

Gl. 51):<br />

β ∗ (V ′∗ ,V ∗ )=<br />

6<br />

π 1,5 d ′∗ 3<br />

exp[−2, 25 (ln(2 2/5 d ′∗ )) 2 ]<br />

1+erf(1, 5 ln(2 1/15 d ∗ )) .<br />

In dieser Beziehung sind die Durchmesser <strong>de</strong>r Primärblase und<br />

<strong>de</strong>r Tochterblase mit einer für <strong>de</strong>n Betriebspunkt charakteristischen<br />

Länge L dimensionslos dargestellt (vgl. Gl. 45):<br />

d ∗ = d 0<br />

L ,d′∗ = d′<br />

L , mit : L = ( σ<br />

ρ c<br />

) 0,6<br />

·<br />

1<br />

ɛ 0,4 .<br />

max<br />

Mit <strong>de</strong>m Normierungsterm A(d ∗ ) in <strong>de</strong>r Anzahlverteilung (Gl. 51)<br />

A(d ∗ )= 1+erf[1, 5 ln[21/15 d ∗ ]]<br />

2


6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 119<br />

wird <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r dimensionslosen Primärblasengröße d ∗ auf die<br />

Größenverteilung <strong>de</strong>r Tochterblasen berücksichtigt (vgl. Kap. 2.3).<br />

Um Aussagen über die Durchmesser <strong>de</strong>r Tochterblasen treffen zu<br />

können, die bei einem binären Zerfall von Blasen mit <strong>de</strong>m Ausgangsdurchmesser<br />

d ∗ entstehen, wird Gl. 51 mit <strong>de</strong>r Rechenvorschrift (z.B.:<br />

Bronstein [11])<br />

β ∗ (d ′∗ ,d ∗ )=β ∗ (V ′∗ ,V ∗ ′∗ ∂V<br />

) ·<br />

∂d = ′∗ β∗ (V ′∗ ,V ∗ ) · πd′∗ 2<br />

(73)<br />

2<br />

in die dimensionslose normierte Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Tochterblasendurchmesser<br />

β ∗ (d ′∗ ,d ∗ ) umgeformt:<br />

β ∗ (d ′∗ ,d ∗ )= 3<br />

2 √ π<br />

1 exp[−2, 25 (ln(2 2/5 d ′∗ )) 2 ]<br />

d ′∗ 1<br />

2 (1 + erf[1, 5 ln[21/15 ]]) . (74)<br />

Die Anzahlverteilung (Gl. 74) hat <strong>de</strong>n Medianwert d ′∗<br />

0,50 =(2 2/5 ) −1 ,<br />

die Standardabweichung beträgt s = √ 2<br />

3<br />

(vgl. Kap. 2.3).<br />

Die Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Restblasendurchmesser erhält man durch<br />

Einsetzen von Gl. 72 in Gl. 74 mit <strong>de</strong>r Beziehung:<br />

β ∗ (d ′′∗ ,d ∗ )=β ∗ (d ′∗ ,d ∗ ) · ∂d′∗<br />

∂d ′′∗ = β∗ (d ′∗ ,d ∗ ) ·<br />

Es ergibt sich:<br />

d ′′∗ 2<br />

(<br />

d ∗3 − d ′′∗ 3 ) 2/3 . (75)<br />

β ∗ (d ′′∗ ,d ∗ )= −1, 5 d′′∗ 2<br />

exp[− 9 4<br />

√ (ln(22/5 (d ∗3 − d ′′∗3 ) 1/3 )) 2 ]<br />

π(d ∗3 − d ′′∗3 1<br />

)<br />

2 (1 + erf[1, 5 .<br />

ln[21/15 · d ∗ ]])<br />

(76)<br />

Die auf <strong>de</strong>n dimensionslosen Primärblasendurchmesser d ∗ bezogene<br />

Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Tochterblasendurchmesser (Gl. 74) ist in<br />

Abb. 49 mit d ∗ als Parameter aufgetragen.


6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 120<br />

12<br />

[-]<br />

d*=10<br />

8<br />

(d’*/d*)<br />

4<br />

d*=5<br />

d*=2,5<br />

d*=0,725<br />

0<br />

0<br />

0,25 0,5 0,75<br />

d’*/d*<br />

[-]<br />

1,0<br />

Abbildung 49: Anzahlverteilung <strong>de</strong>r auf die Primärblasengröße bezogenen<br />

Tochterblasendurchmesser für verschie<strong>de</strong>ne<br />

Primärblasengrößen d ∗ .<br />

Deutlich erkennbar ist, dass bei <strong>de</strong>m betrachteten binären Zerfall<br />

mit steigen<strong>de</strong>m d ∗ die Anzahlverteilung <strong>de</strong>r bezogenen Tochterblasengröße<br />

zu <strong>de</strong>n kleineren Durchmesserverhältnissen tendiert.<br />

Der dimensionslose Primärblasendurchmesser d ∗ ist ein Maß für die<br />

Instabilität <strong>de</strong>r Primärblasen. Je größer <strong>de</strong>r Wert von d ∗ ist, <strong>de</strong>sto<br />

instabiler ist die Blase.<br />

d ∗ = d 0<br />

L = d 0<br />

( ) 0,6<br />

. (77)<br />

σ<br />

ρ L<br />

·<br />

1<br />

ɛmax<br />

0,4<br />

Aus Gl. 77 geht hervor, dass bei einem gegebenen Stoffsystem<br />

(σ, ρ L = const.) <strong>de</strong>r dimensionslose Primärblasendurchmesser steigt,<br />

wenn entwe<strong>de</strong>r größere Primärblasen in <strong>de</strong>n Rührkessel eingebracht<br />

wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r die maximale Energiedissipationsrate erhöht wird. Letzteres<br />

gelingt z.B. durch die Steigerung <strong>de</strong>r Rührerdrehzahl.


6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 121<br />

6.1.2 Theoretische Bestimmung gemittelter Blasengrößen<br />

Für die weitere Berechnung ist es zweckmäßig, an Stelle <strong>de</strong>r Größenverteilungen<br />

mit gemittelten Blasengrößen zu rechnen. Wie <strong>de</strong>r arithmetisch<br />

gemittelte Blasendurchmesser und <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser<br />

<strong>de</strong>r Blasen aus <strong>de</strong>n Größenverteilungen bestimmt wird, ist in <strong>de</strong>r<br />

Folge gezeigt.<br />

Die mittlere Größe <strong>de</strong>r Tochterblasen wird durch ihren arithmetisch<br />

′∗<br />

gemittelten Durchmesser ¯d 0 ausgedrückt. Dieser wird durch die Integration<br />

von Gl. 74 erhalten, die Bestimmung <strong>de</strong>s so genannten ersten<br />

Momentes <strong>de</strong>r Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Durchmesser M 10 [55]:<br />

¯d ′∗<br />

0 = M 10 =<br />

∫<br />

d ′∗ max<br />

0<br />

d ′∗ β ∗ (d ′∗ ,d ∗ )∂d. (78)<br />

Das Integral in Gl. 78, ausgewertet in <strong>de</strong>n Grenzen von 0 bis<br />

d ′∗ max =0, 5 1/3 · d ∗ , liefert <strong>de</strong>n arithmetisch gemittelten Durchmesser<br />

<strong>de</strong>r Tochterblasen:<br />

¯d ′∗<br />

0 = d′∗ 0,50<br />

( ) s<br />

2<br />

2 · exp · 1+erf[−1 3 + 3 2 ln[21/15 d ∗ ]]<br />

2 1+erf[ 3 2 ln[21/15 d ∗ ]]<br />

( )<br />

= d′∗ 0,50 s<br />

2<br />

2 · exp · B(d ∗ ). (79)<br />

2<br />

Der Faktor B(d ∗ ) berücksichtigt <strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>s dimensionslosen<br />

Primärblasendurchmessers auf <strong>de</strong>n gemittelten Durchmesser <strong>de</strong>r<br />

′∗<br />

′∗<br />

Tochterblasen ¯d 0 . Der Verlauf von ¯d 0 bezogen auf die dimensionslose<br />

Primärblasengröße d ∗ ist in Abb. 50 über d ∗ dargestellt.<br />

′′∗<br />

Der gemittelte Durchmesser <strong>de</strong>r Restblasen ¯d 0 wird durch die Bestimmung<br />

