Neue Wege - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und ...

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kam nach dem Zweiten Weltkrieg als Flüchtling
für den Haushalt und für die Nestwärme. So ver-
nen ursprünglichen Plan, die Architektur, ver-
zunächst nach Österreich. Dort traf er seine spä-
sinnbildlicht die Geschichte der Familie Philip-
eitelte die ZVS. Dann aber gefiel es ihm und
tere Frau, sie stammte aus dem Banat im heu-
pi sowohl die wirtschaftlichen Erfolge als auch
mit dem ihm eigenen Pragmatismus entschied
tigen Serbien. Carlo Philippi ist, wie sein knapp
die Integrationsleistungen der westdeutschen
er – schließlich hatte er schon ein halbes Jahr
zwei Jahre älterer Bruder, im österreichischen
Nachkriegszeit – und die Geschlechterverhält-
die Sache studiert und wollte keine Zeit vertun
Graz geboren. Schließlich siedelte sich die Fa-
nisse der 50er und 60er Jahre.
– am Ball zu bleiben. Seine erste Station war die
milie im Ruhrgebiet an und erwarb die deut-
Stelle eines Assistenten der Geschäftsführung
sche Staatsbürgerschaft. Man lebte zunächst
Wie oft er seinen Vater gesehen habe? „Eigent-
in einem mittelständischen Betrieb. Der Vater
in einfachsten Verhältnissen. Direkt neben der
lich nur am Sonntag, er kannte nur die Arbeit.“
hatte, wie Philippi erst Jahre später erfuhr, ver-
Zeche in Recklinghausen sei er groß geworden,
Vermisst habe er trotzdem nichts, denn die
hindert, dass sein Sohn in Gelsenkirchen seine
auf dem Gelände herum gestromert, die Förder-
Sonntage waren intensiv; der Vater konnte
erste Stelle antrat, weil er nicht wollte, dass die
türme immer im Blick. Ganze sechzig Quadrat-
wunderbar zeichnen und technische Dinge
Sache nach Beziehung oder Vitamin B aussehe.
meter hat die Wohnung gemessen. Der kleine
tagabenden haben wir zusammen Tatort gese-
erklären, nahm sich dafür Zeit. Und unter der
Ja, sein Vater hatte hohe moralische Ansprü-
Carlo teilte sich das Schlafzimmer mit seinen El-
hen und ich habe versucht, meiner Großmutter
Woche gab es ja immer die weibliche Küchen-
che. Sehr regelorientiert sei er aufgewachsen
tern, sein Bruder mit der Großmutter, die immer
die Story zu übersetzen. Meine erste Freundin,
welt. Carlo Philippi spricht mit großem Respekt
und von seiner tiefreligiösen Großmutter und
zur Familie gehörte. Diese Großmutter spielte
dann die zweite Freundin, die waren immer mit
von seinem Vater, von dessen Lebensleistung
Mutter mit Disziplin und auch einer gewissen
eine wichtige Rolle im Leben; eine warmher-
dabei.“
und hebt dessen soziales Engagement hervor.
Strenge erzogen worden. Ganz sicher habe ihn
zige Frau, die großartig Geschichten erzählen
Drei Waisenhäuser in Rumänien werden durch
das geprägt. Besonders eine Geschichte hat sich
konnte. Er habe es zutiefst genossen, nach der
Und welche Rolle spielte der Vater? Der ging
ihn unterstützt. Zu seinem 80. Geburtstag sei
tief eingefräst: Da hatten sein Bruder und er sich
Schule auf dem Küchentisch zu sitzen und sei-
zuallererst seinen beruflichen Weg. Studierte
die ganze Familie dorthin gereist und Sohn Car-
beim Papierausschneiden in die Haare bekom-
ner Mutter und seiner Großmutter beim Kochen
Chemie, promovierte, arbeitete bei der VEBA, in
lo gab ihm das Versprechen, dass er diese Unter-
men, und er habe die Schere „voller Wut in die
zuzusehen und zuzuhören. Noch heute koche er
eben jener Gelsenkirchener Anlage, in der heu-
stützung fortführen werde. Als einen integren,
Couch gerammt.“ Die beiden Jungen, von der
nicht nach Kochbuch, sondern so, wie er es sich
te auch sein Sohn tätig ist, und gelangte nach
disziplinierten und gebildeten Mann schildert
Mutter zur Rede gestellt, halten zusammen und
bei den Frauen seiner Familie abgeschaut hat:
und nach in höchste Positionen. Allmählich
ihn der Sohn.
wollen nicht preisgeben, wer es war.
mit Lust und Laune und hohem Improvisations-
kam Wohlstand in die Familie, ein Haus wurde
faktor. Als seine Großmutter erblindete, wurde
gebaut. Mutter wie Großmutter, beide ohne Be-
Carlo Philippi studierte Maschinenbau an der
Da habe die Mutter ihnen erklärt, dass sie mit
das Verhältnis noch intensiver: „An den Sonn-
rufsausbildung und nicht erwerbstätig, sorgten
Fachhochschule in Gelsenkirchen – denn sei-
solchen Kinder nicht zusammen bleiben wolle