Kulturwissenschaftliches Symposium Wald : Museum : Mensch ...
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„Die große Lücke, die in der Lückenanalyse über den <strong>Wald</strong>zustand<br />
nie berücksichtigt wird“, schreibt Ekman, „ist die<br />
Wissenslücke über den <strong>Wald</strong>. [...] Man kann nichts vermissen<br />
oder schützen, von dem man nicht weiß, dass es existiert.“ Im<br />
Programm deutsch-nationaler Strömungen wurde der <strong>Wald</strong><br />
explizit als Erzieher propagiert, das Miteinander der Pflanzen<br />
und Tiere sollte Vorbild für ein „organisches Gemeinschaftsleben“,<br />
die nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“ werden.<br />
Aber auch bei einer nüchterneren Betrachtung behält der <strong>Wald</strong><br />
seine Faszination für soziale Konzepte, so wenn man heute zum<br />
Beispiel versucht, das alte forstliche Prinzip der Nachhaltigkeit<br />
auf andere Bereiche der Gesellschaft zu übertragen.<br />
These 10 – Bildliches Wissen.<br />
Das über den <strong>Wald</strong> vermittelte Wissen ist, wenn man von naturwissenschaftlichen<br />
Lehrbüchern und Statistiken absieht, zu<br />
einem wesentlichen Teil ein visuell vermitteltes Wissen. <strong>Wald</strong>lehrpfade,<br />
zum Beispiel, veranschaulichen <strong>Wald</strong>probleme an den<br />
Bäumen selbst und stellen die Einsichten ergänzend auf Tafeln<br />
mittels Fotografien, Diagrammen und Karten vor Augen. All das<br />
ist hauptsächlich Bildwissen. Allgemein gesagt: Kulturelles Wissen<br />
ist gegenüber dem Erklärungswissen der Naturwissenschaften<br />
wesentlich bildliches Wissen. Dieses genauer zu erkunden,<br />
verlangt die „weichen“ Kompetenzen einer Kulturwissenschaft.<br />
„Erfreulicherweise hat sich der Zustand des Nadelwaldes um 1,4 % verbessert!“<br />
Abb. 12 Horst Haitzinger (1988).<br />
Zustand des <strong>Wald</strong>es.<br />
Im November 1987 stellte der damalige Minister für Landwirtschaft<br />
und Forsten Kiechle einen <strong>Wald</strong>schadensbericht vor<br />
(Abb. 12). Seine Grundlage bildeten Spezialuntersuchungen mit<br />
einer Fülle von Messungen. Das Zahlenmaterial ergab ein statistisches<br />
Bild, das sich in Diagramm- oder Kurvendarstellungen<br />
veranschaulichen ließ. Ein folgenreiches Problem liegt freilich in<br />
der Deutung und Bewertung der Zahlenbilder. Haitzingers Darstellung<br />
relativiert und persifliert die aus dem Bericht abgeleitete<br />
Freude über den vermeintlich positiven Zustand des <strong>Wald</strong>es.<br />
„WER HAT DICH, DU SCHÖNER WALD, AUFGEBAUT SO HOCH DA DROBEN …“ | 23<br />
Oben wurde schon angedeutet, dass unterschiedliche Gruppen<br />
– Pfadfinder, Pilzsammler, Förster – unterschiedliche <strong>Wald</strong>vorstellungen<br />
mit je eigenen Bedeutungsnuancen besitzen. Spaziergänger<br />
und Wanderer wünschen sich abwechslungsreiche<br />
Wälder mit knorrigen Bäumen und Lichtungen. Auch Ökologen<br />
bevorzugen bestimmte Milieus. Unsere Interessen bestimmen<br />
unser Handeln, aber eben auch die Wahrnehmung, unsere Aufmerksamkeit<br />
und unsere Sehgewohnheiten. Und diese wieder<br />
prägen unsere äußeren und inneren Bilder.<br />
These 11 – Der ikonografische Zugang.<br />
Die kulturwissenschaftliche Bildanalyse befasst sich bisher im<br />
Wesentlichen fast ausschließlich mit objektivierten Bildern und<br />
bedient sich dabei ikonografischer und ikonologischer Interpretationsmethoden.<br />
Wie aber können wir innere Bilder fassen? Es<br />
ist schwierig, sie empirisch zu beschreiben und im Hinblick auf<br />
bestimmte Sachverhalte, auslösende Motive oder Intentionen<br />
auszudeuten. Innere Bilder objektivieren sich in Bilddarstellungen;<br />
indirekt aber auch in Texten, Gesprächen oder Handlungen.<br />
Doch selbst die verbildlichte Idee eines Karikaturisten<br />
muss keineswegs bei jedem Betrachter gleichermaßen zünden<br />
oder überall auf fruchtbaren Boden fallen. Ein Tannenbäumchen<br />
unter hundert abgeholzten Bäumen macht die Erfolgsmeldung<br />
lächerlich; nun ja –, doch es gilt weiterzudenken und es nicht<br />
beim Schmunzeln zu belassen.<br />
Abb. 13 Sein oder Nichtsein (1990).<br />
Zerstörung des <strong>Wald</strong>es.<br />
Im Jahre 1990, sieben Jahre nach „Grün kaputt“, wurde in<br />
München eine Folgeausstellung arrangiert, dessen Katalogumschlag<br />
ebenfalls mit einer Bildreihe für sein Thema warb<br />
(Abb. 13). Während „Grün kaputt“ betrübliche Gegebenheiten