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MITTWOCH,<br />

21. MÄRZ 2012<br />

„Signal<br />

des Herzens“<br />

vorgeschlagen<br />

Von Fabian Löhe<br />

OSNABRÜCK. Mit Blick auf<br />

den Anschlag in Toulouse hat<br />

der Präsident des Zentralrats<br />

der Juden in Deutschland,<br />

Dieter Graumann, eine<br />

Schweigeminute an allen<br />

deutschen Schulen vorgeschlagen.<br />

Dies sei Symbol des<br />

„lauten Protestes gegen Menschenhass“<br />

und ein klares Bekenntnis<br />

zur Toleranz und<br />

Empathie.<br />

„So können wir in einem<br />

vereinten Europa zeigen,<br />

dass nicht nur jüdische Kinder<br />

betroffen sind, sondern<br />

alle unsere Kinder“, sagte er<br />

unserer <strong>Zeitung</strong>. „Es wäre ein<br />

Signal des Herzens. Und<br />

obendrein eine Demonstration<br />

des Zusammenhalts, die<br />

über Landesgrenzen und Religionsgrenzen<br />

weit hinwegreicht.“<br />

Er betonte, jüdische Schulen<br />

in Deutschland seien gut<br />

gesichert. Er habe großes<br />

Vertrauen in die Sicherheitsbehörden<br />

hierzulande. „Aber<br />

Deutschland ist natürlich<br />

auch nicht immun gegen Anschläge<br />

wie die in Frankreich“,<br />

sagte er. „Wir dürfen<br />

uns nicht auf das hohe Ross<br />

setzen, schließlich hat mit<br />

dem NSU in Deutschland ein<br />

Killerkommando jahrelang<br />

sein Unwesen getrieben.“<br />

Man dürfe aber nicht in Panik<br />

geraten oder sich im Lebensstil<br />

einschränken lassen.<br />

„Diesen Triumph dürfen wir<br />

solchen bösartigen Attentätern<br />

niemals gewähren.“<br />

Der Zentralrat der Muslime<br />

in Deutschland verglich<br />

die Anschläge mit der NSU-<br />

Mordserie und warnte vor<br />

Nachahmern. Der Vorsitzende<br />

Aiman Mazyek sagte unserer<br />

<strong>Zeitung</strong>: „Das atmet den<br />

Geist der NSU. Es ist leider<br />

nicht auszuschließen, dass es<br />

in Deutschland Trittbrettfahrer<br />

gibt.“ Die Rechtsextremen<br />

seien in den verschiedenen<br />

Staaten gut untereinander<br />

vernetzt.<br />

Mazyek kritisierte, der<br />

Rassismus sei in Europa inzwischen<br />

auf dem Vormarsch<br />

in die Mitte der Gesellschaft.<br />

Morddrohungen etwa gegen<br />

seinen Verband seien an der<br />

Tagesordnung und ihre Anzahl<br />

zuletzt gestiegen. Er forderte<br />

die Sicherheitsbehörden<br />

dazu auf, die Sicherheitsvorkehrungen<br />

vor muslimischen<br />

Einrichtungen zu verschärfen.<br />

Von Beate Tenfelde<br />

BERLIN. Norbert Röttgen ist<br />

plötzlich nicht mehr ganz so<br />

höflich. „Wir entscheiden die<br />

Dinge alleine“, raunzt der<br />

Bundesumweltminister, der<br />

am 13. Mai in Nordrhein-<br />

Westfalen CDU-Ministerpräsident<br />

werden will. Der 46-<br />

Jährige ist genervt vom<br />

Druck der eigenen Partei und<br />

von Schlagzeilen wie „Wackelt<br />

Röttgen?“. Die verlangte<br />

Antwort, ob er nur als Sieger<br />

oder auch als Verlierer<br />

nach Düsseldorf geht, bleibt<br />

er wieder schuldig.<br />

Weil sich der Wahlkämpfer<br />

den Kabinettsposten in Berlin<br />

warmhält, also mit Rückfahrkarte<br />

in NRW antritt, grollen<br />

die Christdemokraten an<br />

Rhein und Ruhr. Ist nicht<br />

Norbert Blüm 1990 in NRW<br />

gescheitert, weil er seinen<br />

Posten im Bundeskabinett<br />

nicht aufgeben wollte? Hat<br />

Renate Künast von den Grünen<br />

nicht gerade in Berlin<br />

krachend verloren, weil sie<br />

die Oppositionsbank für sich<br />

ausschloss? Den Mahnungen<br />

und Forderungen einflussreicher<br />

Unions-Granden nach<br />

klarem Bekenntnis für NRW<br />

setzt Röttgen gestern eher vage<br />

Erklärungen entgegen.<br />

Er kämpfe für eine andere<br />

Regierung und wolle darüber<br />

EINBLICKE<br />

Nach der unfassbaren Tat von Toulouse gedachten gestern die Mädchen und Jungen in den Schulen im ganzen Land der Opfer. Foto: dapd<br />

