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100 JAHRE MUSIKVEREIN BONSTETTEN 1888 - 1988

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V. 3 Höhen— und Tiefenflüge im Schatten der Wirtschaftskrise der dreissiger Jahre<br />

Mittlerweile war die Zahl der Aktivmitglieder im Jahre 1930 auf die stattliche Zahl von 18<br />

angewachsen. Dieser Auftrieb gab den nötigen Schwung zum Beschluss, zum ersten Mal an einem<br />

Eidgenössischen Musikfest teilzunehmen. Aber schon ein Jahr später, 1931, sank der Mut wieder, und<br />

man verzichtete auf die Anmeldung.<br />

Aber geübt wurde trotzdem und zwar wacker. So kam man 1931 auf nicht weniger als 77 Proben, 10<br />

Platzkonzerte und verschiedene Unterhaltungs- und Tanzanlässe. Diese stolzen Zahlen dürfen aber nicht<br />

darüber hinwegtäuschen, dass es mit der Disziplin bös haperte. Die Proben wurden so schlecht besucht,<br />

dass sich der Vorstand 1931 veranlasst sah, die Disziplinarmassnahmen zu verschärfen und folgenden<br />

Beschluss in den Statuten zu verankern:<br />

"Die Aktivmitglieder sind verpflichtet, allen Proben und Aufführungen mit gewissenhafter Pünktlichkeit<br />

beizuwohnen und sich den Weisungen des Dirigenten und des Vorstandes ohne Widerrede zu fügen. Zur<br />

festgelegten Zeit wird verlesen, verspätetes Erscheinen wird mit 50 Rappen, nach 15 Minuten mit Fr. l. -,<br />

gänzliches Ausbleiben mit Fr. 2. — Busse bestraft. Entschuldigungen sind jeweils an der nächsten Probe<br />

schriftlich mitzubringen und dem Präsidenten vorzulegen ".<br />

Dieser Beschluss musste von allen Aktivmitgliedern persönlich unterschrieben werden, was folgende 16<br />

Unterschriften ergab:<br />

Adolf Näf, Albert Eisenegger, Heinrich Frech, Willi Erler, Heinrich Huber, Ernst Duppenthaler, Josef<br />

Birrer, Erhard Illi, Traugott Eisenegger, Walter Gfeller, Georg Eisenegger, Ulrich Glättli, Johann<br />

Fallegger, Jakob Eichenberger, Ernst Spillmann, Robert Crot.<br />

Ohne Angabe von Gründen fehlen die Unterschriften von Jakob Juon, Anton Müller, Arthur Bolli und<br />

Adolf Illi.<br />

Man begnügte sich aber nicht nur mit Bussen, sondern griff noch viel radikaler durch, indem man<br />

undisziplinierte Aktivmitglieder kurz und bündig aus dem Verein ausschloss, sozusagen ohne<br />

Rücksicht auf Verluste. So geschehen im Jahre 1929 mit drei und 1930 mit weiteren Ausschlüssen. Dabei<br />

fielen jeweils die Fr. 10. -, die als Depositum für die Materialien beim Eintritt geleistet werden mussten,<br />

wieder in die Vereinskasse zurück.<br />

Die Vereinskasse bildete übrigens ein Kapitel für sich. Obwohl ab 1930 monatlich Fr. 2. — von einem<br />

jeden Aktivmitglied einbezahlt werden mussten, war in der Kasse immer Ebbe. Um dieser Schwindsucht<br />

wenigstens notdürftig abzuhelfen, sah man sich gezwungen, immer wieder öffentlich zu musizieren. Man<br />

spielte in Affoltern, in Ami, im Aeugsterthal, in Ringlikon und natürlich auch in Bonstetten und<br />

Wettswil. Das wiederum hatte den Vorteil, dass junge Leute Freude am Musizieren bekamen und sich<br />

dem Musikverein anschlossen. Allein 1930 gab es auf diese Weise 5 Neueintritte.<br />

Zu einem besonderen Ereignis wurde der Auftritt des Musikvereins Bonstetten beim Bezirks-Musikfest<br />

in Ottenbach am 12. Juli 1931.<br />

"Geschmückt mit einem Freundschaftskranz kehrte der Verein erst am späten Abend zurück und wurde<br />

vom Turnverein und vom Töchterchor Bonstetten in Hedingen abgeholt und heimbegleitet".<br />

Das Jahr 1932 begann sehr vielversprechend mit einer Abendunterhaltung, über die im Anzeiger<br />

folgender, kritischer Bericht zu lesen war:<br />

"Vor vollbesetztem Saal fand am Samstag, 16.1.1932 die Abendunterhaltung des Musikvereins statt. Das<br />

reichhaltige Programm wurde durch einen flotten Marsch eröffnet. Schon beim ersten Vortrag wurde mit<br />

Freude konstatiert, dass unsere Musiker im letzten Jahr grosse Fortschritte gemacht haben. Alle<br />

Vorträge zeugten dafür, dass der Dirigent, J. Willi, aus Steinhausen, mit Erfolg bestrebt ist, seine<br />

Musiker rhythmisch und dynamisch zu bilden.<br />

Der Walzer und die beiden Märsche wurden gut gespielt. Beim Vortrag "In die Feme", setzten im<br />

Mittelstück die Trompeter zu früh ein. Ebenso tönten nach meiner Ansicht die Posaunen zu stark. Bei der<br />

"Mignon-Ouverture" hatten die Klarinetten-Stimmen keinen freien und klaren Ton. Diese Fehler treten<br />

aber in den Hintergrund, wenn man die Gesamtleistung ins Auge fasst. Im Grossen und Ganzen haben<br />

sich die Musiker recht tapfer gehalten. Dem Dirigenten, Herrn Willi, gebührt ein besonderes Lob. Er hat<br />

es verstanden, den Verein innert kurzer Zeit in die Höhe zu bringen. Für seine opfervolle Arbeit sei ihm<br />

an dieser Stelle der beste Dank ausgesprochen. Möge es ihm gelingen, den Verein in diesem Jahr wiederum<br />

vorwärts und aufwärts zu bringen.<br />

Zwischen den Musikvorträgen waren drei Theaterstücke eingeflochten. Die Spieler waren meist junge<br />

Leute, die zum ersten Mal auf einer Bühne auftraten. Aber ich muss gestehen, sie haben ihre Aufgabe<br />

über Erwarten gut gelöst. Das ganze Programm wickelte sich flott und ohne grosse Pausen ab, Sodass<br />

für die gemütliche Unterhaltung noch einige Stunden übrig blieben. Möge der Erfolg, den die Musiker<br />

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