Kulturwissenschaftliches Symposium Wald : Museum : Mensch ...

50 | „MUZEUM ŠUMAVY“ – GESCHICHTE, GEGENWART, ZUKUNFT
VLADIMIR HORPENIAK
„Muzeum Šumavy“ –
Geschichte, Gegenwart, Zukunft
Museen sind zweifellos Eckpfeiler der Zivilisation und Kultur.
Von Generation zu Generation bewahren sie unersetzliche
Schätze kulturellen Erbes, die ohne deren Anstrengungen für
immer verschwinden würden. Museen gehören zu den ältesten
Stätten der Bildung, tragen zur Entwicklung der Wissenschaft
und Kunst bei und sind ein wichtiges Instrument für die wissenschaftliche,
pädagogische, erzieherische und kulturelle Arbeit.
Unter den Museen in der Böhmerwaldregion nimmt eine
bedeutende Position der Komplex „Museum des Böhmerwaldes“
ein, der im Jahre 1967 durch die Verbindung der Stadtmuseen
in Kašperské Hory, Sušice und Železná Ruda entstand. Dieses
etablierte Museum mit regionaler Ausrichtung und regionalem
Einfluss knüpfte in vielen Aspekten an das deutsche „Böhmerwaldmuseum“
an, das es seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts
in Horní Planá gab. Durch die Ereignisse der Nachkriegszeit
wurde dessen Tätigkeit beendet.
Neben dem Museum des Böhmerwaldes (in Sušice und in
Kašperské Hory) beschäftigen sich auch die Museen in Český
Krumlov, Prachatice, Vimperk und Klatovy mit der Böhmerwaldregion.
Von großer Bedeutung sind auch die Aktivitäten
der „Böhmerwaldlandsleute“ im Ausland, die das „Böhmerwaldmuseum“
in Passau und in Wien gründeten. Im Ausland
entstanden zudem Sammlungen, wie zum Beispiel die „Bergreichensteiner
Heimatstube“ in Regen. Die Bezeichnung Museum
tragen in der Böhmerwaldregion auch manche Dauerausstellungen,
die in letzter Zeit als Reaktion auf die Entwicklung des
Tourismus entstanden sind. Im strengen Sinne handelt es sich
jedoch um keine Museen, weil sie keine selbständige wissenschaftliche
Forschungstätigkeit entwickeln und meistens auch
keine eigenen Sammlungen besitzen. Zu nennen wären hier das
„Museum der Passionsspiele“ in Hořice im Böhmerwald, das
„Dr.-Simon-Adler-Museum“ in Dobrá Voda bei Hartmanice,
das Glasmuseum in Lenora, die Museen der Motorräder in
Kašperské Hory und in Železná Ruda, das Brauereimuseum
und das Museum über böhmisches Spielzeug in Kašperské
Hory etc.
Das „Museum des Böhmerwaldes“ in Železná Ruda
Die Merkmale einer Ausstellung trägt dafür ein kleines Museum
in Železná Ruda, das seit 1967 Teil des Komplexes „Museum
des Böhmerwaldes“ ist. Die Basis des Museums in Železná
Ruda besteht aus der Sammlung der Glasmacherfamilie Abele
(Glas, Möbel, Familienportraits) und aus den Gemälden von
Ernestina Jelinek (geboren 1884, Nichte des Schriftstellers
Karel Klostermann). Die Familiensammlung wurde in der
Villa deponiert, die im Jahre 1887 in Böhmisch Eisenstein das
letzte Familienmitglied, Krištof Abele, bauen ließ. In diesem
befindet sich jetzt das „Museum des Böhmerwaldes“. Um die
Entwicklung dieses Museums hat sich der vergessene regionale
Schriftsteller, Dichter und Sammler von Volkskunst, Alois
Hilgart (1877 – 1958), verdient gemacht. Der Schwerpunkt der
Dauerausstellung in Železná Ruda liegt auf wertvollen Exponaten
der örtlichen Glasindustrie. An die berühmte Glasmacherfamilie
erinnern nicht nur historische Portraits, Familienmöbel,
wie die berühmten riesigen Spiegel, sondern auch schon damals
sehr wertvolle Glasmalereien mit Spiegelhintergrund des
Malers Vincenc Janke aus dem frühem 19. Jahrhundert. Aufmerksamkeit
muss man auch der Ausstellung zur Metallurgie
und Hammerschmiede in der Böhmerwaldregion widmen, die
wesentlich dazu beitrugen, die Geschichte von Železná Ruda
mitzuschreiben.
Im Museumsgebäude befindet sich auch das Informationsbüro
des Nationalparks Šumava und des Naturschutzgebietes. In
den letzten Jahren stieg die Anzahl der Besucher auch durch die
Errichtung des Ausstellungsraums in der ehemaligen Wohnung
des Ausstellungsverwalters. Die Besucher interessieren sich vor
allem für die Exposition von historischen Fotos und Böhmerwaldglas.
Das „Museum des Böhmerwaldes“ in Sušice
Das ehemalige Stadtmuseum in Sušice, eines der ältesten
Museen in Böhmen, wurde schon im Jahre 1880 gegründet und
war somit das erste Museum in Südwestböhmen. Damals gab es
in Böhmen/Tschechien nur 26 Museen. Die nächsten Museen
befanden sich in České Budějovice (1877) und in Pilsen (1878).
Der Gründer des Museums in Sušice war der einheimische
Lehrer Josef Holík, der die Öffentlichkeit schon im November
1879 mit einer Aufforderung in der Zeitung „Posel ze Sušice!“
(Bote aus Sušice) ansprach. Unter dem Motto „Bewahren
Sie die Denkmäler Ihrer Väter“ regte er seine Mitbürger zur
Rettung der Sehenswürdigkeiten in der Region Sušice an. Diese
Aufforderung fand eine positive Resonanz. Schon zu Beginn