TU Contact - Technische Universität Clausthal
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Von der Abfall- zur<br />
Ressourcenwirtschaft<br />
250 Fachleute diskutierten in Berlin über<br />
Rohstoffe und Recycling<br />
Der Rohstoffmarkt braucht mehr Sekundärrohstoffe.<br />
Der Gesetzgeber setzt<br />
daher die stoffliche Verwertung auf<br />
der Prioritätenliste im neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />
ganz nach oben. Das<br />
Recycling hat sich von einfachen Erfassungs-<br />
und Verfahrenstechniken zu<br />
differenzierten Vorgehensweisen und<br />
Technologien entwickelt. Die Vielfalt<br />
und Komplexität der zu Abfällen gewordenen<br />
Produkte und der Anspruch der<br />
Ressourcenschonung stellen große Herausforderungen<br />
dar.<br />
Wenn auch der Begriff „Recyclinggesellschaft“<br />
übertrieben erscheint, so gilt<br />
doch, dass sich die Abfallwirtschaft auf<br />
dem Weg zur Ressourcenwirtschaft befindet.<br />
Es reicht aber nicht aus, Recycling<br />
„um jeden Preis“ zu fordern und<br />
zu betreiben, weil einige Bestandteile<br />
der Produkte bei ihrer Freisetzung in<br />
der Umwelt als Schadstoffe wirken, die<br />
nicht ubiquitär verteilt werden dürfen.<br />
Der Ausdruck „hochwertige Verwertung“<br />
muss daher konkretisiert werden;<br />
gefordert werden hochwertige Recyclingprodukte,<br />
aber die Recyclingverfahren<br />
und -produkte müssen umweltverträglich<br />
gestaltet werden. Stichworte<br />
sind: Energie- und Ressourceneffizienz,<br />
aber auch Immissionsschutz.<br />
Noch vor wenigen Jahrzehnten wäre<br />
die Behauptung vermessen gewesen,<br />
dass Recycling einen wesentlichen Beitrag<br />
zur Rohstoffwirtschaft leisten kann<br />
und muss. Recycling ist eng mit der<br />
Entwicklung der Abfallwirtschaft verbunden,<br />
deren notwendige Ordnung auf<br />
Bundesebene politisch erstmals in der 6.<br />
Wahlperiode (1969 bis 1972) mit dem<br />
Umweltprogramm der Bundesregierung<br />
formuliert wurde. Rechtliche Regelungen<br />
für einzelne Abfallarten, zum Beispiel für<br />
Altöl, die Autoverschrottung, einschließlich<br />
der Altreifen, wurden schon in der<br />
5. Wahlperiode (1965 bis 1969) erlassen.<br />
Die Entwicklung von der Abfallbeseitigung<br />
zur Ressourcenwirtschaft lässt<br />
sich auch an der Namensgebung für die<br />
Gesetze ablesen: Die erste einschlägige<br />
Rechtssetzung in Deutschland war das<br />
1972 erlassene „Abfallbeseitigungsgesetz“,<br />
1986 hieß es „Abfallwirtschaftsgesetz“,<br />
1994 „Kreislaufwirtschafts- und<br />
Abfallgesetz“. 2010 muss die EG-Abfallrahmenrichtlinie<br />
in nationales Recht<br />
umgesetzt werden. Die Präzisierung der<br />
Ziele wird mit dem Wegfall des Begriffs<br />
„Abfall“ deutlich. Zukünftig heißt es nur<br />
noch „Kreislaufwirtschaftsgesetz“.<br />
Die aktuelle politische, rechtliche, wirtschaftliche<br />
und technische Situation des<br />
Recyclings und der Sekundärrohstoffwirtschaft<br />
sowie die zukünftigen Entwicklungen<br />
und Perspektiven wurden<br />
am 4. und 5. Mai auf der dritten Berliner<br />
Recycling- und Rohstoffkonferenz<br />
„Trends und Technologien“ von über<br />
250 Fachleuten und Entscheidungsträgern<br />
aus Politik, Behörden, Entsorgungswirtschaft,<br />
Wissenschaft, Ingenieur- und<br />
Beratungsbüros sowie Anlagenbau und<br />
-betrieb diskutiert.<br />
Eröffnet wurde die Konferenz mit einem<br />
Überblicksvortrag von Professor Thomé-<br />
Kozmiensky. Dr. Kögler von der EU-<br />
Kommission stellte die Ressourcen- und<br />
Recycling-Strategie der Europäischen<br />
Union vor. Über die Neuerungen im<br />
36<br />
Wissenschaft & Forschung <strong>TU</strong><strong>Contact</strong> 1/2010