Angst vor dem Mann ohne Gesicht<br />

Nach den kaltblütigen Morden von Toulouse ist Frankreich im Schockzustand<br />

Von Birgit Holzer<br />

und Ralf E. Krüger (dpa)<br />

TOULOUSE. Patrouillen,<br />

Kontrollen, ängstliche Blicke:<br />

Nichts ist mehr so, wie es<br />

war in Toulouse. Am Montag<br />

hat ein eiskalter Serienkiller<br />

einen Lehrer und drei Kinder<br />

vor einer jüdischen Schule<br />

erschossen. Spezialisten der<br />

Geheimdienste, der Polizei<br />

und des Militärs sind vor Ort,<br />

um dem Mann auf die Spur<br />

zu kommen. Es gilt die höchste<br />

Anti-Terror-Alarmstufe,<br />

schwer bewaffnete Patrouillen<br />

kontrollieren in den Straßen<br />

verdächtige Gepäckstücke.<br />

Über der Stadt kreisen<br />

Helikopter. Kriminologen<br />

und Psychologen warnen vor<br />

weiteren Morden des Unbekannten,<br />

der in den vergangenen<br />

Tagen auch schon drei<br />

Soldaten getötet haben soll.<br />

„Worte, ich habe keine<br />

Worte“, sagt ein Passant zu<br />

der Fernsehreporterin. Auch<br />

am Tag nach den schrecklichen<br />

Ereignissen, die Frankreichs<br />

Präsident Nicolas Sarkozy<br />

als „nationale Tragödie“<br />

bezeichnet, herrschen<br />

den Wahlkampf führen, sagt<br />

er. Und: „Wenn wir unser Ziel<br />

nicht erreichen – das kann<br />

niemand ausschließen –,<br />

dann bin ich mir meiner besonderen<br />

Verantwortung für<br />

die nordrhein-westfälische<br />

CDU uneingeschränkt voll<br />

bewusst.“ Das werde dann<br />

gemeinsam entschieden.<br />

Konkreter wird er nicht. „Ich<br />

lasse keinen hängen, keinen<br />

im Stich, aber ich kämpfe<br />

jetzt um den Sieg und nicht<br />

um den zweiten Platz“, fügt<br />

Röttgen hinzu. Mit Diskussionen<br />

müsse jetzt mal Schluss<br />

ein.<br />

Offensiv trifft er eine erste<br />

Personalentscheidung. Sie ist<br />

wenig spektakulär. Ursula<br />

Heinen-Esser, die Staatssekretärin<br />

im Berliner Umweltministerium,<br />

ist Mitglied sei-<br />

Sprachlosigkeit, Fassungslosigkeit,<br />

aber auch große Anteilnahme.<br />

Um elf Uhr hielten<br />

alle Schulen des Landes<br />

in einer Schweigeminute inne.<br />

Die Bluttat hat in Frankreich<br />

eine beispiellose Welle<br />

der Solidarität und Anteilnahme<br />

ausgelöst.<br />

In der südfranzösischen<br />

Metropole mit dem europäischen<br />

Flugzeughersteller<br />

Airbus als größtem Arbeitgeber<br />

ist auch die deutsche Gemeinde<br />

mit ihren Einrichtungen<br />

betroffen. Schüler<br />

werden in den Pausen in der<br />

Deutschen Schule nicht<br />

mehr auf den Schulhof gelassen.<br />

„Wir haben viele besorgte<br />

Anrufe von Eltern bekommen,<br />

die ihre Kinder von der<br />

Schule abgeholt haben“, sagt<br />

Schulleiterin Susanne Self-<br />

Prédhumeau.<br />

Die „rosa Stadt“, wie Toulouse<br />

wegen seiner zartrosa<br />

Häuserfassaden genannt<br />

wird, sonst bekannt für sein<br />

quirlig-studentisches Flair,<br />

trägt Trauer. Der Präsidentschafts-Wahlkampf<br />

ist ausgesetzt.<br />

Sarkozy und seine Herausforderer<br />

erscheinen ver-<br />

Röttgen: Ich kämpfe nicht um den zweiten Platz<br />

Genervter CDU-Spitzenkandidat will ein Ende der Diskussionen um Wechsel nach NRW – „Norbert, bist Du feige?“<br />

