Newsletter Menschenrechte - Jan Sramek Verlag
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NLMR 1/2011-EGMR<br />
3<br />
Judikatur des EGMR<br />
Beschwerde über letztinstanzliche Entscheidung: kein<br />
erheblicher Nachteil für den Bf.<br />
Ladislav Holub gg. Tschechien, Zulässigkeitsentscheidung vom 14.12.2010, Kammer V, Bsw. Nr. 24.880/05<br />
Leitsatz<br />
Ob dem Bf. ein erheblicher Nachteil entstanden ist, ist<br />
nicht notwendigerweise anhand des dem nationalen<br />
Verfahren zugrunde liegenden Geldbetrags zu beurteilen,<br />
sondern kann auch davon abhängen, ob dem Bf. bei<br />
der Ausübung seines Rechts auf angemessene Teilnahme<br />
am Verfahren ein solcher Nachteil entstanden ist.<br />
Der in Art. 35 Abs. 3 lit. b EMRK verwendete Begriff<br />
»Streitsache« ist nicht mit dem Begriff »Beschwerde«<br />
gleichzusetzen. Da somit nicht die Beschwerde selbst<br />
bereits durch ein nationales Gericht untersucht worden<br />
sein muss, kann der GH auch Beschwerdepunkte<br />
zurückweisen, die innerstaatlich nicht mehr überprüfbare<br />
Handlungen letztinstanzlicher Gerichte betreffen.<br />
Rechtsquellen<br />
Art. 6 Abs. 1, 35 Abs. 3 EMRK<br />
Vom GH zitierte Judikatur<br />
▸ Milatová u.a./CZ v. 21.6.2005<br />
▸ MareŠ/CZ v. 26.10.2006<br />
▸ Vokoun/CZ v. 3.7.2008<br />
▸ Vladimir Petrovic Korolev/CZ v. 1.7.2010 (ZE)<br />
= NL 2010, 207<br />
Schlagworte<br />
Nachteil, erheblicher; Zulässigkeitsvoraussetzung<br />
Sarah Baier<br />
▷<br />
Sachverhalt<br />
Im Februar 1998 schloss der Bf. einen Kaufvertrag mit<br />
dem Ehepaar X ab. Als das Ehepaar nicht den gesamten<br />
Kaufpreis bezahlte, verpflichtete es sich schriftlich<br />
dazu, die ausstehende Summe nach Registrierung des<br />
Vertrags durch das Grundbuchsamt zu entrichten.<br />
Am 12.6.1998 zogen die Parteien den Antrag an das<br />
Grundbuchsamt zurück und schlossen einen neuen<br />
Kaufvertrag über dieselben Güter, der in das Grundbuch<br />
eingetragen wurde. Als das Ehepaar X die anerkannten<br />
Schulden nicht entrichtete, klagte sie der Bf. auf Zahlung<br />
von CZK 700.000,– (ungefähr € 28.540,–). Das Bezirksgericht<br />
Prag-Ost wies die Klage jedoch ab. Es nahm an,<br />
dass sich das Schuldanerkenntnis auf den Vertrag vom<br />
Februar 1998 beziehe, obwohl der Bf. mit seiner auf den<br />
Vertrag vom 12.6.1998 gesetzten Unterschrift bestätigt<br />
habe, den gesamten Kaufpreis erhalten zu haben. Das<br />
Regionalgericht von Prag bestätigte das erstinstanzliche<br />
Urteil. Die Revision des Bf. an das Höchstgericht wurde<br />
für unzulässig erklärt, da sie sich auf Tatsachen- und<br />
nicht auf Rechtsfragen beziehe und deshalb nicht von<br />
entscheidender rechtlicher Relevanz sei.<br />
Am 14.9.2004 erhob der Bf. Verfassungsbeschwerde,<br />
in der er eine Verletzung seines Rechts auf ein faires<br />
Verfahren geltend machte, da die Schlussfolgerungen<br />
der Gerichte den festgestellten Tatsachen und Beweisen<br />
widersprechen würden. Nach Aufforderung durch<br />
das Verfassungsgericht gaben die involvierten Gerichte<br />
zur Beschwerde des Bf. Stellungnahmen ab, die diesem<br />
jedoch nicht übermittelt wurden.<br />
Österreichisches Institut für <strong>Menschenrechte</strong><br />
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