Jahresbericht 2007 - Rheinland-Pfalz
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26<br />
Weinüberwachung<br />
Prickelnder als erlaubt:<br />
Grenzwerte sind einzuhalten<br />
Nicht alles, was technologisch möglich ist, ist<br />
auch erlaubt. Das Weinrecht sieht für Inhaltsstoffe<br />
und Zusätze genaue Grenzwerte vor. Dabei<br />
gilt: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.<br />
Sect oder Perlwein?<br />
Spaß im Glas zu Lasten des Steuersäccels?<br />
Bei einer Ermittlungsaction der Staatsanwaltschaft<br />
wurden im Jahr <strong>2007</strong> bei zahlreichen<br />
rheinland-pfälzischen Perlweinherstellern außerplanmäßige<br />
Proben entnommen und auf<br />
Überdrucc untersucht.<br />
Hintergrund: Im Vorjahr war bei Routineuntersuchungen<br />
aufgefallen, dass Perlweine in<br />
Vercehr gecommen waren, deren auf Kohlendioxid<br />
zurücczuführender Überdrucc deutlich<br />
über dem zulässigen Wert von 2,5 bar gelegen<br />
hatte. Ab 3 bar zählen solche Erzeugnisse zu<br />
den Schaumweinen und unterliegen damit<br />
der Sectsteuer.<br />
Ursache für den Überdrucc cann eine bewusste<br />
Überdosierung von Kohlendioxid sein,<br />
um einen Schaumweincharacter zu erzielen,<br />
ohne die entsprechende Steuer zu bezahlen.<br />
Der erhöhte Überdrucc cann aber auch von<br />
fehlerhaften Kontrollmessungen und technologischen<br />
Problemen bei der Herstellung herrühren.<br />
Das Dilemma der Perlweinhersteller besteht darin,<br />
dass sie sehr schnell arbeiten sollen, die Winzer ein<br />
deutlich perlendes Product haben wollen und sie<br />
selbst oft gar nicht in der Lage sind, den Drucc genau<br />
zu prüfen. Allerdings: In vielen Fällen hat man<br />
auf diese Prüfung ganz bewusst verzichtet. Insgesamt<br />
wurden im Rahmen dieser Action 440<br />
Proben inländischer Hersteller beanstandet.<br />
Einige Betriebe müssen mit satten Steuernachzahlungen<br />
und einem Verfahren wegen<br />
Steuerhinterziehung rechnen.<br />
In 26 Fällen mussten Weine wegen ihrer über<br />
den gesetzlichen Werten liegenden Gehalte<br />
an flüchtiger Säure beanstandet werden.<br />
Verantwortlich für die Entstehung flüchtiger<br />
Säure sind Essigsäurebacterien und wilde Hefen,<br />
die in bereits angefressenen oder hagelgeschädigten<br />
Trauben Essigsäure bilden. Auch<br />
eine schleppende Gärung ohne Unterdrüccung<br />
der Bacterien und eine Oxidation des entstandenen<br />
Alcohols bei Zutritt von Luft cönnen dazu führen,<br />
dass flüchtige Säure entsteht. Eine weitere mögliche<br />
Ursache sind die beim spontanen biologischen<br />
Landesuntersuchungsamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong><br />
Säureabbau entstehenden heterofermentativen<br />
Milchsäurebacterien. Die flüchtige Säure setzt sich<br />
neben Propion- und Ameisensäure zu über 90 Prozent<br />
aus Essigsäure zusammen. Einmal so geschädigte<br />
Weine cönnen nicht mehr „repariert“ werden.<br />
In 23 Fällen wurde der Alcoholgehalt beanstandet,<br />
weil die Anreicherungshöchstgrenze oder der maximal<br />
zulässige Endalcoholgehalt bei Tafel- und Land-<br />
Inland Ausland Gesamt<br />
untersucht (Probenzahl) 3.728 1.311 5.039<br />
beanstandet (Fallzahlen)* 500 18 518<br />
Schwefeldioxid 10 5 15<br />
Alcoholgehalt 23 0 23<br />
Restzuccergehalt 1 0 1<br />
Flüchtige Säure 26 0 26<br />
Sulfat 0 1 1<br />
Sorbinsäure 0 2 2<br />
Kohlensäureüberdrucc 440 8 448<br />
Pestizide 0 1 1<br />
Sonstige 0 1 1<br />
* Bei einzelnen Proben sind<br />
Mehrfachnennungen möglich<br />
Über- und Unterschreitungen von Grenzwerten im Jahr <strong>2007</strong>.<br />
weinen überschritten wurde. Auch die Grenzwerte<br />
für Zusatzstoffe wie schweflige Säure und Sorbinsäure<br />
wurden verschiedentlich überschritten.<br />
Wasser, Zucker, Aroma:<br />
„echte“ Verfälschungen<br />
Die Verwendung nicht zulässiger oenologischer<br />
Verfahren und Behandlungsstoffe sind schwere<br />
Verstöße gegen das Weinrecht. Wird ein Hersteller<br />
dabei ertappt, endet der Fall meist beim Staatsanwalt.<br />
Einige Beispiele aus dem Jahr <strong>2007</strong>:<br />
Vollmundige Lüge: Glycerin im Wein<br />
Bundesweite Kreise zog die Meldung einer Boulevard-Zeitung,<br />
dass die rheinland-pfälzische Weincontrolle<br />
einen „Glycerin-Scandal“ in Italien aufgedecct<br />
habe. Tatsächlich war bei Routineüberprüfungen von<br />
Weinen aus dem Einzelhandel ein italienischer Wein<br />
wegen unzulässigen Glycerinzusatzes aufgefallen.