Magazin als PDF - Universitätsklinikum Leipzig
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12 KULTUR<br />
Ausgabe 25 / 10. Dezember 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
AM RANDE<br />
Rauch-Ausstellung<br />
in Botschaft<br />
Die deutsche Botschaft<br />
in Paris will den international<br />
renommierten Künstler<br />
Neo Rauch auch in Frankreich<br />
bekannter machen. Der aus<br />
<strong>Leipzig</strong> stammende Maler<br />
stellte Mitte Dezember in der<br />
Residenz des deutschen Botschafters<br />
eine Ausstellung<br />
mit drei Werken vor. Rauch<br />
sei einer der ganz großen<br />
deutschen Künstler unserer<br />
Zeit, so Außenminister Guido<br />
Westerwelle, der die Ausstellung<br />
eröffnete. „Unsere<br />
kulturelle Vielfalt ist ein Markenzeichen<br />
Deutschlands<br />
in der Welt.“ Eines der drei<br />
gezeigten Bilder hat Rauch<br />
eigens für einen Empfangsraum<br />
des Palais Beauharnais<br />
geschaffen. Unter dem Titel<br />
„Der Geborgene“ zeigt das<br />
großformatige Werk einen<br />
Krieger, der von zwei Begleitern<br />
aus dem Chaos gerettet<br />
wird. Er habe sich auf die<br />
Einladung des Botschafters<br />
hin zunächst nur eine „kleine<br />
vorweihnachtliche Auszeit“<br />
in Paris gönnen wollen<br />
und sei jetzt überwältigt von<br />
der Gesamtsituation, sagte<br />
Rauch. Die Bilder sollen <strong>als</strong><br />
kostenlose Leihgabe bis zum<br />
Sommer in der Botschafterresidenz<br />
bleiben. Das Palais ist<br />
nur für geladene Gäste und<br />
für angemeldete Besuchergruppen<br />
zugänglich. Auf dem<br />
Kunstmarkt erzielt Rauch mit<br />
seinen Werken sechsstellige<br />
Beträge.<br />
dpa<br />
Karl May komplett<br />
in sechs Wochen<br />
Eine Vielzahl von Studenten<br />
der sächsischen Hochschule<br />
Mittweida will einen<br />
neuen Rekord im Dauerlesen<br />
aufstellen. Im Frühjahr 2011<br />
soll sechs Wochen am Stück<br />
das Gesamtwerk von Karl<br />
May vorgetragen werden,<br />
kündigte eine Sprecherin des<br />
ehrgeizigen Projekts an. Dazu<br />
werden mehr <strong>als</strong> 3000 Vorleser<br />
gesucht. Sie sollen für<br />
jeweils 20 Minuten aus dem<br />
42 324 Seiten umfassenden<br />
Werk rezitieren. Ort der live<br />
im Internet übertragenen Veranstaltung<br />
wird genau die<br />
Zelle sein, in der May vom<br />
14. März bis zum 3. Mai<br />
1870 inhaftiert war. Genau<br />
141 Jahre später ist der Lesemarathon<br />
vorgesehen, mit<br />
dem die Mittweidaer Studenten<br />
auch gleich ins Guinness<br />
Buch der Rekorde wollen. Karl<br />
May (1842-1912), der geistige<br />
„Vater“ von Winnetou, Old<br />
Shatterhand und Kara Ben<br />
Nemsi, gilt mit mehr <strong>als</strong> 100<br />
Millionen verkauften Büchern<br />
<strong>als</strong> einer der meistgelesenen<br />
Schriftsteller deutscher Sprache.<br />
dpa<br />
DISKUSSION<br />
Verleger: „Faber ist das Bauernopfer“<br />
Der Petition an den <strong>Leipzig</strong>er<br />
Stadtrat, in der sich<br />
Autoren, Schauspieler,<br />
Maler und Verleger gegen ein<br />
Abwahlverfahren von Kulturbürgermeister<br />
Michael Faber<br />
wenden, haben sich mehrere<br />
Hundert Personen angeschlossen.<br />
Zu den Erstunterzeichnern<br />
gehört der Verleger, Herausgeber<br />
des Kunststoff-<strong>Magazin</strong>s<br />
und Schauspiel-Freundeskreis-<br />
Vorsitzender Jonas Plöttner.<br />
LVZ-Kulturredakteurin Nina<br />
May sprach mit ihm über politische<br />
Ränkespiele, den Schöngeist<br />
