Newsletter Menschenrechte - Jan Sramek Verlag
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NLMR 1/2011-Literatur<br />
Buchanzeigen<br />
Nadja Capus<br />
Strafrecht und Souveränität: Das Erfordernis der<br />
beidseitigen Strafbarkeit in der internationalen<br />
Rechtshilfe in Strafsachen<br />
Stämpfli <strong>Verlag</strong> / Nomos, Bern / Baden-Baden 2010<br />
ISBN 978-3-7272-8764-0 / ISBN 978-3-8329-6211-1, geb.,<br />
570 S., € 100,80<br />
Bereits im 19. Jahrhundert kooperierten die souveränen<br />
Staaten im Bereich der Justiz und boten einander<br />
Rechtshilfe in Strafsachen. Zentrale Voraussetzung<br />
war traditionell die Strafbarkeit des verfolgten Verhaltens<br />
sowohl im um Rechtshilfe ersuchenden als auch<br />
im ersuchten Staat. Aufgrund der fortschreitenden Globalisierung<br />
und der somit auch verstärkten Internationalisierung<br />
der Kriminalität wird diese Voraussetzung<br />
jedoch zunehmend als veraltet und effizienzmindernd<br />
bezeichnet.<br />
Nadja Capus geht in ihrer vorliegenden Habilitationsschrift<br />
der Frage nach, ob das Prinzip der beidseitigen<br />
Strafbarkeit notwendig ist, um das Tätigwerden<br />
von Staatsorganen im Bereich des Strafrechts zu rechtfertigen,<br />
obwohl gemäß der für sie geltenden Rechtsordnung<br />
kein Strafanspruch besteht. Neben internationalen<br />
Rechtsquellen wird zur Konkretisierung der<br />
Ausführungen Schweizer Recht herangezogen.<br />
In den ersten beiden Teilen der dreigeteilten Arbeit<br />
widmet sich die schweizerisch-italienische Autorin<br />
zunächst den für die Beantwortung der Forschungsfrage<br />
notwendigen Grundlagen. Erläutert werden die Begriffe<br />
der Souveränität und der Strafgewalt der Staaten, wobei<br />
der Wandel des Souveräntitätsverständnisses, wie etwa<br />
Reaktionen auf Globalisierungsprozesse durch Einrichtung<br />
von internationalen Gerichten, analysiert wird.<br />
Sodann wird das Wesen der Strafrechtshilfe ergründet.<br />
Capus geht davon aus, dass diese als kooperative Strafrechtspflege<br />
konzipiert ist. Sie unterscheidet zwischen<br />
primärer und sekundärer Rechtshilfe, abhängig davon,<br />
ob der um Hilfe ersuchte Staat das Strafverfahren übernimmt<br />
(primär) oder nur stellvertretenderweise tätig<br />
wird (sekundär). Genauer wird die Rechtsnatur der letztgenannten<br />
Form der Rechtshilfe betrachtet. Am Ende<br />
des zweiten Teils wird der Frage nachgegangen, inwieweit<br />
das materielle Strafrecht eine Legitimation für<br />
rechtshilfeweise erfolgende Zwangsmaßnahmen bieten<br />
kann.<br />
Im dritten Teil des Werks geht Capus auf die aktuelle<br />
Konzeption der Regel der beidseitigen Strafbarkeit<br />
und die Tendenzen zu deren Abschaffung und richterlichen<br />
Durchbrechung ein. In einem weiteren Schritt<br />
wird gezeigt, aus welchen Prinzipien heraus sich die<br />
Regel rechtfertigen lässt. Schließlich erarbeitet sie, wie<br />
die Regel ausgestaltet bzw. angewendet werden muss,<br />
um ihr eine materiellrechtliche Legitimationsfunktion<br />
zu verleihen.<br />
In ihrer besonders schlüssig aufgebauten Arbeit zeigt<br />
Nadja Capus anschaulich, dass die Auflösung des Prinzips<br />
der beidseitigen Strafbarkeit in Bezug auf die internationale<br />
Strafrechtshilfe auch unter den aktuellen Einflüssen<br />
der Globalisierung nicht ohne substantielle<br />
rechtsstaatliche Bedenken erfolgen kann.<br />
Petra Pann<br />
Christine Hohmann-Dennhardt / Peter Masuch /<br />
Mark Villiger (Hrsg.)<br />
Festschrift für Renate Jaeger – Grundrechte und<br />
Solidarität.<br />
Durchsetzung und Verfahren<br />
N. P. Engel <strong>Verlag</strong>, Kehl am Rhein 2011<br />
ISBN 978-3-88357-155-3, geb., 880 S., € 198,–<br />
»Grundrechte und Solidarität« ist eine Festschrift, die<br />
der ehemaligen Richterin am EGMR, seit 2011 Leiterin<br />
der Schlichtungsstelle der (deutschen) Bundesrechtsan-<br />
Österreichisches Institut für <strong>Menschenrechte</strong><br />
© <strong>Jan</strong> <strong>Sramek</strong> <strong>Verlag</strong>