100 JAHRE MUSIKVEREIN BONSTETTEN 1888 - 1988
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nachklingende Gewinn des in allen Teilen - mit Ausnahme des aus der Reihe tanzenden Wettergottes -<br />
wohl gelungenen Anlasses sein".<br />
VII. 7 Die arme Kasse<br />
In keinem Jahrhundert je zuvor hat sich der Wert des Geldes so verändert, wie in unserem 20.<br />
Jahrhundert. Aus einem Batzen ist ein Franken und aus einem Fünfziger ein Fünfliber geworden, wenn<br />
nicht noch mehr.<br />
Diese Inflationsrate muss bedacht werden, wenn man sich mit den Zahlen und der Kasse unseres<br />
Musikvereins befasst. Trotzdem kann nicht geleugnet werden, dass sich die Verhältnisse von Grund auf<br />
geändert haben, indem der Wohlstand ganz allgemein enorm zugenommen hat, und die persönlichen<br />
Ansprüche auch im Vereinsleben teilweise auf Kosten eines gewissen Idealismus gewachsen sind. Anderseits<br />
muss doch hinzugefügt werden, dass auch heute noch viele Idealisten einen Teil ihrer Freizeit<br />
freiwillig und kostenlos dem Verein zur Verfügung stellen.<br />
Wie wenig sich die Verhältnisse mit der heutigen Zeit vergleichen lassen, mag ein kleines Beispiel aus<br />
dem Jahre 1900 zeigen. In diesem Jahr umfassten die Ausgaben insgesamt Fr. 36.35, nämlich Fr. 28.85<br />
für Musikalien und Fr. 7.50 für Notenbücher. Von einem Honorar für den Dirigenten war damals noch<br />
keine Rede.<br />
Noch 1901 hatte der Verein ein etwas anderes Selbstverständnis als heute. Er verstand sich nämlich zum<br />
Teil auch als Kapelle, die nicht nur für Geld spielte, sondern diesen Verdienst als persönliches Honorar<br />
beanspruchte und unter den Mitwirkenden aufteilte. Damit war natürlich auch die Motivation<br />
sichergestellt.<br />
Am 20. April 1901 wurden beispielsweise Fr. 318. — unter 10 Mann aufgeteilt. Hauptlieferanten waren<br />
die Affolter-Tumer, denen man zum Tanz und zur Unterhaltung aufspielen musste, wobei auf Wunsch<br />
noch der "Bienenhaus-Marsch" zu lernen war.<br />
Schon 1902, bei einem Monatsbeitrag der Mitglieder von 30 Rappen, verändern sich die Zahlen<br />
erheblich. Bei Fr. l 266.80 Einnahmen und Fr. l 231.90 Ausgaben, bleibt ein Gewinn von Fr. 34.90.<br />
Nach den Krisenjahren herrschte in der Kasse regelmässig Ebbe. 1929 musste erst das Ergebnis einer<br />
Gemeindeversammlung abgewartet werden, um sich entscheiden zu können, ob man sich für das<br />
Kantonale Musikfest anmelden könne oder nicht. Die Gemeindeversammlung entschied dann positiv und<br />
setzte den jährlichen Beitrag von Fr. 50. — auf Fr. 150. - hinauf. Aber trotz einer zusätzlichen<br />
Haussammlung fehlte es an der notwendigen "Pinke-Pinke", um am Kantonalen Musikfest aktiv mit<br />
dabei sein zu können.<br />
Auf eine ganz neuartig und supermodern anmutende Idee kam der Dirigent 1938:<br />
"Etwas Neuartiges war das Traktandum Nr. 8. Auf einen Antrag des Dirigenten, Herrn Willi, wird<br />
beschlossen, für den Verein Aktien im Wert von Fr. 10. -drucken zu lassen und diese dann an die<br />
Gemeindebewohner zu verkaufen. Nach 5 Jahren würden dann etwa 10 Aktien verlost und den<br />
Betreffenden zurückbezahlt, Sodass nach und nach sämtliche Käufer ihr Geld wieder zurückerhielten, jedoch<br />
ohne Zins. Dadurch könnte der Verein wenigstens den Zins für das vor Jahren aufgenommene Geld<br />
sparen, was auch einen schönen Betrag ausmachen würde".<br />
Aber in der Folge wird in den Protokollen mit keinem Wort mehr auf diesen Beschluss<br />
zurückgekommen, Sodass der Chronist nicht weiss, ob die Aktien tatsächlich gedruckt worden sind oder<br />
nicht.<br />
Dann und wann — aber selten genug — erhielt die arme Kasse einen Zustupf durch ein Vermächtnis. So<br />
im Jahre 1944, Fr. l 000. - beim Tode des Passivmitglieds Wismer, und die bereits weiter vom erwähnten<br />
Fr. 7 200. — beim Tode von Reichling im Jahre 1946.<br />
Vergleicht man die Beiträge der Aktiven mit denjenigen der Passiven, muss man erstaunt feststellen, dass<br />
der Passivbeitrag mit Fr. 6. - eigentlich recht hoch war für die damalige Zeit.<br />
Lange genug blieb der Ansatz des Honorars für den Dirigenten pro Probe bei Fr. 3. —. Erst 1947 erhöhte<br />
man ihn um <strong>100</strong> % auf Fr. 6. — und Lorenz Monn erhielt dann noch im gleichen Jahr bei seiner<br />
Anstellung Fr. 12. — je Probe, sowie noch zusätzliche Fr. 20. — für seine Mehrleistungen bei den<br />
Vorbereitungen für das Kantonale Musikfest in Wädenswil.<br />
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