Faber und die Idee eines<br />
Beirates für Kultur.<br />
Frage: Sie setzen sich für einen<br />
Mann ein, der wiederholt Kritik<br />
am <strong>Leipzig</strong>er Schauspiel geübt<br />
hat und die Nebenspielstätte<br />
Skala schließen wollte. Dagegen<br />
protestierte der Freundeskreis<br />
unter Ihrer Leitung dam<strong>als</strong>.<br />
Weshalb diese Kehrtwende?<br />
Jonas Plöttner: Das ist in der<br />
Tat ein Spagat. Aber in unserer<br />
kulturellen Landschaft ist<br />
im Moment so viel im Argen,<br />
dass man einfach irgendwann<br />
Stellung beziehen muss – <strong>als</strong><br />
Jonas Plöttner, nicht unbedingt<br />
<strong>als</strong> Vorsitzender des Freundeskreises.<br />
Im Übrigen bin ich<br />
kein Anwalt für Sebastian Hartmann,<br />
sehe etwa die Spaltung<br />
des Publikums selbst kritisch.<br />
Und Faber dagegen, ein Musterschüler?<br />
Nein. Das finden weder ich<br />
noch die meisten Erstunterzeichner<br />
der Petition. Er hat<br />
viele Fehler gemacht, vielleicht<br />
zu viele. Missglückt ist zum Beispiel<br />
die harsche öffentlich geäußerte<br />
Kritik an Hartmann. Als<br />
Mensch kann er eine Position<br />
haben, <strong>als</strong> Kulturbürgermeister<br />
sollte er sich zurücknehmen.<br />
STREIT<br />
Türkei „verstaatlicht“ ihre Hymne<br />
Die Türkei verstaatlicht ihre<br />
Nationalhymne. Im Eilverfahren<br />
will das Kabinett in<br />
Ankara einen Beschluss fassen, mit<br />
dem das Urheberrecht daran dem<br />
türkischen Staat gehört, wie Regierungssprecher<br />
Cemil Cicek nach<br />
Presseberichten mitteilte. Anlass<br />
waren Ansprüche der deutschen<br />
Verwertungsgesellschaft Gema, die<br />
nach deren Angaben aber gar nicht<br />
auf die Hymne zielte.<br />
„Viel im Argen“: <strong>Leipzig</strong>er Verleger Jonas Plöttner schlägt eine<br />
objektive Kultur-Diskussion vor.<br />
Foto: Hendrik Schmidt<br />
Er ist vor allem ein Schöngeist,<br />
und das weiß er auch. Aber er<br />
hat es versäumt, in diesen eineinhalb<br />
Jahren im Rathaus anzukommen.<br />
Weshalb springen Sie dennoch<br />
für ihn in die Bresche?<br />
Cicek zufolge war der Anlass der<br />
Verstaatlichung der Hymne eine<br />
Initiative der Gema, die von einer<br />
Schule in Deutschland wegen der<br />
Aufführung der türkischen Hymne<br />
Gebühren verlangt habe. Diese Angaben<br />
wies die Gema zurück. Sie<br />
nehme gar keine Verwertungsrechte<br />
an dem Stück wahr und könne<br />
deshalb auch niemanden zur Kasse<br />
bitten, teilte die Organisation in<br />
München mit. Anscheinend beziehe<br />
sich die Diskussion in der Türkei<br />
auf einen Rechtsstreit zwischen<br />
der Gema und dem Elternbeirat<br />
einer Schule in Baden-Württemberg<br />
wegen einer öffentlichen Veranstaltung<br />
aus dem Jahr 2007.<br />
Es geht weniger um die Person<br />
<strong>als</strong> um die Sache, die Frage: Wie<br />
gehen wir miteinander um? Ich<br />
finde es nicht gut, wie er abserviert<br />
wurde, ohne die Chance,<br />
sich zu rechtfertigen. Faber ist<br />
in meinen Augen das Bauernopfer<br />
politischer Ränkespiele.<br />
Und der Vorwurf, er habe sich<br />
nicht richtig um die <strong>Leipzig</strong>er<br />
Hochkultur gekümmert: mitnichten!<br />
Die Intendanten der<br />
Häuser machen sich selbst kaputt,<br />
die Oper ist schuld daran,<br />
dass das Haus nicht voll ist. Ich<br />
möchte nicht den Eindruck erwecken,<br />
Burkhard Jung in den<br />
Rücken zu fallen, den ich sehr<br />
schätze, aber die Entscheidung,<br />