<strong>de</strong>s ersten Momentes <strong>de</strong>r Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Restblasendurchmesser<br />

errechnet.<br />

Die Berechnung <strong>de</strong>s gemittelten Durchmessers <strong>de</strong>r Restblasen erfolgt<br />

analog zu <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n Tochterblasen über die Bestimmung <strong>de</strong>s ersten<br />

Momentes <strong>de</strong>r Anzahlverteilung mit Gl. 78. Allerdings lässt sich dieses<br />

Moment nur numerisch integrieren, sodass hier eine analytische


6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 122<br />

Funktion nicht mehr angegeben wer<strong>de</strong>n kann. Die errechneten, bezogenen,<br />

arithmetisch gemittelten Durchmesser <strong>de</strong>r Restblasen sind<br />

ebenfalls in Abb. 50 über <strong>de</strong>r dimensionslosen Primärblasengröße d ∗<br />

aufgetragen.<br />

1,0<br />

relative Blasengröße<br />

[-]<br />

0,5<br />

stabile<br />

Blase<br />

arithm. gemittelter relativer Durchmesser ‘Restblase’<br />

arithm. gemitteltes relatives Volumen ‘Restblase’<br />

arithm. gemittelter relativer Durchmesser ‘Tochterblase’<br />

instabile<br />

Blase<br />

arithm. gemitteltes relatives Volumen ‘Tochterblase’<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 [-] 6<br />

dimensionsloser Primärblasendurchmesser d*<br />

Abbildung 50: Arithmetisch gemittelte, bezogene Blasendurchmesser<br />

und -volumina als Funktion <strong>de</strong>r dimensionslosen<br />

Primärblasengröße d ∗ ,V(d ∗ ).<br />

Zusätzlich zu <strong>de</strong>n bezogenen gemittelten Durchmessern von Tochterblasen<br />

und Restblasen sind die mittleren Volumina <strong>de</strong>r Blasen<br />

in Abb. 50 aufgetragen. Das mittlere dimensionslose Volumen <strong>de</strong>r<br />

Tochterblasen wird durch die Berechnung <strong>de</strong>s dritten Momentes M 30<br />

ihrer Anzahlverteilung (Gl. 74) bestimmt. Das zweite Moment M 20<br />

<strong>de</strong>r Anzahlverteilung beschreibt die gemittelte dimensionslose Oberfläche<br />

<strong>de</strong>r Tochterblasen [55].<br />

Der dimensionslose Sauterdurchmesser d ′ ∗<br />

32 <strong>de</strong>r Tochterblasen wird<br />

durch die Division ihres mittleren Volumens durch ihre mittlere<br />

Oberfläche errechnet:


6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 123<br />

d ′∗<br />

32 = M 30<br />

M 20<br />

=<br />

d<br />

∫<br />

′∗ max<br />

∫<br />

0<br />

d ′∗ max<br />

0<br />

d ′∗3 β ∗ (d ′ )∂d<br />

d ′∗2 β ∗ (d ′∗ )∂d ′∗ . (80)<br />

Die Auswer<strong>tu</strong>ng von Gl. 80 liefert die Beziehung für <strong>de</strong>n dimensionslosen<br />

Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Tochterblasen:<br />

( ) 5<br />

d ′∗<br />

32 = d ′ 0,50 · exp<br />

2 s2<br />

· 1+erf[−1+3 2 ln[21/15 d ∗ ]]<br />

1+erf[− 2 3 + 3 2 ln[21/15 d ∗ ]]<br />

( ) 5<br />

= d ′ 0,50 · exp<br />

2 s2 · C(d ∗ ).<br />

(81)<br />

In Gl. 81 wird durch <strong>de</strong>n Faktor C(d ∗ ) <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>s Primärblasendurchmessers<br />

auf <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Tochterblasen berücksichtigt.<br />

1,0<br />

auf Primärblasendurchmesser<br />

bezogener Sauterdurchmesser<br />

[-]<br />

0,5<br />

instabile<br />

Blase<br />

bezogener Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Restblase<br />

bezogener Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Tochterblase<br />

0<br />

0 2 4 6 8 [-] 10<br />

dimensionsloser Primärblasendurchmesser d*<br />

Abbildung 51: Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Tochterblasen und <strong>de</strong>r Restblasen<br />

als Funktion <strong>de</strong>r Primärblasengröße.<br />

Der Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Restblasen wird durch Einsetzen von<br />

Gl. 76 in Gl. 80 und anschließen<strong>de</strong> Integration erhalten. Der Ver-


6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 124<br />

lauf <strong>de</strong>r auf die Primärblasengröße bezogenen Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r<br />

Tochterblasen und <strong>de</strong>r Restblasen ist in Abb. 51 über <strong>de</strong>r dimensionslosen<br />

Primärblasengröße aufgetragen.<br />

Der Einfluss <strong>de</strong>r dimensionslosen Primärblasengröße auf die Anzahlverteilung<br />

(Gl. 74), <strong>de</strong>n mittleren Durchmesser (Gl. 79) und <strong>de</strong>n<br />

Sauterdurchmesser (Gl. 81) <strong>de</strong>r Tochterblasen ist durch die Funktionen<br />

A(d ∗ ),B(d ∗ ) und C(d ∗ )berücksichtigt. Diese Funktionen sind in<br />

Abb. 52 über <strong>de</strong>r dimensionslosen Primärblasengröße aufgetragen.<br />

1,0<br />

[-]<br />

A(d*), B(d*), C(d*)<br />

0,75<br />

0,5<br />

0,25<br />

B(d*)<br />

A(d*)<br />

C(d*)<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 [-]<br />

dimensionsloser Primärblasendurchmesser d*<br />

6<br />

Abbildung 52: Verlauf von A(d ∗ ),B(d ∗ ) und C(d ∗ ) über <strong>de</strong>m dimensionslosen<br />

Primärblasendurchmesser d ∗ .<br />

Bei großen dimensionslosen Primärblasen nähern sich die drei Funktionen<br />

A(d ∗ ),B(d ∗ ),C(d ∗ ) <strong>de</strong>m Wert 1 an. Den größten Einfluss hat<br />

die Primärblasengröße auf die Berechnung <strong>de</strong>s Sauterdurchmessers,<br />

also auf <strong>de</strong>n Faktor C(d ∗ ), <strong>de</strong>r bei einer Primärblasengröße von<br />

d ∗ = 6 <strong>de</strong>n Wert C(d ∗ ) = 0, 995 annimmt und sich für größere<br />

d ∗ weiter <strong>de</strong>m Wert C(d ∗ )=1annähert. Ab einer dimensionslosen<br />

Primärblasengröße von d ∗ > 6 kann <strong>de</strong>r Normierungsterm bei <strong>de</strong>r Berechnung<br />

<strong>de</strong>s dimensionslosen Sauterdurchmessers mit guter Näherung<br />

vernachlässigt wer<strong>de</strong>n (Fehler < 1%). Die Funktionen A(d ∗ )


6.1 Theoretische Untersuchung <strong>de</strong>r Blasendispergierung 125<br />

und B(d ∗ ) erreichen <strong>de</strong>n Wert 1 schon bei kleineren dimensionslosen<br />

Primärblasen.<br />

Ab einer dimensionslosen Primärblasengröße von d ∗ > 3 ist die<br />

Größenän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Restblase bei einem binären Zerfall so gering,<br />

dass sie mit guter Näherung vernachlässigt wer<strong>de</strong>n kann (A(d ∗ ) ≈ 1).<br />

Die Restblase ist also annähernd so instabil wie die Primärblase und<br />

kann ein zweites Mal zerfallen. Die bei <strong>de</strong>m zweiten Zerfall gebil<strong>de</strong>te<br />

Tochterblase hat dann im Mittel die gleiche Größe wie die Tochterblase<br />

aus <strong>de</strong>m ersten Zerfall (vgl. Abb. 50).<br />

Der dimensionslose Primärblasendurchmesser hat in erster Näherung<br />

bei großen Primärblasen keinen Einfluss auf die Größe <strong>de</strong>r bei einem<br />

binären Zerfall entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente.<br />

Das Ziel <strong>de</strong>s Dispergierens von Blasen in Rührkesseln ist, mit hohen<br />

