TU Contact - Technische Universität Clausthal
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Kreislaufwirtschaftsgesetz berichtete<br />
Ministerialrat Dr. Petersen vom<br />
Bundesumweltministerium. Die Erwartungen<br />
an den Bundesgesetzgeber<br />
präzisierte Ministerialdirigent Dr.<br />
Jung aus Rheinland-Pfalz. Über die<br />
brisante und für die Recyclingwirtschaft<br />
existentielle Abgrenzung von<br />
Abfall zu Produkt, also über das Ende<br />
der Abfalleigenschaft, sprachen Professor<br />
Andrea Versteyl und Dr. Rainer<br />
Cosson.<br />
Der Entsorgungswirtschaft kommt<br />
bei den ersten Verwertungsstufen<br />
– Sammlung und Aufbereitung der<br />
Abfälle zur Verwertung – besondere<br />
Bedeutung zu. Hier stehen kommunale<br />
und private Unternehmen im<br />
Wettbewerb. Vorstandsmitglieder und<br />
Geschäftsführer öffentlich-rechtlicher<br />
sowie großer und mittelständischer<br />
Unternehmen stellten ihre Strategien<br />
vor.<br />
Weitere Schwerpunkte waren die Primär-<br />
und Sekundärressourcen unter<br />
den Gesichtspunkten Verfügbarkeit,<br />
Rohstoffmärkte und europäische Ressourcenwirtschaft.<br />
Professor Daniel<br />
Goldmann von der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> leitete<br />
mit einem Blick auf die Perspektiven<br />
des Recyclings auf die vorwiegend<br />
technischen Fachvorträgen des zweiten<br />
Konferenztages über. Hier wurde<br />
ebenso über Zerkleinerung, Elektroscheidung,<br />
Luftherde und automatische<br />
Sortierung berichtet wie über<br />
Erfahrungen und Perspektiven des<br />
Anlagenbaus.<br />
Einzelne Stoffe und Stoffgruppen<br />
wurden differenziert betrachtet, zum<br />
Beispiel Kunststoffe, mineralische<br />
Rohstoffe und Metalle. Aus produktbezogener<br />
Perspektive wurde das<br />
Recycling von Fahrzeugen, Elektround<br />
Elektronikgeräten, Batterien sowie<br />
Photovoltaik-Modulen beleuchtet.<br />
Die Entwicklung der Recyclingtechnologien<br />
wird weiter gehen. Folgende<br />
Tendenzen sind erkennbar:<br />
• Die Aufbereitungsmaschinen werden<br />
unter Berücksichtigung der<br />
Abfalleigenschaften weiter entwickelt,<br />
neue Verfahren kommen<br />
hinzu.<br />
• Die mechanische Aufbereitungstechnik<br />
wird durch chemische<br />
Sicherung knapper Rohstoffreserven durch innovative Recycling-Technologien am<br />
<strong>Clausthal</strong>er Institut für Aufbereitung, Deponietechnik und Geomechanik.<br />
und thermische Verfahren ergänzt,<br />
damit die Forderungen der<br />
verwertenden Industrien erfüllt<br />
werden können.<br />
• Die Qualität und der Schadstoffgehalt<br />
der Abfälle, insbesondere die<br />
von komplexen, zu Abfall gewordenen<br />
Güter – etwa von Altfahrzeugen,<br />
Flugzeugen, Elektro- und<br />
Elektronikschrott – müssen weiter<br />
untersucht werden. Das ist die<br />
Voraussetzung für die Weiterentwicklung<br />
von Aufbereitungs- und<br />
Verwertungsverfahren.<br />
• Die Verfahren werden spezifisch<br />
für die unterschiedlichen Abfallarten<br />
entwickelt, wie eindrucksvoll<br />
für Altkunststoffe, mineralische<br />
Abfälle, Altfahrzeuge, Elektround<br />
Elektronikaltgeräte, Altbatterien<br />
und Photovoltaik-Module<br />
vorgetragen wurde.<br />
Diese Entwicklungen sind auch für<br />
die Erfüllung der anspruchsvollen<br />
Vorgaben des Ressourcen- und Umweltschutzes<br />
notwendig. Neue Herausforderungen<br />
werden dazukommen,<br />
beispielsweie durch die Entwicklungen<br />
im Energiesektor – Stichworte<br />
sind Elektromobilität, Photovoltaik<br />
und Windräder.<br />
Die Gewinnung von Sekundärrohstoffen<br />
aus Abfällen ist nicht nur wegen<br />
der Endlichkeit von Lagerstätten<br />
notwendig, sondern auch, weil einige<br />
Lagerstätten in Ländern konzentriert<br />
sind, die durch politische Instabilität<br />
oder Protektionismus gekennzeichnet<br />
sind. Für einige seltene Metalle wird<br />
das Recycling die unabdingbare Voraussetzung<br />
für die weitere Verfügbarkeit<br />
von Technologien im Bereich der<br />
erneuerbaren Energien sein.<br />
Neue Chancen eröffnen sich mit den<br />
Entwicklungen der Entsorgungswirtschaft<br />
nicht nur in der EU, wobei die<br />
Geschwindigkeit der Entwicklungen<br />
in den Mitgliedsstaaten durchaus unterschiedlich<br />
ist. Besondere Chancen<br />
sehen kapitalstarke Entsorgungsunternehmen,<br />
aber auch der Maschinenund<br />
Anlagenbau, der vom Vorsprung<br />
der Länder mit entwickelter Kreislaufwirtschaft<br />
profitieren wird.<br />
Recycling und Rohstoffe, Band 3<br />
Herausgeber:<br />
Karl J. Thomé-Kozmiensky<br />
und Daniel Goldmann<br />
ISBN: 978-3-935317-50-4<br />
750 Seiten, 50 Euro<br />
<strong>TU</strong><strong>Contact</strong> 1/2010 Wissenschaft & Forschung 37