Magazin als PDF - Universitätsklinikum Leipzig
Magazin als PDF - Universitätsklinikum Leipzig
Magazin als PDF - Universitätsklinikum Leipzig
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
UNTERHALTUNG 13<br />
Ausgabe 25 / 10. Dezember 2010<br />
Gesundheit und mehr...<br />
KINO<br />
Nowhere Boy: John Lennon, <strong>als</strong> ihn noch keiner kannte<br />
Das Ende ist ein Aufbruch,<br />
und dazu ertönen zum ersten<br />
Mal auch John Lennons<br />
und Paul McCartneys eigene Stimmen.<br />
Auf diesen Moment, in dem<br />
Lennons „Mother“ auf der Tonspur<br />
einsetzt, läuft alles hinaus.<br />
Schließlich erzählt die Fotografin<br />
und Videokünstlerin Sam Taylor-<br />
Wood in ihrem Spielfilmdebüt vordergründig<br />
einfach die Geschichte<br />
hinter diesem berühmten Song. Die<br />
Traumata der Kindheit und Jugend<br />
müssen nur erst einmal durchgestanden<br />
sein – dann bilden sie<br />
das Material, aus dem der Künstler<br />
auf ewig schöpfen kann.<br />
Nur geht es Taylor-Wood dabei<br />
keineswegs um skandalöse Enthüllungen,<br />
sondern um einen Ausdruck<br />
der Freiheit. Diese Szenen<br />
sind in ein geradezu magisches<br />
Licht getaucht und stoßen für Momente<br />
die Türen zu einer anti-bürgerlichen<br />
Utopie auf. Was auf den<br />
ersten Blick inzestuös wirkt, ist in<br />
Wahrheit ein Hauch der Unschuld<br />
und Unbekümmertheit, nach der<br />
sich neben Julia auch Mimi und<br />
John verzehren. Aber nur die unkonventionelle<br />
Mutter kann sie<br />
tatsächlich für Augenblicke leben.<br />
Dafür muss sie in ihren schwarzen<br />
Stunden einen hohen Preis zahlen.<br />
Damit orientiert sich das Drehbuch<br />
von Matthew Greenhalgh an einem<br />
psychologisch simpel gestrickten<br />
Muster, dem unzählige Musikerund<br />
Künstlerfilme der letzten Jahre<br />
folgten. Dieser einfachen Struktur<br />
zu entkommen, gelingt Sam Taylor-<br />
Wood nur stellenweise. Aber letztlich<br />
wollte sie das wohl auch gar<br />
nicht. Offene Rebellion war noch<br />
nie Taylor-Woods Sache. Schon<br />
ihre Foto- und Videoarbeiten, mit<br />
denen sie seit Mitte der 90er Jahre<br />
für Aufsehen in der Kunstszene gesorgt<br />
hat, suchten den Dialog, nicht<br />
den Bruch mit dem Vergangenen.<br />
Zuletzt erklingt zwar „Mother“ –<br />
aber die direkten Linien, die von<br />
John Lennons Jugend hin zur Pop-<br />
Ikone führen, streift Taylor-Wood<br />
nur am Rande. Natürlich erzählt<br />
sie von dem Moment, in dem der<br />
junge, von Elvis berauschte Lennon<br />
(Aaron Johnson) beschließt,<br />
Aaron Johnson <strong>als</strong> jugendlicher John Lennon in dem Film „Nowhere Boy“: Das Regiedebüt von Sam<br />
Taylor-Wood porträtiert die Pop-Ikone Lennon in seiner Zeit vor den Beatles. Foto: Senator Film<br />
Rockstar zu werden, und zusammen<br />
mit einigen seiner Freunde<br />
und Mitschüler die Skiffle-Band<br />
„The Quarrymen“ gründet. Und<br />
auch die ersten Begegnungen mit<br />
Paul McCartney und George Harrison<br />
dürfen selbstverständlich<br />
nicht fehlen. Trotzdem spielen<br />
Lennons frühe Schritte <strong>als</strong> Musiker<br />
