5 LautspracherwerbsKompass - HfH - Interkantonale Hochschule für ...
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Theoretische Grundlagen<br />
hängenden logopädischen Abklärung möglicherweise eine Diagnose erhalten und wür-<br />
den, nach Leppin, zu Patienten werden.<br />
2.2 Kurze Abhandlung der allgemeinen Sprachentwicklung<br />
Im „<strong>LautspracherwerbsKompass</strong>“ geht es, wie der Name bereits vorwegnimmt, um den<br />
Lautspracherwerb. Dieser wiederum ist eingebettet in die allgemeine Sprachentwick-<br />
lung des Kindes. In den Kapiteln 2.2 und 2.3 wird deshalb kurz auf die allgemeine<br />
Sprachentwicklung, sowie auf den Lautspracherwerb im Speziellen, eingegangen. Es<br />
ist möglich, dass es in den Ausführungen einige Überschneidungen mit dem Kapitel<br />
2.5 Phonologische Prozesse gibt, da diese wiederum ein Teil des Lautspracherwerbs<br />
sind.<br />
Da es im „<strong>LautspracherwerbsKompass</strong>“ zudem hauptsächlich um die Sprachproduktion<br />
geht, beschränken wir uns in den theoretischen Ausführungen ebenfalls auf die Pro-<br />
duktion.<br />
Die Sprachentwicklung des Kindes beginnt bereits im Mutterleib. Schon dort nimmt das<br />
Kind prosodische Muster wahr und ist kurz nach der Geburt fähig, die Muttersprache<br />
von anderen Sprachen zu unterscheiden. Bis ca. einjährig durchlaufen die Kinder ver-<br />
schiedene Lallphasen, wobei sich die produzierten Laute und Lautverbindungen immer<br />
mehr der Muttersprache annähern (vgl. Siegmüller und Bartels, 2010, S. 26 – 27). Ers-<br />
te Wörter werden mit ca. 12 Monaten produziert. Mit den ersten Worten kommt auch<br />
die Wortbedeutung hinzu, das heisst, das Kind beginnt die Funktion der Sprache zu<br />
verstehen und sie gewinnt zunehmend an Bedeutung <strong>für</strong> das Kind, um Bedürfnisse<br />
mitteilen zu können. Der Erwerb der ersten 50 Wörter findet in der Regel ungefähr bis<br />
zum 18. Lebensmonat statt, kann aber auch bis zum 22. Monat dauern. Danach be-<br />
ginnt der Wortschatzspurt (vgl. Fox, Groos und Schauss-Golecki, 2009, S. 26 – 27). In<br />
der Phase des Wortschatzspurtes lernt das Kind, wie der Name schon sagt, sehr<br />
schnell, sehr viele Wörter und beginnt ausserdem Wörter zusammenzuhängen und<br />
erste Zweiwortsätze zu bilden. Da die Lautverbindungen zuerst erlernt werden müssen,<br />
macht das Kind bis ca. 4;11 Lj. regelgeleitete Vereinfachungen der Wörter, auch pho-<br />
nologische Prozesse genannt (vgl. Kapitel 2.5). Diese Vereinfachungen sind physiolo-<br />
gisch und verlieren sich normalerweise bis ca. 4;11 Lj. selbständig (vgl. Siegmüller und<br />
Bartels, 2010, S. 31-33). Mit den Zweiwortsätzen beginnt nun auch der Grammatiker-<br />
werb, wie das folgende Zitat aufzeigt:<br />
Der Erwerb der Grammatik ist an die Äusserungslänge gekoppelt ... . In der Phase der<br />
ZWÄ [Zweiwortäusserungen, Anm. d. Verf.] finden sich bereits ein paar Pluralformen<br />
von Substantiven, das Genitiv –s (Mamas Hut) sowie neben Infinitiven der Verben auch<br />
Verbformen der 3. Person singular (-t-Suffix, z.B. lacht). (Siegmüller und Bartels, 2010,<br />
S. 36)<br />
Was Kinder ausserdem bereits in der Zweiwortphase richtig machen, ist die korrekte