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Es sind schon mehr als 10 Jahre vergangen, als ... - Heinz Kornemann

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„Warum?“ fragte Frieda.<br />

„Der Bundesgerichtshof sprach die beiden in letzter Instanz frei. Die Straftaten seien verjährt, hieß es,<br />

und so tragen wir Steuerzahler die Kosten des Verfahrens.“<br />

„Und dieser Horst Rahe hat Hennemann einen Strich durch die Rechnung gemacht?“ fragte Jan.<br />

„Hat er“, antwortete Egon. „Zusammen mit seinem Partner Schües hat er die Deutsche Seerederei<br />

Rostock GmbH, genannt DSR, gekauft. Die wollte Hennemann auch haben. Für Hennemann, der<br />

mitgeboten hatte, war es der schwärzeste Tag in seiner Karriere, sagt man.“<br />

„Ich glaube, unser ehemaliger Senatsdirektor beim Senator für Gesundheit wird noch schwärzere Tage<br />

in seiner Karriere erleben“, unterbrach ihn Frieda.<br />

„Warum wollte Hennemann die DSR kaufen?“ fragte Jan.<br />

„Hennemann will mit seinen Schiffswerften einen Verbund von Maschinenbaufirmen,<br />

Reedereiunternehmen und High- Tech-Firmen aufbauen. Anders <strong>sind</strong> wir den Japanern nicht <strong>mehr</strong><br />

gewachsen, sagt er“, antwortete Egon.<br />

„Und warum hat er den Zuschlag für sein geplantes Imperium nicht bekommen?“ wollte Jan wissen.<br />

„Weil die Treuhandanstalt andere Vorstellungen hat, sie bevorzugt die sogenannte Mittelstandslösung;<br />

und so haben sie die größte ostdeutsche Seereederei an zwei Einzelpersonen ohne Konzernbindung<br />

verkauft.“<br />

„Darüber wird Hennemann wohl nicht begeistert gewesen sein“, meinte Jan.<br />

„Nee, bestimmt nicht“, fuhr Egon fort. „Schließlich hat Hennemann mit Bremer Staatshilfe und vielen<br />

Schiffsbausubventionen aus der 1987 fast bankrotten Vulkan-Werft ein Industrieunternehmen mit<br />

weitverzweigten Produktionsunternehmen aufgebaut. Unter anderem kaufte er den größten Teil des<br />

Mecklenburger Schiff- und Großmaschinenbaues dazu. Dasselbe hatte er nun im Reedereigeschäft vor.<br />

So besitzt der Bremer Vulkan <strong>schon</strong> 67% der Bremer Senator Line. Eine Reederei, die dauerhaft<br />

Ver1uste einfährt, aber auf Schiffen, die der Vulkan baut.“<br />

„Eine Reederei, die dauerhaft Verluste einfährt“, staunte Frieda.<br />

„Ja“, sagte Egon „und da hat sich der Stratege Hennemann etwas Besonderes einfallen lassen. Um die<br />

SenatorLine aus ihren roten Zahlen zu holen, entwickelte er mit dem Chef dieser Reederei den ‚Round<br />

the World Container Service. Das heißt, die Schiffe fahren nicht über den Ozean und dann zurück. Sie<br />

fahren rund um den Globus, immer nur in eine Richtung. Neben der koreanischen Cho-Yang..Reederei<br />

gewannen sie für diesen World-Service die ehemalige DDR-Staatsreederei DSR dazu. Die wollte sich<br />

Hennemann nun ganz von der Treuhand holen. Den DSR-Betriebsrat wusste er auf seiner Seite, alles<br />

schien perfekt. Die Senator Line sollte anschließend an die DSR verkauft werden und damit<br />

schuldenfrei sein. Mit den beliebten Treuhand-Subventionen sollte dann die DSR saniert werden.<br />

Somit wäre die Brener Vulkan-Schiffahrtsgruppe um einiges größer geworden <strong>als</strong> die Hamburger<br />

Großreederei Hapag Lloyd.“<br />

„Schätze mal, daß das den Hamburgern gar nicht gefallen hat“, resümierte Jan.<br />

„Du sagst es“, bestätigte Egon, „und somit erhielten die Abschreibungskünstler Rahe und Schües den<br />

Zuschlag.“<br />

„Was haben die getan, um Hennemann auszubooten?“ wollte Frieda wissen.<br />

„Sie haben der Treuhand ein Alternativkonzept zu dem des Bremer Vulkan vorgelegt, das äußerlich<br />

attraktiver für den Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern schien. Die DSR wollten sie in ihren<br />

Bindungen. zum Round the World Container Service lassen, sie aber andererseits mit Wohnungsbau<br />

und Tourismus rund um Rostock verbinden.“<br />

„Hört sich nicht schlecht an“, meinte Frieda.<br />

„Ach Frieda“, seufzte Egon, „die Hintergründe scheinen ganz andere zu sein. Was <strong>schon</strong> Hennemann<br />

gefiel, das wollen Rahe und Schües doch auch machen. Nämlich: die Sanierung ihrer eigenen<br />

Schiffsbeteiligungen über die DSR. Somit wird das 500 Millionen Mark starke Anlagevermögen<br />

zusätzlich mit einigen hundert Millionen Mark von der Treuhand unterstützt. Als Eigentümer-<br />

Unternehmer können sie einen großen Teil des Sanierungsgewinns selbst einstreichen.“<br />

„Sauerei“, sagte Jan. „Unsere sauer verdienten Steuergelder.“<br />

„Ist nun mal so“, meinte Egon. „Hennemann war dem Treuhand-Management suspekt, weil der <strong>schon</strong><br />

viel zuviel bekommen hatte. Der Mann beherrscht ja ganz Mecklenburg, soll ein Treuhand -Manager<br />

gesagt haben. Außerdem wird immer wieder das Gerücht belebt, daß der Bremer Vulkan<br />

<strong>mehr</strong>heitlich, wenn auch verschleiert, dem Lande Bremen gehört.“<br />

„Hört, hört“,, staunte Frieda, und Jan. sagte: „Beim Geldverdienen hört jede Moral auf, das sieht man<br />

ja beim U-Boot-Bau. Kaum hat Finanzminister Theo Waigel im großen Sparplan 160 Millionen Mark<br />

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