Groiner Blick Ausgabe 2/2010 - Lebenshilfe Unterer Niederrhein e.V.
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Engagement<br />
40 Jahre für die <strong>Lebenshilfe</strong><br />
Interview mit Renate Müller<br />
Frau Müller, Sie haben sich nahezu 40 Jahre für<br />
Menschen in der <strong>Lebenshilfe</strong> engagiert, was hat<br />
sich in der langen Zeit geändert?<br />
Ich kann das gut an der Entwicklung der Freizeitangebote<br />
ab den siebziger Jahren beantworten.<br />
Mit der Entwicklung der Werkstätten entwickelten sich<br />
auch die Fähigkeiten und Bedürfnisse unserer Menschen<br />
mit Behinderung. Sie hatten keinerlei Angebote in ihrer<br />
Freizeit. Das fiel mir im Vergleich zu meiner sechs Jahre<br />
älteren Tochter auf und das war der Anlass,<br />
Freizeitmöglich keiten für unsere Kinder mit Behinderung<br />
zu schaffen. Es entstanden Bedürfnisse und man erkannte<br />
Talente und Fähigkeiten außerhalb der Arbeitszeiten. Die<br />
Förderung solcher Eigenschaften führte auch zu einer anderen<br />
Arbeits einstellung im Hinblick auf Arbeitsfreude,<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Unterer</strong> <strong>Niederrhein</strong> e. V.<br />
Verantwortung und damit auch zu Fähigkeiten, vielfältigere<br />
Arbeitsangebote auszuführen.<br />
Zu Beginn haben wir unsere Freizeitangebote beispiels -<br />
weise in fremden Räumen, wie im Haus der Familie, in, am<br />
Nachmittag nicht genutzten Klassenräumen, Schulturn -<br />
hallen oder einfach im Freien durchgeführt. Heute gibt es<br />
ein Netz von vielfältigen Angeboten im örtlichen und<br />
überörtlichen Bereich mit guten Ausstattungen. Ich sehe<br />
dies mit Freude und bin dankbar dafür.<br />
Alle diese Aktivitäten wurden von engagierten, meist betroffenen<br />
Eltern, Geschwistern oder von Schülern ange -<br />
boten. Es gab keine dafür vorgesehenen Räumlichkeiten,<br />
keine Konzepte, keinerlei Erfahrungen. Es wurde von allen<br />
Helfern ein hohes Maß an Eigeninitiative, an Kreativität<br />
und Lernbereitschaft eingebracht.<br />
Ich bin dankbar, dass die <strong>Lebenshilfe</strong> uns half, Vorstellungen<br />
und Ideen mit finanziellen Mitteln zu verwirklichen. In<br />
den Jahrzehnten sind Freizeittreffs, Interessensgruppen<br />
und Ferienfahrten gefördert oder angeboten worden. Viele<br />
hauptamtliche, ausgebildete Menschen helfen und ge -<br />
stalten die Freizeitangebote für unsere Menschen mit Behinderung.<br />
Waren Sie ganz auf sich gestellt?<br />
Ja und nein, es gab wenig „institutionelle“ Hilfen. Die<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> und die Behinderteneinrichtungen waren im<br />
Aufbau, ohne dass wir erkennen konnten, was daraus<br />
tatsächlich werden wird. Wir bekamen Räumlichkeiten im<br />
Pfarrheim von St. Aldegundis. Die Jugendgruppen kamen<br />
abends und wir konnten die Nachmittage für jüngere<br />
Kinder nutzen. So entstanden Kontakte zu gleichaltrigen,<br />
anderen Jugendlichen. Vorher waren die Kinder im Kindergarten<br />
unter sich und eine Schulbetreuung gab es nicht.<br />
Dankbar sind wir bis heute den damals Jugendlichen,<br />
heute Erwachsenen, meist Schüler aus den Gymnasien, zu<br />
denen einige Eltern mehr zufällig gute Kontakte hatten.<br />
Die jungen Leute waren mit Herz dabei und haben sich<br />
selbst organisiert.<br />
Wie sah deren Engagement aus?<br />
Die Jugendlichen kamen zu unseren Treffen, gingen mit<br />
unseren Menschen mit Behinderung in die Stadt, zum<br />
Kaffeetrinken in Gaststätten und erregten Aufsehen,<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2010</strong>