DIE SAMBASCHULEN VON RIO DE JANEIRO ANPASSUNG UND ...

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Isabel Valença, gekleidet mit ihrem Sambaschulkostüm aus dem Vorjahr, in den
Vorraum des Stadttheaters mitnahm, wo jährlich ein Luxuskostümwettbewerb
stattfand, an dem nur Weiße teilnehmen durften, wurde sie auf Wunsch des
anwesenden Gouverneurs des Staates von Guanabara, Carlos Lacerda,
hereingebeten und gewann den 1. Preis. Nun waren auch die Sambaschulen in
den Schoß der Nationalkultur aufgenommen, woran sich die sambistas erst
gewöhnen mußten. Soninha, ehemalige porta-bandeira, berichtete von einem
Erlebnis an ihrem Arbeitsplatz: "Mein Vater erzählte: »Wenn wir gesagt hätten,
daß wir sambistas sind, hätten wir keine Arbeit bekommen«. Bei meiner ersten
Anstellung, am Tag, als der Chef zu mir kam und sagte: »Sie waren schön auf
der Avenida«, fiel ich fast in Ohnmacht, ich sagte mir: »Das war’s, er wird mich
rausschmeißen, weil er herausgefunden hat, daß ich sambista bin«, hahaha."
(E8).
Die Betonung des "visuellen" Karnevals durch die carnavalescos, die neuen
künstlerischen Leiter, hatte nicht nur ästhetische Auswirkungen, sondern auch
politische: um den gewünschten Effekt bei der Präsentation der Sambaschulen
zu erzielen, mußten Massen aufgeboten werden, die nicht aus den
comunidades allein rekrutiert werden konnten. Da die carnavalescos binnen
kurzer Zeit unentbehrlich für die Sambaschulen geworden waren und daher eine
der machtvollsten Positionen besetzten, stellte es für sie kein Problem dar, den
Zutritt für Personen, die nicht aus dem Sambamilieu stammten, sogenannten
sambeiros, zu öffnen. Das gelang umso leichter, da die Sambaschulen ihrerseits
schon längst Kontakte geknüpft hatten und einer Beteiligung von
Mittelschichtangehörigen durchaus positiv gegenüberstanden. "Sambeiros,
then, with their special ideas of the samba, samba schools, and carnival, have
become an important channel through which ressources are directed to
sambistas, their institutions, and their art. […] Sambeiros, as administrators,
organizers, and opportunists are welcomed by most sambistas necessary to
provide the numbers believed to impress the official carnaval judges." (Taylor
1982: 308). Nachdem die herrschende Gesellschaft von Anfang an indirekt über
das Reglement der desfiles in die Sambaschulen eingegriffen hatte, war nun der
Weg für die direkte, personelle Intervention geebnet.