Auch sie drängte vergeblich auf Klarheit: Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel und Norbert Röttgen. Foto: dapd<br />

nes Düsseldorfer Schattenkabinetts.<br />

Ein Paukenschlag<br />

wäre es gewesen, wenn der<br />

von ihm offenkundig heftig<br />

umworbene und in der CDU<br />

als Finanzexperte nie wirklich<br />

ersetzte Finanzexperte<br />

Friedrich Merz angetreten<br />

wäre. Am Rande der Präsidenten-Wahl<br />

am letzten<br />

Sonntag sprachen Merz und<br />

Röttgen auffallend intensiv<br />

miteinander – aber der einstige<br />

Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />

gibt ihm einen<br />

Korb. Merz sichert Unterstützung<br />

nur „unterhalb<br />

der Ebene eines politischen<br />

Amtes“ zu.<br />

Weil aber die Personaldebatten<br />

die Wähler verwirren<br />

und schon Fliehkräfte im<br />

schwarz-gelben Lager freisetzen,<br />

versucht der Kanzlerin-<br />

eint in einer Pariser Synagoge<br />

zu einem Gedenkgottesdienst.<br />

Der Mörder ging kühl und<br />

methodisch vor. Nicht nur<br />

am Montagmorgen, wie man<br />

inzwischen weiß, sondern<br />

auch schon am 11. und am 15.<br />

März, als er bei zwei vorhergehenden<br />

Anschlägen in der<br />

Region insgesamt drei Fallschirmjäger<br />

erschoss und ei-<br />

„Der Mann sah ganz<br />

normal aus – wie<br />

jemand, der Tiere tötet“<br />

Nicole Yardeni,<br />

jüdischer Dachverband Crif<br />

nen lebensgefährlich verletzte<br />

– ebenfalls am helllichten<br />

Tag, auf einem gestohlenen<br />

Motorroller als Fluchtfahrzeug.<br />

Machte ihre nordafrikanische<br />

und karibische Abstammung<br />

die Soldaten zu<br />

Zielscheiben? Folgt nun ein<br />

Attentat alle vier Tage? Auf<br />

wen zielt er als Nächstes?<br />

„Wir alle sagen uns, dass er<br />

nach den Soldaten und den<br />

Juden etwas anderes suchen<br />

wird“, sagt Théo, Kellner in<br />

KOMMENTAR<br />

Personaldebatte überschattet alles<br />

Von Christof Haverkamp<br />

B<br />

esser kann es für SPD<br />

und Grüne in Nordrhein-Westfalen<br />

kaum kommen:<br />

Günstige Umfragen<br />

beflügeln ihren Wahlkampf<br />

ebenso wie die quälende<br />

CDU-Personaldebatte.<br />

Da mag Norbert Röttgen<br />

noch so sehr über politische<br />

Sachfragen reden wollen<br />

– solange sich der Umweltminister<br />

und Spitzenkandidat<br />

vor klaren Worten<br />

über seine eigene Karriereplanung<br />

drückt, wird dies<br />

alles andere überschatten.<br />

Röttgen mag verständliche<br />

persönliche Gründe dafür<br />

nen-Vertraute Peter Altmaier<br />

in Berlin die für die Wahlchancen<br />

schädlichen Spekulationen<br />

zu stoppen. „Es ist<br />

töricht, über Fragen zu reden,<br />

die sich nicht stellen“,<br />

sagt Altmaier nach dem Motto<br />

„Deckel drauf“. Er misst<br />

der NRW-CDU und ihrem<br />

Spitzenkandidaten Röttgen<br />

ausdrücklich das alleinige<br />

Beschlussrecht über einen<br />

Wechsel an den Rhein zu.<br />

Toulouse. Die Menschen haben<br />

Angst vor dem Unberechenbaren,<br />

den die <strong>Medien</strong><br />

„Mann ohne Gesicht“ nennen.<br />

„Wir sind extrem beunruhigt“,<br />

sagt Bürgermeister<br />

Pierre Cohen. Er hat den für<br />

heute geplanten Karneval abgesagt.<br />

Aus Respekt – aber<br />

auch aus Vorsicht.<br />

Derweil läuft die Großfahndung<br />

gegen Frankreichs<br />

„Staatsfeind Nummer eins“<br />

auf Hochtouren; die Pariser<br />

Staatsanwaltschaft ermittelt<br />

wegen des Verdachts auf Terrorismus.<br />

