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hallertau magazin 2011-1

Entdecken Sie das bayerische Hopfenland, eine einzigartige europäische Kulturlandschaft! Reportagen über Menschen, Landschaft, Feste, Freizeitangebot, Spezialitäten, Geschichte, Hopfen und Bier…

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HISTORIE<br />

Es verging keine Zupfersaison ohne<br />

kleinere oder größere „Ereignisse“. Hier<br />

eine kleine Auswahl aus den Hallertauer<br />

Zeitungen:<br />

Au in der Hallertau – Da hier ist der<br />

vergangene Sonntag ohne Störung verlaufen.<br />

Dagegen gab es im benachbarten Haslach<br />

Krawall. Hopfenpflücker aus der Nachbarschaft<br />

wollten im Hofe des Herrn Forster<br />

(Oberhuber) mit den Arbeitern desselben<br />

Walkertshofen – Letzten Montag abends entstand<br />

in der Gastwirtschaft Stiegler in Tabakried<br />

eine größere Hopfenzupferschlacht. In Treue<br />

vereint rauften die Giesinger und die Niederbayern,<br />

vom Gäuboden und Rottal, um eine<br />

Gaudi zu inszenieren. In der Gaststube wurde<br />

alles kurz und klein geschlagen. Eine neutrale<br />

Macht in Gestalt des Korbflechters Franz Jäger<br />

aus Neustadt a. d. Donau versuchte vermittelnd<br />

einzugreifen, wofür er eine Tracht Prügel erhielt,<br />

dass ihm Hören und Sehen verging.<br />

In der Nacht von Sonntag auf Montag<br />

entstand in und vor der Gastwirtschaft<br />

Kammerer in Kirchdorf eine große Zupfianerrauferei.<br />

Mit Salzbüchseln, Maßkrügen und<br />

Stöcken wurden die Gegensätze ausgetragen.<br />

Wild wogte der Kampf hin und her. Durchlöcherte<br />

Haut, gebrochene Nasenbeine,<br />

gequetschte Finger, Hautabschürfungen und<br />

eingeschlagene Zähne kennzeichneten den<br />

Großkampftag. Maßkrugscherben und<br />

zerbrochene Stühle bezeichneten die Stätte<br />

des Grauens. Zwei der besten Kämpfer,<br />

ausgestattet mit allen Merkmalen einer<br />

durchfochtenen Nacht, wurden in das Amtsgerichtsgefängnis<br />

Mainburg gebracht.<br />

Originalschauplatz: Gasthof zur Post in Au/Hallertau.<br />

Streit anfangen. Als der Bauer sie fort Brouda, sagt ein Waldler; do hamma zoughaut.<br />

Die Gendarmerie Pfeffenhausen<br />

schaffte, schlugen sie ihn mit einer Bierflasche<br />

nieder. Darauf legten sich die eigenen Hopfenpflücker<br />

für den Bauern ein und verhauten kosten- und spesenfreien Aufenthalt im<br />

verschaffte einigen der Hauptkrakeler einen<br />

die Eindringlinge mit Odelschapfer und Amtsgerichtgefängnis Rottenburg. Der Wirt<br />

anderen Werkzeugen windelweich. In erlitt einen Schaden von 200 Mark.<br />

Osseltshausen wurden dem Wirt die Fenster<br />

eingeschlagen.<br />

Mainburg – In einer hiesigen Brauerei entstand<br />

gestern abend zwischen mehreren Hopfenzupfern<br />

eine Rauferei größeren Stils.<br />

Pürkwang – Zwischen Hopfenzupfern kam<br />

es in der Nacht zu einer großen Prügelei, die Durch Eingreifen der Polizei wurde diese<br />

sich beängstigend auszuweiten drohte. Einigen<br />

besonnenen Elementen gelang es mit der<br />

beendet und die „Hauptradaubrüder“ notiert.<br />

Zeit, die Erregung abzudämmen, wodurch Also, eine zünftige Rauferei muss auch<br />

schlimmere Auswirkungen verhütet wurden. eine Freude machen. Anscheinend bedeutete<br />

das Raufen eine rechte Gaudi. Dazu<br />

Dass es zerkratzte Gesichter und einige<br />

Beulen gab, gehört mit zur Sache.<br />

ein Bericht aus Kirchdorf/Rudelzhausen:<br />

„Hopfenzupferkrieg“ 1955<br />

Während des Krieges war man stiller geworden,<br />

das Bier war dünn, die Gemüter waren<br />

gedrückt. Man glaubte, es werde künftig<br />

ruhiger, weil man es längst aufgegeben habe,<br />

um die Zupferinnen zu streiten.<br />

Dieser Eindruck täuschte gewaltig, in den<br />

50er Jahren setzten die Raufereien erneut<br />

und mit großer Heftigkeit ein. Trotz strenger<br />

Vorschriften seitens der Behörden, wie<br />

z. B. „nach 23 Uhr dürfen sich Hopfenpflücker<br />

außerhalb ihrer Wohn-und<br />

Schlafstätte nicht mehr aufhalten“ oder<br />

„sämtlichen Hopfenpflückern ist es verboten,<br />

Messer mit feststehender Klinge bei<br />

sich zu führen“, kam es immer wieder zu<br />

teils folgenschweren Zusammenstößen.<br />

Ein unrühmlicher Höhepunkt spielte sich<br />

am Abend des 10. September 1955 mit<br />

dem vorhin erwähnten Hopfenzupferkrieg<br />

ab. Es muss eine massive Auseinandersetzung<br />

gewesen sein, auf der einen Seite die<br />

Straubinger Hopfenzupfer, auf der Gegenseite<br />

die tapferen Auer Burschen und<br />

dazwischen zwei Polizisten. Zu beklagen<br />

sind am Ende der Schlacht schwere Verletzungen<br />

durch den Einsatz von Messern<br />

und Mistgabeln, wie zwei Lungenstiche,<br />

ein Herzbeutelstich, ein Oberschenkelstich,<br />

ein bewusstloser Hopfenzupfer, den<br />

ein geworfener Vorschlaghammer am Kopf<br />

getroffen hatte. Obwohl vor Gericht die

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