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Neue Wege - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und ...

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„Es ist nicht so, dass ich mir das immer vorgestellt hatte, bei den<br />

Kindern zu bleiben. Aber ich hatte auch kein Problem damit.<br />

Wir sind im Gespräch einfach darauf gekommen <strong>und</strong> so haben<br />

wir es dann gemacht.“<br />

Heute ist Mittwoch <strong>und</strong> Winfried Growe ist zu günstiger Zeitpunkt, um aus dem Beruf auszusteigen.<br />

„Also“, erinnert sich Winfried Growe,<br />

Hause. Er macht den Haushalt, kocht Mittagessen<br />

für die Töchter, organisiert das Nachmittagsprogramm<br />

mit Reiten, Klavierst<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Prinzip besser ich Erziehungszeit nehme, weil es<br />

„sind wir zu dem Schluss gekommen, dass im<br />

Hausaufgaben. Drei Tage die Woche ist er bei für mich einfacher war, auszusteigen.“<br />

den Kindern, die anderen beiden übernimmt<br />

seine Frau. „Wir wollten, dass sie nicht als Schlüsselkinder<br />

aufwachsen, sondern dass immer je-<br />

Das war ungewöhnlich, vor neun Jahren erst<br />

ƒ Die Reaktionen der Umwelt<br />

mand bei den Kindern ist, wenn sie mittags aus recht. Für Growe „eine Sache, die sich so ergeben<br />

der Schule kommen“, erzählt Growe. So kennt er hat“, wie er in seiner ruhigen, selbstbewussten<br />

es aus seiner eigenen Kindheit - als jüngstes von Art bemerkt. „Es ist nicht so, dass ich mir das<br />

sechs Kindern wuchs er auf dem elterlichen Bauernhof<br />

auf. Da war immer jemand da <strong>und</strong> mitte<br />

auch kein Problem damit, bei den Kindern zu<br />

schon immer so vorgestellt hätte. Aber ich hattags<br />

stand etwas Warmes auf dem Tisch. Auch bleiben. Wir sind einfach im Gespräch darauf<br />

wenn der Bauernhof für Winfried Growe heute gekommen <strong>und</strong> so haben wir es dann gemacht.“<br />

passé ist, in dieser Hinsicht sollen die Dinge so Mit eben dieser gelassenen Einstellung ist er damals<br />

auch zu seinem Chef gegangen, um Eltern-<br />

bleiben, wie er sie selbst erlebt hat.<br />

zeit zu beantragen. Ebenso selbstverständlich,<br />

Als sich der erste Nachwuchs ankündigte, überlegten<br />

seine Frau <strong>und</strong> er, wie sie die Betreuung der Freiwilligen Feuerwehr, beim Fußball <strong>und</strong> in<br />

wie er seinen Kollegen <strong>und</strong> seinen Fre<strong>und</strong>en bei<br />

regeln könnten. Seine Frau hatte gerade die seiner Doppelkopf-R<strong>und</strong>e erklärte, dass er jetzt<br />

Prüfung zur Steuerberaterin abgelegt – ein un-<br />

mit dem Baby zu Hause bleiben würde.<br />

Und die Reaktionen? Die waren recht unterschiedlich:<br />

Sein Chef sah kein Problem <strong>und</strong> hat<br />

zugestimmt. Die Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Kollegen waren<br />

da eher mal skeptisch: „Die einen haben gesagt:<br />

‚Du hast es gut, du bist jetzt ganz zu Hause,<br />

du brauchst nicht mehr arbeiten‘. Die anderen<br />

sagten: ‚Du bist verrückt, mach doch so was<br />

nicht, das bringt doch nur Ärger‘.“ Vor allem Ältere<br />

waren irritiert, unter ihnen Growes Mutter.<br />

„Ist das denn das Richtige? Normal geht doch<br />

der Mann arbeiten, das muss doch nicht sein“,<br />

meinte sie damals. Der Maschinenschlosser hat<br />

sich davon nicht irritieren lassen, hat es so hingenommen<br />

<strong>und</strong> sein Ding gemacht: „Diskussionen<br />

zu führen, um andere zu überzeugen, das bringt<br />

meistens nichts. Wenn einer seine Meinung hat,<br />

die ist dann einfach so.“<br />

ƒ Die Hürden des Ungewohnten<br />

Im April 1998 kam Tochter Jessica auf die Welt,<br />

zwei Jahre später folgte Isabel. Mechthild Freitag-Growe<br />

kehrte jedes Mal unmittelbar nach<br />

dem Mutterschutz in die Firma zurück, ihr<br />

Mann übernahm die Aufgaben zu Hause. Stand<br />

nachts auf, wechselte die Windeln, organisierte<br />

den Haushalt, das Babyschwimmen, die<br />

Krabbelgruppe. Hat Erziehungsratgeber gelesen.<br />

Er wuchs in die neue Rolle hinein, so wie<br />

jede Mutter eben auch. Für die Kinder war es nie<br />

ein Problem, irritiert war höchstens die Umgebung.<br />

Andere Mütter zum Beispiel. Da saß man<br />

zum Frühstück in der Krabbelgruppe, <strong>und</strong> plötzlich<br />

war da ein Mann dabei. Das war eine Umstel-

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