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2011 2031 2051 Medizin an den Grenzen des Lebens

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« die Zukunft der<br />

Geburtshilfe ist die<br />

Beh<strong>an</strong>dlung von<br />

Kr<strong>an</strong>kheiten am<br />

ungeborenen Fötus. »<br />

Prof. dr. Markus Schmidt<br />

aufzubauen und sie als Individuum zu begreifen.<br />

Außerdem gibt es auf der Intensivstation einige<br />

Zimmer, in <strong>den</strong>en die Mütter kurz vor der Entlassung<br />

<strong>den</strong> Alltag zu hause üben können. Sie<br />

versorgen und pflegen ihre Kinder selbständig,<br />

können aber bei Bedarf jederzeit auf professionelle<br />

hilfe zurückgreifen.<br />

Mit welchen großen themen wird<br />

sich die perinatalmedizin in zukunft zu<br />

beschäftigen haben?<br />

Schmidt: Für die Geburtshilfe ist das die intrauterine<br />

Therapie, also die Beh<strong>an</strong>dlung von Kr<strong>an</strong>kheiten<br />

am ungeborenen Fötus, damit er bis zum optimalen<br />

Zeitpunkt der Geburt in der Gebärmutter<br />

bleiben k<strong>an</strong>n. Einiges ist auf diesem Gebiet bereits<br />

möglich, etwa Bluttr<strong>an</strong>sfusionen oder die<br />

Stabilisierung der herzleistung, und es gibt auch<br />

erste Möglichkeiten, gewisse Fehlbildungen <strong>des</strong><br />

Fötus in der Gebärmutter zu operieren.<br />

Feldkamp: der größte medizinische Erfolg wäre,<br />

Frühgeburten g<strong>an</strong>z zu vermei<strong>den</strong> — doch das bleibt<br />

vorerst utopie. Konkrete Fortschritte in der neonatologie<br />

ließen sich aber erzielen, wenn durch<br />

bauliche Maßnahmen ermöglicht würde, dass<br />

Eltern auch auf der Intensivstation jederzeit bei<br />

ihren Frühgeborenen bleiben und sich dort in<br />

eigene räume zurückziehen können. In Schwe<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong> solche Konzepte bereits vorbildlich<br />

umgesetzt.<br />

rosenbaum: Ich erlebe bei Frühgeburten oft, dass<br />

der Kinderwunsch perfekt in die <strong>Lebens</strong>situation<br />

eingepl<strong>an</strong>t war. Wenn das Kind d<strong>an</strong>n zu früh kommt,<br />

zerbricht nicht nur die Illusion vom Wunschkind,<br />

sondern der g<strong>an</strong>ze <strong>Lebens</strong>entwurf der Familie.<br />

die Gesellschaft wird sich künftig mehr mit ihren<br />

Idealvorstellungen von Leben ausein<strong>an</strong>dersetzen<br />

müssen, und damit, was in der Schw<strong>an</strong>gerschaftsund<br />

Geburtsmedizin vertretbar ist.<br />

MArKuS SchMIdT / ThorSTEn roSEnBAuM / AxEL FELdKAMP <strong>2011</strong> 21<br />

<strong>Lebens</strong>rettende Pränataltherapie<br />

der Fötus als Patient<br />

noch vor wenigen<br />

Jahrzehnten war die<br />

<strong>Medizin</strong> machtlos,<br />

wenn bei ungeborenen<br />

Erkr<strong>an</strong>kungen und<br />

Fehlbildungen diagnostiziert<br />

wur<strong>den</strong>. heute<br />

gibt es viele Möglichkeiten,<br />

Erkr<strong>an</strong>kungen <strong>des</strong><br />

Fötus in der Gebärmutter<br />

zu therapieren.<br />

Am häufigsten wer<strong>den</strong><br />

Medikamente eingesetzt,<br />

etwa zur Beh<strong>an</strong>dlung<br />

von herzrhyth-<br />

musstörungen oder<br />

bei Toxoplasmose, einer<br />

Infektionskr<strong>an</strong>kheit<br />

der Mutter, die für das<br />

ungeborene lebensbedrohlich<br />

sein k<strong>an</strong>n.<br />

Anämie oder Blutunverträglichkeiten<br />

lassen<br />

sich mit Bluttr<strong>an</strong>s-<br />

rückenmark<br />

Zerebrospinal-<br />

flüssigkeit<br />

fusionen über die<br />

nabelschnur erfolg-<br />

reich therapieren.<br />

Auch chirurgische Eingriffe<br />

sind zunehmend<br />

möglich, meistens ohne<br />

großen Bauchschnitt,<br />

sondern mit minimalinvasiveroperationstechnik.<br />

dabei operieren<br />

spezialisierte Ärzte mit<br />

winzigen Geräten durch<br />

wenige Millimeter dünne<br />

röhrchen, die von<br />

außen in die Gebärmutter<br />

eingeführt wer<strong>den</strong>.<br />

Auch der « offene<br />

rücken » (siehe unten)<br />

lässt sich mit dieser<br />

operationstechnik<br />

erfolgreich beh<strong>an</strong>deln,<br />

ebenso das Zwillings-<br />

tr<strong>an</strong>sfusionssyndrom<br />

— eine Ernährungs-<br />

und durchblutungsstörung<br />

bei eineiigen<br />

Zwillingen, die unbeh<strong>an</strong>delt<br />

in vielen Fällen<br />

tödlich verläuft.<br />

die vorgeburtliche chirurgie<br />

ist noch sehr neu<br />

und fast immer auch<br />

mit risiken verbun<strong>den</strong>.<br />

<strong>des</strong>halb muss jede<br />

einzelne operation von<br />

einer Ethikkommission<br />

genehmigt wer<strong>den</strong>.<br />

fig.: der offene rücken<br />

(Spina bifida) ist eine der<br />

häufigsten Behinderungen<br />

bei neugeborenen und<br />

äußert sich in einer<br />

Vorwölbung, <strong>an</strong> der das<br />

rückenmark nach außen<br />

tritt. die Fehlbildung <strong>des</strong><br />

embryonalen neuralrohrs<br />

führt in schweren Fällen<br />

zu Querschnittslähmung,<br />

gestörten Blasen- und<br />

darmfunktionen, vielfach<br />

auch zum Wasserkopf.<br />

Mit einem fetalchirurgischen<br />

Eingriff k<strong>an</strong>n<br />

ein Fortschreiten der<br />

nervenschädigungen rechtzeitig<br />

vermie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />

Wirbelsäule

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