Faber die Hoheit über die Hochkultur<br />
zu entziehen, muss meiner<br />
Meinung nach rückgängig<br />
gemacht werden.<br />
Bei der Veranstaltung wurde laut<br />
einer Gema-Sprecherin während<br />
der Veranstaltung Musik gespielt,<br />
weshalb die Verwertungsgesellschaft<br />
Ansprüche angemeldet habe.<br />
Dabei sei es aber nicht um die Nationalhymne<br />
gegangen, sondern<br />
um die andere gespielte Musik.<br />
Es sei lediglich so, dass der Elternbeirat<br />
vorgebracht habe, dass an<br />
dem Abend keine urheberrechtlich<br />
geschützten Werke gespielt worden<br />
seien, sondern die Hymne.<br />
Nach einem Bericht der türkischen<br />
Zeitung „Sabah“ hatte das türkische<br />
Kulturministerium „geschockt“ auf<br />
den vermeintlichen Vorgang reagiert.<br />
Bei einer Prüfung aller entsprechenden<br />
Gesetze und Regelungen<br />
hätten die Beamten dann festgestellt,<br />
dass die Verwertungsrechte Ankaras<br />
für die Hymne tatsächlich nie<br />
offiziell festgehalten worden seien.<br />
Der türkische Regierungssprecher<br />
Aber <strong>als</strong> Sprecher für die Hochkultur<br />
würde Faber doch nun<br />
niemand mehr ernst nehmen...<br />
Da haben Sie Recht. Aber es<br />
ist einfach nicht richtig, dass<br />
man sich von der allgemeinen<br />
Stimmung leiten lässt. Wenn<br />
jeder Einzelne Faber etwas<br />
vorwerfen könnte, dann müsste<br />
er sich jedem Kritikpunkt<br />
widmen. Aber er ist regelrecht<br />
demontiert worden, und die<br />
Verantwortlichen gehen unbehelligt<br />
davon. Außerdem: Auch<br />
ein neuer Kulturbürgermeister<br />
würde sich wahrscheinlich<br />
schnell durch notwendige Kürzungen<br />
unbeliebt machen.<br />
Wäre angesichts der finanziellen<br />
Bedrohung durch die Kulturraumgesetz-Änderung<br />
nicht<br />
ein Macher gefragt anstelle eines<br />
Schöngeistes wie Faber?<br />
Wer ist denn ein Macher? Jemand,<br />
der alle Fäden zieht. Und<br />
das ist in diesem Rathaus nicht<br />
möglich, wenn einige Fraktionen<br />
sich grundsätzlich verweigern,<br />
weil sie lieber Michael<br />
Koelsch <strong>als</strong> Kulturbürgermeister<br />
haben wollten.<br />
Also könnte man <strong>als</strong> Fazit ziehen:<br />
Die Kultur leidet unter den<br />
politischen Machtspielchen?<br />
So ist es. Es muss viel mehr<br />
Transparenz geschaffen werden.<br />
Wir Petitionsunterzeichner<br />
werden jetzt von Seiten des Rathauses<br />
angegriffen, obwohl wir<br />
doch genau das machen, was<br />
alle fordern: uns einbringen.<br />
Es müsste in <strong>Leipzig</strong> neben all<br />
den Beiräten für Tiere und Behinderte<br />
auch einen für Kultur<br />
geben. So dass Bürger, auch<br />
Vertreter der Freien Szene,<br />
Faber beim Politikmachen beraten.<br />
Das wäre vielleicht eine<br />
Lösung.<br />
sagte mit Blick auf die vermeintliche<br />
Gema-Forderung für die Hymne, es<br />
gebe Dinge, die nicht einmal dem<br />
Teufel einfallen würden.<br />
Der Text der türkischen Nationalhymne<br />
stammt aus dem Jahr 1921,<br />
die Musik aus dem Jahr 1922. Damit<br />
ist die Hymne älter <strong>als</strong> die 1923<br />
ausgerufene Republik selbst. Die<br />
Gema ist nach eigenen Angaben<br />
nicht für die Rechtewahrnehmung<br />
aus der Nutzung des Stücks verantwortlich.<br />
Theoretisch könne sie<br />
stellvertretend für die nationale türkische<br />
Verwertungsgesellschaft tätig<br />
werden – aber nur dann, wenn<br />
die Urheber eines Musikstücks Mitglied<br />
der Gema sei. AFP