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N u ß b a c h i m B u r z e n l a n d - HOG Nussbach

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wir Sprit verlieren. Unser Entsetzen war gro<strong>ß</strong>, aber auch diesmal halfen uns nette<br />

Rumänen. Sie schoben unser Auto (der Motor war ausgeschaltet) bis zu einem nahe<br />

gelegenen Stützpunkt der patriotischen Garden. Da wir mit einem ausländischen<br />

Auto unterwegs waren deckten sie es ab, stellten eine Wanne für das auslaufende<br />

Benzin darunter und richteten in einer Feldbaracke ein Lager für unsere Kinder<br />

zurecht. Dank des Leiters dieser Gruppe konnten wir über Nacht bleiben. Hier sahen<br />

und hörten wir wie in ganz Turda geschossen wurde. Es drangen unterschiedliche<br />

Nachrichten in das „Lager“, es seien Terroristen in der Stadt, es wurden unschuldige<br />

angeschossen und in der Nähe der „Peco“ Station brannte es. Unsere<br />

Angst und unsere Verzweiflung wuchsen von Stunde zu Stunde und so manches<br />

stille Gebet ging in die Richtung Himmel. Was nun? Ohne Sprit, ohne die Möglichkeit<br />

durch die Stadt zu fahren und, und, und …<br />

Am Morgen versuchten die Arbeiter unter primitiven Bedingungen den Tank zu<br />

schwei<strong>ß</strong>en, auch wenn der Anzeiger nicht mehr funktionierte und wir den Benzinverbrauch<br />

stets berechnen mussten; Wir dankten herzlich für die Unterkunft und die<br />

Hilfe die wir in dieser Nacht vom 23 auf den 24. Dezember erhielten. Es war Heilig<br />

Abend und wir standen vor Turda auf dem Feld, manche Träne floss heimlich, damit<br />

unsere Kinder nichts merkten. Wir beschenkten alle anwesenden Rumänen und<br />

nahmen auch da die Hilfe eines Jungen an; er holte einen Kanister mit Benzin von<br />

irgendwo her und lotste uns auf einem Roller durch die Stadt, wo alles im Ausnahmezustand<br />

war. In dieser Nacht erfuhren wir auch von der Gefangennahme des Ehepaares<br />

Ceauşescu, von den Terroristen die überall im Land ihr Unwesen trieben,<br />

aber auch von der Freude der Menschen.<br />

Am Morgen des 24. Dezember fuhren wir nun in die Richtung Weidenbach. Nun<br />

war es hell, wir sahen überall die Kontrollposten mit Gewehren ausgestattet; die<br />

angeschossenen Lastwagen, sogar einen Wagen des Deutschen Roten Kreuzes, umgesto<strong>ß</strong>en<br />

im Graben und voller Blutspuren.<br />

Obwohl übermüdet, waren wir voller Hoffnung bis zur Christvesper daheim zu<br />

sein. In jeder Ortschaft wurden wir öfter angehalten, freundlich begrü<strong>ß</strong>t und gefragt<br />

wohin wir mit dem ausländischen Auto fahren. Man half uns überall und teilte uns<br />

mit, welche Ortschaften wir nicht durchfahren konnten. Da wir erfuhren, dass wir<br />

von Marienburg nicht weiterfahren konnten, fuhren wir über Perşani in Richtung<br />

Weidenbach. Kaum verlie<strong>ß</strong>en wir Perşani, war die Stra<strong>ß</strong>e mit Lastwagen gesperrt<br />

und eine Gruppe bewaffneter Rumänen hie<strong>ß</strong>en uns aussteigen, setzten uns die Gewehre<br />

an die Brust und sagten, dass wir erschossen werden. Alles ging sehr schnell,<br />

wir durften nicht einmal die Pässe mitnehmen nur schnell aus dem Auto. Ich fand<br />

die Sprache als erste wieder und teilte den Männern mit, dass wir im ganzen Land<br />

freundlich begrü<strong>ß</strong>t wurden, dass uns überall geholfen wurde und nun sollen wir<br />

erschossen werden, ohne vorher kontrolliert oder befragt zu werden. Einer, der sich<br />

als „Hauptmann“ fühlte gab den Befehl uns weiterfahren zu lassen - aber schnell<br />

und übers Feld, denn der Laster müsste die Stra<strong>ß</strong>e sperren. Als wir an diesem Kontrollpunkt<br />

vorbei waren, lie<strong>ß</strong> die Spannung nach und wir weinten alle vier bitterlich,<br />

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