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Es sind schon mehr als 10 Jahre vergangen, als ... - Heinz Kornemann

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„Da hätte von den Gewerkschaften <strong>schon</strong> in früheren <strong>Jahre</strong>n einiges anders geregelt werden müssen“,<br />

wandte Frieda ein. „Da hätte Frank Teichmüller sagen müssen: wir müssen den Gürtel enger<br />

schnallen. <strong>Es</strong> wurde ja nur so aus dem Vollen verteilt. Jetzt ist die Bescherung da, die keiner<br />

wahrhaben wollte.“<br />

„Hier steht noch ein Bericht über Hennemann in der Zeitung“, sagte Egon. „Die Überschrift lautet:<br />

Hennemann will weiter Geld sehen.“<br />

„Hat der immer noch nicht genug?“ fragte Jan. „Hier steht, er kämpft um sein Übergangsgeld aus der<br />

Landeskasse. Die hat ihm zum 1. November die monatliche Pension in Höhe von 9.000 Mark<br />

gestrichen. weil er sich weigert, sein Einkommen offenzulegen.“<br />

„Muß der jetzt seine Bedürftigkeit nachweisen?“ fragte Frieda.<br />

„Bedürftig wird er wohl nicht sein“, antwortete Egon, „denn weiter steht hier im Artikel, daß<br />

Hennemanns Bonner Anwalt die Höhe seiner Vulkan-Abfindung mit 1,6 bis 1,8 Millionen Mark<br />

angegeben hat. Am Schluß des Artikels heißt es, daß in Hennemanns Überlassungsvertrag aus dem<br />

<strong>Jahre</strong> 1987 steht, daß er nach seinem Ausscheiden aus dem Vulkan alle Privilegien eines entlassenen<br />

Staatsrates haben sollte. Auf welche rechtlichen Grundlagen sich dieser Vertrag gestützt habe, konnte<br />

noch nicht geklärt werden. <strong>Es</strong> soll da politische Vorgaben gegeben haben, heißt es. Wie immer das zu<br />

verstehen sein mag.“<br />

„Habe ich ja <strong>schon</strong> mal gesagt“, sagte Jan, „ich wundere mich <strong>schon</strong> lange über nichts <strong>mehr</strong>.“<br />

„Ich auch nicht“, sagte Frieda. „Allerdings habe ich durch meine Beziehungen gehört, daß der<br />

ehemalige Abteilungsleiter bei der Senatskommission für das Personalwesen, kurz SKP genannt,<br />

diesen Dienstvertrag und den Personalüberlassungsvertrag zwischen Hennemann und dem Land<br />

Bremen <strong>als</strong> ein Unikat bezeichnet hat. Der Vertrag soll auf oberster Ebene ausgehandelt worden sein,<br />

und verantwortlich für die SKP war zum damaligen Zeitpunkt der Finanzsenator Claus Grobecker.“<br />

Die Abstände, in denen Egon vorbeischaute, wurden Anfang November immer kürzer. Ich erinnere<br />

mich noch ganz genau, wie er mit ernstem Gesicht an einem Dienstagmorgen mit seiner Zeitung in der<br />

Hand das Haus betrat.<br />

„So wie der heute dreinschaut“, sagte ich zu Bello, „da muß etwas ganz Besonderes passiert sein, das<br />

ihn vom Stuhl gerissen hat.“<br />

Egon legte seine Zeitung auf den Tisch, schaute Jan und Frieda an und sagte: „Die innigen<br />

Verbindungen zwischen dem Vulkan und bremischen Politikern <strong>sind</strong> ja bekannt und <strong>mehr</strong>fach belegt.<br />

Ihr erinnert euch an den nicht-offiziellen Briefwechsel zwischen Wedemeier und dem damaligen Finanzsenator<br />

Manfred Fluß, der dann doch an die Öffentlichkeit kam. Da äußerte Wedemeier in seinem<br />

Brief seine ernste Sorge, daß sein Angebot, dem Vulkan vor dem Bürgerschaftswahlkampf mit 200<br />

Millionen Mark zu helfen, bekämpft werde.“<br />

„Ich erinnere mich“, sagte Jan. „Was für ein Briefwechsel, der nicht an die Öffentlichkeit kommen<br />

sollte, ist diesmal der Presse zugespielt worden?“<br />

„Ein handgeschriebener Brief unseres ehemaligen Finanzsenators Claus Grobecker aus dem Jahr 1991<br />

an den lieben Fritz. Gemeint ist damit Friedrich Hennemann. Arbeitsdirektor wolle er beim Vulkan<br />

nicht werden, schreibt Grobecker in dem Brief, aber Berufsaufsichtsrat. Seine fünfstellige Senatspension<br />

wollte er damit noch ein wenig aufbessern, da man ihn im Senat anscheinend nicht gebrauchen<br />

konnte. So wurde auch er Vulkan-Kontrolleur. Was dabei rausgekommen ist, das wissen wir ja<br />

alle.“<br />

„Was hat er denn so geschrieben?“ wollte Frieda wissen. „Lies mal was vor!“<br />

„Hier schreibt er“, sagte Egon, ...das Leben eines Frührentners behagt mir, nach einem Vierteljahr<br />

Probezeit, jedoch nicht. Bevor ich im Rathaus sitze, gehen mindestens zwei <strong>Jahre</strong> ins Land. Ich<br />

schlage Dir deshalb folgendes vor: Ich werde, spätere Entscheidungen und Notwendigkeiten vorbehaltend,<br />

Berufsaufsichtsrat für und im Vulkan-Konzern. Will sagen, in Bhv., M.-V., W‘haven, Atlas,<br />

STN vertrete ich die Interessen der Mutter, bei der ich ebenfalls im AB sitze. Alles zusammen<br />

rechtfertigt eine Aufwandsentschädigung von 6.000 Mark monatlich. Das ist die Summe, die ich bis<br />

zur Erreichung eines Senatorengeha.lts verdienen kann. Wenn wir am Montag die sehr wichtige AB-<br />

Sitzung hinter uns haben, sollten wir darüber reden. Bis dann! Claus.<br />

„Sehr geschmacklos“, sagte Frieda, „wie er da <strong>als</strong> Sozialdemokrat nur an sein eigenes Wohl mit der<br />

Aufstockung seiner ohnehin nicht geringen Pension gedacht hat, während der Werftarbeiter von der<br />

Arbeitslosigkeit bedroht ist.“<br />

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