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Landesaktionsplan gegen Rassismus und ethnische Diskriminierung

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1.3. Was ist <strong>Rassismus</strong><br />

Die unterschiedlichen Definitionen von <strong>Rassismus</strong>, die es gibt, sind zahlreich. In der<br />

gängigen Literatur hat sich in den letzten Jahren insbesondere eine etabliert, auf die<br />

hier kurz eingegangen werden soll.<br />

Die beiden Komponenten, die zur Definition von <strong>Rassismus</strong> unabdingbar sind,<br />

heißen Vorurteile <strong>und</strong> Macht. Nur eine bestimmte Kombination dieser beiden<br />

Komponenten führt zu <strong>Rassismus</strong>.<br />

Laut Grada Kilomba 16 bedeutet dabei Vorurteil die Konstruktion einer Differenz in<br />

einem hierarchischen Prozess. So wird eine Norm festgelegt, hier die Weiße Norm<br />

<strong>und</strong> eine Differenz z.B. aufgr<strong>und</strong> der Hautfarbe, der Religion, etc. konstruiert <strong>und</strong> der<br />

Norm untergeordnet, indem das „Andere“ als problematisch, schwierig,<br />

ungewöhnlich, ungebildet, exotisch, usw. definiert ist. Die Möglichkeit eine Norm<br />

festzusetzen <strong>und</strong> von dieser aus in einer hierarchischen Ordnung Differenzen<br />

festzulegen, ist nur durch Macht möglich. Durch politische, ökonomische, soziale<br />

oder historische Macht 17 . Aus diesem Gr<strong>und</strong> kann <strong>und</strong> wird <strong>Rassismus</strong> nur bei<br />

Weißer Vorherrschaft produziert (White Supremacy).<br />

1.4. Was ist institutioneller <strong>Rassismus</strong><br />

Unter institutionellem <strong>Rassismus</strong> lassen sich rassistische Praxen verstehen, die aus<br />

Institutionen hervorgehen. Institutioneller <strong>Rassismus</strong> bewirkt unbewusst (oder<br />

unbewusste) benachteiligende Handlungspraxen <strong>gegen</strong>über People of Color <strong>und</strong><br />

<strong>ethnische</strong>n Minderheiten, aber auch bewusste, wissentliche Ausgrenzungen. Die<br />

Konstruktion <strong>und</strong> Abwertung von Gruppen definiert bestimmte Gruppen als nichtzugehörig,<br />

als normabweichend, als minderwertig. Die Zuschreibungen <strong>und</strong><br />

Wertungen, zielen auf bestimmte Physiognomien oder aber auch auf unmerklich<br />

ausgeprägte äußerliche kulturelle oder religiöse Kennzeichen.<br />

Das Kriterium um Ausgrenzungshandlungen <strong>und</strong> –mechanismen in Gang zu setzen,<br />

ist durch wahrgenommene Zuschreibungen gesteuert, die rassistische Abwertungen<br />

darstellen <strong>und</strong> Minder- <strong>und</strong> Höherwertigkeit gesellschaftlich verankern.<br />

Ihre Ausgrenzung, Benachteiligung oder Herabsetzung ereignet sich in<br />

gesellschaftlich relevanten Einrichtungen wie beispielsweise:<br />

• bei der politischen Beteiligung (Verweigerung des Wahlrechts)<br />

• auf dem Wohnungsmarkt<br />

• im Bildungssystem<br />

• auf dem Arbeitsmarkt<br />

• im Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />

Das bekannteste Beispiel institutionellen <strong>Rassismus</strong> ist im Macpherson-Report<br />

nachzulesen 18 . Beachtenswert an diesem Bericht ist, dass einerseits offen<br />

16 Vgl. Plantation Memories. Episodes of Everyday Racism, Unrast Verlag, Münster 2008<br />

17 Nicht durch individuelle Macht, da es um soziale Prozesse geht.<br />

18 Das Macpherson-Report (1999): THE STEPHEN LAWRENCE INQUIRY. REPORT OF AN INQUIRY BY SIR WILLIAM MACPHERSON OF CLUNY in:<br />

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