Motiv und Identität<br />

des Täters blieben auch<br />

gestern unklar, ebenso ob er<br />

alleine oder in einer Gruppe<br />

handelte. Allerdings konnte<br />

die Polizei, auch mithilfe der<br />

Überwachungskameras der<br />

Schule, die Ereignisse nachkonstruieren.<br />

Demnach fuhr der Mann,<br />

den Zeugen als mittelgroß<br />

und korpulent beschreiben,<br />

am Montag auf einem Motorroller<br />

vor der Schule vor, die<br />

in einem ruhigen Wohngebiet<br />

liegt und einen guten Ruf<br />

hat. Er ging auf den Eingang<br />

zu, wo einige Eltern und Kin-<br />

haben, dass er sich ein Hintertürchen<br />

für Berlin offenhält.<br />

Aber so bleibt er im Turbo-Wahlkampf<br />

leicht angreifbar.<br />

Und je länger sich<br />

die Christdemokraten in<br />

den wenigen Wochen bis<br />

zur Landtagswahl am 13.<br />

Mai vorrangig mit sich<br />

selbst beschäftigen, umso<br />

geringer werden ihre Chancen<br />

auf ein gutes Ergebnis.<br />

Nicht, dass Hannelore<br />

Krafts Bilanz besonders<br />

glanzvoll aussieht. So ist<br />

Nordrhein-Westfalens Neuverschuldung<br />

in den vergangenen<br />

Jahren enorm gestiegen.<br />

Nach wie vor lehnt<br />

Der Düsseldorfer CDU-<br />

Fraktionschef Karl-Josef<br />

Laumann hat sich zwar gestern<br />

noch Forderungen nach<br />

Klarheit aus der Drei-Prozent-FDP<br />

verbeten – man<br />

brauche keine Ratschläge<br />

aus „Splitterparteien“. Das<br />

hinderte NRW-Liberale aber<br />

nicht daran, auf einem Plakat<br />

die Frage zu stellen: „Norbert,<br />

bist Du feige?“<br />

Für die CDU-Wahlkämpfer<br />

der standen, darunter der Religionslehrer<br />

Jonathan Sandler<br />

und seine beiden Söhne<br />

Gabriel und Arieh, vier und<br />

fünf Jahre alt. In der anliegenden<br />

Synagoge beteten einige<br />

Schüler. Der Unbekannte<br />

eröffnete das Feuer, zunächst<br />

mit einer neunkalibrigen<br />

Pistole, dann mit einer<br />

Colt 45 mit 11,43 Kaliber.<br />

Er schoss den Vater und<br />

seine beiden Jungen nieder,<br />

betrat den Schulhof, hielt die<br />

kleine Myriam, die Tochter<br />

des Direktors, an den Haaren<br />

fest und schoss ihr direkt in<br />

den Kopf. Feuerte wahllos<br />

weiter und verletzte einen<br />

17-jährigen Schüler. Dann<br />

ging er schnellen, aber ruhigen<br />

Schrittes zurück zu seinem<br />

Motorroller und fuhr<br />

davon, vorbei an den Autos<br />

der Eltern, die ihre Kinder<br />

abliefern wollten. „Die Szene<br />

war irreal“, sagt Nicole Yardeni,<br />

Vorsitzende des jüdischen<br />

Dachverbandes Crif in<br />

Toulouse, die die Videoaufnahmen<br />

gesehen hat. Der<br />

Mann sehe „ganz normal und<br />

sehr entschlossen“ aus: „Wie<br />

jemand, der Tiere tötet.“<br />

die rot-grüne Regierung in<br />

Düsseldorf eine Schuldenbremse<br />

im Unterschied zu<br />

anderen SPD-geführten<br />

Ländern ab. Der DGB wirft<br />

der Landesregierung zu<br />

Recht vor, sie habe die<br />

Wende hin zu erneuerbaren<br />

Energien verschlafen. Und<br />

auch beim Ausbau der Krippenplätze<br />

könnte NRW weiter<br />

sein. Das sind nur einige<br />

Themen, über die es sich zu<br />

reden lohnt. Doch solange<br />

Röttgen zaudert, konzentriert<br />

sich der Wahlkampf<br />

auf die Personalfrage – zum<br />

Schaden der CDU.<br />

c.haverkamp@noz.de<br />

in NRW könnte die Röttgen-<br />

Personalie zum Bumerang<br />

werden – überbieten sich<br />

doch andere Politiker geradezu<br />

mit Liebesschwüren zum<br />

Land. FDP-Spitzenkandidat<br />

