Wissensmanagement - Prof. Dr. Dieter Georg Herbst
Wissensmanagement - Prof. Dr. Dieter Georg Herbst
Wissensmanagement - Prof. Dr. Dieter Georg Herbst
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
- 6 -<br />
• Sein Wissen kann er weitergeben, damit auch andere die beabsichtigten<br />
Handlungen ausführen können – seine Kollegen müssen lernen. Beide<br />
können ihr Wissen kombinieren, um zu einer völlig neuen Lösung zu gelangen.<br />
• Es gibt Wissen, das die gesamte Organisation benötigt, wie zum Beispiel<br />
gemeinsame Verhaltensregeln, die jeder anwenden muss. Deshalb muss<br />
auch die gesamte Organisation lernen.<br />
Durch das Lösen von Problemen steigt der Wissensstand – ein Problem<br />
dürfte nicht ein weiteres Mal auftreten, außer, die Lösung wurde verlernt<br />
oder vergessen. Im Lauf der Jahre findet ein Mitarbeiter an seiner Maschine<br />
die beste Lösung und er kann deutlich mehr Teile herstellen als früher - aus<br />
Erfahrung weiß er, wie dies funktioniert; ein Unternehmen hat Prozesse<br />
perfektioniert, sie funktionieren besser als in jedem anderen Unternehmen.<br />
Wissen kann leben und sterben<br />
Mitunter kann es sein, dass eine Aktion nicht wie erwartet eintritt oder eine<br />
Aufgabe nicht länger wie bisher gelöst werden kann. Gerade durch die gravierenden<br />
und dynamischen Veränderungen der Märkte und des Umfeldes<br />
können die meisten Firmen durch ihr gewohntes bisheriges Verhalten nicht<br />
mehr am Markt erfolgreich sein - sie müssen ihr Wissen prüfen, ändern und<br />
neue Entscheidungen ableiten. Lernen wird zur Daueraufgabe eines Unternehmens<br />
und seiner Mitarbeiter.<br />
Dass es sich um einen lebendigen Prozess handelt und nicht um einen Zustand,<br />
zeigt den Lebenslauf von Wissen: Neues Wissen entsteht, es wächst,<br />
reift, verliert an Wert, zerfällt und stirbt ab, weil Entwicklungen voranschreiten<br />
und altes Wissen ablösen. Ein Unternehmen muss altes Wissen loslassen<br />
können, denn sonst hortet es nutzloses Wissen, das die Entwicklung des<br />
Unternehmens bremst. Je besser es Mitarbeitern und Unternehmen gelingt,<br />
sich durch schnelles Lernen an neue Situationen anzupassen, desto schneller<br />
können sie neue Aufgaben lösen und neue Herausforderungen meistern.<br />
1.2 Eigenschaften<br />
Wissen lässt sich durch viele Eigenschaften beschreiben. Dies hängt davon<br />
ab, wer Wissen verwendet, wie bedeutend es ist, wer auf es zugreifen kann,<br />
wer es besitzt und was es beinhaltet. Folgende Beschreibung soll helfen, sich<br />
über Eigenschaften von Wissen im eigenen Unternehmen klar zu werden,<br />
um es gezielter gestalten zu können:<br />
Kernwissen und Randwissen<br />
Kernwissen ist jenes Wissen, auf das ein Unternehmen seine Leistungen<br />
gründet. Kernwissen für eine Backfabrik sind Rezepte für Kuchen und Torten,<br />
Kernwissen für einen Kaffeeröster ist die Gefriertrocknung. Ein klassisches<br />
Beispiel ist McDonalds, dessen Gründer Ray Kroc 1955 das Rezept<br />
zum Erstellen von Burgern, Pommes und Milchshakes auf 15 Seiten beschrieben<br />
hat.<br />
In der Pharmaindustrie ist das Kernwissen durch Patente 20 Jahre lang geschützt,<br />
um das aufwendige Entwickeln von Wissen mit einem Wettbewerbsvorsprung<br />
zu belohnen. Dagegen erlebt die Computerindustrie in den<br />
© <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Dieter</strong> <strong>Herbst</strong>, Berlin, 25.10.01