Energieeinträgen relativ ’große’ Blasen zu zerkleinern und so die<br />

für <strong>de</strong>n gewünschten Stoffübergang notwendige Phasengrenzfläche zu<br />

erzeugen. Daher wird in <strong>de</strong>r Folge in erster Näherung davon ausgegangen,<br />

dass die dimensionslosen Primärblasendurchmesser so groß<br />

sind, dass die Korrek<strong>tu</strong>rterme vernachlässigt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Mit dieser Annahme vereinfacht sich die Berechnung <strong>de</strong>s dimensionslosen<br />

arithmetisch gemittelten Blasendurchmessers (Gl. 79) und <strong>de</strong>s<br />

Sauterdurchmessers (Gl. 81) <strong>de</strong>r Tochterblasen zu:<br />

¯d ′∗<br />

0 = d ′ 0,50 · exp<br />

d ′∗<br />

32 = d ′ 0,50 · exp<br />

( ) s<br />

2<br />

2<br />

( ) 5s<br />

2<br />

= exp (1 9 )<br />

2 2/5 =0, 847, (82)<br />

= exp (5 9 )<br />

2 2/5 =1, 3209. (83)<br />

2<br />

Die dimensionsbehafteten Beziehungen für <strong>de</strong>n arithmetisch gemittelten<br />

Blasendurchmesser und <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser lauten mit<br />

Gl. 45:<br />

¯d ′ =<br />

( ) 0,6<br />

′∗<br />

σcd<br />

¯d 0 · L =0, 847 · ·<br />

ρ c<br />

( ) 0,6<br />

d ′ 32 = d ′∗<br />

σcd<br />

32 · L =1, 3209 · ·<br />

ρ c<br />

1<br />

ɛ 0,4 , (84)<br />

max<br />

1<br />

ɛ 0,4 . (85)<br />

max


6.2 Betrach<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Rührkesselströmung 126<br />

6.2 Betrach<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Rührkesselströmung<br />

Die bisher angestellten Überlegungen liefern die Beziehungen für <strong>de</strong>n<br />

mittleren Blasendurchmesser und <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Tochterblasen,<br />

die bei jeweils einem Zerfall von Primärblasen mit <strong>de</strong>m<br />

Ausgangsdurchmesser d 0 entstehen. Bei großen Primärblasen o<strong>de</strong>r<br />

hohen lokalen Energieeinträgen (d ∗ > 3) hat die jeweilige Restblase<br />

eine Größe, die sich von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Primärblase nur geringfügig unterschei<strong>de</strong>t<br />

(vgl. Abb. 50). Befin<strong>de</strong>t sich die Restblase weiterhin im<br />

Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers, ist sie annähernd so instabil wie die Primärblase<br />

und kann ein weiteres Mal zerteilt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Anzahl <strong>de</strong>r Zerfälle einer Blase wird durch ihren dimensionslosen<br />

Durchmesser und ihre Verweilzeit im Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers festgelegt.<br />

Die Verweilzeit <strong>de</strong>r Blase im Scherfeld ist eine Funktion ihrer<br />

Aufstiegsgeschwindigkeit und <strong>de</strong>s Strömungsfel<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Flüssigkeit.<br />

Die Anzahl <strong>de</strong>r Zerfälle N errechnet sich aus <strong>de</strong>r Frequenz f z ,mit<br />

<strong>de</strong>r die Blasen zerfallen, und <strong>de</strong>r Verweilzeit <strong>de</strong>r Blasen im Scherfeld<br />

<strong>de</strong>s Rührers τ ɛ :<br />

N = f z τ ɛ . (86)<br />

Die Blasenzerfallsfrequenz f z wird mit Gl. 46 aus <strong>de</strong>r dimensionslosen<br />

Blasenzerfallsfrequenz fz<br />

∗ bestimmt. Die dimensionslose Blasenzerfallsfrequenz<br />

ist nach Lehr [54] eine Funktion <strong>de</strong>r dimensionslosen<br />

Primärblasengröße und wird mit Gl. 50 bestimmt. Damit wird die folgen<strong>de</strong><br />

Beziehung für die dimensionsbehaftete Blasenzerfallsfrequenz<br />

angesetzt:<br />

f z = f z<br />

∗ (<br />

T = f z ∗ ρL<br />

) 0,4<br />

· · ɛ<br />

0,6<br />

σ<br />

max. (87)<br />

Die Blasenzerfallsfrequenz ist eine Funktion <strong>de</strong>r lokalen dissipierten<br />

Energie sowie <strong>de</strong>r Oberflächenspannung, <strong>de</strong>r Dichte <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />

und <strong>de</strong>r Ausgangsgröße <strong>de</strong>r Blase und damit unabhängig von <strong>de</strong>r<br />

Rührerart.<br />

Die Verweilzeit <strong>de</strong>r Blase im Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers wird aus <strong>de</strong>r<br />

Größe <strong>de</strong>s Scherfel<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r Geschwindigkeit bestimmt, mit <strong>de</strong>r


6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung im Rührkessel 127<br />

die Blase das Scherfeld passiert. Die Endaufstiegsgeschwindigkeit<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Düse aufsteigen<strong>de</strong>n Blase wird mit Hilfe von Abb. 5<br />

abgeschätzt. Hat die Geschwindigkeit <strong>de</strong>r Flüssigkeit einen Einfluss<br />

auf die Aufstiegsgeschwindigkeit <strong>de</strong>r Blase wie bei Einsatz <strong>de</strong>r<br />

Schrägblattrührer, wer<strong>de</strong>n die bei<strong>de</strong>n Geschwindigkeiten überlagert<br />

und die resultieren<strong>de</strong> Geschwindigkeit <strong>de</strong>r Blase w res <strong>de</strong>r Berechnung<br />

<strong>de</strong>r Verweilzeit <strong>de</strong>r Blasen im Scherfeld zu Grun<strong>de</strong> gelegt. Im Scherfeld<br />

von Rushton-Turbinen ist dies nicht erfor<strong>de</strong>rlich (vgl. Kap. 5.3,<br />

Abb. 46).<br />

Mit <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s Scherfel<strong>de</strong>s h SF kann die Verweilzeit einer Blase<br />

im Scherfeld errechnet wer<strong>de</strong>n mit:<br />

τ ɛ = h SF /w res . (88)<br />

Mit dieser Vorgehensweise kann neben <strong>de</strong>r Größenverteilung auch<br />

die Anzahl <strong>de</strong>r Blasenfragmente errechnet wer<strong>de</strong>n, die durch die Dispergierung<br />

einer Primärblase gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Dabei ist zu beachten,<br />

dass eine instabile Blase nicht notwendigerweise so lange zerteilt<br />

wird, bis sie eine auf ɛ max bezogene stabile Größe erreicht hat. Die<br />

Blase zerfällt so lange, bis sie eine auf ɛ lok bezogene stabile Größe erreicht.<br />

Dies ist <strong>de</strong>r Fall, wenn sie <strong>de</strong>n unmittelbaren Einflussbereich<br />

<strong>de</strong>s Rührers verlassen hat, o<strong>de</strong>r wenn sie im Scherfeld so zerkleinert<br />

wur<strong>de</strong>, dass sie eine stabile Größe erreicht hat.<br />

Die globale Rührkesselströmung legt schließlich die sich im gesamten<br />

Rührkessel einstellen<strong>de</strong> Blasengrößenverteilung fest. Nur die Blasen,<br />

<strong>de</strong>ren Auftrieb geringer ist als die von <strong>de</strong>r Flüssigkeit auf sie ausgeübte<br />

Schleppkraft, können <strong>de</strong>r Flüssigkeitsströmung zur Rührerebene<br />

hin folgen. Größere Blasen verlassen <strong>de</strong>n Rührkessel direkt.<br />

6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung<br />

im Rührkessel<br />

Am Beispiel <strong>de</strong>r in Kap. 4.7 gezeigten experimentell gewonnenen<br />

Blasengrößenverteilung wird das vereinfachte Vorgehen bei <strong>de</strong>r rechnerischen<br />

Bestimmung <strong>de</strong>r sich einstellen<strong>de</strong>n Blasengrößenverteilung


