Wissensmanagement - Prof. Dr. Dieter Georg Herbst

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3 Wissenskultur
Die Unternehmenskultur, spezieller: die Wissenskultur, entscheidet in einem
Unternehmen maßgeblich über das Denken und Handeln der Mitarbeiter im
Umgang mit Wissen. Dies bestätigen auch über die Hälfte der Top 1000
deutschen und Top 200 europäischen Unternehmen. Geringere Bedeutung
sehen sie in der Informationstechnologie: Sie beschleunige das Vorgehen,
nachdem die Fundamente in Kultur und Prozessen gelegt sind.
Dieses Ergebnis erstaunt nicht: Interesse und Bereitschaft, Wissen zu geben
und zu nehmen, sind erst einmal unabhängig von den verfügbaren Werkzeugen.
Selbst hochmoderne Technik wird niemand dazu bewegen, sich
dauerhaft am Austausch zu beteiligen, wenn er dazu nicht bereit ist. Deshalb
fristet ein Kommunikationsforum in einer wissensfeindlichen Unternehmenskultur
ein Schattendasein, bis der Wandel zu mehr Risiko und neuen Ideen
erkennbar wird.
Die Bedeutung der wissenshemmenden Unternehmenskultur unterstreicht
auch die Studie der Beratungsgesellschaft Kienbaum, in der zwei Drittel der
Befragten angeben, dass die Devise „Wissen ist Macht“ ein Haupthindernisse
für das Teilen von Wissen und damit die Umsetzung von Wissensmanagement
sei.
Werte sind Wünschenswertes
Der Begriff Unternehmenskultur steht für die tief verwurzelten Werte (Wünschenswertes),
Normen (Handlungsleitendes) und Grundannahmen (Handlungsbegründendes).
Entsprechend ist die Wissenskultur all das, was wünschenswert
im Umgang mit Wissen ist und was das Handeln bestimmt.
Wissenskultur zeigt sich zum Beispiel darin,
• ob Wissen gern geteilt oder sorgsam gehütet wird,
• ob Wissen zugänglich gemacht wird,
• ob Wissen von oben nach unten weitergeben wird,
• ob die Mitarbeiter wissen dürfen,
• ob Wissen im Unternehmen wichtig ist,
• ob es ein Wert ist, um dessen Steigerung sich alle bemühen,
• ob das Unternehmen eine Kultur hat, die das Entstehen, den Austausch
und das Anwenden von Wissen fördert.
In einer angemessenen Wissenskultur sollten die Mitarbeiter positiv zum
Lernen eingestellt sein, die Organisation sollte tolerant gegenüber Fehlern
und offen für neue Gedanken, Ideen und Meinungen sein. Damit ein Austausch
über Wissen stattfinden kann, muss das Unternehmen die Kommunikation
fördern und Mitarbeiter belohnen, die Wissen weitergeben und ständig
dazulernen.
© Prof. Dr. Dieter Herbst, Berlin, 25.10.01