5 LautspracherwerbsKompass - HfH - Interkantonale Hochschule für ...
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2.5.2.2 Ungewöhnliche phonologische Prozesse<br />
- 22 -<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Die folgenden pathologischen Prozesse kommen in der Regel im normalen Spracher-<br />
werb überhaupt nicht vor (vgl. Weinrich und Zehner, 2008, S. 25):<br />
Silbenstrukturprozesse:<br />
- Auslassungen initialer Konsonanten: Der erste Konsonant im Wort wird ausge-<br />
lassen, das Wort beginnt mit dem „Kehlkopfton“.<br />
- Glottisverschluss: Das Kind lässt das initiale [h] im Wort weg.<br />
- Addition: Hinzufügen eines Lautes, meist in finaler Wortposition.<br />
- Reduktion von Mehrfachkonsonanz: Reduzierung auf einen Laut, der nicht in der<br />
ursprünglichen Konsonantenverbindung vorkommt.<br />
Assimilationsprozesse:<br />
- Kontaktassimilation: Die Angleichung findet im Wort statt und kann auch den<br />
stimmhaften Plosiv betreffen.<br />
- Permutation: Laute werden umgestellt.<br />
Substitutionsprozesse (den Artikulationsort betreffend):<br />
- Rückverlagerungen zum [ʃ]<br />
- Rückverlagerungen von alveolaren Nicht-Frikativen: Alveolare Plosive oder<br />
Nasale werden nach hinten verlagert.<br />
Substitutionsprozesse (die Artikulationsart betreffend):<br />
- Plosivierung mit Wechsel des Artikulationsortes: Frikative werden durch Plosi-<br />
ve eines anderen Artikulationsortes ersetzt.<br />
- Lateralisierung: Ersetzung von nicht-lateralen Konsonanten.<br />
- Affrizierung: Ersetzung eines Frikativs durch einen Affrikaten.<br />
Sonderfälle (ungewöhnliche phonologische Prozesse, die sich nicht eindeutig einer der<br />
oben aufgeführten Kategorien zuordnen lassen):<br />
- Vokalische Prozesse: „Bei einigen Kindern werden Vokale verändert. Es kann<br />
z.B. durch eine veränderte Lippenrundung oder Zungenlage zur Modifikation von<br />
Vokalen kommen. …. Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang mit der ver-<br />
balen Entwicklungsdyspraxie“ (Weinrich und Zehner, 2008, S. 25).<br />
- Lautpräferenz: Unter Lautpräferenz versteht man das Phänomen, dass eine oder<br />
mehrere Lautgruppen durch einen einzigen Konsonanten ersetzt werden. Das Kind<br />
gebraucht diesen Konsonanten bevorzugt und sehr häufig. Die Lautpräferenz ist<br />
überwiegend in der Anlautposition eines Wortes zu beobachten. Der Ersatzlaut<br />
übernimmt die Funktion von mehreren verschiedenen Konsonanten. Deshalb<br />
spricht man auch von einem funktionell belasteten Laut. Die Sprache des Kindes