7. Charakteristik einzelner Pilzarten - Die Reichsbewegung
7. Charakteristik einzelner Pilzarten - Die Reichsbewegung
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geflecht in ihren Petrischalen entdeckten: „Ist es nun<br />
mono- oder dikaryot?" Und gab es in der Folge Probleme<br />
bei der Fruchtung, dann war der vermeintliche<br />
Übeltäter allzu schnell dingfest gemacht: Es war halt nur<br />
monokaryotes Mycel, das man verkauft bekommen<br />
oder aus Sporen gezogen hatte.<br />
Tatsächlich ist diese Frage in der Praxis bedeutungslos.<br />
In jahrelanger Arbeit mit Pilzmycel ist weder<br />
mir noch anderen Eperimentatoren jemals monokaryotes<br />
Mycel untergekommen. Und das ist ja auch nur<br />
zu verständlich: hat man seine Sporen in die Petrischale<br />
übertragen, dann besteht so ein Sporenpunkt<br />
aus Tausenden von Sporen, von denen stets entweder<br />
eine ganze Menge oder gar keine keimen. Hat also eine<br />
Keimung stattgefunden, dann sind stets genügend<br />
Pilzfäden da, die miteinander verschmelzen können.<br />
Ähnlich verhält es sich mit der Selektion eines reinen<br />
Mycel-Stammes. <strong>Die</strong>s war tatsächlich eine ganze Zeit<br />
lang geradezu ein Credo in der Pilzzucht, an das auch<br />
heute noch einige Züchter im Westen glauben.<br />
Pilzzüchter, die in großen Anlagen arbeiten und einiges<br />
Geld in diese investiert haben, möchten natürlich<br />
mit Rassen arbeiten, deren Verhalten so genau wie<br />
möglich vorhersagbar ist, und die unter genau definierten<br />
Umweltbedingungen auch zuverlässig ganz<br />
bestimmte Erträge bringen.<br />
Als Hobbyzüchter werden wir die Kontrolle der<br />
Umweltbedingungen und der Nährstoffzusammensetzung<br />
der Substrate sicher nie soweit treiben, wie dies<br />
die großen Anbauer tun - das wäre auch mehr als<br />
unwirtschaftlich. Wir haben es also mit nur in Maßen<br />
kontrollierten Bedingungen zu tun, die deutlich stärker<br />
schwanken, als es im Erwerbsanbau der Fall ist.<br />
Aber der vermeintliche Nachteil verwandelt sich<br />
sogar in einen Vorteil. Eine Petrischale mit aus Sporen<br />
gekeimtem Mycel enthält eine größere Zahl von Sorten<br />
derselben Art. Von diesen Sorten wird sich die durchsetzen,<br />
die am besten mit den Bedingungen zurechtkommt,<br />
wie sie bei dem jeweiligen Pilzzüchter herrschen.<br />
Es findet also ganz automatisch eine höchst<br />
sinnvolle Auswahl statt, ohne daß man allzu viel dafür<br />
tun muß. Würde man die Techniken, die zur Isolierung<br />
einer reinen Rasse in den alten Anleitungen empfohlen<br />
werden, anwenden, dann würde man irgend eine<br />
zufällige Rasse isolieren und weiterzüchten. <strong>Die</strong><br />
Chance, daß sich die für den Experimentator brauchbarste<br />
Rasse durchsetzt, ist damit vertan. Später läßt<br />
sich durchaus sinnvoll Zuchtwahl betreiben: indem<br />
man Pilze mit erwünschten Eigenschaften klont.<br />
Klonen ist bei Pilzen ganz einfach und wird weiter<br />
unten beschrieben.<br />
Beimpfung von Agar-<br />
Nährböden mit Mycel<br />
<strong>Die</strong>s ist die häufigste Form der Übertragung von<br />
Mycel. Vielleicht haben Sie ja Mycel gekauft oder<br />
geschenkt bekommen. Oder Sie haben Mycel aus Sporen<br />
angezogen und möchten es nun weiter vermehren.<br />
Vorbereitung: Desinfektion der Impfkiste, Waschen<br />
und Desinfektion der Hände wie im vorigen<br />
Abschnitt beschrieben. Sterilisierte Petrischalen mit<br />
Agar und eine Mycelkultur auf Agar bereitlegen.<br />
Sterilisation: Man beginnt damit, daß man die<br />
Präpariernadel in der Flamme erhitzt, bis sie rotglühend<br />
ist. Mit der heißen Präpariernadel sticht man<br />
ein- oder zweimal in den Agar der zu beimpfenden<br />
Petrischale. Dabei wird die Nadel abgekühlt, so daß sie<br />
das zu übertragende Mycel nicht verbrennt. Man<br />
achtet natürlich wieder darauf, den Deckel der<br />
Petrischale nur soweit zu öffnen, wie es unbedingt<br />
erforderlich ist.