in „Nowhere Boy“ höchstens<br />
die zweite Gitarre. Im Vordergrund<br />
steht das überaus komplexe<br />
Beziehungsgeflecht, in dem er,<br />
seine Mutter Julia (Anne-Marie<br />
Duff) und deren ältere Schwester<br />
Mimi (Kristin Scott Thomas) sich<br />
heillos verfangen haben.<br />
So wie Taylor-Wood den aufmüpfigen,<br />
sich selbst für ein Genie<br />
haltenden Jugendlichen, seine<br />
unstete Mutter, die ihn verließ, <strong>als</strong><br />
er fünf war, und seine emotional<br />
sehr distanzierte Tante, die sich<br />
seither um ihn gekümmert hat,<br />
in Szene setzt, trägt ihr gemeinsames<br />
Verhältnis ganz deutlich<br />
die Züge einer Dreiecksbeziehung.<br />
Wenn Julia und John ausgelassen<br />
über den Pier von Blackpool<br />
laufen, wenn sie in einem<br />
Fish ’n’ Chips-Restaurant mit ihm<br />
spielerisch flirtet oder sich auf einer<br />
Couch eng an ihn schmiegt,<br />
schwingt sogar ein leicht inzestuöser<br />
Unterton mit.<br />
Dem 17-jährigen John Lennon<br />
bleibt schließlich nur die Flucht auf<br />
die Liverpooler Kunsthochschule<br />
und in eine eigene Wohnung. Jede<br />
der beiden grundverschiedenen<br />
Schwestern wirft einen enormen<br />
Schatten, aus dem er sich kaum<br />
lösen kann. So ähnlich ergeht es<br />
beinahe auch dem Darsteller Aaron<br />
Johnson. Kristin Scott Thomas<br />
und Marie-Ann Duff entfachen ein<br />
derartiges Feuerwerk der Haltungen<br />
und Emotionen, dass er sich<br />
nur mit Mühe behaupten kann.<br />
Aber dafür schenkt ihm Sam<br />
Taylor-Wood einige kleine Szenen<br />
alleine, in denen er regelrecht aufblüht.<br />
So wird aus dem Porträt<br />
des Künstlers <strong>als</strong> junger Mann<br />
schließlich ein ganz eigenständiges<br />
Kunstwerk, das nicht nur<br />
John Lennon, sondern auch das<br />
Liverpool der 50er Jahre in einem<br />
ganz neuen Licht erstrahlen lässt.<br />
Sascha Westphal<br />
HAAR<br />
Augenbrauen-Mode: Lieber Kahlo <strong>als</strong> Katzenberger?<br />
Es muss ja nicht gleich ein<br />
Balken über dem Auge sein<br />
wie bei Bert aus der „Sesamstraße“,<br />
Frida Kahlo oder Theo<br />
Waigel. Doch nicht nur Brooke<br />
Shields, auch jüngere Filmstars<br />
wie Emma Watson und Keira<br />
Knightley zeigten sich schon mit<br />
markanten Augenbrauen. In England<br />
steigt die Nachfrage nach<br />
Haar-Transplantationen. Gut<br />
4000 Euro kostet es, sich etwaige<br />
Schäden über dem Auge beheben<br />
zu lassen. In Deutschland geht der<br />
Trend weg vom dünnen Marlene-<br />
Dietrich-Bogen, der Frauen einen<br />
etwas überraschten Gesichtsausdruck<br />
verleihen kann - hin zur<br />
gepflegten Natürlichkeit.<br />
Zu wenig Brauen, das sieht<br />
manchmal billig aus. „Der Unterschied<br />
zwischen Filmstar und<br />
Stripperin ist haarfein“, stellte<br />
ein Berliner Stadtmagazin fest.<br />
Bei Fernsehsternchen Daniela<br />
Katzenberger saßen die Augenbrauen<br />
zu hoch, eine Panne beim<br />
Dauer-Make-up, die die Blondine<br />
korrigieren ließ. „Das war ja<br />
wirklich furchtbar“, sagt<br />
die Düsseldorfer Kosmetikexpertin<br />
Laura Legg. „Wir<br />
