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2011 2031 2051 Medizin an den Grenzen des Lebens

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fig.: die Evolution lässt<br />

Mütter länger leben. das<br />

hat gute Gründe. Vor allem<br />

ist es deren Kompetenz in<br />

der <strong>Lebens</strong>begleitung der<br />

Enkel.<br />

Freie radikale sind Moleküle mit min<strong>des</strong>tens<br />

einem ungepaarten Elektron, die <strong>des</strong>halb leicht<br />

Verbindungen mit <strong>an</strong>deren Molekülen eingehen.<br />

Sie entstehen bei normalen Stoffwechselvorgän-<br />

gen wie Atmungs- und Verbrennungsprozessen<br />

ebenso wie durch äußere Einflüsse wie uV-Licht<br />

oder rauchen. Schätzungsweise verursachen<br />

freie radikale beim Menschen pro Tag und Zel-<br />

le etwa 10.000 dnA-Schädigungen. Zunächst<br />

können sie durch das zelleigene reparaturpro-<br />

gramm behoben wer<strong>den</strong>, doch irgendw<strong>an</strong>n ist die<br />

Zelle so geschädigt, dass sie nicht mehr richtig<br />

funktioniert. der Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen der<br />

übermäßigen Produktion von freien radikalen und<br />

dem Alterungsprozess oder dem Auftreten von<br />

degenerativen Erkr<strong>an</strong>kungen wie Arteriosklerose<br />

oder Krebs ist wissenschaftlich bewiesen.<br />

Ab 30 geht’s bergab<br />

Mit Überschreiten dieser<br />

Altersgrenze beginnt<br />

im org<strong>an</strong>ismus ein<br />

l<strong>an</strong>gsam fortschreitender<br />

physiologischer<br />

Abbauprozess, der mit<br />

einer zunehmen<strong>den</strong><br />

Anfälligkeit für Kr<strong>an</strong>kheiten<br />

verbun<strong>den</strong> ist. Bei<br />

gesun<strong>den</strong> Menschen<br />

über 60 Jahren<br />

> hat die herzleistung<br />

um 50 % abgenommen,<br />

> das herzschlagvolumen<br />

um 30 %,<br />

> die Vitalkapazität<br />

der Lunge um 50 %,<br />

> die maximale<br />

Sauerstoffaufnahme<br />

der Lunge<br />

um ca. 65 %,<br />

> die Gehirndurchblutung<br />

um 20 %,<br />

> das nierengewicht<br />

um 30 %,<br />

> die Filtrationsrate<br />

der niere um 40 %,<br />

> die Muskelmasse<br />

um 30 %,<br />

> die maximale<br />

dauerleistung der<br />

Muskulatur um 60 %.<br />

unverändert bleiben<br />

dagegen das Gehirnvolumen<br />

und die totale<br />

Lungenkapazität.<br />

Altern Als bIologIscher vorteIl<br />

die oma-evolution<br />

Evolutionstheoretisch scheint es sinnlos, dass der<br />

Mensch weit über sein gebärfähiges Alter hinaus lebt.<br />

Ein Irrtum, wie die Forschung zeigt.<br />

Macht es aus evolutionärer Sicht Sinn, dass der Mensch im Gegensatz<br />

zu <strong>den</strong> meisten <strong>an</strong>deren Lebewesen weit über jene Phase hinaus lebt,<br />

in der er fähig ist, nachwuchs zu erzeugen? Für Männer stellt sich diese<br />

Frage weniger, <strong>den</strong>n sie behalten ihre Zeugungsfähigkeit bis ins hohe<br />

Alter. Warum aber gibt es für Frauen ein l<strong>an</strong>ges Leben jenseits der reproduktionsfähigkeit?<br />

erfahrener, klüger, gelassener<br />

uTZ KAPPErT / ruTh STrASSEr <strong>2011</strong> 29<br />

Laut Großmutterthese spielen Großmütter für die Enkel auch evolutionär<br />

eine einzigartige rolle. Sie haben meist viel mehr Zeit als die jüngeren<br />

Eltern, sind emotional positiver gestimmt und ausgeglichener. Außerdem<br />

verfügen sie über ein hohes Erfahrungswissen. diese altersspezifischen<br />

Kompetenzen sind ein evolutionärer Vorteil, weil sie sehr effizient zum<br />

Aufwachsen der übernächsten Generation beitragen. da nur die fitten<br />

Großmütter so l<strong>an</strong>ge aktiv sind, erhöht sich damit auch die ch<strong>an</strong>ce, diese<br />

genetische Ver<strong>an</strong>lagung für ein hohes Alter zu vererben.<br />

Tatsächlich konnten Anthropologen bei Forschungen in traditionellen<br />

Gesellschaften zeigen, dass Frauen, die von ihren Müttern unterstützt<br />

wer<strong>den</strong>, mehr Kinder zur Welt bringen und sie auch besser ernähren<br />

können. Auffällig bei diesen untersuchungen war auch, dass die <strong>Lebens</strong>erwartung<br />

der Großmütter von dem Zeitpunkt <strong>an</strong> stark zurückging, <strong>an</strong><br />

dem die eigenen Kinder das Ende ihrer fruchtbaren Jahre erreichten.<br />

dies gilt als weiterer hinweis auf das evolutionär sinnvolle Investment in<br />

die L<strong>an</strong>glebigkeit <strong>des</strong> Menschen.

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