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DIE SAMBASCHULEN VON RIO DE JANEIRO ANPASSUNG UND ...

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15<br />

Kaffeelagerarbeiter), die mit einem eigenen bloco14, dem Recreio das Flores,<br />

am Karneval im Bezirk Saúde teilnahm (vgl. Moura 1983: 46f.). Viele ihrer<br />

Mitglieder gehörten der Gruppe von Schwarzen an, die aus Bahia nach Rio<br />

gekommen waren und sich im Bezirk Saúde nahe beim Hafen angesiedelt<br />

hatten. Diese Gruppe sollte bald eine führende Rolle unter den ehemaligen<br />

SklavInnen von Rio de Janeiro spielen.<br />

Ende des 19. Jahrhunderts stellte die Regierung im Zuge eines "Konzepts der<br />

Zivilisation und urbanen Modernität" die sanitäre Frage in den Vordergrund und<br />

ließ die Armenquartiere abreißen. Die BewohnerInnen wurden gewaltsam an die<br />

Peripherie abgesiedelt, ohne daß für geeignete Transportmittel zu den<br />

Arbeitsplätzen im Zentrum gesorgt wurde. Als Ausweg bot sich die Besiedelung<br />

der morros, der Hügel von Rio de Janeiro an, wo nun die ersten favelas, die<br />

Elendsviertel entstanden, für die somit nicht nur ihre BewohnerInnen, sondern<br />

auch die Stadt selbst verantwortlich ist (vgl. Moura 1983: 31ff.).<br />

Der Großteil der BewohnerInnen von Saúde zog nach Cidade Nova, das sich zu<br />

einem der größten ArbeiterInnenviertel Rios entwickelte. Die politischen<br />

Organisationen bildeten aber nicht die primären kollektiven Fixpunkte in dieser<br />

Gemeinschaft. Die Zentren der afrobrasilianischen Religionen, die sich im<br />

Schutze der Bruderschaften neben der von der Kirche geförderten Folklore<br />

entwickeln konnten, und ihre Festorganisationen standen im Mittelpunkt des<br />

Interesses der überwiegend schwarzen Bevölkerung. Jedes Kulthaus des<br />

candomblé15 hatte seinen bloco. Bei den Festen in den Häusern der tias baianas<br />

("baianische Tanten"), die als religiöse Oberhäupter eine zentrale Rolle spielten,<br />

wurden meist eine katholische Messe zelebriert, candomblé praktiziert und<br />

pagode16 gefeiert (vgl. Moura 1983: 63).<br />

Über die Feste im Haus einer der berühmtesten tias, Tia Ciata, erzählte João da<br />

Baiana: "Der Samba war vorher, der candomblé war am selben Tag, aber ein<br />

separates Fest. Der Teil des Rituals fand nach dem Samba statt. Zuerst gab es<br />

den vergnüglichen Teil, dann den religiösen Teil." (João da Baiana in Museu da<br />

imagem e do som 1970: 52). Wir begegnen also dem Samba erstmals im<br />

Umfeld des candomblé. "Als der Musikstil sich am Ende der ersten Dekade<br />

14 Bezeichnung für eine Gruppe von Personen, die von einer Musikgruppe begleitet am Karneval<br />

teilnimmt.<br />

15 afrobrasilianische Religion.<br />

16 informelle Versammlung, bei der populäre Rhythmen gesungen werden, vor allem Samba, mit<br />

Begleitung durch Percussion, Cavaquinho, Gitarre etc. (vgl. Aurélio 1986: 1246).

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