Wissensmanagement - Prof. Dr. Dieter Georg Herbst

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Der Wissensfluss trocknet häufig aus
Warum hinkt das Gestalten von Wissen seiner Bedeutung hinterher? In der
Praxis verhindern viele Hürden das Verbreiten und Anwenden (siehe ausführlich
Teil A, Kapitel 5.1):
• Wissen ist kein wichtiger Wert in der Unternehmenskultur; es bestimmt
nicht das Handeln der Mitarbeiter. Statt dessen entsteht Wissen in Spezialabteilungen
und gelangt kaum über deren Schwellen hinaus.
• Weil Wissen kein Wert für das Unternehmen darstellt, wird auch keine
Zeit für dessen systematisches Gestalten investiert. Zeitdruck wird als
häufigste Ursache für fehlendes Engagement genannt.
• Bürokratische Strukturen, eine aufgeblähte Hierarchie, Arbeitstätigkeiten,
die nur aus einigen Handgriffen bestehen und Fremdkontrolle verhindern,
dass Wissen entsteht, verbreitet und angewendet wird.
• Vorgesetzte beziehen die Mitarbeiter zu wenig in die Kommunikation ein,
weil sie Angst haben, dass diese die Informationen in Wissen verarbeiten.
Und Wissen ist eben immer noch Macht!
• Häufig sehen auch die Mitarbeitern selbst nicht ein, warum sie Wissen
teilen sollen. Immerhin kostet sie das Zusammenstellen, Speichern,
Verteilen und Aktualisieren eine Menge Zeit und Energie, die sie für andere,
offensichtlich nützlichere Dinge aufwenden könnten.
• Manche überschütten die Mitarbeiter mit nutzlosen INFORMATIONEN,
ohne zu beachten, dass sie hieraus kein WISSEN entwickeln können, um
ihre Ziele zu erreichen. Die Mitarbeiter zeigen sich desinteressiert und
nutzen Angebote wie Plauderecken im Intranet (firmeneigenes Internet)
kaum. Als Reaktion verstärken die Initiatoren solcher Angebote ihren Informationsdruck
- das Interesse der Mitarbeiter sinkt weiter - eine endlose
Spirale.
Solche Hürden und Blockaden bremsen den Wissensfluss, verwandeln ihn in
einen dünnen Rinnsal oder lassen ihn ganz versiegen. Professionelles Wissensmanagement
kann ihn wieder in einen breiten Strom verwandeln.
© Prof. Dr. Dieter Herbst, Berlin, 25.10.01