6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung im Rührkessel 128<br />

schrittweise durchgeführt. Die an <strong>de</strong>m untersuchten Betriebspunkt<br />

eingestellten Parameter sind in Tab. 8 zusammengefasst:<br />

Tabelle 8: Betriebsparameter <strong>de</strong>s Betriebspunktes.<br />

Rührerart<br />

Rührerdurchmesser<br />

Ruston-Turbine<br />

d R =40mm<br />

Newtonzahl (<strong>tu</strong>rbulent) Ne =5, 4<br />

Rührerdrehzahl<br />

Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />

n = 500 U/min<br />

η L =2mPas<br />

Dichte <strong>de</strong>r Flüssigkeit ρ L = 1102 kg/m 3<br />

Oberflächenspannung<br />

Düsendurchmesser<br />

zugeführter Gasvolumenstrom<br />

Tempera<strong>tu</strong>r <strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />

σ =0, 044 N/m<br />

d D =0, 5 mm<br />

˙V G =12, 7l/h<br />

T L =20 ◦ C<br />

Die Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r an diesem Betriebspunkt aufgenommenen Hologramme<br />

liefert die in Tab. 9 zusammengefassten Ergebnisse:<br />

Tabelle 9: Ergebnisse <strong>de</strong>r Hologrammauswer<strong>tu</strong>ng.<br />

Blasenanzahl N ges = 9281<br />

mittlerer Blasendurchmesser<br />

Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen<br />

Primärblasendurchmesser<br />

d 0,50 =0, 96 mm<br />

d 32 =1, 91 mm<br />

d 0 =5, 24 mm<br />

Die bei <strong>de</strong>r Zerteilung einer Primärblase entstehen<strong>de</strong> Tochterblase<br />

kann maximal das halbe Volumen <strong>de</strong>r Primärblase annehmen. Damit<br />

erhält man mit Gl. 71 für <strong>de</strong>n maximalen Durchmesser <strong>de</strong>r Tochterblasen:<br />

d ′ max =0, 5 1/3 d 0 =0, 793 · 5, 24mm =4, 16 mm.<br />

Die bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng dieses Betriebspunktes erhaltene Summenkurve<br />

<strong>de</strong>s Blasenvolumens (Abb. 32) beinhaltet sowohl die Tochterals<br />

auch die Primär- bzw. Restblasen. Bei Kenntnis <strong>de</strong>s maximalen<br />

Tochterblasendurchmessers kann diese Summenkurve aufgeteilt


6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung im Rührkessel 129<br />

wer<strong>de</strong>n in eine Summenkurve <strong>de</strong>s Tochterblasenvolumens und eine<br />

<strong>de</strong>s Primär- bzw. Restblasenvolumens. Die bei<strong>de</strong>n dabei erhaltenen<br />

Summenkurven sind in Abb. 53 aufgetragen.<br />

100<br />

Volumenanteil am Gasgehalt<br />

[%]<br />

50<br />

Tochterblasen<br />

Rushton-Turbine<br />

n<br />

h<br />

d<br />

V<br />

= 500 U/min<br />

=2mPas<br />

= 0,5 mm<br />

= 12,7 l/h<br />

Primär- bzw. Restblasen<br />

L<br />

D<br />

G<br />

0<br />

0 2 4 6 [mm] 8<br />

Blasendurchmesser<br />

Abbildung 53: Summenkurven <strong>de</strong>s Tochterblasen- und <strong>de</strong>s Primärbzw.<br />

Restblasenvolumens.<br />

Mit <strong>de</strong>n in Tab. 8 aufgelisteten Betriebsparametern errechnet sich<br />

die Rührer-Reynoldszahl an diesem Betriebspunkt zu Re R = 7350<br />

(vgl. Gl. 3). Damit ist die Voraussetzung für die Anwendung <strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>n vorangegangenen Kapiteln vorgestellten Beziehungen zur Berechnung<br />

<strong>de</strong>r Größenverteilung <strong>de</strong>r Tochterblasen – ein <strong>tu</strong>rbulenter<br />

Betriebszustand – gegeben.<br />

Die Berechnung <strong>de</strong>r Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Tochterblasengrößen basiert<br />

auf <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s dimensionslosen Primärblasendurchmessers mit<br />

Gl. 77 aus <strong>de</strong>n Stoffdaten <strong>de</strong>r Flüssigkeit und <strong>de</strong>r maximalen Energiedissipationsrate<br />

ɛ max (vgl. Tab. 3):<br />

d ∗ =<br />

(<br />

d 0<br />

) 0,6 ( ) 0,4<br />

=<br />

σ 1<br />

ρ L ɛ max<br />

(<br />

d 0<br />

) 0,6<br />

=6, 01.<br />

σ<br />

ρ L<br />

(12, 14 n3 d 2 R )−0,4<br />

Die Energiedissipationsrate im Scherfeld einer Rushton-Turbine liegt<br />

<strong>de</strong>utlich über <strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n gesamten Kessel gemittelten spezifischen


6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung im Rührkessel 130<br />

eingebrachten Leis<strong>tu</strong>ng ¯ɛ. Die maximale Energiedissipationsrate ɛ max<br />

tritt an <strong>de</strong>r Stelle auf, an <strong>de</strong>r die bei<strong>de</strong>n “Trailing Vortices” zusammentreffen,<br />

die sich von einem Rührerblatt lösen (vgl. Kap. 2.1.3).<br />

Außerhalb dieser Wirbel herrschen niedrigere Energiedissipationsraten.<br />

Daher kann nicht über die gesamte Höhe <strong>de</strong>s Scherfel<strong>de</strong>s mit <strong>de</strong>r<br />

maximalen Energiedissipationsrate gerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Für die weitere Auswer<strong>tu</strong>ng wird in erster Näherung mit einer über<br />

die Höhe <strong>de</strong>s Scherfel<strong>de</strong>s gemittelten Energiedissipationsrate ¯ɛ SF gerechnet.<br />

Diese wird unter <strong>de</strong>r Annahme einer Normalverteilung von<br />

ɛ über die Höhe <strong>de</strong>s Scherfel<strong>de</strong>s aus <strong>de</strong>n Werten für ¯ɛ an <strong>de</strong>ssen<br />

Rän<strong>de</strong>rn und ɛ max in <strong>de</strong>r Mitte errechnet. Für <strong>de</strong>n hier ausgewerteten<br />

Betriebspunkt erhält man mit Tab. 3: ¯ɛ SF = ɛ max /2, 5. Damit<br />

ergibt sich <strong>de</strong>r gemittelte dimensionslose Primärblasendurchmesser<br />

¯d ∗ zu:<br />

¯d ∗ =4, 16.<br />

Der mit dieser Annahme errechnete dimensionslose Primärblasendurchmesser<br />

¯d ∗ wird für die Berechnung <strong>de</strong>r Größenverteilung <strong>de</strong>r<br />

Tochterblasen in Gl. 74 eingesetzt. Diese ist in Abb. 54 als Summenkurve<br />

<strong>de</strong>s Blasenvolumens <strong>de</strong>r experimentell ermittelten Kurve<br />

gegenübergestellt (vgl. Abb. 53):<br />

In Abb. 54 liegen die Werte für die errechnete Summenkurve <strong>de</strong>s<br />

Tochterblasenvolumens etwas unterhalb <strong>de</strong>r für die gemessenen Werte.<br />

Die errechnete Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasendurchmesser ist verglichen<br />

mit <strong>de</strong>r gemessenen zu größeren Durchmessern verschoben. Allerdings<br />

liegt <strong>de</strong>r errechneten Kurve die Größenverteilung <strong>de</strong>r Tochterblasen<br />

zu Grun<strong>de</strong>, die bei <strong>de</strong>r Dispergierung entstan<strong>de</strong>n sind. Bei<br />

<strong>de</strong>r gemessenen Kurve hingegen sind alle Tochterblasen im Rührkessel<br />

berücksichtigt und damit <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r globalen Strömung<br />

(vgl. Kap. 5.3). Wird berücksichtigt, dass bei <strong>de</strong>r Dispergierung auch<br />

Tochterblasen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, die so groß sind, dass sie nicht in<br />

<strong>de</strong>r Strömung gehalten wer<strong>de</strong>n können, verschiebt sich die errechnete<br />

Kurve hin zu kleineren Durchmessern.


