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Metaphysik des Higgs-Bosons
Von Jürg Casanova
Kürzlich wurde in den Medien ziemlich
ausführlich über die Inbetriebnahme des
«Grossen Hadronen-Speicherrings» am
Cern in Genf berichtet, dessen Leiter
Rolf Landua sich zu pathetischen Worten
hinreissen liess, die jenen von Neil
Armstrong 1968 auf dem Mond,
wonach sein kleiner Schritt für
die Menschheit ein grosser
sei, durchaus nahekommen.
Rolf Landua sagte nämlich
nichts weiter, als dass für
die Menschheit mit dieser
Riesenmaschine mit
einem Durchmesser
von 27 Kilometern
eine neue Stufe der
Bewusstseinsentwicklung
erreicht
worden sei. Und
den «Grossen
Hadronen-Speicherring»
vermutet
der unbefangene
Leser,
für den die
Physik eher ein
Buch mit sieben
Siegeln ist,
eher in der Metaphysik
längst
entschwundener
Zeiten, irgendwo
zwischen Neandertalern
und Kelten.
Ein Ring, in dem unsere
Vorfahren sämtliche
Schätze der damaligen
Welt horteten,
oder der eine gigantische
Verteidungsanlage war, ähnlich
der Chinesischen Mauer.
Sie ahnen, auch die modernste
aller Wissenschaften ist nicht frei
von metaphysischen Anwandlungen,
weil der Mensch trotz aller Geniestreiche
sein altes dualistisches Denken noch immer
nicht überwunden hat, hier die bösen
Mächte und die Halunken, da das Gute
in Form eines Gottes und wohlwollender
Menschen. Und so blieb es nicht aus,
dass neben
den Vertretern
der offiziellen Wissenschaft, die
mit ihrer Monster-Maschine das Higgs-
Boson finden wollen, mit dem sie unsere
Welt erklären zu können glauben,
weil dieses Teilchen offenbar unsere
Welt im Innersten zusammenhält, sich
auch andere Stimmen meldeten, die das
Ganze als einen Frevel wider die Natur
empfinden und davor warnen, dass die
Menschen mit diesem Protonenkrieg
ein schwarzes Loch produzieren,
das nicht nur das Cern und die
Stadt Genf, sondern unseren
Planeten und damit uns
alle, unser Sonnensystem
und noch ziemlich viele
benachbarte Sterne
einfach verschlingt,
weil ihnen nicht mal
Licht entfliehen
kann. Schwarze
Löcher sind nämlich
sehr gefrässig.
Und vielleicht
waren ja
überall da, wo
es im Universum
schwarze
Löcher gibt,
Zivilisationen
am Werk, die
genauso wie
wir vor sich
hingewurstelt
haben und
sich schliesslich
«kollektiv
auf einer hohen
Bewusstseinsstufe»
ins Nirwana
befördert haben.
Vielleicht sind wir
ja wirklich nur dazu
da – in kosmischen
Dimensionen gedacht
– ein weiteres schwarzes
Loch zu produzieren, damit
sich der Traum von der
Gleichheit aller Menschen (im
Tod) erfüllt, und das reine Forschungsdenken
über das Machtstreben
siegt. Vielleicht aber ist das Higgs-
Boson nur ein «Hicks»-Boson, vielleicht
hat die Erde mit uns nicht nur die viel
beschworene Grippe, sondern auch noch
den Schluckauf.
26 KoBo 04/08