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� Warnung vor Gefahren<br />
Die Krisenbewältigung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />
der Währungsunion<br />
ist für Tietmeyer eine der<br />
größten Herausforderungen für Europa.<br />
Der Experte warnt dabei vor<br />
Ansteckungsgefahren, wie die Beispiele<br />
Italiens <strong>und</strong> Spaniens nach<br />
der Griechenland-Krise gezeigt<br />
hätten. „Es geht um die historische<br />
Weichenstellung, ein weiterhin<br />
kränkelndes Europa mit möglicherweise<br />
zunehmenden Kontroversen<br />
auf ein stabiles F<strong>und</strong>ament<br />
zu stellen.“ Dabei sollte Europa mit<br />
dem Euro auf die Zukunft setzen,<br />
sagt Tietmeyer <strong>und</strong> kritisiert Forderungen<br />
nach einem Ende der Währungsunion<br />
<strong>und</strong> einer Rückkehr zu<br />
den Landeswährungen.<br />
� Argumente pro Euro<br />
Ein Ausstieg aus dem Euro würde<br />
laut Tietmeyer das politische <strong>und</strong><br />
friedliche Miteinander in Europa<br />
gefährden. Komme es zu einem<br />
Auseinanderbrechen der Währungsunion,<br />
warnt Tietmeyer vor<br />
den Folgen: eskalierende ökonomische<br />
<strong>und</strong> politische Konflikte<br />
sowie die Gefahr der Erosion der<br />
Gemeinschaft <strong>und</strong> der gemeinschaftlichen<br />
Märkte. Dann sei die<br />
Gefahr einer Renationalisierung<br />
nicht auszuschließen. Die Verantwortungsträger<br />
in Europa sollten<br />
daher aus der Euro-Krise lernen,<br />
sich jedoch nicht an der Vergangenheit<br />
orientieren. „Der Weg zurück<br />
aus dem Euro heraus, das ist<br />
kein Weg in die Zukunft, im Gegenteil:<br />
Die Rückkehr in nationale<br />
Strukturen bedeutet eine Verkrustung<br />
der Strukturen.“ Angela Merkels<br />
Warnung vor einem Ende Europas<br />
durch den Zusammenbruch<br />
des Euro hält Tietmeyer zwar für<br />
„ein bisschen profi lierend“: „Aber<br />
darin steckt auch ein Stück Wahr-<br />
heit“, so der Experte. Die Rahmenbedingungen<br />
für Kooperation in<br />
Europa müsse allerdings die Politik<br />
bestimmen – eine Herausforderung<br />
für die Zukunft.<br />
� Aufgaben der Zukunft<br />
Es gehe um ein Europa, das im<br />
Wettbewerb der Welt von morgen<br />
bestehen könne – innovations- <strong>und</strong><br />
wettbewerbsfähig. Tietmeyer appeliert<br />
an die Politik, kooperativ <strong>und</strong><br />
nachhaltig zu handeln: „Die politischen<br />
Gestalter in Europa tragen<br />
eine den nationalen Rahmen weit<br />
übersteigende Verantwortung.“<br />
Das gemeinsame historische F<strong>und</strong>ament<br />
Europas, die unterschiedlichen<br />
nationalen Strukturen, Prioritäten<br />
<strong>und</strong> Traditionen reichten<br />
allein nicht aus, um die Probleme<br />
der Gegenwart <strong>und</strong> der Zukunft zu<br />
lösen. „Europa braucht eine dauerhaft<br />
funktionierende marktwirtschaftliche<br />
Ordnung mit einem<br />
wettbewerbsfähigen Finanzwesen<br />
<strong>und</strong> einer stabilen Währungsunion“,<br />
so Tietmeyer. Transferhilfen<br />
könnten die Gemeinsamkeit<br />
nur fördern, wenn sie die Prinzipien<br />
des Wettbewerbs <strong>und</strong> der Haftung<br />
nicht gefährdeten, sondern stärkten.<br />
Tietmeyer fordert von der Politik<br />
„den Mut, Ordnungsregeln nicht<br />
nur zu vereinbaren, sondern sie<br />
auch durchzusetzen“. Hierin liege<br />
die Herausforderung für Europa.<br />
PERSONALIEN<br />
Prof. Dr. Hans Tietmeyer war als<br />
Präsident der Deutschen B<strong>und</strong>esbank von<br />
1993 bis 1999 oberster Währungshüter.<br />
Tietmeyer war an allen prägenden fi nanzpolitischen<br />
Entscheidungen in der Geschichte<br />
der B<strong>und</strong>esrepublik beteiligt <strong>und</strong> hatte in<br />
den 1970er- <strong>und</strong> 80er-Jahren auch internationale<br />
Führungsaufgaben inne. Heute ist<br />
Tietmeyer Vorsitzender des Kuratoriums der<br />
Stiftung „Chancen für alle. Initiative Neue<br />
Soziale Marktwirtschaft“.<br />
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