6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung im Rührkessel 131<br />

100<br />

Volumenanteil am Gasgehalt<br />

[%]<br />

50<br />

gemessen<br />

berechnet mit<br />

Gl. 74<br />

Rushton-Turbine<br />

n = 500 U/min<br />

L =2mPas<br />

d D = 0,5 mm<br />

V = 12,7 l/h<br />

G<br />

0<br />

0 2 4 6 [mm] 8<br />

Blasendurchmesser<br />

Abbildung 54: Vergleich <strong>de</strong>r experimetellen und <strong>de</strong>r errechneten<br />

Summenkurve <strong>de</strong>s Tochterblasenvolumens.<br />

Der arithmetisch gemittelte Durchmesser ( ¯d ′ und <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser<br />

d ′ 32 <strong>de</strong>r durch einen Zerfall <strong>de</strong>r Primärblasen gebil<strong>de</strong>ten Tochterblasen<br />

ergibt sich mit Gl. 84 bzw. Gl. 85 zu:<br />

( ) 0,6 σ<br />

¯d ′ 1<br />

=0, 847 · ·<br />

ρ L ¯ɛ 0,4 =1, 15 mm,<br />

scher<br />

( ) 0,6 σ<br />

d ′ 1<br />

32 =1, 3209 · ·<br />

ρ L ¯ɛ 0,4 =1, 79 mm.<br />

scher<br />

Der arithmetisch gemittelte Durchmesser <strong>de</strong>r Restblasen beträgt<br />

dann mit Gl. 72:<br />

¯d ′′ =5, 23 mm.<br />

Die Größe <strong>de</strong>r durch einen Zerfall entstan<strong>de</strong>nen Restblasen unterschei<strong>de</strong>t<br />

sich im Mittel nur unwesentlich von <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r<br />

Primärblasen. Daher sind die Restblasen annähernd so instabil wie<br />

die Primärblasen und es muss mit weiteren Zerfällen <strong>de</strong>r Restblase<br />

gerechnet wer<strong>de</strong>n. Somit kann <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Größenän<strong>de</strong>rung auf


6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung im Rührkessel 132<br />

die Größe <strong>de</strong>r Tochterblasen vernachlässigt wer<strong>de</strong>n, die bei einem<br />

even<strong>tu</strong>ellen weiteren Zerfall gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 50).<br />

Die Blasenzerfallsfrequenz beträgt mit Gl. 50 und Gl. 87:<br />

f z = 132 1 s .<br />

Aus <strong>de</strong>n Stoffwerten <strong>de</strong>r Flüssigkeit und <strong>de</strong>r Primärblasengröße (vgl.<br />

Tab. 8) wird mit Hilfe von Abb. 5 die Blasenaufstiegsgeschwindigkeit<br />

ermittelt:<br />

w b =0, 21 m/s.<br />

Mit <strong>de</strong>r Blatthöhe <strong>de</strong>s Rührers (h =8mm) ergibt sich für die Anzahl<br />

<strong>de</strong>r Zerfälle N einer Primärblase:<br />

N 1 = f z1 · h/w b =5, 1.<br />

Im statistischen Mittel entstehen also aus je<strong>de</strong>r zugeführten<br />

Primärblase 5,1 Tochterblasen mit einem mittleren Durchmesser von<br />

¯d ′ =1, 15 mm. Dies steht in guter Übereinstimmung mit <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />

aus <strong>de</strong>n Hochgeschwindigkeitsaufnahmen.<br />

Aus <strong>de</strong>m zugeführten Luftvolumenstrom von ˙V d =12, 7 l/h und <strong>de</strong>m<br />

mittleren Primärblasendurchmesser d 0 (n 1 )erhält man, dass im Mittel<br />

42 Blasen pro Sekun<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Rührkessel zugeführt wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r<br />

zu Grun<strong>de</strong> gelegten Blasenaufstiegsgeschwindigkeit (w b =0, 21 m/s)<br />

und einem Füllstand im Rührkessel von H =0, 12 m müssten sich<br />

daher 24 Primär- bzw. Restblasen im Rührkessel befin<strong>de</strong>n.<br />

Aus <strong>de</strong>m ausgewerteten Hologramm ergeben sich 19 Blasen, die<br />

ein<strong>de</strong>utig in diese Kategorie einzuordnen sind. Da im Mittel je<strong>de</strong><br />

Primärblase in 5,1 Tochterblasen und eine Restblase dispergiert wird,<br />

müssten sich bei gleicher Verweilzeit aller Blasen 97 Tochterblasen im<br />

Rührkessel befin<strong>de</strong>n. Dem stehen über 9200 gemessene Tochterblasen<br />

gegenüber. Die Tochterblasen haben aher im Mittel eine 95-fache<br />

Verweilzeit im Kessel verglichen mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Restblasen.<br />

Die <strong>de</strong>utlich höhere Verweilzeit <strong>de</strong>r Tochterblasen ist auf die durch<br />

die Rushton-Turbine erzeugte globale Strömung im Rührkessel


6.3 Vereinfachte Bestimmung <strong>de</strong>r Blasengrößenverteilung im Rührkessel 133<br />

zurückzuführen. Die mittlere Geschwindigkeit, mit <strong>de</strong>r die Flüssigkeit<br />

aus <strong>de</strong>m oberen Wirbel zur Rührerebene hin strömt, beträgt nach <strong>de</strong>n<br />

Messungen von Schäfer [82] 15% <strong>de</strong>r Rührerumfangsgeschwindigkeit<br />

(vgl. Kap. 2.1.3). In <strong>de</strong>m oberen Flüssigkeitswirbel können nur<br />

Blasen gehalten wer<strong>de</strong>n, die eine Aufstiegsgeschwindigkeit haben, die<br />

geringer ist als diese Zulaufgeschwindigkeit. Die maximale Aufstiegsgeschwindigkeit<br />

beträgt am untersuchten Betriebspunkt:<br />

w max =0, 15 · u tip =0, 15 · π 500 U/min 0, 04 m =0, 157 m/s.<br />

Mit Hilfe von Abb. 5 ergibt sich daraus <strong>de</strong>r maximale Durchmesser,<br />

<strong>de</strong>r im Kessel gehalten wer<strong>de</strong>n kann, zu:<br />

d ′ max =0, 8 mm.<br />

Dass schon geringfügig größere Blasen nicht mehr durch die abwärts<br />

gerichtete Flüssigkeitsströmung in die Rührerebene mitgeschleppt<br />

wer<strong>de</strong>n, zeigen die Hochgeschwindigkeitsaufnahmen an diesem Betriebspunkt<br />

(Abb. 42, Pfeil).<br />

Mit Kenntnis <strong>de</strong>s maximalen Durchmessers <strong>de</strong>r Blasen, die die<br />

Rushton-Turbine am untersuchten Betriebspunkt im Rühkessel halten<br />

kann, ergibt sich, dass sowohl die Restblasen als auch die größeren<br />

gebil<strong>de</strong>ten Tochterblasen <strong>de</strong>n Rührkessel direkt verlassen und die<br />

kleineren Tochterblasen sich in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Flüssigkeitswirbeln anreichern<br />

(vgl. Kap. 5.3). Dies resultiert in <strong>de</strong>r in Abb. 31 gezeigten<br />

experimentell bestimmten Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasendurchmesser,<br />

in <strong>de</strong>r die überwiegen<strong>de</strong> Anzahl <strong>de</strong>r Blasen auf die kleineren Durchmesserklassen<br />

vereinigt ist.<br />

Als wichtiges Ergebnis lässt sich somit festhalten:<br />

Wenn bei <strong>de</strong>r Blasendispergierung Restblasen einer Größe das Scherfeld<br />

<strong>de</strong>s Rührers verlassen, die nicht im Rührkessel gehalten wer<strong>de</strong>n<br />

können, kommt es zu einer Anreicherung kleinerer Blasen im Flüssigkeitswirbel<br />

und somit zu einer Verringerung <strong>de</strong>s über alle Blasen gemittelten<br />

Sauterdurchmessers. Der Sauterdurchmesser ist damit eine<br />

Funktion <strong>de</strong>r Blasendispergierung sowie <strong>de</strong>r Strömung und <strong>de</strong>r<br />

Stoffwerte <strong>de</strong>r Flüssigkeit.


