Groiner Blick Ausgabe 2/2010 - Lebenshilfe Unterer Niederrhein e.V.
Groiner Blick Ausgabe 2/2010 - Lebenshilfe Unterer Niederrhein e.V.
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sodass mehr Akzeptanz entstand. Sie saßen mit ihnen zusammen<br />
im Treff, gingen einkaufen, kochten, bastelten<br />
gemeinsam und unterhielten sich. Sie gingen mit ihnen<br />
schwimmen und tanzten zusammen. Es war für alle Be -<br />
teiligten eine große Chance, Unsicherheiten und Vorurteile<br />
abzubauen und Freizeit gemeinsam zu erleben.<br />
Initiativen von damals sind geblieben - und Neue ent -<br />
standen. Ich denke zum Beispiel an Klärchen Stevens aus<br />
Dornick, die es bis heute geschafft hat, dass zum Beispiel<br />
die Dornicker Schützen an einem Abend bei ihrem<br />
Schützenfest einen geselligen Tanzabend für Menschen<br />
mit Behinderung organisieren. Alle finden diesen Abend<br />
wohl gelungen.<br />
Frau Müller, Sie sind jetzt 79 Jahre alt und haben angekündigt,<br />
Ihr freiwilliges Engagement in jüngere<br />
Hände zu geben. Was können Sie neuen Freiwilligen<br />
mit auf den Weg geben?<br />
Es ist heute vieles gut organisiert. In den Kindertages -<br />
stätten, in den heilpädagogischen Gruppen, im Normalfall<br />
auch in der Schule, in der Werkstatt, im Wohnheim und<br />
beim Betreuten Wohnen. Aber Hauptamtliche, und ich<br />
glaube, dass Sie in der <strong>Lebenshilfe</strong> gutes Personal haben,<br />
Hauptamtliche können nicht das freiwillige Engagement<br />
ersetzen. Einen Abend gemeinsam verbringen, aber nicht<br />
als Berufsaufgabe. Die Nöte des Anderen hören und darüber<br />
sprechen, das ist ein ganz wichtiger Aspekt. Gemein -<br />
sames Musizieren, Zoo- oder Kinobesuche, gemeinsam<br />
sportlich aktiv sein oder an einem Sonntagnachmittag<br />
Spaziergänge machen, einfach als Mensch dem anderen<br />
zu begegnen, ich denke, das ist für beide Seiten eine Bereicherung.<br />
Ich stelle fest, dass es schon Interesse an einer Freiwilligenarbeit<br />
gibt, aber Interessierte haben oft<br />
Scheu sich zu binden und Sorge vor zu hohem Zeitaufwand.<br />
Welchen Rat können Sie erteilen?<br />
Als Mutter einer Tochter mit Down-Syndrom – Anja lebt<br />
heute allein im Betreuten Wohnen und führt ein glück -<br />
liches Leben, unternimmt vieles selbstständig, was ich mir<br />
vor 30 Jahren nicht habe träumen lassen – habe ich natürlich<br />
auch eine andere Motivation als andere Menschen.<br />
Aber ich habe so viele Personen kennengelernt, die sich<br />
engagierten und froh waren, sich so entschieden zu<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Unterer</strong> <strong>Niederrhein</strong> e. V.<br />
Engagement<br />
haben. Ich glaube, es ist wichtig, von vorneherein die Zeit<br />
einzuplanen, die man bereit ist einzusetzen.<br />
Es ist aber auch wichtig, die Helfer nicht alleine zu lassen.<br />
Interesse sollte an ihrem Einsatz gezeigt werden, bei gemeinsamen<br />
„Kaffeegesprächen“ sollte über ihre Unsicherheiten<br />
oder Vorschläge gesprochen werden und ihnen Mut<br />
gemacht werden. Freiwillig Engagierte sollten ebenfalls an<br />
Planungen beteiligt und ihre Beobachtungen sollten stets<br />
ernst genommen werden.<br />
Schlecht ist es nur, wenn Vereinbarungen getroffen und<br />
nicht eingehalten werden. Es muss eindeutig festgelegt<br />
werden, ob ein Engagement einmal wöchentlich, monatlich<br />
oder von vornherein nur zu besonderen An lässen<br />
gewünscht ist. Was man anfangs nicht bedenkt: Es<br />
entwickeln sich oft Freundschaften oder Partnerschaften,<br />
die dann alle Zeitprobleme schmelzen lassen, wie bei jeder<br />
anderen persönlichen Freundschaft.<br />
Frau Müller, ich könnte noch lange mit Ihnen über<br />
Ihre beispielhafte Arbeit sprechen, aber der Platz an<br />
dieser Stelle ist leider begrenzt. Ich danke Ihnen für<br />
die jahrelange so engagierte Tätigkeit, für dieses Gespräch<br />
und dafür, dass Sie so viele Freiwillige zu uns<br />
geführt haben. Vielleicht gelingt es Ihnen, den Einen<br />
oder Anderen auch hiermit zu motivieren.<br />
Fragen zur Organisation, Kostenerstattung, Ver -<br />
sicherung und Kontaktherstellung beantworten wir<br />
in der Lebens hilfe gerne. Vorstand, Geschäftsführung<br />
und unsere Freiwilligenkoordinatorin Verena<br />
Komescher stellen sich gerne den Fragen hoffentlich<br />
vieler Leser.<br />
Eines weiß ich genau, Frau Müller: Auch wenn Sie<br />
aufhören, ein bisschen bleiben Sie immer dabei. Sie<br />
werden sich bestimmt für vertrauliche Fragen In -<br />
teressierter zur Verfügung stellen.<br />
Vielen Dank!<br />
Renate Müller<br />
Werner Esser<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2010</strong><br />
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