kennen solche Unfälle.“ Die<br />
Frauen seien dann oft sehr<br />
unglücklich.<br />
Wie bei anderen Körperhaaren<br />
kann man sich die<br />
Augenbrauen mit Wachs<br />
in Form bringen lassen. In<br />
vielen Städten gibt es mittlerweile<br />
Filialen einer amerikanischen<br />
Kette, „Brow<br />
Bars“, bei der nicht nur<br />
Frauen der Natur nachhelfen.<br />
„Auch Männer müssen<br />
im Job mehr und mehr gepflegt<br />
aussehen“, erzählt<br />
Legg, Produktmanagerin<br />
des Unternehmens Benefit<br />
Cosmetics, das die Brauen-<br />
Bars betreibt. Neugier spielt dabei<br />
eine Rolle, wie eine Sprecherin<br />
der Kette „Wax in the City“ beobachtet<br />
hat. „Es kommen immer<br />
mehr Männer zu uns. Viele, die<br />
keine Haare auf dem Oberkörper<br />
haben wollen, wollen auch keine<br />
über der Nase.“<br />
Katzenberger: Etwas zu wenig...<br />
Kahlo: Etwas zu viel – Augenbrauen. Fotos: dpa<br />
In Multikulti-Vierteln wie Berlin-Kreuzberg<br />
ist es für Männer<br />
selbstverständlich, sich die Augenbrauen<br />
in Form zu bringen.<br />
Dabei zwirbelt der Friseur mit<br />
einem Faden Garn die Härchen<br />
weg. „Es ist schmerzhaft, aber<br />
es ist auszuhalten. Für mich gehört<br />
sich das so“, erzählt<br />
Aygün Sönmaz, der bei<br />
„Coiffeur Selim“ auf dem<br />
Stuhl sitzt und während<br />
der Prozedur mannhaft<br />
keine Miene verzieht. Raed<br />
Seif vom Salon „Kücük<br />
Istanbul“ berichtet, dass<br />
sich 60 Prozent seiner<br />
Kunden die Augenbrauen<br />
machen lassen, was drei<br />
bis fünf Euro kostet. Manche<br />
kommen sogar jede<br />
Woche.<br />
Selbst wenn es sich auf<br />
den Laufstegen anders<br />
andeutet: Der Berliner<br />
Promi-Visagist René Koch<br />
glaubt nicht an ein Comeback<br />
des Wildwuchses.<br />
„Die Frauen haben wieder<br />
klassische Augenbrauen so wie<br />
Grace Kelly“, sagt er. Und die<br />
richtigen Linien sehen laut Koch<br />
so aus: Einen Bleistift am Nasenflügel<br />
senkrecht anlegen, oben<br />
sollte die Innenseite der Braue<br />
anfangen. Dann den Stift vom<br />
Nasenflügel zum äußeren Rand<br />
des Auges richten: Dort hört die<br />
Braue auf. Die perfekten Maße<br />
hatte Nofretete im alten Ägypten,<br />
wie Koch sagt.<br />
Heute kennt der Visagist, der<br />
schon Hildegard Knef hübsch<br />
machte, Botox- und Lifting-Fälle,<br />
bei denen die Proportionen nicht<br />
mehr stimmen. „Wir müssen pausenlos<br />
Augenbrauen korrigieren“,<br />
sagt Koch. Er vergleicht das mit<br />
einem Kleid, bei dem nach dem<br />
Ändern die Knöpfe verrutscht<br />
sind. Für daheim hat er folgende<br />
Tipps: Vorher das Auge mit Eis<br />
oder einem Kaffeelöffel kühlen.<br />
Härchen schräg wegzupfen. Besonders<br />
geeignet sind Pinzetten<br />
mit Licht. Dann keine Fettlotion,<br />
sondern Aloe-Vera-Creme oder<br />
Babypuder auftragen.<br />
Wichtig sei auch, die Kosmetikstunde<br />
auf keinen hektischen Tag<br />
zu legen, sagt Koch. Er erinnert<br />
sich noch gut an Eartha Kitt, bei<br />
der er ordentlich zupfen musste.<br />
„Das Schöne war, die schlief<br />
immer dabei.“ Caroline Bock