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2011 2031 2051 Medizin an den Grenzen des Lebens

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14 ESSAY MArKuS MÜSchEnIch <strong>2051</strong><br />

Deine <strong>Lebens</strong>klugheit hätte ich gerne. Oje,<br />

da meldet sich unser kleiner Paulinus, er hat<br />

Hunger. Ich fürchte, Großvater, wir müssen un-<br />

ser interess<strong>an</strong>tes Gespräch vertagen. Aber du<br />

kommst ja in zwei Wochen nach München. Es<br />

bleibt doch dabei?<br />

Klar, ich freue mich schon. und lass unser neues<br />

Familienmitglied nicht zu l<strong>an</strong>ge warten. <strong>den</strong>n hungernde<br />

Kinder leben kürzer, lass dir das von einem<br />

alten Kinderarzt sagen. Tschüss, ihr Lieben!<br />

Tschüss, Großvater!<br />

Wie alt wer<strong>den</strong> wir morgen?<br />

Ich schalte mein neo-h<strong>an</strong>dy aus und hänge noch<br />

einem Ged<strong>an</strong>ken nach. Was ist Gesundheit für<br />

mich? heute ist mir klar, nicht mehr die Abwesenheit<br />

von Kr<strong>an</strong>kheit. Es ist die persönliche Übernahme<br />

der Ver<strong>an</strong>twortung für die bestmögliche<br />

eigene Gesundheit. Es geht also primär um eine<br />

vorausschauende Versorgung rund um die Gesundheit.<br />

und vorausschauend heißt eben nicht<br />

nur die Versorgung im Kr<strong>an</strong>kheitsfall, sondern<br />

auch die unterstützung, gar nicht erst kr<strong>an</strong>k zu<br />

wer<strong>den</strong>. Ich erinnere mich noch gut <strong>an</strong> <strong>den</strong> Slog<strong>an</strong><br />

« der körperliche Zust<strong>an</strong>d eines<br />

alten Menschen ist immer das<br />

Ergebnis <strong>des</strong>sen, was er seinem<br />

Körper früher zugemutet<br />

hat. Mein Motto im Alter ist:<br />

Lieber fit für <strong>den</strong> Alltag als<br />

perfekt gesund. Letzteres<br />

schaffe ich eh nicht, das Erste<br />

hingegen ist mein Ziel. »<br />

« Gesundheit passiert im Supermarkt ». Wer einen<br />

Supermarkt betrat, wurde freundlich gefragt, ob<br />

er eine Verkaufsberatung unter Berücksichtigung<br />

seiner aktuellen Laborwerte und gesundheitlichen<br />

risikoparameter wünschte, und <strong>an</strong> der Kasse gab<br />

es nicht mehr die Frage nach Payback-Karten<br />

oder Treuepunkten, sondern nach credit Points<br />

der Gesundheitsversicherer. Vorausgesetzt, m<strong>an</strong><br />

hatte die richtigen Produkte in <strong>den</strong> Einkaufswagen<br />

gelegt. die Gesundheitsversicherer schlossen integrierte<br />

Versorgungsverträge mit Warenhäusern,<br />

damit ihre Versicherten einen besseren Zug<strong>an</strong>g zu<br />

gesun<strong>den</strong> <strong>Lebens</strong>mitteln erhielten. der Begriff der<br />

Supermarket-Based Medicine machte mit einem<br />

Augenzwinkern die runde. noch einfacher war die<br />

Auswahl gesunder Produkte für die, die ohnehin<br />

online ihre <strong>Lebens</strong>mittel bestellten. die onlinekataloge,<br />

die auf dem Bildschirm erschienen,<br />

blendeten individuell und direkt solche Produkte<br />

aus, die der Gesundheit <strong>des</strong> eingeloggten Kun<strong>den</strong><br />

abträglich sein konnten.<br />

Im Jahr <strong>2051</strong> haben wir viel erreicht in Sachen Gesundheit,<br />

leider gibt es auch einen Wermutstropfen.<br />

der Wunsch nach einer gesun<strong>den</strong> Bevölkerung<br />

wurde nur zum Teil erfüllt. <strong>den</strong>n ein Trend, der sich<br />

bereits am Anf<strong>an</strong>g <strong>des</strong> Jahrhunderts abgezeichnet<br />

hatte, schlägt nun voll durch. Gemeint ist der<br />

gewaltige Anstieg der psychischen Erkr<strong>an</strong>kungen.<br />

die Arbeitswelt, die über Jahrzehnte <strong>den</strong> flexiblen<br />

Mitarbeiter gefordert und weidlich genutzt hatte, sah<br />

sich heerscharen von ausgebr<strong>an</strong>nten Menschen<br />

gegenüber. Längst waren es aber nicht mehr nur<br />

die Topm<strong>an</strong>ager. Es waren Arbeiter und Angestellte,<br />

hausfrauen und solche, die m<strong>an</strong> l<strong>an</strong>ge wegen<br />

ihres Gleichmuts als <strong>Lebens</strong>künstler bezeichnet<br />

hatte. doch das war — nach <strong>den</strong> ausgebr<strong>an</strong>nten<br />

M<strong>an</strong>agementetagen — erst die zweite Welle der<br />

Erkr<strong>an</strong>kten. und dieser sollte noch eine dritte folgen,<br />

bis unsere Gesellschaft begriff, dass es nicht<br />

gereicht hatte, übermäßige Kalorien, nikotin, Teer<br />

und Alkohol in <strong>den</strong> Griff zu bekommen. Erst als die<br />

diagnosestatistiken zeigten, dass depressionen und

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