Enterprise 2.0: Fortschritt durch Wissen
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Plattformen innerhalb des Unternehmens beziehungsweise zwischen<br />
dem Unternehmen und seinen Partnern oder Kunden“, sagt der Professor.<br />
Diese Anwendungen zeichnen sich da<strong>durch</strong> aus, dass sie auf einer technisch<br />
einheitlichen Plattform basieren und von allen im Unternehmen<br />
kollektiv gepflegt und genutzt werden, egal wo sie sich befinden oder in<br />
welcher Abteilung sie organisiert sind. Während bislang viele IT-Lösungen<br />
Nutzern vorgeben, wie sie zu arbeiten haben, stellt die flexible Web-<strong>2.0</strong>-<br />
Technologie lediglich einen Rahmen dar. Wer wie mit wem kommuniziert,<br />
entscheiden die Benutzer – und ebenso natürlich auch, welche Themen<br />
zur Sprache kommen.<br />
Die Chancen, dass Unternehmen <strong>durch</strong> den Einsatz solcher Instrumente<br />
innovativer, transparenter, schneller und kreativer<br />
werden, sind groß. Schließlich<br />
versuchen Führungskräfte<br />
seit Jahren, die <strong>Wissen</strong>sschätze,<br />
die in<br />
den Köpfen der Mitarbeiter<br />
liegen, zu heben,<br />
um Prozesse und Produkte<br />
zu verbessern.<br />
„Es geht um Innovationen,<br />
es geht darum,<br />
dass ein Unternehmen<br />
schneller reagieren<br />
kann“, sagt Willms Buhse.<br />
„Das alte Muster, einfach<br />
nur zu kommandieren und<br />
zu kontrollieren, kommt an<br />
seine Grenzen, weil Unternehmen,<br />
die so geführt werden,<br />
sich nicht schnell genug<br />
verändern können.“<br />
Schnell umschalten zu können<br />
ist für CoreMedia wichtig,<br />
denn das Unternehmen steht<br />
weltweit im Wettbewerb mit<br />
anderen innovativen Softwareanbietern.<br />
Ausruhen kann<br />
sich in dieser rasanten Branche<br />
niemand. Um beim Technologiewettlauf<br />
weiterhin die Nase<br />
vorn zu haben, installierte Core-<br />
Media einen so genannten „Open<br />
Space“, eine offene Kommunikationsplattform,<br />
über die sich die<br />
eigenen Mitarbeiter vernetzen und<br />
Ideen austauschen. Mit Trillr<br />
haben Mitarbeiter zudem eine<br />
Unternehmensversion des Kurznachrichtendienstes<br />
Twitter programmiert,<br />
mit dem sich die Belegschaft<br />
nun blitzaktuell auf dem<br />
Laufenden hält. Die Investitionen<br />
zahlten sich aus, denn diese Lösungen<br />
stimulierten den<br />
Erfindungsgeist bei Core-<br />
Media. Die Anstöße, die Blog-<br />
und Videosoftware zu entwickeln, kamen beide<br />
direkt von den Mitarbeitern, nicht vom Topmanagement.<br />
ALWAYS ON I AUSGABE 9 I FEBRUAR 2009<br />
<strong>Wissen</strong>saustausch als Triebfeder<br />
Dass diese und weitere <strong>Wissen</strong>sschätze heute gehoben werden und nicht<br />
verloren gehen, ist Buhse zufolge dem firmenübergreifenden <strong>Wissen</strong>saustausch<br />
zu verdanken. Beispiele wie dieses tragen dazu bei, dass das<br />
Interesse am Thema „<strong>Enterprise</strong> <strong>2.0</strong>“ derzeit rasant steigt. „Der Einsatz<br />
von Weblogs und Wikis wird in den Unternehmen deutlich zulegen“, sagt<br />
der ehemalige SAP-Vorstand Claus E. Heinrich, Mitglied des Präsidiums<br />
des IT-Branchenverbands BITKOM. Der Verband hat 400 Unternehmen in<br />
Deutschland zu ihrem Umgang mit <strong>Enterprise</strong> <strong>2.0</strong> befragt. 87 Prozent der<br />
Befragten meinen, Web-<strong>2.0</strong>-Technologien werden im eigenen Unternehmen<br />
an Bedeutung gewinnen. Etliche probieren bereits aus, wie sie sich<br />
