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Hin und wieder zurück! Mit der AWO zum Nordkap - R. Nawrath

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dauert eine Weile bis wir den w<strong>und</strong>en Punkt gef<strong>und</strong>en<br />

haben. <strong>Hin</strong>ter dem Ölfi lter schlängelt sich ein<br />

kleines Röhrchen hinauf am Tank vorbei <strong>und</strong> endet<br />

an einem superwichtigen „High – Performance“<br />

Öldruckmanometer. Das Röhrchen hatte sich in das<br />

Ölfi ltergehäuse verliebt <strong>und</strong> sich an ihm aufgerieben.<br />

So lief das Öl am Filter runter <strong>und</strong> tropfte auf den<br />

Motorblock <strong>und</strong> das Getriebe, von wo es sich schön<br />

gleichmäßig auf den Reifen verteilte. Lösung: Röhrchen<br />

blind machen!<br />

Kurzehand wird das Röhrchen vom Besitzer mittels<br />

eines chinesischen Seitenschnei<strong>der</strong>s abgezwickt.<br />

Naja <strong>der</strong> Seitenschnei<strong>der</strong> sieht eher nur so aus.<br />

Richtig müßte es Seitenquetscher heißen. Jedenfalls<br />

wird das Röhrchen mehr o<strong>der</strong> weniger abgerissen,<br />

umgebördelt <strong>und</strong> soll jetzt dicht sein. Ich<br />

melde Bedenken an, <strong>und</strong> zitiere den Mopedprinz .<br />

Öl hat einen spitzen Kopf <strong>und</strong> ist fl üssig wie Wasser,<br />

wenns warm ist! Das umbördeln klappt natürlich<br />

nicht. Jetzt darf ich meine Variante probieren. Am<br />

hinteren Zylin<strong>der</strong>fuß ist das Röhrchen mit einer kleinen<br />

zölligen Überwurfmutter befestigt. Ich umwickle<br />

den Anfang des Röhrchens fest mit Tefl onband aus<br />

meinem Repertoire <strong>und</strong> schraube das ganze <strong>wie<strong>der</strong></strong><br />

fest.<br />

Vergnügt steht <strong>der</strong> glatzköpfi ge Endfünfziger neben<br />

mir <strong>und</strong> meint: „Da steh ich mitten in <strong>der</strong> Nacht<br />

irgendwo in Dänemark an einer Tankstelle <strong>und</strong><br />

gucke zu, wie mir so ein Simsontyp , <strong>der</strong> es im<br />

Gegenteil zu mir mit seinem Alteisen bis <strong>zum</strong> Kap<br />

<strong>und</strong> <strong>wie<strong>der</strong></strong> zurück geschafft hat, meine Harley<br />

<strong>wie<strong>der</strong></strong> heil macht.“ Wir lachen beide herzlich. Meine<br />

Flickschusterei hält. Wir sind begeistert. Er läd mich<br />

noch auf nen Kaffee ein. Kaffee lehne ich ab, also<br />

muß es noch ein Redbull sein :-) ( <strong>der</strong> zweite innerhalb<br />

einer halben St<strong>und</strong>e, wenn das nicht hilft ... ).<br />

Wir unterhalten uns noch ganz nett <strong>und</strong> er erzählt<br />

von seinem Zünspulendefekt mit langer Wartezeit<br />

unterwegs <strong>und</strong> daß ihn oberhalb von Trondheim<br />

schon gefroren hat. Er hatte dann keine Lust mehr<br />

<strong>und</strong> ist umgedreht. Ich schmunzle in mich rein als er<br />

dramatisch von „einstelligen Temperaturen“ erzählt.<br />

Seine teuren Goretex – Wan<strong>der</strong>schuhe waren auch<br />

schon mehrmals abgesoffen <strong>und</strong> seine Harleykombi<br />

sieht auch schicker aus, als sie wärmt. Diese<br />

Erkenntnisse hat er mittlerweile selbst gesammelt.<br />

Er möchte am liebsten durchfahren bis nach Hause<br />

<strong>und</strong> will noch eine Fähre in Puttgarden erwischen.<br />

Ob nachts halb 2 noch was fährt bezweifl e ich <strong>und</strong><br />

schlage meine, ihm unbekannte Route über die Brücke<br />

als Alternative vor. Das ist ihm zu weit <strong>und</strong> so<br />

trennen sich wenige Minuten später nach einer sehr<br />

fre<strong>und</strong>schaftlichen Verabschiedung unsere Wege<br />

<strong>wie<strong>der</strong></strong>.<br />

<strong>Mit</strong> <strong>der</strong> <strong>AWO</strong> <strong>zum</strong> <strong>Nordkap</strong><br />

