TU Contact - Technische Universität Clausthal
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Auch in der energiebezogenen wissenschaftlichen<br />
Lehre, die heute immer<br />
noch stark sektoral geprägt ist, besteht<br />
erheblicher Reformbedarf, um die systemische<br />
Sichtweise zu verankern. Vor<br />
diesem Hintergrund wurde bereits vor<br />
etwa 15 Jahren der erste energiebezogene<br />
Studiengang – sozusagen als Vorläufer<br />
des EFZN – an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
mit Erfolg eingeführt. Leider gibt es hier<br />
nur rund 20 Studierende pro Jahrgang,<br />
obwohl die Wirtschaft die Absolventen<br />
mit Kusshand aufnimmt. An der Niedersächsischen<br />
<strong>Technische</strong>n Hochschule<br />
(NTH) wird es in Zukunft sechs energiebezogene<br />
Bachelor- und Masterstudiengänge<br />
geben. Sie ist hiermit Vorreiter in<br />
Deutschland. Derzeit wird der wissenschaftliche<br />
Nachwuchs, von diesen Ausnahmen<br />
abgesehen, nur eingeschränkt<br />
auf die anstehenden Herausforderungen<br />
vorbereitet. Neben der Ausstattung mit<br />
unverzichtbarem Spezialwissen muss<br />
die nächste Generation von Wissenschaftlern<br />
an die neu zu organisierende<br />
interdisziplinäre bzw. transdisziplinäre<br />
Energieforschung herangeführt werden,<br />
wenn Deutschland mittel- und langfristig<br />
ein Produktionsstandort der energiebezogenen<br />
Hochtechnologie bleiben<br />
will.<br />
Aus den genannten Herausforderungen<br />
und Zielen lassen sich zwei Schlüsse<br />
für eine grundlegende, zukünftige Energieforschung<br />
ziehen: Zum Einen ist<br />
eine erfolgversprechende Lösung der<br />
Energieprobleme ohne die Erweiterung<br />
der Wissensbasis sowohl im technologischen<br />
als auch im grundlagenwissenschaftlichen<br />
Bereich nicht denkbar.<br />
Dementsprechend muss der Stellenwert<br />
der Energieforschung in Deutschland<br />
erheblich zunehmen. Zum Zweiten wird<br />
die Forschung dann wirksame Lösungsvorschläge<br />
hervorbringen können, wenn<br />
sie nicht nur disziplinär und abgeschottet<br />
Teilaspekte des jeweiligen Problems<br />
betrachtet, sondern – wo immer sinnvoll<br />
– von vornherein als interdisziplinäre<br />
bzw. transdisziplinäre Forschung<br />
ansetzt.<br />
Um den Herausforderungen bei der<br />
Transformation unseres Energiesystems<br />
fundiert, effizient und zielgerecht zu begegnen,<br />
benötigt die Gesellschaft Wissen<br />
auf vier Ebenen:<br />
• Grundlagenwissen: Hier geht es<br />
um die Entwicklung neuer Ideen<br />
Die etwa 80 Forscher am EFZN richten ihren Fokus insbesondere auf erneuerbare Energien.<br />
und um die Erforschung grundlegender<br />
Zusammenhänge.<br />
• Orientierungswissen: Hier geht es<br />
um Forschung, die für wichtige Entscheidungen<br />
in der Energiepolitik<br />
und -wirtschaft Wissen zur Verfügung<br />
stellt.<br />
• Systemwissen: Hier geht es um Forschung,<br />
welche die vernetzten Ursachen<br />
und Wirkungen menschlicher<br />
Interventionen in Natur und Technik<br />
im Fokus hat.<br />
• Transformationswissen: Hier geht<br />
es um die Umsetzung von sinnvollen<br />
Zielen in die Realität. In erster<br />
Linie handelt es sich um anwendungsorientierte<br />
Forschung und<br />
Entwicklung.<br />
Diese vier miteinander verwobenen<br />
Ebenen des Wissens machen die systemische<br />
Natur der Energieforschung<br />
deutlich. Ein Konzept, das nur eine oder<br />
wenige dieser Dimensionen adressiert,<br />
wird zu kurz greifen und dadurch Lösungen<br />
hervorbringen, die nur bis zu<br />
einem gewissen Grade tragfähig sind.<br />
Das EFZN trägt insbesondere der systemischen<br />
Natur des Problems Rechnung<br />
und versucht eine integrierende Sichtweise<br />
zu vermitteln. Die Organisation<br />
der transdisziplinären Forschung entlang<br />
der Energieprozess- und -wertschöpfungskette<br />
trägt diesem Erfordernis<br />
in besonderer Weise Rechnung. Die<br />
transdisziplinäre Forschung basiert auf<br />
einer starken disziplinären Forschung<br />
an den Instituten der fünf Niedersächsischen<br />
Gründungsuniversitäten und<br />
baut Brücken zwischen den Pfeilern der<br />
Disziplinarität. Allen Forschern des EFZN<br />
ist bewusst, dass die „transdisziplinäre<br />
Brücke“ nur hält, wenn das Fundament<br />
Nachrichten<br />
EFZN lockte Besucher an<br />
Viele Gäste nutzten im Juni die Tage der<br />
offenen Türen im Energie-Forschungszentrum<br />
Niedersachsen (EFZN). Im<br />
Erdgeschoss des Gebäudes beantworteten<br />
Forscher im Energiespeicherlabor<br />
und im Labor für aktive Verteilnetze<br />
Besucherfragen. In den Obergeschossen<br />
gab es Einblicke in Themen wie<br />
Photovoltaik der nächsten und übernächsten<br />
Generation und innovative<br />
Bohrtechnik für Geothermie. Im<br />
Multimediaraum stellten sich die Forschungsbereiche<br />
vor. So referierte etwa<br />
Professor Wolfgang Schade zu Grundlagen<br />
neuer Energietechnologien. Er<br />
veranschaulichte die Entwicklung faseroptischer<br />
Sensoren, die nicht nur in<br />
Offshore-Windkraftanlagen und Energiekabeln<br />
zum Einsatz kommen können:<br />
„Es ist das Prinzip wie bei Brillen,<br />
die sich durch Sonneneinstrahlung<br />
abdunkeln. Das kann auch durch faseroptische<br />
Sensoren bei Fensterscheiben<br />
erreicht werden.“<br />
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Wissenschaft & Forschung <strong>TU</strong><strong>Contact</strong> 1/2010