Es sind schon mehr als 10 Jahre vergangen, als ... - Heinz Kornemann
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Vorwürfe. „Nur gut, daß Max und Bello unser Gespräch nicht verstehen können. Was sollten diese<br />
braven Tiere über uns Menschen denken. So handelt doch kein Politiker, der eine Vorbildfunktion für<br />
das Volk haben soll.“<br />
Bello und ich, wir warfen uns einen vielsagenden Blick zu, der soviel sagte wie „wenn ihr wüßtet“.<br />
„Wo wir gerade bei diesem Thema <strong>sind</strong>“, sagte Egon zu Frieda gewandt, „liest du eigentlich gar keine<br />
Zeitung?“<br />
„Nee, ich habe <strong>als</strong> Hausfrau nicht soviel Zeit wie du beim Taxifahren!“<br />
„Na gut“, antwortete Egon, „das ist akzeptiert, dann will ich dir kurz berichten, was in den<br />
<strong>vergangen</strong>en Wochen noch so alles in der Zeitung stand. Das was ich dir eben mit dem billigen Strom<br />
erzählt habe, hat ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß in einer öffentlichen Zeugenvernehmung<br />
aufgedeckt. Dabei ist herausgekommen, daß die Bremer Stadtwerke mit Billigstrom,<br />
Geschenken und Spenden die SPD und ihre Politiker unterstützt haben.“<br />
„Zu dem billigen Strom haben die auch noch Geschenke und Spenden erhalten? Vielleicht haben die<br />
Herren, wie <strong>schon</strong> bei dem Strom, gar nicht bemerkt, daß sie etwas bekommen haben?“ fragte Frieda<br />
ungläubig.<br />
„So ungefähr wird es wohl gewesen sein“, sagte Egon. „Das Versorgungsunternehmen Stadtwerke,<br />
das zu 80 Prozent der Stadt Bremen gehört, zeigte sich bei unseren Politikern von der SPD immer<br />
wieder sehr großzügig. Teure Geschenke und bis zu fünfstellige Spenden. Gelder, die eigentlich <strong>als</strong><br />
Firmengewinn an den Stadthaushalt abgeführt werden müssen und somit der Allgemeinheit zugute<br />
gekommen wären.“<br />
„Der Allgemeinheit?“ fragte Frieda. „Das heißt, Gelder für Kindergärten und ähnlich wichtige Dinge.“<br />
„So kann man es sehen, jedenfalls zeigte die Spenden- und Spesenpraxis der Stadtwerke, daß sie für<br />
aufwendige Bewirtungen der Herren Genossen aus dem Senat samt Ehefrauen bis zu 40.000 Mark<br />
zahlten.“<br />
„Das müssen aber gewaltige Festessen gewesen sein“, unterbrach Jan, „wenn die Stadtwerke bis zu<br />
40.000 Mark für die Beköstigung spendiert haben.“<br />
„Das kann man wohl sagen“, fuhr Egon fort, „darum prüft jetzt die Staatsanwaltschaft, ob Betrug zum<br />
Nachteil der Verbraucher vorliegt.“<br />
„Das muß man sich mal auf der Zange zergehen lassen“, sagte Jan und wiederholte genüßlich: „Betrug<br />
zum Nachteil der Verbraucher.“<br />
„Ich würde mir lieber das 40.000-Mark-<strong>Es</strong>sen auf der Zunge zergehen lassen. Aber, was haben unsere<br />
Politiker von den Stadtwerken für Geschenke erhalten?“ wollte Frieda wisssen.<br />
„Koschnick hat zu seinem 60. Geburtstag eine Keramik bekommen, Wert 2.200 Mark. 1978 erhielt er<br />
einen Schreibtisch und einen Sessel im Wert von 6.000 Mark, <strong>als</strong> er den Aufsichtsrat der Holding<br />
Gesellschaft für Stadtwerke und Straßenbahn verließ. Vor dem Untersuchungsausschuß auf diese<br />
Geschenke angesprochen, hat er gesagt: ich bin nich auf die Idee gekommen, daß etwas unkoscher<br />
wäre.“<br />
„Naja“ meinte Frieda, „das hält sich ja noch im Rahmen.“<br />
„Wenn du meinst, sein Nachfolger, unser Bürgermeister Wedemeier, der hat aber <strong>schon</strong> kräftiger<br />
zugelangt. Als Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens setzte er sich persönlich dafür ein, daß<br />
SPD-nahe Organisationen bis zu fünfstellige Beträge <strong>als</strong> Spende von den Stadtwerken erhielten, er ließ<br />
sich mit Geldern der Stadtwerke für 32.000 Mark das Schlafzimmer in seiner Bonner<br />
Landesvertretung ausstatten.“<br />
„Für 32.000 Mark ein Schlafzimmer?“ fragte Frieda ungläubig.<br />
„Jaa...“, bestätigte Egon gedehnt. „Allerdings <strong>sind</strong> darin auch die Kosten in Höhe von 5.000 Mark für<br />
ein neues Doppelbett in <strong>Es</strong>che weiß enthalten.“<br />
„Ein Doppelbett für 5.000 Mark? Das mag ich gar nicht glauben.“ Ungläubig schüttelte Frieda den<br />
Kopf.<br />
„Das ist aber noch nicht alles, Frieda. Außerdem finanzierten die Stadtwerke Herrn Wedemeier die<br />
Ausstattung seines Amtszimmers im Rathaus für 36.000 Mark.“<br />
„Egon! Hör auf!“ unterbrach ihn Frieda. „Das ist unglaublich, was ist das bloß für eine<br />
Verschwendung.“<br />
„<strong>Es</strong> wird sogar behauptet, die Stadtwerke hätten die Schulden der Bremer SPD bei der Bundes-SPD<br />
beglichen.“<br />
„Schluß jetzt!“ sagte Frieda mit energischer Stimme.<br />
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