6.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llvorstellung und Vergleich <strong>de</strong>r untersuchten Rührer134<br />

6.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llvorstellung und Vergleich<br />

<strong>de</strong>r untersuchten Rührer<br />

Die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Messungen zeigen, dass<br />

eine korrekte Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung auf Basis<br />

<strong>de</strong>s maximal stabilen Blasendurchmessers und <strong>de</strong>r maximalen Energiedissipationsrate<br />

nicht möglich ist (vgl. Abb. 45). Vielmehr muss<br />

<strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Primärblasengröße und <strong>de</strong>r Blasendispergierung<br />

im Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers sowie <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Rührer<br />

induzierten Flüssigkeitsströmung berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die hier entwickelte Mo<strong>de</strong>llvorstellung berücksichtigt diese For<strong>de</strong>rungen.<br />

Die Primärblasengröße wird <strong>de</strong>m maximal stabilen Blasendurchmesser<br />

gegenübergestellt. Der Betrag, um <strong>de</strong>n die Primärblasen<br />

die maximal stabile Blasengröße überschreiten, ist ein Maß für<br />

die Instabilität <strong>de</strong>r Blase und hat einen wesentlichen Einfluss auf<br />

die Größe <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Dispergierung entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente<br />

(vgl. Abb. 49). Wie viele Tochterblasen welcher Größe aus einer<br />

Primärblase im statistischen Mittel gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, wird mit Hilfe<br />

<strong>de</strong>r auf die Rührkesselströmung angepassten Blasenzerfallskernfunktion<br />

von Lehr [54] errechnet. Die beispielhafte Auswer<strong>tu</strong>ng eines Betriebspunktes<br />

mit dieser Funktion zeigt die gute Übereinstimmung<br />

zwischen Rechnung und Messung.<br />

Die Kenntnis <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Blasen, die bei <strong>de</strong>r Dispergierung entstehen<br />

(Tochterblasen) bzw. übrigbleiben (Restblasen) ist wesentlich,<br />

um – abhängig von <strong>de</strong>m vom jeweiligen Rührer erzeugten globalen<br />

Strömungsfeld <strong>de</strong>r Flüssigkeit – zu bestimmen, welcher Anteil<br />

<strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel gehalten wer<strong>de</strong>n kann und welcher Anteil<br />

<strong>de</strong>n Rührkessel direkt verlässt. Damit wird im Gegensatz zu <strong>de</strong>n<br />

Ansätzen in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r (vgl. Kap. 2.2.5) zwischen <strong>de</strong>m Sauterdurchmesser<br />

<strong>de</strong>r Blasen, die bei <strong>de</strong>r Dispergierung entstehen, und<br />

<strong>de</strong>m Sauterdurchmesser aller Blasen im Kessel unterschie<strong>de</strong>n.<br />

Die genaue Bestimmung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Dispergierung und <strong>de</strong>s sich<br />

einstellen<strong>de</strong>n Sauterdurchmessers ist wegen <strong>de</strong>r äußerst komplexen<br />

Strömung in einem Rührkessel nur numerisch möglich. Allerdings<br />

können die in dieser Arbeit untersuchten Rührer mit <strong>de</strong>r Verein-


6.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llvorstellung und Vergleich <strong>de</strong>r untersuchten Rührer135<br />

fachten Vorgehensweise bei <strong>de</strong>r Auswer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r hier entwickelten<br />

Mo<strong>de</strong>llvorstellung hinsichtlich ihrer Effizienz miteinan<strong>de</strong>r verglichen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Rushton-Turbine<br />

Die Rushton-Turbine ist ein schnelllaufen<strong>de</strong>r radial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />

Rührer. Sie gibt die aufgenommene Leis<strong>tu</strong>ng in <strong>de</strong>n im Abströmbereich<br />

<strong>de</strong>s Rührers stark <strong>tu</strong>rbulenten Scherfel<strong>de</strong>rn mit sehr hohen<br />

Energiedissipationsdichten ab. Die Dispergierung <strong>de</strong>r Blasen erfolgt<br />

in <strong>de</strong>n <strong>tu</strong>rbulenten Scherfel<strong>de</strong>rn. Wegen <strong>de</strong>s starken Energieeintrags<br />

wird eine Primärblase in relativ kleine Tochterblasen und eine relativ<br />

große Restblase zerteilt.<br />

Die von <strong>de</strong>r Rushton-Turbine geför<strong>de</strong>rte Flüssigkeit teilt sich auf in<br />

die bei<strong>de</strong>n charakteristischen globalen Flüssigkeitswirbel ober- bzw.<br />

unterhalb <strong>de</strong>r Rührerebene. Wegen <strong>de</strong>r Aufteilung in die bei<strong>de</strong>n Wirbel<br />

hat die abwärts gerichtete Flüssigkeitsströmung eine so geringe<br />

Geschwindigkeit, dass nur die kleineren gebil<strong>de</strong>ten Tochterblasen im<br />

Rührkessel gehalten wer<strong>de</strong>n können. Die größeren Tochterblasen und<br />

die Restblasen verlassen <strong>de</strong>n Rührkessel direkt. Die kleinen gemessenen<br />

Sauterdurchmesser sind daher nur scheinbar ein Zeichen für eine<br />

gute Dispergierwirkung <strong>de</strong>r Rushton-Turbine.<br />

Ist die hohe Verweilzeit <strong>de</strong>r kleinen Blasen von <strong>de</strong>r Anwendung her<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, verlässt ein großer Anteil <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>n Kessel eingebrachten<br />

Gases diesen nur teilweise abreagiert. Fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>m Rührkessel<br />

hingegen eine schnell ablaufen<strong>de</strong> Reaktion statt, sodass die Blasen<br />

vollständig abreagiert sind, die <strong>de</strong>n Kessel direkt verlassen, wird viel<br />

Energie für die für die Erfüllung dieser Aufgabe nicht erfor<strong>de</strong>rliche<br />

Erzeugung <strong>de</strong>r kleinen Blasen mit ihrer hohen Verweilzeit verbraucht.<br />

In bei<strong>de</strong>n Fällen ist <strong>de</strong>r Betrieb einer Rushton-Turbine nicht effizient.<br />

Entwe<strong>de</strong>r muss mehr Gas verdichtet und in <strong>de</strong>n Kessel eingebracht<br />

wer<strong>de</strong>n als nötig wäre, da ein Großteil <strong>de</strong>s Gases <strong>de</strong>n Kessel ungenutzt<br />

verlässt, o<strong>de</strong>r es wird wesentlich mehr Leis<strong>tu</strong>ng als nötig an<br />

<strong>de</strong>r Rührerwelle aufgenommen.<br />

Aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Schrägblattrührer<br />

Der aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Schrägblattrührer gehört zu <strong>de</strong>n schnelllaufen<strong>de</strong>n<br />

axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rührern. Er för<strong>de</strong>rt im Vergleich zur


6.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llvorstellung und Vergleich <strong>de</strong>r untersuchten Rührer136<br />

Rushton-Turbine bei gleicher Drehzahl ungefähr 40% mehr Flüssigkeit<br />

bei einem um ca. 75% reduzierten Leis<strong>tu</strong>ngsbedarf. Die aufgenommene<br />

Leis<strong>tu</strong>ng gibt dieser Rührer gleichmäßiger an die Flüssigkeit<br />

ab, die maximalen Energiedissipationsraten erreichen bei Weitem<br />

nicht das Niveau <strong>de</strong>r Rushton-Turbine, was in einem geringeren<br />

Größenunterschied zwischen <strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Zerteilung einer Primärblase<br />

entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmenten resultiert.<br />

Die Flüssigkeit in <strong>de</strong>m globalen Flüssigkeitswirbel, <strong>de</strong>n dieser Rührer<br />

erzeugt, strömt im Zentrum <strong>de</strong>s Behälters aufwärts und außen auf<br />

relativ großer Fläche abwärts. Daher können auch bei Betrieb eines<br />

aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers trotz <strong>de</strong>r größeren geför<strong>de</strong>rten<br />

Flüssigkeitsmenge nur relativ kleine Blasen im Rührkessel gehalten<br />

wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m beschleunigt <strong>de</strong>r Rührer durch seine För<strong>de</strong>rrich<strong>tu</strong>ng<br />

die Blasen durch das Scherfeld, in <strong>de</strong>m sie zerteilt wer<strong>de</strong>n. Dies<br />

führt zu einer verringerten Anzahl von Blasenzerfällen. Die damit<br />

relativ großen Restblasen verlassen <strong>de</strong>n Kessel direkt.<br />

Damit weist <strong>de</strong>r aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Schrägblattrührer ähnliche<br />