Aufgeputscht durch 2 Redbull <strong>und</strong> ein paar leckere<br />

Schnitten Brot <strong>und</strong> Kaviar mache ich den Autopilot<br />

rein <strong>und</strong> wir schweben im Tieffl ug durch die wolkenverhangene<br />

dänische Nacht, als ob die Kilometer<br />

nur Luft wären.<br />

Paul van Dyk mit seinem Album „out there and back“<br />

(^^ hin <strong>und</strong> <strong>wie<strong>der</strong></strong> zurück) in Endlosschleife begleitet<br />

mich so sicher, wie schon im Jahre 2000, als wir<br />

mit dem Auto nachts durchgefahren sind. Anja neben<br />

mir seelenruhig schlafend mit unserem ältesten<br />

im Bäuchel. .... Memories pur...<br />

Bei Durst wird getrunken, bei Hunger gegessen.<br />

Wenn getankt werden muß gibts rechtzeitig Benzin.<br />

Werden die Augen schwer gibts nen Schluck Redbull<br />

<strong>und</strong> 25 Liegestütze in voller Montur. Kein Bock<br />

anzuhalten. Kein Bock zu schlafen. Nur Bock auf<br />

<strong>AWO</strong> fahren. Die Nacht vergeht wie im Flug.<br />

Der Morgentau senkt sich herab <strong>und</strong> es ist, als führe<br />

man durch unsichtbaren Regen. Alles wird klamm,<br />

die Luft wird frisch <strong>und</strong> ab <strong>und</strong> zu fröstelt es mich<br />

ein bisschen. Liegestütze sind hier <strong>wie<strong>der</strong></strong> das <strong>Mit</strong>tel<br />

<strong>der</strong> Wahl. Allein durch Dänemark sicher über 100 :-)<br />

. Die Sonne wagt einen ersten Blick über den Horizont.<br />

Ein unglaublicher Anblick, wenn die morgentliche<br />

Welt vom Himmel her in rosarote Tücher gehüllt<br />

wird <strong>und</strong> die Nebelschleier den Wiesen schmeicheln.<br />

Soeben fahre ich an einer Herde Kühe vorbei. Die<br />

ersten haben sich schon aufgerappelt <strong>und</strong> grasen<br />

gemächlich. Die Kleinen dürfen noch ein bisschen<br />

dösen. Das alles bei diesem Licht. Noch jetzt beim<br />

schreiben bekomme ich Gänsehaut, wenn ich mich<br />

erinnere.<br />

Aber upps, was ist das? Ein Schild. Flensborg nur<br />

noch 40 km. So heimlich es nur geht, hat sich schon<br />

die deutsche Grenze angeschlichen. Ein letztes Mal<br />

tanke ich in Dänemark <strong>und</strong> .... kanns kaum glauben,<br />

daß wir schon HIER sind,<br />

Im Morgengrauen überqueren wir die Grenze <strong>und</strong><br />

gerade denke ich an das letzte Mal, als wir 2000<br />

mit Anja diese Grenze in dieser Richtung um fast<br />

dieselbe Uhrzeit passiert haben. Das erste was uns<br />

damals wie ein Hammer auf den Kopf daran erinnerte<br />

in D zu sein, ist die Tatsache, daß es gleich<br />

alle <strong>wie<strong>der</strong></strong> total eilig haben. Genauso geht es mir<br />

<strong>wie<strong>der</strong></strong>. Soeben von <strong>der</strong> Autobahn runter sehe ich,<br />

wie ein popeliger 1,4 er Polo mit seinen Scheinwerfern<br />

an meinem Auspuff klebt <strong>und</strong> am liebsten<br />

schieben möchte.<br />

Wenn ich nur eine einzige Sache von <strong>der</strong> Reise<br />

aussuchen müßte, die ich behalten dürfte, so wäre<br />

meine Bitte, für mich etwas von <strong>der</strong> innerlichen <strong>und</strong><br />

äußerlichen Ruhe hinüberretten zu können. Das<br />

war auch meine leise Hoffnung, aber man kann sich<br />

selbst auch in solchen 3 Wochen wie ich erleben<br />

durfte nicht so wandeln <strong>und</strong> verfällt lei<strong>der</strong> <strong>wie<strong>der</strong></strong><br />

schnell in den selben Trott wie vorher.<br />

Ich versuche, gelassen zu bleiben <strong>und</strong> es gelingt<br />

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