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Die öffentliche Verschwendung Die öffentliche Verschwendung

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nicht nötig waren, denn parallel<br />

zum Gruben weg verläuft die Hannoverstraße,<br />

und über die sind die<br />

alten Zechenhäus chen ebenso gut<br />

zu erreichen. <strong>Die</strong> Besucher müssten<br />

lediglich 300 Meter mehr gehen. Ein<br />

Glück nur für die Anwohner des Grubenweges,<br />

dass sie nicht angewiesen<br />

wurden, sich für die Besucher an den<br />

Wochenenden die Gesichter mit Kohle<br />

zu schwärzen - zur Erinnerung an<br />

vergangene Zeiten.<br />

Kiel. Im Zentrum der Landeshauptstadt<br />

liegt der Hiroshima-Park direkt<br />

am Kleinen Kiel, einem Teich mit<br />

Wasserfontäne. Das Kieler Grünflächen<br />

amt informierte Ortsbeirat,<br />

Bau aus schuss und Kulturbeirat im<br />

No vember 2002 über Planungen, als<br />

Mit telpunkt für den neugestalteten<br />

Stadt- park einen Brunnen des dänischen<br />

Künstlers Jeppe Hein errichten<br />

zu wol len. <strong>Die</strong>ses stieß auf allgemeine<br />

Zustimmung, zumal eine Galeristin<br />

da für Sponsoren finden wollte. Plötzlich<br />

stellte das Grünflächenamt in den<br />

folgenden Verhandlungen allerdings<br />

fest, dass der zu internationaler Berühmt<br />

heit gekommene Künstler an<br />

einer Installation in Kiel wohl kein<br />

großes Interesse mehr habe. Hinzu<br />

kam ein Streit zwischen verschiedenen<br />

Gale risten über die Lizenzrechte.<br />

Darauf hin bestellte das Grünflächenamt<br />

kurzerhand bei einem örtlich<br />

ansässigen Landschaftsarchitekten<br />

eine vergleichbare Wasserinstallation<br />

- ohne künstlerischen Anspruch,<br />

aber auch ohne Beschlussfassung<br />

der zuständigen Gremien, ohne Beachtung<br />

des Vergaberechts und ohne<br />

Haus halts titel. <strong>Die</strong> Rechtfertigung,<br />

die gewählte Alternative sei kostengünstiger,<br />

hält einer genauen Prüfung<br />

aber nicht stand. Das Re ch nungs prü-<br />

42<br />

fungsamt ermit tel te in einem internen<br />

Bericht Kos ten schätzungen von rund<br />

200.000 Euro für die Architekten-Lösung<br />

gegenüber rund 105.000 Euro<br />

für das ursprünglich vorgesehene<br />

Kunstwerk. Insbesondere die Kulturpolitiker<br />

in der Stadtvertretung<br />

fühlten sich zudem von dem eigenmächtigen<br />

Vorge hen der Verwaltung<br />

überrumpelt. Oh ne Ratsbeschluss<br />

waren bereits Arbei ten im Wert von<br />

über 180.000 Euro in Auf trag gegeben<br />

worden. <strong>Die</strong> Rats ver sammlung<br />

verhängte im Oktober 2003 einen sofortigen<br />

Baustopp und forderte weitere<br />

Verhandlungen mit dem Künstler<br />

Jeppe Hein. Daraufhin machte das<br />

Grünflächenamt die Alternativrechnung<br />

auf, entweder 176.418 Euro<br />

durch Verzicht und Rückbau der<br />

An lage verschwendet zu haben oder<br />

183.552 Euro für den Architekten-<br />

Brunnen auszugeben oder aber für<br />

287.289 Euro den Künstler-Brunnen<br />

zu realisieren. <strong>Die</strong> Politik entschied<br />

sich für das Kunstobjekt - wohl auch<br />

„aus Prinzip“. Aktuelle Berechnungen<br />

des Rech nungsprüfungsamtes zeigen<br />

allerdings, dass das Grünflächenamt<br />

sich wohl wieder einmal verrechnet<br />

hatte. <strong>Die</strong> Prüfer kommen auf Gesamtkosten<br />

des Brunnens von mehr<br />

als 350.000 Euro. Übrigens wäre<br />

auch der Weiterbau des Archi tekten-<br />

Brunnens mit fast 206.000 Euro teurer<br />

geworden als behauptet. Selbst wenn<br />

man berücksich tigt, dass man durch<br />

das Kunstwerk 35.000 Euro Landesmittel<br />

für „Kunst am Bau“ binden<br />

könne und ursprüng lich für den<br />

Brunnen gekauftes Mate rial im Wert<br />

von rund 30.000 Euro jetzt anderweitig<br />

benutzen will, wie der zuständige<br />

Dezernent erklärt, bleibt das Projekt<br />

für den Steuerzahler ein Fiasko und<br />

für die Stadt Kiel ein Armutszeugnis,

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