Nachteile auf wie die Rushton-Turbine. Die im Vergleich zum abwärts<br />

för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührer erzeugten kleineren Sauterdurchmesser<br />

(vgl. Abb. 41) <strong>de</strong>uten nur scheinbar auf eine bessere Dispergierwirkung<br />

<strong>de</strong>s aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Schrägblattrührers hin.<br />

Abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Schrägblattrührer<br />

Dieser Rührer hat hinsichtlich <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rleis<strong>tu</strong>ng und Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme<br />

die gleichen Kennwerte wie <strong>de</strong>r aufwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Schrägblattrührer, för<strong>de</strong>rt jedoch in die an<strong>de</strong>re Rich<strong>tu</strong>ng. Die<br />

abwärts gerichtete Strömung <strong>de</strong>r Flüssigkeit bei Betrieb dieses<br />

Rührers ist so stark, dass auch Primärblasen umgelenkt wer<strong>de</strong>n<br />

können und im Vergleich zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Rührern sehr<br />

große Blasen im Flüssigkeitswirbel gehalten wer<strong>de</strong>n können (vgl.<br />

Abb. 43, Pfeil).<br />

Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n die zu zerteilen<strong>de</strong>n Blasen im Scherfeld <strong>de</strong>s<br />

Rührers gegen ihren Auftrieb angeströmt. Das erhöht die Verweilzeit<br />

<strong>de</strong>r Blasen im Scherfeld und damit die Anzahl <strong>de</strong>r Blasenzerfälle.<br />

Durch die im Vergleich zur Rushton-Turbine geringeren Energiedissipationsraten<br />

im Scherfeld wer<strong>de</strong>n bei einem Zerfall Blasenfragmente


6.4 Bewer<strong>tu</strong>ng <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llvorstellung und Vergleich <strong>de</strong>r untersuchten Rührer137<br />

mit geringeren Größenunterschie<strong>de</strong>n gebil<strong>de</strong>t, die zu<strong>de</strong>m im Rührkessel<br />

gehalten wer<strong>de</strong>n können. Dies resultiert in einer engeren Verweilzeitverteilung<br />

<strong>de</strong>r gebil<strong>de</strong>ten Blasen und somit in einer effizienteren<br />

Ausnutzung <strong>de</strong>s zugeführten Gases bei zugleich relativ geringer Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme.<br />

Das in <strong>de</strong>n Kessel eingebrachte Gas wird umso besser ausgenutzt, je<br />

enger die Größenverteilung und die Verweilzeitverteilung <strong>de</strong>r Blasen<br />

im Rührkessel ist. Das wird erreicht, wenn die an <strong>de</strong>r Düse erzeugten<br />

Primärblasen im Scherfeld <strong>de</strong>s Rührers gera<strong>de</strong> instabil sind, sich<br />

bei einer Dispergierung also halbieren. Die dabei entstehen<strong>de</strong>n relativ<br />

großen Blasen müssen im Rührkessel gehalten wer<strong>de</strong>n können.<br />

Daraus ergibt sich, dass für diesen Fall ein axial för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Rührer<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n muss, <strong>de</strong>r abwärts för<strong>de</strong>rt. Dieser Rührer sollte eine<br />

große För<strong>de</strong>rleis<strong>tu</strong>ng bei gleichzeitig geringer Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme<br />

haben. Die Verweilzeit <strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel wird dann über die<br />

Rührerdrehzahl festgelegt.<br />

Im Extremfall führt diese Überlegung dazu, dass die hinsichtlich<br />

Energie- und Gasverbrauch günstigste Rührkesselanordnung mit einem<br />

Rührer ausgerüstet ist, <strong>de</strong>r keine Dispergieraufgabe mehr hat,<br />

son<strong>de</strong>rn die eingebrachten Blasen nur noch in <strong>de</strong>r Flüssigkeit verteilt.<br />

Diese Aufgabe kann dann z.B. ein Propellerrührer ausführen, <strong>de</strong>r im<br />

Vergleich zu <strong>de</strong>n so genannten “Standard”-Dispergierorganen eine<br />

sehr geringe Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme hat. Die Blasengrößenverteilung im<br />

Rührkessel wird dann durch die Düse und die Gasbelas<strong>tu</strong>ng festgelegt.


138<br />

7 Zusammenfassung<br />

Ein effizienter Betrieb einer Rührkesselanordnung hinsichtlich<br />

Energie- und Ressourceneinsatz ist dann gegeben, wenn das in <strong>de</strong>n<br />

Rührkessel eingebrachte Gas optimal ausgenutzt wird und zugleich<br />

<strong>de</strong>r Rührer möglichst wenig Leis<strong>tu</strong>ng aufnimmt. Um diesen optimalen<br />

Betriebspunkt einstellen zu können, müssen die Zusammenhänge<br />

zwischen <strong>de</strong>m durch <strong>de</strong>n Rührer in <strong>de</strong>r Flüssigkeit induzierten<br />

Strömungsfeld und <strong>de</strong>r generierten Anzahl und Größenverteilung<br />

<strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel bekannt sein.<br />

Die Dispergierung <strong>de</strong>s Gases in <strong>de</strong>r Flüssigkeit erfolgt dabei in<br />

zwei Schritten: durch die Einbringung <strong>de</strong>s Gases in <strong>de</strong>n Rührkessel<br />

(Primärdispergierung) und die weitere Zerteilung <strong>de</strong>r Primärblasen<br />

durch <strong>de</strong>n Rührvorgang. Dabei wird zum einen die Verweilzeit <strong>de</strong>s<br />

Gases in <strong>de</strong>r Flüssigkeit erhöht, zum an<strong>de</strong>ren die für <strong>de</strong>n Stoffübergang<br />

notwendige Phasengrenzfläche gebil<strong>de</strong>t.<br />

Für die Bestimmung <strong>de</strong>r sich einstellen<strong>de</strong>n Phasengrenzfläche ist<br />

es wesentlich, alle zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Messung im Rührkessel befindlichen<br />

Blasen zu erfassen und zu vermessen, ohne die Strömung<br />

im Rührkessel zu beeinflussen. Dazu wird in dieser Arbeit ein optisches<br />

und damit nicht-invasives Messsystem weiterentwickelt, das auf<br />

holographischer Aufnahme- und Rekonstruktionstechnik in Verbindung<br />

mit photogrammetrischen Auswertealgorithmen basiert. Diese<br />

Messtechnik versetzt <strong>de</strong>n Experimentator in die Lage, <strong>de</strong>n gesamten<br />

Rührkessel dreidimensional, ohne Begrenzung <strong>de</strong>r Schärfentiefe<br />

aufzunehmen, zu rekonstruieren, mit Hilfe <strong>de</strong>r digitalen Bildverarbei<strong>tu</strong>ng<br />

auszuwerten und so die Positionen und Größen aller Blasen<br />

zu bestimmen.<br />

Dazu wer<strong>de</strong>n an je<strong>de</strong>m Messpunkt zwei Hologramme aus zueinan<strong>de</strong>r<br />

senkrecht stehen<strong>de</strong>n Blickrich<strong>tu</strong>ngen aufgenommen und ausgewertet.<br />

Die dreidimensionalen holographischen Rekonstruktionen wer<strong>de</strong>n jeweils<br />

durch Abscannen mit digitalen Kameras mit geringer Schärfentiefe<br />

in einzelne, räumlich aufeinan<strong>de</strong>rfolgen<strong>de</strong> Schnitte zerlegt. In<br />

<strong>de</strong>n Durchdringungen <strong>de</strong>r Schnitte bei<strong>de</strong>r Ansichten wer<strong>de</strong>n schließlich<br />

die bei<strong>de</strong>n Ansichten einer Blase durch Stereomatching einan<strong>de</strong>r


139<br />

zugeordnet. Auf diese Weise können sämtliche Blasen, die sich an<br />

einem gegebenen Betriebspunkt im Rührkessel befin<strong>de</strong>n, erfasst und<br />

mit hoher Genauigkeit vermessen wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>n Messungen wird<br />

dann quantitativ die Anzahlverteilung <strong>de</strong>r Blasengrößen bestimmt<br />

und daraus <strong>de</strong>r mittlere Blasendurchmesser errechnet.<br />

Mit ergänzen<strong>de</strong>n Hochgeschwindigkeitsaufnahmen wer<strong>de</strong>n Informationen<br />

