Neue Wege - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und ...
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„Ich dachte immer, dass ich durch meine Arbeit gut auf eine solche<br />
Situation vorbereitet bin. Ich war viel in Krankenhäusern, habe<br />
viele Menschen auch in Not begleitet. Aber es ist ein großer Unterschied<br />
zu der jetzigen Situation. Denn ich konnte dienstliche Distanz<br />
wahren <strong>und</strong> wieder gehen. Dieses Mal kam ich jeden Morgen wieder<br />
<strong>und</strong> wieder. Das Krankenhaus war mein Leben.“<br />
partnerin – nachdem sie monatelang schwerkrank<br />
war – nun als erstes ihren Mann wieder stern <strong>und</strong> Pfleger bei ihrer Arbeit, schaut ge-<br />
Lehre zu gehen. Er begleitet die Krankenschwe-<br />
aufpäppeln. Frauke Wollenweber erklärt sich nau zu <strong>und</strong> gewinnt ihr Vertrauen. Er bittet sie<br />
dies wie folgt: „Wir <strong>Frauen</strong> sind es zumeist gewöhnt<br />
zu pflegen <strong>und</strong> zu umsorgen. Wir haben ge <strong>und</strong> Betreuung seiner Frau benötigt. Zuerst<br />
ihm alles zu zeigen, was er für die spätere Pfle-<br />
das mit unseren Kindern ein Stück weit schon sind Krankenschwestern <strong>und</strong> Pfleger vorsichtig,<br />
doch dann schließlich fassen sie Vertrauen.<br />
geübt. Und es wird ja auch viel selbstverständlicher<br />
von uns erwartet. Für Männer ist das eine Sie zeigen ihm alle Handgriffe, die wichtig sind.<br />
eher ungewohnte Situation.“<br />
Auch die, die in keinem Lehrbuch stehen. Und<br />
Die Empirie bestätigt Frauke Wollenwebers Erfahrung:<br />
Häusliche Pflege in Deutschland ist ner Frau am Ende wahrscheinlich das Leben ret-<br />
dies ist eine der vielen Entscheidungen, die sei-<br />
weiblich. Nur wenige Männer pflegen ihre Frau. ten. Denn später bei der Pflege zu Hause muss<br />
er den einbestellten Pflegern oft zeigen, wie die<br />
ƒ Herausforderungen in der Pflege<br />
speziellen Infusionen, die seine Frau benötigt,<br />
Um die Pflege seiner Frau übernehmen zu können,<br />
stellt Klaus Wollenweber seine gesamte Lelegt<br />
werden können. Die Komplikationen, die<br />
tatsächlich ohne die Gefahr von Infektionen gebensplanung<br />
um. Er beschließt nochmals in die die Blutvergiftung von Frau Wollenweber nach<br />
sich zog, sind selten <strong>und</strong> erfordern ungewöhnliche<br />
Maßnahmen. „Ich habe da aufgepasst wie<br />
ein Schießh<strong>und</strong>! Nachts habe ich die Infusionen<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich selbst gemacht. Da meine Frau<br />
sie regelmäßig brauchte, habe ich wochenlang<br />
kaum nachts geschlafen. Mir sagten alle: Stell<br />
Dir doch einen Wecker. Doch meine Angst war<br />
zu groß, dass ich es verschlafen könnte.“<br />
Hier zeigt sich etwas, das Klaus Wollenweber<br />
sein ganzes Leben lang ausgezeichnet hat, <strong>und</strong><br />
das ihm <strong>und</strong> seiner Frau in dieser Situation half.<br />
Er vertraut den Menschen, holt ihren Rat ein,<br />
baut Beziehungen zu ihnen auf. Doch er gibt<br />
die Verantwortung weder an die Ärzte noch an<br />
die Pflegenden ab. Er begegnet den Menschen,<br />
auf die er in dieser Zeit angewiesen ist, auf Augenhöhe.<br />
„Es ist wichtig, dass man nicht nur sein<br />
eigenes Leid sieht, dass man sensibel bleibt für<br />
die Geschichten, die die anderen Menschen, die<br />
einem begegnen, zu erzählen haben.“ Als Seelsorger<br />
hat er das gelernt. Aber es ist sicherlich<br />
auch Teil seines Charakters, seine Stärke. Doch<br />
eines sagt Klaus Wollenweber auch: „Ich dachte<br />
immer, dass ich durch meine Arbeit gut auf eine<br />
solche Situation vorbereitet bin. Ich war viel in<br />
Krankenhäusern, habe viele Menschen auch in<br />
Not begleitet. Aber es ist ein großer Unterschied<br />
zu der jetzigen Situation. Denn ich konnte<br />
dienstliche Distanz wahren <strong>und</strong> wieder gehen.<br />
Dieses Mal kam ich jeden Morgen wieder <strong>und</strong><br />
wieder, das Krankenhaus war mein Leben…“<br />
ƒ Werdegänge<br />
Das Ehepaar Wollenweber hat bis zum Zeitpunkt<br />
des Unglücksfalls ein bewegtes <strong>und</strong> reiches<br />
Leben geführt. Angefüllt mit Lebendigkeit<br />
<strong>und</strong> Engagement für Beruf <strong>und</strong> <strong>Familie</strong>: Klaus<br />
Wollenwebers beruflicher Weg hat in Bonn begonnen.<br />
Dort arbeitete er 20 Jahre als Pfarrer.<br />
Doch dann wollte er sich verändern, eine neue<br />
Herausforderung wagen. Er bekam die Chance,