Christian Lindner etwa hat<br />

seine Zuneigung zu Düsseldorf<br />

brandneu entdeckt, und<br />

Ministerpräsidentin Hannelore<br />

Kraft (SPD) beteuert:<br />

„Mein Herz ist in Nordrhein-<br />

Westfalen.“<br />

PRESSESCHAU<br />

Hier heißt es zur Kandidatur<br />

Norbert Röttgens:<br />

„Das eine versuchen, ohne<br />

das andere zu lassen, falls<br />

es schiefgehen sollte bei<br />

der Landtagswahl am 13.<br />

Mai – so hatte der smarte<br />

Westfale sich das wohl vorgestellt.<br />

Der durch sein Zögern<br />

und Zaudern nach<br />

Forderungen zu einem klaren<br />

Bekenntnis entstandene<br />

Eindruck ist fatal: Norbert<br />

Röttgen geht es womöglich<br />

weniger um das<br />

Land als vielmehr um die<br />

eigene politische Karriere.<br />

Röttgen denkt an Röttgen.<br />

Wer gewinnen will, muss<br />

seinen Wählern klar sagen,<br />

was er will und was er nicht<br />

will. Und zwar vor der<br />

Wahl.“<br />

Die <strong>Zeitung</strong> aus Weiden<br />

schreibt zum Waffenhandel:<br />

„Nach den Terroranschlägen<br />

in den USA am 11. September<br />

2001 verzeichneten<br />

die Waffenschmiede weltweit<br />

ein kräftiges Wachstum.<br />

Bei der Verteidigung<br />

des eigenen Landes sitzt<br />

der Geldbeutel locker. Die<br />

großen Industrienationen<br />

investieren in das Wettrüsten<br />

deutlich mehr als in die<br />

Hilfen für die Entwicklungsländer.<br />

Man muss<br />

kein großer Moralapostel<br />

sein, um dieses Verhältnis<br />

verwerflich zu finden.“<br />

Zur Debatte über den Umgang<br />

mit Lebensmitteln<br />

heißt es hier:<br />

„Damit die Deutschen<br />

nicht länger Germany’ s<br />

Next Top-Tomate suchen,<br />

muss man keine vier Millionen<br />

Infoblätter in 21 000<br />

Supermärkten verteilen.<br />

Um zu begreifen, dass die<br />

Natur eben nicht nur Lebensmittel<br />

mit Idealmaßen<br />

hervorbringt und eine<br />

krumme Karotte auch<br />

noch knackig schmecken<br />

kann, reicht ein Biss. In<br />

vier Millionen Gratismöhren<br />

für Supermarktkunden<br />

wäre das Kampagnen-Geld<br />

also besser investiert.“<br />

Das Düsseldorfer Blatt<br />

schreibt zur Rolle der Politik<br />

bei der Schlecker-Rettung:<br />

„[…] Vor allem die Landespolitik<br />

(hat) kaum noch die<br />

Wahl. Wer Tausenden<br />

Menschen zwei Wochen<br />

lang suggeriert, dass er ihnen<br />

für ein Jahr die helfende<br />

Hand reichen will, der<br />

kann nicht in letzter Sekunde<br />

diese Hand zurückziehen.<br />

Damit hätte er jede<br />

Glaubwürdigkeit verspielt.<br />

Und ein solcher Vertrauensverlust<br />

wäre fatal – vor<br />

allem für die, die […] Wahlen<br />

gewinnen wollen.“<br />

HISTORISCH<br />

21. März<br />

3<br />

717 – Der fränkische Hausmeier<br />

Karl Martell besiegt<br />

in der Schlacht bei Vincy<br />

den merowingischen<br />

Schattenkönig Chilerich II.<br />

1907 – Die britische Regierung<br />

lehnt den Bau eines<br />

Kanaltunnels zwischen<br />

Frankreich und Großbritannien<br />

aus Gründen der<br />

politischen Sicherheit ab.<br />

1913 – Albert Schweitzer<br />

reist nach Lambarene im<br />

westlichen Zentral-Afrika<br />

und gründet dort sein<br />

Tropenhospital.<br />

1972 – Einführung der<br />

„Währungsschlange“: Der<br />

EG-Rat beschließt, die<br />

Wechselkurse der Währungen<br />

der Gemeinschaft nur<br />

noch um maximal 2,25 Prozent<br />

voneinander abweichen<br />

zu lassen.

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