über die Strömungsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r untersuchten Rührer gewonnen.<br />

Mit diesen Aufnahmen wird zeitlich hoch aufgelöst <strong>de</strong>r Vorgang <strong>de</strong>r<br />

Blasenzerteilung visualisiert und eine qualitative Antwort auf die<br />

Frage gegeben, wie oft eine Blase zerteilt wird und welche Größen<br />

die bei <strong>de</strong>r Zerteilung entstehen<strong>de</strong>n Blasenfragmente haben. Darüber<br />

hinaus wird mit Hilfe <strong>de</strong>r Aufnahmen abgeschätzt, bis zu welcher<br />

Größe die Blasen in <strong>de</strong>r Rührkesselströmung gehalten wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit wird das Dispergierverhalten einer<br />

Rushton-Turbine sowie eines aufwärts und eines abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Schrägblattrührers an verschie<strong>de</strong>nen Betriebspunkten untersucht.<br />

In <strong>de</strong>n mit Dimethylsulfoxid (DMSO) o<strong>de</strong>r einer DMSO-<br />

Glyzerinmischung gefüllten Rührkessel wird trockene, entölte Luft<br />

durch eine zentrisch in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Kessels angeordnete Düse eingebracht<br />

und von einem <strong>de</strong>r Rührer dispergiert. Die Viskosität <strong>de</strong>r<br />

Flüssigkeit wird über ihren Glyzeringehalt variiert. Der Einfluss <strong>de</strong>r<br />

Drehzahl <strong>de</strong>s Rührers, <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng sowie <strong>de</strong>s Düsendurchmessers<br />

auf das Dispergierverhalten <strong>de</strong>r Rührer wird untersucht.<br />

Mit <strong>de</strong>n holographischen Untersuchungen wer<strong>de</strong>n erstmals alle im<br />

Rührkessel befindlichen Blasen vermessen. Die aus <strong>de</strong>n gemessenen<br />

Anzahlverteilungen <strong>de</strong>r Blasengrößen errechneten Sauterdurchmesser<br />

bestätigen die in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r angegebene Drehzahlabhängigkeit<br />

<strong>de</strong>s Sauterdurchmessers. Die gemessenen Anzahlverteilungen belegen<br />

jedoch ein<strong>de</strong>utig, dass die Variation <strong>de</strong>s Düsendurchmessers, <strong>de</strong>r Gasbelas<strong>tu</strong>ng<br />

und <strong>de</strong>r Viskosität <strong>de</strong>r Flüssigkeit einen bisher in <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r<br />

nicht berücksichtigten Einfluss auf die Anzahl und die Größenverteilung<br />

und damit <strong>de</strong>n Sauterdurchmesser <strong>de</strong>r Blasen hat.<br />

Die Hochgeschwindigkeitsaufnahmen zeigen, dass <strong>de</strong>r Größenunterschied<br />

zwischen <strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Dispergierung einer Blase entstehen<strong>de</strong>n


140<br />

Blasenfragmenten mit <strong>de</strong>r Stärke <strong>de</strong>s <strong>tu</strong>rbulenten Scherfel<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r<br />

Flüssigkeit und <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Primärblase wächst.<br />

Auf Basis <strong>de</strong>r experimentellen Ergebnisse und eines <strong>de</strong>r Litera<strong>tu</strong>r<br />

entnommenen Mo<strong>de</strong>lls zur Beschreibung <strong>de</strong>r Blasenzerteilung in Blasensäulen,<br />

das auf die Rührkesselströmung angepasst wird, wird<br />

eine erweiterte Mo<strong>de</strong>llvorstellung entwickelt, um die untersuchten<br />

Rührer hinsichtlich ihrer Dispergierwirkung miteinan<strong>de</strong>r vergleichen<br />

zu können.<br />

Dieses Mo<strong>de</strong>ll geht davon aus, dass die Größe <strong>de</strong>r Primärblasen einen<br />

wesentlichen Einfluss auf <strong>de</strong>n Dispergiervorgang hat und <strong>de</strong>r Sauterdurchmesser<br />

eine Funktion <strong>de</strong>r Dispergierung und <strong>de</strong>r Strömung<br />

<strong>de</strong>r Flüssigkeit ist. Es wer<strong>de</strong>n Beziehungen angegeben, mit <strong>de</strong>nen<br />

die Anzahl und die Größe <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Dispergierung entstehen<strong>de</strong>n<br />

Blasenfragmente berechnet wer<strong>de</strong>n können. Grundlage dafür ist die<br />

Instabilität <strong>de</strong>r Primärblase, mit <strong>de</strong>r berücksichtigt wird, um wie<br />

viel die zu zerteilen<strong>de</strong> Primärblase größer ist als die maximal stabile<br />

Blase. Es wird gezeigt, dass um so kleinere Blasenfragmente aus einer<br />

Primärblase gerissen wer<strong>de</strong>n, je instabiler diese ist. Mit Kenntnis<br />

<strong>de</strong>r Anzahl und <strong>de</strong>r Größenverteilung <strong>de</strong>r Blasen, die bei <strong>de</strong>r Dispergierung<br />

einer Primärblase entstehen, wird schließlich abgeschätzt,<br />

welcher Anteil <strong>de</strong>r Blasen in <strong>de</strong>r Rührkesselströmung gehalten wer<strong>de</strong>n<br />

kann und wie groß <strong>de</strong>r Anteil ist, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Rührkessel direkt<br />

verlässt. Dies wird <strong>de</strong>n gemessenen Anzahlverteilungen <strong>de</strong>r Blasengrößen<br />

gegenübergestellt und so auf die unterschiedliche Verweilzeit<br />

unterschiedlicher großer Blasen geschlossen.<br />

Aus <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llvorstellung wird ein Vorgehen zur Auswahl einer effizienten<br />

Rührkesselanordnung abgeleitet. Das in <strong>de</strong>n Rührkessel eingebrachte<br />

Gas wird dann optimal genutzt, wenn die generierten Blasen<br />

eine sehr enge Verweilzeitverteilung haben. Daraus folgt, dass<br />

die <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Dispergierung gebil<strong>de</strong>ten Blasen nur geringe Größenunterschie<strong>de</strong><br />

aufweisen dürfen. Daraus abgeleitet darf die Primärblasengröße<br />

die maximal stabile Blasengröße nur geringfügig überschreiten.<br />

Die Größe <strong>de</strong>r Düse und die Gasbelas<strong>tu</strong>ng muss daher auf die<br />

Rührerart und <strong>de</strong>n Betriebspunkt abgestimmt wer<strong>de</strong>n. Der Rührer<br />

muss in <strong>de</strong>r Flüssigkeit eine Strömung erzeugen, die so stark ist, dass


141<br />

die gebil<strong>de</strong>ten Blasen über die für die Reaktion benötigte Zeit im<br />

Rührkessel gehalten wer<strong>de</strong>n können. Dies gelingt durch die Auswahl<br />

eines axial und abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rührers, <strong>de</strong>r eine zu<strong>de</strong>m geringe<br />

Leis<strong>tu</strong>ngsaufnahme hat. Die Verweilzeit <strong>de</strong>r Blasen im Rührkessel<br />

kann dann in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r zu erfüllen<strong>de</strong>n Trennaufgabe über<br />

die Rührerdrehzahl eingestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die exakten sich einstellen<strong>de</strong>n Sauterdurchmesser können wegen <strong>de</strong>r<br />

komplexen Strömung im Rührkessel nur numerisch bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

Es wird jedoch eine vereinfachte Auswer<strong>tu</strong>ng vorgestellt, mit <strong>de</strong>r<br />

abgeschätzt wer<strong>de</strong>n kann, wie effektiv eine gegebene Rührkesselanordnung<br />

ist. Die Auswer<strong>tu</strong>ng für <strong>de</strong>n Betrieb einer Rushton-Turbine<br />

ergibt, dass dieser Rührer verglichen mit einem abwärts för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Schrägblattrührer ein hochgradig ineffektives Dispergierorgan ist.


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