im Unternehmensalltag nutzen lassen. Sie erkennen schnell, dass der direkte<br />
Austausch mit Hilfe von Web-<strong>2.0</strong>.-Technologie oft billiger als die<br />
Pflege proprietärer Intranettechnologie ist. Zudem muss nicht ein zentrales<br />
Team alle Inhalte erstellen. Alle Mitarbeiter können potenziell zu Autoren<br />
werden, auch weil <strong>Enterprise</strong>-<strong>2.0</strong>-Lösungen oft benutzerfreundlicher<br />
sind und an Internetdienste erinnern, an deren Bedienung bereits viele<br />
gewohnt sind.<br />
Für junge Firmen wie das Hamburger Bewertungsportal Qype ist die<br />
Nutzung von <strong>Enterprise</strong>-<strong>2.0</strong>-Lösungen heute Alltag. Die Mitarbeiter halten<br />
sich dort beispielsweise regelmäßig mit Hilfe des Kurznachrichtensystems<br />
Twitter über all ihre Schritte auf dem Laufenden. Gründer Stephan<br />
Uhrenbacher ist einer der eifrigsten Autoren des Qype-Firmenblogs, über<br />
das er mit den Nutzern der Qype-Plattform kommuniziert. Auch die Nachricht<br />
von seinem Rückzug in den Firmenbeirat, mit der er Anfang Januar<br />
für Stephen Taylor als neuen Geschäftsführer Platz machte, wurde im<br />
Qype-Blog veröffentlicht – und eifrig von Qype-Benutzern kommentiert.<br />
Die beschwerten sich dort auch heftig, als im Dezember die Qype-Internetseiten<br />
nicht erreichbar waren. Dafür wurden sie direkt von einem Qype-<br />
Mitarbeiter über die technischen Hintergründe – „Unser Datenbankserver<br />
ist ausgefallen“ – informiert.<br />
Natürlich haben nicht alle Firmen die Nutzung von Web-<strong>2.0</strong>.-Technologien<br />
so im Blut wie die Softwareunternehmen CoreMedia oder Qype.<br />
Doch auch Firmen, die nicht Bits und Bytes handeln, haben entdeckt,<br />
dass der Einsatz von Weblogs, Wikis und Co. ihnen nützt – etwa, um<br />
transparenter als bisher mit Mitarbeitern und der Öffentlichkeit zu kommunizieren.<br />
Der Versandriese Otto ist gleich an mehreren Fronten aktiv.<br />
Im Sommer 2008 startete er das Modeblog „Two for Fashion“. Dafür<br />
wurden die Modejournalistinnen Kathrin Leist und Mahret Kupka als<br />
Fashion-Bloggerinnen angeheuert. „Mit dem Blog setzen wir ein modernes<br />
Kommunikationsmittel ein, um auf Augenhöhe mit unseren Kunden<br />
den persönlichen Dialog zu initiieren und zu intensivieren“, sagt<br />
Thomas Schnieders, Direktor Neue Medien bei Otto. Dabei riskiert<br />
das Unternehmen, dass Netznutzer auch mal Kommentare wie „Die<br />
Ed-Hardy-Gummistiefel sind eine Strafe“ unter einen Blogeintrag<br />
setzen. Umgekehrt lesen viele Mode-Enthusiasten, die die Werbeverlautbarungen<br />
von Otto mit keinem Blick würdigen, so ein Blog.<br />
Transparenz fördert die interne Kommunikation<br />
Auch bei der internen Kommunikation stellt Otto derzeit fest, dass eine<br />
transparenter und weniger zentral gesteuerte Vorgehensweise, bei der<br />
die Nutzer den Takt angeben, sinnvoll ist. Otto hat eine Reihe von Wikis<br />
und Online-Foren aufgesetzt, um die Kommunikation innerhalb des Unternehmens<br />
anzukurbeln. Moderne Vernetzungstechnologie ist dazu<br />
notwendig, denn aus dem 1949 gegründeten einstigen Katalogversand<br />
ist inzwischen eine weltweit agierende Handels- und Dienstleistungsgruppe<br />
mit rund 53.000 Mitarbeitern auf drei Kontinenten geworden. Die<br />
Otto Group ist mit 123 wesentlichen Unternehmen in 19 Ländern Europas,<br />
Nordamerikas und Asiens präsent.<br />
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